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® efd)id)te
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3 t a M 1 0 m
im üflitteiaüer.
®om fünften ^afrrfjunbert bis jnm fed^ebnten 3aI?r^unbeTt.
®®n
i^erbtnanb ©regorotmrö.
,Stneitcr ®anb.
Stuttgart.
3. 0. G o t t a ’ f <b e r S e r l a g.
1&59.
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2)rr Sinter brljält flc^ ba« 9iccbt brr Urber|r(}iiHfl in frrmbe ©iprac^en »er.
**utt)Ku(frt«i Kr 3. ©. (Sctta'Micn Suc^&antlunq in Stutigan
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^nfjalt bc$ jtuciien Sanbcff.
Drittes find).
Grfted Gapitel.
1. 9fcm »erfaßt. Tie rBmifcbe Äitibe fleigt au« ben Trümmern
be« Staate« auf. S. ©encbictu«, ber ©ater bc« abeitblünbiftben Mi'iicb»
tum«. Stiftung ber äbteien »cn Subiacc unb Monte (Safuto. Tie Mcntbi«
republilen. Saffioboru« wirb M3n$. S. 3.
2. Tie Sangobarben bebraitgen 8fom. ©ontificat ©enebict’« I. ©ela»
gerung 8?om’» unter ©elagiu« II. Tie f’angobarben jerfiBren Monte ©afino,
im 3abr 580. ©rünbung be« erflcn ©enebictinerflofter« in JRom neben bet
üateranifdjeit ©aftlifa. ffiinfübrurtg unb Ausbreitung be« Möncbtum«
in 5Rom. S. 14.
3. ©elagiu« II. forbert $ilfe »on ©pjaitj. Tiberüberfctywcmmung »om
3abr 589, unb bie ©eft »on 590. Tob be« ©apfls ©elagiu«. Sein
Bleubau »on S. ?orenjo »or bem Tot. S. 21.
4. SBabl ®regor’« I. jum ©apfl. Sein bisherige« Sieben. Tie große
fiebenfBrmige ©ejlproceffion. Tie Slegenbe »on ber ©rföcinung be« ©ngci«
über bem ©r abmal ^abrian’S. S. 31.
3toeite8 Gapttel.
1. ©reger t»irb am 3. September 590 orbinirt. Seine erfte ©rebigt.
©ebrängnift unb ©elagetung 9fom’« burtfi bie üangobarben unter Stgilulf
unb Ariulf. S. 38.
2. ©regor’« $>omilie über ben ©erfaö »on 9iom. ©r erlauft bett
Abjug ber fangobarbett »on ber Stabt. S. 45.
3. ^uftanb ber weltliepen ^Regierung Biom’S. Tie (aiferlitficn ©e»
amten.’ ©Böige« Stiöj<$t»eigen über ben rBmiftftcn Senat. S. 51.
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IV
3nbalt be« streiten Saitbe«.
4. ©regor'« Stellung itt 3?qug auf bie Stabt. Seine Sorg« für
ba« Seit. Seine ©enraltung ber itirebengüter. Sie SBefebriing ©nglanb’«.
©regor’8 geftigfeit gegenüber ben anfprüdjcit Bon Spsanj. 58.
5. ©regor fließt mit agilulfu« grieben. Pbota« befteigt ben Srott
#on ©tjjauj, unb wirb Bon ©regor beglürftBÜnfät. Sic pi)cfa«füule auf
bem gorum Bon SKom. S. 67.
Sritte« Gapitel.
1. 6l?aralter be« fc<b«tm Sabrbmtbert«. 3ußflnb be« religiBfen ©emüt«
jener 3(i(' SHeliquienbienfl. Söunbergiaube. ©regor treibt bie ©otben«
(ir<$e auf ber Suburra ber S. Stgatba. @. 75.
2. ©regor'« Sialoge ober Bier ©ütber Bon SBunbergefcbicbten. Sie
gegenbe Bom Äaifer Srajan. 31If,a>1^ be« gorum Srajanum. 85.
3. 3uf*anb ber SBiffettßbaften jur 3e'( ©regor'«. Seine feinbfelige
Stellung jur flaffitcben Siteratur. Snflagen gegen ©regor. @. 90.
4. Slicf in einige ©egenben in unb um 3fom. Sie Campagna, ihre
Patrimonien, unb tyr 9lu«febn in bamaliger 3ot. S. 100.
5. Senfmälcr Bon ©regor. Sie Porträt« feiner gamilie im Älofter
anbrea«, unb bie auf iljn bejüglidjeii SRonumentc. ©rabförift auf
biefen großen Papjl. S. 106.
fBierte« Gapitel.
1. pontificat unb Sob Sabiniaii’« , unb Soitifariu« UI. Sonifaciu« IV.
Sa« pantbeon be« Ülgrippa wirb ber 3ungfrau SJfaria unb allen SWärtirern
gereeibt. @.111.
2. Seu*bebit wirb Papft im 3«br 615- aufftänb« in Sfaoenna unb in
Neapel. Grbbeben unb Susfap in 9tom. Ser ©partb Cleutberiu« rebellirt
in WaBenna. Sonifaciu« V. Papfl. 3bm folgt §onoriu« 1. im Octob«
625. Sa« 97ecpt bie papfhnabl ju betätigen beim (Sparten Bon SflaBenna.
@. 121.
3. $onoriu«’ I. Äirebeubauten. auefcbmücfung be« St. Peter. Sie
oergolbeten Sronjejiegel oem Sempel ber Settus unb SRoma. Sie Capelle
be« @. apoüinari«, unb bie Saftlila be« S. Slbriamt« auf bem gorum.
@. 125.
4. Sie SBunbtirtb« be« S. Sbeoboru« am guß be« palatin. amife
Sfeminifcenjen. ftonoriu« tneibt bie Äinbe ber SS. Quatuor Corormtorum
auf bem GiSliu«, unb @. gucia in Selce. @. 131.
5. Sie Pegenbe Bon ber @. agne«, unb ibre Bon .§onoriu« erneuerte
Äirtfie Bor bem fRom«ttanifi$en Sor. @. 137.
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3nb«lt be« jroetteit Rlanbe«.
V
6. Eit Äirtbf te« 2. Sincenjo unt anaftafio ad nquas Salviae. Eie
Söafilifa be« 2. Sßancratiu» »er btm aurcliftben Ecr wirb »on $onoriu«
neu gebaut. 2. 141.
fünftes Gapitel.
1. Eeb be« $onoriu« I. im 3abr 638. Eer Gbartulariu«
'Uiauriuu« unb bcr Grar<b 3faat plflnbem ben Äircbenfcbab. 2e»crinu«
'flabft. 3o6attneS IV. ^abft. Ea« latcraniftbe SPa()tijlerium, unb feine »ier
Oratorien. 2. 146.
2. Ebeotoru« wirb ^a»ft 642 fRebetlicn te« ÜKauriciu« in 3fem.
Eob bt« Gjrarcbeit 3faaf. ^alaflretoluticnen in SBojanj. Scnflan« II. wirb
fiaifer. Eer Patriarch ftyrrbn« (cntmt nacb SRom; et wirb terflucbt. Eie
•fircben be« ©. Slalcntimi« unb te« 2. (Sufifu«. 2. 152.
3. SOTartinu« I. wirb Sßabft im 3>»br 649. fRütnifcbe 2»itobe
wegen ber SHonotbeicten. Ee« Gjarcben Olpmfiu« anfdjlag auf $iar»
tin’fl Sehen. Ebeeberu« Äafliofja führt ben ifjaf-ft gewaitfam hinweg im
3abr 653. SKartin’« Eeb im ®yil Giigcnm« wirb 9ßa»ft im 3abr 654.
2. 158.
4. ®itatianu« wirb *ßafjft im 3abr 657. Eer Äaifer Gcujtantll. lommt
uatb 3talien. 2ein Gmpfang unb aufentbalt in SRom, i. 3. 663. (Sine
Jtlageftimme über 5Rom. 2. 165.
5. 3ufiflnb ber 2tabt SRom unb ihrer SBienumente. Gcnftan« f>liin-
tert bie ffimftf<b<it}c in 9fcm. 2ein Eeb in Sürafu«. 2. 172.
6ed>«te« Gapitcl.
1. ateotatu« ‘jiabft im 3abr 672. Grneuerung be« Älofier« 2. ®ra«»
mu«. Eenu« 'fkbfi 676. agatbcn 'ftotft 678. Eer Grjbiftbof »on SRa»
»etuta unterwirft fitb bem Primat »on SRcnt. Ea« 6. chtmtitifcbe Gonril
»cm 3abr 680 fteüt bie Crtbebeyie wieber bet. 2. 177.
2. Eie $cft »erbcert SRom im 3abr 680. Scgente »em guten unt
böfen $ef)engel, unb ihre Earftellung in 2. Ißietro ab Sincuia. Ea«
3RcfaifbiIb be« 2. 2ebaftian. Eie Segente tiefe« ^eiligen. 2. 183.
3. Eie l’egenbe »en 2. @eerg. 2cine Äircbe im alten Sklabrum.
2. 187.
4. ?ee II. Wirb $af?ft t. 3. 682. Sobanniciu« »cn SRa»cnna. SSene
bietu« II. Eie SRaUonen ber taiferlitfcen ^rittjen. 3»banne« V. ‘fiapft.
t 3wiefpältige fflabl rtath feinem Eobe. Äonen wirb gewählt. Giern«,
Sperritu«, Sfh'pulu«. 2ergiu* I. flapft. Ecr Cyar<b ^latina femmt nach '
SRom im 3abr 687. 2. 193.
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VI
3ttbalt be« j»eiten ©snbc«.
Siebente# Gabitel.
1. Die Brütet ber DruDaniftfieit Spnobe »erben ton Sergiu« »er*
worfen. Der Spatlwr 3ad>aria« tommt natb 9icm , ben ©abft aufjitbeben.
Die 9ta»eiinaten rüden in 3tom ein. ©erbältttift 9ta»enna’e ju 9tom unb
ju ©bjattj. S. 204.
2. S. betrug. ^ügerjUge nad) 9tom. Da« (Joloffeum. Der Äönig
Ceboatb empfängt bie Daufe in 9tem 689. Die Äönige Sonrab nnb Cffa
nehmen bie Äutte. Sergius ftfimüdt bie Äircben mit Säeibgefcftenten. Da«
©rabmat feo'8 I. im 3nnem be« ©. ©eter. @. 209.
3. 3»bann VI. ©abf! , 701. Der ©jardj Dljeebtyolactu« tommt nach
9tom. Die italienti<ben SDiilijen rüden »or bie Stabt. $erflettung be«
Älejler« garfa in ber Sabina, ©ifntfu« II. »ott ©enesent fällt in bie
Cambagiia ein. 3»battn VII. ©abft, 705. 3ufünian II. befleigt »ieber
ben Droit »ott ©bjanf. @* 216.
4. 3obann VII. baut ba« Oratorium ad Praesepc int ©. ©cter.
Deffen SDtofaiten. Die Segenbe »ont Scbtreifjtucb ter ©eronica. 3»bann VII.
flcöt ba« Älofter »on Subiaco »ieber ber. ©. 221.
5. Sifinniu« »irb ©abft int 3abr 707; Genflantinu« im 3al)r 708.
gurttytbare ©eftrafung 9fa»entta’e. Der ©abft reift ttatb bem Orient. £iin-
ritbtungen in 9fom. Sbaratter ber 9t a»enna ten. S. 227.
6. Btebellion in 8ta»enna. (Srfte Stäbteconf'oberation 3talien’e. ©bi*
libbicu« ©arbane« Äaifer im 3abr 711. Die 9tömer erlenncn ibn ttidjt
an. Der Ducat unb ber Du* »on 9totn. ©ürgetfrieg in 9tom. Der
tfäfarenbalaft. Bnaßaflu« II. Äaifer in ©bjattj 718. Dob (Sonjlantin’e ittt
3afir 715. ©. 233.
tiicrtfB ßurf).
ßrfte# Capitol.
1. ©ontiftcat ©regor’8 II. im 3abr 716. Diberüberföreemmuttg.
Sbaratter unb Dbätigteit ©regor’e. 2eo ber 3f«urier. Der Cultu« ber
$eitigenbitber im Often unb im JBefien. Die bronjene gigur be« ©. ©ctrn«
im ©aücan. S. 243.
2. ?eo 8 öbict gegen ben ©ilberbienfl. ©Sibcrftanb Stern’« unb (Sr*
bebitng einiger italieniftfter ©rooinjett. ©latt auf ©regor’8 i’cbeit. Die
9tümer unb bie l'angobarbnt ergreifen bie Säaffen. Offene SRebetlion gegen
©bjanj. ©erfülle auf 9tom »on Neapel au«. Die ©riefe ©regor’e an ben
Äaifer. ©. 254.
3. Die Haltung Jiutbranb’e. (Sr gewinnt 9ia»entta. • (Srfte Scheidung
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3nbalt be« jweiten ©anbe«.
vn
unb Äeim te« Sircbenftaat«. Koalition jwifcben bem ©abft . ben ©enetianem
nnb ben ©riechen gegen i'iutpranb. 3) et ft eilig rücft oor 9t cm. Gin Ufur«
patcr i» Iu«cien. ©regor II. frirbt im 3«br 731. £>erftellung ber Sbtei
bon ©tonte Cafcne. ®. 264.
4. Gregor III. wirb ^Sabfl im 3«br 731. Cr fcbicft feine aboflolifcben
©riefe nadj ©ojatt?. 9tcmiicbe ©bnobe gegen bie ©ilbetftürmerei. Demon-
fhaticnen in 9tom. Äir^enbauten. ©. SJlatia in äquiro. Sie bamalige
Stalerei nnb ibr ©erbälttiifj jur Cultur. glücbtige bbjaminifcbe Mrtftler.
glücbtige $eiligenbilber. Steflauration ber ©tabtmauem 9tom’«. @. 269.
5. Seo ber 3faurier jiebt vemifcbe Äircbengüter ein. Der faffi ge-
winnt ©allefe. Sr fließt ein ©ünbnifj mit ©boleto unb ©euerem.
?iutpranb rücft in ben Ducat. ©regor III. weitbet fi(b um £>ilfe an Carl
SKarteH. ©eine Einträge. lob Gregor’« III., Carl fKartcU’« uttb ?eo’«
be* 3faurier« im 3abr 741. ©. 276.
3»eite« Capitel.
s
1. 3a4»flr'fl* wirb ©abfl im 3abr 741. Sr tintcrbanbelt mit l'iut«
(sranb. Cr reist ju ibm. 9teue langobarbiftbe ©djenhing an bie Stircbe.
3weite Steife be« Raffte ju i'iutpranb. Der Äönig ftirbt. Dtacbi« folgt
auf bem Iren t?on ©acia. @. 286.
2. ©ietät gegen bie Ditel be« Steicb«. grieblitbe« ©erbältnifj ju
©bjauj. Carl tommt nach 9fem unb wirb ÜDtifneb auf bem ©tonte ©oracte.
Stacbi« wirb äJtöneb in ütfonte Caftno. Sftolfu« folgt 9tacbi«’ auf bem Iron
im 3abr 749. Sncrfennung ber Ufurbation ©ipin’« bn«b ben ©abft.
äaebaria« ftirbt 792. @. 291.
3. 3a<baria«’ ©auten am lateranifeben ©alaft. ©eine ©erfutbe, bie
Cambagna ju colonifiren. Die <lomue cultao. ©euetianifibe ©claeen-
märfte in 9tom. ©. 299.
4. ©tebban II. wirb ©abft im 3abr 752. Sftolfu« erobert Staeenna
unb forbert bie Unterwerfung oon 9tom. Stephan fi«bt £>ülfe bei ©qjanj,
bann bei ^Jifjin. Gr reist über ©uma in’« grantenlanb. Sr falbt ben
ÄBnig 'fjifsiii unb beffen ©ebne im 3abr 754. ©ein ©<bub»ertrag mit
©ibin. Der Ditel: ©atririu« ber Störner. ©. 304.
ö. ©ergcbli<be Umerbanbluttgen mit Slftolf. 9tiidlcbr ©tebban’«.
©ibin 'jiebt na<b 3talien. äftolfu« nimmt ben grieben an. Die erfle
@tbenhing«urfunbe ©ibin« im 3abr 754. Der 2angobarbenIÖnig rücft in
ben Ducat ein. ©elagerung 9tom’« im 3«br 755. ©erwfifiung ber
Cambagna. ©lünberung ber Jtatafomben 9tom’«. ©Treiben ©tebban’«
an bie grauten. Der Stboftel fßetru« febreibt an bie granlenfonige.
@. 315.
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VIII Inhalt be« jweiten Sanbe*.
6. Slßotfu« bebt bif Selagermtg 9tom’« auf. ömtreffen poit bnjan-
tinifipen ©efanbten, unb bcrrn ßnttäufipung. Slflolf unterwirft fiep. Xie
Vipinifipe Scpenfung«nr!unbe. Uebergabe ber geftbentten Stäbte an bie
Siripe. Slfiolfu« fiirbt im 3«br 756. Xer 5D7 önd? 9facbi« greift wieber
na<b ber Svene. Snertennung be« Xefiberiu« ai* fangobarbentbnig. Ste-
phan’* II. Job im 3abr 757. S. 325.
fDrittcä Gapitel.
1. ^ßaulu« I. befieigt ben Stul ^Jctri im SJtai 757. Schreiben beT
ferner an ’füptn. grranbliipe Schiebungen be« fapß« ?u biefem Wenige.
Xefiberiu« .beftraft bie rebetlifcpen 4>er)i?gc pon Spoleto mib Seneoent. Sr
femntt nach SRont. $olitif<pe« Verfahren 'fßaut'e. Verbättniß be« 'ftepft®
unb 9fcm’« ju Vo?an}. grieben mit Xefiberiu«. S. 334.
2. Sauten Stephan’« II. unb $aul’« I. in 3icm. Xer Vatican unb
St. ifeter. Xer erfte ©lodenturm in 3fom. Xie Öopelle ber S. Petronilla.
Serfepung ber ^eiligen au« ben itatatemben nach ber Stabt, ö'riintung
be« Slofter« S. SilPeftro in Sapite. S. 344.
3. 'paulu« I. ftirbt im 3uni 767. Ufurpation bc« Xup Xoto unb
feiner Srüber. Xer fßfeubopapfi Gonftantin. (Segenrcpolution in 3fcm.
Sbriftepboru« unb Sergiu« überrumpeln fKom mit langebarbifcber $ülfe.
Xie i'angobarben (epen ^bitippu« im i'ateran ein. Stephan III. wirb
Vapft. S. 350.
4 Slnarcpie unb Xcrrori«mu« in 9icm. Strafgericht über bie Ufur-
patoren. Xer Äünig 'pipin ftirbt im 3abv 768. Xa« tateranifepe Scncil
tont 3abr 76!). 'firoeeß unb Verurteilung be« falfcbctt 8fJatfte Gonftantin.
Xie Sonobalbefcpliiffe. S. 360.
Vierte« Gapitel.
1. Ginftuß unb SDtaept be« Gbrifiopboru« unb Sergiu« in 9tom.
Koalition ?wifcpen Stephan III. unb Xefiberiu« ju ihrem Vcrberben. Xer
ijangobarbettfenig rüdt Per bie Stabt. Stur? jener Vfünner, nttb Sipiilb
be* Vapß® an ibrem tragifepen ffinbe. S. 367.
2. Vtoject einer Xoppelbeirat jwifepen ben lifnigtiipen gantilien Pon
Varia unb «om grantenlanb. JBiberfebliipfeit SRaoenna’« gegen 9tom.
Söeubitng ber 8ßoliti( am $ef ber grauten. Xob Stepban’« III. im 3abr 772.
S. 374.
3. .fiabriauu« I. befieigt ben Stul Vori. Stur? ber langobarbifipen
Partei in 3fom. gemblicpe« Vorfipreiten be« ÄSnig« Xefiberiu«. SJJvoceß
unb Stur? be« Vaul Sfiarta. Xer Stabtpräfect. Xefiberiu« oerwüßet
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3»lxilt be« weiten Baitbe«.
IX
teil rotnifc^ru Ducat. $abrian rüftet tic Bevteibigung. Bücfjug ber
l'angcbarben. 0. 381.
4. Carl’« £eere«}ug nad> 3talien. Belagerung Ba0’a’*- Sari feiert
bas Oftevfeft in Bern. Betätigung ber 'fiibiiiiitben Scbenlung. Der gaü
Basia’s unb be* bangobarbenreicb« im 3abv 774. £. 390.
5. Berbältniffe Sen Spoleto. Snfprficbe ber Sircbe auf luäcicn, auf
bie Sabina. SSiberfpenftigfeit ber Grjbifcböfe son Basenna. Snfprficbe
(iarl’e auf bie Eberbobeit unb bas BefiätigungSrecbt jener (Srjbiftbcfe. Der
Batriciat bcs S. Betru«. Beweis, baß ber Bopfi $err ber öffentlichen
©ebäube Basenna’« war, aber fonft ben obevberrlicben Befehlen Carl ’s
geige leiftete. Sclasenbanbel ber Benetianer unb ber (Griechen. ©. 399.
6. 311f,anbe seit Benesent. Der $erjog Brtcbis. '}}äbfili<ber .Krieg
um lerracina. Carl’S jweite Slmrcfenbeit in Bom. Sein britter Stufent-
halt bafelbft. 3ui1 gegen Benesent unb griebensfeblujj. 'Jieue Scbenfung
Carl’« au bie Sircbe. xHricbi« unterbaubeit mit Bsjanj. Die bertigen
Cerbältniffe, unb bie Beilegung be« Bilberjtreits. Bad? äridji« Dobe wirb
Örimcalb .iperjog sen Benesent. S. 411.
günfte« Gapitef.
1. fluftänte Wom’e. liberiiberftbwcmmung im 3abr 791. $abrian
ftellt bie Stabtmauem söllig ber. Sr refiaurirt bie Ülgua Drajana, bie
Glaubia, 3cbia unb Stqua Sirge. @. 421.
2. §abrian’8 Sorge um bie tfultur ber Gampagita. Berbältniffe ber
Colonen unb ©clasen. Die DemuSculte $abrian’S. Die Insula sacra.
Die Golonie Gapracorum unb ihre eSVefctjicbtc. S. 428. .
3. $>abrian’S Sorge um bie Äircbeu Bom’«. Der saticanifcbc Borj
ticuS. Bauten unb Scbmucf im S. Beter ; im Sateran; in @. Baul. Die
Äunfttbätigfeit in Bom. ©. 437.
4. Die Äircbe S. Giovanni avanti Porta Latina. Die Bafilifa ber
S. Mario in Coemodin. Die Schola Graeca. Der 3Ronte Deftaccio. S.444.
5. 3ußallk ber BJiffenfcbaften }ur 3cit ^abriau’S. Unwiffenbeit ber
Börner, Gultur ber fangobarben. Sbalberga. Baul DiaconuS. Spulen
in Born. Die geiftlicbe Söiufit. Berfcbwittben ber i^oefie. Die epigram»
matifebe Dichtung. Bum ber lateinifcben Sprache. Grfte Anfänge ber neu»
römifebeu Sprache. ©. 4fil.
Sechste« Gapitel.
1. innere 3uftänbe Bom’« unb ber Börner. Die brei Älaffen be«
römifeben Bol!«. SKilitärifcbe Organifation ber Bürger. Der ©ycrcitu«
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X
3ubalt ree jmeiten Raubes.
tKcmanuf. Tao gnftem bev Tcfeolcn. glfoemeinheit bea .flunftmejena.
Tic gtfccleii ber firembcn: bcigaifcfcn, ftranten, banflebarben imb griffen ,
bev ©riee&cn unb brr 3uben in SRom. <S. 461.
2. (£milbermaltunfl bet Stabt Sftom. liefet » gyiftcn^ bee Senats,
Ter Xitel Cvciiful. ffeftctlte 3ubice8 bco Cratcben. I'ätftliebc SetmaltunaS-
beamte. Tie Cbtimaten imb ilire gteamtenbietarebif. gtäbtifebe 2Wafli(brale.
©eriebtsmefen , bet Slabtbtäfect. Tie Beamten be8 päpftlitbcn fftalatium8.
Tie 7 'l'alaftininiftet, unb anbete ftauScffieianten. S. 474.
3. äktbältniffe bet Orflanifation in anberen Stabten. Teten Beamte.
Tic TuceS . Ttibuni . gomiteS. Tct TncatuS 9iomami8 unb feine ©renacn.
3Temifd) Tu8cien. gampanien. Sabina unb Umbria. g. 490,
Siebentel Cap i t cl.
1. $abriait ftirbt am Gnbc bc8 3abrc8 795. b'co III: wirb glabfl.
Seine ©cfanbtfcbnft an Sari, unb beffen gletttaa mit ber Aittbc. Sieben
timn ber Sninfrole bet gtbliiffcl Pein (Stab glctri , unb be8 glannetS ton
9Jem. gatl’8 cbetfte SHkttctactralt in 3iom alft HjatriciuS. g. 503.
2. TarflcHuna bet .fratmenie amijcbni bet acifUitben unb melUicben
(gemalt butdi bic remifdye jt Hilft. Tie SDiefaifcn in bet flirebe bet g. gu-
fanna. Tag berühmte a)7ufl» im Ttülinium Veo’6 111. g. 513.
3. geinbjelifle gtetluiifl ber jicyotcn ffabrian’Q gu Üco III. Set»
irffflmnnm bet remiftben 21 viftotraten nnb Attentat acaen baä geben geo’8.
(geine glmbt nad) Syclctc. Seine 9icife nach Teutfcblanb unb .gufannnen«
tiinft mit gatl. g. 522.
4. Tuntle Auftänbc in ber gtabt 9icm. ällcuin’8 9?at in gettefj
be8 ä>etfabren8 ton Satt mit ben aufftäitbiftbcn ERcmctn. l?eo’8 SKücttebr
nadj iRem. *43rocefi flcflen bic äiiflcllaflten. S. 531.
5. garl’8 flua natb iHoni. geneil ober Parlament in bet S. Cetera-
tirebc. ©cricbt amijtben ben 9ibmctn imb bern ißabfi. Tet ateinifliingSeib
geo’e. Tie Stneuennu bc8 mcflticbcn 9teid)8 a!8 bc8 cbrifilübcn 3mberinmg,
unb bie ftvilnung gatl8 bc8 ©reffen ginn ftaifet am SGBeit;itaeptgfcft beb
3abte8 800. ©. 536.
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©efd)id)te
o b t 91 o m.
3toeiter 33anb.
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drittes ßud).
55om beginn ber Regierung ber (Syar^cn bis auf bett
2lufang bce achten ©äculums.
Wrtqf tc#iul, WtWAtt t« Statt 9itm II.
1
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I
Grjitc* Gupitcl.
1. 9tcm verfällt. Tie rfntifdjc ftirdje (ieigt au« freu Trümmern b«5
Staate« auf. '-Bcnrbictu* , brr SSatrr be* abeublänbifdgit SCRiSnditum*.
Stiftung ber Slbtrien »cn Subiacc unb SHeutc Gaftno. Tie ffliöntb««
rebublitcn. Gaffioboru* wirb 3Ji öndf>.
2Bir haben $ur 3e>* Slfcoborid^’ö unb feinet Nachfolger
bie (Erinnerungen toie bic ^nftitutionen be« römifdjen 2Utcr;
tum« itt ber Stabt nodj burebau« lebenbig gefehlt, unb jutn
lefstenmal waren un« mehre ber berübmteften EDtonuinente
noch im öffentlichen ©ebraucb fic^tbar gewefen. 2lber mit
bem Gilbe be« gotlfifchen 9teicb« beginnt auch ber eigentliche
Verfall unb Nuin oon Stein. Ge finfen bic Senfmäler unb
felbft bie gefchichtlicben (Erinnerungen ber 2llten nach unb
nach in Sergeffenheit, nttb nur manchmal latst ber 3ufflU
Name ober ©eftalt eine« antifen Öebäube« toieber emportau=
<hen. X>ie Sempel jcrfallcn. Sic tßrachtfora ber Äaifer
unb jene« be« römifdjen Solfe« ergrauen fagenhaft, bie
Sweater unb ber Girat« üJtajritnu«, 100 bie 9Bagenfpicle, bic
liebfte unb leiste Grgöfcung ber Nörncr, nicht mehr gefeiert
werben, füllen fich mit Skhutt unb ©ra«. Sa« 2lmphitbeater
be« Situ« fteht al« ber feftefte Sau ber faiferlichen Sergan*
genheit unerfebüttert , aber feiner 3i«tben beraubt ; bie großen
Sbermen, oon feiner SBafferlcitung mehr oerforgt unb nicht
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4 Tritte* Grßrt (Solltet.
i
jum SBab mehr bienenb, gleichen in ber Söilbnijf berfallcncn
Stabten , welche brr Gpheu ju umfpinnen beginnt. $ic foft=
bare ÜDfarmorbefleibung ihrer Söätibe ftürjt herunter, ober
mirb oom Sebiirfniji abgeriffen, unb bie mufibifchen gufr
böben lofen fidf lue unb ba, ober »erben burch bag loudjernbe
Unfraut gewaltfam getrennt. 5Roch ftctjn in ihren fdhönen
©emächern SBabefeffel boit gellem ober buntlem Stein, unb
prächtige Sßanncn bon fßorphh1 ober bon gelbem Orientalin
fdbem Hlabafter ; bie fßrieftcr 3iom’s holen biefe »ie jene nach
unb nach, in ben Sanctuarien ihrer Äirchen als 5Bifchofg=
ftiile ju bienen, unb in ber Gonfeffion bie ©ebeine irgenb
eineg ^eiligen aufjunehmen, ober in ber JaufcapcUe alg
Werfen berwanbt ju »erben. 3fber ihrer manche, unb biete Sta=
tuen bleiben bcrlaftcn flehn , big fic bag einftärjenbe ©cmäuer
erfdblägt, unb big ber Schutt fie für ^ahrhunberte begräbt.
®ie böDige SBerlaffenbeit gerabc ber einft belebteften Fracht;
anfialten ber öffentlichen gefte bon SRom but etma-i graue»
boDeg; ihre fein gemalten fallen nnb fchattigen ©allerien,
»eiche allmälig »afferburchfieferten gelggrotten ähnlich »ur=
ben, betrat ber (rnfel beg alten Stom nun mit gefpenftifcher
furcht, unb ber SDieb unb SDlörber, ober ber galfchntünjer,
ber Sectirer »ie ber Ulefromant fdhlug in ihnen halb feine
S<hlupf»infel auf.
SRom’g Sfcröbung in ber erften 3«it feer bpjantinifchen
$errfd)aft, alg bag 33olf , bon junger unb fßeft gegeißelt
unb in beftänbiger Slngft bor ben Sangobarben, fchattenhaft
in ber auggeftorbeitcn Stabt ber Gäfaren fid; berlor, ju fchil=
bern, mag bie erregte ^S^antafie fich gern bemühn, boeb ftetg
»irb ihr bie Äraft berfagen, ein fo jweifelhafteg 9ta<htgemälbe
ju etit»erfcn. Ueberbieg berpuppte fich 3tom unb berflöfterte
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Sem wrfuth.
fic^ feltfom , unb wd^renb biefer bujantinifdion 3<*^unberte
tjört man im Schweigen bet- ©cfcbichte nur baö gaHen von
Ruinen , bae raftlofe ©auen von .Üircbeii unb fllöftern, b a$
gingen bon ©ufjproceffionen vertiefter ober geängftigter 3)ien=
fchen, unb bie monotonen Litaneien bon jabllofen Slönchen
unb Tonnen , ober bon germanifchen pilgern. Aber bas bür--
gerlid;e ©olf ber Scmer, gän}lich berfommen, jebes politi-
fc^cn .'panbelnö, jebeö jJreiheitSgefühlä beraubt, arm unb
bettelhaft, ein Haufe bon Suinen, fcheint in ben Krümmern
be* Altertums einen Schlaf bon 3a$r$unberten ju fchlafen,
ähnlich ben Sd;läfern bon Gp^efuä, bis es im achten ,jahv=
hunbert bon ber Stimme beS fßapfts ertoeeft wirb, ber wäh=
renb biefer 3eit, allein loadifatu unb tljätig , baS ©ebäube
ber römifdjeu Hierarchie gebaut l;at. 3hr aümäligeS sBad)S=
tum unb (rinporfteigen aus ben Krümmern beö alten Staats
unb anfd;eittenb unter ben fchmierigfteii ©crhältnifjcn erregt
mit ®ruitb bas Grftaunen ber Sadfmelt, iubem es lehrt,
was buvdb fpftematifcheS Organifiren in ber Sielt erreicht
werben fantt. Dies ju berfolgen aber ift bie Aufgabe beS
©efcljichtfcbreiberS ber ftirdie, nicht beS Annaliften ber Stabt
Som, unb Wir begnügen un$ baber nur ben ©ang biefer
Dinge im Allgemeinen anjubeuten. Die Gpodje beS politi=
fehen Som würbe mit bem Stur} jener Wölben bcfchloffen,
welche eine Söeile wie bie alte Gultur, fo ben alten tvabi-
tionellen Staat ber Sömer aufrecht hielten. 9Rit ihrem Gttbe
ftiirjte eigentlich aud; bas römifdie Altertum völlig, unb iu-
bent wir nun bie ©efchichte ber Stabt fortfefcen, erfeittten
wir, bafj wir in bie ©eriobe beö fachlichen ober päpftlidjen
Som eingetreten fittb. Alle SebenSfraft , bie noch beit
Sömern geblieben war, warb auöfchliefjlich in ben Dien ft ber
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XnttcO 'i'iid). Srftf$ (Sapittt.
f»
Äirdn*, ber Grbin tHom’d, bin Übergele it et , wäljrenb bie poIi=
tifchen Triebe abftavben. Sleufjerlid) unter Sfpjanj gefncdjtet,
joo ber römifdw ober beibnifcbc Staat mit allen beepo--
tifchen Wrunbf eiben allein fortlebte, warb bad unbeilige 9tom
ber Sitten min in bie heilige Stabt ber Kirche oerwanbelt.
Tud Ginbringen ber Sangobarbeti brof)tc ibr ben Untergang,
aber biente fddicf-lich 31t ihrem Siege. $enn biefe Gröberer
fdjwädjten bie ©ewalt ber Wriedjeit, welche fic jerfplitterten,
belebten ben Weift ber 91ömer, welche fie aud ber 2Cpatt>ie
jur bewaffneten Selbftoerteibignng aufriefen, unb eitblich
fonnte bie Kirche, oöllig organifirt unb pon Italienern wie
»on Wermanen gefdjübt, in einen bogtnatifdjen Kampf mit
'Äijanj fid) cinlaffeu , ber jur politifcbcn 9tePolution warb,
unb and Welchem fie nid)t allein triuntfirenb, fonberit als
eine reiche, weltliche SJfacht unb Gigentttmerin 91om’d beroor--
gittg. $)ad Slefultat bed erfteit Kampf« ber Kirche mit bem
Staat ober mit ber römifdp-bpjaiitiuifdjeu Slbfolutic War, baß
biefe Pon Guropa audgejiofjen , baff bie Freiheit ber Kirche
pon fRom prodamirt unb ber abeublänbifcfw Staat neben ihr
ald ein feubaled, cbriftlicbed Imperium gefchaffen warb.
Glitten aud bem Sdmtt , worin nun bad Stcid) unb bie
Stabt ber fRöntcr gefallen waren, erhebt fich juerft por
nnfent Singen bie einfame, fcbwermutöpolle unb ratfelbafte
Weftalt eitted SWanncd, welcher ber GbaraFter jener Gpochc
war. Sein Sehen unb SBirfen eröffnet bie ^a^rbunberte,
bie wir jeist ju befchreiben haben. Sienebidud war in bem
Ort Slurfia , in Umbrien, um bad $ahr 480 geboren. 2Ud
Knabe pou Pierjehn fahren, fo erzählt man, fam er nach
■Rom um fid) bafelbft in ben SUiffenfchaften auöjubilben , unb
man jcigt uod) heute im Jradteoere iit ber fleiucn Kirdie
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©cnettctus unb feine Älcfin.
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Sun '-öenebetto in 'PiScinnla bic Stelle, wo bas feinem be=
güterten itater GuprobuS Angehörige £mus foll geftanben
haben. Jer Jüngling mürbe inbejj »on einer tiefen unb
unmibcrfteblicben Steigung jum befdraulicben Sebcn halb er--
griffen. Gr beflieg feine römtfdku Stubien, unb entwich
ber SBelt in bie fabinifeben Ginfamfeiten »on Sublacus ober
Sublaqueo, bem heutigen Subiaco, too ber „immer falte"
Sfnio eins ber entjücfenbften Jäter gtalien’S burebraufebt.
Jort warf er ficb mitten in ber f ebenen SBübnig majeftäti-
feber iöerge in eilte tpöle, unb in ijr^ierfelle ficb büUenb lebte
er bi«r, »on einem frommen 2lnad)oreteu Stomanus mit Moft
berforgt. Seine »erjiitften SJtebitationen unterbrachen feboeb,
wie jene beä Sanct .vMerottbmuö in ber ffiüfte, bie Kolben
Jruggcftalten ber grauen Storni, bis ber junge ©encbict
furj entfcbloffen feine gelle abtoarf, unb ficb naeft unter
Steffeln unb Vipern mäljte, bic oerfübrerifdien P;antafien
»on feiner Seele für immer ju »erfebeueben. Jer Stuf feiner
.Öeiligfeit tourbe laut. Gs ftrömten ihm gleicbgefinnte 213-
feten ju, unb halb tonnte er in ber Ginfamfeit »on Sub-=
lacuS jtoölf Ml öfter errichten , benen er je jWölf Sliönribe unter
»affenber '-Uorfdjrift ju fBeWobnem gab. £uer nun lebte er
»iele gafire, bureb feine fromme Scbwefter Scbolaftifa er=
muntert unb getröftet, unb mit ber geftfteliung feiner 3te=
gel befebaftigt, mäbrenb ihn ber '-Beifall Stont’s in feinem
SBerf unterftübte. G8 tarnen felbft angefebenc ^atricier aus
ber Stabt ihm ihre Minber jur Grjiebung ju übergeben, unb
ber Senator GguitiuS führte ihm feinen Sofm SKauruS, ber
'JJatricier JertuUuS feinen Sohn IßlacibuS ju, in welchen
beiben Zöglingen 23enebict ficb feine gröficften 2lpoftel für
©ftUieit unb für Sicilien erjog.
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®rittc« t'urf). CSrftes Sapitel.
©ein allgemeiner Stuhm erregte jeboch ben 'Jieib geiviffer
©riefter von ©aria ober ©icovaro, unter irrten beS glorcn-
tius, unb biefe 'Dienfcften verfdjtporen fitf) , ben heiligen ju
vertreiben, fein hauptllofter aber ganj ju fprengen. Sie
wählten ju biefem ein fdmcll wirfenbes iDlittcl. 3)enn
eines £agS ließen fie fieben fd;öne unb naefte 9)täbchen gegen
baS Jt (öfter IoS, unb inbem biefe Äiitber ber §reube vor ben
3ellen tanjten, fangen unb locfeitbe ©eberben machten, ent=
fprangen einige von ben fc^macbtenben ©rübern ihrem ©e=
lübbe unb ihrer Älofterhaft. Sand ©enebiduS, von 3orn
unb Sdwm erfüllt, befebloß herauf baS entweihte Subiaco
ju verlaßen, unb er toanberte, von brei jungen Staben be=
gleitet, von jwei Gugeln aber über ben ißeg unterrichtet,
feufjenb auf ben ©erg beS Gaftrum Gaffinum, einen Ort,
ber auf ber lateinifdjen Straße jwölf bis breijefjn beutfdhe
ülieilen oberwärts von Steapel, in ber fonnigeit, vom SiriS
burdjftrömten öebirgSfanbfcbaft liegt, (fr fattb auf biefem
©erg noch Reiben. So wenig hatten bie ftrengen Gbicte ber
lebten Jtaifer Siom’S bas Reiben tum völlig auSjulöfcheu ver=
rnocht , baß fidh felbft noch Iheoborich gezwungen fab, ein
(fbid gegen bie Slnhänger ber 3bole ju erlaffen. SDie ©e=
wofmer beS Gaftrum Gaffinum opferten breift in ihrem 0ötter=
hain von fiorbcem unb SJiirten ber ©enuS, unb fie beteten
in einem toolerhaltenen (Dempel ben 2lpo((o an. Sticht fo
halb mar ©cnebid bort angelangt, ars er bie 2lltäre um=
ftürjte unb, burch bie ©efeße beS StcichS gcfdmöt, felbft ben
SlpoDotempel niebertverfen ließ. 21 uS feinen Krümmern aber
errichtete er, ohne furcht vor beut (Dämon, ber auf einem
Stein ober einer Säule fijjetib ben ©au ju lunbern fudhte,
ein Älefter. Obtool nur Golonie jenes von Subiaco, würbe
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@. ©enetictu« mit feine ÄliJfler.
9
bie neue Stiftung non ßaffinum, beute bie Slbtei -Diente ßafino,
im Sauf ber 3«t für alle anbeten Senebictinerflöfter bie ebr=
mürbige SDietropoliS, unb burdb ba« Tange unb ftnftre 3)iittel=
alter bat fa <xl$ ein einfamer Scucbttunn ber 'löiffenfcbaft
rubmooll geglanzt. 1
$ort mar c« auch, mo ber $elb Uotila ben ^eiligen
befuc^tc, ben er »ergeben« in einer SUerfleibung 3U täufcben
hoffte, unb mo er au« feinem ÜJiunbe bie ißropbejeiung feiner
Scbiifale »ernabnt , unb bort gab enblid; Söencbictu« jene
2Bei«fagungen über bie 3erftiJrung 9iom’« burcb bie (Elemente,
melcbe fpätere S^riftfteHer anjufübren pflegen, um bie ©otben
üon abgefcbmacften 99efdjulbigungen ju befreien, iöenebict
ftarb bafelbft, mie man glaubt, im ^al;r 544, furje 3eü
ita<b bem Jobe feiner treuen Scbmefter. 2 ®ie fromme Sage
erjäblt, bafj S. 9Jlauru«, ju berfelben Stunbe in ©allien ficb
befinbenb, plößlid; ju einer Jßifion cntriicft mürbe unb ben
£ob feine« ÜJlcifter« erfannte. (fr fab »on Söenebict’« 3eUe
einen ißfab gerabe«meg« in ben ÜDlorgenbintmel fortlaufen.
1 Den Suigi Tcfli icprtfb bie jüngst @eft6id>te feine« terii(>mteit
Slefter«: Storin delln Bad in di Monte Casino (Napoli 1842 , 3 vol.);
fte ift burA Tccuniente wiAtig. 2. 77 gibt er bie pomphafte 2 Ae»’
tung bt« Xertullu« an ©enebict, »oit 7000 eciawn in <2ici(ieit , nebft
SDieffina unb ©anormu«! 2ie pel't an: Tertullus Dei gratia invic-
tissimae Reginas Coeli Terraeque civitatis Romanae Patricius, Dicta-
toribus, Magistratib., Senatorib., Consulib. , Proconsulib. , Prae-
t'ectis, Tribunis, Centurionibus jc. Tie llnte rfeprift reAnet naA Clpni*
piabeit! To^i befenm jeboA, baß bie« ©eigatnent bie Cbaraftere be« saec. X
habe, unb ba« ©rroiiegimn be* ©apfl« BaAaria«, worin tiefe 2A«ntung
befiatigt wirb, eriflirt nur in (fopien feit bem saec. XI. 2icitien , wohin
©enebict ben 2. ©lacibu« ai* äRiffionör fanbte, iß ba« ©arabie« ber ©e*
nebictiner, unb ba« erbiAtete Tocument febit niAt in ber Sicilia Sacra
be« ©irre (p. 1155).
J Ta« 3abr beim Tofti I. p. 17.
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10
Xrittoe 4'u*. CSrfit* l£a(?itfl.
welcher mit Teppichen bebedt uttb oon jabllofen Rampen er-
bellt mar. 1 35aS merftoürbige £eben biefeS Katers beS abenb*
länbifcben SWöndjtumS hat bie Segenbe überhaupt mit £id:=
tungett gejiert, welche Dialer beS 3Jt ittelaltere in jahllofen
Arresten in bcr oberen §elfenfir<he ju Subiaco barftellten.
Sie jeicbncn fid; oor anberen Sagen burdj Slnmut unb Sauber*
feit ber ißhantafie aus, unb Poit ber öreUbeit ber 2>iärtirer=
gefcbicbtett, wie Pom Unfinn fpäterer hegenben frei, finb fie
bas befte |>eiligencpoS beö ÜHöncbtumS ju nennen. Schon
bcr "fJapft Öregor, Öenebict’e jüngerer ^eitgcnoffe , toibmete
ben Üüunbergcfdbichten beö heiligen baö jroeite '-Buch feiner
Dialoge, unb mehr ale jtoei ^abrhunberte fpäter fübnte ber
heimatlos getoorbne l'angoharbe Söarnefrieb ober '}>aul 2>ia=
conuS, als Dlönd) pon sDlottte ßafino, fein SJolf , welches
bieS Älofter einft jerftört hatte, tu ich fromme unb funftoolle
®iftidjen, in betten er bie Achtnber beS S. 'ilenebiefue pries.
3n einer 3e*t, U’O ft<h bie ftaatlid;e Drbnung beS 9iei<hS
Pötlig auflöste, bie bürgerliche öcfellfcbaft in krümmer ging,
unb too bie Dtenfdtheit besbalb einem inftinctartigen Drange
in bie ßinfamfeit folgte, hatte fid; ber aufserorbentlidie ihantt
erhoben unb juttt ©efepgeber in biefer Sphäre beS ©emfiteö
aufgeworfen. 'Wahrenb bie SDtßndje im 3lbenblanb bisher nach
ber Siegel beS ©riechen StofiliuS ober beS ßquitiuö aus ber
Valeria, beS .jjonoratuS Pott Junbi unb beS .öegefippuS Pont
(Saftell Sucullanum in Neapel, ober nad) anberen Orbnungen
juttt Jeil in 3«d;tlofigfeit unb berumfehtpeifenb gelebt hatten.
1 ÜRcntfaucru gibt in feinem Diarium Ital. p. 323 au« einem Cos in.
Cod. eem snec. XI Slbbilbungen bcr 6*eftalt SJenePict'ö unb bev alten Tracht
bet ©enebictmer; unb fe Jcfii ;c I. p. 100 «q., Ire man auch bie Siegel
©enebict'* nad> bem üommentat be« 'Pani Tiaconu« finbet.
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c?. ^fiirtictii* unb feine Jtlefter.
11
trat er mit einer fyeiifamen national römifeben Reform auf,
unb gab bem 9Jtönch«tum eine fefte unb bleibenbe ©eftalt.
ffienn man bie« ,)nftitut nach ber heutigen ©efeüfcbaftsprari«
abmifjt, fann man einem 3J?anne toie ©enebictu« nidit gerecht
werben, aber fafit man e« au« ben Sfebürfttiffen feiner 3e*t
auf, fo gehört er ju ben ibealften unb gröjteften Grfdjeinungen
be« frühen 3J?ittelalter« , beffeu ißtttbagora« er war. Reiben
©efehgebertt fchwebte ein fociale« 3beal Por; boeb jene« be«
großen ©riechen hatte weite unb humane 3)imenfionen, inbem
e« fich in einem Örubcrbunbc ebler unb ftarfer, freier unb
pbilofophifdwr 3Menf«hen realifiren folite, welche jugleidi alle
Rechte unb pflichten be« l'eben« in fyamilie, ©efellfchaft unb
Staat fchön unb tfwtig $u erfüllen hatten. $ie einfeitige
'D{öncb«republif söenebict’« fiatte bagegen bie fleinften focialeit
©renjen, unb er tonnte fie be«balb auf ßoften ber ©efell--
fchaft oerwirf liehen, währenb bie fociale Stcpublif eine« Platon
unb ißlotin nie jur 3lu«fübruug tarn. 3nbem er jene <hrift=
liehen $been ber Slerlaugnung bc« Staat« in feine ©efeße
aufnahm, unb bie (fbe oermarf, fchuf er nur einen $lruber=
buitb Pon 31nadwreten, unb biefe ©enoffenfehaften waren fleht
au3ubl, infelartig juerft in ber Ginfamfeit ber Sferge, bann
aud? in ben Stabten abgefperrt. ®ie Freiheit oon ber 2Belt
trat nur in ber peinoollen ©eftalt ber M'neditfcfiaft auf, benn
bie fie genoffen waren gelobte Unechte be« Herrn. 25a« if?ro=
blem, ob c« möglich fei, baS Himmelreich auf Gr ben bar$u=
(‘teilen, folite alfo in Älofteroereineu gelö«t werben, unb biefe
Temofratie ber Jgieiligen würbe burch Schulb ber gorbenutgen
ber (Srbe mit ber 3e*t eine Äarrifattir. ‘Sie furchtbare 53e=
febränfuttg be« 2)tcnfd>en in bem üJtönch«orbeit überhaupt auf
eine blo« mpftifdw Freiheit, ba bie Seele Pont Äampf mit
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dritte« 4*u(f>. grfle« (Safitfl.
ber 2Belt, wie von bem herrlichen Steidjtum be$ Sebent völlig
abgewogen ift, liegt außer ber ©eftimmung ber 9tatur, bod)
nicht außer ben ©reitjen ber menfchlidien ©onftitutionen. Unb
je lieblofer, unfreier unb unglüeflidjer bie ©efelifdjaft im 2111=
gemeinen ift, befto häufiger finb $)ie in ihr, melcbe entfagen
tvollen ober muffen. -Der große SJtöndj ©enebictuö fammelte
biefe ©lemente ber Negation feiner 3eit in feiner Stepublif
unb fonnte fie , unb eä mar feine begeifterte 2lbfid;t, bie
dhriftlichen ©rinctpieu be$ ©ehorfamS vor beut moralifchen
©efeß, ber ®emut, ber entfagenben Siebe, ber Selbflbetracß;
tung, ber innern Freiheit unb enblich ber ©ütergemeinfehaft
in praftifeben Schulen ju vermirflichen. S>ieö ift fdjon allein
ba<? ©ofitive in feinem Orben, baß er jeigte, mie biefe @runb=
fäßc nicht bloße 3 beide feien, fonbem mirflid; von ÜJtenfdjen
burebgeführt toerben fönnteit ; unb meint man überhaupt bem
Snftitut be$ DJtönehtumö Sob erteilen miü, ift bas befte eben
bieg, baß es gegenüber ben gemeinen Trieben beö ßgoiämuä,
ber .perrfchfucht unb ber ©enußfudjt, melcßc bie mcnfchlidje
©efeUfdhaft ju aller 3eit perunftalten, biefe heroif<he Sttepublif
armer unb entfagenber 3)lenf<hen aufjufteHen unb ju be=
haupten vermochte. Slußerbcm ließ ©enebictuS feine SJtönche
nicht in fauler ©efdjaulichfeit bie 3eit Perbringen ; fie mußten
nach bem focialen ißrincip ber 2lrbeitsteilung arbeiten, mit
ber .fianb mie mit bem Äopf, unb bie ©enebictiner mürben
Sehrer be« 2tderbau§, bes .ftaitbrnerfö, ber ©Jiffenfdjaften in
vielen Sänbern be3 Slbenblanbä — baö bleibenbc ©erbienft
biefeö rühmlichften unb am meiften praftifchen aller Drben,
bie bem ©briftentum entfprangen. 3)ie Älöfter von ber Siegel
©enebict’ö breiteten fi<h fcbnell über ba3 2lbenblanb auö , unb
bie römifche Äirdje benußte fie balb ju ihren 3'veden ; fie
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(Saffioboru* wirb SWömfc.
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würben für fte baS, was für baS alte 9tom bie ÜJtilitär-
colonien gewefett waren, unb taum war baä 9iei<b jertrüm=
mert, fo gingen röntifdje 9)iöncf»e, baarfufe, ben £ trief um
bie fienben unb furdjtloS, bis jum äußerften £f)ulc unb in jene
fßrooinjen bes 2lbenbIanbeS als Gröberer aus, welche einft bie
alten Gonfuht an ber Spiße ber Legionen bedungen batten.
Um biefe 3c‘t entftanben in allen Seilen gtalien’S
neue Älöfter. Unter ihnen fönnen wir unS nicht berfagen,
eins mit Gbrfurcbt ju betreten. GS ift jenes, welches Gaf*
fioboruS ftiftete. 9iad;bent biefer große Staatsmann breißig
gabre lang unter Sbeoboricb, Slmalafuntba, Sltbalaricb unb
2?itigcS Italien mit ©lattj oerwaltet , unb bon ben Italienern
für fo lange 3«t bie ^Barbarei abgebalten batte, jog er ficb
mübe unb trauerboll au« ber untergebenben 9lömerwelt §u-
rüd , mit feinem Seben auch bie ffiiffcnfcbaft unb bie Staate
Weisheit bes SltertumS in ber gelle eines ÄlofterS ju bc--
graben. Gr grünbete bieS im gabr 538 in feiner calabri=
fdben 3Saterflabt Sguillace, beren reijenbe Sage (er bergleicbt
fte einer bon ben gelfen berabbängenben SBeintraube) er felbfi
wie ein fßoet gefdbübert (wt. 9?acbbem er ber Sbeologie bureb
einige Schriften einen flaffifeben ©efebmaef eiitjuflößen ber-
fuebt, ftarb er mebr als bunbertjäbrig im gal;r 545: ein 3eit-
gettoffe beS SoetbiuS unb beä ©enebict, welche 9)tänner man
nur neben einanber ju nennen braucht, um bie tiefen Gow
trafte jener 3eit j“ begreifen. Gr felbft, ber legte 9tömer,
borjugSWeife Senator genannt, in einer SDtöncbSfutte nacb=
benflicb ficb jum Sterben nieberlcgenb, ift ein ergreifeuber
Hnblicf, in welchem ficb baS Sdjidfal ber Stabt 9lom felber
auSfpricbt, bie nun in’S Älofter gebt. ’
1 ®er ©tönet? Caffiobor ift trgrriffnbtt at* b?r fflöntb (Sari V., »fit
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Tritte« Buch. Srfte« Gapitrl.
2. Tie üangobarbett bebrangen ftfcnt. flcntificat Benebict’S 1. Belagerung
tXom’« unter felagiu# If. Tie i'angebarben ;erfli>reu ©ieitle Gafino, im
oabr f>KO. @riinbimg beb erften Bciiebiciinerflofter« in 9iom neben ber
?ateranif(f»rn Baplifa. (Einführung unb ÄuSbrrituug be* üÄönrl'tniuf
in iXcnt.
'Wir fe^eii toie (Sefcfiidjte ber Stabt, fo gut als bie fpär=
lieben Quellen es gefiatten, fort. SBäreit bie 'Jtacbricbten
reidjlicber, fo »iirbc uns ibr 2lublitf nod; bei »eitet» er=
fdjretfcnber erfdieitien. Sie Giemen te fetyienen jid> mit be»
Sattgobarben »erbiinbet ju fjaben, bas gefuttfne ;Hom fort;
bauernb 51t bebrangen, unb feine Grbaltung ift einem SBunber
gleißt ju achten. Sic Stabt tourbe niefit 0011 ifynen erobert,
ob»oI biefe »ilben Slriattcr, unter bene» fid; nodj viele 3*f9eu
opfernbe DbinSoercbrer unb ungemifdjt beibnifebe Stämme
Seutfdjlanb’S unb Sarmatien’S befanben, febon furje 3e*t
ttadj bem 2luftreten 2llboin’S in Italien bis vor bie Sore
fHont’S ftreiften, unb bie Gampagna mit fdjonungSlofer 5üut
oertnüfteten. Senn nadjbem ber fiibne Sllboitt bas ttörblidie
Italien erobert batte, brangett feine .Urieger fd^ncll bis »ad;
SuScien berab, unb fie erfebietten au ben Ufern beS Sibcr.
SieS aber gefcfiab »cd' jur 3e'* Oofyann’S III., ber halb
barauf, nadj einer faft breijebnjäfjrigen Regierung, am
13. 3uli 573 ftarb.
Sie 'iVbräugnifi fRom’S »ar fo grofi, bafe ber StuI
er bas Schitffal nicht be« Onbiribunm«, fonbent (einer üöelt aiisfbridjt.
Tirafcofäi , Storin della Lotter. It. T. III. üb. 1. c. 16, batirt rum
Eintritt Gaffiober’« ins fücftcr beu cBDigett SHuin ber ita(ienif$en filteratur:
d'allora in poi l'Italin non polt occuparai in allro, che nel piangere
)e »ue scinguro. Ter auSgejeiehnele ©eidjitbiftpreiber bat bent Gaffiobot
ein treffliche« Gapitel getvibmet, itttb bie Berbachtiguitg St. SDtarc’s in. Be-
treff ber äXotire be« SDiinifler« jum Eintritt itt« Älcfler mit SBürbe ab»
gei riefen.
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(Srfic Hcbrängnifj Stern’« bntrf> bie gangobarben.
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©etri länger als ein unbefe&t blieb, weil bie I.'ango=
barben mahrfcbeinlicb t'or ben Steren ober boef; in ber Nähe
ber Stabt lagen unb bie ©erbinbung mit ©pjanj binberten,
non wo ber neugemäblte ©apft bie faiferliche ©eftätigung ju
empfangen batte. $ieS war ©enebictuö I. , ein Nömer. ©eine
Pier ^abre bauernbe Regierung ift gänjlid) bunfcl, unb bas
©ueb ber Zapfte crjdblt nur, bafj wäbrenb berfelben bie
ifangobarben ganj Italien überzogen unb Sterbliöhteit wie
Hungersnot toüteten. Ülucb Nom war bauon beimgefuebt,
unb ber Äaifer ^uftiti ober ber eble StiberiuS bemühte ficb,
bie Not ber Stabt $u erleichtern, inbem er ©etreibe aus
Segppten über 9)teer nach ©ortuS fanbte. 1 Unter biefen
©etümmerniffen, fo fagt bas ©ueb ber ©äpfte , ftarb ber
heilige unb perehrungSWürbige ©apft am 30. Qnli (578).
(iS war bamals nach Äleph’S Stöbe, welchem bie £ango=
barben bie flrone beS ennorbeten Sllboin gegeben hotten, bas
Neid) biefes ©olfs unter feöhSunbbreifjig Herjöge geteilt, unb
ber Pon ©eneoent ober Pon Spoleto hielt gerabe Nont be=
lagert, als ©enebictuS ftarb. Sein Nachfolger ©elagiuS II.,
Sohn ©inigilb’S, ein Nömer Pon gothifchcr Slbfunft, würbe
beSbalb ohne ©eftätigung beS ÄaiferS confecrirt. ®ie äufcerfte
©efal;r Nom’S machte bie fdjleunige Sliiabl beS geglichen Dber=
haupts um fo nötiger, als fich Weber ein £ur, nodh ©tagifter
©lilitum in ber Stabt befgnb. 2Sir wiffen überhaupt nicht,
mit welchen Mitteln fich Nom perteibigte, unb ob ju ben
wenigen griechifchen Solbtruppen, bie als ©efafcung barin
lagen, bereits eine ftäbtifche ÜJlilij fich gefeilt hatte, ober
nicht; aber mir haben allen ©runb, bies anjunehmen , unb
1 Itoffelbe beim i<aut ®iaconue III. all, ber inbefi fagt, ber 13 a rf!
habe ba« ©eireibe b«f (baffen lagen.
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$rittt* 8iid>. 6rfk* Sapittl.
eS ift mehr als n>af>rfcf)CtnficE> , baf? bie '-Belagerung fHotn’S
am (ftibc beS ipontiftcatö von ©onifaciuS unb im beginn
beffen von ©elagiuS II. jur erften militärifdjcn Organisation
ber ©ürgerfchaft ©eranlaffuitg gab. ®ie Slömer, >v>cl<±>e cirtft
burcb bie Söaffeitfraft ihrer Bürger bie fjalbe Grbe unter:
worfen batten, waren alfo in einer anbem (fpoebe ihres ge=
fcbidülid^en Sehen« glSidjfam in ibre Anfänge jurüefgefehrt,
unb nach einer langen ©rfdhlaffung ebne ©leiden unter:
nahmen fte wieber fcbüchtcm unb jaghaft eine fleine ©ürger:
milij aufjuftellen, als ob es vorher nie eine ÄriegSgefdjichte
iRom’S gegeben hatte.
Ob bie Sangobarben bie Stabt wirtlich beftiirmten unb
von ben ©Jachen auf bett ©lauern jurucfgefchlagen tvurben,
ober ob fie fid; begnügten, ihr bie 3ufubr abjufchneiben, ift
gleichfalls ungewife, unb nirfjt minber ift es bas 3aljr, in
welchem fte bie '-Belagerung aufhoben. ®ieS mag 578 ober
580 gewefen fein. ©orher hatte ber ißapft ben ißatricier
ißamphronius, einige Senatoren unb ©riefter nach 6onftan=
tinopel gefchicft. Welche 3000 ©funb ®olbe« unb ben 9lot=
fdjrei Siom’S vor ben £roit bcS ÄaiferS JiberiuS bradhten;
aber bie erbetene |>ilfe würbe niefct geleiftet, weil ber perfifebe
Ärieg ©vjanä in äfofprudh nahm, unb nur geringe Gruppen
gingen nach SRavenna ab, fammt jenem rötnifchen ©elbe unb
beut 9tat, mit ihm bie Rührer ber Sangobarben ju beftechen. 1
S5ie von ben dauern Stom’S nach gefdhloffenem Ertrag
abjichenben Sangobarben, von 3ot°, t>cm -Öerjog von ©ene»
vent geführt, plünberten unb jerftörten im ^ahre 580 bas
Älofter von ©tonte (Safino. 2 Sie überfielen es in einer ©acht,
1 Mennnder Exccrpt. p. 126.
* Mnbillon Anna). Benedict. b<I. ann. 580; aber Jofli nimmt
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'JtiN'brcilung lei 'lVömblmnd in :H'cm.
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bic Diündje hatten jebodt 3«* 3U entrinnen ltnb bie '.hkis=
fagung ihres ©aterö SenebictuS ju beftätigen, ber ihnen einft
verficbcrt batte, ©ott ha&o ihm nach wiefern Bitten bies bc^
milligt, baß baS Scheu ber ©etvohner feines iU öfters niemals
ton einem fteinb bürfe verlebt merben. 'Die Flüchtlinge retteten
ficb nach 9tont , mobin fie bas 2lutogtaph ber Siegel ©eitcbict’S
nnb bas vorfchriftmaffige SJiafl ihrer täglichen Bnrto unb ©eiti--
portioneu mit fic£» nahmen. 1 .'pior toi es ihnen ber ffkpft ©e=
(agius ein ehrenvolles Qlfpl neben ber i'ateranifcben ©afilifa
an , lto bie Später ton SJionte Gafino baö erfte Bcncbictincr--
tlofter Slom’S grünbeten. Sie nannten es nach bem Gvam
geliften unb bem Säufer Johannes, unb inbem fie in ber
Folge ben liturgifdjen Dien ft in ber Jlirdje übernahmen, ge=
fchah es, bah bie ©aftlifa bcö Gonftantin ober bcS Salvator,
tvie bie fiateranifdm fDletropoliS nod> immer genannt tourbe,
von jenem Älofter fpäter ben Sitel bes S. Johannes bes
Säufers erhielt. Sein erfter 9lbt mar ©alentinianus, unb
mährenb 9)ionte Gafino 140 Fahre lang völlig verlaffen unb
in fRuinen liegen blieb, gebieh es §ur Blüte, verfiel aber
bann, fo bafi eS im achten F«hlhunbert ©regor III. erneuern
muhte. Fm fpätcren uitgemiffen ÜDlittelaltcr hörte es enblich
auf, unb nicht einmal bie Stelle, mo es einft neben bem
alten Lateran geftanben, ift heute mit Sicherheit anjugeben.
GS beftanbeu übrigens um biefe 3c>t in 9totn fchou
ba« 589 an. Sr ift in ben evften 3abrbuntcrteu feiner ®e>
(Richte non ÜJioitle Safino febr furj unb aubiveichenb , unb irf; felge
mit ©runb tüiabiUwi’i Stunalen unb ben non itjin ebirteu Ai'ta SS.
Ortlinis S. Benedicti. bie ich ft,ic6 fiir bie ©efctiidjte beb .^eiligen be-
nutze.
1 Paul Piacon. IV. c. 19 unb ba$ Clironicon S. Monast. C'oain.
1. c. 2 beim lluratori Script. T. IV.
ötccfl grevt*(, ter Statt Wem. II. 2
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®rittw 'J'iidj. (Srftre iSa^itcl.
»iele Älöfter. ©citbem SltbanafiuS »eit 2lleranbrieii , ber
Schüler be« 2leg»pterS SlntoniuS, um bie SMitte beS »iertcn
^abrbunbertS ba§ SWöndjtum in bcr Stabt eingefübrt batte,
war eS mit reifeenber ©djneliigfeit verbreitet Worben; unb
fdjon jur 3cit bes SutiliuS gab eS felbft im tvrr^enifc^en
SJieer feine auch nod) fo Flehte ^nfelfdboDe, wie Q&iliuin,
ßaprara, ©orgona, wie ißalmara unb 3)!onte ßrifto, wo
nicht „lid)t)d>eue" Slnadwreteu unb üDiöncbe ücb angefiebelt
batten. 1 ©. Sluguftin f »riebt beutlicb »on Älöftern in 9tom,
unb 6. ^ieronpinuS jäblt bort mit ©toi} unjäblige SDiöndje
unb Tonnen. 3)iefer eifrige S^efcrberer bes 2)töncbtumS bat
in einem Sriefc an bie fromme Römerin ^rinctpia febr am
jiebeitbe Säuffcblüffe befonbcrS über bie (rntftebung ber kennen =
flöfter in 9iom gegeben. £>ie ^Pflegetochter ber berühmten
2)iarcclla batte ib» gebeten, ibr einen SebenSabrifj biefer
fDiatrone ju geben, unb .picronumus wufjte bie ^eilige ni<bt
beffer ju el;ren, als inbem er »on ibr rühmte, bafj fie bie
erfte 9lonne 9tom’S au« abligem Öcfdilccbt gewefen fei. 3Jiar=
cclla, einer Familie angebßrenb, weldbe eine 9ieibe »on 6om
füllt unb ißräfecten bcs ißrätorium’S ju ihren Sitten jäblte,
batte im fiebenten SDJonat ihrer (ibe ben ©cntal »crloren
fie wie« bie ^Bewerbungen bes ßonful GerealiS ab unb er=
wählte baS 9lonnenIeben, inbem fie fid) mit fiibner Seele
1 Siiitilimi niiubt feit erfltn fatirifeben 8u«faü gegen ba« äR3n$<tunt,
bm n?it teniien , in elegant« utib geiftreidteti Werfen (v. 439 sq.):
Prorcssu pclagi jam se Cnpraria tollit,
Squallet lucilugis insula plena viris.
Ipsi sc monnchos graio cognomine dieuut,
Quod soli nullo vivore teste voluut.
Uunera fortunae metuunt, dum damna verentur:
Quisquum sponte miser, ne miser esse queat? jc.
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tUiabreitmiß trt> SDtSn^tume in 9tom. 19
übet bie Schmacfi hinwegfeßte , welche bamals in beu äugen
tornebiner grauen ein fo unerhörter Stritt ihr jujog. Qi
mar nicht lange nach ber 3eit, als VthanafiuS unb fpäter
betrüb bon äleranbrien , bor ber Verfolgung burch bie Slrianer
flüchtig, nadh Vom gefommen waren: bie Vnfichten, welche
biefe ÜDFänner hier »erbreitet batten , unb bie tu unber baren
©rjählungen »on bent fiebeit beS rfSadhotniud, b ei VntoniuS,
ber Tonnen unb ÜJiöttc^e in ber bürrcn gelfenwüfte ber £he=
bais, entjünbeten bie fcbtuärmerifche ^^antafie ÜJlarcella’S,
unb bie fromme äßittwe hatte in ihrer Vcgeifterung gern alle
grauen Vom’« in ein Vonnenflofter bereinigen mögen. Qi
bauerte inbefj Jahre, ehe ihre ißropaganba tuirfte, aber fie
jahltc bann mit Stof} unter ihren Schülerinnen bie ebeln
2>amen Sophronia, ißaula, ©uftochium. Sic lernte enblich
.üierotimtm* felber in Vom fennen, unb unterhielt mit ihm
einen lebhaften brieflichen VerFehr. 0b nun i'iarcella neben
ihrem .fjaufe auf bem Vbentin bas erfte Vonnenflofter Vorn’*
anlegte, ifi nicht gewift; 1 benn anfangs lebte fie nicht in
ber Stabt, fonbern erwählte fich ihr Sanbgut bei Vom jum
Älofter, wo fie mit ihrer Schülerin ©uftochium wohnte. 21 ber
ber Jtirchenbater felbft fehl htn^u: „JIw lebtet bort lange
3eit, fo baß burch euer Veifpiel biele befchrt worben fittb,
unb Vom ju unferer Söonne fich in Jerufalem »erwanbelt
hat; benn zahlreich finb bort bie Älöfter ber Jungfrauen,
unzählbar ift bie Vlenge ber Viönche." 1
1 Sterini de Templo et Coenob. S. Bonifacii et Alexii Roma
1752, c. 4 möchte bice .fttoftfr auf bem ttonitm für ba« «iteflc Stoma
baitot. 2>it Stbotfuitßaurfuitbc bt« Cubbrmiu« nötigt jetoc» ein räufln ab.
2 8. Hieron. Ep. 127 nd Principiam : gaudemus Romam factam
Hierosolymam. Crebrum virgimim immeatrria , monachorum in-
numerabilis multitudo. 2Jei ber ‘ßlüitbmmß ber ©otbeit jaftett loir
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Trine«1 ^urii. ttrftrb U'a»ittl.
Wo es in 9fotn mtv eine Atirebe gab, begann fiel) ein
Aflofter baneben cinjuricbten. Schon ireo I. i;attc bem ©. 3o;
banne« uub 'ßaulu« ein folcbe« am 6. Bieter gebaut, unb
anbere, beren Flamen mir nidjt fennen, mochten an anbern
Orten ber Stabt fid; finben. 3ur 3e't Öregor’« be« ©roßen
aber mar bie 3abf ber HJtöncbe unb Tonnen, fei es in for=
mirteit AÜöftern ober in einjeltten 3cHen, fdjon. erftaunlicb
groft. 3n feinem Xanffcbreiben an jmei 0ried;eti, Jbeoftifta
uub Slubreas, meld;e Weib itad; 3tom gefebieft batten, um
bamit Atriegöfclabeu ju erlüfen, jäblt ber '$apft allein 3000
Tonnen auf. (Sr febreibt : „oon ber Hälfte be« Weibe« habe
ich für bie ÜJtägbe Wotte«, bie ihr auf gricdnfd) monasteiae
(lateinifcb sanctimoniales) nennt, ©ettbccfen ju laufen be-
fcbloffen, meil fie in ihren '-Betten ganj entblößt, üon ber
heftigen AMlte biefe« 'Winters leiben, jbeer gibt es in biefer
Stabt Diele; beim nach ber 93ere<bnung ber SluSteilungeu
finben ficb beren 3000. Unb jioar erhalten fie »on bem trigei!-
tum be« heiligen Slpoftelfürften Ißetru« jäbrlidi achtzig ijjfunb.
Xod) ma« toill bas für eine fo große ilienge fagen, jumal
in biefer Stabt, luo alle greife fo teuer fittb? 3b«-' Seben
aber ift ber 2lrt, unb fo in Jränen unb (Sntbaltfamfeit 1)©=
gebracht, baß ich glaube, e« mürbe, toenn fie nicht ba mären,
feiner non un« fo lange 3abre in biefer Stabt unter ben
Scbmertern ber l'angobarben am i'ebcu geblieben fein." 1
©regor felbft, ber ütbfomme be« berühmten lßatricier=
gefdüeebts ber Slnicier, mar febon 'Diöud) gemorben, als bie
'-Benebictiner nad) :)tom famen, unb er batte hier bereit« ein
'JKavcdla mit ^Jnncibia auf tun Stoeittiu, unb bit frommt grau ftarb,
tifctnitttrt, ivtnige Tagt nach btm galt »on 3iom.
1 8. Gregor. Ep. 23. lil>. VI.
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'■Sebrüngnift 3fcm> tmtf> bie Vattgobarben. 21
eigenes Blofter geftiftet. Da$ beträchtliche Vermögen feines
Katers ©orbiattus batte er im Sinne feiner 3eit oerwenbet,
inbent er jene« Älofter in einem ber atticifdien fßaläfte auf
bem ßliüuS Scauri, umoeit ber 33afilifa ber heiligen 3o=
bannet unb Paulus, eingerichtet, uub er batte es bem Slpoftel
'Jlnbreas geweiht. 1 Ob es Diöncbe nach ber Siegel '-Benebid’S
ober beS EquitiuS bewohnten, ift ungeioifi, bod; ber Stolj ber
'Benebictiner wabrfcbeiulicb nicht unberechtigt, welche ben rubm=
pollfteit ber ißäpftc ju ihrem OrbenSbruber gemacht unb fein
Neben in ben elften Baub ber Sieten ihrer ^eiligen eingerürft
haben. Das Bl öfter heftest noch beute neben ber Birdie
S. ©regorio auf bem Eölifdien 'Berge , unb befinbet fich im
Befiß beS Gamalbulenfer-OrbenS.
3. tßelagine II. fevbert $ilfe »on '.Pujctig. überübeijebieenunung ccm
3aliv 589, unb rie 'ßeft teil 590. leb be* ißarft« tlelagiu«. 5 (in
'Jieubau een >2. Verrißt* ber bem ier.
3n foldier Slbgefdiiebeubeit lebte bamals ©regor, als
ihn ber IJJapft barauS jog unb als feinen SluntiuS nach (Son=
ftautinopel fdntfte. Die römtfd;e Birdie ließ fich nämlich burch
einen SlpotrifiariuS ober beftänbigen ©efanbten fotool in Sta
oenna beim Erarcben , als in Bpjanj beim Baifer pertreten
Ibies ift b:c erfte Einrichtung Pon Negationen), unb wir haben
gefchen, baft eine fo ausgezeichnete Stellung als bie legte
Stufe jum Stul Ißetri betrachtet werben fonnte. 5ßabr=
fcheinlid) ging ©regor nach Gouftantinopel fd)on mit ber
felben ©efanbtfchaft von ijjatriciern unb ©eiftlidieu ab, bie
1 Joli. Ilinron. V’itn 8. (.»regor. I. c. 6. Paul. Diaron. Vita
8. Gregor, c. 2 beim Habil], Acta Saue. Onl. S. Ben. T. I. Cejare
SJalbo Hiator. Ital. II. c. 8. p. 63 fprirbt ben einem SWrn« Scannt» in
Bern, ein ReMer, b(v an einem Rtaliener pi rügen ift.
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Tvitlrt iflndi. Srfte« tiai'ilel.
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im ^abre 57'J an ben Äaifcr um .'pilfe gegen bic l'ango-
barbett gefenbet mürben; unb er befanb ftdi noch im 3abr
584 am gjofe bon ©pjanj, mie bie? au? einem merfmiirbigen
'Brief bei? Zapfte sj2e(agiu? an ibn beroorgebt. G? ergibt fidi
au? ibm , baß in 9tom, megen ber Bermirrung Italien’? burd;
bie uitau?gefe jäten Staubjüge ber l'angobarbeu, fein faiferlid^et
Öetteral fid; befanb. $>er .«aifcr SJlauritiu?, auf Xibeviu?
im 'iluguft 582 int Jteid) gefolgt, mürbe tmu bent Siuutiu?
Öregor unaufbbrlid; beftürmt, ber 2iot fHom’ö abjubelfeti,
unb er fdfitfte enblidi bett 5?ur ©regoriu? unb beit fDlagifter
SJlilitum (Jafloriu? ab, 1 morauf bie «Stabt oon ihrer 2lngft
burd; einen breijäbrigen SöaffenftiUftanb befreit mürbe, mel-
den ber Stadjfolger be? Voitginu? im Gfardjat, Smaragbu?,
mit bent Sangobarbenfönig 2(utbari? im 'tatir 584 abfcbtop. '*
2tber bie Sangobarben bratficit bie Söaffenruhc fdion im fol-
genben ^a^r, uttb ebeubestjalb fd>rieb '|klagiu? jenen 'Brief
an ben Sluntiu? örcgor. Gr forbert ihn baritt auf, in 0e=
meinfcbaft mit bent Bifdiof Sebaftian, meiner ba? 0efu$
itadi Gonftantinopel braute, bett .«aifer um fcblcuttige üpilfe
attjugeben, unb bie? Schreiben wirft ein f?elfeö Sjidjt auf bie
i'age Stom’?. G? beißt barin: „Siebet alfo unb verhandelt
jiifamnteu, auf baß ihr fo fdmeU al? möglich nuferer öefabr
ju .«pilfc fomnteu rnöget ; beim bie Slepublif 1 ift hier in eilte
1 Sigon. de Kegno: I. p. 17. (Sari ivoua Cod. Dipl. Long. I.
p. 62. 'Jtote 1 meint, baß bet Senat unb bie anbern Cbrigfeiten ;Kotn«
bie Stabt regierten, n'ä(ireub cs tue ber einen Xiij: u«b äWngifter bDDlituni
iu ibr gab.
’ $** «rieben^ gebenft 'ßelagiu«, 11. in ep. V an (Slia«, 'Hifctiof v>ou
©rabo, unb an bie Bifcfylfe wmi Serien uub itenetien (beim Vabbe unb im
Cod. Dipl, be« Irwja I. n. XIV). 'Jforie unb 'JKuratoti ftiinmen für bat>
3afcr 586.
1 Unter rcspublica ift uidjt bie Stabt, frühem ncdi ba« iKeirb tu
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©ebrangnift 9tem’« htvcb hie i'angobarbett. 23
foldie Sebrängnifi gebraut, bafi mir bem Untergänge ifJreid
gegeben i'inb, wenn nicht ©ott bad .öerj bed frommften Äaiferd
rührt, fein augeborned erbarmen feinen Unechten ju ftfienfcn,
unb über jene« ©ebiet einen ÜDtagiftcr SJiilitum unb einen
und gneibig ju bewilligen ; 1 weil hoch befonberd bad
römifche Territorium oon aller 33efa&ung entblößt ju fein
fcheint. Unb ber (frard> fchreibt, er fönne und burchaud
nicht helfen , ba er beseligt, baß er nicht einmal bad bortige
©ebiet bmreicfyenb fcbüBeit fönne. fDlag bemnach ©ott ihm
cingeben, unferer ©efabr fdmell beijufpringen, ebe bad .fjeer
bed gottlofeften ilolfd biejenigen Orte, welche bie fRepublif
noch behauptet, ju befe&en im Staube ift." 1
i'erftcbcn. So fagt ber .Völlig üüiltfbevt in einem ©vitrf an Vaureutiu«
oon 2)iai(anb: juxte» votum Romanae reipttblicae vol Sacratissimi
nostri Imperatoris (beim Jrcpa Cod. Dipl. Long. I. n. XI).
1 Vel unum msgislrum militum. et nimm ducera dignelur
coiicedrre — beire Senner werben Pcnmact» nuterf (hieben.
2 ®er ©rief (ad Grcgorium Diacon. ep. III beim üabbe Concil.
T. VI. p. 623) ifl batirt 4. Nqnnn Oetolir. indict. III, toelibc« Xarnm
fDIuratori auf ba« üal;r 587 fe(st, aber Srotja a. a. O. I. n. 16 nimmt
mit gutem ©rttnb ben 5. Cctober 585 an. Sistig ifl ep. IV nd Au-
nachnrium Episc. Autisiadorensem (Auxerre), toorin ©elagiu« frfjoit
ba« ©ooußtfeiu au«fpritbt, baß bie graulen berufen feien, 9?om oon beu
Vangobavbeit ju retten: nec enini credimus otiosum, nec sine magna
divinae providentiae ndmirntione dispositum , quod vestri reges
Komanu iniperio in orthudoxae fidei confessione sunt simile» ; uisi
ut liuic urbi, ex qua fuernt oriunda , vel universae Italine ßnitimos,
odjutoresque praestaret, Xie graulen tourben al« Leti ober ©nnbe«-
genoffeu be« Stömiftbeu Steife betrachtet. Iropa legt mit !»c$t barauf
©ewidd, mtb er beruft fid) auf bie ©erfe be« Spell. Sibcniu« au tturitb
ben äöeftgotbenlenig:
Eorice, tuae manu» rnganttir,
Ut Martern validus per inquilinum
Defenset tenuem Garumna Tibrim.
S. Sretja'* Storia d'ltajia I. 1308. Tav. Chronol. p. 577 unb im
Cod. Dipl. Long. ben ©rief be« Äaiier« iDiauritin« au ISbilbebert n. 43,
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Xriitw S'mf'. (irfice (£apitcl.
'-Halt; nachher mürbe and) Gregor bott feinem ißoften in
töujanj abberufen unb burch ben 2lr<hibiaconuS Saurentiue
erfefct. Gr fehrte nach sJioni juritcf mit einem 2lrnt beo
r'lpoftetS SfnbreaS unb mit einem anbera bes Gbangeliften
VueaS, unb bejog mieberum bie 3c^e feines Ä (öfters, auS
melcbcr er nur berborgejogen merben feilte, um ben Stui
s|ietri ju befteigen.
$ie folgenben ^aOre aber finb bunfel, unb bie ©efdridUe
meifi uns nur een S-Bermiiftungen dient ’S burdj bie Elemente
unb eine furchtbare ifk'ft ju berichten. 21 nt Gnbe beS 3abrs
589 fcbrooll ber Siber fo hoch au, bafj er einen Steil ber
Stabt iiberfebmemmte unb mehre alte Jentpel unb Wonu=
mente jerftörte, bie mir uns im WarSfelbe jtt bettfen haben.
Gin 21 tigert jeuge brachte ben Bericht bauen uadb (')aüien, beim
©reger, SMfdrof ben £ourS, batte bamals einen 3)iaconus
nad) 9lom gefanbt, um ^Reliquien ju beten, unb leaS biefer
ihm bei feiner .'peimfebr mit munberlicbcn 3ufähen erjäblte,
nahm er in feine befannte ©efdriebte ber granfen auf, unb
haben ihm anbere Gbroniftcn nadigefdtrieben. 1 „Wit fe grofjet
Ueberfcbieemmung , fagt er, bebedte ber Siber bie Stabt, baft
bie antifen ©ebäube einftürjten unb auch bie .Kornfpeidier
ber .Kirche unb mit ihnen einige taufenb Sdreffel We treibe
untergingen. GS fdrmamnt aucfi eine Wenge bon Schlangen
nie btt Ä aifer jpiidjt een priscam gentis Francorum et Ditiouis Ko*
inanae unitutein.
1 Gregor. Turonen. Hiit Francor. X. e. 1. Jln« ibin fdwptltlt
3et). Xiacemii* Vita S. Greg. I. c. 34 unb iJCjuI Xiacomiä Vita 8. Greg,
e. 3 unb ile gratis Lang. 111. c. 23. — Alveri Roma in ogni staln
I’. I. p. 571 sg. gibt bie Ci'cf(bi(bte aller Xibtrübcrfctiiecnunuiigcu unb F'cfl
trantbfitni Ütom’b ecu ber ftrilitbunfl ber Stabt bi« 115(10 mit gref.cr
ftiibubtit unb »irleu 3rrtiimeru.
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Xif t'cft Will 3altv j'.KJ.
25
mit einem Strafen , ber fo groß mie ein ftarler Stoffen mar,
auf bem Söafferfdfmall itt’S ÜJleer bittunter, aber biefe Zitiere
ertranfen in ben Saljmogen bes ftürmifeben Dfeerg unb mürben
an ben Strati b andern orten." 3)ie abergläubifdte fturdbt bes
fränfifdten 3)iaconus ober bie ©inbilbunggfraft ber fHömer,
meldte, burdt ‘fkopbejetungen unb fortgefeßte Slot entfett,
feitber immer ntebr ftdt ju verfinftcru begann, fab itt bett
Stoumflämmen, bie ber $lnß mit fielt riß, greiulidte Uttege-
fteuer, unb ber fabelhafte $racben ober Stolena mürbe als
(Suriofitm noch in fpätcren f\abrfmnbei1en gejeigt: benn eine
feiner Stippen fanb ftdt fpätcr an jmei Äetten in ber Stofilifa
ber 6. fDiaria itt 2lra CSocIi aufgebangen, unb eine anbere
in ber S. fPiaria bei 'fiopolo. 1
$ie 33ermiiftung mar groß getoefett, ber :Uuiit mandtes
alten JempelS unb 3RouumentS ju beflagett, aber fcftrecflidfer
mar bie ‘tjjeft , bie, eine ©eburt ber [leiten gebliebenen Sitoffer,
iltttett auf bem ^uße folgte. Sie brad) im Anfänge beS 3al>rs
590 an vielen Orten ^talmn’S au«, meldte mie Motu von füttb-
flutartigen Uebcrfeftmemmungen mareti beiiugefucbt morbett.
Diefe entfcßlidte Mranffteit, von ben la teilt ifdtctt SdjriftfteUern
Ines inguinaria ober lf?eft ber iUcidten genannt, '* fjatte feit
bem 3abr 543 nidft aufgebbrt, bie i'änber Gruropa’e ju ver=
mäften. 21 us ben faulen Sümpfen bes ägnptifcben tJMufium
aufgeftiegeu , mar fie plößlidt in Söttjauj erfdfietten unb bann,
mie es itt großen tßblfer^ftataftropben ber ftaH }u fein pflegt.
1 Xiest frjä&It tiaßmivo in jeintr (ttfjrtiidjtf von Jlra lierli p. H3,
abrr tr ifl ftug genug, an bit große Sccfcfilangc nicht jn glanKn.
’ @«gor von XotirCt X. c. 1. tßaul Xiaconu# de gest. I.nng. 111.
r. 23. ®ie tibronit b tf IDlarinO Jlwntic. nennt fie and' vnrioln, pu.-tnln
unb glandiiln.
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26 dritte« »ließ. ttrftrt Catftrt.
beit Spuren beä Äriege* naebgegangen. 3)as 3eitalter 3uft*s
nian’S trat oerpeftet , unb faunt hat in anberett Gpodbett ber
„feßwarje Stob" ähnliche Verheerungen oerbreitet, SßrocopiuS,
unb nach ibnt Spant Stiaconus , haben biefe ipiage genau be-
trieben; 1 an feine ^abre^jeit, Weber Sommer noch 2Binter
gebunben, nicht oon 9Uter noch Sebenäweife beeinflußt, er=
griff bie Seud;e 2lUcg ohne Unterfcbieb uttb mit ben ätfenföben
auch bie teuere, ohne bureß Berührung anfteefenb ju fein.
$ie außer fuß gefeßte SJJßantafie hörte in ben Üüften ®c=
fchmetter oon Stuben, faß an ben Raufern bie 3ddjfn bes
'■Würgengels, uttb ben ißeftbämon felbft ober ©efpenffer {rpäa-
ßcera dcußovtov) in ben Straßen toaufett. Welche ben 'Ä>=
gegneitbeit ben Stob wie bureß einen Sdtlag mitteilten, (ir
erfolgte nicßt immer plößlicb , oft erft in brei Stagen , nach-'
betn fid) je nach ben einzelnen fällen bei bent Ärattfen au
ben Weichen ober in ben 3lcßfclbölen ober an ben Scßenfeln
ober hinter ben Obren Bubonen gebilbet batten. S)ann ftarben
fie itt ber fjieberßiße, bie einen oon bleierner unb unbc=
jwinglkßer Scblaffudjt niebergebrüdt, bie anbent oon £>allu=
cinationen bco WaßnfinnS außer fteß gefeßt. Oeffnete matt
aber ben Sabaoer, fo fanben fuß bie (fingeweibe mit Me--
feßmüren bebeeft, in ben öefdnoulften felbft aber feltfame
Stoffe, wie Subftanj oon ßoßlen.
Stiefelbe speft batte fchon währenb bes ©otbettfriegä unb
nach ihm bie italienifchcn 'Prooinjen wie 9lom wicberholt heim*
gefueßt, unb naeßbem fie plößlich im Januar 590 in ber
Stabt oon neuem abgebrochen war, trat fie mit fo fdjrecf=
licßer föeftigfcit auf, baß fie 9iom oöUig ju etttoölfern btoßte.
1 Procop. »le bello Pcrsico II. c. 1'i. 23. Paul Diaeoiius de gesl.
Lang. III. c. 4.
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Ti« 15eft iH'm ^nbr ‘»‘JO.
27
Öregor ber örofje bat itirer als einer giäftltcbt’u Seudte
itt feinen Schriften ermähnt, unb mit abergläubifebet Stngft
oerfidbert, bafi man mit leiblichen klugen [eben tonnte, roie
oom .üimmel Imrab Pfeile feboffen unb bie 'JJienfdien ju burdf;
bobren f<£>ieneit. 1 3>ie '^eftilenj brachte bie Öentüter in eine
unfäglicbe Aufregung beb GntfeöenS, unb riß fie ju üiftonären
3uftänben fort, öregor bat baoon ein aufrerorbentlicheS 33ei=
fpiel bemerft, toelcbeS , bab Seelenleben ber 3*it bejeiebnenb,
alb eine Vorahnung ber ®ante’fcben 'Jloefie angefeben loerben
fann. (fr erjagt, bag ein peftfraufer fterbcuber Solbat
plö^licb aub feinem Ücibe in bie Untenoelt ber lobten ocr-
fe&t loorben fei. (ix fab eine ©riiefe über einem fdnoarjcn
unb peftilenjialifcben Strom, hinter it>r aber anmutige ©lumen*
auen, toorin fid) loeijigefleibetc üllenfcbeu oerfammelt fanben.
®ort ftanben feböne unb liebte ©obnuugen, unb man baute
Raufer aub golbeneit 3ie9^n, boch muhte er nicht für tuen.
$ie Öered;teu burfteit bie ©rüde überfebreiten, aber bie
©Öfen ftürjteu fn beii ftinfenbeii Sumpf hinab. ®er ©ifionär
loar boshaft genug, einen Öeiftlicben ©etruS an einem febeuft-
licben Orte ju bemerten, loie er ooit fcbioerer Gifenlaft be=
brüeft rüdlingb auf bem söobeit lag, unb auch einen frembeii
©reSboter getuabrte er, ber molbebalten über bie ©rüde ge-
langte, loäbrenb ber 3lömer Stephanus halbroegb beiabftürjte,
obermärts ooit feböneu toeihen ©eftalten , untertoärts oon
fcbeuftlicben Dämonen gezogen; unb tuabrfcbcinlid) hätte ber
Solbat noch mehre römifebe '^rieftcr in ben flammen ber
.pelle gefeben, loenn nicht feine Seele plöfclid) rnieber in beit
ifeib jurüeffebren muhte. 1
1 Gregor. Dial. IV. c. 36.
1 Tic? ttorfpiel tev Tiinlc’idjcu ilifieii erjäblt 2. Gregor cbcnbafclbf).
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28
Tritte* Sud). (Svfte« (iai'iiel.
Ter 'ftapft '^elagiiig II. felbft ftarb an ber ifteft, am
8. Februar 590. Gr lief) ben Wörnern als Tettfmal feines
Gebens ben Weitbau ber SBafilifa beg S. Saurentiuö oor bent
Tor. 1 Tag ©rab biefeg Heiligen auf bem 2lger 2>eranug
mar, wie wir erjählt haben, fdwtt im eierten ^abrhunbert
unb barawf oon SiptuS III. bureb ^orpborfäuleu auggefcbmütft
ober oon einer (SapelJe umgeben worben. Tag Slnfebeit beg
Wiärtirerg , febott lange groft, wudjg mit ber ,3eit; ^ilgcr-
jilge aug allen ©egenben ^talien’g ftrömten ju feinem <yeft
nach jenen ÄataFomben bes .fjernteg unb HippolptuS, mtb
bereits ftanben hier 'fiilgerhdufer unb Heinere, biefent ober
jenem Heiligen geweihte Söaftlifen beifammen. Tie aujjer=
orbeutlidic Verehrung beg @. Saurentiug gab ihm unter allen
aKärtirern in Wont nach ben 2lpoftelfiirften bie erfte Stelle,
bic mit ihm nur ber erfte Slrcbibiaconug ber .ftirdie oon
rufalent, 6. Stcpbanug, als '^rotomartpr teilte; ber gröjjte
Teil beg Seidjnantg biefeg Icbtcren aber warb auch bem
6. üaurentiug in bemfelben Sarge beigegebftt, ber fiegettbe
nach oom ißapft Ißelagiug aug Gonftantinopel nach 'Hont ge*
bracht. SBeibc .^eilige repräfentirten in ber römifiien fDiotho*
logie ben Stanb ber Seoiten, unb fie finb bie eigentlichen
.Hauptfiguren beg Tiaconentumg, währenb anbre 2Rärtirer
bem Stanb abltger .Urieger ober bem ber Bürger unb beg
2iolfg überhaupt angeboren. 'IMagiub baute nun bem ge
feierten .Heiligen bas über feinem ©rab beftebenbe ©ottegbaug
(Sine mertwürbijje 'i-ifien vom ©arabice unb $urgaicrimn finbet man fpätcv
im ©rief bec 2. ©eiiifarin* wn IVain; au bic Temiim (Sabcbttrga beim
©arenili? Aiinnl. IX. p. 11.
1 Hie freit supra corpns b. Laurent ii mnrlyris IwsiJ e«m a ftm-
dnmeiito construetam , et tnblilis argen tris exornavit sepulcrtim ejus.
Anast. in Pelag.
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Jie 'Pafilita 8. Loren zo fnori le Jlurn. ;)ft
neu unb erweitert um, unb rühmte iit feiner ^nfebrift auf
bem groffeu Jriumfbogen mit Stotj, baff er ben $au mitten
unter ben gefilmtem ber geinbe (ber Sangobarben) aufge=
führt habe. 1
tiefer ^ogcit loölbt ficb gegenlvärtig jiuifdjen ben beibeu
teilen ber feltfameu .Mirche, beren ältefte Wefdjidite bunfel
ift ; beim fie febeibet ficb in eine offenbar fpätere 2?orberfirche
unb in bic frühere fMnterfircbc; unb biefe, bebeutenb ver-
tieft unb in ben Äatafombeu gebaut, 100 man noch beute
©rabnifeben unb Spuren alter fDlalereien fieht, enthält jioei
Säulenftellungen über einanber. S'ie unteren Säulen, je
fünf an bcibeit Seiten unb jioei am Gnbe be« Gbor«, finb
prachtvoll unb antif, au« f ebenem canellirtem fßavonajetto.
Ghebem fteeften fie halb im söoben, finb aber jefct völlig alle:
fammt au«gegraben; ihre foriuthifeben ober fantaftifebeu Ga-
pitälcr finb ungleich an Stil unb Arbeit, aber alle fd)ün unb
jioei vcn ihnen reich mit üictorien unb Lüftungen gefchmüdt;
bie 2lrchitrave, welche fie tragen, jeigeit fich au« ben trefflidi-
ften Fragmenten be« Slllertum« roh jufammengefect. .öerr liebe
1 Praesule Pelagio martyr Laurentius olint
Tcmpla silii stntuit tarn pretiosa ilari:
Mira fidesl gladios liosliks inter et iras
Pontificem meritis liaec celebrasse suis.
2ie 3iifdnift (fie fiat jetfe ®ifli^eii) ift jejjt faft gängig vertilgt; fte teilt
vefifliinbig mit Siinfen tc. III. i. p. 314 »ai i) ber Oerbefferung be« ©aelaiic
aWarini iit feinem banbfcfir. Geb. auf ber Vaticana. (Siebe awS) Ciainpini
Vet. Mou. II. c. 13. — ®ie (Senoffeiijc^aft be« @. Oaiirenliiiä unb 2. ®te-
ybanu» trirb bur<b einen StuCfprucb Seo’4 I. beullitfi bejeitbnet : a Solis
ortu , usque ad oecasnm Levitieorum luminum coruseante fulgore,
quam darificata est Hierosolyma Stephano, tarn illustris fieret Roma
Laurentio. S. Leo Papa serm. 83 in festo 8. Laur. M. p. 169 (edit.
I.ugdun. 17ÜO); beim Fonseca de Basil. 8. Laur. in Dam. c. 3.
p. 137.
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dritte» J'iidj. Grftce Gat-ilet.
Stempel mosten folgen Staub geliefert haben, unb ei ift
roabrfcheinlich, baß «ßelagiui biefe Säulenaufftellung bereit«
»orfanb unb auf ihren Slrchitraü bie obere Heinere Säulen=
reihe fteHte ; benn fo fcheint bai 2Jtärtirergrab in ber älteften
3eit tempelartig nur mit einer £afle umfehloffen getoefen ju
fein, bii in ungemiffer 3cit ^'c Kfcl «nt elf Stufen erhöhte
2>orberfir<hc hinjugefügt mürbe, melche enblieh .’ponoriui III.
gattj erneuerte. 1 2lui ber uttgemöhnlicben Slnlage bei $kiuei
aber geht beroor, baf; bie Utnfaffung bei 2)lärtirergrabeö nicht
urfprünglich auf eine 23afilifa angelegt mar ; fie ju crfchaffen
baute ber ißapft ißelagiui »ielleicht fchon bie erfte Anlage ber
SBorberfirche , fdjlug über ber Gonfeffion ben triumfbogen,
unb iubem er in jener urfprünglidjen fchönen Säulenhalle
einen erhöhten Chor einrichtete, fchuf er fo ein ^reibpterium.
Stai $ifticbon unter ben alten SJtuftoen, toelchei oon Stempeln
rebet, fcheint biefen 35oppelbau fchon anjubeuten. ^elagiui
jierte ben Striunifbogeu mit ÜDlofaifen, melche, heulc ooll=
fommen reftaurirt, oiel oon bem alten Cf;arafter cingebüßt
haben. Ci (ißt bafclbft Chriftui im fdnoarjen ©emanb auf
einem ©lobui, in ber iiitfen £anje ober Stab mit bem Äreuje
haltenb, bie Siechte fegttenb emporgehoben. $u feinen Seiten
'|tetrui unb ißaului; neben l)Jaului ber hoü'flo Stephanui
unb S. |tippolnt, neben IJIetrui S. Saureutiui, ein offne«
50u<h in ben .(üänbett , roähreub er 3ugleich ^elagiui felbft
bem £eilanb ju empfehlen fcheint. 35er lj>apft trägt ein
meißei ©ernanb, ift baarl;aupt unb obue Slimbui, unb hält
in ben Jfjänben fein ©ebäube ; enblieh fteheit 3U beibett Seiten
bei ©emälbei bie golbfehimmernben Stäbte ^erufalcm unb
1 Bunfett entleibet ficb bafiir, bie Otaliener aber behaupten, 'bflagmd
habt bie §üttertircb« ganj unb gar erbaut.
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©rcgcriu« ber ©rege.
31
iBetblebent , in alter 3jorflfllung«weife. $)ie urfprünglicben
'JJJofaifen mären magern Stil#, unb ber ^eilige l'orenj er=
fdieint itodb nicht in ber jugenblitb anmutigen ©eftaft, welche
bie tircblicbe Jtunft biefer l'ieblitig«figur wie bem <5. Stephan
fpäter gab. Unter bem 3Kufio lieet man in erneuerter Schrift
ba« alte Diftichon:
Martyrium flammia «lim Levita aubiati
Jure tuia templia lux bcneranda redit.
4. SBaEjl ©regot’8 I }um ißapfl. Sein bisherige« Seben. Die groge
fiebenförmige $eflprectffien. Sie Segenbe »on ber Srftbeinung be« Sngel«
über bent Grabmal £>atriim'«.
9?ad) ißelagiu«’ £obe fiel bie SBabl be« Gleru« unb be«
ilolf« auf ©regor, unb 9tom erwartete mit Sebnfucbt bie
geiftli<be ^Regierung eine« ^Sapft« , ber alle feine Vorgänger
unb ÜJtacbfoIger an Jugenbcn unb SScrftanb überragen follte.
2üir muffen baber bie Umfiänbe feine« Seben« in ber Äürje
fennen lernen. 1 ©regoriu« mar au« bem alten ©efdflecbt
ber 3lnicier entfprojfen; fein ©rofjoatcr mar ber ißapft Jelix,
fein 3Jatcr ©orbianu«, feine Dhitter bie fromme Siloia,
Welche neben ber Jtircbc S. Saba auf bem 2l»entin il>r 5ttobn=
bau« befafj; unb auch feine Janten väterlicher Seite, JarftUa
unb (Smiliaita, maren heilige unb fromme Jungfrauen, mäbrenb
1 ©reger’« Sebeu fc^rieD Oogamie« Jiaconu«, äeügcncfft be« Sita,
fiaflue iPibliotbecariu«, um 882. 3urrü ®lbn($ in 311. Safino, bann Xia>
conu« ber romitcbni Äirtbe, »erfaßte er auf ©efcgl 3obann’« VIII. ©reger’«
Sehen in »ier SSiitbern (beim äHabiücn Actn S. 0. 8. Ben. T. 1). Üudj
flaul Xiactnu«, 3)1 o mg een 3)1. Safino, ftgrieb eint Vita 8. Oregorii,
bie igm inbeg, wie fie bi« »erliegt, abgefpreegen wirb (beim SDlabiilen
ebenbafeibfl). Slugerbem gibt e« bie Vita S. Oregorii bei ben SBoUanbiften
unb ällaurinern, aber fte ifl eine (ioinpilation.
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32
Xritte« '£i'd'. (Srftc« (Sapilfl.
bie C ritte Sdjwefter ©orbiana allein es oorgejogen hatte, bie
Söelt in Suftharfeit $u geniefeen. 3” her ^ugenb für eine
weltliche Saufbahn beftimmt, erwarb (ich Öregor alle bie«
jenige vbetorifebe unb bialcftifc^e ©Übung, welche in 3iom
gelehrt Würbe, wo ihm (aunt noch bie lebten 3tefte jener
Schulen ju ©ute fomnten fonnten, bie einft ^beoboricb ge;
pflegt batte, (rr befleibete bie ftdbtifchc 'JJräfectur, ein ämt,
bas nicht crlofcben war. 1 3lber es ergriff aud) ihn bie flcftcr-
liche Neigung jener geit, fr würbe 3Jlönch, mtb ber SNantt,
„welcher vorher im feibegewebten unb von Gbelfteinen fchim=
mernben ffkacbtgewanb in ber Stabt baherjufchreiten gewohnt
war, lourbe nun int geringen Äleibe jum fCienft be« Slltars
beb $errn geweiht." 1 2ßir hörten fefeon, bafe ©regor fein
reiches Vermögen jur Stiftung von Älöftern oerwenbelc, unb
inbem er beren fechs in Sicilien allein errichtete, folgt baraus,
baß bort ©fiter feiner Familie lagen, bie er formen 3'necfen
opferte. 'Cer fßapft fßelagiu« mad)te beu tDfoncb ©reger jum
'CiaconuS unb tu feinem tlluntiu« in Öojattj, unb Glerus,
2lbel unb 21olf wählten ihn enblich nach bem Cobe feine«
©öttners einftimmig ju beffen Diadtfolger. 3
Meiner fchien geeigneter bie Mirdte in fo äufeerfter 93e
brdtignife ju lenfett, als ber angefebenfte unb wolthdtigfte
• ©reger fügt e* cEp- 2. lib. III.) weil (ich feil’ ft, baß er bie« Slntt
bellcibrt habe: ego quoque tune ui baiimii praefecturam geren«. änbere
lefen freitid; piaeturam. unb iveter ©reger wen Jour«, lieg» patd Xia
ccim«, nod) 8)eba (Histor. II. c 1) erwähnen etwa« bauen. 9fadt pagi
ad nun. 581 n. III. mar ('.'reger um 575 prifect ber Stabt.
3 So fepitbevt gut ta« btjjanliiiiftbe praebtlleib ©reger ueu Jour«
Hist. X. c. I.
3 C ler uB. Senat ns, populuaque Komnnu» jagt 3obanue« Xiaccnu«
Vita )c. I. c. 39, aber in tiefer alten Formel fpielt ber Senat offenbar
nur a(« Xitel ber ©roßen überhaupt eine 'Jtctle.
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(5»r<flomie btr ©ref«.
33
SJlann von 9iom, ber fie in Gonftantinopel bereite energif$
vertreten batte. 2lber ber (hnväblte fucbtc betn hoben Beruf
auSjutveidjen ; er forberte bcn ibnt perfönlicb befreunbeten
Äaifer SliauritiuS burdt peimlidie Briefe auf, ferne Söapl
triebt äu betätigen. 2)iefe Schreiben tvurben jebotb von bem
Bräfecten ber Stabt, ©ermanuS, aufgefangen unb mit feinen
eigenen bringenben Slufforberungen , bie SSabl ju beftätigen,
vertaufdpt. SBäprcnb ber Bacaiij CcS StulS lag ttad> ben
Borfdjriftcn beS Gatten bie Berioaltung ber Äirdje in ben
.Öänben bes SlrcpipreSbvter, bes SlrcbibiaconuS unb bcs5 Brint{=
ceriuS ober Bräfibenten ber Notare; aber es febeint, baß man
von biefer Siegel abging unb ©regor’ bie Stellvertretung über:
gab. ®enn epe er nod) orbinirt mar, orbnete er eine breu
tägige Sitanci unb Bufeproceffion ber gefammten Stabt Siom
an, bie ^eiligen um ©rlöfung von ber ^3cft ju bitten. Sie
ivütetc nod; immer, unb er felbft fagt in feiner Bufiprebigt,
bie er in ber Äirdje ber S. Sabina am 29. Sluguft vor bem
Bolfe £)ielt , bafe bie Giitroopncr paufentveife bapinftarben uttb
bie Käufer leer ftel;cn blieben. 1 ®iefe berühmte ^roceffion
mürbe in folgenber SÖcife attgeorbnet : 3)ie BeVölferung patte
fid) jum 3ioed ber «ad; Sllter unb Älaffen fiebern
fac^ ju teilen, unb jeber 3«g fid; ju beftimmter 3e't in einer
il;m angetviefenen Jtird;e ju verfammeln, um von bort aus
nadjt bem gemeinfamen 3iel ber Baftlifa ber SJlutter ©otteS
(S. SJiaria SJiaggiore) ju pilgern. SDet GleruS jog aus von
ber Äirdie ber peiligen SSunbcrärjte GoSnta unb ®amianuS
mit ben BreSbptern ber feisten Siegion; bie Siebte mit ipren
SJiöncben jogen au« von 66. ©ervafiuS unb BrctafiuS
(S. Bitale) mit ben Brettern ber vierten Siegion; von ber
1 S. Gregor. Ep. 2. L. XI.
W r«i) er o» i u*. t«r Statt 9tpm. II. 3
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34
Irin«* ©mb. Crftrt tlapitel.
Äircfye SS. 3)fa reell ittuS unb ^etruS gingen bie Sebtiffen
mit atleu Können, begleitet oon ben $resbotern ber erften
Kegion; alle Äinber Kom’S gingen aus oon S. gobann
unb ißaul auf bem GöliuS mit ben fßreäbptem ber 3»eiten
Kegion; alle Saieit oon S. Stephan auf bem Gölius mit
beu fßreebotem ber fiebenten Kegion; bie SsJittloen oon ber
Äirdje ber S. Grupbemia mit ben IßreSbutem ber fünften
Kegion '; unb enblidj aQe ©erheirateten grauen oon ber
©afilifa bcS Sanct (Siemens mit ben iprcSbotcrn ber britten
Kegion. 1
Klitten in biefer oon Seidjcn ftarrenben Stabt, beren
entfefclicbe Cebe, burdb bie Stille ber Kuinen unb bie »eiten
menfcbenleeren Käunie gefteigert, mit SBorten nid)t auSgc=
brüdft »erben fann, erhob fidb nun plö&licb ein »ilbeS Älage*
gefebrei ber 'Proceffionen, eine bunflc, gefpenfterbafte Scene
unb SBermummung bes SßolfS, unb ein frembartiges Söefen
überhaupt, mit beffen 2lnblid im gabr 590 fid; in Korn jum
erftenmal bas SDiittelalter oollig barftellt. S)aS ficbenfadbe
33olf aller Sprengel ber Stabt oerfammelte fid) jebesmal in
ber britten Stuube in ben beftimmten Äircben, beren Slltäre
unb Jheujbilber fduoarj oerbängt »aren. Scb»arje ©etoänber
unb fcb»arje Schleier oerbüllten bie jammernben grauen, unb
in Äapujen, benen äbnlidb, ja »abridjeinlicb gleich, in »eiche
1 Wad) a?fartineöi tag bi« Äirdje ber <2. Suphemia auf bem ©iat«
©atriciue, unweit bcs limtu« ©ubenti«.
J ®iefe Litania Septiformis im ©reger een Jour« X. c. 1, unb
©aut liaconu« de Gest. Lang. III. c. 24. Unb im allgemeinen: La-
dercliius de sacris Basil. SS. Mart. Marcel), etc. III. c. 10. iwrben
hier atfo alte fieben linpliche Legionen genannt; jroei flintmen mit ben äiteflm
©«jeitfimingen , nämlich Reg. III unb Reg. IV, bie übrigen ftimmen nicht,
außerbem ifl feine Äircbe in JraMeeere erwähnt, unb fc hielt fi<h bie Orb-
nung ber Sitanei nicht genau an bie ber Dfegicnen.
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Ti« groß« fcftprecfflicii.
35
ficb beute bie ©riiberfcbaften 9iom’S permummen, Ratten ficb
bie ÜJiäuner geffeibet. $te Staufenbe Pon ©tönten unb Pon
Tonnen, brenncnbe Äerjen in ber .öanb , bie ©reSbpter unb
©eiftlidbe aller ©rabe aus jeber Legion berftnfterten bie
Straften ©om’S, unb gegen bie ftcb fortbewegenbe SJienge ber
©reife, ber Gntfagenben unb Slbgeftorbenen contraftirten bie
paarweis ^injie^enben Äinber,' Pon welchen ber grbftte Steil
©ater unb SRutter unb ©efcbmifter eben erft oerloren batte.
3nbem biefe $raucrcf>öre mit bent ©efang beS Äprie Gleöfon
burch bie nerpefteten Straften ©om’S ber ©ajtlifa ber ©lütter
©otteS pjogen unb bie Stifte mit ihren ©pinnen unb Älagen
erfchütterten, mochte es gefdjienen haben, baft fic bas antife
9tom felbft p ©rabe beftattcten unb mit biefer allgemeinen
fieichenfeicr bie Slugurien jener troftlofen ^alirbunberte be=
gingen, welche nun brreiubracben.
S£ie ©eft begleitete bie Büfle; benn unter ben ©roceffionen
felbft ftürjten acbtjig ©lenfcben plöftlicb tobt p Söoben ; aber
eine ©ifion befcftloft Sitanei unb ©eft. ©regor war im ©c--
griff mit ber ©roceffion nach bem S. ©eter p jieben unb
auf bie ©rüde gefommen, als ben 9Iugen beS ©olfs plöftlich
ein bimmlifchcS ©ilb fi<h geigte. Gin Gngel fdhwebte über
bem finftcrn ©rabmal ©abrian’S , unb er ftedte ein bliftenbeS
S(h inert in bie Scheibe, gum B?i<hen / baft bie ©eft aufbören
folle. Bugleich hörte man bie Stimmen non brei Gngeln bie
2lntipbcmie Regina Coeli fingen, welche ©regor mit bem
©efang: Ora pro nobia Deam, alleluja! beantwortete.
55iefe fthöne Segenbe, bie poetifcbe Grfinbung eines fpäteren
Baftrhunberts, fcbwebt noch immer über bem GafteH, welches
fcfton im gebnten Säculum oon bem Gngel ben ©amen trug,
unb bie bronzene $igur S. ©iicftaelS fteht nun, Schwert;
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36
Tritte« SPudi. ttrftt* (Sapitel.
eiitftedenb, feil ©enebiet’g XIV. $eit auf ber epiße beg
merftoürbigften aller ©rabmäler ber ©Seit.
Watt fagt, baß bie ©eft nach jener 6rfcbeinung auf;
hörte, obtool ber Sarbinal ©aroniuö jugibt, bafi fie nicht
mit einem Silage if)r trübe naijm ; unb eg fehlt nid^t an
anberett Üegenben, »eiche behaupten, bas 2Iufbören ber ©euebe
fei bem ©ilbttife ber Jungfrau 3)faria ju öerbanfen ge»efett,
»elcbeg ber ©apft in ber ©rocejfion einbertragen liefe. 2)icg
aber glauben bie ©riefter ber ©. SHaria 9J?aggiore noch beute
ju oertoabren, »äbrettb »ieberum bie granjiecaner bott 9Ira
ßoeli »erficbern, bas »unbertbätige SDtarienbilb beg |>aupü
altarg ihrer frönen ©afilifa, »elcbes im $abr 1348 bett
febwarjen Job in SRom füllte, bube auch bie ©eft im 3abr
590 befiegt. Hon bett fieben ©tabonitenbilbern, bie bem
©infei bes SlpoftelS fiucas jugefebriebett »erben, jeigt man
oier in 9iom, unb jene«, toeldjes bie liircbe ber 6. 5Dtaria
in 91 ra ßoeli betoabrt, geniefet eineg befonbern Slnfebeng.
6g mögen beim bie 9Jtöncbe oon 2lra ßoeli gegen bie Äirdben
6. Hiaria SJiaggiore, 6. ÜDiaria in ©orticu uttb ©. ÜJtaria
bei ©opolo ben ©orjug ibreg ©ilbg »erfechten ; fiele ©ebriften
reben baöott, unb in 91 ra 6oeli fab man einfi bie Segenbe
auf ber filbernen Jbüte, »eiche bag ^eiligenbilb oerfcblofe,
unb wo fotool ber über bem ©rabmal fdbtoebenbe 6ngel,
alg ber auf ber ©rüde fnicenbe ©apft bargeftellt toar. ®ieg
SBerf gehörte bem 15. 3abrbullbert , aug einem fpätem
aber ftammt ein ©emälbe auf ©dbieferftein : eg jeigt bie
©roceffion im ©egriff bag auf einer ©abre getragene £>ei--
ligenbilb über bie ©rüde ju führen, hinter toelcber bag
ßaftell emporragt, ^ubefe ber bimmlifebe 6ttgel ift nicht fiebt-
bar, toentt er nicht bureb einen jufäliig über bem ßaftell
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S'egente ccm ön cid üb« bem ®vab •f'abrian'«.
37
entftanbenen gferfcit ii'ie t>ott einer SiioITe ocrbedt n?irb. 'Die
Stifc^rift befagt :
Lucae et Lttcis Opus. Virgo haec quam eernis in
ara circumvecta nigrain dispulit urbi luem.
SBetf te« fuca« mit be« i'icbt«. Dicfe Jungfrau, bie
bu Ijicr auf ber Sabre tragen ftefyfl, certrieb au« ber Statt
ben fefnearjen Dcb. 1
1 liafttniro gibt in feiner (»eftbicfitf ber Jbivtbe 'Jiatia in Ära Codi
p. 130 ba« bbtantinifebe ©ilbnifj b« ©iabonna , mtb eine lange tmb lriifte
Äbbanbtung über biefen @egenftonb. 34 bemerfe, bafj ber ©tbraud) be«
Umfragen« rou .£eiligenbilbern jur geit ©reger’« mir nicht betannt ift.
sJfe<b beute wirb übrigen« ba* Äubrnfen an jene fegenbe gefeiert, ba bie
große 'firoceffion oen S. fflfareo auf ber babrianifeben ©rüde bie Äiitipbcnie
Regina Cooli auftintmt.
*
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^ttcitc« (Kapitel.
1. ©r«gor wirb am 3. 6/etcmbcr 690 erbinirt. Seine trftf 1>v«bigt.
S'tbtängnifi imb SVlagming 9fcm’# hircb bi( ?angrbarben unter Slgilulf
unb 'Ärinli.
Salt nach ©eenbigung ber ftebeuförntigen Sitanei traf
bie ©eflätigung ber fßapfttoahl oon ©«sanj ein. ©regov
»urbe ton einem heiligen Scbauber ergriffen. 1 Gntmeber
floh er aus ber Stabt, ober er wollte hoch entfliehen, »nie er
bicä felbft geftetjt. 3m neunten 3aWunbert aber erjagte
man, bafj er fid; oon Äaufleuten ftcimlid; unb oerfleibet aus
bem Jorc tragen ließ, unb in einer äöalbfchlucht fid) oerharg.
Gute ftraienbe £aubc ober eine Sidjtfäule jeigte ben Su*
cbeuben ben Sc^lupfroinfel an, unb man führte ben Gr=
mahlten im Jriumf nach 9iont unb in ben Sanct Bieter ju=
riitf , too er fofort jum ‘Papft eiugefegnet mürbe. 2 Gr beftieg
* 8. Gregor Ep. 4. Üb. I. Seine rrftert SPrirfr, nain«ntli($ an bi«
Stbreefltr b«3 Äaifrrt ^«efiifht, [prttben bi« jtfage um ba« ocrlorn« @tüd
be« conienibiatiBfit Sefc«n« anö : Contemplativae vitae pulehritndinem
velut Rachelem dilexi sterilem sed videntem et pulcrnm , quae etsi
per qnietem suam minus general, lucem tarnen subtilius videt.
Lei mihi in nocte conjuncta est, activa videlicet vita, fecunda,
«ed lippa. minus videns, qtiamvis arnplins parens. $i«ft Sbmbcl«
»en SKnbtl unb t'«a fiub natfcbcr ecu Jante unb ÜHic&fl 9litg«lo bfnufct
teorben.
1 8. Greg. Ep. 4. lib. VI. secretiora loea petere aliquando
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Pentificat ©regor'e bc« ©roßt«.
39
beit Stul 'fktri am 3. September 590, unb übernahm nach
feinem eigenen i’luSbrucf bie Äircbe als ein altes Bracf, in
rueldjeö bie 'Bellen überall einbrangen, unb beffen nom
Sturm losgerüttelte 'planten tradjenb ben Scbiffbrucb oer=
fünbigten.
$aS Elenb Stom’s (ein Orfan [;atte bie Stabt fo eben
ftarf befdjäbigt) gab beut faum orbinirten 'l<apft ben Stoff
ju feiner erften tjkibigt. 'Beim bamals ber ißapft, im oolleu
Sinn beS Borts ein äoberpricfter unb Sater feines SJolfS,
bie itanjel beftieg, i>ielt er nicht bogmatifcbe unb fcbönge=
fchmücfte Sieben allgemeinen Sinns, fonbern was er fpracb
toar lebettbige unb gerichtliche Birflidbfeit. ©regor rief bie
Stelle ber Stömer in ben S. Bieter, unb bie elenben Urettfel
bes (Sicero unb tportenfiuS bürten ibtn, in bem oerbüfterten
Siaum ber sBafüifa wie im ißurgatorium jufammengebrängt,
mit fieberbafterer Spannung ju, als nicht bie Vorfahren einft
ben Stebnern auf ben Slcftren ober im Xcmpel ber ßoncorbia
gelanfcbt Ratten. ©S War, als ob ©ott felber fprad; :
„Unfer .öerr unb ^eilanb," fo fagte ber 'ßrieftcr beS
gefallenen Siom , „will uns, o geliebtefte örüber, bereit
finben, unb er jeigt uitS bas Slenb ber ergrauten Belt,
auf baß wir uns ron ber Siebe ju ihr abwettben. 3bt t>abt
gefeben, wie Piel Schläge feinem naben ßnbe oorauSgingen;
batnit, wenn wir ©ott nicht in Stube fchauett wollen, wir
fein nabeS öeridbt wenigftens mitten unter fctirecflicfjeu plagen
decrevvrnm, unb bie praef. teä über Pastorulis: pastoralia curae nie
pondere fugere delitiacendo voluisse. ©reger eon Xour3 X c. 1 fagt
aud? nur: cum latibula fngae praepararct, capitnr. Aber 3ol;anne*
Diacouu« I. c. 49 ßat ba« 2)iär<ben ecu ber g(u$t, unb 'Pani Xiaccnufl
Vila c. 11 erjagt, baß er in einem Äcrbe fortgelragen leurbe, Wf eine
Vicfitfäule ipu eerriet.
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Xritlrt 4<u*. tfapiirt.
fürchten lernen. ®emt bem Slbfchnitt beb heiligen Iroaitge--
liumS, ben ihr eben hörtet, bl't ber £*err bieö turj woran;
gefcbidt: ein $olf wirb fid) über bas anberc erbeben, unb
ein 9teUh über baS anbere, unb große (srbbebeu »erben bin
unb »ieber gefcficben, teure 3f‘{ unb 'fkftilciij : auch '«erben
Sdjrecfniffe unb große Reichen Oom .§imntel gefdiebeu. 1 Unb
»ieber fagte er: es »erben 3e*(bt’u gefdiebeu an ber Sonne,
an 9Jionb unb Sternen; auf (rrbeit »irb beit Leuten bange
fein unb fte »erben jagen, unb bas 3)ieer unb bie äßaffer--
»ogen »erben braufen. 5Jon all’ biefent felgen »ir »abrlidi,
baff einiges bereits eingetroffen ift, bas .öeramtabeit beS an=
bern aber fürsten »ir. ^enit baß Solf über iiolt auffteigt
unb bie Sänber mit 2lngft bejwingt, baoon ha^e" »ir »ol
mehr in unferen feiten gefefjert , als in ber Schrift ju lefen
ift. ®aß (rrbbeben unjähüge Stabte oertilgen , bubt ihr aus
auberen Süeltteilen alljuoft oernommeu ; »ir aber leiben ^3efti=
Ien3 ohne (inbe. freilich 3c’^cn an Sonne, 2Jlonb unb
Sternen crfeitnen »ir noch nicht offenbar, aber baß aud;
biefe nahe finb, fdüiefien »ir bereits aus ber 'ikräitberung
ber Suft. Ob»ol »ir, ehe Italien bem Sch»crt ber &mgo=
barben überantioortet »urbe, feurige Schwerter am ,'pimmel
fahen, bie oom 3Jlut beS dlienfcbcngefcblechtS gerötet »aren,
welches gleich barauf oerftrömt »orben ift. 9lod) hat fid)
nicht ein neuer Sturm beS üDieerS unb ber 2Baffer»ogen er=
hoben , aber »eil fo oielc SßeiSfagung bereits eingetroffen ift,
fo j»eifelt nicht, bah und; baS wenige noch folgen »erbe,
»as übrig bleibt. 2Ufo machet fleißig im Seift ob ber 21 b
»ehr; benn »er ©ott liebt, foll über ber 2ßelt (Snbe jaudjjen,
bie aber barum trauern finb foldie, »eld;e mit bem .fterjeu
1 Evang. l.ncac XXI. 10. 11.
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'pontificat Otregor'« be* (Streßen.
41
in ber iiiebe ju ihr tourjeln, unb toeber na* bcnt füuftigeit
Sehen »erlangen, noch es ahnen. 3tUe Jage wirb bie
ilßelt »oit neuen unb madbfenbeit plagen ^eimgefnc^t; it?r
febt, »nie fiele Pon jenem jabllofen Seit übrig geblieben finb,
uitb hoch geißeln uns täglich frifcfce Seiben, erbrücft uns
plößlicßeS ©lenb unb werfen uns neue unb uuPorgefebcne
Schläge ju 5Joben. Die 3Belt wirb alt unb grau, unb burcb
gehäufte Saft beö Jammers jum naben Jobe gleicbfam f)in=
gebrängt, eben erft , o ® rüber, fabet ihr ja, wie ein jäher
©irbelwinb uralte sBäunte cntrourjelt, Käufer ttiebergemorfen
unb Äircben aus beit guitbameuten geftiirjt bat." 1
®er ©arbinal iöaroniuS fagt »oit biefer Hotnilie, fie
beftätige »ollfommeu, ma$ 33enebictuS prophezeit habe: fKotu
wirb nicht »on geinbeSbanb jerftört werben, fonbern »on
SBirbclwinben unb '-Wißen gefcblagen langfam in ficb felbft
»erfaulen.
Jie Sorge um baö 2i!ol ber ©tabt laftete nun auf
©regor, bie Umftänbe aber roaren ber 2lrt, baß ber Ißapft
fid? plößlid) als ihren weltlichen SRegierer ju betrachten be=
gattn. ®ie Uebcrfcbrocmmung unb bie ißeft batten eine fdbwere
Hungersnot jur $olge: er fcßrieb nach ©icilien an ben ißrätor
3uftin um fdjleunige ©enbung »on ©etreibe, mit Welchem,
i»ie in alten 3etten, bie ©tabt fortfubr aus jener 3nfel
»erforgt 51t werben. 1 ©inen Jeil baoou mochte ber ©taat
liefern, aber beit größeren jog bie Äirche felbft für ihre 8 ln=
ftalten unb bie Slrmcnoerpfleguug aus ihren reichen ficilifcheit
1 Tie* ifl bie .$emilie I über bie ffieangelien , in ber 3tu«gafee ber
Steuebictiner T. I. p. 1436. 3<b ßobe mir erlaubt, bie prebigt gegen ba*
Önbe jufammenjujiebeit.
’ S. Gregor. Ep. 2. Hb. I. Ter 2tu*brucf Silonicum filr nniionn
lenimt in ben Striefen öfter« ocr.
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Dritte« 4Ht<6. 3®rit« (Safitet.
Patrimonien, meldu* ihre Säuern ober Seibeigeue bebauten.
Unb jährlich lief in ber Siegel jtoeintal, im grühling uub
im Iperbft, eine fachliche ©etreibeflotte von Palermo ober
oon Pieffina nacb bem ipafen portug aug, um bie anfehn=
litten Speiser ber Äirche Siom’s 3U füllen. 1 tiefer Slot
toar frcilid) leichter abjubelfen , als ber Pebrängnijj burd?
bie gcinbe, meil bie Sd^mcrter beg Äönigg Putbarig ober
beg ^erjogg Priulpbug oon Spoleto beftänbig gegen Pom
gerichtet toarett, um melcbeg bie l'angobarben toie ©eier um
ein Slag freisten. Sie Pefaßung in ber Stabt mar flein
unb aufterbem aug Plangel an Solb miberfpenftig unb re*
beHifch. SBeitn ber Ghartulariug Piaurentiug fommt , fdjricb
©regor an ben Scholafticug paulug, fo bitte ich, geh* ihm
in ber Sorge um bie Sebfirfuiffe Siom’g jur £)anb, beim
braufjen fchlägt ung Sag für Sag ohne Gnbe bag Schroert
ber geinbe, unb größere ©efabr brobt ung innen non ber
Siebell ion ber Sofbaten. 2
Siach bem Sobe beg Königs 2lutf?arig (er mar im gabt
590 an ©ift gcftorben) batte feine SSittme, bie baierifche
Prinjeffin Sheobelittbe, bem mannhaften unb fchöuen Slgilulf
mit ihrer £>anb bie Ärone ber Üangobarbcit gefchenft, unb
ber neue ^errfcher mar ben Ginflüffen feines fatholifchen
SBeibcg nicht unzugänglich. Siom, melchcg nach einem bauern*
ben grieben feuftte, mürbe ilm menigfteng paufenmeife ge=
noffen haben, memt bie PJünfche beg papftg mit ber politif
bee (jfarcheit übereingefomnten mären. 3lber ber Statthalter
beg üaiferg in Italien tonnte ben grieben nid;t molien,
melier baju beitrug, bie Sangobarben in Italien fich
1 34 entiitbme bit« au« Ep. 70. Lib. I.
1 Ep. 3. Lib. I.
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©enlificat Qtregor'« be» Großen.
43
befeftigen *u machen, ^ahr 593 belagerten fie roieberum
ütom, unb es mar 2triulf, ber 6er jog bon Spoleto, unb ber
Äönig SlgüuIfuS fclber , welche bie Stabt auf’s äufeerfte be-
brängten. ©regor rebet baoon in einem Sörief an Johannes,
ben ©rjbifcbof bon fHaoenna, 1 * unb inbent er ficb über bie
tHänfe bes ©rareben StomanuS bitter befragt , ber ben 2lb*
frftluft beS f?riebenS bintertreibe, fpricbt er zugleich baS ftolje
©etoufetfein aus, baf? er biefen faiferlicben Beamten an 9ia ng
unb Süürbe weit überrage. 3n bentfelben Schreiben aber
bringt er in ben ©rjbifchof, ben ©rareben $um ^rieben mit
Slriulf ju bewegen; er flagt, baß bie Solbaten aus ber Stabt
gejogen feien, unb baff baS einzige Regiment Jbeobofius,
welches äurücfgeblieben, ficb faunt bewegen (affe, bie SBacbe
auf ben dauern ju beforgen, weil es bie üöbnung nicht
empfangen habe. 'l
®ie Bewegung 3(riuIf’S ftanb übrigens mit bem .ÜriegS=
plan beS SangobarbenföitigS in SBerbinbung. fRontanuS war
nach SRom gefommen; bem erften ©rareben, ber, fo öiel wir
wiffen, bie Stabt betrat, waren bie 3lömer, baS 33olf in
Rörperfcbaften mit Jahnen georbnet, unb baS .peer entgegen:
gezogen , unb fie batten ibn i>om Lateran, wo ihn ber s£apft
empfing , im feierlichen $uge nach feinem 3(bfteigequartier ge=
führt, welches ohne gra9e noeb tm alten ißalaft ber ©afaren
ftch befanb. 3 "Der griechifche Beamte genoß bie hoben ©bren
1 Ep. 32. Lib. 11. Ind. X.
1 3» bcmfdben ©rief: Tliendosiani vero, qai hic reminismmt,
rogam non acripientes, vix ad murorum quirlem cuatodinm so
aeeommodant. nöya ift donativnm ober Stipendium, unb Krogator
ber 3ablrneifter. Siebe Deshalb Ep. 129. lib. VII. Ind. II. au ben
ffirogntor ®oneilue.
* Hioron. Rubeus Hist. Raven». IV. p. 187.
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u
Tritte« 3?«*. i<nxiif« Copitel
bcs Äaifer«, ben er »ertrat, unb unter ben fo tief gefunfencri
Römern mosten iich tiod> iDlänner finben, welche biefe Schmach
empfanden. ^efte gab ber Grarcb bcm Siolfc feine, bas grenzen*
Iofe Glenb ^atte in ben »erbitterten Seelen ber 'Körner bie alte
Sdtaufpielwut »öllig anögelöfcbt. Gr fam mit leeren .'pänben,
unb nad>bem er mabrfcbctnlid) Öolb au« bem Schaß ber Mircbe
erpreßt fyatte , ging er baüon, bie griecbifcben Solbtruppen bi^
auf bie Xheobofianer fortnehmenb, fie nach anbern Stäbteu
wie 9farni unb Perugia ju »erlegen. G« t»ar aber bie »er=
traget» ibrige iBefeßung get»iffer bereite langobarbiicber Orte
'5'u^cien’e! , £orta, ißolimartium unb 58leba, durch ben Gr=
arcßen , es tuar ferner ber Verrat be« eben erft »cm ben
Üangobarbcit eingenommenen Perugia , ju bem fid) ißr eigner
3)ur SJlauritiu« im ^abr 592 batte »erlocfen laffen, was
Ülgilulf jum Kriege trieb. 3nbeni fein 3tngriff junächft ber
Stabt Perugia galt, mußte da« nabe 9lcm auf ba« Sleuperfte
gefaßt fein; unb faum )»ar jener Ort im Sa^tr 593 in bie
£änbc be« König« gefallen, al« er mit aller 9)lacfjt oor 9tom
erfdtien. GS bleibt ein Siätfel, baß er bie mehrlofe Stabt
nicht mit einem erften unb einzigen Sturme nahm. 3)ie £ango=
barbctt waren im beginn ihrer italienifchen .fjerrfdjaft roilb,
räubcrifth unb granfam , unb hielten jum xeil nodh an heib-
nifchen Gebräuchen feil, 1 aber im Ganzen befaß bie« bilb=
tarne $Bolf feinen fo »orherrfdtenb friegerifchen Gharafter, wie
1 Sie tjeitnifchen (Sebräucbe bet Pangcbarben bat i'ione in feiner (9e
fcbiebte be« »eibentum« im nörbiid>cit Suropa II. §. 96 betrieben. Borgia
Alemor. di Benovento II. 277—278 teilt einen tpbmiui« auf @. Barbatu«
»cm 3abr 667 mit, ttcrin ba» Slufbörtn be« Sißtrncultu« befangen roirb.
Bon bet Betebrung bet Blut- unb „Haubetbaume bet Pangobarben fcpreibt
fid> bet BoIt«gtaube bti ben Italienern per, baß bie beutfeben 'ßreteftantrn
'Bäume anbtten.
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■jjentifkat CHrfgor'« N1« ®rcfwit.
45
er bie ©othen ausgezeichnet batte; in allen Gingen erfcheint
vielmehr ihr halb gebämpfteS SBefen frommer, fünfter unb
bürgerlichen Neigungen ergebener, als bas jenes gelben:
ftammS. GS fehlte ihnen überhaupt bcr beroifdje ©eift ber
Gröberer ; ihre Unternehmungen mären baher lahm unb matt,
unb es gibt fein ermübenbereS Scbaufpiel, als bie lango--
barbifche ÄriegSgefchi^te eines Zeitraums von jlreihunbert
fahren.
2. ©r«gor’e §omilic über beit Scrfad »en Stom. (£r «tauft Den ?tbjug
b«r ?aiigobarb«n »cti ber Stabt.
Der heranjug ber £angobarben hatte ben unermüblichen
©regor in feiner öffentlichen Grfldrung beS Stempels im Gjedhiel
unterbrochen; er felbji fagt, bafs ber Slnblitf berer, bie mit
abgehauenen £änben jurücffebrten , ober bas ©erücht Pon ber
©efangenfchaft unb bent Dobe anberer ihn bauen abgewogen
habe.1 ^n biefett unter bem Ginbrucf ber Greigniffe gehaU
tenen ißrebigten fpiegelt fich, wenn auch mit einiger rhetori=
fchen gärbung , lebenbig unb toirflich baS bamalige Glenb
SWom’S ab, unb bie achtzehnte homilie muß als ein unfehäfe*
barcS, hiftorifcheö Gharaftergemälbe »on bem 3uftanbe ber
(Stabt betrad;tet merben. 28ir motten fie baher hier im 2öefent=
liehen aufnehmen.
2öaS ift, fo ruft ber heilige Sttiann aus, toaS in biefer
Söelt noch erfreut? Ueberatt fehen mir Drauer, überall hören
mir ©efeufz; bie Stabte fiitb jerftört, bie GafteHe gefchleift,
bie 2tecfer bermüftet, bie Grbe ift jur Ginöbe gemacht. 9luf
ben gelbem blieb fein Golone, in ben otäbten faum ein
1 Paul Diaoon. de Gest. Lang. IV. c. 9 unb S. Gregor Praefat.
in Hb. II. super Esechiel., unb bi« £omiti« VI.
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Iritte« «»net. .giwitrt Galtet.
Bewohner juriitf : unb hoch werben felbft noch bie Keinen
Riefte beS aWenfchengefcblechtS täglich unb unaufhörlich getrof-
fen, unb bie ©eißelfdjläge ber himmlifdjen ©erechtigfeit Jäheit
fein ©nbe, toeil nitf)t einmal unter ©eißelfdflägen bie Sütt=
benfd>ulb getilgt wirb. 3Sir fafien biefe in ©efangeufdiaft
geführt, jene öerftümmelt, atibere getöbtet. 3n welchem 3u-
ftanbe aber, bie einft bie £>errin ber 3ßelt erfdjien, 9iotn ju--
riicfgeblicben ift, bas fehen wir: tunt vielem unb unermeß=
liebem Schmerj, öon GntPölferung ber Bürger, Pom 2lnfturtn
ber geinbe, »ott bem Schutt ber Ruinen ift fie niebergebeugt,
fo baß in ihr erfüllt ju fein fcheint, was einft ber ißrophet
©jedtiel über bie Stabt ©amaria PorauSgefagt: „Stelle ben
2;opf auf, fagte er, unb gieße SBaffer hinein, unb tbue barht
ihre Stüde jufammen." Unb weiter: „©3 fiebete unb föchte,
unb ihre Änochen finb mitten barin Perfodbt." Unb wieberum :
„.fjäufe bie ftnochen jufammen, baß ich fie mit f^euer cnt=
jünbe, es foll baS gleifd) aufgejehrt, unb ihre ganje 2)taffc
verfocht werben, unb bie Änochen feilen jergehen. Stelle
ben leeren £opf auch über bie Steifer, bamit er glühe unb
fein @rj jerfcbmelje." $a, bamalS warb uns ber £opf auf=
geftellt, als biefe Stabt gegrünbet würbe; bamalS warb baS
SBaffer in fie gethan unb ihre Stüde Würben barin gefarm
melt, als Pon aUwärtSber bie üSöIfer in fie jufammen ftrönu
ten, welche gleich wie heißes SBaffcr burd; bie Späten ber
SBelt in’S Sieben gerieten, unb wie Stüde gleich in ber
4Mße felbft jicb auflösten. S)apon ift trefflich gefagt: ,,©S
fiebete.unb gohr, unb mitten in ihr würben bie Änochen
perfocht." ®enn juerft fiebete gewaltig in ihr bie Siebe jum
fRuhrn ber 2Belt; aber hierauf ging eben biefer 3tuhm mit
benen aus, bie barnach trachteten. ®enn bie Änochen
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tßcnlificat Ö*vfgcr’4 bt« <*rof;cit.
47
bebeuten bie SJtäcbtigen ber ifilelt, baS fffleifdj aber bebeutet bie
Sfölfer; bentt roie baS gleifcb oon bett Änodben getragen wirb,
fo wirb bie Schwache ber (Böller öon bcn S)iäd)tigen ber
SBelt regiert. 3lber liebe, nun finb fdjon öon ihr alle SRätb»
tige biefer 2Belt genommen; bie Änocben alfo finb berfocht;
flehe, bie Hölter ftnb abgefallen; bas gleifcb alfo ift jer=
gangen. (TS mag baber gefagt toerben : „Saufe bie Ätiocfien
gufamnten, bafi ich fie mit geuer anjiinbe: es foll baS gleifcb
aufge^e^rt, unb ihre ganje SDtajfe oerfod;t toerben, uttb bie
Änochen follcn jergebn." $enn too ift ber Senat? wo ift
baS SSoIF ? 3)ie ßnocben finb aufgelöst, baö gletfcb ber=
gehrt: in il>r ift aller ©lang weltlicher SBürben auSgelöfdjt.
91 II ihre SJtaffe ift gufammengefocbt, unb bod) bebrängt felbft
uns toenige, bie Wir übrig blieben, noch täglich bas Schwert,
unb ungäbligc 'Vlage. (iS mag baber gefagt toerben : „Stelle
auch ben leeren £opf über bie Steifer;" bettn weil ber Senat
fehlt, baS üolf unterging, unb weil fiep bennod) bei ben
wenigen, bie noch leben, Sdbmergen utib Scufger täglich
mehren, fo brennt fchon baS leere Stom. SSaS aber fagen
wir bies oon ben 3)tenfd;en , ba wir burch gehäuften ©infturg
felbft bie ©ebäube gerftört feben? SBober »on ber fdjon
leeren Stabt paffenb b”tgugefiigt wirb: „Sie erglühe unb ihr
@rj foU gerfdjmelgen." (Denn fchon wirb ber Stopf felber
oergebrt, in welchem guoor fowol gleifc^ als Änochen ber»
gehrt würben; benn na<hbem bie 'Hienfdjen gefallen, ftürgen
auch bie äBänbe ein. 9Bo aber finb biejenigen, bie einftmals
an bem Stubm berfelbcn fleh entgüdten? 2So ift ihr l)3omp ?
wo ihr Stolj? wo bie häufige unb Wafclofe Suft? gs ift an
ihr erfüllt, was Wiber bie gerftörte Stinibe bureb ben (ßro*
pbeten gefagt wirb: „2Bo ift bie SBobnung ber fiömen , unb
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48
dritte* 4*u(f>. .gtreiteä ffafitel.
bie Slbung ber jungen Soweit?" ffiarett niefit ifire ^elb--
fierrett uub dürften bie Söwen, welche bureft bie »erfefiiebenen
üänber ber SBelt rannten unb mit wütenber 'Utorbluft bie
5kute entführten? .frier fanben bie jungen ber Söwen ifire
Speife: weil boefi bie Änabeit, bie .freranmaefifenben, bie welt--
licfien Jünglinge unb bie Äinbcr ber ^rbifefien fiiefier »on
allen ©eiten 3ufammenliefen, wenn fie in btefer 5Sklt ifir
®lücf machen wollten. SDodfi jtefie, nun ift bie Stabt oer=
öbet, nun ift fie jerftört , unb »on ©efeufj niebergebrüeft.
9tun eilt 3tiemanb mefit 311 ifir, in biefer 2BcIt fein ®lttcf
3U madfien. 9hm blieb fein 3Jlädfitigcr unb ©eroalttfiätiger
mefir 3urücf, welcfier burefi Unterbrücfung bie Seute raubte.
Sagen wir alfo: ,,'üio ift bie SBSofinung ber Söwen, unb »0
bie Speife ber Söwenfinbcr?" 3fir wiberfufir, was ber i$ro=
pfiet ton ^nbäa gefagt fiat: „1>eine Äafilfieit breite aus Wie
bie bes SlblerS." ®enn bie Äafilfieit bcS fDlenfcficn pflegt
nur baS .fraupt 3U betreffen; aber bie Äafilfieit bes ätblerS
breitet fiel) über ben gan3eit Äörper aus, weil ifim, wenn
er gar alt geworben ift, feine pflaumen unb Gebern au
allen Stellen auSf allen. Unb fo fiat, wie ber entfiebertc
Stbltfr , bie Stabt ifire Äafilfieit »erbreitet, welche ifir 3JoIf
»erlor. Slucfi bie ©cfiwungfebern ber gliigel finb ausgefallen,
mit welcfien fie einfi 3um 9taub 3U fliegen gewofint war;
benn ifire mädfitigen SRänner finb auögejtorben , burefi bie fie
einft frembeS (Eigentum raubte." 1
3)ic 9tömer, welcfie biefe ^rebigt in ber fiofien unb
1 3c(? fteüe aus t*m £eyt biefer §omilie nur einigt Steden jufammen :
Ubi enim senntas? ubi jam populns? Contnbucrunt oaaa; con-
sumptae sunt carnes: omnis in ca secotarium dignitatum fastus
extinctus eat. — Quia enim senatns deeat, populua intrriit — jam
vaena ardet Roma.
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Voiitificat (Sitjtor’e b« Öro§oi.
49
fcbauerftiHen '-BafiliFa be$ Sand 'fktrus hörten , non bereit
ffiänben fie bie ©ufitte non finftern ^eiligen anftarrten , inufr
ten t>on ber ©uebt ber inbaltäfdbweren 'Borte niebergebeugt
»erben. 3br trojtlofe« 8cf>icFfal ftanb ihnen wie eine Pollen*
bete ©eiffagung »or Singen: 3!om war tobt! 'Den feiere
litten Don beö SiebnerS begleitete ba$ ©einen ber Patronen
unb ba$ tiefe ©efeufj ber ©reife, bie nod) in ben glättjem
ben feiten Dbeobcrid)’* waren geboren worben; unb in ben
Sßaufen mochte fic^ bie erfc^ütterte ißbantafie einbilben, ba3
©utgefdbrei ber $etnbe an ben Doren, ober baö SBrödfeln
Som’8 unb feiner alten ©onumente ju oernebmen, ooti benen
bumpf unb fdbwer bie ©armorfteinc ttieberfielen. gibt
laum ein fcbrecFlicbereö ©emälbe ton iHom, alä bieö, wa$
burdb jene Serfammlung felbft unb bureb jene ißrebigt bar--
geftellt wirb, unb bie wilbe unb bijarre ßinbilbungetfraft ber
.fromilie, welche bie ©efebidbte ber §auptftabt ber ®rbe an
bie Ißropbejeiungen ber 3ub«1 Fnüpft , erregt, inbem fie fidb
pon Finbifdbett ju mirFlicb erhabenen Silbern ergebt, eine
PöHig tragifdbe Schwermut. ©an Fann fie bie Seidjenrebe
3tom’8 nennen, unb fte b<*t «ne abfolut biftorifebe S3ebeu=
tung, ja eine weit böbere als bie Siebe beö ©arc Slnton an
Gäfar’3 Seiche. GS war nun ber ißapft, ber fie hielt, aber
ein achter Sohn Slom’S, ber Slbfomme ber erlau<bteften ißatri*
der ber Stabt, unb obwol feine ißrebigt in bie $orftel!ungS=
weife unb Sprache ber 3uben getaucht ift, burdbbridbt fie
boeb bie »oDe Gnergie be$ röntifeben Slationalgefüblö-
Slgilulfu« belagerte Slont, aber wie es fdbeint ohne Stach*
brudf, benn Wie hätte bie Stabt ihm wiberfteben Fönnen,
welche nach bem eigenen SluSfprucb ©regor’S „ohne jablreicbes
SßoIF unb ohne Seiftanb ber Solbaten" nur auf ben Sdbufc
t cet»«. ttr Statt Sem 11 4
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50 Tritt«« ©»di. profil«« Clapitc!.
bee SlpoftelS ißetruS ober (Lottes felber angewiefen war? 1
Der ißapft fonnte, wenn er ju ben Rinnen ber alterSfcbwacben
Stauern 2Turelian’S unb Belifar’S entporftieg, mit 2lugen
febn, wie bie Körner, Jpunbctt gleich jufamntengefoppelt, mit
©triden am £alfe oon ben fiangobarben fortgefübrt würben,
um nad) granlreicb in bie ©claoerei oerfanft ju werben;
nnb mancher Anlauf gegen bie Dore mochte ibn erfdjreden,
Wäbrettb ber Sßräfect ÖregoriuS unb ber -Kagifter SOiilitum
GaftoriuS, bie einigen laiferlicben Beamten oon SRang in
9tom, bie zweifelhafte Bertcibigung leiteten, äöeniger ihrer
äöaebfamfeit, ober ber Stusbauer ber bewaffneten Bürger, als
bem ©edel ber römifdben Äirdje war ber endliche Slbjug ber
fiangobarben ju oerbanfen, unb öregor nannte fi<$ in einem
f patent ©^reiben an bie Äaiferin Gonfiantia mit balbfpotti=
febem Seufjer ben gablmeifter ber fiangobarben , unter beren
Schwertern baS römifebe Boll fein fieben nur erhalte, inbem
e5 bie Äircbe alle Dag erlaufe. 1
Die enblicbe Befreiung Stom’S brachte bem fjjapft jeboeb
bei bem Äaifer leinen Danl ; oielmebr fuchte ber Gjardj ben
feinem eigenen änfebn unb feinen glätten gefährlichen SJlann
in %$anj anzufebwärjen, wie es fdheint erbittert, baff er
auf feine £>anb mit bem geinbe unterbanbelt b«&c- ®et
Äaifer Mauritius febrieb ihm einen heftigen Sörief , worin er
ihm oorWarf, 9tom fei wäbrenb ber Belagerung nicht bin-
länglich mit (betreibe oerforgt gewefen, unb er fcbalt ibn
lurz unb gut einen Dropf, weil er fich oon Striulf burd)
1 In qua (urbe) sine magnitudine populi, et sine adjutoriii
militnm tot annis inter gladios illacsi, deo auetore, servamur.
Ep. 23. lib. VII. Ind. I.
1 Ep. 43. lib. IV. Ind. XIII.
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'ßontificat ©regev’e be» ©ro fielt, 51
baä Besprechen, er »erbe wegen beä griebenä fei ber nach
SRom fontmen, habe hinter baä Sicht führen taffen. Stuf biefen.
beleibigenben SBrief antwortete ber ebte (Gregor mit SBürbe
unb mit biplomatifcher Ironie ; benn bie Schlauheit ber gelange
war in biefem bewunbernäwürbigen ÜJianne mit ber Un-
fdjulb ber £aube gemifcht. $n feinem Schreiben jätete er
alle ©efabren auf, benen ihn baä Verhalten beä ©rar eben
preiägegeben hatte, unb alle Seiben, bie barauä folgten, unb
inbem er oerficherte, bie ihm Pom Äaifer wiberfahrene ©rob=
heit afä einen Cff;rentUet h<uuehmcn äu woHcn, fudjte er bie
beiben faiferlichen Beamten ©regoriuä unb ßaftoriuä Por ber
Ungnabe gu fchiifcen, unb rühmte ihre thätige äöaehfamfeit
in ber Berteibigung fRont’ä. 1
3. .HufCanb btt rwltlicfccn ^Regierung SRom’«. 2>ie jtaiferlit^en Beamten.
®S8ige« Stinfcfcti'cigcn über bnt römifdjen Senat.
S)ie Grwähnuttg beä fßräfecten unb beä SJtagifter ÜJtilö
tum in Stom forbert unä hier auf, ber weltlichen ^Regierung
ber gtabt in jener Gpoche eine furge Betrachtung gu wibmen,
unb alfo eine ber bunlclftcn ©teilen in unferer ©efchichte
gu berühren. 2Bir haben fchon gefehn, bafj gu biefer 3cit
fein 3)up in SRom genannt wirb, unb baß Pon einem römi--
fdjen 2)ucat nirgenb bie Siebe ift. 2 dagegen finben ficb in
einigen gtäbten Gomiteä unb SEribuni, SRagiflri SRititum
1 Ep. 40. lib. V. Ind. XIII. $ier iß eine ©teile auffallenb: et
quidetn si terrae mene captivitaa per quotidiaaa momenta non
excresceret — e« liegt barin ein fcofc« Betvufitfcin auJgefrrodjrn , unb
©reger etnpfaitb fitb al« meltlicfeen SRegierer.
1 3n ©regor'« Briefen teirb genannt ber Dux Sardiniae (t p. 46. 47.
lib. I), Dux Arimini 56. I. Dux Campaniae IX VIII. Dux Nea-
polis 5. XII. k.
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52
dritte« ^»eite« tfatilfl.
aber offenbar als ©eneralcommanbanten in 91om unb bem
Stabtgebiet, unb mit ber »ollen ©ewalt eines 3)uj beileibe!.
'Doch nur jeitmeifc erfcbeint biefeS Amt in Aom, mie als
ßaftoriuS bie Berteibigung gegen Agilulf leitete. 1 ®ie mili-
tärif^en Angelegenheiten unb bie betreffenbc ©ericbtSbarEeit
ftanben natürlich unter biefem Befehlshaber, unb »on 9ta-
»enna ober Bojanj mürbe ber £ru»»enfolb , unter bem 9ta*
men roga, precarium ober donativum, nach 9tom gefenbet,
unb burdh ben ßrogator ausbejahlt, menn er überhaupt ein-
traf. 2 *
Biel öfter mirb in ©regor’S Briefen ber ißräfcct genannt,
bodh nur einmal mit bem ausbrüdlichen 3ufßh Urbis; s unb
ber i)Sapii nennt oft genug ißräfecten ohne meitere Bereich1
nung, fo baß man ft<h hüten muß, unter ihnen bie ber
Stabt ju »erftehn. ßS gab noch ebenfomol einen ißräfecten
»on Italien, mie »on Afrifa, unb »on SUpricum, alfo »on
ben brei ®iöcefen, meldhe ehemals bem IßräfectuS ißrätorio
gtalien’S untergeben maren. ©regor nennt fte in feinen
Briefen, 4 unb bie Stellung beS ^räfecten Stalien’S, melier
1 3n btt Aä&e t>on 9tom unb »cot für 9Jotn fefbfl beauftragt flanbtn
bie SWagiflri SJIititum iJefojc unb Olauriciu«, Ep. 21. XII. Ind. 7. 3n
©icifien unb Keapel »erben SDtag. SWilit, öfter« genannt: 25. XII. 13.
71. 75. VII.
1 Ep. 129. VII. Ind. 2. Ep. 2. VIII. Ind. 3.
* Praefectus Urbis Johannes: Ep. 7. VIII., unb fo »ar ber f($on
genannte Oregoriu« ©tabtpräfect. Ep. 40. V.
4 Georgins Praef. Italiae. Ep. 22. 23. 37. 38. I. 24. XII unb
1. V »trb au«brücfti<$ unterfh tebeti : excell. Romannm Patricium (b. t.
Oparth) et per emin. Praefectum, atque per alios Civitatis snae
nobile« viros. — Praef. Africae 37. VIII. Illyrici 21. II. Siciliae
38. III (hier haben anbre Cod. Praetor), ffi« »iberlegt ficfi bemnad) ißan-
cirofi, »elcfier in ber Notitia Imp. occid. cart. 115 fagt: Italiae scrin»
reenperntae «uns Praefectus redditus non invenitnr.
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'pemificat @[(901'« brt (Bregen.
>3
Pom ©yareben beftimmt unterfebieben wirb, ift unP f(arer
alP jene eine« SroconfulP ^talien’P. 1 @t leitete nämlich alte
6i»il = ©efchäfte unmittelbar, fowol map ginanjen, als wai
©ericbtPbarfeit unb oberfte Verwaltung ber Stabte betraf.
X-ep i}}at>ftP (Empfehlung war nicht ebne (Einfluß auf bie Se*
feßung beP mübecollen SltutP ber ißräfectur, fowol für ^ta=
lien, alp für bie Stabt. So wanbte ficb im 3abr 602 ber
(Eypräfect OuertinuP an ©regor mit ber Sitte, beim Äaifer
ftdb }u oerroenben, baß SonituP bie ijJräfectur erhalte, wor=
unter »ool jene oon Italien ju uerfteben ift. f£)er SaPf*
febrieb ihm abmafmenb 3urücf, eP fei ein febwierigep 2lmt,
unb überbieP unttüß unb peittooH, baß ein ben SBiffenfcbaf*
ten ergebener 9Jtann fi<b mit JHedjnungen befaffen unb binben
wolle, bie ni<btP eintrügen, (Er wolle jeboeb nicht entgegen
fein, obwol er bie Künftigen paefereien jeitep SüanneP be-
bauern müffe, Weiler über bap Unbeil, Welche* ibn erwarte,
bureb baP Seifpiel feiner Vorgänger genugfam belehrt fei. 1
Unb in SBabrbeit enthalten feine Sriefe einige auffaHenbe
Selege für biefe (Erfahrung.
Senn bie ^Jräfectcn oon ihrem Soften abtraten, hatten
fie ihrem Stacbfolger ober anberen hoho« Seauftragten Siechen
febaft abjulegen, unb ihr h°her Slang (©regor gibt ihnen mit
Sichtung bie b^rfommficben Xitel Maguificus, Gloriosus unb
Ulnstrissimus) febüßte fie in manchem ftfaHe nicht Por einer
' Proconsul Itnliae. (Ep. 20. VIII.) (Mreßor bticgimt fieß beim
'pvcconful, tag bei liacome eon 9ica)>et bic iHimona entgegen fei, uub
be}ießt ßiß auf beffen SBorgättger im Slntt Oobamie«. Sin Proconsul Dal-
mstiue Ep. 3. VII. S« batten affe amg bie Precciifutii niegt aiifgegert,
leie ® teiltu« unb ©iannone fdlfcbticft meinen
1 Ep. 30. X: quin quid pnssurus sit, exemplo praeccdentium
non nescimus.
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dritte« sBwfc. Zweite« Capitol.
54
wahrhaft türfifdjcn ©eftrafung. $er Grpräfect SJibertmuS
War not bas ' aujjerorbentliche (Bericht bcs Gpconful SeontiuS
in Sicilien geftellt unb fchimpflidh mit Stuten geftridjen wor=
beu. 3" fvolgc biefer Gpecution fcbrieb ©regor »oll ebler
Gntriiftung einen SSricf an SeontiuS, ben ^errtichiten in ber
ganjen Sammlung feiner Briefe, ber feinem Gbarafter bie
^öd;fte Ghre macht. Gr fpriebt barin als ber gciftlidf ermatt
nenbe ©ater »on ^oher, menfchlicher ©efinnung , unb als
Stfimer, welchen ber ©ebanfe noch empört, baj? ein freier
Wann gepcitfcht worben fei. 3)icS, fo fagt er an alte fei-
ten fi<h erimternb, ift ber Unterfdiieb ber ©arbarettfönige
unb ber römifchen Äaifer, baft jene bie Herren »on Scla»en,
biefe aber non freien Wännern fittb. ©ei allen euern £tanb=
luitgen alfo folXt ihr ju»or bie ©erechtigfeit, unb bann »or
allem bie Freiheit im 2luge behalten; unb er broht bem
SeontiuS mit ber Wacht, bie ihm feine eigene Stellung als
römifcher ©ifdwf gebe; benn, fagt er, hätte ich 3lnge=
fdjulbigten in gutem Siecht erfuuben, fo ftanb cS mir ju,
euch }u»or burch ©riefe ju mahnen, unb wäre ich nicht ge-
hört worben, fo würbe ich mich an beit erfauchteften Äaifer
gewenbet haben. 1 2luS biefem ©rief geht beutlich genug t>er;
oor, welche ©cwalt fich ©regor felbft über bie höcbften ©e=
amten jufchreiben burfte, ba ihre .franblungen feiner Gontrole
unterlagen.
©ebrohte ©eanite fugten feinen Sd;uh- GS war aber
eine gewöhnliche Grfcheinuitg, baß abtretenbe Obrigfeiten fid)
1 Ep. 51. X. lud. 3. Sin teil ©oflrafteii, reeller be3 Unterfc^teif«
jdpilbig war, richtete ©reger ein fipBne« Jroflfcbreiben : Ep. 31. VIII.
3?areniue »erglei<tit bn« Slfvbälmiß ©reger’« 51t 1'eemiu« gut mit bem be«
Cicero 511m ©erree.
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^ontijicat l&rctfn'a t«s Ötcfeni.
55
in bie Äircbenafule flüchteten, unb biefe nur baim »erließen,
wenn fie »on einem faiferlidhen Stotar bie eiblicbe Verfid}e=
rang ihres HebenS erhalten Ratten: ein fcßlagenber '-Beweis
für bett guftanb ber b»jantinifd>en Verwaltung, So l)atte
ber trrpräfect ©regoriu« gethan, unb mir finben eine Steife
»on Vriefett bes fJJapftö an bie einflufsreichften fßerfonen,
worin er ihnen jenen Alaun unb feine Heute sur Unterftüfcung
gegen bie iBillfür ber dichter in allen ihren StechtSgriinben
bringenb anempfiehlt. 1 Aus biefer fclaöifch ebrlofeit Vehanb=
luitg fann mit Siedet gefcfiloffen werben, wie tief ber bnjan--
tinifeße 3)efpotiSnmS aud> ben angcfchenften Veamtenftanb
herabgebrüdt batte.
3ur 3eit bes ©ratian unb Valentinian war ber Vrä=
fect ber Stabt 9iom eine hohe Ve^örbe, ißrincepS bes Senats,
unb an Slang ging er allen ifktriciern unb ©onfularen »er.
Seine ©erichtsbarfeit behitte fich feit Auguftus über 'Jlom bis
jurn fmnbertften Ateilenftein aus, unb »on ben fuburbauen
Vroüinjen würbe an ihn appellirt. 3n ber Stabt felbft ftan=
ben alle öffentlichen Angelegenheiten unter ihm, bie Anno na
unb bie Alärfte, ber ßeitfuS, bie Sorge um glufi, .pafeu,
Alauern, SBafferleitungen, um bie Scßaufpiele unb ben Schntud
ber Stabt. Natürlich war burch ben Verfall Slont’s auch fein
Amt mit »erfaßen; aber im fecßSten ^ahrßunbert war es
noch immerhin fo bebeutenb, baß bie ganje (Sioilverwaltung
ihm angehörte, währeub bas politifcße unb militärifcbc 'Jlegi
ment beim belegirten Alagifter Atilitum fid; befanb. Unb
nur fo laßt es ficfe ertläreu, wie ber Vrnfect ©regot iuS neben
bem militärifdhen VefehlShaber noch als bie mießtigfte ißerfon
in Angelegenheiten ber Verteibigung unb Verforgung ber Stabt
’ Epp. 54. 55. 56. 57. 5». VIII.
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5t>
Xvittee söucb. 3TOt'lM Uta^itcf.
gefunben mürbe. ^nbefj biefe umfaffettbe '-öefugnifs beä l}}rä=
fe den SRom’S fcbmanb int ficbenten ^ahrhutibert, mo bie nti*
lüärifc|en ©emalten völlige Dberbanb erhielten, unb tnbem
ber Stabtpräfect auf bie blofse ^urisbiction befdsränft mürbe,
fanf er unter ben ®up von 9tom, ben Öeneral--©ouvcrneur
ber Stabt, herab. Unb febon nach bent ;fahr 600, roo 3°:
banne« bie Ißräfectur befieibete, hören mir feinen ißr&fecten
nennen, bis mieber im Qabr 774 einer auftaudjt, unb bie«
berühmte ftäbtifdje 2tmt erhielt fich al« ba« einjige be« 2llter-
tum« in veränberter ©eftalt, unb fpielte im römifchen 3RitteI-
alter eine neue fWoUe. 1
Sieben ber Stabtpräfectur unb neben bem Üiagifter 3Jib
litum ober ®up gab e« in Slont auch aitberc faiferlidjc 2}e=
amte, bereit iierhältnijj un« jebod) bunfel ift, unb ab unb
ju erhielten 33otcn im Aufträge be« ÄaiferS, beren Üöillfür
unb (rrpreffuitg nicht geringen Schrei verbreitete. 2 3öie e«
ferner mit bem Senat befebaffett mar, miffen mir nicht. 2)ie=
jenigen Schriftfteller, mclche fein ^crtbefteFm behaupten, haben
1 Felix Coiileloiius de Praefecto Urbis (Roma 1631) ift nichtig
jiit bie ^Sräfeeien be« fpäteren iDiittelaftertS ; et beginnt febr naio bie 9teibe
ter alten ^rafteten mit itbarn ober Siomulue. 3bm folgte mit noch größerer
tlltübe, aber nur bi« auf ba« 3a(>r 600 firf> befebräntenb , öbuarb Sorfini
de Praefectis Urbis. Pisa 1766. 34> finbe , baß bet flräfrct 3<>bjnnM
bie Xitel Palatinos unb Patricius führte (51. 52. VIII.) unb bewerte
babei, baß ber Xitel fjatriciui, f pater nur bem Gjarcbrn eigen, bamal*
nod; Ijiiufig war. Cpilto $atriciu6: Ep. 27. XII. $enamiu« 'flatriciu«
33. 1. 42. 43. V. ?c. , unb felbft bcffen ©enialüt beißt Patricia: 128. VII;
uiibt iniuber bie SRbmerin 3f ufticiana. 3dj Spreche nicht oon bem Patricias
(lalliarum, welchen Xitel bamal« bie grantenfbuige eerlieben: 33. II.
17. XII. jc.
1 So ein Comcs privatoruin Beator, hic qui quasi eomes priva-
turum dici vult, venisse, et multa contra omnes agere. Ep. 26. XI.
lud. 6. — 3u Ep. 29. XII. fpricht ©vegor Mit diversa officio palatii
urbis Romae, für bie er um bie ftuttena bittet.
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'jtomificat (Sieger’» te» fflro§en.
57
für ihre Meinung feine anberen ©rüttbe betjubringen, als
unä fcbon befannte ©teilen in ber Pragmatiken ©anction
JJuftinian’S, als ben Verist 2JIenanber’S oon ber ©enbung
einiget Senatoren nach Sonftantinopel im 3abre 579, ober
als bas Vorbanbenfein beS fßräfecten, ben fte nach altem
©ebraucb für baS .fjaupt beS ©enatS auch in biefer 3«* er=
flären. 2t ber alle foltbe ©rünbe finb unhaltbar, unb fte
fallen oor bem gänjlid^en ©tillfcbweigen ber ©efcbktfcbreiber.
2ßenn ju ©regor’S 3e't no(b ber ©enat als StatSbebörbe ober
als Stepräfentant ber politifdjen Siebte beS römifdien 3ieid)S,
ber Respublica Romana, bcflanb, wie fonnte ©regor ihn
bei ben witbtigften Staatsangelegenheiten oöllig übergeben?
SBir »erben febn, baß er, im 3abr 599 mit Stgitulf wegen
beS griebenS unterbanbelnb, als Vermittler einen 2lbt ff}ro=
buS gebraust; oon Senatoren ober oon einer auch nur ent=
fcrnten politifdben Teilnahme beS Senats ift hier feine Siebe,
unb als 2lgilulf feine Voten nach 9iom fdjicfte, »erlangte er
oom fßapft allein bie binbenbe ltnterfcbrift beS $riebenSinjiru-
inents, beS Senats aber würbe babci mit feiner ©ilbe ge=
bacbt. 3)ian fönnte baber IwcbftenS glauben, bafj ber ©enat
noch als Äörperfcbaft ber 3)ccurionen fortbefianb, nach ber
ftarf bejwei felbaren Sinologie oon Stabten ^talien’S, welche
noch nicht oon ben £angobarben erobert unb um ben Sieft
ber römifcben Surialoerfaffung gebracht worben waren. 1 Stber
’ Xro V» 0*serv. sul Qov. di Koma nel 595 (Kote }um C. D. Long.
I. n. 131. p. 337) bimiifyt fitfi um ba« 3ortt>efiebn brt Senat». 3“ fei«™
Wunflcn fie^t er in n. 401 Cod. P. III. a. 717, <ro am §of ?iutpraub>
(in Senator fiiius Albini Auftritt, in biefern (inen Senator Romanu«.
34 finb« inbeß , bafj tie4 um 874 eilt 8)if4of »eit lorceUi mit Wanten
Senator fceifjt. £c4 teei«t er igaöigtto'8 Stnfitbt ab, baß ba« SDecuricitat
in ita(ienif4«n Stäbtcu trof} ber langebarbifötn (Sroberung fortbefianb, unb
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i>8
Dritte* ÖaCb. (Sapitel.
fclbft »on einer Curie in biefem Sinne »erlaufet nicf)t^ mehr,
unb wir ntiiffen bcShalb jene berühmten SluSfprüdje ber acht;
je^nteu -öomilie öregor’S, welche t'on bem Stidjtbafein bei
Senate reben, als mtrflidbc SeroeiSftellen für unfre Slnficbt
gebrauten. 1
So fparfam nun bie Slachridjtcn über bie Stegierung
Stom’S jener 3eit Hub, fo ftefjt bod; biefes feft: bie mili=
tärifd^e, cioile unb politifdje öewalt in ber Stabt würbe bureb
Beamte beS ÄaiferS auSgeübt, unb bem Ißapft ftanb gefefslidi
eine gewiffe SBeauffiibtigung unb ber SiecurS an ben Äaifer
ju. Uebrigen finben wir itjn auf bie Mir die unb ihre
öeridjtsbarfeit befdbränft: aber bennodi war öregor burdt
bas 3uf aT1t ,ncn treffen feiner gähigfeiten mit ben Umftänben
ifi eine Stellung gebracht, bie ifm auSnabmSWeife jum ftiü=
fdjweigenb anerfanttten Oberhaupt auch beS politifcben SRom
machte, unb mit »ollem SRedjt ift er als Öriinber ber päpfb
lieben .öenfdiaft weltlicher Statur anjufehen.
4. ®regor’« Stellung in 'itejuij auf bie «labt, «eine Sorge fiir ba*
4*olf. Seine SSerwaltung ber itirchengfiter. Die SBefebrung Önglanb’«.
©reger’« geftigteit gegenüber ben Slitfpriitbeit »on 0B}anj.
Öregor’S (iinflut; überragte bie SJlacbt ber faiferlicbeit
Beamten, unb bie Stömer ehrten in ihm ihren öerrn unb
bieien Irrtum bat ffiarl Vegcl itäcbft ibin berichtigt. Diejer »ätt bie 311
©reger’« 3f’* übliche SPcjcicbmtng Orilo (CJero, Orclini et Picbi) für
Caiyeleifthl , unb ittbent er ibn al* Stanb ber Honorati et Possessori-«
ertlärt, glaubt er bie Gurien überhäuft (eben in biefer ijJeriobr erlofcben.
(I. c. 2 feiner ©efch. ber Stcibtceerfaffuug. ]
‘ Der ©raf ®enbettiiti (de] Senato Rom. I. c. 2) bemüht jich »er
geben«, ben Senat biefer .fjomilie gegenüber 311 behaupten, unb £ro»a jrnbet
©reger’« äuetpriiebf übertrieben. Sauign», ©eftbichte be« Stern. Stecht« ?c.
I. p. 367. Stote c behauptet , baß ber Senat in ben Sriefen ©regor’* »er-
tönt me: ich habe in biefett Briefen nicht eine eittjige Stelle gefehett, tee bie«
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Pontificat ©reg er’* be« ©roßen.
59
Gr Raiter, ber bie ^eilige Stürbe bei) ©ifdjof« unb ben ©lanj
be? hcriihmteften fpatriciergefchled>t3 in feiner ißerfon Perbanb.
Seitbem ber Stur, 5 beg ffiothenreidh* ba« lefcte öffentliche geben
ber Stabt mit fid> gerijfen i;atte , mar SRom röHig oeränbert.
Söeber Gonfuln, nod; Senat, noch Spiele erinnerten mehr
an baä meltliche Sleid; ; bie patricifdfen Raufer mären faft
crlofchen, unb in ben Briefen ©regor’3 ifi non feinen be*
giiterten Familien alten ©efdhleditg in 3lom felber bie Siebe,
menn nicht bon folgen, bie nach Gonftantinopel auögeroanbert
maren, ' mäbrenb fidh alte Flamen in ©eflfeungen finben, bie
ber Kirche bereite angehörten. 2 5)ie fircf)fidh>en unb tl>eo=
logifdhen S5inge hatten bie bürgerlichen jum Schmeigen ge*
bracht, unb mir haben ba3 römifdje Soll bereits in einem
völlig gciftlichen ©emaitb gefehen. $>ie Kirche felbft hatte
angefangen, ein grofjeä Slfpl ber ©efellfchaft ju fein; unter
bem Ginfluf? unerhörter Schrecfniffe ber Slatur unb beS Kriegs
mar ber ©laube an baS nahe Gnbe ber 2Belt allgemein ge*
morben, unb ber 3ubrang }u ihr unb bem Klofter groß.
$>ie Slot bennehrte ihn, mie bie Gbre ; benn ber ©ebiirftige
fanb bort Slahntng unb Obbad;, ber Ghrgeijige aber Söürbe
ber galt wäre; auf) ft in brm ©rief, ber een ber Slcclamatioii be« Pilbe«
be« ^bofa« burefe ben (Sterne unb Senat banbeit, unb biefen batte ieb nnv
für eine (rötere Huffchrift bet 9tebaction bittet ©riefe.
' Sie Patricia dtufticiana war nach 4)e',anj grwanbert, unb ©reget
f^eint bie fromme unb reiche Same eergtbeu« na* 3tom eirigelaben 511 baten.
Sie befaß hier ©ilter; fie troftete ftcb mit Pilgerfahrten natb bem Perg Sinai,
unb ben papft mit ©oben; fie fanbte ihm 10 Pfnnb ©olbefl jum ?e«faiif
een Sclaoen, unb feibene 8 erbange für bie Äirtpe be« S. petni«, wobei
fte bie arißctratifche Prätcnfion machte, baß biefe Seppicbe in feierlithetn
Sufjug nach bet Pafilifa getragen werben feilten. ©reger fchrieb fünf
Priefe an ße.
’ So in ber Schentungburfuubt gewiß« ©iiter an S. paul bie" ftuiibi :
Antonianus. Cassianus , Cornelius, Primianus. Ep. 9. XII. Inil. 7.
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60
Dritte» iPutfj. groeite» Sapitel.
unb Slang in einer 3e^/ ®o ber Stitel Jsiaconus, 'ftrebbpter
unb ©ifdfof für bie Slömer bab getporben »Dar, »oaS ihnen
einft bas Tribunal, bie fßrätur unb b ab Sonfulat gegolten
batte. Selbfit bie Solbaten Derliejjen i^re gähnen unb nabmen
bie £onfur, unb berer bie Äirchenämter begehrten mären aub
allen Stäuben fo Diele, bafj ©regor ©inhalt ju tbun fuc^tc,
»oäbrenb ber Äaifer SJlauritiub in» 3ahr 592 burcb ein 6bict
ben Uebertritt ber Solbaten inb Älofter unb ber Sibilbeamten
in ein Amt Derhot 1 3)ie entfefcliche Armut Stom’b
ftrecfte nicht Dergebenb nach ben Schaben ber Kirche bie §änbe
aub. S)ie Seite« / »do ber ßonful ©elb unter b ab ©olf aub--
ftreute, unb roo ber ©räfect für bie öffentliche»» Austeilungen
an ©etreibe, Del, gleifch unb Spetf Don Staatbtoegen forgte,
waren nicht mehr; ber Schrei beb SBoIfb nach Panem et
Circenses »ourbe nur nod» ^alb gehört. 6b bcrlangte ©rob
unb ber ©apft gab eb reichlich. 3n feinem Älofter auf ben»
6liDub Scauri hatte er noch alb 5Dtön<h bie Armen täglich
gefpeibt; er fuhr auch alb ißapft fort, b ab ©olf ju nähren.
Am Anfänge eineb jeben ÜKonatb teilte er ©etreibe, Äleiber
unb ©elb an bie ©ebürftigen aub, an jeben» §auptfefte gab
er ben Äirchen, Älöftern unb milben Anwälten ©efchenfe.
3Bie SCitub hielt er ben Jag für oertoren, an ben» et nicht
ben junger gefüllt unb bie SBlöjje bebecft hatte, unb alb er
einft hörte, ein ©ettler fei auf einer Straffe Aom’b geftorben,
1 Ut qaisquU fuiaset publicis administratiouibus iraplicatua,
ei ad ecclesiosticurn venire officium non liceret. Job. Diacon. Vita
8. Gregor. II. c. 16. ©reger befötoerte fitfc gegen ben Stufet , baji er
bie* öbict au<$ auf bie Älöftu au«be&ne, unb ben Solbaten bie Suite «er.
roe&re: Ep. 62. 65. II. dagegen itefit ber gatl be« Huetritt« au» bem
Slofler in ein ireltlicbe» Sinn rereitgeli. Der 'patriciuj gteitantiu» murre
ex monacho Cancell&rius 3talien«, unb beeiwCb non ©regor bitter
getabeit: Ep. 33. I. unb aubere Briefe an ihn.
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^cntificat ©reger'« trt ©regen. fil
oerfchlof) et fich toll Scham uitb wagte einige Sage lang niebt
als ißriejter an ben SUle&altar ju treten.
Sie SRömer Ratten einft in ben Säulenhallen, in ben
Spätem wnb an ben öffentlichen Speichern be« Staat« ihre
SuSteitungen erhalten, jefct brängten fie fich in bie SSorböfe
ber ©aftlifen unb JMöfter, um Äleibung unb Speife Don geift-
lichen Beamten im Flamen ©otteS ju empfangen. Sie Schaaren
ber plger aber, welche über See tarnen, fanben f<hon in
IjBortuS bas IßilgerbauS ju ihrer Aufnahme bereit, unb wa«
burch bie Sore SRom’s jog, fei es als SBaHfahrcr, fei es als
Flüchtling Dor ben Sangobarben, fanb in Äranfenbäufem
ober in räumigen ißilgetherbergen Säger unb Äoft. 2ln
langen Safetn fafjen bie gremblinge aller ^roDinjen unb
berührten bie ©aben ber römifchen flirre mit frommer
Sanfbarteit. Sie chrifilidhe SBolthätigfeit gab unb ba« wirf*
lidhe Sebfitfnifj empfing bie wahrhafte SBoltfiat. 3efct ift es
anberS: Don ©tegot’S 3eit, f° f<*9t man, fchreiben ftch bie
öffentlichen ^ugmaf Chungen unb ißilgerfpeifungen noch in
9tom her; aber biefe Scenen gereichen bem rühmlichen ffiol-
thätigfeitäfinn auch ber heutigen Äirche nicht jum Sobe, weit
fie nur theatralifche Formen finb, benen dürften be« SuS-
lanbS auf 93aIfonen unb bas ©ebränge ber gremben rings*
umher wie einem Schaufpiel jufehen, Wo bie 2lrmut unb bie
chrifttiche Semut zugleich als ißuppen entwürbigt werben.
©regor Derwenbete bie ©üter ber Äirche, Welche ihr
nach unb nach aus bem IßriDatbefifc als Schentungen juge=
fallen waren, im Sinn ber Srfienfung gewiffenhaft. Unb
biefer ©üter waren bereits Diele unb grojje, fo baß ber
$apft, wenn et auch nicht über Herzogtümer gebot, bodh als
ber reichfte Sanbbefttjer in Italien betrachtet werben tonnte.
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63
©ritte« 33ud?. Sattel.
Unb hier befanb er fidf, wenn auch nicf>t als »eiliger Sou«
»er an, fo boeb als Eigentümer auf beut erblichen ©runb unb
©oben ber Äirdjie, wo er auch eine gewiffe befd^ränfte guriS«
biction auSübcn burfte. ®aS Eigentum ber Äirdjc, bent Xitel
bcS 2lpoftel S. ©etruS juge) Trieben, War in bielen Sänbereien
jerftreut: in bem „fornprangeuben" Sicilien, wo fte am ge«
puftefien Waren, in Eantpaitien, in ganj Sübitalien, in
Salmatien, ^tlprien, ©aUien, Sarbinien unb Eorfica, in
Sigurien unb in ben Eottifdjen Sftpen befaß bic ßirebe ihre
Domänen. 5Der ©apft febiefte bahin, Wie ein Äönig in bie
©rooinjen, feine Xiaconen unb Subbiaconen (Rectores
Patrimonii), welche bie zwiefache Eigenfdjaft oott geglichen
unb weltlichen 2tuffehem ober Regierungsräten in fidj »er«
einigten. 1 Rechnungen würben »on ©regor ftrenge
unterfucht , benn ber würbige SJlann wollte nicht, baß „ber
Secfel ber Äircbe mit fd;änblichem ©ewinn bejubelt werbe."
Ein forgfameS ©ueb ber Eintünfte unb ber SluSgaben würbe
geführt, Währenb bie ©erecbtigfeitsliebe beS ©apfts achtfam
barauf hielt/ baß bie ©auern ber Äircbe nid^t mit Unrechtem
3Jlaß unb ©ewicht ber Raturallieferungen ober mit ju hoher
Äopffteuer helaftet Würben.
S5ie »ielen ©riefe, bie ©regor an jene Rectoren bet
©atrimonien richtete, erweden unfere lebhaftere Xeilnahme
unb geben uns jugleich Einfidit in bie ©erhältniffe bes rö=
mifchen ©auernftanbeS, welche fich ^abrhtunberte lang un«
»eränbert erhielten. $ie ©üter ber Äirche würben »on Eo-
lonen behaut, Rlenßhen bie an ihre Scholle gebunben einen
3iitS in ©elb ober in SMngett johlten. Er würbe im
' SWait uergleicbe Joh. Diacon. Vita II. c. 53 unb bie ja$freic5en
©riefe ©regor’« an toiefe ©utbiaconen.
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^witificat fflrcflcr’S b<8 ö'rofitit.
63
allgemeinen pensio genannt, unb »on ben Conductorcs ober
gin8pä»htem eingetrieben. Diefe beorücften beS ©ewinneS
halber oftmals bie ©olonen , inbem fie baS ©etreibemaß »iH=
fürlüh erhöhten; fie gwangen bie Bauern bisweilen, ben
SJtobiuS »on ben rechtmäßigen 16 ©cytaren ober 24 rö=
mifchcn ipfunben auf 25 ©eytare ju fteigern, unb non 20
©cheffein ber ßrnbte einen abjugeben. ©regor aber ficuerte
biefen Bebrücfungen: er fejjte ben SJtobius im Allgemeinen
auf 18 ©eytare feft unb beftimmte, baß öon 35 ©cheffein
je einer abjuliefem fei. Diefe Berorbnungen betrafen ©h
cilien, noch immer bie Äornfammer Stom’S, aus welker
jährliches ©etreibe eingefdjifft tourbe, bie ©tabt §u »erforgen.
üöenn biefe ©etreibelieferung im ©chiffbrudj »erunglücfte, fiel
ber ©dhaben freilich ben armen ©denen §ur Saft, auf »eiche
ber ©rfafc »erteilt »urbe, nur »amte ©regor bie Stectoren,
nicht bie giinftige geit ber Seefahrt ju »erfäumen, fonft
müßte ber ©»haben ihnen angefchrieben »erben. Die öfo=
nomif»he Drbnung »ar mufierhaft; für jeben ©olonen »urbe
ein Stegifter feiner Seiftungcn ober Libellus securitatis ge=
führt, auf welches er fich berufen tonnte, unb wenn ihn
5föiß»a<h$ ober Bebriidung in Slot brachte, tonnte er barauf
rechnen, baß ihm bie Billigfeit bcS Bapfts mit einem neuen
gnoentar toon Äübeit, ©chafen unb ©ch »einen ju ,§itfe tarn.
Die ©üter beS ©. BdruS *n ©icilien gebiehen, manche beib
fame Berbefferungen würben getroffen, unb ber große ?}3apft
tonnte fi<h mit ©tolj auch «inen auSgejeicfmeten Sanbwirt
nennen, unb wenn er in ^proceffion ober fonft ju ijßfcrbe
faß, (ich rühmen, baß ihm feine gelter bie ©tutereien bet
ßirche »on berfelben alten Drinafria lieferten, beren fteg-
reichc Stoffe einft Bmbar befuitgen hatte, freilich hegen »ir
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Dritte* ©mb. ffapitet.
leife gmeifel, ob 5|}inbar bie fromme ©nfelrace apoftolifchet
«jßferbe mürbe einer Obe roütbtg befunben haben, unb febmer-
licb hätte« bie päpftli<hen Stuten aus fpanormuä, ©prafuS
ober Igrigent beim olpmpifdjen ©agenfampf ben ©ieg baoon
getragen. SDu baji mir, fo fdhrteb ©regor einmal an ben
©ubbiaconuS ipetruS, ein miferable« $ferb unb fünf gute
gfel gefcfjicft : baS ijßferb fann ich nidbt reiten, meit es mife=
rabel ifi, unb auf ben guten ©fein nidbt ftfcen, meit fie
©fei finb. 1
5Die Äird&e gebot alfo über ein Voll »on hörigen uub
ßeibeigenen, unb ber Sfteid&tum ihre« ©«hafccS mar uner«
f (bUpft, mäbrenb ber fprioatbefig junt Unglücf ber bürger=
lieben Drbnung febmanb, unb bie faiferlidben Waffen beftänbig
leer maren. 2(u3 biefen ftonb« aber »ermodbte ber ißapft faft
unerfdjminglith fdbeinenbe Stiftungen ju beftreiten: bie 6r=
baltung bet Äirdben, bie Verpflegung 9tom’8, bie ßoSlaufung
oon Äriegäfclaben, enblidb bie griebenSgelber, meldbe er ben
•
' Ep. 30. 11b. Xll. Ind. 7. — 9Iaib bem Bertufi ber ftcilifcben Patri-
monien fugten bi« Sßäpfte Pferbe bimeeifen in gtanfrei<b: $abrian bot Sari
mn einige „famefe" ©ferbe, um barauf mit Hnflanb ju r«it«n: talea nobia
famosissimos mittite eqtios , qni ad nostram sessionem facere debeaDt.
Cod. Carol. ep. LXVII (6«im (Senni LXXXI. p. 440). — ©«gm ber
Cotoniatoerbältniffe ifl midjtig Ep. 44. I. Ind. 9. ad Petrum Subd.
Sicil. , unb onb««: IV. 21. Ind. 12; IX. 18. 19. Ind. 2; XIII. 34.
Ind. 6. Der ©elreibecauon ift fo outgebrildt : pensionem integrum et
pensnntem ad Septuaginta bina persolvant. Die Stiftung beißt pensio
(eon penauro), bi*roeiten omb burda ober bnrdatio (unftr ©firbe?), ober
illatio burdationia. (Sine getriffe Sbgabe »on 2Rarfibingen fuefi sili-
quaticum obtr ailiquae, fo beim Cnaaiodor. V&r. Lib. II. ep. 30.
III. 25. ffleim ein Colone betratet« gabfte er bem oondnetor bat nnptiale
commodum, einen aolidus. — Die ©rnnbfäfce ©reger’« finb in ep. 44. 1.
au«gefbro<b«n : quia noa aaccuium eccleaiae ex lucris turpibus non
volumua inquinari. (Sine golbne SKorime, unb wert, fie ber ©ergrffeiibeit
ju entreißen.
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^onlificat ©regor'# bc« ©roßen. 65
i'angobarbcn reichlich ju jaulen batte. X)eü Schäden ber
'Kirche oerbanfte 9tont feilte Freiheit fowol »on biefen Reinheit,
als feine jeitweifc faft unabhängige Stellung fRabettna gegen-
über, u>äf>renb bie Jtircf>c felbft ror bem Äaifet bie 3)tiene
ber Slnuut annahm, uub mit unterwürfigem £anf bie Keinen
Waben boit einigen tpfunben empfing, welche er bann unb
wann als golbcne tropfen best GrbarmenS auf ben Schutt;
baufen 9iom fallen ließ. '
$>ur<h Krieg, junger unb iJJeftilenj jufammengefchntolien,
mit Söbjanä nur jcitweife burch einige ^Beamte in SBerbiitbung,
bou Siabenna buvd; bie Sangobarben abgefdhnitten , bom Gjr-
archen faum beauffichtigt unb militärifch faft gar nicht ge;
f<hnht, fanb alfo 9fom im iflapft ©regor ein nationales unb
feIbftgewäl;lteS Oberhaupt. ®ie iTtömcr fahen pltfölich aus
ihrer SRitte einen ^Bürger herborgegangen, welcher bie ftoifche
Strenge Gato’S mit ber bielfeitigen Sthätigfeit Gäfar’S geiftlich
bereinigte, unb bem baS ©lücf nicht fehlte, ©regor eroberte
als „Goitful ©otteS" Gnglanb. 2 GS wirb crjählt, baff er
eines £agS, ehe er noch ißapft war, auf bem gorunt Stom’S,
wo man bamals Sclabenmärfte hielt , brei fchöne frembe
Knaben jum Verlauf ausftehen falf, unb über ihre ^»erhinft
belehrt, gerufen habe: „2tnglcr, gleich wie Gngel finb fte."3
‘ SWauritiu« föidtt um 599 30 tpfimb ©otbe# juc Verteilung an bie
^rieflet unb bie ätrmen , welche ©regor (ep. 2. VIII. Ind. 3) bantenb
quittirt. — 21 ber ber Öjrard? lieb (Selb otm ber Äirdje: Ep. 129. VII.
Ind. 2.
* @o flebt auf feiner ©rabförift:
Ad Christum Anglos convertit pietsle magistrn
Adquirens fidei agmina geute nova —
Hisque Dei consul factus laetare triumphis.
ä Angli quasi Angeli; ein febones (Somplintent, aber es bat bie
finglanber botb nicht son ber Äefcerei abgebalten. Beda Histor. II. c. 1.
ö* t» 8t>ri'»iu«, Wtfibidiie tcr Statt Sem. II. •)
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Sritte* '-Pud). g weite« Gapitet.
(fr erlöste bie £eimatlofen, unb bon apoftolifchcm (SVeifl er*
griffen, wollte er felbft als ©iiffionär nacb jenem Sanbe ab*
geben , aber er würbe vom römifdwn Bolf baran »erbinbert,
unb erft im 3abr 596 fanbte er au$ feinem Älofter eine
Schaar oon ÜJiöncben unter bcS SluguftinuS gübrung nacb
ber fernen gnfel ab. 3br ©rfolg war groß unb fdmcH :
Britannien, welches jwei gabrbunberte früher »on 9tom auf*
gegeben worben war, würbe bureb ein einfamcS Älofter am
Eoloffeum SRom’S als neue unb getreue ißrooinj ber römifcbeit
Kirche einüerleibt. ©regor aber fnüpfte geiftreidb unb mit
patriotifdbem Stolj an bie alten Erinnerungen an, unb
nannte ben König 9lbelbert unb feine ©emalin Slbclberga
ben neuen Eonftantiu unb bie neue Helena. 1
2Rit bent ©lanj biefer Unternehmung vereinigten (ich
bie Siege beS ÄatboliciSmus in Spanien, wo SReccarcb,
König ber äßeftgotben, mit feinem Bolf jur rechtgläubigen
Kirche übertrat, unb enblidj auch bie fidler fortfd^rcitenbc
Belehrung ber Sangobarbcn, welche ©regor bem frommen
unb Joli. Diacon. Vit« I. c. 21. ©regor fd/idte teil *pre«bBter Gantitu«
nach ©uflien um anglifcbe Saaten Bon 17 bi« 18 3ahten junt Sioitertienft
aufpitaufen : Ep. 10. V.
1 Ep. 59. 60. IX. unb bie empfeblungebrirfe ©reger’« für ben 3Wcn<h
Stuguftin: 52. 53. 54. 57. 58. 59. V. Sie geichitft er frl) brm tpeitentum
accommcbirte (ebrt Ep. 71. IX., me er befiehlt , bie $eibentempet in Sirchen
einjuweihen, unb ben ©«tauften am ge fl ber SJiarfirer um bie Sirchen Jütten
ecu Saub unb einen Schmant ;u errichten. 3«beß brauchte auch Otalien
noch SWifTionSte. <5« gab Reiben in Xerracina Ep. 20. VII., in Gorftca
Ep. 2. VII., felbft in Sicilien Ep. 26. III., unb ©regor Wußte, baß ber
^re«bhter Siftnniu« in fReggio ein ©üßenbilb in feinem $>aufe anbete,
Ep. 4. X. SSabrfcbemlitb war ber SRann ein Sunflliebbabcr. Sarbinien
war reich mit Reiben »erforgt: Ep. 23. 25. 27. III.; fte hießen Barbarieini,
unb ihr Sur $o*pitio, welcher Ghrtfl geworben, würbe een ©regor burih
ein Schreiben belohnt Sie 3ubice« biefer 3nfel gefiatteten ba« Cwibeutum
für öefb: Ep. 33. IV.
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Bentificat ©regor’a be* ©roßen. 67
©ifer ber fatholifchen gürftin J^eobcliiibe uerbanfte. So gab
es int ganjen äbenblanb feinen mächtigeren SRann als ben
römifdten Papft ; er ftanb glorreich ba als £aupt ber Äirdhe,
ober als ihr gelbherr, beffen ftrengen Befehlen fich bie mut*
renben ©ifchöfe Italien’« unterwarfen. Sßä^renb er nun für
bie Jtirche Probinjett eroberte, fahen if?n bie SRömer mit un«
erfchütterlicher geftigfeit jugleich bie Slnmajjung beS Johannes
gejunator, beS Patriarchen oon ©onftantinopel, befämpfen,
welcher ben £itel eines öfutnenifchen ober allgemeinen ©i*
fchofS für fiel» in 2lnfprucf) nahm, ©regor aber behauptete
ben Primat ber rinnifchen Äirche, unb nannte ficf> mit fluget
3)emut „Äncdht ber Älteste ©otteS." Unb als folcher trat
er mit einer herrlich™ SBürbe bem Jfaifer unb ben Königen
gegenüber, unb ermahnte fie jur ©erechtigfeit gegen bie Unter*
tanen unb jum milben Siegiment. ©r fdjiüfcte wie bie ©in*
jelnen fo bie Prooinjeu gegen bie ©ebrüefung ber faiferlichen
Seamten; fein fdbarfeS Dhr »emahm fogar bie Älagen bes
©olfs im milben ©orfica unb im fernen 2lfrifa. 1 Niemals
hat ein Papft feine Stellung fo hoch erfajjt, noch fo tbätig
unb glücflich ausgeführt: feine Sorgen unb ©orrefponbenjen
umfaßten bie l'änber ber ©htifteuheit.
6. ©reger fließt mit Slgilulfue grieben. fcefteigt ben Iren bon
SBbjanj, unb wirb ben ©regor tcgliitfwiinföt. Die ^ßt?o!a«faule auf bem
gorum ben Wem.
2luS allen jenen $ügen roirb jur ©enüge Har, baff
©regor faft bie ©emalt eines £errf<her8 in SJlorn auSübte,
ober baf} bie gäben ber weltlichen Regierung oon felbft in
1 Ep. 59. I. an ben <5jar($en ben Hfrifa. Die ungiücftitbfn Sorten
würben ben ben bpjantinifiben Beamten fo gebriWt, bah fie ihre £ inbet
in bie Ectaeerei bertnuflen: Ep. 3. VI.
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f>8 Dritte« Üudi. »^meite« Capitel.
fetne .fjänbe tarnen. G>ie« betrifft nicht alTciit bie Stabt
Äom, fonbern auch anbereCrte; benn e« finbet fich einmal,
baß ©regor nach bem tu«cif<ben Gaftell 9tepe einen ©ou*
»enteur Scontius abfdncft, inbem er Gleru«, Orbo uitb Volt
ermahnt, ihm ju geborgen, ja baf? er fogar nach Neapel
einen Gribun fenbet, biefe Stabt ju bemalen, unb bem
barin liegenben Gruppencorp« ©eborfant gegen beffen 91m
orbnungen befiehlt. 55 rüber aber batte fr bem Sifdiof 3a--
nuariu« »on Gagliari in Sarbinien aufgetragen, bic Wauerit
unb SSachen in allen Orten bereit ju halten. 1 Ga bie Sorge
um 9tom ihm um fo oiel näher tag, fann cs nicht mehr be=
fremben, trenn er bort mie ein weltliches Oberhaupt fidh felbft
mit militärifcben Wahregeln befafjt unb an bie Gruppenführer
fchreibt, bah er e« nicht für gut gehalten bähe, bie Solbaten
au« 9tom ju ihnen hohen ju laffen, unb toenn er ihnen in
betreff ber Operationen gegen ben §einb 9lufforberungen ju-
fbhidt ober 9tatfcbläge erteilt. 7
Gic beillofe Sage Italien’« unb bie unmittelbare Ve=
brängnifj 9tom’s, toelche ber Gparch, vielleicht ber dtaifer felbft
mit furjfichtiger ^olitif nicht ungerne fab, machten ©regor
jurn politifchen Vermittler be« Trieben«, ben er enblicb feiner
eigenen (Energie oerbanfte. Gr fühlte feine Wacht fo febr,
bah er bem Äaifer burch feinen Vuntius fagen lieh, mettn
et, fein Wiener, e« auf ben Gob ber Sangobarben abgefebeit
hätte, fo mürbe heute biefe« Volt meber einen Äönig, noch
' 9tfpt: Ep. 2. XI. Ind. 10. Ep. 24. XII. Ind. 7.
Univrrsis militibus Neapolitsnis — magnifieum viruin Constanlinum
Tribunum cuatodiae civitatis deputavimus pracesse. §ifr jubelt b«r
Carbinal ©aroniu«. Sagliari: Ep. 2. 5. VII. Ind. 2.
’ Ep. 21. 22. 23. XII. Ind. 7. an bi« SWag. «Militant 8(lor, SWau>
ritiu« , Wlaliami«.
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'tnmifkat üft«gcr’e tf« (drehen.
69
einen £ergog ober ©rafeit mehr haben, unb in äußerfte Ver-
wirrung uitb Zwietracht qeftür§t fein. Sr wollte jebod) mit
ihnen, beren Vefebrung er vorauSfah, ober bereit Vadjic an
ben oielen fatbolifcbcn Äirthen in ihrem (Gebiet er fürchtete,
einen gütlichen grieben, unb er mühte fich mit äufterftcr
Vorficht jahrelang ihn ju erhalten, währcitb bie Vättfe
beS Cfrarchcit ihn baran hinberten. Sr tarn burch bie Ver=
mittlung feines eigenen Slbgefanbten, beS 2lbts Vr°l>u3 , im
;)ahr 599 gu Staube. 1 SS fcheint aber, ber itaifer Mau-
ritius felbft habe bem Vapft bie Vollmacht bagu erteilt.
®ie beiben hanbclnben Varteicn waren auf ber einen Seite
ber Ätönig Slgilulf unb feine §erjögc, unter ihnen ber für
Vom gcfährlichfte SlriulfuS oou Spoleto, auf ber anbern
aber bet jum grieben geneigte Sjardj ÄaHinifuS, beS 3io-
manuö Vachfolger. So gro§ war baS politifdje SKnfehn
©regor’S bajj ber Üangobarbenfönig ihn wie eine felbftftänbige
Macht betrachtete; er fdndte feine Voten nach Vom unb
verlangte, ber fßapft foUe baS griebenSinftrument untergeid)=
neu. ©regor wich jcbocEj bem Slnfinneu aus, weil er Weber
in bie .§änbel bcs ÄriegS hinabfleigen , noch burch feine
Unterfchrift eine Verantwortung auf fich laben wollte. 1 $5et
griebe, ober SSaffenftiUftanb würbe bis gutn Monat Märg
ber fomutenben werten ^nbiction, alfo bis gum 3afw 601
auSgebehnt, unb bann wahrfcheinlicf) verlängert, ba fich
Vriefe aus ber fünften ^nbiction finben, in benen ©regor
ben Magifter Militum MaurentiitS unb ben .fiergog SlridjiS
von Veneoent bittet, ihm bie aus Vruttien beforgten Valfen
1 Kp. 41. 42. VII. Int], 2.: Jaiiffnguugsji^rtibfu ("rtflcr'« an Jtgilulf
unb XfjroCdinbc.
1 Ep. 103. VII. lud. 2. an t&coboru*, Untäter non SKaoenua.
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70
®rittrt Skid). gwetirt (Sapilfl.
für bie ©afilüen be« S. ©eter uub S. ©aul burcb Opfern
gefpanne an’« 3Jleer (Raffen 311 laffen.
$n ber gtoeifelpollen Stube, beren bie Stabt Stoni nun ge=
nofc, überrafdjte fte bie 9'acbrid)t non einer blutigen Umwälzung
in ©pgang. 3)er Äaifer ©lauritiu« war einem Slufftanb ber
Solbaten 3U111 Opfer gefallen, unb eine« ber uerrudjteften
Ungeheuer, welche bie f>pgantinifd;e ©cfrfjicbte fcnnt, batte
ben £ron pon Gonftantinopel beftiegen. ©bofa«, ein gemeiner
Senturio, mit bem ©lut be« Äaifer« unb feiner fünf Söhne,
bie er Por bem Slngefüht be« ©ater« mit unglaublicher
©arbarei hatte fd^Iad^ten laffen, bcbccft, l?errfcl;tc feit bem
23. Stonember 602 im ©alafte ^uftinian’«. 'J'er neue Äaifet
eilte, fein unb feine« Sßeibe« l'eontia ©ilbniffe nach Stom 3U
fenben, wo fie am 25. Sfpril 603 anlangten. G« war nämlich
Gebrauch , bah ber febe«malige Äaifer gleich nach ber £ron=
befteigung fein unb feiner ©emalin ©orträt an bie 3)ta=
giftrate ber ©robingen fenbete. SJtan nannte biefe ©Über
lateinifch wie griechifch Saurata, wabrfcheinlich weit fre mit
einem Sorbeerfrattg um ba« tpaupt gefchmücft waren; fie Per*
traten bie Stelle ber Äaifer, unb bie fued)tifchen ©öUer
erröteten nicht, ihnen, wenn fie in ben Stäbtcn anlangten,
feierlich mit angegünbeten Äergen entgegengu3iehn, wie leben=
bigen unb göttlichen SBefen gu hulbigen, unb fie bann an
einem geweihten Orte aufgufteHen, 1 311« nun bie ©ilbniffe
* Ut&<r fcit Saurata fpr«h«t ©arcuiu« ad ann. 603 (VIII. p. 162 sq.J,
bk Skncbictintr in brr Steif ju Ep. 1. XI. Ind. 6. unb ®ucaitge im
@!offat. — #abri«n I. griffe an Sonflamimi« unb 3rfne: neque enim
quando imperiolis vultus et imagines in civitates introducuntur , et
obviant judiees et plebea cnm landibns, tabulam honornnt, vel
supereffusam cera scripturam , sed fignrnm imperatoria (beim Sabbf
Ooneil. T. VIII. p. 758).
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^ßontiftcat ©reger’« te« ®rt>ßen.
71
in Siont eingetroffen waren, oerfammelte fich bie ©eiftlichfeit
unb ber 9lbel in bev ©afilifa 3ulii im Saterau, unb mit
bet Scclamation : „(srhöre GhriftuS ! bem ^bofaö 2luguftuS
unb ber Seontia Slugufta Sehen!" riefen fie ben Dprannen
jum Äaifer au«. Dann aber befahl ber ©apft ba$ Doppel;
bilbnife im Oratorium bes ©iärtirerS SäfariuS im bifchöf;
licken fßalaft aufjufteHen 1 Unter jener ©aftlifa Qutii ift
nicht eine Ätr<he ju »erftehn , fonbern irgenb ein Steil bes
lateranifchen IßalafteS. 1 Der für biefe £ulbigungSfeier ge-
wählte Ort war alfo feincSwegS ber alte ©äfarenpalaft, fon-
bern eine Piaffe im $atriar<hium beS Sateran , unb ßon ber
3lnwefenheit eines faiferliehen ©eamten oernehmen wir nichts,
©ielmeht ift es wieberum ber IJJapft, welehet aud) ben ©efehl
gibt, baS faiferliche ©ilbnifj in bem Oratorium eines SJtärtu
ters aufjufteHen; auch bieS aber haben wir im Sateran felbft
ju fu<hen. 3
1 Ep. 1. XI. Ind. 6. Vcnit autem icona euprascriptorum Pliocae
ft Leontiae Augustor. Romani VII. Kal. Maii, et acclaniatum eat
eis in Lalerania in basilica Julii ab omni clero et senatu: Exaudi
Cbriste: Pliocae Anguato et Leontiae Angustae Vita. Tune jnasil
ipsam iconam Dom. beat. et apoatol. Gregoriua Papa reponi in
oratorio S. Caesarii mar. intra palatium.
1 ©unten sc. III. I. p. 507 meint, bie öafilita Julii in Laterani*
fei bet alte ifialaft fimiflontin'e gewefen, unb 6ejiefjt fub auf Anast. Vita
Sergii I: basilica domus Juliae quae campum respicit. 3<b finbe
no<b eine fviibere Stelle im Men ©. ©italiani, wo e« oon ber 2tnme[eit-
beit bee Suijer« Qonftan« in 9tom beißt : venit ad Lateranas, et laetus
ibidem pransus est in basilica Julii, ein fcblageuber SBetrei«, baß non
einer $a(le ober einem Jriclinium befl alten lateranifchen (fialafle* bie
Webe ift.
1 ©areniu« ad ann. 603. VIII. p. 163 beult an ©. Cefario an ber
Sia Sbpia, aber er mißoerfleßt bie Stelle in ber Vita Sergii I. <ä« gab
ein Oratorium @. (Sefarii im Sateran , unb ®aUetti dcl vestarario (Rom.
1758) p. 3 meist na«b, baß e« im SJeftiarium lag. ©ibbon erfinbet fiep
einen Ort im Cmfarrnpalaji : (eine Uugenauigfeit in r3mif<$en focalitaten ifl
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72
Iritte« 2Mich. »ttceite« Kapitel.
©rrgortuS mufjte im ©runb feiner Seele »or einem
Äaifer jurücffthaubern, ber als genfer feine .C^errfcE>aft an--
getreten hatte; aber bie politif jroang ihn jur .öeucbelei , unb
er fdhrieb ©ratulationSbriefe an Phofas unb Vcontia. (Sr
lieg beu $immel unb bie (Srbe froblocfen, als ob mit bem
3"obe beS geregten Mauritius (er batte baS loachfenbc 3ln*
felm beS römifcben PifchofS burcb ben Patriarchen non (Son=
ftantinopel ju berfürjen getrachtet) ein unerträgliches 3ocb
ton Pom genommen, unb mit ber neuen Regierung bie
Freiheit unb bas ©lütf miebergefebrt fei. 1 $nt Slngeficbt ber
fcheuglidien ©eftalt eines PhofaS fanit man biefe Briefe nur
mit Scham lefen; fte finb unb bleiben eine bunfle Stelle im
l'cben eines rubmooilcn PiattneS, unb fmben fich }u feinem
eignen Pacbteil erhalten, toie fich jum ©dumpfe Poin’S bie
©h««fdule beS pf?ofaS auf bem ^orum noch beul« erbaU
ten bat.
©rcgor batte feinen Anteil mehr an ihrer Errichtung,
benn fie tourbe erft hier Sahre nach feinem SEobe, im 3al)r
t>08 aufgeftellt. 5>ie fuecfitifcbeu Pömer, über bereu .öäupteru
fe groß, trie eittfebulbhar. 316« trie fenute einem felcfrcn SWatute linbefannt
feilt, baß bie fttrtbe noch nad) <3. ©regor $äpfle heilig fpvadtV
1 3tu 'f.'hoffl* cp. 38. XI. Ind. 6. , batirt uom ÜHonat 3nni. 31 n
Veentia cp. 44. XI. uttb an ^bofa« cp. 45. XI. Saroiiiii« entidjulbigt,
inbrm er fDtauritiu« anfdtn'ärp , fDfuratori’e (Sntriifhmg rebet, iitbein er
SRauriliit« wrgolbet; Sigeitiit« eriählt, ohne ba8 8fid)t«amt eilte« ©efchitht-
fdfretber* ju beanfprueben ; ©ibbott aber uttb S?aole fagett bie ÜBahrheit.
®er 3efuit äRaimbourg liistoire du Pontife St. Grcgoirc (Paris 1680).
T. I. p. 257 fthttteichelt Jubntig XIV., iitbein er uitoerjtbämt fagt, bie
®emut ©reger’« fei fo hetminbcriteit'ert getoefen, baß er fetbft an einen
Itfratineit trie l'hofa« fdjrieb avcc tont ]e respeet et tonte la soumission
qn’un sitjet doit ä son Prince. Kleury Hist. Ecel. VIII. fagt nur
elegant: on voit pnr cctU> lettre, coniliien saint Grcgoirc etait peu
eontent du gouverneincnt de Maurice.
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'ßentifirat (»reger’« fcc« Orcpni.
73
fiep bie perrlicpen Säulen beö Sfrajan unb ber Slntonine
erhoben, auf ihren ©ipfeln oiclleicht noch bie frönen Stanb=
büber jener rubmgefrönten Äaifer loie jur 2(potbeofe gen
,'pimniet tragenb, tourbcn loahrjcbeinlich burcb ben (rrarcfien
SmaragbuS gelungen , vom Äaifer ißpofaS ficb bie Cpre
ober Schanbe feiner Stanbfäule für ihre Stabt ju erbitten,
unb SmaragbuS fteHte fic fobann auf bem jfarum , feitmärts
gegenüber bem Iriumfbogen beS Septimius SeoeruS auf.
©eher 9fom noch bie Äunft befaß mehr bie Diittel eine neue
Säule ju fd^affen ; man entnahm eine antife, canellirte Säule
forinthifeper Orbnung oon 78 ^?alm £>öpe irgenb einem alten
©ebäube, unb ließ fie auf ein großes ißoftament pon Pier-
facher ppramibenartiger Sreppcnaufftufung feßen. lieber bem
erhöhten Capital aber »ourbe baS pergolbete üronjebilb beS
.UaiferS aufgeftellt , unb toettn ber Äünftler nicht ju fcbmeichelu
oerftanb, fonnten bie Stömer beffer als in ©. Cefario bie
fobolbartigc unb firuppige SWißgeftalt beS bojantinifepen JfaiferS
mit Cfel betrachten. So tpar ber lebte öffentliche Sepmucf
im Sinne ber 2llten, ber in fRom fchon unter Ruinen unb
in ber 25ebrängniß burch bie i'angobarben aufgerichtet mürbe,
bas ©tanbbilb eines 3Tprannen unb baS Tenfmal ber bpjan=
tinifepen Änedümtg fHom’S.
^ie 9leme|1S ber ©cfd>icpte hat biefe Säule, bie colonna
infame beS griednffpen Äaifertunts, mit Schonung aufred)t
erhalten, mährenb ringsum bie Statuen unb Säulen be*
Forums fpurloS untergingen; unb alle ^aprbunberte hinburd)
ftanb fic aufrecht, ipr ^oftament unb fchamlofe Sluffcprift
mit Scputt umfchleiert, bie SSißbegierbe ber fvorfdjer aber
als ein ^ragejeiepen reijenb, bis am 23. SWärj 1813 ipr
Außgeftell befreit luarb unb bie ftnfcprift fid) enthüllte. Ten
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74
Eritte* fflud). Zweite# Sapittl.
tarnen be« Äaifer« aber t»atte bcr geregte |iafj ber 9iömer
fanimt einigen feiner fcbmeicbierifcben ißrabicate bereit« au«=
gelöfd&t. 1 Die Säule be« iftyofa« ftebt ttocb beute, unb inbetn
fte jtoif<ben naeften unb namenlofen ijJoftamcnten, »on benen
bie Stanbbilber längft oerfdjroanben, mitten unter einem
öben Gf>ao« oon fnngeftürjten $Rarmortrümmern felbcr fopflo«,
bilblo« unb einfam aufragt, ftedt fte ba« Sebenäbilb eine«
Despoten auSbrucfSPoüer bar, al« e« bie befte 9tebe eine«
Dacitu« Permö<bte.
1 Eit 3nfcbrift bei ©unfrn »c. III. 1. p. 271 unb Carlo gea Iscri-
tioni di Monum. Publici etc. Roma 1813. p. 4 sq. (tont Senat ijl
hier fo wenig eine Spur, al« auf ber Sbiiebrürfe bt« 9Iarfe*. 6« ift übrigen*
ergöftlitb, neben biefer pralcrifcben 3ufd>rift bie energifd)« Slufjablung ber
Ißräbicate ju leien , wtldje Cebrciiu« bem ^Jljofa« gibt: Hist. Comp. p. 170:
vinosus, inalierosu«, sa nguinarius, rigides je.
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$ritlcö Kapitel.
1. Cbaraltet bfS 3a6rbunbfrt?. 3uf,<mt b<® rettgiBfen ®tmüt«
ifnrr 3«*- 9tfliqui«nbienft. SBimtfrglauk. ®«got bie ©otben-
firc^e auf her ©uburta bft ©. Slgatba.
5)iefe$ Kapitel ifl gleichfam bie ßefjrfeite beö oortgen.
SBeitn wir bort bie l)ohe ©efialt ©regor’ö im gellen Siebte
beS Serftanbeö unb mitten in feinet »ielfeitigen Jfjätigfeit
gefc^n haben, tnirb ihn ffier baS 2>unfel feine« Aahrhunbertö
umgeben. 5)er ©eift beö grofjen Cannes mar uon manchem
Aberglauben befangen, unb baö befonnene Urteil ber ®e>
laichte mufj eingeftebn, baf? er ihn bureb einige feiner Schriften
über fcanber unb Söffer ba* oerbreiten helfen. Aber mir
ftimmen nicht mit ben aOjuheftigen Gablern ; benn nur ber
Unoerftänbige oer fangt, ba{j ein SDfanu beö festen $abr-
hunbert« bie aufgeflärte Anteiligen} ber Slachfommen befi^e.
®aö ©enie fann ficb in einigen Gingen über feine $eit tx-
heben, in anberen nid^t, unb bie menfehtiche Seele mirb
immer oon ber ©eftthlöftrömung ihrer ©egenmart getragen,
meldje fie alö eine elementarifche fcuft umgibt.
®a8 fed}3te Aahrbunbert ifi eini ber merfmürbigften
in ber ©efchichte. $>ie SKenfchhett erlebte' in ihm ben oödigen
Stur} ber alten ©eit unb (Kultur, unb glaubte auch baö
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7fi
dritte« sBud>. Jrittr« Viapitcl.
Gttbe ber CDin^e überhaupt gefommen. (Sitte bicbte '.Wolfe
ber Barbarei tute Pont Schutt bee Ginfturje« lagerte fich auf
bem römifcben 9(eicf>, welche« bie SBitrgengel ber ißeft, be«
.Öuttger« unb ber elemcntarifchen plagen pon einer ©renje
jur anbern burchjcgen. Tie 28elt aber trat in eine Äriti«
neuer Gntwicflung ; auf beit Trümmern be« alten 3ieicf)s , über
benen al« perfrübte Senblinge ©ermanien’« bie heroif^en
©othen gefallen Waren, bilbeten fich bie frifcben germanifcben
©eftaltungen be« Jeben«, in Italien burcb bie £angobarben,
in ©allien burch bie granfen, burch bie 'Jileftgotben in Spa=
ttien, in Britannien burcb bie 2 a<h fett langfatn au«. Tie
fatholifche Kirche erfaßte fich tm gnftinct al« £eben«princip
biefer concentrifch werbenben Bölferfreife , unb jog burch
Ueberwittbung be« 2lriani«mu« fie in einer Ginbeit aUmälig
jufammen. Tie« aber gefdfah }U berfelben $eit , al« ber
Orient Pon ähnlichem Gntwicfluitgöbrang erfüllt war, unb
al« ÜJlubameb, Sohn beffelben gahrbunbert« , eine neue Stcli*
gion ju ftiften fich anfdiicfte, welche auf ben öftlirfien Trütw
mern ber romifchen iöerrfchaft bie Bölfer bereinigte, unb
ba« bpjantinifche fReicb juerft jum fftücfjug au« Italien, unb
bann ju einer langen unb mumienhaften Grftarrung jwifchen
3lbenblanb unb 3)lorgenlanb jtoang. ©regor unb Btubameb
finb bie jtpci gleichseitigen ißriefter be« Sßefien« unb be«
Ofien«, welche auf ben Süuinen be« Slltcrtum« jene beiben
.ßierarchien ftiftetcu, au« beren clectrifchem 3ufatmncn!toß
ba« meifte Sieben be« romanifch-orientalifcben Diittelaltcr«
entfpringen follte. Mont unb fDlecca aber, bie Baftlifa be«
S. ißetru« hier, unb bort bie Äaaba, würben bie fpinbolifcheit
Bunbe«teutpcl ber neuen Gultur in ben jwei Jpälften ber
alten 3öclt, währenb ba« Biunberwerf be« hPtantinifcbeu
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$ontificat Ö*r«U'r’* bf$ C»rc>fn*ii.
77
Seichs, jene hott ^uftinian ber heiligen Sophia erbaute flttche,
trofc ihrer untäglichen Spracht , niemals biefe ailturgefchicbt*
liehe ©ebeutung für bie 9ftenfchl;eit gewann.
Tarf man fid> wunbern, baf? bie 38elt auf folgern
Uebergang ber Gntwicflung mit ber religiöfen Ißhantafic t>or=
jugSweife tttätig mar? ®enn in franfhaften Ärifen mögen
alle übrigen Äräftc ber Seele ftiDe ftehn, bie 'Pbantafie jebod)
wuchert bann erft unbeftritten im Seich beS innent Traumlebens
fort. GS bemächtigte fich ber Pltcnfcben toieber, wie jur 3eit
Gonftantin’S eine mttftifche Aufregung, unb toir hohen eben
in 'ilenebictuS ben Stifter eines neuen PJJötichtuwS fich er=
heben fehlt, welches aus 9iom ober boch aus feiner Gampagna
bebeutungSooD beroorging. Sont ging in’S Älofter , unb noch
»on ben ©eifjelfdjlägen unerhörter Ücibeit tränt, unb unter
bem Ginfluft ber TobeSfurdit, oerfenfte fid» baS ©cmüt bes
Spalts in eine tiefe unb finftere Schwärmerei ber eitibilben=
ben Äräfte. PJlan barf es für eine fehr bejeidjnenbc Gr=
fcheinung in ä5ejug auf baS religiöfe ©emütsleben ber ba=
maligen Plömer halten, baf? fie in jetten non uns betriebenen
spejtproceffionen ihr $iel nach her Äir<he ber Jungfrau SDtaria
nahmen. Plicht ber $eilanb fonbern feine Dlutter würbe als
Setter angerufen; es jeigt fich alfo ber PJlarieitbienft, noch
heute in Som wie in ganj Italien ber .öauptcultuS, fchon
»öllig jur ßerrfchaft gefomtnen. ©or Gonftantin würbe eine
ähnliche Sßroceffion, wenn fte ftattfinben tonnte, ihren 3tuS=
gang ju GhuftuS, in ber politifdjen Plot ber ®anbalen= unb
©othen=3eiten jutn Ptpoftelfürften IjJetruS genommen haben;
aber jefct war bie PJlutter beS .ftetlanbS ber Sßhantafie bes
SBoltS näher gerüdft , als ber Sohn, beffen furchtbar ernfte
PRajeftät aus ben SDluftwn bem ®lid bes Schuhfucbenben
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78
©rittf« ©u<6. ®rittf* Sapitrt.
nur in ber ©rfcheinung eines fchredflichen MeltrichterS be>
gegnete. s3öir behaupten es toreift , bajj biefe tvpifcfte ffieife
ber Mofaif, ß^rifluS fo furchtbar barjufteHen, mit baju bei*
getragen ^at, ben GultuS bes .fjeilanbs com ©emüt beS
33olfS mit ehrfürchtiger Scheu 31t entfernen. SDcr reine ©ultuS
einer unfid)tbaren unb t?öd^fteu ^nteDigenj mar überhaupt
fchon lange in eine neue Mythologie jerfplittert morben ; »on
bem Saloator hierauf ju ben Slpofteln, als ben dürften ber
Hierarchie herabfteigenb, h>otte fich bie chriftliche Verehrung
fchon längfit ju ber ganjen Schaar »on Märtirern ober
Äämpfem für ben ©lauben hingeiaenbet. $hre Äirchen et*
füllten bie Stabte, ihre ©ebeine unb Slltäre bie Äirdhen.
3>aS ©olf ber Italiener mar aus ©runb feiner an bie ®e*
genmart gebunbcnen ißhantafie, unb roegen bes Mangels ber
reinigenben ph>itcfopt)ifcf)en Kräfte, bes Monotheismus ju allen
feiten unfähig, unb bie fRömer maren nicht fobalb (Shrijien
gemorben, als fie fortfuhren ihre Stabt, feit 2tlterS h« ein
ißanthcoii ber ©ötter, mit chriftlichen Heiligen aus allen
$ro»injen, mit beren Reliquien unb Äirdfjen ju erfüllen.
$aS fpmbolifche ober ibcalifirenbe Sßefen, melcheS ben ©eift
über bem Materiellen unb Stofflichen erhält, brohte ju »er=
fchminben, ba bie erfchlaffte Shatigfeit ber Seele fi<h malm*
haft ibeell anjuftrengen nicht mehr »ermodhte, unb »or ber
fichtbaren unb taftbaren Mirflichfeit bet Reliquien ftiHe ftanb,
moburdh bie fchöpferifd&e Macht ber ipoefie für einige 3ahr*
hunberte gelähmt marb, mährenb bie finnlichere Malerei
allein, eine Äunft, beren Michtigfeit für jene ©pochen nicht
hoch genug faitn angefchlagen merben, bie Menfchheit »or
ber ©erftumpfung ju retten übernahm.
Mir fahren fort einige ©emerfungen in biefem cultur=
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'pomifical (Sieger'« trt (Srcfjcn.
79
gerichtlichen Sinne hier ju machen. $)er tReliquienbienft
war jur 3«* ©regor'S in 3tom fo Bötlig auSgebilbet, wie er
eS beute ift. 3)ie ©erebrung ber SRömer gegen ihre lobten
mar grob unb eiferfnc^tig ; fie befaßen tot allen anbem Qei--
ligtüntem bie Seiber ber Slpoftelfürften betrug unb SßauluS,
unb fie Würben eher ihre Stabt ben Sangobarbcn überliefert,
als einen Steil Bon jenen ©reis gegeben haben. SDie Äaiferin
ßonftantina machte bem ©apft ©regor baS brcifte Slnmuten,
ibr für bie ©onfeffion einer Äircbe, Welche fie eben im ©alaft
ton ©pjang erbaute, cnttoeber ben Äopf beS äpoftelS ©auluS
ober fonft ein ©lieb ton feinem Seihe ju flirten; ©regor
fcbrieb ibr einen ©rief, in toelcbem er SRübe l?atte , feine
©ntriifhmg ju bemeiftem. ©r fagte ibr, baß ei ein tob=
würbiges ©erbrechen fei, bie beiligen Seiber ju berühren,
ja nur mit bem ©lid ber Sttugen ihnen ju nabn. ©r felbft
habe am ©rab beS S. ©aul eine geringe 2lenberung tor*
nehmen wollen, unb fönne terficbern, baß einet ton ben
©eauftragten, ber ei gewagt einige nicht einmal bem Slpoftel»
leibe angebörige ©ebeine $u berühren, Born plö|Iicben Stöbe
getroffen Worben fei. ©clagiuS fyabe, fo erjäblt er weiter,
ba« ©rab beö ©. SaurentiuS öffnen laffeit, wäbrenb er am
©au feiner GapeHe befchäftigt war, unb alle SDiömhe unb
Säuffeber ber Äirche, bie ben Seidbnam gefebn, feien innerhalb
gehn Sagen fammt unb fonberS geftorben. ©S fei genug,
fährt er fort, wenn man ein Stüd Such, welches baS ©rab
beS ^eiligen SHpoftelS bebedt gehabt, in ein ©flehten tbäte,
um feiner SBunberfräftc ju genießen; unb folche gleichfam
magnetiflrte Sucblappen, bie man Branden nannte, ober
etwas ton ben Äetten beS SRpofielS ©etruö wolle er ber
Äaiferin fchiden, wenn ei nämlich gelinge baton abjufeilen.
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80
Xritte« ®inb. j rille« Safitel.
'Denn ber bamit beauftragte ^rieftet, fo fe&t er fchlau bin, nt,
bringe bas nid>t für alte barum Rfttenben ju Staube, fon-
bern oft feile uitb feite er an ben .fetten, ebne autb nur
ein einjelnes geilfpändjen ju erhalten. 1
3)ie fRömer Ratten übrigens ©runb, itjre ^Reliquien ätigfo
lid? ju f>üten, benn fie würben ftarE begehrt. GS gab barnalS
niete Schahgräber, unb otelicidu noch ntebr fnodbengräber,
üeutc bie ju ibretn Gewinn ober in frember 2Mfcf>öfe Auftrag
reiften, um bie firchhöfe ber 'JRärtirer in ber Stille ju
burcbroüblen, uitb fid) bann mit ihren Schaben baoon ju
machen. 2)ic beftürjten tRömer entbeeften eines £agS grie=
tbifche SRäntter, bie neben ber '-öafilifa beS S. fflaul ^eimlicb
fnodien auSgruben, unb fie hüteten bie ^Reliquien ihrer Stabt
beffer als ihre Stauern. Stolj auf ben Sefib fo göttlicher
ißfänber, welche feine anbere f irebe ber ©eit mit ihnen
teilen burfte, faben fie in ihnen bie fßallabien 9tom’S, unb
bie SRagnete, roetche bie fßilger aus allen Säubern herbei;
jogen; unb wenn ber ißapft ^eilfpäne oon ben fetten beS
3tpoftelS Petrus, betten man bereits im feebsten ^ahrhunbert
bie (Erhaltung Stom’S 3ufchrieb, austeilte, galt bies als ein
fo bob^ ©efchenf, Wie es ^cute bie geweihte golbene Stofe
ift. GS war ©ebrauch geworben, folche Gifenteilchcn oon
jenen fetten in ein golbtteS Schaffellen ju thun unb es
als 2tmulet am £alfe ju tragen. 2 bisweilen fügte man
1 S. Gregor. Ep. 30. III. Iml. 12.
1 2J?it Ep. 29. I. fd>idt er bem 'ttnbrea* 3flnftri be ®ibiria ein fetter«
@<blüf[elcben : clavem a S. Petri Apost. corpore — quae super uegros
multis solet miraculis coruscare: nani ctiam de ejus catenis iuterius
habet. Eaedcm igitur catenae, quae illa saucta colla tenuerunt,
suspensne colla vestra sanetificent. 3<b lef« in bem ®oem Straler'«
über bie Stpopelgeitbicbte am Silbe be« erflen iPu*« biefe ®erfe:
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'jßcntificflt tireg er’« be» C»ro|jen.
81
auch Sifenfpäne Pom Soft bet @. Saurentiut unb
man perfenbete auch golbne ftreuje, worin ©päniein pom
Holj bet malten Äreujet oerfchloffen waren. Solche ©olb=
fchlüffel galten alt unfehlbare ©cbutimittel gegen Äranfbeit
unb jeglidhet Uebel, unb ©regor felbft weiß Pon ihrer f>ei=
ligleit ju erjagen, baf; einem -langobarbifchen ©olbaten,
melier ein erbeutetet golbnet ißcterfreujdhen mit bem Sleffer
umänbem wollte, jur augeitblicflicben ©träfe bicfer frechen
fünftlerifdhen SlnWanblung bie Älinge in bie Ä'eble fuhr. 1
©regor fd^icfte biefe Smulete nur an ^erfonen höcbften Sänget,
an ©jconfuln, ißatricier, ißräfecten unb an Äönige, wie ßbifbe;
bert Poit grancien, unb Seccareb Pon Spanien. 2Rit biefcn
unb anbem Heiligtümern römifcher SBunberfräfte mochte er
bie SBelt gern befchenfen, unb et würbe ben entfernten Äircben
reichlich Pon bem Del ber Rampen gefpenbet, welche Por ben
Slärtirergrabern brannten. Sian tauchte ©auntwolle in biefet
Del, that et in Safen, perfab et mit bem Xitel bet betreff
fenben .Heiligen, unb perfanbtc et hierauf. ®ie Scrührung
beffelben aber reidhte. Wie ©regor Perfichert, hin, SBunber
ju thun, unb et gab beftimmte Xage, an benen ftdh bie
©laubigen mit foldhem Seliguienöl ju falben pflegten, da-
gegen war et Sitte, Pon bem Del bet heiligen Äreujet aut
^erufalem nach Som ©efchenfe ju machen. 2
Hi« solidata fidea, hia est tibi Roma catenia
Perpetuata aalua, harum circumdata nezn.
Libera semper eris, quid enim non vinculn praeatent,
Quae tetigit, qui euncta potest absolvere? cuiua
Haec invicta manu, vel relligiosa triumpho
Moenia, non ullo penitus qnatientur ab hoste,
Claudit iter belli«, qni portam pandit in aatris.
• Ep. 23. VI.
* Ep. 34. VII. f($trft ipm ber (SpconfuI Jeontin« olenm sanctar
®tegoto»lii«, ttr Rtatt Rom II. 6
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82
Dritte« '-Puc6. Dritte« öa^itfl.
©reger, ber baS .{jaupt be« S. ©aul ©pjanj’ »er«
weigerte, Ijatte jeboch fctbft aus bem Orient einen 2(nn bes
Stpoftel SucaS unb einen beS ©. StnbreaS gliidlid) in bie
©tabt gebraut, welche eifrig bamad) trachtete , noch mehr
Reliquien »om tjödjften Stuf in [ich ju oereinen. ÜJtan fagt,
ber ißapfl f>Qbe auch ben* wunberthätigen fRccf beä ©bange:
Iifien .johanneS aufgetrieben, unb in ber lateranifdien ©aftlifa
niebergeiegt. Johann DiaconuS oerficEjerte brei 3ahThuttberte
fpäter, baß biefe Duttifa bis auf feine 3«it nicht aufgehört
habe , bon Söunbern ju glänjen , baß fie jur 3«t ber Dürre
bor ben Dbüren be« Sateran’S auSgefdftüttelt, Stegen h^uk
$iebe, jur 3^* ber Söolfertflut aber beitem ßimmel madje;
unb fomit butten bie Stömer ben lapis manalis ober Stegen»
ftein. Welker burcf) Umtragen auf ber ©ia Slppia 3Qbrbun-
berte fang biefelben SBunber in beibnifdber 3^ bewirfte,
glüdlidb erfeßt. 1
3m 3ufatnmenbang mit biefem ©ultuS ftebt alter übrige
SSunbergtaube jener 3e‘t: 6rf<heinungen ber SJtaria, bes
©etruS, Stuferweden bon lobten, bas 2BoIried)en ber Seiber,
ber §eitigenfd?ein, baS Auftreten bon Dämonen, alles bieS ift
fdbon lang unb böUig auSgebilbet Stur mag folcber 2lber=
glaube im ©eifi eine« SWanneS Wie ©regor befremben, beffen
fonft geller unb humaner ©erftanb felbft bie 3uben unb ihren
crucis et aloes lignum, urium quod tactu benedicat, aliud quod incen-
sum bene redoleat. SWarini Pap. Dipl. n. 143 gibt eilt SBocument au«
SWonja (um 600), twlcbe« ein ©erjetebnig ton Oeten ber beit. SKartirer
Sfom’e enthält, (c »iet baton jur »Jett ®regor’fl bie Äönigin Ibeobelinbe
f«b b«tte fommen lagen, ©iebe baju Slarini’« 91ote p. 377 unb Sucange :
KXaiov rov ayiov JEr avfov, im ©loffar.
1 Joh. Diac. Vita 8. Greg. III. c. 58: vestes — foras eicussae.
granj $agi »unbert fub nicht, bag ein 9fod ©unter tbue, ba e« b«b bie
©cbweigtiidber nnb ®iirtel be« ©aulu« tbüten. Brevier, p. 189. XXIV.
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^Jontifkat ©reger’« be« ©roßen.
83
(SultuS Bor bet Verfolgung fanatifd^er Vifd)öfe in ©<hufc
nahm. ©regot befenut in feinen Sriefett unb Dialogen ftdj
ju feiner 3eit, unb mir mürben gern manche ©rfcheinung
berfelben mie eine lang unb gtücflirf) übermmtbene Verirrung
ber mcnfchlicben SnteHigenj betrauten, gäbe unfre ©egen*
wart uns baS Siedet baju. ©regot meihte bie Jtircbc in ber
©uburra, biefefbe toelche mir einft ßon SUcimer haben ftiften
febn, ber heiligen Slgatbc, einer ©icilianerin aus Gatanea,
®o fte no<b bente als hintntlifcbe Vefcfmberin ßor ben gtam=
men beS 2letna Verehrung genießt. 3« Siont mochte fte ihren
9iuf ben auSgefudhten 9Jlartern ßerbanfen, ioeldhe fte ber
Segenbe nadh im 3abr 254 erlitt, unb bis in bie neuefte
3eit hinab bat (ich bie 2Ralerei nicht entfett, 6. 2tgatha
mit ben abgefchnittenen Stuften barjuftellen. ©regor’S lebhafte
Schiebungen ju ©icilien aber tonnten es leicht ßermitteln,
bafj er bie ^eilige ßon jener Qnfel in ben römifdjen Stabt=
cultuS aufnahm. 9ta<b bem ©turj ber gotbifeben .pcrrfchaft
mar jene arianifche ftirebe Sticimer’S bis }um $ahr 591 ge=
fchloffen gemefen ; ber ißapft nun mollte auch bie lebte @r=
innerung an ben SlriauiSmus in SRom vertilgen ; er machte
fte mit SBeihmaffer unb heiligen Zeremonien tatholifch, unb
legte außer Reliquien ber 6. Slgatha audh einige ßom ©. ©e--
baftian in ihr nieber. Sr erzählt ernfthaft, bafj nach boU*
enbeter SBeibe ber Teufel in ber unfiebtbaren , aber fühl-
baren ©eftalt eines ©chmeinS hin unb mieber jmifchen ben .
Seinen ber Stnmefenben unb jur 2: hüte hinausgelaufen fei. 1
Drei SRächte lang habe man herauf ein fürchterliches @e=
polter im Dachftul gehört, bis fich enblich eine molriedhenbe
1 Dialog. UL c. 30. ©er Teuft! n>ar orinttif($ unb CSregor jielte
mit i^m auf bie ?angobarben.
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84 Xvittrt öu<6. $rittrt (Sapittl,
JßoUe auf bcn Sfltar niebergelaffen ^abe. 25Hr erjagen bie«
roenigcr wie eine 2lnefbote, fonbet n au« fnjiorifäem ^ntereffe ;
bie lebten Spuren ber ©otbenberrf<baft in Storn hafteten noch
an einigen berfdblojfenen Jlirdjen, unb mehrere mußten ben
Arianern angebört haben, benn ©regot fagt, baff et aud)
eine arianifebe Äird^e in ber brüten Siegion neben beut ijSalaft
SJterulana reinigen, unb bem S. Seberinu« treiben »olle,
ton beffen Sieliguien er au« Gampanien ftcb berfdbreibt 1
6$ ift faum noch nötig ^injujufügen, bafj ftcb ber ©laube
an bie $öHe längfi auögebilbet batte, mäbrenb ©regor felbfi
bie Hnnabnte be« Fegefeuer« jugefdirieben mirb. Stur eine
aßabtnebmung mag be« ©emerfen« roert fein; oblool bie
fromme $urcbt bie »erbammten Seelen in ba« Stal ©ebenna
berfefste, mürben boeb auch anbere Orte als Socale ber §öHe
unb be« gegefeuer« b» unb bort angenommen. $ie« faben
mir fdbon au« bem, ma« ©regor bon ber Seele be« ftönig«
S^beoboribb erjäblt , meldbe in ben Jtrater be« ©ulcatt« non
Sipari binabgefabren fei ; unb au<b ba« Socal be« Fegefeuer«
mürbe beliebig gemedbfelt. ©ermanuö ©ifdfjof bon Sapua
litt an ber ©i<bt, er mar bon ben äerjten in bie »armen
©über bon äfaguti , bem heutigen S. Slngelo in ben Stbbrujjen
gefebieft morben. $>er ebrmiirbige fjSrälat mar bort faum cinge=
treten, als er in ein nidbt geringe« Sdbredfen berfefct mürbe;
benn er fab mitte» in ber ©lut ober in ben Kämpfen jener ©aber
bie Seele be« $iaconu« ißafdjafiu« fdbmijjen, unb ba« ©efpenfi
berfidberte ibn felbfi , ba§ bie« bie Strafe für feine fe|erif<be
^uflimmung jur 2Babl be« ©egenpapft« Saurentiu« fei. 1
' Ep. 19. IL Ind. 11. ffiittf Jtirc^e biffc« $riligrn fmbt i$ iwbtt
im mittdaftrigen rnxfi im beurigm »ein entbedoi Kimm.
1 Dialog. IV. c. 40. @«f*nna für fiBür ftnbe id> oft im gaec. 8
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'ßontificat ©rcgor’* bf« ($r offen.
85
2. Öreflor’* Xialege ob« »i« Cüdttr »ölt SButtbtrgtf^it^ttn. &te Vcgtubt
eom Äaifcr Xrajan. 3uftflnb bf« 60tum Xwjanum.
SaS bisher erjagte mag binreicfyen, unfere 2lnfid)t Bon
6. ©rcgor unb ben Römern feiner 3e>t ju betätigen, unb
es waren nur einige 3Ü8C au* bem ©emälbe beS ©emiitS
ber bamaligen 3ftenfchheit- 2Ber ei BoHfiänbiger fennen lernen
will, möge ©regor’S Sialoge lefen. SieS aber finb Bier
öüd^er »on SSJunbergefdhichten, welche er feinem getreuen
SiaconuS ißetruS erjäblt, währenb biefer Ijie unb ba ein
'Bort einfallen Iäfjt, um bie gönn beS SialogS ju erhalten,
©r febrieb fte im Bierten 3abre feine« ißontificats. Söenige
'-Bücher würben fo eifrig gelefen, fie Berbreiteten fich im
'JJtorgenlanb wie im 2lbenblanb fctmcH unb allgemein in 2lb-
fchriften unb in Ueberfefcungen , worunter am Gnbe beS achten
3ahrhunbertS auch eine arabifche erfebien, unb noch nad)
längerem Zeitraum überfefcte fte ber Äöitig Sllfreb Bon Gng=
lanb in bie fächfifche Sprache. Sie Herausgeber ber 2Berfe
©regor’S Bon ber Kongregation beS ©. SJtauruS haben biefeit
Sialogcn bie '-Befeurung ber fiangobarben jugefebrieben, unb
man mag mit Siraboöchi, bem grofsen ©efdjidhtf Treiber ber
Siteratur ^talieti’S, barin übereinftintmen, bafj ihr 3nhalt
geeignet war, baS finblidje ©emüt roher Stölfer ju über=
jeugen. 2lber wer biefe unglaublichen ©rjähluttgen lieft, mu&
wünfeheu, ba§ es ber Äritif gelungen wäre, ihre 2Iutorfcbaft
©regor’ abjufpredicn , unb er wirb befennen, bah fie bie
Ainfterniji beS 2lberglaubeuS gerabe burch ben SRamen eines
gebraust, fo in ein« &$cntung<iitfuube »on garfa: quiequi« — metu
gehennae aeterna incendia pertiracacen« (Kcgifl. ». garfa p. 1061
Nim gattrgcbi ic. p. 560). 3m 9- »«ec. getrauert biefen Kamen Nr
Poeta Saxo: gevig tortoribug igne geheime (fiehc ad ann 709).
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86
2Dritttf '-öttd). Xrittrt tfa^itd.
großen Ißapfts ^eiligen unb termeßren mußten. $\)x 9lußeti
in Sejug auf Sefeßruug mar wenigstens jweifelßaft ober tor=
übergeßenb, ißre Scbäblicbfeit aber bleibenb. Sine 5tebeutung
jeboeb» haben bie Dialoge, welche man nicht überleben barf:
ihre SBunbergefcßicßtcn waren national italienisch unb tömifeß.
SDenn ©regor crjäßlt nur Solche Segenben, welche ben 5Rußm
italienischer .^eiliger Seiner eigenen vermehrten, unb
inbem fie beioiefen , baß bie römifche Mir ehe ber ©egenWart
noch im SJcfiß ber Bunberfräfte fei, fteß gegen ben 2lrianiS=
muS bet Sangobarben als Baffen ber fßropaganba gebrauchen
ließen. 2)aS ganje jtocite Such ift überbieS ben Jßateu
feines ÜBaffenbruberS 1'enebictuS banfbar geweiht, unb fo
fenbete ©regor feine Sialoge als ftüle Miffionäre ber römi=
fchen Äirdbe in bie ^Protoingen aus.
§ür fo biele wunberbare Segenben, welche ©regor er=
jäßlte, h«t er atlcrbingS oerbient, baß er in einem Späteren
^aßrßunbert felbfl ber ©egenftanb einer Segenbc würbe. 2)ie
außerorbentüche Sage ton echt römifchem Socalgepräge, im
ganjen Mittelalter lebenbig unb noch ton $ante in feinem
©ebießt berührt, gehört in bie ©efeßießte ber Stabt 9tom.
(SineS JagS, fo würbe im achten ^aßrßunbert erjäßlt, ging
©regor über baS gorum beS Ürajan. Sein ©lief betrachtete
mit (frftaunen bie Fracht biefeS alten BunberwcrfS römifeßer
©röße, unb ßaitete enblicß auf einer ©ruppc ton Grj. Sie
Stellte ben in ben Ärieg jiebenben Äaifer Jrajan tor, wie
er tom Sßferbe ju Springen im begriffe war , um einer fleßen--
ben Bittwe ©eßör ju geben. ®ic Matrone beweinte einen
erfdßlagenen Soßn, unb fie forbertc tom Äaifer ©ereeßtigfeit ;
Irajatt terfpraeß ißre Sacße ju rießten, fobalb er aus bem
Kriege werbe juriiefgefebrt fein. 'Beim bu aber fäll ft, rief
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$ontificat ©regor’« te« ©regen.
87
bas arme äöeib, mer wirb mir bann Stecht geben? unb mit
ber Sntwort, bajj e« ber Siacbfolger thun »»erbe, ftd) nicht
begnügenb jmang fie Drajan abjufteigen unb ihr auf ber
©teile ba« 5Hc<ht ju erteilen. Diefe ^Begebenheit fah ©regor
in ©rj bargefteHt, unb eine tiefe Draurigfeit überfam it»n,
Oafj ein fo geredeter unb milbet .fjcrrfcher ber einigen ®er=
bammnijj anheimgefallen fei. Gr meinte über biefein ©ebanfeit
heftig ben 2öeg entlang bis er jum S. ißeter !am, it»o er
in Serjücfung fiel unb eine f)immlif<$e Stimme ihm rufen
hörte: fein ©ebet um Urajait fei erhört, unb bie Seele bes
heibnifdhen ÄaiferS erlöft, aber er foHe fi<h nie mehr bei*
fornmen laffen, für Reiben ju beten. Die iphantafie bes
3)tittelalterS begnügte fich nicht mit biefer urfpriinglicöen Dich-
tung, bie bereits bem fiebentcn 3abrbmibcrt angeboren mag,
fonbern fie fc^te noch bap Drajan ben Staub beS
ÄaiferS mirflid) aufermeeft hob«/ um bie Seele ju taufen,
worauf jener mieber ^erfüllen, biefe aber in ben Fimmel ein-
gegangen fei. 1
Der Jtarbinal StkreniuS bat mit feierlichem Grnft über
baö fchöne 33t drehen aus bem »ermilberten 9tont ein lange«
©ericht gebalten, unb er hat Dom heiligen ©regor bie uu-
fchulbigfte unb fauberfte ißoefie mit einem breiten Schwamm
eifrig abgemafchen, unb betoiefen, baff er meber Grbarmen
um Drajan gefühlt, noch für einen Reiben je gebetet hübe.
' 3<b erjagte biefe Sage nach ben beiben Veben«bef4reibmt ©regor’«,
3ob. Eiac. II. c. 44 unb $aul Eiac. c. 27, unb nach bem ©riechen
3ob. EamaScenu* (au« saec. 8) in feinem äSBerf de iis, qui in fide
dormierunt T. I. c. 16 ber ^Jarifer 'Ausgabe obu 1712. Ea« Vfgenben.
buch be* 3acopu« be Coragine bat ge merhrürbiger SSeife nicht aufge-
nommen. 2er Srlöfiuig Erajan’« ermähnt auch ©iegbrrt’« Clironicon nd
»nn. 591 , unb ber (Jhnmift lebte um 1100.
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88
Dritte« ®iid>. Dritte« ffapitei.
6r mag mit Stecht jmeifeln, ob ju ©regor’S $eit nod? @r$--
ftotuen auf bem Jorum beS £rajan ftanben, aber fein 93er;
fianb erbi|t fidj bet biefer Gelegenheit fo febr, baß er auf
bie arme Seele ÜErajan’S Serge non Serbredjen waljt, um
fte mieber in bie $öüe bfnabjuftojsen. SBir motten toeber
ibm, nocE) bem Garbinal Settarmin, ber bie Segenbe gleich-
falls ernftfwft , bo<b ohne 3orn wibertegt bat,1 weiter ju=
bören, fonbern wir buben biefe römifcbe Sage als eine ber
rübrenbfien Erinnerungen bes »erfommnen ‘’Kom in unfre
©I>ronif aufgenommen; unb inbent wir fte bebauten, glaubten
wir bie fttömer bes fiebenten 3a^bunberts »or uns ju er=
blkfen, wie fie mit fcbwäcberem ©ebäcbtnifj bie Säule beS
Jrajan mitten in ber öben Fracht bes fcbönften ber gora
fRom’S beflauntcn, unb ficb Wunberbare ©efc^ic^ten »on ben
Saaten biefeS ebeltt faiferS ersten; unb fo wudbs jene
Segenbe fclbft Wie ein Schlinggewächs auf ben Krümmern
beS gorum’S beS £rajan. 2
Sie erwecft uns jugleicb baS Verlangen, etwas »on bem
bantaligen 3uftan^ beffelben ju wijfen; aber wir erfennen
nur, bafj es jitr ,3«^ bes ißaul DiaconuS, welcher bie £e=
genbe erjäblt, alfo im achten ^a^r^unbert noch jiemlicb
1 ®ati'iiiu« Annal. VIII. p. 182 sq. unb ®eUarminu« de Pur-
gstorio II. c. 8 im Tom. I. ber Sontrowrfen, Wo er über ba« gtgefeutr
eint nietii<$enm6ßlit$ gelehrte JU'baublung gefcbriebeii bat.
1 Der peetifäe @eift Dante’« fab. Wie einfl @tegor auf bem gontnt,
fo im ®urgatoriunt unter ben 9telief« be« erflen greife«, welche bie Demut
barfteflen, auch ba« Stbbilb jener Segenbe:
Quivi er» atoriata 1' alta gloria
Del roman prinee, lo cui gran valore
Mosae Gregorio alla sua gran vittoria :
Io dico di Traiano imperadorc etc.
I’nrgat. Cant. X.
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'ßomificat lüregot'« bc» ©roßen.
89
erhalten fein mußte. 1 Unb fdjon früher ermähnten mir, baß
bie Körner noch nach her ©ot&iföen 3eit fortfuhren in ihm
»<$ ju uerfammeln, um ben Monier ober Sirgil unb anbere
ißoeten oorlefen p hören, mit bieg aug jtoei Semerfungen
beg S3if<§ofS oon IJSoitierg Sßenantiu« gortunatuä heroorgebt,
melier ©regor’S 3£it9enof)e 1Dar- ®r fa9t:
Slfo geglätteten Stil pomphafter 'ßoeme eernimmt n>ol
Sem btt erhabene faum bort in btm gorurn Irojan’«.
$attefi bu foldje* ©ebidjt Bor btm Ohr bee Senate« geleftn,
©olbene Jeppicbe bann legten ju güßen fit bir. 1
2)er ©raf 33enbettini fyätte biefc 2)ifti<hen benüßen lönnen,
um bie Gyiftenj beg Senats in 9iom p bcioeifcn, 3 wenn
gleich fie fidf mit oöüiger Sic^erbeit ebenfo tool auf bie SBer--
gangenheit, alg auf bie öegenmart belieben laffen. Gin aug=
gejeidjneter gorfeber über bie Literatur beg italienifdhen aJlittel-
alterg hat fidj inbeß bureb jene SSerfe p ber '-Behauptung
1 Paul Dincon. Vita S. Gregor, c. 27: quod opere miritico
constat esse eonstructum. 2)a« heutige SPiiifeum ©regorianum be«
Üateran bettabtt jwti pratbtBofle Ornamente itt -£>ocbrelief au? btm gorum
Jrajan’«, unb ein fefiBnea Selief bcii mehreren giguren, baruntcT ber bee
Saifer«, teeläiee bem Sriumfbogen Irajan’e angeijürt ßa&en muß, unb
ntan tann au« tiefen Ueberrefttn auf bie außerorbemIi<b« SebBnbeit jent«
gorum« fd&iießen. Sein Snblirf muß in Sa Arbeit ber eine« Bcüenbeten
Sluntenrert« gclBtfeit fein — opus mirificum.
1 Vix modo tarn nitida pomposa poemata cullu
Audit Trajano Roma vereuda foro.
Quod si tale decus rccitasses auri aenatus,
Stravisaent plantis aurea lila tuia.
Venant. Fortun. Carm. III. c. 23 unb baju VII. c. 8.
1 Sie entgingen ißm , aber et mtrfte fuß au« einer ©rabfdjrift, bie
Vknanthi« für ben ©ife^of feontiu« machte, bie«:
Nobilitas altum ducens ab origine nomen
Quäle genus Romae forte senatus habet.
Lib. IV. poem. 10. Vendettini del 8en. Rom. p. 17.
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$ritte* '-Wurf), dritte* (Sapitel.
»erführen laffen: „am ©nbe bed fettsten gahrliunbertd lad
man feierlich ben ©irgil auf bem gorum bed Strajan. 3)ie
gleichzeitigen SDid^ter bcclamirten bafelbft iijrc 23erfe, unb
ber Senat beftimmte einen Äcppidh ton ©olbtud; für ben
Sieger in biefen literarifchen Kämpfen." 1 2Öir wollen 9tebe=
blumen nicht für golbgettirfte Teppiche galten, aber wir er=
fennen, bafj man nod) jur 3eü ©regor’d SBerfe im gorum
bed Urajan beclamirte, unb bied teranlajft und nach bem
bamaligen 3uftanb ber 3Biffenfd)aften ju fragen.
3. 3uftanb ber SBiffenfdjafteti jur 3eit ©regor’«. ©eine feinbfelige ©telluug
jur tfaf(if$en i'itoratur. Slnflagen gegen ©reger.
äöäbreub ber ^perrfdjaft !£heobori<h’d unb 2lmalafuntt;a'd
haben wir in (Rom bie Spulen unb ihre tom Staat befol=
beten ilebrer nod) wo! gepflegt gefehn, unb bie gotbifche
(ßeriobe gieren nod) bie lebten 9lamcn lateinifcher Literatur
ton ©cbeutung: ©oethiud unb Saffioborud, bie ©ifchöfe ®n=
nobiud, ©enantiud gortunatud, gornanbed, unb ber 9)2önd)
SMonpftud ber kleine. 3f>re Schriften aber lehren, bafj
'fJocfie, ©c|'d;id;tfd;reibung , s^t)ilofopbie unb ©erebfamleit
noch mit ciitaitber geübt würben. ®ie flaffifc&e ©erdfunft ber
QCItcn War felbft aud ber ftirebe nod; nicht terbrängt worben,
unb }u berfelbeu 3eit, ald man im gorum bed Ürajan ben
©irgil recitirte, fonnte man (im gahr 544) in ber ©afilifa
bed S. Ißetrud ab ©incula ben ©pcomed unb Subbiaconud
'Jlrator tor bem ©eifall Hatfdjenben publicum öffentlich unb
wieberbolt fein ©ebiebt torlefen hören, worin er bie Slpofteb
gefehlte in noch feinedwegd barbarifche .^erameter gebraut
1 Sie« ifl ber ju frilfe gefiorbene Ojanam in (einen Docum. in-
Mits etc. p. 6.
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^Mitificat @regor’« be« ©regen.
91
hatte. 1 $n ber 3ufZrift an beit Stapft ©igiliuS, »eifern
er bieä @cbicf;t überreizte, entfZulbigt er HZ/ iubent er
fagt, baß bie SDtetri! ber heiligen ©Z**ft niZt fremb fei,
wie bieS bie ißfalmen beweifen, unb er ift ber hmnbertiZen
2tnfiZt , baß auZ bas ^obelieb, ^erernia« unb $iob im
Original in §cpametcrn gefZtieben feien. ®ie SJtufe Sßirgü'S,
welZe einen ©ubbiaconuS be§ feZäten Qaßrbunbertö befuZte,
riß Zn ju einigen uerf Zürnten Erinnerungen bin, unb wirfliZ
Hingt bei ißm baS ^eibentum bisweilen an, benn er gebrauZt
beit Olpmp für ben ZöftliZfw §intmel, unb nennt ©ott
arglos noZ mit bem Flamen be$ Conans, beä alten $onnet=
gotts. 2>er fflapft ©igiliuä aber naßm an biefen beibnifZen
gegriffen im 3abre 544 ebenfo wenig Stnftoß, als ei im
feZ^jebnten Qabrbunbert ßeo X. tßat, naZbcm bie fRemU
niScenjen beS Altertums bas Ebriftentum wieber fünftliZ
burZbrungen butten. Unb fo erfZeint baS .§eibentum mit
antifer ÜDletrif unb mit ber »ollen greube an ber Äenntniß
alter ißoefie bei bem 3e>tgenoffen ©regor’S, bem berübm=
ten irifZen 3RönZ ©. SolumbanuS, ber als ©tifter unb
2lbt beS ÄlofierS ©obbio im $abre 615 ftarb. ©eine
Obe an geboliuS ift beiter bewegt, unb EßriftuS 9tame
‘ Strator, figurier #cn @eburt (et flarb 556 ober 560), feprieb jteei
©ü<$er Historinc nposlolicne (Tom X. in ber Max. Bibi. Veter. Patr.
Lugduni). Tie Siibmung in e(egif<$en Wagen an ben 91bt glorian ifl
uiä)t o(jne ©rajie:
Ad carmen concurre meum; pedibnsque labanti
Porrige de placido saepe favore manum etc.
Tie« @cbi$t läuft im Uebrigen auf eine Serberrlic$ung be« @. $etru«,
bem ba* erfle, unb be« @. (pau(u« , bem ba« jtoeite ®ucb getveibt ifl,
binau«. lieber Slrator uergleicbe man Tirabofdji Storia d. Lett. 111. I.
c. X. unb Oaßetti del Primicerio p. 21, meiner bie febr merfrciirbigen
-Jiacf)ri<bten au« einem alten Cod. Vatican. jog. Ter Tilgtet ta« t»r ber
religiosorum turba beibe ®il<b«r gebenmal.
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92 ©ritte« ©ntb, ©ritte* Capttet.
ftetyt naiö neben ©pgmalion, S)anae, Jpector unb ♦
leS ba. '
Stber bie bpjantinifchen Äriege unb bet Sturj beS gotfyi=
fd^eu Reichs mußten mit ben alten öffentlichen Slnßalten auch
bie humanen 5Biffenf<haften begraben haben. 2öir hören
nichts mehr oon Schulen ber SRhetorif, ber 2>ialeftif unb
.^urisprubenj in SRorn, nur bie 2trjneifunß, melche 2:heobo=
ridh eifrig gepflegt hatte, muß bort noch in einiger ©löte
gemefen fein, unb bie römifthen Slerjte fdheinen bie SJtebiciner
»on Stauenna an 9hif übertroffen §u haben ; benit 3JtarianuS,
ber brußftanfe ©rjbifchof biefer Stabt, mürbe bon ©regor,
itadjbem er bie Slerjte megen feiner 3ufäHe confultirt hatte,
nach 9t°m jur Äur eingetaben. 1
®er Unterricht ber 3ugenb mochte aus ben fümmer=
ließen Mitteln beßritten merben, bie mol eher pribater, als
öffentlidher (Einrichtung maren ; aufhören fonnte er nicht, unb
es mirb immer fiehrer unb SChüler ber hnntanen 5Biffen=
fünften gegeben haben. 3öenn man ben pomphaften äluS-
brücfen beS Johann $iaconuS ©lauben fc^cnfen miU, fo mar
freilich 9tom unter ber Regierung ©regor’S „ein Tempel ber
'Weisheit , melChen bie fieben Äünfte mie Säulen ßüfcten",
' S. Columbani Poemata epist. ad Fedolimn p. 34 (im Tom XII.
ber Max. Bild.). 3n feinem 3ibt)tbinu« de vanitate et miaeria vitae
mortalis tritt f<bon iReim unb älffottanj auf. 3*ne Obe aber jebrieb er
al« 72iäbriger ©rei«, furj ber feinem Tobe. ®a« berühmte Äfofler ©obbte,
einft eine feuchte ber SBiffeitfebaft, ift auch un« Xeutfcben wert. Dienere gor*
Übungen haben erloiefen, baß ber berühmte Cod. Argenteus be« Ulfifa«
)u ©obbio gebürte, ©om Striani«nui« belehrte gotbifebe ©rieft er febentten
bie« fiteinob tuabrfcbeinlicb bein @. Solumban. Sa tarn eon bort nach
ffieftpbalen , bann nach Upfala. Siebe Safligfioni, Ulphilae Gothirn
Versio Epistolae divi Pauli Medio). 1829, beim Sari Irelja Cod.
Dip. Long. P. II. p. 24.
1 Ep. 28. IX. Ind. 4.
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^ontificat @regot’* brt ®ro§en.
93
unb e« gab in ber Umgebung be« ißapfts feinen SWann,
beffen ©pra<he ober Sri barbarifdf) gewefen märe, fonbern
ein jeber fc^ritt Jiolj im beflen fiatein einher.* ©ie ©tubien
aller freien fünfte blühten wieber auf, unb bic (Mehrten
Ratten um i£>re ©ubftftenj nicht ju forgen; ja ber Ißapft um=
gab ft<h eher mit ben gebilbetften, al« mit ben böcfejtgeflellten
Verfemen. Äur3 ^honn ©iaconu« entwarf in ber ©arbarei
feine« eigenen neunten Siahrhunbert« üon bem £of ©regor'S
ein ©ilb, als hätte er ben tuet fpätcren be« SRicolau« V.
ober be« Seo X. bereit« gefeljn. 9iur einen Mangel Weife
ber gelehrte 2Jiön<h ju bebauern: man fonnte am |>of ©re=
gor’« nicht griecfjifch reben. ©er ©apft felbft befannte, bafe
et nicht gtiedhifch öerfiaitb, unb bie« ift atlerbing« auffallenb,
ba er bo<h fo biele ^ahre al« Sluntiu« in ßonfiantinopel ge=
lebt hatte, ©ort wieberum gab e« Uliemanb, ber lateinifche
Schriften gut $u erflären wußte, unb fo feint Wir, wie »oH=
ftänbig bie Sntfrembung beiber ©täbte »on einanber, unb
SRom’S Don ber flaffifchen fiiteratur ber ©riechen geworben
war.2 Johann ©iaconu« f<hreibt freilich feinem ©regor eine
grünbliche ©chule in allen freien ©iSciplinen ju, er nennt
‘ Togata unb trabeat« latinitaa, fagt ber mit antiftm Sermon
barbarifä prunfenbe 5ffiSnd) eon SWonte (Jafuio im saec. IX. Siebe fein
c. 13 im II. ®utb ber Vita S. Greg.
1 2>it „barbara elcganza“, ttomit fiep 3»p. 2>iacon. (II. c. 14)
au*brütft , i(l für (ein 3aprpunbert merfreiirbig : sola de«rat interpretandi
bilinguis peritia, et facundiaaima virgo Cecropia (bie grieep. Spraye),
qaae quondam auae mentia acumina, Varrone caelibatum auum
auferente, Latinia tradlderat, imposturarum aibi praeatigia, aicut
ip8e in auia epiatolia quaeritur, vindicabat. — ©reget gefielt feine
Unreiffenpeit im ©rtetpiftpen : quamvia Graecae linguae neaciua: Ep.
29. VI. Ind. XV., unb Ep. 27. VI.: hodie in Conatantinopolitana
’ci vitale qni de Graeco in Latinum, et de Latino in Graecum dic-
tata bene tranaferant non aunt SDian (rat äKüpe, bie« ju glauben.
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35 ritte« Bu<b. Dritte* Cavitfl.
ihn in bet ©rammatif, Kbetorif unb SMaleftif feit feiner
Äinb^eit fo fehr unterrichtet, baß er, obmol noch }u jener
3eit (wie er fi<h auSbrüdt) bie literarifchen Stubien in Kom
blühten, bod) in ber Stabt felbft feinem ©amte barin na<f)=
fianb. aber er »erwifcht fein eigenes ©emälbe »on bent
©lanj ber römifchcn ©iffeufchaften luieber, inbem er mit
flaren ©orten fagt, Öregor habe ben ©eiftlichen bie Seetüre
ber h«tbnifchen ©chriftfteller »erboten ; unb er felbft führt bie
berüchtigt geworbene ©teile in einem ©riefe beS ©apfts an,
aus ber ©tegor’S feinbfcligeS ©erhältnifj ju ben humanen
©iffenfehaften heroorgeht. Gr fchrieb »oU 3»rn an ben galii-
fd^en SBifcfjof 35efiberiu$, er fd)äme fidj gehört ju hoben, baß
er einigen ©erfonen bie ©rammatif lehre, unb inbem er »ou
ber alten Siteratur als »on Albernheiten rebet, unb fie ans
jupreifen für ©laSphemie erflärt, fagt er: es fönne baS Sob
Ghrifli unb baS Sob bcS 3euS nicht in einem unb bemfelben
SWunbe Kaum haben. * An einer anbem ©teile befennt er,
baß et bie ©arbariSmen bes AuöbrucfS nicht »ermeibe, unb
©bntaj unb Gonflruction su beachten »erfchmähe , weil er es
für unwürbig halte, baS ©ort ©ottes in bie Kegeln bes
SJonatuS §u swängen. 2
1 Quia in uno se ore cum Jovis laudibus Christi laudes non
capiunt Ep. 48. IX.
’ Non barbarismi confusionem devito, silus motusque et prae-
positionem Casus servare contemno, quia indignum vehementer
existimo ut verba ooelestis oraculi restringain sub regulis Donati,
Epist. ad Leandrum, alö ffint. in bie Exposit Moral, in Libr. Job.
Die« ©eflänbniü, auf ba« Bruder Hist Crit Phil. HL p. 563 »iel @f
toi<ht (egt, befeuertet liraboStbi, unb er bat ©regor mit Snflanb unb ®e<
f^ief »erteibigt. Ojanam serfcbleiert jene ©teilen, »eil er ba« gortbefleben
ber literarifeben «nfialten in »cm rttten m&bte; aber SB. ®ifebre<bt (de
litter&r. stud. apud Italos primis medii aevi secnlis. Berlin 1845)
fagt txm ©reger: quamvis ipse doctissimus, non modo his studiis
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^ßontificat ®rfgot’« brt ©regen.
95
SJtan hat allen ©runb, namentlich aus ber erflen jener
©teilen ju bemeifen, bafj ©regor fidf gegen bie humanen
SBiffenfchaften feinblich «erhielt, aber feinen ju behaupten,
er felbft fei barbarifch ober untoiffenb gemefen. ©eine ®e=
lehrfamfeit mar tbeologifcher Statur. Sßenn er Jlenntnijfe in
ber ©ialeftif ber Sitten befafj, maS feine »on ber ^fnl°fophie
nie berührten ©Triften alferbingS nicht erfennen laffen, fo
mies er fie felber »on fid). ©eine SBerfe tragen bie ©puren
feiner 3eit, aber ©regor’S ©pracfje erhebt fich manchmal ju
einem rhetorifchen ©chmunge, unb fein Satein ift nicht gerabe
barbarifch- ©eine eigene Stellung jroang ihn auf bas fatho=
lifche Sieben allein ju mirfen, unb inbem er, ganj ©ifdpof
unb fjürft ber ßirche, mit einer unglaublichen ©eifteSthätig--
feit ben Siegen tenforgen unb ber befiänbigen Äränflichfeit
noch bie SRufje ju umfangreichen theologifchen Schriften ab
jmang, ift es unnüg »on ihm unb in feiner 3eit bie pflege
ber profanen Siteratur, ober nur bie Sinfkht in bie 3iot=
toenbigfeit berfelben jur ©Übung beS 9Jtenf<hengefchle<htS ju
»erlangen. 3>cr ©efebrer gnglanbs fah auch nodj Italien
»om füfien .öeibentum hie unb ba beraufcht, er fonnte baher
ben ißoeten beS SlltertumS nicht pgethan fein, unb über=
haupt muß ber ©ifchof ©regor aus einem anbern ®eficht$=
punft betrachtet merben, als ber flaffifch gebilbete Staatsmann
gaffiobor, »elcher bie 3Jlön<he feines filofierS jum ©tubium ber
©rammatif unb 2)ialeftil ermunterte. Äurj, et lägt fich ent=
fchulbigen, roeitn auch nicht loben. 2Bo es fidh aber um firch=
liehe Slnftatten hanbelt, bietet ©regor bem ©ef<hi<htfchreiber
non fovebat, aed maxi me iia erat inimiens. — C’est de toua lea
papes, eelui dont 11 noua reale le plus d’4crita, fagt gCtur^ Hist,
Eccl. T. VIII. p. 235.
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%
©ritte« 8)u<h. ©ritte« Capitel.
t>er Äircfje beit reichfteu Stoff bar, unb er toirb i^tn als ben
©efefcgeber unb Drbner bef pomphaften römifchen Kultus
überhaupt, Wie namentlich ber Liturgie barjuftellen haben.
Sein SebenSbefchreiber rühmt ihm nach, baß er bie Sänger =
fcßule SRoin’S gcftiftet habe, welcher er einen Sifc neben bem
S. ©eter, einen anbent neben bem Sateran gab. $>ie Schule
ber gregorianifdhen Äirchenmufil aber tourbe bie Üebrerin bes
heiferen äbenblanbeS ; bie ältefle päpftliche Kapelle nahm bie
muficalifchen Srabitiouen beS |>eibentumS in fi<h auf, unb
wenn ©regor ber SJlptbologie ber alten Poeten ben Ärieg er=
flärte, mußte er es bulben, baß bie SHhpthmen bes KatuÜ
in ber fmligcn 33teße wieberllangen. 1
$n fpätcren 3abrhunberten, felbft noch in neuerer 3eit
hat man auf ©regor einige unb fcßwere ©efcßulbigungen ge=
worfen, welche ftch nicht begrünben laffen. 3Jtan hat ihm
nacbgefagt, baß er bie mathematifchen SOBiffenf cßaften untere
brücft habe, aber biefer ©orwurf grünbet ficß nur auf eine
falfch aufgelegte ©emerfung eines englifcßen ScßriftftetterS
auf bem Knbe beS zwölften SaßrhunbertS. 2 ©ewießtiger ifi
bie Stnflage beffelben 2lutorS, baß ©regor bie palatinifcße
* Djanam »c. p. 32: on y cnseignait assurSmeut la m^trique
lat ine, nnb les dlteienta de ]a langue, grecque. — ©regor feprieb
feinen Sntiphonariu« nach bem ©idat eine« Cngel« im Oratorium be«
heiligen Jtreuje« im Sateran, fo behauptet 3op. ©iaconu« de ecclea.
Lateran, heim MabiDon Mus. Ital. II. 571.
* S* ifi Sohann »on Saliehnrh (PolycraL II. c. 26): doctor
8. Gregorius — non modo mathesin jussit ab aula recedere, aed,
nt traditur a majoribus, ineendio dedit probatae lectionis
Scripta Palatinus qnaecnmque teoebat Apollo
(Horat. ep. 3. I.)
in quibus erant praecipua, qnae coelestium mentem, et snperiorum
oracnla videbantnr hominibus relevare. Man fleht , baß unter Mathe-
matici mn bie »fhotogen unb Reichen teuter jn »erflehen flnb.
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97
'J*o«ifkat (»yfgpr’S tcü (*rcf;ru.
©ibliotßef »erbrannt habe, ober ee ijl nterfwürbig ju mißen,
baß im ©iittelalter bie Sage ging, ber fo eifrige ©eförberer
beS .HatboliciSmuS habe bie alte ©ibliotßef be§ Slpollo jer=
ftört, ein ©erbacht, tuetrfier in ben 2lugen eines ©ßilofopßen
beit ©apft Gregor für feine Dialoge luenigfienS beftraft. Sber
baS ©dßidfal biefev berühmten ©ibliotßef, bie einfi SluguftuS
in bent ©orticuS beS Stpollotempels aufgeftcllt batte, ift völlig
bunfel ; vielleicht ließen fie _bie gricc^ifc^en Äaifer nach ©üjanj
bringen, vielleicht fanb fie in ber ©ebrängniß ifiom’S ihren
Untergang, ober fie beffanb noch von ©taub unb SBürmern
jerfreffen jur 3°it ©regor’s. 3u bent 9hiiit ber ÜBiffenfcßaften
ivurbc bie Sttuguftifdße loie bie Ulptfcße ©ibliotßef auf fläglic^e
unb geßeimnißvolle ©Seife tnitbegraben, an bie ©teile aber
ber ©dßäße griedbifeber unb lateinifcher äSeiSßeit , bereu Unter--
gang bie ©lenfdbbcit mehr befeufjen muß, als ben 9tuin aller
fteinernen ©radbttoerle 9lom’S unb 2ltßen’$, traten nach unb
nach bie sabllofen Sieten ber Diärtirer, bie ©dhriften ber
Kirchenväter, bie ®ecrete ber Gonciliett unb bie ©riefe ber
©äpfte in ihren eigenen ©ibliotßefen. $5eren erfie jioei 9lit=
lagen im Sateran loerben bem ©apft .pilaruS jugefeßrieben,
unb auch Gregor fprießt von ©ibliotßefen itt SHom, wie von
bem 2(rdßiü ber römifeßen Äircße , bem Vorgänger beS heutigen
geßeimen ütrdßiv’S neben ber ©attcana. 1
©Sir biirfett uns ben ©erfueß, Gregor von ber Sin;
fcßulbigung einer fo unerhörten ©arbarei ju reinigen, erfparen,
ba fie allein fchon Vor ber ©orftellung nidßt beließen fann,
baß bie öffentlichen ©Serie Siom’ö nießt Gigentum beS ©apftS,
fonbem beS grieeßifeßen ÄaiferS waren, unb baß biefer
1 Ej>. 29. VII. an Sulogiu« »on VUffattbria. Sr jttgl Varin, ta§
bie ©ibliotfyef brr £ir<t>c ni<$t gerabc fr^r PcOftanbig n?ar.
CMrcg DTCsiui, (S)tf4i4tt rrr Statt 9tom. II- 7
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98
Tritte« ®U(6. Tritte« Gtapitel.
bie ©rlaubnife einer fofennen Verbrennung ber gröfeeflen
Vibliotbel Siom’S niemals mürbe gegeben haben. Unb memt
es mehr als eine gabel märe, baß ©regor mit befonberem
^ngrimm ben Vierten beS (iicero unb beS StoiuS ben Job
gefdhmoren hatte, unb fie vernichtete tuo immer er ihre ßobiceS
auf trieb, fo mag es einigermaßen tröften, baß ein glütf lieber
3ufaH bem Sarbinal SDlai erlaubte, bie Sucher ©iccro'S non
ber SRepublif aus bem ©rab hei römifchen SJlittelalterS her»
»orjujiehn. 1
Die Verteibiger be<g großen ©regor mürben noch mehr
in ©ifer toerfefet, benn ju jenem Verbacht gefeilte ftch ein
faum minber fchmarjer: ©regor, fo h^B eS im ÜDlittelalter,
habe auS fatholifchem (yifer bie SJionumente SRom’S jerftören
laffen , fomol um bie lebten SRefte beS Reiben tumS p »er tilgen,
als um p nerhinbern , baß bie Slugen ber Pilger non ben
Äirchett unb ©räbem ber SUtärtirer auf bie Vierte b ei ^eib-
nifchen IltertumS abgepgen mürben. 3®« ©hrontfenfebreiber
beS oierjebnten 3ahrhunbertS erjählen bieS, unb ber unculti»
wirte Sinn eines Dominicaner» unb eines HuguftinermöndjS
ftellte [ich mit Suft ben heiligen ißapft vor, mie er ben ©öfeen»
bilbem ber Sllten bie Äöpfe herunter fragen, unb bie ©lieber
uerftümmeln liefe. ? ©in ©efchidbtfchrciber ber ißäpftc ferner
aus bem Gnbe beS fünfjehnten SäculumS fanb irgenbmo
1 Ungefo 'Kai jog ftt au« einem ^atimrftft, ber e bemal« bem S [öfter
Sobbio gehört batte. Siebe bie Correbe ju feinet Hitegabe M. Tullii
Ci «.Tonis De repnblica quae supersunt. Romae 1622.
3 Leonis Urbevetani Chronicon im Tom. V ber Deliciae Eruditor.
be« 3®b- ?amiu« p. 104 : et ne erroria antiqui aemen de cetero pullu-
laret. imaginibus Daemonum capita et membra, fecit generaliter
amputari — eine töftlicbe ®orfteüung biefer @eneral«2Imbutation eon
Statuen. Taffelbe erjäblt unb riibmt toon Gregor Amalrieus Augeriua.
(Vitae Rom. Pont, beim Biuratori Scriptor. III. 2. p. 55.)
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'ßcntificat ©reger’# be# ©refjen. 99
erjagt, baff SabiniatntS, ©regor’S Siachfofger, wäbrettb einet
Hungersnot in 9Jom baö ^BoIE gegen baö SInbenfen beö
erbitterte, weil berfetbe bie antifen Stanbbilber überall in
ber Stabt jertrümmert ober verfiümmelt habe, unb man
behauptete fogar breift, baß bie Statuen non ihm in ben
£if»er geworfen worben feien. 1 Slber auch biefe Befcfmlbigung
lägt fuh nicht erweifen, obmol fie nicht nur von Broteftanten,
fonbern auch von vielen Äatholifen für begrünbet gehalten
würbe, ©reger muffte allerbingS gegen bie fd?öne bilbenbe
5tunfi ber Sitten unb gegen ben fwibnifchcn Scfmuicf Slom’S
gleicbgiltig fein, hoch Wir fprecfjen ihn von einer unerweisfcaren
Schutt» frei, unb ftimmen gern mit benen überein, welch«
auf feine Siebe ju 5Hom, auf ba$ GigentumSrecbt be« ÄaiferS
an allen öffentlichen ffierfen , enblich auf bie vielen ben ifapfi
überlebcnben Uionumente ber Stabt mit Siecht hingewiefen
haben. 9?ur erfennen Wir in ben Behauptungen bcS 9Jiittel=
alters wenigftenS eine gewiffe ©ercchtigfeit bcS Urteils im
Sillgemeinen: ben Borwurf beS BanbaliSmuS muffen einige
Bäpfte mit ben Barbaren teilen, benn es ift ungerecht, bafc
biefe allein mit ben Krümmern von jerftörten SJtonumenten
bclafiet werben, unb manche Statue Slom’s, eine BenuS, ein
3eu3, ein Bacchus, mochte ihren £ob ber frommen Stufwallung
eines BifchofS $u verbanfen buben. 1
' Platina de Vitis Fontif. im Sabinisnus L; et Berteibigt ^ier unb
•- am ®nte be# ?eben# »cm ©reger ben angeflagten gegen ben ®anbali#mii«
mit ©arme.
1 ©argäu«, barbarifcp Wie £eo Bon CtBieto, Berteibigt ©regor, weil
er Statuen unb Sempel jrrftBrte, tra« er glaubt; unb feine anfidjt ift
überhaupt, bie Sffömer felbfi hätten auf Sntrieb ber ©äpfle ba< alte Sfcm
getualtfam jerftBrt. — ©reger wirb freigefprwpen burtp platina, tiraboStbi,
©attbini, am beften Bon gea. gelbft ©aple (Dict hist, et crit., article
Gregoire I.) läßt jene anfiputbigimgtn auf fiep beruhen; ©ruefer k. IIT.
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100
Tritte# '^udi. Tritt« Qtapitrl.
4. '»litt in dingt ©fgcnbfit in mit um Sh'em, Tit Sampagna, ifirt
^atvimonif n , mit ihr 3tu#febn in tamaliger 3eit.
Grfreulid&er, all bie ilerteibigung ©regor’6 gegen bunfle
Slnfdjulbiguttgen würbe es bem ©efcbicfitförciber fHom’s fein,
fönnte er au« ben Schriften be« ißapft« viel für bie Äunbe
pon bem Slusfefm ber bamaligen Stabt gewinnen. 2lber
©regor fiat nur ihr büftres SBilb im Mgetneincn gejcidmet,
unb er nennt nur l)ic unb ba ben Flamen einiger alter ©e=
bäube. Gr bemerft bie Spermen ber Slgrippina, woneben
ein i)fre«bptcr in feinem Jpaufe ein Oratorium eingerichtet
hatte , unb wo er nun ein Älofter ftiftete; er erwähnt einer
Taberna jnxta Pallacenas, mit Welchem un« fdfon be=
fannten Siamen bie ©egenb Pon S. 3Jiarcu« neben bem
Gircu« $laminiu« gemeint Wirb. 1 Ginmal nur tauben in
©regor’« Briefen 9tanten ber alten Stabttore auf, bie
uns in ben ©otbenfriegen fo Piel befdbäftigt haben. Gr
erjäblt, baß 9Jtönd>e bc« Älofterö S. 2lnbrea« einigen flüchtigen
Drben«brübent nadjfefeten, unb baft fic aus ber naften ißorta
SJtetroni«, weldic alfo barnal« noch nicht penttauert war, au«:
ritten, um auf bie lateinifdfie ober appifdje Strafte ju fommen,
uub er läftt fie ben Umritt um bie ÜJlauern, bem Salarifdfien
SCor porbei bi« jur ißorta $laminia tfmu, wo fieft bie Flücht-
linge in ©rotten perfteeft Ratten.7 Unfere SorfteUung aber
folgt biefent 5Ritt Pon TOöndbcn, Wie einft ben Leitern be«
S3itige« um bie ebrwürbigen Stabtmaucrn Stont’« unb müftt
ft<h ihren bamaligen 3uftanb 3« erfennen, ber wol übel
560 sq. unb im flppnibir, bat bfn ißapjl am angegriffen, aber
ben Äunft . Santali«mu« bejtceifelt auch er.
1 ©eit« Crte twrben genannt Ep. 44. V.
* Ep. 44. XI. Ind. 4.
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'jH'iUificat örfgor’« be« (Ärof;en.
lül
genug war. 2)ie troftlofe tage ber 2)inge erlaubte öregor
nicht UtutTteu toieber berpfieHen : er (ab mit Jtummer bie
krümmer ber jerftörten Söafferleitungen auf ber Gampagita,
fab ihren täglichen Verfall, unb baß fie in furjer $eit gänzlich
untergeben mürben, wenn ber Staat ni<bt für ihre balbige
flleftauration forgte. Gr fdjrieb wieberbolt an ben Subbiaconu«
Johanne«, feinen Nuntius in fHatenna, ben ißräfccten
lien’« bringenb um bie ,'perftellung ber IHqudbuctc anjugebn;
er bat ibn, ben Slicecome« äluguftu« mit ber Sorge bafür
ju beauftragen, unb c« ftfteint bafj biefer -ötann mirflicb mit
bem alten Xitel einest Örafen ber äBafferleitungen von jRatenna
au« befleibet mürbe. Slbcr nicht« ioeiter gefebab, bie Slquäbucte
blieben bem Verfalle iJJrei« gegeben, unb cSS würbe, melleidü mit
Sluänabme geringer Serfucbe, feine einige große i'Jafferleitung
in Stanb gefeßt 1
3tn allgemeinen ift e« nur bei öclegenbeit non ftircbeit
unb Jllöftern, baß alte Flamen 9iom’« flüchtig »ieber erf^einen.
G« Waren aber bie tölöfter bereit« jabfreich, ba ficb an jeher
Atircbe ton einiger ©ebeutuug ÜJJön<h»e ober Tonnen angefiebelt
batten. Gin Dionuenflofter ber Gufnepia nennt Öregor ein=
mal neben ber ©afilifa ber 6. Sabina auf bem 2ltentin
in ber erften Legion, unb ein anbere« be« S. Stepbanu« in
ber öegenb ton S. ^aul tor bem Xor, beffett jRuinen nabe
an jener flirre reiht« bei ber oftienfif<ben Straße ttod; im
fecbjebnten 3a&rbunbert gefeben würben. 1
1 Kp. 24. XII.: quatenus cura formarum comitti Augnsto vice-
comiti debuisset — Nam sic despiciuntur atque negliguiitur forroae
ijisne, ut nisi niajor sollicitudo fuerit, int ra pnucum tempus omnino
depereant. Irr 21 rief ift ccm 3aßt CO 2.
* 8cm Ülcflcr ber Suprepia fprießt Ep. 19. XII. Ind. 7 ; com anberti
Ep. 9. XII. Ind. 7; unb bie Irümmcr txmrrlt« Uflonio tc cart. 234.
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102
Stritte« ©u(b. Xvitte« tiapitel.
Ueber triefe Öegenb gmifchen bem itor oon <2. 'fkiul unb
bet Saft Uta gibt eine Sülle Öregor’d and feinem lebten fHe-
gienitigdjabt Sluffchlufe. Gd ift bad an ben Snbbiaconud
$elir, SRector bed ißatrimoniumd 2tppiä , gerichtete Dtefcript,
welches oor bent ®ranbe tocn <&. ^aul auf einer Ülarmortafel
bafelbft eingemauert ju lefen mar. $er SJJapft bellagte fid)
barin, baff ber 2lpofteI $|}aulud, bad Sicht ber Söelt, nicht
i;inreicbenb burdf Sampen geehrt mürbe ; er beftimmte bedhalb
ben Grtrag bebeutenber ©üter, melier anfcbeinenb genügt
haben mürbe, einen STeil bed 3>oIfd ju ernähren, jur Grhaltung
ber emigen Sampen, bie mir und um bie Gonfeffiou bed
2lpofteld unb fonft in ber Äircbe ju benfeu haben; benn ber
Suyud ber Rampen in ben Safilifen mar bereits fo groß, baß
man Ganbelaher brauste, meldte fo oiel Rampen trugen, ald
bad ^ahr Soge jählte. 1 * * * 5 $enc Senkungen nun, Massae
genannt, lagen ad Aquas Salvia«, um bad einfame unb
immergrüne Stal ber brei Quellen, mo einer Segcnbe nach
<S. ißaul mar enthauptet morben, unb mo bamald noch nicht
bie altertümlichen brei Safilifcn ber Slbtci belle tre gontane
ftanben. Gd maren ihrer mehre gunbi ober ©üter, beren
einige 9 tarnen an bad Slltertum erinnern, anbre mie Pon
heute Hingen. ' öregor fügte ihnen noch ©runbftücfe hinju,
1 tarnen unb ©eflalt btt Peutpter unb Pampen maren oiele unb
feltfame: candelabra, canthara cerostata , Coronae , Üronenleucpter,
gabatbae, lampades . delpbini , lucernae, phara, große PeutPter, onep
pbara canthara genannt; man lefe bie Vitae ber 'ßäpfte beim Stnafla|iuS.
SBenn ein Statifliter bereitete, ma« Pampen unb SBacpStetjen in ben
Jürgen Sfom’e noep jept jäpriicp fofteu , mürbe er bie 2taat«8fouotneu in
Serjmeiflung jepen.
5 Massam quae Aqua« Salviaa nunenpatur, cum omnibua
lündis suis, i. e. Cella vinaria, Antoniano, villa Pertusa in Toro
Priraiano, Caasiano Silonia, Cornelii, Tbeasalata alque Corneliano.
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Pcntificat @r«gor'9 Ui Großen.
103
Welche bi« gegen bas ©tabttor tyiit lagen , unb wir erfahren
bei biefer ©elegcnbeit, baß ber SRame beS einft ber Eubele
heiligen Sachs 2llmo, ber ftcb nabe bei ©. IJJaul in ben Jiber
ergießt, noch genannt mürbe, mie baß ber non bent i£or jur
Safilifa btnfübrenbe ißorticuS mol beftanb. 2>ie ©egenb felbft
mar bamals bebauter unb bemobnter, als fie eS gegenmärtig
ift. MecbtS nor bem 2or lag baS 9ionnenflofter beS ©.
©tepbanus mit feinen ©arten, unb anberc cöorti (maS bem
heutigen Orte, ©emitfe-- unb gruebtgarten gleicbfommt) grenj*
ten an. 2luf berfelbett ©eite mirb bas *piffinianif<bc ©runb-
ftücf unb ein jroeiteS „ber üDiebSgraben", fossa latronis
genannt, unb biefe Benennung bemeift, baß febon batnals
baS SBolf in 3tom ©runb batte non ben ilabroni Jitel ju
entlehnen. 1 itinfö nom Slot roaren bamals eben Weinberge
(vineae, Signen) angelegt, mie fie noch jeßt befteben, unb es
lagen bort bie ©ranbjtücfe beS ÄlofterS nom ©. SbiftiuS.
SlUe biefe Sänbereien fdjlug ber ißapft mit ber ÜDlaffa ab
9lguaS ©alniaS jur Safilifa beS ©. ißaul, bem angegebenen
gtnerf ju bienen.
2luS eben biefer Sülle gebt bnröor, baß bie 2luSbrücfe
Fundus, Massii unb Patrimonium, tnelcbe, int fireblicben
©til beS ganjen IDlittelalterS gebräuchlich, au<b nodb b^te
bauern, bamals gemöbnlicb maren. 5Kan bejeidbnete mit
fundus ein fleinereS ©runbftücf, moju casae ober casales
für bie Colonen mit gehörten. 3Jlebre Fundi jufaminen
s
Ep. 14. XIV. Ind. 7. 3d> brmerte , bajj bie Massa dell’ acque Salvie
itfbtn b«r ©ittoriota unb Ccfariana nod) heute bi« grBfjefle im Äppifrbeu
‘Patrimonium i(l. $ie 3«id)rift b«r ©u(le eon @. ©aut fleht im T. IV.
ber äuogabe ber SWainiittr.
1 3m heutigen 8tom beifit eine beliebte Xratterie unb «traf!«: i tre
ladroni.
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104
Xvittre üiicfc. 2)riitw (iapitel.
bilbeten eine inaesa, nach beut heutigen römifdjeu SuSbrud
eine Senuta, unb niedre Massae mieberum ein Patrimonium.
Unb mir fabelt gefehlt, baß jenes Pefcript ©regor’S au ben
Pector beS patrimonium’S 2lppiä gerichtet mar. S)ies> im
©tabtgebiet Pom’s gelegene Patrimonium beS ©. Petrus hatte
oon bem Pppifcßen 2ßeg feinen Pamen , meil es alle Sänbcreien
jwifchen ihm unb bem Pleer auf ber einen ©eite begriff, auf
ber anberen fidj bis jur Söia Ratina ausbehnte. Slufser
biefem gab es aber noch brei anbere: baS Labicanense
jmifchen ber Pia i'abicana unb bem 9litio, baS Tiburtinum
jwifchen ber Pia Siburtina unb bem Siber ; baS lefcte enbticb,
baS ausgebehntefte Patrimonium ber Gampagna , hieß Tuscia,
unb umfaßte alle Räubereien auf bem rechten Ufer beS
Siberftroms. 1
Sic £irchc toar es bcmnach, in beren Pefiß ein beträd;t=
lieber Seil beS 9lger Pomanus gefommen toar. ©othen,
©riechen, Sattgobarben hatten ichon feit jmeihunbert fahren
baS ©eftlbe Pom’s jerftampft, unb bie ©puren beS geinbeS
jogeit fi<h in Krümmern um Pom. Sie Pefifcungen ber
alten Patricier toaren großen Seils herrenlos geworben unb
auf oeifchiebene 2öeife an bie Kirchen gefallen. Staffel be mar
auch mit jenem drittel gefchcbu, welches ehemals ben ©othen
gehörte. Pachbem bie Goloncn unb ©claben baS ©<hmert
ober bie ©efangenfehaft vertilgt hatte, mürben fie burih bie
Knechte ber Kirche ober ber prioatbefiöev fparfam erfeßt.
2tbteien unb Pafilifcn bepflanzen fümmerlich ben Poben mit
Plein ober ©emiife, unb ließen ihre £d>afc barauf meiben,
1 Onni stnrici snll’ ngro Romano dal secol. VIII. sino ai giomi
nostri Koma 1855, fine tlcine brauchbare .Schrift nebfl 'ßlaii betf Ager
fKomanu«, ben bem tflgnntenfor Gniibic 'ßiierri.
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tymtificat lÄveger’« tc<s (Mvofjcn. -|0o
fo lange als fie uidjt ber iiatigobarbe hinwegtrieb. ^nbej? mußte
cs Damals auf bein 2lger :KomamtS noch Oltoencultur geben,
aber tljr Ertrag mar fo jmeifelbaft, baß Diele guttbi jufam--
tnengemorfett warben, um jährlich Sampen einer .ftirdbe ju
ernähren. äöenn baS Sluge beS ©efcbichtßbreibers baS 3)uufel
ber 3eiten ju burdhbringen oermöchte, würbe cs bie (Sam-
pagna oon 9iom, bas ftiloollfte unb erbabenftc ©efilbe ber
2üelt, im feisten 3ahrhuubcrt als eine ber ÜNalaria oer=
fallene Einöbe finben, wie fie es beute ift — eine ber
Schwermut gefchidhtlicher Erinnerungen geweihte äöiifte, welche
bie ©eifter üou brei Epochen ber ÜUenfcbheit ju burchwanbeln
fcheinen. Cberfwlb ragen Dom Epheu umfpotinene ©rabmäler
ber alten Slönter jahlloS auf, unterirbifch liegen bie langen unb
laburintifchen ©affen ber Smbtenftäbte bes Sbriftentum’S, un=
jählige Äatafomben. 'Die Quellen riefeln in tiefen Dulfauifcbeu
©rünben, ober irren um öbe fonnoerbranntc .pügel, ihre tpfabe
burch 9)tentbe unb ©infterbiifehe fucbenb, unb ber melandholifche
Scirocco, ber plumbeus auster, raufcht in riefigen alten
'JJinicn unb ßppreffen um Stömergräber. 'Die 9ßaffcrleitungen,
welche 33itigeS 3erbradh, Wanbern noch in langen, hie unb
ba unterbrochenen Linien auf bie Stabt ju, aber ihre Ströme
finb vcrfiegt : unb mit einem 331 irf umfpannt ber ©eift
eine jahrtaufenb alte Ehrottif Don SRuinen. 9tur war bas
©emälbe ber Eampagna bainals reicher, es gab noch biel
mehr bemirtfchaftetc ©üter als heute, ber alten 3Dtonu=
mente waren mehre. 9loch ffanben einige, wenn auch oer=
öbete Rieden wie ber 23icuS 9l(epanbri, unb Subaugufta in
fHuinen ba; .«(öfter mit einigem 2lnbau, unb fehr Diele Äa=
tafombenfirchen , bie heute Derfd>wunben finb, ober beren
Ruinen ber 3ufall h<f unb ba eutbedt, mifebten fid; unter
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106
Xrittrt '-Pud). X ritte* liatitel.
bie jerftörten Villen bet römifchen ©roßen. 25ie Säulen unb
9Jtarmorplatten biefer Sufthäufer aber fcßleppte man fort,
um mit ihnen bie Gampagnafirchcn ju febmücfen , wie man
bie 'JJtonumente ber Stabt beraubte, jum 'Bau ber Stabt=
firmen fich ihrer ju bebienen. 3nbeß ragten auf ber Gam=
pagna noch nicht jene rotbunfeln Jürme auf, melche hcute
in grenjenlofer Debe einfteblerifch h>er unb bort finfter em-
porfteigen, unb Pom barbarifchen 2Jc ittelalter glcichfam als Dbe=
liefen auf biefem ©rabgeftlbe SRom’S errietet ju fein fcheinen.
5. Xentniüler ooit (Gregor. Xit 'ßcrtraW fritier gainilit im Slcfttv
©. 'Xntxiaf, unb bie auf ibn bfjiiglicben SSonmuemt. 0*rafrfdjrift auf
tiefen grofien $apft.
Gntmeber f?atte bie 'Äebrängniß burch bie iangobarben
©regor nicht erlaubt , feine üBaterftabt mit neuen '-Bauten ju
gieren, ober fein nur auf bas Seelenheil ber 'Dtenfdmn bc-
bachter Sinn üerfchmäbte eS, nach bem Slusbrurf be« 3Röncb«
S-Beba, fid; um bie äußere Fracht in ©olb unb Silber ftralenber
Äirchen ju mähen, wie eS anbere ^Bäpfte thaten. £a« Such
ber fßäpfte, fo reich an Äatalogcn ber SBaumerfe unb 33eih£
gefchenfe feiner Vorgänger, ermähnt in ber auffallenb furjen
liebenögefchicbtc ©regor’« pon ihm nur bie«, baß er bem
äpoftel HJetru« ein Giboriunt mit Pier Säulen au« reinem
Silber ftiftete, baö heißt einen Salbachin über bem £aupt=
altar, rna« man auch ^uftigium nannte. 2Öir lafen in feinen
Briefen, baß er fidj halfen au« Galabrien Perfdjrieb, um
nötig getporbeue äBieberherftellungen au ben 'Bafilifen be«
S. Ißeter unb S. ißaul porjunehnten, nnffen aber nicht, ob
bie« gefchah. '-Bon ber Stiftung feine« Älofter« auf bem
GliPu« Scauri, beren ba« Bud; ber $äpfie gleichfalls gebenft,
haben mir fchon gerebet. G« mürbe für bie ©efchichte ber
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'ßcntificat tS»wgor'e M <9ro§rn.
107
Malerei im bamaltgen 'Jtom von SBi^tigfeit fein, batten ftcb
bie ©etnälbe erbalten, meldbe ©regor im Atrium feinet Stlo-
fterS malen ließ, unb bie Johann SMaconuS noch mit 2lugen
fab unb ausführlich befcbrieb. Sie mären fyresfen, unb be=
roeifen, baß neben ber sJJlofaif auch noch bie ftarbenmalerei
fortfubr geübt ju merben. Sie fteliten bie JamilienporträtS
beS tßapftS unb feiner (flteru bar. 5Dlan fab ben Spoftel
©etruS fißcnb auf einem iron, unb »or ibm ben ©ater
©regor’S ©orbianuS, melcfjer feine Siechte gefaßt hielt, ©or»
bian trug ebenfalls geiftliche Äleibung, nämlich bie faftaniem
braune ißlaneta unb barunter eine 2>almatica, unb Heine
Stiefeln an ben güßen. Sein 9lntliß mar lang unb graoi»
tätifcf), mit mäßigem ©art, feine föaate bicbt, unb bie 91 u gen
lebhaft. ®aS anbere ©ilb mürbe uns in ber ©eftalt ber
frommen ÜDlutter ©regor’S Siloia bas Porträt einer ebeln
römifcben SJlatrone jener 3c'l PorfteUen. Sie mar in ein
meißeS fcßleierartigeS ©emanb Verhüllt, beffen galtenmurf geh
von ber regten Schulter über bie linfe nach altem römifchem
Stil hinauf jog; eine lunica von milbiger $arbe febloß ftd)
baruntcr bis jum $alfe an, utib floß mit großer Haltung
ju ben güßen nieber, mit jmeien ziemlich breiten Streifen
nach Söeife ber Dalmatica gejiert. 3b* f?aupt ßhmücfte eine
meiße SRitra ober .paube ; mit ben Ringern ber rechten .öanb
fchieu fie bas 3e‘^en beS ÄreujeS $u machen, in ber linfeu
aber trug fie ein ©ebetbudj, morauf man gefchrieben laS:
„SJteine Seele lebt, unb mirb bicb toben, unb beine ÜBinfe
merben mir helfen." Vivit anima mea, et laudabit te,
et indicia tua acjjuvabunt me. 3obann 3)iaconu$ be=
trachtete baS ©itb ber ebrmürbigett Patrone mit Siebe; er
fanb, baß fclbft baS ©reifenalter, itt meinem fie vorgeftellt
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108 I vittc« ©mb. Trittes Gapitd.
mar , bie urfprünglictyen 3“9C ihrer ©dfönbtit uid;t Italic
oertoifd;en fönnen. 3ftr runbea SCntlib von ipeißer fyarbe
loar freilich oon ÜHunjeln burdjfurd&t, aber ihre großen blauen
3(ugen unter fünften ©rauen, ihre anmutigen ifippeit unb
bie Jpeiterfeit ber Diiene mochten bem ©ctraditer Pon ber
©lücffeligfeit erjagten, bie if;r .§erj empfanb, ber ‘lüelt einen
foldben ©obn gegeben 511 l;aben.
©regor felbft trar in einer Keinen 2lpfi$ beö .ft [öftere
auf einem Greife ooit ©tu<f gemalt; er toirb gcfdjilbert Pon
tpolproportionirter ©eftalt unb 2lntliß, unb Pon brdunlidtcm
mäßigem ©art. ©eine ©tim tpar fabl, fcodj unb breit, pou
tpeuigem fdnoarjen .haar umfaßt, fein ©efidtteauebrud ntilbe,
unb feine frönen .^>änbe jeigten feinem iiebeitöbefcbreiber runb
Uchc Ringer, betten er gertigfeit im ©direiben anfab. (sine
faftanienbraunc ©laneta fiel über ber 3)almatica berab , unb
bas mit bem Ärcuj bejeidmete Gallium hing über ©djultem
unb ©ruft unb äur ©eite nicber. Um fein .ipaupt trug er
feine ©lorie, fonbertt eine Pieredige Utnfaffung ober Um=
ramung beloieS, baß er noch lebte, als bied ©entälbe gefertigt
tpurbe ; benn erft bett Slbgefdjiebenen tourbe al$ 3e‘$en ^rer
^»eiligfeit ein SRimbuS umS haupt gegeben. 1
£ae .ftloftcr bei ©. Slnbrcad ift untergegangen, ©dbon
huubert ^abre nach ©regor’» ftobe Pott ben 3JIönd>en perlaffen,
loar d pott ©regor II. toieber bergeftcllt lporbett, unb ocrfici
' 3o(). Tiacomt« betreibt biefe SPitbcr in btr Vitn l\r. c. 83. 84.
©cn ®reger'? äugen fagt er: oculis pupilla furvis non quidrm mngnis
sed pntulis — mau »erbeffert fulvis mdleiebt mit Unrecht , unb ©ante
fagt, e« mar itt ibm le fond de toules les ruses ct de toutes les
souplesses dont on a besoin pour se faire de grands protecteurs,
et pour attiivr sur l’Eglise les bcn&lictions de la terre. — ängelufl
Stccca fcpriefc über tiefe ‘Porträt« eine gelehrte äbbanblung (Tom. III. rer
dtfauriner • äu«gabe).
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‘Pciitifüat (Wrcgcr’# bt# O'vcfscn.
109
barauf in un^etrifTer 3eit. 'Dian behauptet, baf? feinen
©lab bie heutige bem S. ©regor geweihte .Rirefje entnehme,
»ott weiter bie $eit ber Erbauung nieftt befannt ift. Sowol
hier als in ben 9lebencapeHen hat bie fromme Slnbacbt ber
Türner bie Erinnerung an ben preiSWürbigfteu aller ^dpfte
burch $enfmale »erl;errlicht. Unter ihnen fieht man in ber
Kapelle Saloiati ein funjtpolles Eiborium, bie Stiftung eines
Sbts Pom 3abr 1469, welches im ohern Seil bie ©roceffion
unb ben über bem SKaufoleum ^»abrian’S fdhwebenben Engel
im 2Jtarmorrelief barfieUt. 3" her Capelle ©regor’S felbft aber
finbet man in äufeerft feinen Sieliefs, wabrfcbeinlich aus ber=
felben .geit, auf ber SSorberfeite beS Sitars ben ©apfl abge*
hübet, im ©ebet um bie Grlöfung ber Seelen aus bem $eg=
feuer liegenb ; bodb bie auf Sfcrajan bejüglicbe Segenbc barju*
ftellen hat ber Äiinftler iticftt gemagt.
®er Carbinal ©aroniuS, ehemals Comtbur beS Gamal*
bulenferflofters bei S. ©regorio, loar ber ©rünber Pon brei
Capellen neben biefer Äirche, welche bem S. SttbreaS, ber
S. SilPia unb ber S. Barbara geweiht fiub. ®ie erfte foll
auf ber Stelle aufgeführt fein , too ©regor felhft jenem Spoftel
eine Äirdtc neben bem Älofter errietet hatte. 3l;re ffiäubc
fdhtuücfen bie wetteifernben Silber bcs ®omenid&ino unb beS
©uibo JRcni. Sbcr ber »erbla&tc 9tubm biefer JreSfen, Welche
feine Scene auS ©regor’S fiebert »orftetlen, jieftt ben ©lief
weniger an, als baS fdüedjte ©emälbe eines unherühmten
ÄünftlerS in ber Capelle S. ©arbara, baS ber ©efehrung
GnglanbS getoibmet ift. SMefelbe Capelle betoahrt eine mar*
ntorne ©ifcbplattc auf antifen ©reifen , unb ber leichtgläubige
©etraeftter mag ftd» babei »orfiellen, baft bie« berfelbe SCifdh
war , an welchem ©regor täglich jwölf Srme unb eines Tags
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110
Tritte« ©i*. Tritte« ifapitel.
al# breije^nten ©aft einen bimmlifdien Chtgel fpeiöte, ber in
3üngling#gejtalt baran 'Jllafj genommen batte.
ffiicbtiger märe e# freilief) , trenn ftdj ba# ©rabrnal be#
fßapft# erbalten hätte. @# ftanb einft im SBeftibuIum be#
6. ißeter, bort tt?o man in bie alte Safriftei eintrat, uttb
mar mit einer ©rabfdjrift in Sifticben gegiert. Ser unbc=
fannte ißoet be# (rpigramm# ertjob ficb mitten unter ben
Quitten 3tom’# ju ben 9lnfdjauungen eine# Sftömer# , unb
ft^rieb ba# lang entfe^tounbene Goitfulat al# Gbrentitel einem
ißapft auf# ©rab. Sie 3nf<$rift lautet fo:
Srte, c nimm nun anf, »a« Staub bir eom Staubt genommen,
©el^en bu roieber btreinfi gtbfi btm btttbtnben Sott.
3« btn ©eftimeu entjrfmjingt ficb btt ©eift, nidjt (dwbet ber Tob ibm,
Ttr ju btm anbtrtn Sein ftlbcr ibm ebnet btn $fab.
Stflbitr heget bie ©ruft bt« trbabtntn ^fkpfte« ©tbeine,
8ber in SBerten jumal lebt, in unjäbl'gen, er fort.
Sieghaft jtoang er ben junger mit ©rob, mit bem Äleibe btn grofl au*,
■f>inter bem Stpilbe ber Schrift barg er bie Seelen bem geinb.
Stet« mit ber Tbat, ma» immer in Sieben er lehrte, befiegelnb,
Taft er ein ©ifpiel fei, ipradb er mit mpfhfcbem ©crt.
ilnglia bat er belehrt, mit erbarmenbet Siebe ju (ibriftu« ,
9ieue 'ßroBinjen jum Siei* ©otte« trobemb gefügt.
Tie« bein Tracbten , o ©riefter, unb bie« bein Sorgen unb Dtflben,
©ie bu ber gerben ©eteinn, reitberen, bSteft bem .f'emt.
Qcnjul mareft bu ©otte«, genieß’ nun bieftr Triumfe,
Tenn ber nnenblicbeu SDliib’ Tiwtfn, nun finb fte belohnt. 1
©regor toar, nach einer Regierung t>on breijefm Satiren,
fe<$# ÜJtonaten unb jefm Sagen, am 12. ÜJiärj 604 ge=
florben, an meinem Sage 9tom noch fieute fein $eft begebt.
1 Cancetlieri de Secretariis Veteris Basil. Vatican. p. 669 belehrt
mi<b au« einer ©*rift be« Ulpbaranu«, baß ba« Spitapbhim 0011 ©tru«
Dlbrabiu«, bem 6rjbif*of »on äftailanb, berriibre, melier ©ebeimf*reiber
be« ©>pft« $>abrian I. mar.
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$iertc$ Kapitel.
1. 'ßcntipcai unb lob ©abinian'*, unb ©onifaciu«’ III. ©onifariu« IV.
Sa« ^antbeon be« Ägtibb« roirb ber Jungfrau SWaria unb atlen SKär»
tirern gerceibt.
9la<h ©regor’« Jobe blieb bet ©tul ©etri ein falbes
3a^r unbefefct, bia bie ©eftätigung be« SJlacbfoIgerS anlangte.
$ie« »ar ©abinianu« ton ©ofaterrä, ehemal« Jiaconu«
unb 9luntiu« ber römifdmn fiird^e am .öofe ton ©9janj. ©r
übernahm ba« ©ontificat unter ben traurigften Umftänben;
benn obmol ber in ben lebten fahren feine« ©orgängcr«
triebet au«gebnxbene Jtrieg mit ben fiangobarben bereit«
burd> einen neuen ffiaffenftillftanb beruhigt fein mochte, mar
9tom bod? burh eine |>unger«not auf« äufjerfte bebrängt.
Qm erften 3ahr ©abinian’« litt faft ganj Qtalien unter ibr:
ber ©Sinter toar fef?r ftreng getoefen, bie SBeinberge batte
ber grojl befdbäbigt, unb bie ßrnbten toaren oon SBanber-
mäufen vertilgt , ober »om bfirren 3öinb verbrannt toorben. 1
©aul Jiaconu« bringt biefe ©lagen mit bem Job be« großen
©regor in ©erbinbung unb ttmnbert ftcb nicht, ba§ bie 3Belt
fein ^infdfieiben auch am leiblichen junger unb Jurft
1 Paul Diacon. Vita 8. Greg-, c. 23 unb de Gest. Long. IV. c. 30.
Sa* ffiort uredo überlegt SKurateri mit vento brueione.
*
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112
Xrittrt SMicfr. äl<icrteb (Sapitel
oerfpürte. 3tunr öffnete Sabiniau bie Äontfpeicher ber Mirdbe,
aber ber Vorrat erfchöpfte fxcf? , unb bas Voll mochte felbft
bie mäfiigen greife nicht erzwingen fönnen. 3)ie Sage er-
zählte fogar, baff bem fargenben 'fkpl't S. ©regor eines Nachts
erfcbien, ihn mit Vorwürfen überftäufenb, weil er fein Voll
verhungern lajfe, bajj ber ^eilige ihm fd;Iiefilicb einen Schlag
auf ben Äopf Perfekte, woran er halb barauf geftorben fei.
2tuch fehlt es nicht an folgen, welche Sabiitian als Jycinb
unb Kleiber ber Saaten feines Vorgängers branbmarfen, 1
unb eine Stelle im Vuch ber '^äpfie, welche fagt, bie Peiche
jenes ^apfts fei burdh bas £or S. 3Dha,m um bie 9Rauem
ber Stabt unb über bie Nlilvifche Vriicfe nach bem S. ißeter
geführt worben, möchte mit 2Bahrf<heiuIichfeit fchlie&en lajfen,
baß felbft ber Swbte bie Crrceffe beS Iwngernbeit Röbels in
ber Stabt ju fürchten hatte. 1 Sabiniau, unglücflich, »eil
verbammt, ber unmittelbare Nachfolger eines großen NlanneS
511 fein, ftarb im gebruar 606.
(Sin »olles 3a br blieb hierauf ber Still IJJetri un6efeüt,
bis Ebolas bie 2öahl bes NömerS Vonifacius III. betätigte,
eines Sohns beS 3°banneS ÄataaubioceS, beffeit frembläm
bifcher Name eher im Often, als in Nom fein Vaterlanb
fucht. 2luch unter ber fnrjen Negierung biefcs ißapfts f^weigt
für uns bie ©ef Richte ber Stabt; aber eS ift wichtig, waS
bie ©fwoitifen aufjeichneit, baff es ihm gelungen war, oon
1 $ie @e[beufiergef(bi<bte erjäbtt ©iegbert Cliron. ad ann. G07. 2Jian
fepe ^lotiua in ©abiniatto. 'Jfacb einigen ?e#arten be« Stnafi. in Vita
Sabin. beißt e$, et bäte ben SWobiufl (betreibe fflt 30 ober 13 igelibi »er*
tauft, nach anbem ganj untrabrftbeinlicben, et frabe 30 3Jicbii für einen
©elibu» gegeben. Jlus bem ’f'funb 0»otb prägte man 72 gelibi.
1 Funus evectum est: beim Slnafl. in ©abin. (Sine anbere i’ebart
bat ejectum, t»a« alierbing« ein großer llnterfd'ieb ift; unb ®ignoii bat
funus et leetus ejus — dnetus est.
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Xa« ‘ß.inthfen tc« Jtßvippa. 113
PhofaS ein leeret ju erbalten, wonach ber Streit be$ rö=
mifdhen ©ifcbofä mit bem Patriarchen pon Sonftantinopel um
ben Primat beenbigt würbe. Der grieefüfehe Dprann erflärte
feierlich, bah ber Sifc ber römifebett Äircfic als baS .fjaupt
ber Ghriftenheit ju betrachten fei. Sticht fobalb batte ©oni=
faciuS bie-S Gbict Peröffentlidbt, als er ftarb, wie bie Schrift:
fteDer ber Äir<hc annehmen, am 10. ©oPcmber 007. 2lm
25. Sluguft aber beS folgenben QahreS würbe Sonifacius IV.
jum Papft geweiht, ein SJta.rfc Pon (Geburt aus ber Stabt
©aleria, unb be§ SHrjtS Johannes £oh«-
Die Ghronifen erzählen, bah unter feiner mehr als
fechS 3ahre langen ^Regierung bie ©ienfehheit Pon junger,
Pon peftilenj unb SöafferSnot I;cimgefu<^t würbe. 3Rerf=
wärbiger aber ift ihr Bericht Pon einem ber berrlichften ©au=
werfe bes alten 9tom, baS ^ahrhunberte lang in PölligcS
Schweigen begraben, plößlich aus bem Dunfel emportaucht.
Das umfangreiche 3)tarSfelb, weites wir betrieben höben,
war mit Prachtbauten aller 2lrt angefüllt gewefen, aber feine
.üaHen, ©aber unb Stempel, feine Statuen, Sweater unb
Sufthaine bienten nur junt ©ergnügen beS ©olfs, unb nur
fparfam fonnte bie SePölferung bort jerftreut fein. Die
Äirdhen nun, welche bafclbft entftanben, fammelten, inbem
fte fich mit Älöftem unb Oratorien umgaben, Seben um fidf
her, unb bienten in ben »eröbeten Stegionen Stom’S über-
haupt Wie anbere in ben oerlaffcnen Sanbfchaften ber Sam:
pagna, als ÜRittelpunfte werbenber ©ePölferungSgruppcn.
2lber währenb fid) bie Stabt im Sauf ber 3«t mit fo Pielen
Äirchen erfüllt hatte, haben Wir im ÜJtarSfelb nur jwei nam:
hafte erbauen fehn, unb jwar an beffen äußerften Wrenjen :
beibc waren bem S. SaurentiuS geweiht, bie erfte neben ber
<#«(♦!<♦•* tfr Statt (Rem. II. 8
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tu
2)viltrt 'i'udb. Siicrtrt liapittl.
Via Sata ober ^yfaminia mit bem 3uitamen in Sueina, bie
anbrc mit bem £itel in SCamafo am 3Sheater bcö ißompejuS.
311 ber SJtittc be8 3Jlar§feIbeS jtanb noch feine au$gejeichnete
jfirche, aber mol gab e$ bafelbft niedre Oratorien. 3)ort
nun lag ba£ ißantheon in einer von grofien SRariuorbauten
bebedten ©egenb, bie burd) bie lieber) chmemmung vom 3abrc
590 arg Vertoüflet toorben mar. Äreife umbcr reihten
fi<h bie Spermen beS Sfgrippa, bie be# SRcro ober be$ 2lle=
yanber, ber Stempel ber SJUnerva GThalcibifa unb baä ^fcum,
ba$ Dbeunt unb baS ©tabiunt bc$ SDomitian, unb mährenb
von ber einen ©eite bie Anlagen ber Slntonine mit beiben
©äulen ft<h bem Sölirfe jeigtcn, hatte man von ber anbent
nid^t mcit big jum Stheater bca Sßompcjug unb ben baran
grenjenben Slrfaben. ©o viele unb einft fo föftlidje *ßracht=
bauten ftanbcn bort umher, unb menn fie aud) in ber 3et=
trämmerung begriffen rnaren, ober meil fie es maren, muff
ihr Slnblid von einer graufenerregenben Schönheit gemefen fein.
Vielleicht mar bas SjJanthcon ber einjige ganj erhaltene
©au ber bortigen ©egenb. SOicö fünfte Stenfmal 2lgrippa’S
hatte bereits mehr als 600 3ahre lang ben Unbilben ber
ßlementc getrost; meber bie Ueberfd;mcrnmungen bes Seiber,
bie noch && auf ben heutigen Stag faft aUjdhrlid) bie 9totunbe
umfluten unb in bem Innern ftromgleich aufquellen, noch
bie SSolfcnbrüche beS grühlingS unb bea SßinterS, melche,
burch bie Äuppelöffnung auf beit vertieften 9)tarmorboben
herabftürjenb, von unterirbifchen Canälen aufgefangen rnerben,
fonnten bies ©tonument röinifcher ©tärfe erfchüttern. ©eine
prachtvolle Vorhalle von 150 ißalm in ber Sänge unb von
60 ©ahn in ber Stiefe , ju ber noch fünf ©tufett empor=
führten, ftanb unverfehrt mit allen fechjefm ©äulcit aus
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Tai paittbecu beS Sgripba.
115
©ranit unb bereu ^errlid;en forinthifcheu kapitalem Don
weifeent SJlarmor. 3n ihren beiben Slifchen mosten noch bie
Stanbbilber be« SSuguftu« uub bc« 2lgrippa fielen, welche bev
le^tere bort aufgeftellt hatte. $>a« $acbgerüfte au« halfen
»ott »ergolbetem ©rj fomtte feine ©ewatt ber 3«it jerbrechen,
unb noch hatte bie üergolbetett ©ronjcjiegcl, mit beiten foWol
bie SßorhaHe als bie .iiuppel felbft bebeeft waren, fein Stäuber
abgerif[en. 1 Ob ba« ©iebelfelb ber .ftallc noch feinen Schmucf
befafe, »on bem utt« feine tBefcfereibung blieb, unb ob nod;
Spi^c unb Cfcfen bfß ©iebef« mit Statuen gejiert toaren,
miffen t»ir nicht. 2ltt bie fermen be« SIgrippa fid; lehnenb,
fonntc ba« Ißantfeeon urfprünglich nicht ju einem Stempel ge*
bient tjaben, aber ber fpäter erfolgte Slnbau ber i<orf;alle,
beit noch 2tgrippa in feinem britten (Sonfulat machen liefe,
beweist , bafe c« jum Stempel beftimmt mürbe. Schon S)io
gab ihm ben Slamcn be$ Sfkmtheon, unb er fah barin aufecr
beit Statuen be« Ü)tar« unb ber SJcitu« auch bie be« »er*
götterten Gäfar, welchem jugefcllt ju werben Stuguftu« fidf
weigerte. SDicfe ©ötterftatuen aber laffen eine national*
römifefee, ober »ielmehr cäfarifche Seftimmung crfeitnen, auch
wenn ber Stempel »on ber ©üttermutter Gpbele ben allge*
meinen SSitel, ben befoubent »om Jupiter Ultor in ©rin*
iterung an ben Sieg be« 2luguftu« über 2lntonius unb ©leo*
patra entlehnte. 2 $)ie ©biete ber chriftlichen Äaifer hatten
1 Urban VIII. Starberini trügt btn i?om.'urf, ben SDacbftut geraubt ju
babrtt, troran« fr .Rationen unb bie getvuubenen Säulen bei Jaberaafrls
im 2. 'Peter gieren lieg, liefen ©anbaliSmu« aber radjte ^asquino turdj
bas unterblieb« paSguilt: quod uou fecerout Barbari, lecerunt
Barberim.
1 Jiatb 3) io äaffiuS LI II. 27. befanben fttb barin bie ®iltfüulen bes
®iarS unb ber BenuS, aber er erflärt ben Warnen Itä vd-itov geift reich:
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1 10 £ ritte« ihict. Vierte« Capitel.
bie g^Iicfeuttg aller fteibnifcfien Stempel Oefoblett , unb fett
mehr als gmei .^ahrhunberten mar mol fein 9tömer in baS
innere beS ©antbcon gebrungen; bie ungeheuer» mit grün=
liebem 6rj bcfdilagonen Jfjftrfltigel (fie fittb fchmcrlich ttoeb
bie heutigen) Ratten jebod; fidjerlidj Söeftgot^en unb ©anbalen
erbrochen, um in bem frönen ©ebäube gu rauben. Dod)
gebäre fattbett fie bort nicht, unb bie glängenbe 9Warmor*
befleibung ober bie mahrfdieinlich mit metallenen 9iofen ge=
fdjmücften ßaffetten ber Söölbung tonnten ihre ©ier faum
reigen. ^tt ben fedje 9lifd)en beS innern SRunbS loie in ben
x jmifdteu ihnen angebrachten Slebicula fanben fie berlaffene
©ötterbilber , bott betten Tie bic mertoollen rauben mochten,
unb eS ift fehr glaublich, baf? ©onifaciuS beren nod; im
Pantheon »orfattb.
Der Sßapft betrachtete mit Verlangen bieS ©unbermerf
ber Äunft, meines für eine dlird^e ftd) fo mol eignete. Sein
ringS utnfchloffener ©au auf einem freien ©läge, oott ber
2lr<hitectur ber Stempel abmeichenb unb bunfcl allen ©öttem
gemeiht, lub ihn gur ©efignahme ein, unb bie fchötte Äuppel,
eine in bie Suft gehobene Sphäre, in meid)« baS l'idjt ber
©eftirtte tnagifch niebcrguoH, fchien ihm für bie Rimmels*
fönigin 3Jlaria eine paffettbe ©ohnung abgugeben. Die legten
Äaifer hatten baS ©rincip, baff bie Stempel ber Reiben nicht
gerftört, fonbern bem chriftlichen (FuttuS gemeiht merben fotlten,
in ©bieten auSgefprochen; ©regor felbft hatte es menigftenS
äri \}oXott3i$ öv, Ta oinrtvä rrpotUotw- Plin. Hist. Hat. XXXVI.
24. 1. fagt: Pantheon Jovi Ultori ab Agrippa factum. 3)« State
^Jietro i’ajtri in feiner Schrift: della Conaecrazione del Panteon Roma
1749, XII. behauptet, ba& bas '|<ambeon »eher ein Tempel mar, noch
ba§ e« »on CTbriften als fotdjer betrautet »urbe (VIII.), aber er trirb
paffettb jurüdgettiefen ton gea S. Rov. 'Jicte C. p. 284 scj.
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Ta* kantigen fcc* Hflvippa.
117
für Britannien burdj feine Bcrorbnung an ben Bifcfjof 9)telitu3
beftätigt. 1 9Jfau folgte fpät biefem ©runbfah, ber tuabrfd)ein-
licb bereits im alten M;en burdigefiibrt mar, mo man ba3
berühmte ißartbenon, ben Sifc ber jungfräulichen 21 1 bene,
iit eine ßircfjc ber Jungfrau Dtaria bermanbelte. J 9!id)'tes
aber bemeist beutlicfeer, bafj bic Zapfte fein GigeutnmSredbt
an ben öffentlichen Baumerfen Sont’s befaßen, als bie au3=
brücfliche Bemerfung ber (Sfjronifteu, BonifaciuS habe bom
.Uaifer 4-Pbofue ba3 ißantheon fi<h erbeten uub jum ©efcbeuf
erhalten. 3 Gr werfammelte bie ©ciftlid^Feit fHom’3 : bie erj=
betragenen Sbüren, mit bem SSeihmaffer benefct unb mit
bem .Hreuj als Sitel be3 Belizes berfehen, mürben aufge=
tban. 3U bie erhabene Siotunbe bes Slgrippa ftrömten jum
erftenmal bie ^roccffioncn ber Jppmneu fingenben ißriefter,
mäbrcnb ber ijSapft bie 9)iarmormänbe, bon benen man ju=
bor jebc3 3e‘^cn be$ §eibentum3 entfernt hatte, mit bem
ÜBeihmebel befprengte: unb bie Dämoneu, bon bem Gloria
in excelsis, melcheS bic prachtboBfte Jöötbung mit lautem
' Ep. 71. IX. ludict. 4.
* 9iocb im Anonym. Vienneusis ed. Ludwig Ross. Wien 1840
(n. 11), fjtifjt fca* '•partbenou ,aig rijg Oiou/rofog, unb fr f<(jt fuMnb
biuju, baß es neu Stpofle« unb Sulogin* bein unbefannten @ott erbaut
gm'tffn (fi, ov uroSöu^dav aaoÄ><'< rat tikoytog in' ovoiian äy-
vödrti d'tii.
* Anastns. iu Bonifacio IV.: Uic petiit a Pbocatc Principe
templuin, quod Pantheon vocabatur; quod fecit ecclosiam l>eatae ac
gloriosissimae et Dei genitricis semperque Virginia Mariae, et
omnium Mart)-rum Christi. — Paul Diacon. de G. Long. IV. c.37:
Idem alio Papa Bonifacio Detente jussit in vetere fano, quo<l Pan-
theon vocabant, ablatis idololatriae sordibus, Ecclesia m beatao
semper virginis Mariae, et omnium martvrum fieri, nt ubi quon-
<lam omnium non deorum, sed daeraonum cultus erat, ibi deiuceps
omnium fieret memoria Hunclorum. Pcba Mrjfitbnet bao Qrcigniß
ebrnfan«.
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118
dritte« ©11$. ©icvtce Sattel.
Gdjo jurüdfdfmctterte, etfdjrecft, mochten nun bev ißhantafie
ber SRömer ficfctbar werben, inbent fie aus ber Deffnung ber
Äuppel bas greie fudjten. GS waren i^rer fo biele als es
heibitifcße Ciötter gab, unb bis auf ilouifaciuS’ 3cit hatte
man bas gebeinmißöolle ^antEjeon als ben eigentlichen Sifc
ber Dämonen in 9iom betrachtet. 2)aS fpätere Mittelalter
amfite , bafi 2lgrippa eS ber Gpbele, als ber Mutter ber ©ötter,
unb allen ©öttern überhaupt geweiht, unb fabelte, baß er
bie rergolbete Grjftatuc jener Göttin über ber Äuppel Öffnung
felbft aufgcfteUt hatte. 1 Was man im jWölften 3ahrbunbert
ergählte, fonnte fchon GOO 3al;re früher Solföglaube in 9tom
fein, unb bas Pantheon galt uor allen anbern ©öttern als
ber Gpbele geheiligt. 2)icS bürfen Wir breift aus ben Titeln
annehmen. Welche 23onifaciuS ber oerwanbelten 9lotunba gab:
er weihte fie jur Äirche ber immerjungfräulichen heiligen
'Maria unb aller Märtirer ein. Die mieberfmlte Wahr-
nehmung aber lehrt, baß bie römifdic &ircpe es liebte, in
bie juiit ©ottesbienft oerwanbten Tempel ber Reiben foldhe
.^eilige einjufeOen, welche ben barauS üerbrängteu ©öttern
einigermaßen entfpradhen. So, fagt man, war ber Stempel
ber 3williugöbrüber Slomulus unb 5HemuS ben 3'DiWngeit
6. Gosma unb 0. $>amianuä geweiht worben; fo hatte bie
heilige Sabina bie ©öttin ®iana oom 2locntin üerbrängt,
unb fo würben bie beiben Militärtribunen 0. Sebaftian unb
1 Liltcr tle Mirnb. Hoiime im Montfaueon Diar. Ital., unb bie
Urtiphia Riireae urbis K. , trel$t no$ binjufept : in htijus autrm templi
liistigio Stilbn nt duo tauri orri deaurati. ©eibe ntimrit neben bev Cijbete
au$ ne$ beit fttepluu. 9ln« ben SDtirabilien f$?pfte faft tt>ertli$ i’ee non
Crvieto im Chronicon Pontific. p. 107 beim l’amiu« k. IV.; et fügte
no$ ben 50?avs biupi. 2)ian uergtei$e eitbli$ baä Mnrlirolog. Koinnnum
mit bev 9iotc bes ©areitiit« jmn 13. 9)iai, imb Ado Chron. unb Uar-
tyrologium, unb Ufitarb.
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$a« ^antbeou be« SgrityM.
119
6. ©eorg bie SteHbertreter beb ß'riegbgotteb 9J?arb. '.Boni;
faciub lernte fid? bemna<$ an bie Jrabition: bie Slutter ber
©ötter Spbele tourbe burdi bie ÜJiuttergotteS Diaria »erbrängt,
unb bab (Eigentum „aller ©ötter" in einen Tempel „aller
3Jiärtirer" »ertoanbelt. J)ie unioerf eilen 2lufprü$e beb rö*
utifdjen Stabtcultub aber, welcher bie Verehrung ber d^rift=
lidjen ^eiligen überhaupt in fid? aufna&m, fanb in biefetn
neuen ißanfyeon mit ec^t röntifdjem Sinn fein paffeubeb
Spmbol.
2ln bie Stelle ber Stanbbilber [>eibnifd)er ©Ortzeiten
traten nun bie ©ebeine ber ^eiligen, unb mir buben nur
leife ©riinbe, bie Berichte ju bezweifeln, meldje fagen, baf?
®onifaciub alle Airdftöfe 9iom’b in Kontribution fc^te unb
a$tunb)toanjig Äarren mit 9Jlärtirerfnodjen belub, bie er
bann unter bie Sonfeffion oerfenfen lief;. 1 9iadb bem ü)iav=
tirologium Siomanum mar cb ber 13. 5Diai, alb Sonifaciub
bab ^Jantbeou meil;te, bod) bie Angaben beb 3abfb fötwmfen
jmifdbcn 604, 60G, 609 unb 610. * 9lo$ ie(jt feiert man
an jenem Jag bab geft ber SDebication beb ißantyeon’b in
9iom, aber bab Jeft aller SÖtärtirer unb aller .^eiligen be=
gebt mau am 1. Siooember, bab $-eft aller im ©lauben Jlcr=
ftorbenen am 2. SRoöember, fei eb bafs fdjon Souifaciub biefe
Jage baju beftimmte, ober baß erft ©regor IV. um bab $a^r
834 bab Waifeft auf ben Dlobentber verlegte. Jentt erft feit
1 Ugonio le stazioni etc. cart. 313. Silber« jäbteu nur 18 Karren,
tra« inte& and) genug ift, k8anmiu3 aber jäblt mit Vergnügen 32 Karren,
naib einem SRanufcript jener Kirche.
* Ado Vienn. Cliron. : 604. Hermann. Contrnctus; 609. Sieg-
bert Chron.: 609. Harianus Scotus: 610. ®ie Angabe bc8 3abrec
009 uadj ben Annnles Monnsteriens. beim ^fr)} Mon. Germ. III. 153,
(vorauf 3offe Regest. Pont, fitt» allein befiehl, ijl benn r«h erfl 511
ertveifen.
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©ritte« sBiii Stierte« Gapitel.
feiner $eit würbe bies urfprünglich römifdje $efi auch jenfeitS
ber SItpen non ben fatholifd)en SJölfern angenommen. 1 So
ging baS allgemeine Xrauerfeft ber Gbriftenheit aus ber frönen
9totunbe beS 2lgrippa [;eroor ; auS bent Pantheon etfl aller
©ötter, bann aller SDMrtircr ergoß fiöb über bie ganje SBelt
ein ©eift ber ntilben Söchmut unb beS ^eiligen GriunemS,
welcher noch in ben fpäteften 3^brbunberten baS niuficalifc^c
©enie 3U einigen feiner rührenbften Schöpfungen erregte.
SDaS Pantheon Storni war $um Stempel ber ißietät unb ber
StequieS umgefdfaffen , unb noch h>eute wirb ber Ghrift bies
unnergleid'lidhe, träumerifd) erhellte 9lunb, wo SRafael feine
Stubcftcittc gefunben bat/ nur mit frommem Schauer ju be=
treten wagen. X'er fdhönfte 33a u beS alten fJlotn hatte alfo
feine Rettung tor bem Untergang ber Jtirdje ju »erbanfen.
Silit SRed»t warb baher biefe Sthat für groß genug geartet,
bem Sßapft ÖonifaciuS als Xitel ber Unfterblichfeit aufs
©rab gefdjrieben ju werben. 2 ®ie neue ftirdje hieß feither
S. Maria ad Martyres. Sie War fowol Wegen ihres SllterS
utib il;rcr Schönheit, als um ihrer .fteiligfeit willen ben
Stömern alle 3eit föftlich wie ber Augapfel ihrer Stabt, unb
baS eiferfüchtig gehütete Gigentum ber Zapfte, $a noch im
breijehnten 3a^rl;unbert fd;wor ber jebeSmalige Senator
Slorn’S in bie £>änbe beS Zapfte, bah er neben bem S. ißeter,
bem GafteH bcs GrcscentiuS ober ber Gugelsburg, unb
neben anberen päpftlicben Xontinien auch bie S. SJlaria
1 Baron. Annotat. jnm Martvrol. Rom. 1. Novbr.
1 Gregorio Quartua, jacet hio Bonifacius alnms
Huius, qui sedis fuit aequus Rector et aedis,
Tempore, qui Focnc ctrnens Tcmplum fore Romae,
Üclubra cnnctorum fucrunt quae Daemonioruw ;
Hoc expurgnvit, sanctis cunctisque dicavit.
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äufftänbe in 9fat>enna imb Neapel.
121
fftotunba beut Ißapft mit aller 'Diadit oerteibigen unb erhalten
moHe. 1
2. ®oi«b«bit wirb $npfi im 3al>r 015. SJuffläntt in Sfaoenna unb in
Üitafcl. Grbbffrm unb 3tu«i<m in SRem. Jn (Sjrarcb glratbcriu« rebftlir!
in 9fa»cnna. ©omfariu« V. ißafft. 30m felg! .ftencriu* 1. im CctcOer
025. $a# jRccbt bic ^apftmabl ju betätigen beim örartbat een 9fa»cnna.
Die ©efdnchte I;at ung fonft nid)tg pon ben Saaten
©onifaciug’ IV. aufbemahrt. Gr ftarb, nach ber Slnnaljme
ber Äirchenfchriftftellcr, am 7. 3Jlai 615, unb fünf Dftonate
fpäter beftieg ben Stul Ißetri ber Dlömer Deugbcbit, bes>
©ubbiaconug Stephanue Golm. Gg mar bas fechte
beg ruhmvollen Äaiferg Eeracliug, melcber bem Dtirannen
Droit unb ileben genommen batte unb feine Waffen
fiegreich big in bag Ecrj oou Ißerfien trug, unb im erften
3ahr beg Sangobarbenfönigg Slboloalb, meiner feinem großen
'-Haler Slgilulfug in ber .'perrfefjaft gefolgt loar. Die Sango=
barben verhielten fid; ruhig, aber ber orientalifd;e Äricg mirfte
pertoirrenb auf bie Angelegenheiten beg griedufdicn Gjardjatg
in Italien. 3« DlaPenna brach eine IHcuolutioit aug: ber
Gjarch ^obanneg (Semigiug) mürbe famrnt allen faiferlidhcit
Beamten oom 2>olf niebergehauen, unb ber ÜRacbfolger beg
Grfdjlagenen, Gleutheriug, Ißatriciug unb Gpard), ftraftc ben
Aufflanb burd; viele Einrichtungen. Gntmeber biug mit ben
Unruhen in 9tapcnna bie Semegung im 9tcapolitanifdhen ju=
famnten, ober bie permorrenen riefen fie auch bort
herpor. $ohanneg Pon Gompfa, fei eg Qubep ober ange=
fehener Bürger biefer Stabt, bie mir am Gnbe ber ©otbenfriege
' Jurameutum äenatorum Urbis im Ordo Romnn. b<6 ßViicim»
Ciamtrariue beim ÜRabillou Mus. Itnl. II. p. 215: nomiuatim autrrn
.saue tum Pit nun, urbein Komanam, civituUnu Leoniunm, Tnm*-
tyberim, insubun, cuatcllum Cresccntii, Mnriam Kotundam etc.
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dritte# sBrnf;. Stierte« (i'apitfl.
genannt traben, ^atte ficb gegen bie bpjantinifebe Regie*
rung empört unb bie Stabt -Neapel felbft an fid; geriffelt.
$ieb jtoattg ben ©yareben ©leutberiub, mit einem £»eer von
Ravenna berabjuriieten : er fam natb Rom, too er vom fßapft
'Jieuöbebit mit allen @bren empfangen tourbe, unb naebbem
er Reapel erobert unb ben Siebellen getöbtet batte, teerte er
toi eher nach Ravenna jurüd. 1
3bicö mochte im 3abr 616 ober 617 gefetteten fein,
unb bab Sud; ber fßäpfte, tvelöbeb jefct bie einjige fpärlid^e
Quelle unfrer 6efdf)i<btc ift, fügt binju, baff in gattj Italien
ber gricbe toieberbcrgcftellt tourbe. ®ie Glemente jeboeb, nun
fefton feit mehr alb einem halben ^obrtunbert im Äampf
mit ber SJtenfcbbeit, hörten nid;t auf, 3tnI>en ju oertoiifien.
3m SDionat Ruguft beb 3abr8 618 erfrfjüttertc ein grofjeb
©rbbeben bie Stabt Rom unb rid;tete ebne 3ll'eifel arge
Sertofifhmgen an: ibm auf ben Spuren aber folgte ber von
©onftantiitopel nad» bem SJlbenblanb gebrad;te Stubfa^ (per-
c 118810 senbierum). Unter bem vielen Soll, ivetdjeb von
ifmt bingerafft tourbe, erlag vielleicht aud> fSeubbebit felber,
bentt fein £ob ift am 8. Rovcmbcr beffelbett 3abrb ver=
jeiebuet.
©l;e noch fein Radjfolger Sonifaciub V., ^Neapolitaner
von ©eburt, orbinirt toar, bracb eine jtveite Revolution in
Ravenna aub. 3br $aupt toar ber ©yareb ©leutberiub felber.
1 änaflaflu« in XeiiSt-ebit. 'Jtacb 2Narqiiarb grob«’« Chronologie ber
(Syartbcn (apud Joh. Leiinclavium Jus Oraeco Roman. Francf. 1596.
T. I.) »ar 3»b- fentigin« ber fünfte Syareb , unb es folgte i&m etcutbrrin«
im 3abv 616. Xie Sfeibe ift : SongimiS, «ntaragbuS 584, Stomanu« 587,
Callinicu« 598, ämaragbu« Herum 602, 3of>. l’emigiu« 612, ßleit
tberius 616. Sud) bie (fransen (egten fttb ti'ie bie UaiigobarbentSiüge beit
3unamen glaoin« bei.
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?lufftäiib< in iXawmia unb Wtapti.
123
tiefer ©tan«, Gunud) mie 9tarfeS, glaubte bie perftfc^en unb
aoarifdjen Kriege für bie 2lbfid?tcn feine« GhrgeijeS benuhen
ju fönnen, ba fte bie Kräfte beS byjantinifdben 9tei<hS oöHig
in 2(ufprud) nahmen. Gr marf fich in Siaoenna jum Äaifer
ober Äöntg non Italien auf, bann 30g er in Gife gegen 9tom,
biefer Stabt fich ju »er fiebern unb bort Jtitel unb Beftätigung
feiner Ufurpation $u ^olen. SIber bie Solbaten töbteten ihn
unterwegs int Gaftell Suceoli, unb fanbten hierauf feinen
Äopf nad) Gonftantinopel. 1 GS loar bas 3ahr 619, unb im
Tecember beffelbeit $ahrS erfolgte bie Orbination beS ueu-
gemählten Zapfte. 2 2>och auch oon BottifaciuS V. hoben
mir nichts 3U berieten, als bie 30hl feiner StegierungSjahre:
er fafj auf bem Stul $etri fünf Qahre unb 3ehn ÜMonate,
unb ftarb nach ber Berechnung ber Äirchenfdhriftfteüer im
October 625.
2)ie ©efd?ichte Poit 91 om felbft ift mährenb ber erften
Hälfte beS ftebenten OabrbunbertS mit einem tiefen ®unfel
bebedt. SBäbrettb im Orient ber .Selb jperacliuS baS perfifebe
9lei<h beS GhoSrceS burch glänjenbe ^elbjüge erfdjütterte unb
feiner balbigcn Groberung burch bie 2(raber Bahn brach,
mährenb in Arabien felbft bie neue Religion ÜHuhanteb’S
unter erftaunlichcn Äämpfen geftiftet marb, lag 9iont als
ausgebrannte Scblacfc ber OJefcbicbte auf bem Boben. äöir
miffen nidjts oon ben inneren 3u^önben ber Stabt; fein
Xuj, fein Diagifter fDiilitum, fein ijjräfect mirb irgenbmo
genannt, unb eS bemüht fich unfre angeftrengte gorfdjung
oergebenS, auch nur eine Spur oon ftäbtifcher Gkmeinbe-
' 8nap. in 9ouifaciu$ V. unb ISaui Diacon. IV. c. 35.
1 ©itljt ;u bitjtm 3abt ißagi Criticn in Baron, nub ftranj $agi
Breviar.
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124
Tritte* S'iidi. Stinte* ISat-'itel.
oerfaffung ju entbeden. SDurdj biefc Oebe ber Oicfdjidjte
bören mir auch jeßt nur bann unb manu bic £ammerfdhläge
bcr Üöerfnteifter, meiere auf be« ißapfie« Gk'beijj Milchen bauen
ober reftauriren.
.§ottoriu« I. aus Gaiitpanien, Sobn be« IJJctroniu«, ber
ben 3Titet Gonful führte, beftieg nun ben Stul iftetri nur
fünf Sage nadfi bem Sobe feinest Vorgänger« öonifaciu«,
unb bic« bat bie SchriftfteHer ber Äirdjc auf bie Vermutung
gebraut, c« fei bamal« ber Gyardj ^faat in 9tom anmefenb
gemefen, unb er habe felbft bie SJeftätigung erteilt. ’ ,$nbem
fie annehmen, bafe feitber überhaupt ben Grannen hast ©e=
ftätigungSrecht ber ipapftmabl toott ben Maifern übertragen
rnorben fei, bejicben fie fieß mit einigem örnnb auf bie
Formulare best Sagebuch« ber Slömifcfien ißäpfte, ober be«
Liber Diurnus, ber jmifchen bett fahren 685 unb 752 ge=
fatnmelt rnorben ift. Senn obmol fidj barin audb ba« $or--
ntular b e« Schreiben« au ben Maifcr um SJefiätigung finbet,
tritt bie« bodj in ben .§intergrunb , mäßrenb ba« Formular
an ben Gjardjen bringenber unb betnütiger abgefafet ift. G«
mar (Gebrauch, baft ber 2lrd)ipre«bpter, ber Slrcßibiaconu« unb
t ber ißrimiceriu« ber Notare ben Sob be« iJJapft« bem Gr-
areben anjeigten , bann mürbe ba« oott Weißlichen unb Saiett
unterfchriebene Secret ber neuen 3öabl im Slrcbio be« Saterau
niebergelegt, unb eitblid; eine Relation barüber an ben Maifer
al>gcfd;idt. 2lber miebtiger mar ber an ben Grardfieit gerich-
tete Bericht, unb nicht er allein mürbe in bemütigen 2lu«;
brüden um bie ibeftätiguug be*> Grmählten gebeten, fonbent
auch ber Grjbifcßof unb bie ^ubice« oon fHaoenna murbett
gleidjjcitig aufgeforbert, fid> bei ihm um bic balbige
1 £if^e tif l'titfii %<agi.
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.fteneriu« I.
125
3uftimmung gu oermcuben. Die Hiac^ttotlfommenbeit beS
(rrarchen ift burd) jene Formulare groeifelloS, unb mir bürfcn
annehmen, baf? er in biefer ©poche als SteHoertreter beS
ÄaiferS bie gemählten Zapfte betätigte, aber es bleibt bem
nod; fraglich, ob er feit .öonovius überhaupt unb für
immer baS abfolute ^efiätigungSrecbt Pom Äaifer erhalten
hatte. $nt Slllgemeinen ifi ei ohnehin nicht auffallenb, bah
ei bem röntifchen GleruS unb Soll oiel eher um bie 0unft
beS ©parcfjen, als beS itaiferö ju thun mar, toeil jener,
3iont nahe unb mit ben bortigen ijkrjönlichfeiteu nidht unbc;
fannt, bie ©ntfcheibung bes ßaiferS beftimmen muhte; ober
ei ift cbenfoioenig untoahrfcheinlidh , bah bie Stömer fclbft,
unter ber mieberholten 93erjögerung ber Drbination ihrer
IJJäpfte leibenb, ben Äaifer angingen, ihnen biefe Stermirrung
ju erfparen, inbem er bem ©rarchen bie ©ntfcbeibung über=
lieh- 1
3. äircfcenbauten £ctioriu*’ I. ausft&mficfung be* 0. ^eter. Eie ber»
golbeten ©roigejieget ocm Eempel bet $enu« unb Sterna. Eie ffapcfle
be« 0. Stbotliiiari«, unb bie ®aftlifa be« 0. äbrianu* auf bem gornm.
Die SHömer hatten ©runb, mit ber ©afjl eines SHanneS
auS angefeheuem ©efchlecht gufrieben ju fein: .gonoriuS mar
gebilbet unb fromm, unb ftrebte in fatholifchent (Sifet bem
groben ©rcgor nach- i’lber meber feine Scmühungeu unt bie
äBiebereinfejsung beS fiangobarbenü'nigS 3lboloalb, melden
SlrialbuS im $ahr 625 enttront hatte, no<h feine Sorge um
1 Eet 3efuit ©arneiiu«, .^trairtgeber be« Liber diurnus glaubt, baff
ba« jtteite gorutufat ober Decretum de electione Pontificis getrieben
fei, nacbbem ®onifariu* V. erwählt teorben. (S* iff unterjeidinet: Clerus,
Optiinatea et Milites scu Cives , unb bie« märt triftig fiir bie Stabt»
berfaffnng 8fom’«, liege ftt$ bie be« Etcret« mirflub fefifleHen.
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126
Trittt* Sbicb. Start« Sapitd.
bie Sfefebtung ber Oft = urtb 'Keftfadifeu Sritannien’S, itodi
feine ton ben Äatt>olifen bart angegriffene 3Jad)giebigfeit
gegen bte neue ßefcerei ber SWonotbeleten fönnen wir in
unferer ©eföidjte beriicfftcfetigen. $)agegen glänjt er in ber
Gbronif ber Stabt burd> feine Äirc^enbauten, unb er bat fid»
baburtb neben SamafuS unb SpmmadjuS einen 9ia^ru^m
gefiebert. 5Der lange Äatatog feiner SBieberberfieCluugen ober
SBerfcbönerungen ton römifc^en Äircben, ober feiner Neubauten
ift im 33it<b ber pcipfte terjci^net : unb mir finben itacb einet
größeren paufe toicberum einen Papft, ber jur Herltanblung
beS alten SRom tiel beigetragen f>at. S5ie Stube tor ben
langobarbifdtett Söaffen gab ifjnt freie £>attb, unb nicht fjSefti*
lenj, nicht SJlißttacbS, noch bie torauSgegattgeuen Äriege
Ratten ben £cba(3 ber Äircbc erfcböpft. Der Sobn beS Gom
fularen petroniuS fdjonte bie Ginfiinfte ber Patrimonien
nicht, ba es galt, bie Äirdfen Siottt’s mit neuem ©Iattj su
fd^mütfen.
Seine erfte Sorge galt ber ©afilifa beS S. Peter. Gr
erneuerte in iljv alles ©erate,' er bcfleibete bie Gonfeffiott
beS SlpoftelS mit reinem Silber im ©etoießt ton 187 Pfuitb.
3n ber fj^at ift alle gegenwärtige Pracht berfelben Gonfeffion
nur bef<$eibeiter Scbmucf im SBergleicb mit bent gebiegenen
2lufttanb, ben man bamals unb im folgenben ^abrbunbert
trieb. 33lit ganjen platten ton Silber, 975 pfunb im 0e-
wiebt , bejog ber papft .§onoriu3 fogar bie mittlere GiitgangS=
tbüre ber Safilifa. Sie tturbe bie Janua regia ntajor ober
mediana genannt, unb führte ton ihrem Scbmucf feitber
aueß ben Flamen Argentea ober bie Silberne. 2 Gine alte
' Renovavit omnia cimilia b. Petri Apostoli Slnafh in Honor.
1 Investivit regias majores in ingressu ecclesiae. quam vocant
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£in$«nfauttn .§oiieriu«’ I.
127
^nf^rift in Diftidjen bcfanb fich ef>ebcm an biefer
Sie ermähnt, baß .öcmoi'iu# ba§ QjWfc^e Stigma glücflich
gefdjlichtet batte, mir aber toiffen, baß bet »oibcrfpänftige
gortunatu#, ooit bcn Sangobarben in ba# Matriarchat pon
örabo erträbtt, im ^aßr 630 barauö pertrieben, unb ber
röntifthe Subbiaconu# ^SrimigcmuS auf jenen ©ifdmffhtl ein»
gefeßt morben war; morau# ftcfj ergibt, .ßonoriuäS habe nach
biefem 3ahr jenen ©dfmiucf gemeißt. S)ie 3nfeörift nennt
ihn f<hün unb einfach herjog be# SBolf#, Dux plebis. 1 G#
ift lpahrfcheinlich, bafj bie filbente Shürbefleibung mit ge»
triebenen 3)arfteHungen ^eiliger ©efehießten gefdhmüdft mar,
benn ein einfacher 9J2etaUüber$ug läßt ft<h nicht gut beulen.
3>ie Saracenen raubten im ^aßr 846 biefe foftbare Jhüre,
melhc bie heutige bronjene beö gilaretc aus ber 3eit (rügend IV.
menigflen« an 2ftetaIIroert »»eit übertraf. Slufier ber |>aupt*
thüre gab es im alten Meter noch Pier anbere, unb biefe
ober jene trug pietteicht fdjon bamal# ihren im fpäteren
ÜRittelalter gebräuchlichen 9iamen. 2>cnn bie streite jur
Rechten jener h»eß Stomana, ba fie für bie au# 9tom Äotm
menben beftimmt mar, bie britte baneben ©uibonea biente
ben pilgern jum Giittritt; bie Pierte linfä Pon ber .joaupt»
medianam, ex argento etc. Anast. ibid. S« Plural beutet auf jroet
a^ürßflgri.
' Sit 3nfdjrift gibt ©tutet p. 1163. 5., nach btm Cod. Palatin.
3<ß ft(j{ ißt (Sttbe ßtr:
Sed bonus Aniistes dux plebis Honorius artnis
Reddidit rcclesiis membra revulsa piis.
Doctrinis mouitisque suis de faucibus bostis
Austulit exactis jara peritura niodis.
At tuus argento praesul constrnxit opimo
Ornavitque fores Petre beate tibi.
Tu modo coeiorum quapropler Janitor alme
Fac tranquiila tui tempora cuncta gregia.
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128
rrittrt SRucb. Sierttf Galtet.
t^iire nannte matt Stauignana ober Staoemtata, Weil burch
jte bie Setoohner tooit DraSteoere (int ©tittelalter Stabt bet
Staoennaten genannt) cintraten; bie fünfte enblich baneben
hieß Jamm judicii , bie 3^üre bcs ©eridftS, oon ben lobten,
bie burct) fte hineingetragen. tourben. '
.ÖonoriuS begnügte fic^ nicht mit jenem SupuS: er ftif=
tete aud> jlvei große feuchter oor bent ©rabe be£ 2Ipoftel3,
ton je 272 fßfunb an ©etmcfjt. Dod> toerfchwanben biefe
Äoftbarfeiten cnblidj oor bem golbenen ©lanj beS Dadfö ber
©aftlifa. Der oerlangenbe Slicf ber ißrieftcr war fdjon Iängft
»on ben oergolbeten Grjjiegeln beS DentpelS ber Stoma unb
ber SSenuS angejogen worben; biefer präcfjtigfte Sau beS
ÄaiferS $abrian war nicht, wie ber Dempel bes capitolini=
fc^en $eu8, »on ben Sattbalen jene« SdnnudS beraubt, fon=
bem feine golbenen Dächer funfeiten bem ergrauten Goloffeum
gegenüber nod) immer im Somtenfdhein, wenn auch £>ie unb
ba fd;on eingebrüeft. $onoriu0 mochte cs nicht ertragen, baß
bie Heinere itirdjc beä Pantheon oon ©olb fc^immerte, wenn
ber S. $eter biefer SfaSjeichuung entbehrte, er brang in ben
Äaifet $eracliu3, ihm jenes atitife Dach ju f dienten, unb
nadhbem er bie GinmiHigung erhalten hatte, würbe auch ber
herrliche Dempel beS -öabrian ber 3erftörung geweiht. Sott
ben abgeworfenen Dächern ber Senus unb Stoma wanberten
bie Riegel nach bem S. ißeter, unb baS $au3 beS 3lpoftel=
fürften prangte nun auch oon außen mit bem ©lanje frem»
ben GigenhunS.1 2 GS gab bamats feinen Stiimer, ber fich
1 Severan. jc. I. p. 68. Guidonea — per qnella erano gui-
dati — i Peregrini. Set 92ame tarnt alfo itac$ biefer (Srftänmg nic&t
bem 7. saec. angeboren.
* Operuit etiam omnem eeelesiam ejus ex tegulis Bereis, qtias
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.Ctird'fntauteii $oneriu»’ I.
1*29
beffen nicht freute; ober foüeu mir uns noch bie erfticfte
Stimme eines ber fpärlicfteu Öefcr beS ©irgil benfen, ber
an bem übeljugerichteten ©tonument Dornberging ? So fhalte
ber S. ©eter innen unb außen bon @olb uitb Silber; mer
burd) bie .paupttbiirc einging, mußte, inbem er bie pracht»
boBen Geräte unb (ianbelaber, bie filberbefleibete ©onfeffion,
baS golbene ©rab unb bie golbgrunbigen ©lofaifen hie unb
ba betrachtete, geftebn, baß bie große ©afilifa 91om’S bon ber
Äirdje ber heiligen Sophia in ©bjaitj an Fracht nicht aBjU=
febr übermunben mürbe.
©S lag am S. ©eter bie Don SpnunadjuS erbaute 6a=
pelle beS S. 2(nbreaS. 2(uch hier fchmücfte .ponoriuS ben
©oben oor ber (Sonfeffion mit filbemen Patten, unb enblich
baute er felbft eine jrneite (iapeüe bem heiligen SlpoflinariS
im ©orticuS ©almaria ber ©afilifa. So brücft fi<h baS ©u<h
ber ©äpfte auS, mir haken iitbejj biefe fleine Äirche unmittel--
bar neben bem ©orticus, unb nicht in beffen innerem ju
fudjen. S. 2lpoüinariS ton 2lntio<hia mar für ©abenna bas,
maS S. ©ctruS für SHom, erfter ©ifdjof unb .öauptheiliger
jener Stabt; inbem ihn nun .ponoriuS in ben StabtcultuS
auf nahm, mochte er bamit bem ©parken unb bem Grjbifchof
bon ©abenna fchmeidjeln, aber bie 9tömer erinnerten ftch,
baff S. StpoBinariS mit S. ©etrus als beffen Schüler nach
5tom gefommen unb h>ier bon ihm jum ©ifchof ernannt unb
nach 9tabenna abgefeubet morben mar.
®ies maren .ponoriuS’ ©erbienfte um bie baticanifche
©afilifa; feine anberen um anbere ^eilige maren nicht ge=
ringer. ?lom berbanft ihm ben ©au mehrerer neuer Äircfien,
levavit de templo, quod appellatur Romae (fallet) Romuli) ex oon-
cessu Heraclii piissimi Imperatorie. Anast in Honorio.
W 1 1 1( o t o» i u I, (SrfAlitIt tf : glatt .'Sein II 9
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130
Irittf« 2tnd>. 45ifrt« (Japitd.
von benen einige, nad? «nb nach oeränbert, hoch immer als
feine .$en finaler ju betradfiten finb. 21 uf bem gorutn, in
berjenigen ©egenb unter bem Capitol , meldbe mir bereit«
al« Jria ftata fenncn gelernt haben , erbaute unb meiste er
bem 3Jlärtirer 2lbrianu« eine Jtird;e. ' C« ift ungemifj , ma«
ben ©apft bemog, gerabc biefen .freiligen alfo ju ebren. ©«
Hingt faft toic eine leife Ironie gegen ben Imperator beffelben
Flamen«, Pon beffen meltbcrübnttem Tempel er ba« golbne
$5adb genommen batte, unb beffen «Ranten er nun mit bem
gleidfien eine« .^eiligen bcbcdftc. 2)iefer toar nid^t einmal
«Römer Pon ©eburt, fonbern flammte au« iUicomebia , mo er
ben SJlärtirertob um ba« 3af>r 302 erlitten batte. Sein
Seidbnam tourbc nach 91 om gebracht, toie ein römifeber S<brift=
fteller fagt, als ber erfte überhaupt, ben fid) bie Stabt au«
frentben ifänbern fommen lieft, ba fie bodb felbft an heiligen
Reichen fo febr reidb mar. 1 ÜRan bat behauptet, baft bie
Äircbe be« S. 2lbrianu« in einem alten Tempel, etma bc«
Saturn, eingerichtet mürbe, unb noch beute möchte bie utt--
übertündbte fyacabe Pon fcbroercni giegelbau unb ba« ge=
glieberte ©efimfe ben oberflächlichen ©lief taufchen. 2lber mir
ftimmen gern benen bei, melcbe jene Annahme megen ber
fcblecbten ©auart Permerfen. 3 ®ie (Sbronif fdimeigt Pon bem
2lu«feben biefer ©egenb be« alten ^ornirt«, mo bie «Roftra,
ber ^anu«, ber Senatu« ftanben, unb mir miffen nicht, in
melcbem 3uftanbe bie ©afilifa be« Slemiliu« ©aulu« bamal«
fidf befanb. 6« mar aber S. 2lbrianu« bie jmeite auf bem
' Fecit Ecclesiam bcato Adriano martyri in tribus fatis. Anast.
’ Panciroli Tesori nnscosti p. 86.
* S3nn(en ;c. 111. 1. p. 359. iWiaraiigoni Cosc Gentil. c. 53 nimmt
toi itmpfi bt« Saturn an, Worin ba« Vtrrarium war. 9iarbini II. c. 6.
p. 200 wj. brfirtilft tiefe 'Anfubt , wrlcfef auch fcie br« SDfarlianue ift.
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$it Stn^t 2. 21>fcteni*.
131
Forum ober in 25ribu« gatiö erbnute Äirche; benu bae
Heiligtum ber Äerjte Go«ma unb Tamiauu« haben Wir bereite
fennen gelernt.
4. Tif Sfnnbfinh« tc6 2. Ibect-cvu« am gufi tt« Malaiin, fllntitt
Änniuifcmjcu. $ouoriu« nxifat Mt jiircbc btt SS. Quatuor Coronalorum
auf fccm CiJliub, unb 0. Sucia in Selce.
9(uf ber anberen ©eite, hinter bent Foru,1> unb am
Fufc be« palatinifdjen 33erge«, [tauben ebcnfall« febon jwei
flireben, ber ©. Stnaftafia unb bem ©. Stbeoboru« geweiht;
boeb bie 3cit ihrer Erbauung ift nicht befannt. ©. änaftafia
haben wir fcJjon bei Gelegenheit be« Goncil« non ©pmmachu«
im 3ahr 499 nie einen SCitel oorgefunben, unb 6. 2beo=
boru« Wirb juerft unter bem ^ontificat Gregor’« be« ©rohen
al« SMaconie genannt.
35er heilige Übeobor , ein tapferer ©olbat, wie ©cba=
ftian unb Georg, batte währenb ber mörbcrifchen Gbriflen--
iterfolgung unter 'iHajimian ju 3lmafea in ißontu« ben
Stärtirertob auf bem Scheiterhaufen erlitt, naebbem er
felbft Porber ben Stempel ber Gübele burch §cuer jerftört
hatte. 3)ie Körner weihten ihm nicht weit Pon ber ©. 2lna=
ftafia, am 9(bbang be« ^alatin, eine merfwürbige fleine
Kunbfircbe, in einer Gegenb, bie ;u ben fagenPoUften be«
alten Korn gehört. 3)ort, hinter ben ateftaheiligtümern, ftanb
ehemal« ber ruminalifcbe Feigenbaum, Ficu« Kuminali«, auch
ba« uralte ^upercal ; irgenb ein frommer ißapft aber mochte
fchon in früher 3fit bafelbft eine Äirdie errichtet ba&en/
um bie Dämonen be« Ort« ju Perf<heu<hett, ober bie hart=
näcfigctt Erinnerungen be« SJolf« an bie Supercalien, an
SWart unb an Diomulu« burch einen tapfern unb heiligen
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132
dritte© inerte« Capitol.
.pauptmamt ju üerbannen. Cb eS ^clir IV. mar, ift jebod;
ungemiji, unb ebenfo menig befannt, von »ein bie ÜDtofaifen
in ber Tribüne ber Ätrd;c berriibren. Sie ftellen ©nippen
oon ^eiligen in ähnlicher Verteilung bar, mic man fie in
S. GoSma unb S'amiano fielet, aber ihr Stil ift fdbmäcblubcT.
3J?an fiebt bafelbft GfjriftuS im bunfcln ©emanb über bem
geftirnten ©lobus fifjen , mit ber Stedten fegnenb, in ber
hinten ben Stab mit bem üreuj. 9icchtS fleht S. 5)Janl mit
einem Vudf, S. Veter litifd mit bem Scblüffel; baneben
S. Jbeobor in einem golbgeftidten ©etoanbe, bie SRärtirer-
fronc in ben |>änben; neben S. ißaul eine nicht leicht ju
beftimmenbe ^igur, gleichfalls bie .ftronc in ben .’gänben.
3)ie ©eftalt S. Shcobor’S, nicht »ie in ber Äirche bon
SS. GoSma unb Damiano greifenhaft unb robuft, fonbem
jugenblich, fd)ön, bartlos, mit lang berabmallenben Soden,
fticht fo febr gegen bie übrigen ^eiligen unb bie bantalige
Sluffaffung ab, baß fie ein 2öerf febr fpäter Erneuerung
fein mufe. Sie mag aus ber 3e'* VicolauS V. herrübrcit,
»elcbcr bie Slotunbe beS S. Sheobor ganj reftauriren, aber
nicht bie alte Jribune abtragen lief?.
3m fechjcbittcn 3abrbunbert ftanb in berfelben Äirdjc
bie berühmte Vronjegruppe ber finberfäugenben SBölfin, unb
»on bifr mürbe fie bann in’S Gapitol gebracht. 'Dies gab
einen fcheinbaren ©runb mehr, bie ttirebe für einen alten
Xempel ju halten, loeldhen man bem Stomulus unb StentuS,
ober bem StomuluS allein jufebrieb. 1 3^bem nach ben
1 äJiarangoni Cose Gent. c. 52 ftt&rt @. Xeofcoro al« tritte Äirdje
in ber Steife ber »emtanbellen letnpel auf. fßanciroli jc. p. 705 fwit fie
für ben fempel be* 3fcmu!u« unb 9temu«, unb fagt, tag ju feiner 3f>t
bie bvenjene fflüifin »on bert in’« Copilot gebraut trurbe. änbere erflären
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Ti« Kirche be« 2. Xbeobcru#.
133
©«richten ber 3llten in einem flehten Stempel auf beut Palatin
baS bronzene Stbbilb ber finberfäugcnben Bölfin aufgefteHt
toar, glaubte man fotool in ber toorgeblid) bei 6. Jeoboro
auSgcgrahenen ©ruppc jenes antife ©ilbtperf toiebcr 5U er-
fennen, als bie Äirche felbft filr beu Stempel beS WomuluS
halten ju müffett. ©ine Jrabition beS .ftcibentumS aber
pflanjte ftch burcb alle .gahrhunbcrte auf biefcm Socale fort:
tote im alten 9tom bic ülRütter ihre frattfen ftinber in bett
Stempel ber ^miliittge 311 bringen pflegten, um bort ihre
.^eilung ju erflehen, fo brachten in bie Äircbe beS ©. $h€0=
borus djriftliche grauen ihre frattfen Äinber, ben .^eiligen
um Jpilfe ju bitten, bie ihnen in feinem Wanten ber ißriefter
gab, ber auf bas .paupt beS Icibenbcu ÄinbeS feine .pänbe
legte. 1 ©ieUeicht batte gerabe biefer fortbauernbe (gebrauch,
ju folchem 3toerf WomuluS attjurufen, einen ©apft bringettb
aufgeforbert, jene Äirdje ju erbauen; aber er toar unoer-
fieh für einen Xernpel beS Sfcmulua (fo Senuti unb SDfarliami« c. 21) mib
(Hieb ‘Jfil'tp mödite ficb bafilr eittfcheiben (SRote ju SRarbini 11. lib. V. c. 4.
p. 162). SBinfelmann, @efch. 9. Äunfl b. Sit III. 3. §. 11, halt nicht
oOcin bit ©rappe filr bie alte berühmte, »en brr XionpfiuS »01t Halicar.
Ant. Rom. (I. c. 79. p. 65) rebet, fonbern erftärt auch 2. Xeoboro für
ben Xempet be« Diomulu«. Xionb« (bricht icboch nicht ben einem Xtiubfl,
foitbem bon einem riuirog, tre er bie altertümliche ©ruppe in ber Ülabe
be« Supercal flehen fah: yä/.na noir Ii ata fTtiZaiä$ inyadia;. l£« gab
noch eine jtreite ©ruppe ber Ärt im Capitol. — Xic @efchi<hte ber Kirche
2. Xeoboro fchrieb Xorrigiu«: Historia dcl Mnrtirio di S. Teodoro
Soldato, Roma 1643 ; er hält fie gleichfalls für ben Xempel beet Stoinulu«,
bie 3<it ihrer ©rünbung fenitt er nicht.
1 Venuti deseriz. dellc antichilä di Romu P. I. c. 1. — Pan-
eiroli tesor. nag. p. 705. Xorrigiu« a. a. O. c. 6 u. 7. 3nt cap. 21
gibt er bie alten Äranfengrbete biefer Äirche, tvelche fcpliefien: per signum
smictilerae Crncig, et intercessionem Beati Theodori liberct tc Do-
minug nostcr Jesus Christus ab liac inflrinitute. ■'peilte gehört 2. Xec-
bero ber Sodalitag Sacrat. Cordis Jesu. 3nt -’C'ofe bient eine antife ?Ira
als CantharuS.
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134
Dritte* >Bu<6. Mfrtc« tfapitel.
mögenb, bie eingetourjeltc Sitte 3U oerbrängen. SiotnuluS
oerwanbelte fid) nur in J^eoboru?, es fuhren bie 3J2ütter
fort, i^re llinber I;erbeijubringen, bie fie nun bem S. Sheobor
ober Soto, loie baS SJolf in ber Spraye ber Äinber tagt,
empfahlen, unb ber Schreiber biefer Gefehlte faf; mit eigenen
2lugen in S. Seoboro bie Scbaaren ton grauen ihre franfen
Äinber bem ^riefter an ben 2lltar bringen. 2lud> bie 2lmmen
Mom’S feierten if?r geft noch im fpäten Mittelalter am Sage
beS , heiligen auf bemfelben fcocal, too cinft bie 2lmme oon
MomuluS unb fliemus, 2tcca l'aurentia, it>r fabelhaftes Grab
gehabt haben foü.
2öir oerlajfen biefe merfwürbige Gegenb Mom’S, um
eine anbre berühmte .Uircbe auf bem Gölifcben hügel ju bc-
f ucben. sJiad) bem SBucb ber Zapfte baute hoitoriuS bort bie
.Kirche ber 3iier Gefrönten, SS. Quatuor Coronatorum.
Sie ift bie 3iocite auf bem (SöIiuS, Pott ber wir bisher
■Hutibe gehabt haben , bettn bie erfte war bie bem S. Ste=
pbanus geheiligte iHotunbe. ^nbefj wir finben biefelbe Kirche
bereits unter Gregor bem Großen als einen neuen ßarbinalS-
titel bezeichnet, unb fie mochte fchon in älterer 3e'f >,n
Viertel Caput Africae unb auf ben Ruinen irgenb eines
antifen GebäubeS erbaut worben feilt. Mod) heute lehren
fchöne forinthifche Säulen im SSorhof unb baS eingemauerte
Fragment eines SempelarchitrabS oon auSgc3eidbneter 21 r beit
ber 2lfanthuSblätter, baß alte ‘Monumente biefer Kirche 311111
23au gebient hatten. 2lber honoriuS erneuerte fie wahr-
fdheinlich fo oollftänbig, bafj er fie wie einen Meubau weihte.
Sie wirb oon oier Solbateu benannt, bie unter Siocletian’S
Regierung ben Sob erlitten hoben feilen. $n jener Kirche
verehrte man auch bie Keidien oon fünf Märtirern aus
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X'ie .Stucbe cot »iet (Betreuten.
135
Pannonien, armen Steinhauern GlaubiuS, Nicoftratus, 6im=
PhorianuS, GaftoriuS unb SimpliciuS, meld;e nach ber frönen
Vegetibe fid) gemeigert Ratten, Stanbbilber Pott Öütteru ju
Titeiftclu. $ie Pier ©cfrönten felbft aber mären römifebe
Gornicularii ober Unterofficierc gemefen, unb ihnen als
Solbaten mahlte man PieUeicbt ben cölifdjcn $ügel, wo
bie Gaftra Sßeregrina, bas grembettlager beS SluguftuS,
ftanben, jur Stelle einer Stirne aus. Slber man batte
ihre -Kamen oergeffett, unb bie Nömer fuhren lange 3eit
fort, bie Pier ©efrönten als unbefannte unb mpftifche
SBefen ju perehren, bis eines £agS ihre Namen entbetft
tourben, fie hiefseu SeoeruS, Seoerinus, Garpoforus unb
©ittorinuS. 1 ^hl'c anmutigen, betränjten ©ilbniffe mit
ißalmen in ben .'pänben, wie man fie heute mieberholt in
unb Por ber Äirdie bargeftellt ficht, finb nidht unpoetifche
Grfcheinungeu. 3hrf moralifche ©ebeutung jebodt, gering
im ©erglcid; mit anbereit ^eiligen (fie hatten jid) geweigert,
mit Dfficieren beS .yeerS ben ©öttern ju opfern), jeigt, baß
man in ber ©usmabl Pon Äirdhen heiligen nach 3ufaUigen ©e=
bürfniffen biefer ober jener ©olfsflaffe fich richtete, ©ott bent
urfpriinglichen ©au beS .yonoriuS roiffen mir nidhts, beim
biefe ilird)e mürbe fpäter oft erneuert, unb mir merben ju ihr
noch jurüdfommen. 3hre mittelaltrigen dauern tünnen fich
caftellartig auf, unb Perleihen bent fünften £>üget nebft ben
Krümmern ber Glaubifdjen Söajferleituitg unb ber fchönen No-
tunbe beS 6. Stephanus einen fehr hetoortretenben Gharafter.2
1 Martyrol. Roman, unb Ufuavbi jum 8. 9loWtnber.
J 3um Anbeuten an bie fünf peitiflrn ©ilbfwucr bcptjt bie ©riibei-fcpaft
bet ^ilbfwuet unb Steinmetjen («tatuariorum et lapicidarum Corpus)
feit 1570 in biefer ©afilita eine Gapelle.
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1 30 Shi(ty. itiert«
3)ad Öu d) ber ^lüpfte fc^reibt gponoriud ferner beu 23au .
ber Jtircfte 6. £ucia neben 6. ©iloeftro jn; bied ift bie
auf bcn (larinen über bem £a( ber ©uburra gelegene
©. Sucia mit bem SJeinamcit in Selce ober Silice, oon einer
alten, mit Safaltpolpgonen gepflaftcrten Strafte fo genannt,
©ie ftieft aber autft in Orpbea, bietleijftt oon bem antifen
Springbrunnen lacus Orphei, ben sDtartialid in biefer 0e=
genb bemerft bat. 1 SDiati f eftreibt iftr ein noeft ftöftered
3llter ju, inbem behauptet toirb, baft fie Pon ^onoriud nur
WieberftergefteUt tourbe, unb ed bleibt fogar ungetoift, melcfter
Sucia fte getoeiftt War. 3>citn ed gibt brei Äxilige biefed
Samens, alle Ütärtirinnen wter £iocletiau; jtoei oon
iftnen waren Stömerinnen, bie britte aber, eine Jungfrau
aud ©prafu 3 unb noeft fteute bie ©eftuftpatronin biefer
©tabt, genoft ein befonbered 9lnfeftn, fo baft fie iftre 3la-
mendfeftmeftern enblicft oerbrängt ju ftaben fefteint; toenigftend
wirb in noeft brei anberett iiireften biefcd 5iamend ju 31 om
(©. £ucia bcUa Sftiabica, bella Sinta, unb alle Sottegfte
ofeure) iftr geft gefeiert, uttb nceft fteute rufen fie bie Stömer
an, iftre 3lugen ju fteilen, wenn fie baran leiben.
$ied waren bie Äireften , welcftc .öonoriud in ber ©tabt
entweber baute, ober erneuerte, aber aueft aufterftalb ber
3)taucrn mar er tftätig. (ir erridfttete bem @. Goriacud eine
Äircfte auf ber Oftienftfcften Strafte am fiebenten Hieileuftcin,
eine anberc ftiftete er bem ©. ©eoerinud bei Siooli; unb
t>or bcm 9tomentanif<ften 2or baute er bie berühmte Üirtfte
ber fteiligen 2lgned neu oon örunb aud auf.
1 Illio Orpbea protinus videbis
LTdi vertier lubrirum theatri ete.
Martial. X. 19.
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0. «peft »ov btm 'Jioinfntaniidifii Zer. 137
5. Xit Vegfiib« #oii tcr @. Stgnw, unb ibr< #on $ouoriu6 rrntuntf
Si«b« »or tom 9!omeutanifd)on lov.
2öir fabelt ber Äirdje ber S. 2lgneS fd)on ermähnt, als
einer alten bereits Gonftantin bem ©roßen jugefdbriebenen
Anlage, unb bie ©efc^id^te ber Stabt muß hier bie Segenbe
aufnebmen, mit welcher bie Körner eine ihrer beliebteften
9lationalheiligen verherrlicht haben.
2lgneS mar bie Softer einer angefebenen gamilie, unb
erft jwölf ober breijebn 3abre alt, ba fie ben fDlärtirertob
erleiben follte. GineS 2agS, fo erzählt ber heilige 2lmbrofiuS,
lehrte fie aus ber Schule juriicf , als ihr ber Sohn beS Stabt=
präfecten SpmpbroniuS auf ber Straße begegnete. Gr verliebte
fich in bas jarte unb feßöne 2)täb<hen, fanbte ihr foftbare
©efchenfe unb machte ihr locfenbe Verfprecfi ungen ; abgemiefen,
verfiel er in töbtlicße Schwermut. Gr offenbarte feinem Vater
ben ©runb feiner Seiben , unb SpmpbroniuS brang in 2lgneS
feinem verfdjmachtenben Sohne bie $anb ju reichen. Sie
entbedte ihm furj unb füßn, baß fie Gbriftin fei; auf ihre
Steigerung ber Söefta ju opfern, ließ fie ber erbitterte $rä--
fect in eins ber ©eroölbe beS GircuS 2lgonaliS führen, wo,
wie bei allen Schaufpielhäufcrtt 9tom’S, fid> bie öffentlichen
kirnen aufjubalten pflegten, unb bort follte ber Jüngling
il;r ©ernalt anthun. 2iacft mürbe 2lgneS über bie Straße
nach jener Schanbfammer geführt, aber uufichtbare Gugel
verfdhleierten ihre javte ^ugenb mit ihrem lang herabftrömen
ben .£>aar; himmlifche Sichter vertrieben bie frech einbringeit-
ben Begleiter bes Verliebten aus bem ©emadje felbft, unb
ber Sohn beS fpräfecten fanf auf ber Schmeüc cntfcelt ju
hoben. 2luf bie Sitten beS erfdjrecften Vaters von ber
Jungfrau mieber ine Sehen jurücfgebracht , eilte er nun burrfi
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I
138 dritte* Stierte* (Hantel.
bie Straften Storn’S mit bet» begeisterten Stuf : „ein ©ott im
.^immel, auf Grben unb im ©leer! ein ©ott ber Ghriften!"
3fber SlgneS mürbe von ben ^eibnifc&en ißrieftem als 3au^er*n
vor ©eriebt geforbert, unb nacfybem fidb bie flammen mit«
leibig um ftc ^er geteilt Ratten, fcbititt ihr ber genfer mie
einem Samm bie Äehle cntjroei. Dies gefdjah ber fiegenbe
nach am 21. 3anuar beS Jahres 303, in ben Verfolgungen
unter Diocktian. '
Die unglüctlicbcn GTtern, benen bie SDlärtirin in einem
golbbrofatenen Äleibe, ein Opferlamm neben fidb, erfebienen
mar, beftatteten ben Leichnam auf ihrer Vefibung oor bem
9lomentanif<hen Dor, unb noeb beute jeigt man ihren Sarg,
einen antifen sHiarmorfarfopbag, mit Slbbilbungen von 2lmo«
ren, mit ben gigurett beS DceanuS unb ber ©äa, bes Gros
unb ber Vfb^e- junge heilige fuhr fort bie ^Jietät ber
Ghriften hetbeijUjiehn, ihre Söunber aber veranlagten ben Vau
einer ÄirdEfe , jumal an jenem Ort Äatafomben von betracht«
lieber SuSbebnung, bie heute ju ben merfmiirbigftcn 9lom’S
gehören, angelegt morben maren. Die urfprüuglicbc ©rabfirdbe
fchreibt eine alte nur noch in Vücfrern aufbemahrte ^nfchrift
aus ber Dribuite ber römifdbeit Vtärtirin Gonfiantina ju,
melcbe mit ber Dochter Gonftautin’S vermedbfelt mürbe ;1 2 unb
1 Mnrtyrol. Rom. unb Ufuarbi 3um 21. 3anuar. euriuS T. I. p. 488 bis
492, ber bie ?egenbe bem 0. Stinbrofiu« juftfireibt, unb 3accbnS be ®oragine.
’ Constanina Deum venerans Cliristoque dicnln.
Omnibus impensis devota ment« paratis,
Numine divino multum Cliristoque juvnnte,
Sacravit templum victricis Virginia Agnes etc.
®ei ®unfen unb ‘{Slatner ic. III. 2. p. 445. Siait fdirritt bie 3nfd>rift
bem ®ifcfiof XantafuS ju, ber tiefe öpigrantme auf 9Kärtirer marfite, unb
auch jenes ber 0. SlgneS treibe, bas man in ihrer Äirdje auf einer Star
mortafel liest, ^rubentitts meiste ber ^eiligen einen belannteu tpumnns.
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@. Ägn«f< »or ttm Wonwntomfchtn lor. 139
fpäter erneute SpmmadßuS nicht allein bie Tribüne, fonbern
bie ganje ftircße. .öonoriuS fanb fie jebocß wenig meßr als
hunbert ^aßre barauf im Verfaß, unb mußte fie Döllig neu
erbauen. Dbwol fie nun im Sauf ber 3e<ten mehrfache Ser--
änberungcn erfahren hut, ift fie bocß noch heute im SBefent*
liehen ein Sau biefeS ju nennen, unb fein fdßönftcs
3)lonument. Sleßnltcß wie bie alte ©rabfirdße öon <2. Sorenjo
twr bem £or liegt auch fie in ber iJiefe, am iHanbe bcS
£alS, welches hart non bem Ulomentanifchen 9Seg nach ber
Salarifcßen Straße fich fortjiebt; fo baß heute eine Jreppe
üon 47 Stufen, wahrfcheinlich an Stelle ber alten erbaut,
in fie binabfiibrt. Sie ift flein Pon 9laum, aber grajiöS in
Serßältniffen unb Stil, unb fte macht ber bamaligen Sau=
funft einige ßhre. Sie bie gegenwärtige .öinterfirche twu
S. Sorenjo hat auch fie jwei Säulenftellungen über einatiber,
fo baß bie obere unb Heinere eine ßmporfireße bilbet. lieber
ben Säulen aber fdßlagen ftch Sogen; ihrer je fieben flehen
oben Wie unten ju ben Seiten, unb jwei Säulen am fiin--
gattg. 3hre fd?öne Arbeit, ihr föftlicßeS Material non
buntem ober pßrßgifcßem 3Warmor, unb ihre forinthifchcn
ßapitäler jeigen, baß fie einem alten SMonument entlehnt
waren, lieber ber ßottfeffion ftanb ehemals baS große Ja;
bernafel ober ßiborium oon oergolbeter Sronje, beffen bie
'£apft<hronif als eines ©efeßenfs beS JjjonoriuS erwähnt. ßS
ift Perfcßwunben , aber bie golbgrunbigeu ÜJlofaifeit ber Heilten
Tribüne finb als ein 2>enfmal oon feiner 3eit unb ihrer feßon
finlenben mufimfeßen Äunft geblieben. Sßrer Figuren finb
nur brei, oßne ^nbioibualität unb geiftigeS Sehen, jebod>
bureß eine gewiffc ßinfacßßcit ber ßrfcßeiuung noch immer
wolgefäUig. 3n ber SWitte fteßt bie heilige 2lgneS, eine fcßlanfe
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140
J ritte« St*. Sßiertc* (Sapitel.
unb ^cf;e ©eftalt, bereit Äiaupit ein 9)tärtirerfranj f^miicft
unb ein 9timbu« umgibt ; ihr Slntlig in ber fdjon rohen Söeife
ber bamaligen Äunft lwt nic^t £id?t noch ödbatten. Gin
lange« faftanienbraune« ©emanb fällt über einer meinen itu
nica ju ihren güfien nieber, mit golbbrofatenen unb ebcl-
fteinbcfefcten 6 dbleiertt , Sinben ober Sorten überreich gcjiert.
Heber ihrem |>aupt reicht bie göttüd&e .{janb ben Äranj bera^/
ju ihren güfien liegt ba« öenferfchmert, unb ju beiben Seiten
brechen glammen beroor. Stecht« fleht ber ißapft .pcmoriu«
bie ©aftlifa ihr in ben £änben jutragenb ; linf« ein anbcrer
©ifcfjof, toielleicht Spmmachu« ober Süloefter. Seibe finb
bürre unb hagere Figuren, beren tföpfe übrigen« erneut
loorben finb; beibe tragen bie faftanienbraune ©laneta unb
ba« »eifjc Gallium, unb ihre bärtigen nad; 3Jlönd;«art ges
fdborcnen .Häupter ohne ©apftfrone jeidhnct fein ©lorienfchein
au«. 9Ran lieft unter bent 9)tufi» noch bie alten
3)ifti<hen jum £obe be« .öottoriu« unb feine« SBerf«, Serfe
bie ju ben heften jener 3e't gehören:
9u« ben gefdmittneti 'Metallen enthebt fitb ein golbene« 4Mlb»crt,
Unb her gefangene Jag fcfiliejjet fictj felber barein.
Ju »ol glaublcft, ben ft$neeigrit glitten entfieige STurora,
Unb au« Si raufe Igcrpclt nepe ein t'iifttben bie glur.
<2o »cl gliibet ant $intmel empor bie erftralenbe Sri«,
«o mit bem farbigen Scbnuuf glänjet ber purpurne $fau.
Seither ein (Sttbc ber 9taefct unb bem riefjte befohlen bie Gintebr,
•$ier t>on ber Märtirergruft bat er ba« Juntel t>erfct)cucbt.
9tuf»ärt« »enbe ben S?licf ! »a« all’ bie $l«tra<fttenbcn ftbatteit,
riefe« gelobte ©eföent »eibte $onoriu« hier.
■2 eine ÖVftalt an ©etoanben, am Sert »o( magfl bu fie (ernten,
Unb be« JCefcftauer« ©entiit »edt fein lenthlenbe« .§«j. '
' Auren concisis surgit picturn tmtnllis.
Et complexn simul clauditur ip»n dies.
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2. ©incenjo mit ^luaflafic.
141
(!. 3~ic Airdje bc« ©incenje mit älnaftafto ail aquaa Salvias. $ie
©afilifa be» 2. ©ancratiu« oor bem aureliftben Zer wirb »on fSoneriu«
neu gebaut.
■gonoriu« wirb niebt fom Sud) ber köpfte, bodb oon
ben ÄirdwnfdjriftfteUern auc& ber erfte Sau ber heutigen-
Safilifa beö ©. SittcenjO unb S. Slnaftafio im Jal ad Aquas
Salvias vor bem Dftienfifd&en £or jugcfdjricben. ®er £e=
genbe nad; lrurbe ©. fßaul an jenem Ort enthauptet, unb e«
entfprangen bie brei Quellen bem ©oben, als ber abgebauene
Äopf breimal auffpringenb ihn berührte. Son ben brei ein=
famen Äirdjen, bie bafclbfl auf bem ©ebiet ber San lila üon
©. fßaul nach unb nach entftanben, war ©. Sincenjo unb
6. Slnaftafio bie ältefte, unb ift nod) fjeute bie gröjjefte.
Seibe SDtärtirer waren grembe. ®er SDiaccmu« Sincentiu«,
ein $auptbeiliger Spanien«, war fdjon jur $eit be« S)iocle=
tian auf einem glü^enben SHofl, wie fein SanbSmann £au=
rentiu«, in ©aragoffa gebraten worben, ©einen ben ©eiern
Fontibus e niveia credas aurora aubire,
Correptaa nubea roribus arva rigana.
Vcl qualeni inter sidera lucem proferet Ina
Purpureu8que pavu ipae colore nitena.
Qui potuit noctia, vel luci8 reddere finem,
Martyriim e baatis hinc reppulit ille ckaoa.
Sursum veraa nutu, quod cunctia cernitur uaque
Praesul Honoriua hacc vota dicata dedit;
Veatibua et factia aignantnr illius ora,
Excitat aapectu lucida corda gerena.
Söritn ©ruter 1172. 4.
8m 14. äprit 1855 batte ©in« IX. ba* Unglücf, im Cöncbium eon
&. 8giiefe mit einer bort eerfatmnelten ©efeUfdjaft in ben untern 2tod
binabjuftflrjen , ba ber ©oben midi. 3“m $««! für bie allgemeine Ret-
tung b«t er bie Äinfie reftauriren (affen; aber ber grenjenlofe Ungefebmad
ber heutigen Ämtft bat bie ffinfaebbeit bet reigenben Sircbe burtb ftbreienbe
©emälbe an ben Söänben barbariftb entjlettt.
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X ritte# Su*. Vierte« (Sapitel.
auSgefefcten fieiefenam ^attc ein bimmlifcber Stabe gehütet,
unb als er barauf mit einem Stein befebmert in« SJteer oer=
fenft ti'orben mar, Ratten tyn bic äBclIen an« £anb getragen
unb bie Gngel felber beftattet. ®ie 3?ere^rung ber Slömer
gefeilte biefem Spanier als heiligen ©enoffen mit feltfamer
Vorahnung ber ©efdfeicfete Spanien«, einen Slraber ober ißerfer
ju. Slnaftaftu« mar SJlagier im .£>eet be« berühmten Äönig«
GboSroe«; er »erliefe feine SanbeSfabne, mürbe in Qerufalem
fffmift unb "Diöitcb, unb eilte nach fernen juriief, ben neuen
©lanben ju prebigen. 3)ort erlitt er mit anbern Gbriften
ben sJJlartirertob. 1 ®ie Segenbe aber erjäfilt, baß .öcracliuS
feinen Äopf nach 9tom f Riefte, unb menn bie ©efdiidjte bie«
ju betätigen ber SDtübe für roert hielte, mürben mir ba«
erfte Seifpiel »or un« haben , bafe ein eben erft getöbteter
SBefenner Gbrifti $um ^eiligen ernannt unb mit einer Äirdbc
gtfeltrt mürbe. ®enn .feeracliu« mar ber 3eitgcnoffe be« £0=
noriu«, bie beiben ^eiligen aber ftnb bureb mehr al« brei-
bunbert 3al;re ton einanber getrennt. Offenbar ift in bem
neugegrünbeten Gultu« bc« SßerferS SInaftafiuS ju Stom bie
2Birfung ber Ä'riege be« .öeracliuS gegen ißerften ju erfennen.
Sie batten noch nicht« »out fanatifdben Gbarafter ber Äreuj-
jüge, aber fie erinnern an biefc, benn ber ficgreid;e Äaifcr
liefe fidb »on ben Verfem ba« $olj be« mabren Äreuje« au«=
liefern, meldieS GboSroeS im ^abr 614 au« bem eroberten
’ Martyrol. Roman. jum 22. 3>>nuar. ^Jrubtnriu« befang g. Sincenj
m ben PiTisU'ph. Hym. 6. »aroniu» bat fine gelehrte ahbanblung über
ba» 3»arterinfirument equuleu», treltbe« ben ^eiligen »errenfte, unb un»
ju »iel -gebauter macht. — Sen ber Uebetfühnmg ber »eligirien be»
®. Stnaftafu!« nach jener Äirche fpriebt 8be im CSbron. unter Veracliu«,
unb im SWartbrel. jum 22. Januar. ®ie ®efchi<bte heiber Seifigen erjahft
iguriu» nach gimon IDtetaphrafte», jum 22. Sanuar.
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<&. 4'incfiiiP liitb *iiafta(io.
143
3erufalem entführt batte, unb er brachte' e« felbft in feier-
licher ißroceffion nach biefer heiligen Stabt jurücf. ßonoriu«
nun foB jenen beiben Sölärtirern bie ©aftlifa ad uqaas sal-
vias gebaut haben; aber feinen 33au »erjehrte ba« geuer,
unb bie gegenmärtige febr altertümliche Äirchc »erben mir
befcbalb erft in einem fpäteren ^ahrlmnbert betreten.
®ie lebte »on ßonoriu« Neubauten ift S. ißancrajio
»or bem Slurclifcben 3Tor. 2ßir erjagten bereit«, bafs ihre
erfte Einlage »on Sommachu« herrührt, melcher in ben Äa.a--
fomben be« ©alepobiu«, mo jener ^eilige beftattet lag, ihm
eine ©rabfirche erbaute. S. ißancratiu« mar ^eitgenoffe ber
heiligen Slgne«, unb roie fie »on jugenblidjem Sitter, ein
Änabe »on nur »ierjelm fahren, al« er ben SHärtirertob
erlitt. Slu« feiner Heimat ißhrpgien, eine eltcrnlofe Söaife,
mit feinem Oheim $>iom>fiu« nach Siom getommen , mar er
bort auf bem (Sölifdßen ßiigel getauft morben, unb furje
3eit barnacb al« l;elbenmütiger ©efeuner be« ßhrifientum«
auf ber Slurelifchen Straffe enthauptet morben. 3)ie fromme
SDlatrone Octaoiüa hatte feinen Leichnam bort an fid) ge=
nominen, in ein ©emanb mit Spejereien gebüßt unb in ben
ißujjuolangruben beftattet. 2)ic jartc Qugenb be« Sfiärtirer«
erregte bie mitleibige Slnbacht ber Glrnften, unb ber Äitabe
fßancratiu« mürbe einer ber gefeiertften ^eiligen 9tom’«. Schon
ehe Spmmachu« um ba« $ahr 500 ihm eine Äirchc gebaut
hatte, mar er in folgen Stuf getommen, baß jabllofe Pilger
}U feinem ®rabe maBfahrteten ; ja ber Stame eine« tpeiligen
Änaben mürbe felbft bem alten £or ber SKauern gegeben,
meid)»« ehebem ba« Slurelifche ober ^aniculenftfche hieff. ®enn
al« ba« Xor be« S. ^ancratiu« haben mir c« fd^on »on
iffrocopiu« in ben ©othenfriegen bezeichnen gehört. Sin feinem
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141
IvittcS ©wf>. ©irrte« Sapitel.
©rabe pflegten ftdj bie Slömer pr ^eit be« ©regor uon Jour«
p ftellen, um bie fürdftcrlidjften Gibe p fdbtoören, ba man
glaubte, baß bie Bleineibigen bort auf ber Stelle com ®ä-
mon getöbtet mürben. 1 2)1 it biefem ©tauben fdreint baßer
jene ijSroceffion be« Bapft« ißelagiu« I. pfamntenpbängen,
ber einft in Begleitung be« 9tarfe« pon S. Bancraäio nach
bem ©. Bieter gejogen loar, um ficb Pon ber Stnftftulbigung,
am Jobe be« Bigiliu« beteiligt gewefen p fein, p reinigen;
benn offenbar batte er perft am ©rabc be« S. ißancratiu«,
al« be« £mter« ber Gibe, ben feierlichen 2d>mur ablegen
müffen.
Sieben ber alten Äirdße be« Sptnrnadbu« ^attc ber ifjapft
©regor um ba« 3abr 594 ein Älofter errietet, unb ben
®ienft in jener SJlöndben übertragen, lpcil bie Bresbpter ibn
oemaebläffigten. .öonoriu« fanb jebocb bie alte Bafilifa oer=
fallen, er erneuerte fte im 3aßr 638 oöüig unb fcbmücfte fie
mit golbeneit unb filbernen SBeibgefdjenfen prächtig au«. Gine
^nfeßrift unter bem alten SJtufiP gab pon feinem Bau .fiunbe,
bod) ba« ©emälbe ging Perloren, unb bie fpätere Umtoanb=
lung ber Äirdje läjjt oon ber früheren Anlage toenig mehr
erfennen.
G« ifi bei ©elegenbeit be« Bericht« über ben Bau Pon
S. Bancrajio, baß eine buttfle unb Perborbene Stelle be«
Buch« ber Ißäpfte fagt, £onoriu« habe SKitblen eingerichtet,
unb jipar neben ber Stabtmauer unb bem Slquäbuct Irajan’«,
1 Est hand prwul ab hnjus urbis muro et S. Pancratius Älartyr,
valde in perjuriis ultor: (Gregor tjon Tour« de gloria Martyrum c. 35.
Tee (Sarmeliter Paulinus de Basilica S. Pancratii diaquiaitio Romae 1803
erjüblt He ö'eftbiite bet ©afilita. ör fügt, baß in bem S^recfensjabr
1798 ber Seicünam be« Seifigen »erfebmanb : evannit, dispaniit, diacessit,
nnb feufjt, baß mir ein einiger 2trmfnec6eit übrig geblieben fei.
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6. ‘ßraitcajic.
145
ber bas SBaffer ton bem ©abatiniftbcn ©ee l>er6eifai^rrte.
SBciT nun nic&t angenommen mcrben fann, bafi auf bem
niculuS 3)! üblen eingerichtet mürben, menn bie Xrajana (fie
fam bur<$ ba8 ifkmcratifcbe £or berein) nicht ba3 SBaffer
bergab, fo !ann biefe ©teile bie Vermutung befiätigen, Selifar
habe bie SBafferleitung SErajan’3 b^rgeftellt. 1
1 Et ibi constituit molnm in loco Trajnni juxta murum civitatis,
et forraam, qtiac ducit aqtiam a lncn Sabbatino, et aub se formnm,
quae conducit aqtiam ad Tiberim. <2o btt 3>rt am ffinbt btt Vita
Honorii beim Signefra«.
fflrtgurovlii*, t«r Statt Stcm. tl. 10
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ftiinfte* Kapitel.
1. lob brt ©a^fts §onorui* I. im 3a&r 638. $<r (Sbartulariu« Siauriciu«
unb brr 3faat plünbtm btn Sinfytnfcfiaf;. Srocritiu« Sßobfi.
3ofiann<« IV. ffSapft. Sa« Iatfranif<$< ©abtiftfrium , unb feine wer
Oratorien.
.fjcmoriuS I. fiarb am 12. Dctober 638, worauf bie
Körner i£>ren SanbSmamt Seberinuö, beö l'abienug Sohn, ju
feinem fJtacbfolger Wählten ; aber bie ©eflätigung berjögerte fid>
burcf» ein 3a^r/ fielen 2Ronate unb fedjejclm £age, wahr*
fcbeinlicb weil ber ©rwäblte fic^ weigerte bie ©ftljefis beö
Patriarchen (SergiuS, eine bem 'Utonotbeliernuö günfüge For-
mel ju unterfebreiben.
©fje noch Seberinu« orbinirt war, berübten bie faifer-
lieben ^Beamten an bem Äircbenfcbab einen Staub, beffen ®e=
waltfamfeit ganj unb gar an bal Verfahren bon türfifdben
Pafcbaö erinnert, mit benen bie bpjantinifchen SJlinifler übet:
baupt ju begleichen fein möchten. Die <5cfwhe ber römifeben
Äird>e würben im SBeftiarium beö bif<böflicben palaftS forgfam
bewahrt, niebt nur bie foftbaren ffieihgefebenfe bon Äaifern,
©onfuln unb frommen pribatperfonen, fonbem auch ba« ©elb,
aue welchem unter anberen Iaufenben Ausgaben bie Söfung
für bie Äriegggefangenen unb bie SSfmofen fflr bie Ernten
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'piiintmmg tce Mirdwitoafcrt hnd> fcoi Cynntfil. 147
beftritten würben. Man fagte ficf), bort habe fjonoriuS un»
ermeftliche Summen aufgehäuft, unb feine prächtigen ©auten
nnb Stiftungen gaben 3U biefer Meinung »oben ©runb. $>er
Grarcp in 9la»euna befanb ficf» in ©elbtoerlegenheit: bie fai=
ferlidjen Gruppen »erlangten nngeftüm beit Solb, nnb fcbon
lange nach bem Äircbettfchahc lilfiern, entwarf 3faaf ben
Slan, fich beffelben 31t bemächtigen. SDaS Such ber ifjäpfte
bat »01t biefem Borfall genaue 'Mitteilung gegeben, unb
wie er bie 3)ürre gefcbicbtlicher Slacbricbten über 91 om plötslicb
unterbricht, läfit er in bie traurigen guftänbe bet Stabt me*
nigftenS ein Streiflicht fallen.
©3 befanb jich bamalS in 91 om als faiferlicher Beamter
ber ^^artuIariuS Mauriciuö, »ietleicht in ber Gigenichaft
eines Magifter Militum unb Befehlshaber^ bes GrercituS 9to-
manu«. 3)ieS „römiföhe £eer" beftanb ans Gruppen im bps
3antinifcbett Solbe, aber es war unzweifelhaft fcbon als Stabt=
milij organifirt, unb bie folgenben Stuftritte wiberfpredien
biefer Stmtafjme nicht, weil fich an bem Tumult auch bas
römifihe Soll beteiligte. Mauritius, mit einigen angefebc-
nen 9tömem ein»erftanben , rief bie murreitben Gruppen
jufammen. Gr fagte ihnen, es fei unrecht, baf? JponoriuS fo
»iele Schüße im lateranifchen Satriarchium »erfcbloffen habe,
aus benen bie Solbaten feine Löhnung empfingen, ba felbft
ber »om ftaifer für fte jeitweife abgefcbicfte Solb bort jurüef--
gehalten werbe. Huf bieS erhob fich bas Soll in ber ganzen
Stabt, unb alle bie nur barin gefuitben würben, »om Knaben
bis zum ©reife, fhtrjten fich mit ben Söaffen nach bem Sa»
teran. ffiir haben alfo einen förmlichen SolfSauffianb »or
uns, wie er baS ganze Mittelalter hinburch nach bem £obe
ber Zapfte fich fo häufig wieberholte. 'Die zahlreichen ®iener
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148
dritte« Cii*. fünfte« Capitol.
unb Bewohner beS päpftlicben ^Salaficö roiberftanbcn jcbodh
ben 9tabringenben mannhaft, unb SDlauriciuS freute fid) »lut
*u »ergiefien. er hielt nur brci £age lang ben Satcran burch
bas .§eer bcfefet, bann rief er bie .^nbiceS , baS beiftt alle
hohe Beamte unb »ornebme JHom’S jufammen, unb nach
gepflogener Beratung lief? er bie faiferlidjen Siegel auf ben
Scba(3 legen, er benachrichtigte ben ©rareben non bcm ©e=
fchebeuen, er forbertc ihn auf in ißerfon berbeijufommen unb
ju nehmen, »as fein fterj begebre. 3faaf fam auf ber
Stelle. 9Jlit befpotifcbcr ©cmalttbätigfeit trieb er bie roiber*
ftrebenbeu »rcSbutcr augenblitfs aus ber Stabt, unb mäbrenb
feiner achttägigen 3(n»efenbeit pliinberte er ben latcranifdjen
Schafs rein aus. einen Seit bcs Staubes oermanbte er jur
Bejahung bei .peerS, ben aubern nabm er für ficb, ben
britten )<f)icftc er bem Äaifer ,§eraclius, melier alfo fclbft
bem ßirdjenraub bie ©enebmigung gab, unb ben geringften
Ueberreft mochte er bent ifapft jurflcflüffen.
So oerfubren bie ©riechen mit ber römifeben Äirche, an
ihr “greoel ausübenb, »eiche »eher bie arianifeben ©otben,
noch ehemals felbft Sltarich ftch erlaubt hotten.
©S hheint übrigens, bah ber ©rareb nach 91om gefom=
men »ar unter bem Borwanb, bie SBabl beS SeoerinuS ju
beftätigen, unb bah er, biefe ülnerfcnnung mit jenem SRaube
ftch bejabtt machettb, bie 3tömer eben bur<h bie Orbination
beS ermäbltcn ju befänftigen fuchte, benn ber ißapft rourbe
fofort geweiht, unb 3faaf lehrte nach ffiaoenna jurürf. 1 Unter
fo bemiitigenben Umftänben beftieg SeoerinuS am 28. 9Rai
640 ben Stul ißetri, ben er nur jWei ÜMonate unb fecbS Sage
1 Xif« au* Jlnajt. in ScBcrino (icrticr , unb i|t bie Jtnfupt bf*
‘ßtatina im PePrn itftdbfii 'Papft*.
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3ofami<« IV.
149
befaß, ein frommer unb freigebiger ÜÄann, wie baö Öucb
ber tßäpfte rühmt. (Ss bezeichnet als feine einjige bemerfenS-
loertc J f»at , baß er bie üiofaifeu in ber Dribüne bes S. ‘fkler
wieberherfteHte ; es mußte betnnad) ißr fdiabbafter 3uftanb
bem idicf bed .youoriuS entgangen fein.
Dtefjr als vier sJ)lonate blieb auch nach SeoerinuS Dobe
ber 6tul ^etri unbefeßt, bis am 24. December 640 3°-
hanneS IV. orbiitirt mürbe, non ©eburt Dalmatiner, Soßn
bes ScholafticuS tyeuantius, unb jubor DiacouuS ber römü
fd;en Kirche. 9lur ein 3af>r unb neun 'Monate bauerte feine
burcb ben fortgefeßten Streit um bie GftbefiS beunruhigte 9te=
gierung, in welche ber Dob bes berühmten .Vtaifer« SxracliuS
fiel. Die ©efchidjte ber Stabt aber fdnoeigt »öliig, ober fie
befchränft fid> für uns auf ben tüau eines Oratoriums neben
ber latcranifchen Daufcapelle, oon welcher mir hier ausführ :
lieh fpredieu müffen.
Das berühmte '-baptifterium beS S. Oohaitn, S. Jolmn-
nis in Fonte genannt, mar neben bem Üateran errichtet
morben, urfpriinglid; als bie einjige DaufcapeUe ber Stabt,
wo bie ©ifchöfe ftets am heilige« Ofterfonnabenb ju taufen
pflegten, unb es biente jum itorbilb aller jener alten $tap*
tiflerien 3talieu’S, welche neben ben Milchen abgefonbert ftehn.
Die $eit feiner ©rbauung ift ungewiß. Der Sage nad; mar
es aus ber ilorfammer bes tflalafteS in welcher Souftantiu,
»ott Siloefter getauft, feinen SluSfaß »erlor, mit großer
‘ißracht »ott ^orplntr erbaut, unb mit einem füberncu Dauj
bedett unb »ielen töftlicheu ©ebilben gefdnnüdt worben. 1
©ewiß ift es, baß ber tßifchof Sirius III. bie herrlichen acht
'IWrpbm faulen bort aufrid)ten ließ, bie noch heute bat in
1 Stiiaft. in gilwjtre.
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150
Trine» ‘-buch. gUujte« Capitcl.
ftef>u, uttb loalnfcbeinlich, baß überhaupt ber heutige adjtecfige
'bau (er hntrbe fpäter nur erfjöEjt) oott ihm berriif)rt. 1 Seitbem
toaren in bemfelben SBaptifterium 311101 Oratorien Dom ißapft
.ftilaruö angelegt toorben; ba« eine hatte er bem Säufer,
ba« anbere bem Goangelifteit ^ofiannes gemeint, unb beibe
befteheu noch l;eute rechts unb linfS an ber SaufcapeUe. 21 ber
ihre alten blufioc ftub oertilgt, mit alleiniger 2tusnabme ber
Sec fc bes Oratorium’« bes (joaugeliften S. Johanne*. ®*ef*
Sierra bafeu mit grüßten, bbgel unb Ornamente noch in
gaii3 heibnifchem Stil, ber hier 3utn lebten -Dtal in römifcben
Äirdben fid^tbar ift. 2lm Oratorium be« Säufer« finb jebodh
bie brot^enen Sbiiren uodh bie urfprüHglidfjeu.2 (rnblich hatte
.pilarus ein brittes freuiförmige« Oratorium nabe am bap=
tifterium gegen äüeftcn errichtet, es mit vieler ipradjt ge=
fcbmiidt unb bem heiligen Äreu3 geiocibt, unb auf ber anbern
Seite ber Saufcapelle eine Sapelle bem S. Stephanum erbaut,
töeibe finb abgetragen, bas Oratorium beS ÄreuscS erft 31er
3eit SiptuS V. 3
Siefe ©eftalt hatte alfo ba« 23aptifterium beS S. 3°^"»/
' Stnafl. in ©ipto 111.: hie fecit in Basiliea Constant. ornamen-
tum super fontem, quod ante ibi non erat, i. e., cpistylia mar-
morea, et coluninas porpliyreticns orexit — quos et versibus ex-
ornavit. Tiefe Tiftiittn lirtt man noch Ijeute über ben Säulen auf bem
einbitrac in neuer Schrift.
1 Huf ihnen liest man tie alte 3uf<$rift: ln honorem 15. Jo. Bap-
tistne Hilnrus Episcopns I)ei fainnlns ofTert. 3m aubcreit Cratcriunt
jagt bie erneitevte 3uf<hrift über ber Xhüre: Liberatori suo B. Joanni
Kvaugelistae Uilarus Episcopus famulus Christi. Cr hatte bie* Ora«
toriuin junt Taut bafiir geftiftet, baß er al» Carbiualbiaconu« unb ©e-
fanbter i'eo’« I. auf ber Stauberjuuobe bon Spbrfu» im 3a(ire 449 bent
Tobe entgangen mar. .fWani« muß überhaupt auch an bem ©aptifterium
gebaut haben, ivie bie* an« einer 3nf<brift bei ©rufet 1163. n. 11
herbergeht.
* Aiinst. in Hilaro u. 69.
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®ü» ©aptififrium trt ©. 3cbamc.
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ale ihm gohanne* IV. noch baö bierte Oratorium hinjufügte,
welche* bi* beute erbalten ift. ^nbem er e* beut S. Senan=
tiu* weihte, befriebigte er bamit juerft einen patriotifcbeu
2Bunf<h; bentt ber ^eilige hiefe wie fein Säte r unb war ein
$almatinifcher Sifchof, beffen Ort man freilich nicht einmal
fannte. Sobantt mochte ba* beigelegte Sfirifche Schema ben
Sapft beranlaffen, jene ©egenben burch bie ihren ^eiligen
erwiefene (ihre an SRotn fefier ju binben. Gr liefe alfo ben
Leichnam be* S. Senantiu* nach 9tom bringen fammt ben
heften be* Sifdjof* $)omnio, unb mit ihnen jogett auch
acht heilige fclabonifdte Solbaten in bie Stabt unb in bie*
Oratorium ein. 3)ie noch fwute erhaltenen, wenn auch rc-
ftaurirten äJluftbe beffelben ftellen jene heiligen in einem
rohen Stil bar, unb in ihnen ift ber Serfall ber mufibifchen
Äunft in 5Ront, welchen bereit* bie fDlofaifett oott S. Slgnefe
anfünbigten, böQig fichtbar. 3m fünften unb fech*ten $ahr=
bunbert jehrte bie dtriftlicbe Äunft noch bon ben legten fRcften
be* h«it>nifchcn Scbönbeit*gcfübl*; aber im fiebenten erlofdj
ber Sinn für Zeichnung unb gortn, unb ein 331 icf auf bie
SRofaifen biefer unb ber folgettben ißeriobe lehrt un* bie
immer tiefere Barbarei Slom’* ober be* 3Jtenfchengef<hlecht*
erfettnen. 3)tan fiebt in jenem Oratorium über bem Xriutnf-
bogett bie apofalpptijchen Silber ber bier Gbangeliften in
guabratifchen Slawen, p beibett Seiten be* Sogen* aber je
bier heilige, wahrfcbeinlicfe bie acht felabonifchen Solbaten.
freilich fiub nur bier bon ihnen mit ber friegerifeben Ghla
utb* befleibet, wäbrenb bie anbertt geiftlicbe ©ewättber haben
unb bie Gbatigeliett in ben .ftänbett tragen. 3« ber Jribüne
felbft ift oben ba* fchlechtc Sruftbilb Ghnfti in ben Söolfeu
unb jwifeben jwei Gugeln bargefteflt, bie rechte .frattb erbebeub;
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Sritteg süw$>. giinftee liabitel.
barunter eine Steife non neun Figuren, bereu SJlitte bie
Jungfrau in buitfelblauem ©etuanbe einnimmt, bie Strrae im
©ebetftil ber Katafombenbilber erhoben. S. ^Setev unb €•
ißanl ftefjn if;r ju beiben Seiten : ißauluS trägt noch nicht baS
Sdjtpert, fonbern ein Such, betrug ben $oppelfd)tüffel, aber
auch ben plgerftab mit bem Äreuj, toie ber Käufer ^nbannes
neben ibm. tiefer ift langhaarig, langbärtig unb alt non
©eficht, jung unb bartlos bagegen ber Gnangelifi Johannes,
meiner neben 6. Paulus fitest. Gs folgen nun b'cr unb
bort S. ©enantius unb 6. S)omnio in bifcböflicher ®en>an=
bung, unb es befd;lief;t bie Steife linfS ber Grbauer beS
Oratoriums, beffen Jlbbilb er trägt, rechts nieüeicbt £heobo=
ruS, ber SMenber beS 'üau’S. ®rei Sifticheit ettblid; ftehen
unter bem 3Jlufio, in einer einjigen 3e^e fortlaufend 1
2. Sbeetorug wirb %'npft G42. 9tebettirn b«s SDtauriciub in 9iont. leb
bc« ©jarc^en 3foot- ^5alaftre#oIutionen in SStjjanj. Conftnn? II. wirb
Saifer. Ser 'JJalriard^ ipptrlm« temmt nach 9icm ; ex urirb »erfhiebt. Sic
Äirt^cu bc« ®. Satcutinug unb beb ©. Suplue.
9tom gettofi übrigens fortbauernbe Shthc nor ben £ango= -
barben: ber neu ausgebrochene Krieg jtnifdien bem Gparchen
unb bem fräftigen König JiothariS traf nur bie nörblichen
ißrobinjen , unb felbjt bie grofie Schlaft an ber Scultenna,
bem heutigen ißanaro, in melier adjttaufenb ©rieten nieber=
gehauen mürben, batte für bie Stabt feine Übeln folgen.
1 Mnrtyribus Christi Domini pia vota Johannes
Keddidit nntistes, sanctiliconte Deo.
At wicri fontis simili fnlgente metallo,
Providus instanter hoc copulavit opus;
t^uo quisquis gradiens, et Christum prouus adoraus.
EflTusn.sque preces impetrat ille suas.
lieber bie ©apelfe fpritbt Ciampini Veter. Mim. II. c. 15.
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itfcbfllion brfl iWauviciu« iit 91em.
1.53
Sotibertt alles "Unbeit, wa« fie bebrohte, lani ihr »oit bp3an=
tinifdher Seite, unb bie fortgefejtfen tbeologifdjen Streitigfeiten
mit ber orientalifdjen Kirche Ränften ben ,öa& 3 unfein SRont
unb ©onftantinopel immer bölwr an.
aSJa^irfdbeinlidb War e« bem ßinfluB be« ©jarebeu ge-
lungen, nach gobamt’« IV. £obe einen ©rieten 3ur 2Bahl
311 bringen, bie er fofort betätigte. Itheoboru«, beS ©if<^ofS
£f»eobor Sofm, ©rieche au« gerufalem, &eftieg ben Stul
i|}etri am 24. Slorembcr 642; aber er entfpra<h ber bp3an=
tinif^en IjBolitif feine« weg«, wie wir überhaupt fehen werben,
bafj fo Diele ©riechen auch >u ber golge al« ^äpfte einge=
fefct Würben, fie alle fofort ihre Slbfunft ben ©runbfä&en
9fom’« mit ©ntf$iebenheit aufopferten.
35en Slnfang be« '.pontificat« non Üheobor üerwirrte ein
©reignifj, beffen folgen für 9fom oon großer SBichtigfeit
hätten werben fönnen. 2)erfelbc ©hartulariu« dllauriciu«,
ben Wir al« Räuber be« Kirchenfchahe« genannt haben, erhob
in SRont öffentlich bie gähne ber ©mpörung. ©r fanb SSolf,
Sbel unb ßeer gegen bie bpjantinif^e .öerrfebaft erbittert, unb
nach neuen ®ingen begierig, wie er war, benote er bie
St einte be« .£>affe«, welche erft eine fpäterc 3«* völlig ent=
wicfeln follte, 3U fchnell für feine ehrgeijigen 21bfid;ten. ©v
fprengte ba« ©eriieht au«, gfaaf ftrebe nach bem Königtum,
er Derftänbigte fich mit ben unruhigen Römern, gewann bie
Öefahungeu aller ©aftelle, welche im Stabtgebiet SRotn’« la-
gen,' jum eiblicheu ^erfpreeben , Weber bem ©rarchen noch
feinen Seuten golge 3U leifteu: unb bie ©mpörung war
1 Kt niisit p<T omni« castrn, ijutir erant »ub civitate Kommi»
j>er circuitum, fagt Sluafh in Jfyoboro. 2c wirb ba« ©tabtgfbitt bc-
jcictmet , aber com Dnentus Koma nun ift norfj nicpt btt
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154
Irittee S'u*. gilnftc« (Japittl.
erflärt. allein bie Truppen in 9iom unb in ber (Jam*
pagna, fonbem auch bie ^ubiceS mären ihm beigetreten, unb
bie Stebellion batte ettoaS toon nationaler Färbung, obrool bie
fluge ©eiftlicbfeit fttb baoou ferne ^ielt. Slber ber Sufftanb
jerramt. Der öon 3faaf eilig berabgefebidte 'Diagijter SDlilitum
DonuS jog unaufgebalten mit feinen Gruppen in 9tom ein,
unb ÜDiauriciuS üon ben erfebredten Gmpörern perlajfen um--
Hämmerte ben Slltar in ber Söafilifa ber ©. 2Jlaria 'Dlaggiore.
ÜRan ri§ ihn hinweg, um ibn mit ben Stngefebenften feiner ©e=
noffen, einen ©trief um ben $alS, nach SHaPeiuta abjufübreit ;
bo«b f<bon unterwegs mürbe er auf iBefebl bes ßpareben ent=
bauptet, unb fein auf einen ©peer geftedter .Kopf prangte öffent*
lieb im ßircuö Pon SRaoenna als ©ieges= ober SSarnungSjeitben.
2tber bie übrigen ©efangenen mürben aus ihrem Werfer in
Stoöenna bur<b ben ptö&licben Tob Ofaaf’S glüdlicb erlöst. 1
Som Tobe biefeS ßpartben, eines Slrtuenier’S Pott ©eburt,
gibt uttS bie grie<bif<be ^nfdbrift auf feinem ©arfopbag roiHfom*
mene Wunbe. ©ic fe|tte ibm feine öemalin ©ufanna, „mie
eine feuf<be Turteltaube ben Tierluft bes ©atten befeufjenb,"
in jener febönen Wir die ©. Tiitale ju Siabeuna, meldie bie
berühmten mufiüifdben Slbbilber beS WaifetS ,iuftiniau unb
feines Sffleibes Tbeobora enthält. 2lber leibet- gibt fie bae
»iabr bes Tobeö nicht an, unb fie fagt nur, bafj Staat
aditjebn ^abre lang ;Hom unb bas 'Jlbenhlanb unoerfefirt erhalten
1 Slnaft. in Tbeobouv ycrmami. ffontr.ict. gibt al« 3ahr ber 3tc<
l'fflion 644 an, unb tym folgt ©aronin«. SDiuratcri eigäblt bie örcigniffe
in bitftm 3abr, o^nt e9 mit Sfcftimmtbeit amimcbmeu. Cffeitbar irrt afcfv
liiavguarb grober, nxmt er 3|aar9 tob im 3a bv 642 aunimmt: beim fcuft
mürben bieft Sreigniffe, n-efeie btt Lil>. Pont, al« int Vrbeii Ibtobot'e ge
fditbtn erjablt, nur eintu i'toual na<b feinet Crbiitation gebraucht haben .
iRontfanern feQt ben lob Jtfaal-« in# 3a br *>41.
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'pomificat ibeotor'«.
155
habe, er, SJiitftreiter ber ftaifer, unb Strateg beS SWorgetu
nnb 8lbenblanbc$. 1 ßg folgte ihm im ßparcbat SbeoboruS
mit bem SBeinamen Äalliopa.
UnterbeB mürbe ber ißapft in neue unb fcblimme .öänbel
mit ber orientalifcben Äirc^e «ermittelt, roeldbe jugleitb mit
ben Sßalaftretmlutionen in ßonftantinopcl jufammenbingen.
9Ja<b betn £obe beS ÄaiferS .'oeracltu* im ^abr 641 batte
beffen Sohn .öeradiuä ßonftantinues ben Sron beftiegen unb,
au£ Örunb feiner .öinneiguitg jum ortboboren Äatboliciämug,
fcbon nach hier 9Jtonaten ba£ fieben »erloren, burcb ©ift
bingerafft, ioeicbeä ibm feine »erbre<$erif<be Stiefmutter aDRar-
tina unb ipprrbuä, ber monotbetetifdbe ^Patriarch tont 23t)janj,
gemifdbt batten. & mar wm ihnen 9Hartina’3 Sohn ^>era=
tleonaa auf ben Jron gehoben morben, jebocb er mie feine
SJtutter fielen alsbalb einem mütenben SoIfSaufftanb gum
Opfer, unb büßten ihre Srfiulb burcb ®erluft »on 3lafe unb
3unge, unb im ßpil. 3iun mürbe ßonftans II., Sohn bc«
Jperacliu$ ßonftantinuS, jum Äaifer auägerufen, ber Patriarch
ipurrbu« aber entzog ficb bem Scrberben burcb fcbieunigc
1 ®it 3nf(brift gibt befftr al« SJiibniä Ilist. Rav. IV. p. 202,
iMoittfuiiccii Diar. Ital. p. 98:
Evrav&a xeirai o drparijyqaag /.akog.
PutitjV re <pvXa£ag dßiaßrj nai rrjv Svdtv
Taig ivtavroig roig yaXqvoig Sedauratg
Idad/ioq rov ßadiXiov o dvjtuayog,
O r tjg aaddrjg Aomviag xodftog uiyag
Aouivtog yv yao 01 rrog ix Xamxpov yiivvg.
Turrov davovrog eunXtcig ^ dv/tßtoq
Sodavva dotpouv rovyopog dntvTjg rpoao
IJrxvag dreva^et avSoog idrtpjiiyq ,
AvSpoq Xayovroq ix /.au ar op evSoijiav
Ep talg draroXaiq rjXiov / ai rtj Sudei
Ifoarov yao r>p£e r^g Svdecjg xal rrjg io.
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l'rittc# $Cud>. günftf« (iapilfl.
1.56
gludjt nad) Slfrifa, worauf Paulus, ein noch eifrigerer 2}e=
feuner beS einen Willens in ©hrifto, feinen 6tul einnahm.
35iefe 6ecte ber fDlonetbcleten war aus jener beS SlbtS ©u
tpdhes entfprungen, weldjer bie eine PhpfiS ober fRatur in
©hrifto als Stefultat ber Bereinigung ber göttlichen unb ber
iitenfdjlicfyen phpfiS gelehrt Iratte. 5iad)bein bie ÜRonophpfiten
oerbammt worben Waren, bemächtigte fid; bie bewegliche
Sophiftif ber ©rieten berfelbcn grage wieber, inbem fie
ihr eine »eränberte ©eftalt gab. 3)tau gab bie Trennung
ber beibett Naturen in ©hrifto ju, aber inan oereinigte fie
in ber einen unb uitoermifchten ©nergie beS einen -Willens
©brifti, ober bes SDtouon Jbc'lema. ®er Patriarch £er=
giuS oon SJpjanj , GpruS oon Sllej-anbria, ber Äaifer §erac=
liuS felbft hatten fiep für bies ppilofoppem eifrig auSgefprodjen,
aber bie heftige Bewegung, bie barüber entftanben war, hatte
biefen oermodpt, im ^apre 638 fein ©bict ©ftpefiS ju erlaffen,
welche« als nngenügenb ooin papft Johann IV. oertoorfett warb.
35ic ©hriftenheit fpaltete fich in jwei leibenfchaftlich fiep beläm*
pfenbe Saget: währenb ber Orient ber ©ftbefis anhing, pielt
3lfrifa unb baS ganje äbcnblanb an ber ortpoboyeu Sehre Siom’S,
unb pprrbuS felbft, fich ftellenb als fei er bureb bie Pereb=
famfeit bes 2lbtS ‘Dlarimus auf einem afrifanifeben ©oncil
übertounben worben, febwor nicht allein ben Pionotpclismus
ab, fonbern er ging in perfon nach 9tom, um fein reuiges
©laubenSbefenntnijj ju ben güfien beS 2lpoftelS tiieberjulegen.
Xie ©rfebeinung eines belehrten Patriarchen oon ©pjatij
am ©rabe bes @. Petrus war ein grober 6ieg ber römifcbeit
Aiirdie. Obmol pprjrbus feinen 0iß freiwillig oerlaffen batte,
war er bod) niept Fanonifcb abgefegt worben, unb ber römifdie
papft pochte barauf in feinen Briefen an bie Bifchöfe,
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^cntificaf Sbeobor’#.
157
welche ben neuen Patriarchen Paulus getuei^t hatten. 3Jiit
grofeer 2lufnterffamfeit empfing er pprrbuö in bcr ratifani-
fchett Safitifa vor bem »erfammeltcn ©lern« unb Sott; er
fteflte ihm als Patriarchen ber föniglichen Stabt Spjattn
ehrcneoH einen SifchofSfPl neben bem ,§auptaltar auf, unb
gab ihm ®elb, biefeö unter b a« Soll p »erteilen. Pie $Rö-
mer, beren Dlationalftolj nun allein in bem Sewufetfein »on bem
Primat ihres papft« unb ihrer Äirdje fi<h befriebigte, fahen
biefem Schaufpiel t»ie einem Primnfe frol;Iocfenb p. pprrhu«
hoffte offenbar, bnr<h feine Serbinbung mit 9tom baS »er--
lorene Patriarchat Wieber p erlangen , unb er heuchelte einen
©lauben, ben er nidjt befaß , fo lange bis er einfah, bah
er fein $«1 beffer burch bie Serföhnung mit bem Äaifer er=
reifen fonnte. ©r folgte ber ©inlabung nach 9ia»enna an
ben $of be« ©parchen, »erliefe 9tom, unb entfefcte bie rö-
mifche Äirche plöfelidh burch ben öffentlichen Söieberruf feine«
orthoboyen ©lauben«, unb burch bie fRiicRehr pr Formel ber
SJtonothefeten. 211« ber Papft Üheobor hie»on ÄunSe erhielt,
»erfammelte er in ber ©afilila be« S. Peter ein Soncit, unb er
»erbammte hier ben 2fbtrünnigen unter f<hre<fli<hen unb leiben*
fchaftliöhen (Zeremonien, welche für bie Äir<he jener 3eit höchft
charaEterifüfch finb. @r trat an ba« ©rab ber Slpoftel«, nahm ben
geweihten Mch, liefe »on bem Stute ©^rifti einen tropfen in bie
Pinte fliefeen, unb mit bem barein getauchten ©riffel unterfchrieb
et gluch unb Sann gegen pprrhu«, währenb bie Pntlifce ber
.^eiligen »on ben SSänben emft unb jornig bap herunterfahn. '
pprrhu« mochte ben gluch SRom’S üicllci^t nicht ganj
»erachten, unb er Wirb feine Mächte bisweilen geflört hohen,
1 35ie« erjagt nic^t «naftafm«, aber 3Ttjecp&atie« in bcr Chronogr.
p. 275. ®cr fanattfebe ©ebraudj war griccbiitb-
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1.58
Xrittrt PiiA. gfinftrt Gapitrl. .
als er ben ^Jatriarcbenfib »on V»jan$ nad) bem Jobe fßauI’S
mirflidE) lieber einnabm. Sud) gegen biefen ißatriarcben batte
£beoboruS ben §Iud) gefdüeubert, unb nadjbem er alfo mit
unbejwungener ^eftigfeit ben fatbolifcben ©lauben »erteibigt
batte, ftarb er am 13. 9Jtai 649.
Sr ^interlieg ber Stabt nur wenige bauten, uielleicbt
bie Vollenbung jener Iateranifcben SapeDe feines Vorgängers,
unb ein bem S. Scbaftian im Vatriardjiunt getoeibtes Ora=
torium, aufecrbem aber baute er §wei neue Äircben oor ber
Stabt. S5ie eine errichtete er bem römif^en if.tr iefter unb
3Rärtprer S. ValentinuS auf bem Sömeterium an ber §Ia=
minifdben Strafe nicht weit »on ber ÜJtiloifcben Vriicfe, bie
anbere baute er bem SMaconuS S. (SupluS »or bem £or non
S. ifjaul, nidbt weit »on ber ißmamibe beS S. SeftiuS, unb
bort wo ber IßorticuS anfing, weldber »on jenem £or nach
S. ißaul bittüberfübrte. Veibe Äircben gingen in ungewiffer
3eit ju ©runbe, Sanct Valentin würbe gättjlicb jerftört, unb
Sanct SupluS ging wabrfdbeinlidb in bie Äirdbc beS S. Sal=
»ator in Via Ostiensi über. 1
a^beobor batte ben monotbeletifdben Streit in »ollen
Rammen »erlajfen, unb bem hafj beS ißatriarcben »on Vp=
janj follte nun fein Vadbfolger als ein unglüdtlicber unb be-
rühmter Märtyrer jum Opfer fallen.
3. SDtartinu« L wirb ^Jarft im 3abr 649. Stcmiftbt ßijnotx iwgcn btv
SWonotbetrtnt. 25t« Crar^nt Ol^mpiu« SCnfötag auf SRartin’« Stbrn.
Xbtcboni« SaOiopn filtert btn getualtfam bmtstg im 3®&r 668.
5D?artin’« Job im Sjii. Sugtuiue wirb ijfabfl im 3«br 654.
SDlartinuS I., aus ber tuScifdben Stabt Hubert um, bem
heutigen $bbi gebürtig, ebebem SRuntiuS ber Äircbe in
* Martintlli Koma ex ethii. sacr. p. 301.
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SDkrtimt? tfr Srftf.
1.59
Vtjjanj, beflieg ben Stul ißetri [eben am 5. Quli 649, alfo
am jWeiunbfiinfjigften Sage nach bern Sobe fernes Vorgängers.
Sie aufgeregte ©eiftliebfeit Stom’S batte itm orbinirt, ehe ei-
lt och bie faiferlicbe ©eftätigung erhielt, unb einer ber ent-
fddoüenften ^äpfte trat nun ber oricntalifcfyen Äirdbe mit
ftifd^er fieibenfcbaft entgegen. Sr rief bie ©ifcböfe §u einer
Sbnobc jufammen: 150 Üircfyenfürften aus ben Stabten unb
non ben Qnfeln .^talien’S oereinigten fieb f<bon am 5. Dctober
in ber Salriftei beS ©. Johann im Sateran. 1 SS galt hier
über ben Sppus ober baS Sbict beS ÄaiferS SonftanS II.
oom 3a^re 648 ju beraten, wobureb allen ©eifllidfcn wie
ilaien ber Sfiriften^eit über ben Streit , ob in Sbriftus nur
ein ober jwei SSiilen gewefen, StiHfebweigeu aufcrlegt warb.
Ser Äaifer batte »ott 3J?artin bie änerfennung beS SppuS
»erlangt, bie ibm mehr am §er$en lag, als bie 2Bieberer=
oberung feiner »on ben Arabern entriffenen $ro»injen. Sr
batte ju biefern 3wed als neuen Spareben ben Äämmerer
OlpmpiuS abgefanbt unb ibm befohlen, alles bafür ju tbun,
baf? bie 9Sif<böfe, bie ißoffefforen, bie Sanbbewobner , ja felbft
bie gremben biefe formet Unterzeichneten. Sr foHe, fo be=
fabl er ibm, in 9tom felbft »er f neben, fieb beS ißapfts SDtartin
ju bemächtigen, unb bie Vifdböfe jur Annahme beS SbictS
ju zwingen, aber mit Vorfiebt bie Stimmung beS römifdben
feeres unterfueben, unb wenn et finbe, bafj es feinen fßlänen
feinblieb fei, bie Sache febweigenb auf fieb beruhen laffen,
bis er fowol in 3tom als in Siabenna eines ihm ergebenen
.fteerS fteb würbe »erfiebert haben. 2 SieS wirft ein Sicht auf
' Labbe Conril. T. VII. p. 78 sq.
1 8i antem — potueria auadere exerdtui Romae conaiatenti,
jubemus hoc idem tenere Martinum — ai autem inveneri* aliquid
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160
dritte« Surf), güiiftee Capitel.
bas Perhältnifj fRorn’S jum Grardfen : er burfte bie Stabt
nicht mehr miKfiirlich ju bebanbdn hoffen, unb §um erftem
mal entbecfen Wir in 9iom Har unb beutlidj ein #eer, meines
aus ben angefehenen Bürgern unb Pojfefforen ber Stabt als
ÜRilij fid? gebiibet batte. GS empfing bie jmeifelhafte fiöh-
nung »on ©bjanj, aber es mar nationalrömifcb, unb inbem
bie begüterten Bürger ihm als rcaffenfräftiger Stanb ange=
hörten, mar fein Gtnfluf; grojj, unb machte er fid), wie mir
feben merben, hauptfä<hli<h bei ben papftmahlen geltenb.
Ohne bie guftimmung biefeS .fpeerS erfdjien batjer auch ber
plan beS Gjardben nicht ausführbar.
DlpmpiuS fant nach Pom: er fanb baS Goncil im £a-
teran in »oller fthätigfeit, unb bereits feierlich oerflucht GH
theft® «nb £ppuS, GpruS »on 2llcranbrien, unb bie brei
Patriarchen »on SOjanj ScrgiuS, pprrbuS, pauluS. 2>er
Gparch fuchte bie befehle beS ÄaiferS anSjuführen, inbem er
mit $ilfe entmeber ber eigenen Gruppen, bie ihn begleitet
batten, ober berer, bie er im römifchen Jpccr burch ©eftechung
gemonnen hoben mochte, unb burch anbere 9tänfe baS Goncil
ju fpalten unternahm. 1 Pom mu§ in grojjer Aufregung ge=
mefen fein, benn ber Gpatch blieb längere 3eit bort, geloifi
im alten Gäfarenpalaft roohnenb. Seine plane fchlugen jeboch
fehl, unb baS ©udj ber päpfte fchreibt ihm enblich einen
3Rorbanfchlag auf bas Sehen bes papftes ju, melcher leicht
ein Plärren fein fann. Sich fteHenb, als habe er ft<h mit bem
Papfi »erföhnt, trat er in ber Äirche ber S. Plaria SKaggiore
eontrarium in taii causa, exercitum tacitum habeto . . . Anast. in
Martino. ®ie feSart bes Sarcniuä taciti abitotc bat einen guten (ginn.
1 Annans se cum exercitus virtute, ober amians secam exer-
citus virtutem, toie Bignoliu« liest im äBcrtin. n. V.
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SÄartimt« btt Grftt.
161
an ben SEifch beS Jperrn, um aus SWartin’S jpänben baS
Äbenbmal ju empfangen; toabrenb er es nahm, erwartete
er mit Spannung ben öerabrebeten S)old;fto(l feines £eib=
trabanten, melier fidh jum 3Jieudhelmörber bergegeben hatte,
äber ber aßmä^tige ©ott, fo fagt ber ß^ronift, welcher ge-
wofmt ift, feine Änedjite ju befehligen, fdjlug felber bie Äugen
beS Spathar’S mit Siinbbeit , fo bajj er ben fßapft nid?t ju
fefjen üermoebte , wälweub er bem ©parken bie Gomntuuion
reifte. Gr erjäfßt jugleidh, ba§ DlpmpiuS fid^ enblidj mit
SJtartin wirtlich oerföfwte unb ifmt aufrichtig beichtete,
unb bafj er hierauf mit feinem §eer nach Sicilien [ich be=
gab, loo bie Saracenen bereits fidfj feftgefefct hatten; bort
aber erlitt er eine oößige Sßieberlage, unb warb felbft
mitten unter feinen rebeßifchen ißlänen burch Sranfheit biu-'
»»eggerafft. 1
Seine Stefle in SRaoenna erfefcte im Qahre 652 ober
653 $#eoboruS Äaßiopa, jum 3 weitenmal Gpard), unb oom
Äaifer GonftanS mit bem genieffeneit ©efcble abgefdhieft, bie
SSiberfpanftigfeit 9)tartin’S nunmehr mit ©eroalt ju bredhen. 1
StbeoboruS, begleitet oon bem faiferlichen ftämmercr Jlkobor
ißelariuS, jog, frieblidhe 2lb|'id;ten heucpelnb , SonnabenbS
am 15. 3uui 653, an ber Spiße eines feeres in baS wiber*
ftanblofe 9tom ein. 5>er ^flicht gemäß fanbte ihm Sütartin
jur 93ewiflfommnung einige oom GleruS entgegen, ba er felbft,
oom $obagra geplagt, im GpiScopium beS Sateran jurücf-
gehalten Würbe. S)er Gpardh empfing bie ©efanbten im
1 Profectus cst in Sieiliam ad versus gentem Saracenorum, qui
ibidem inhabitabant.
1 Siurnteri jn*ifrit, baß Ibrotoni« Äaüiepa ltsirflirf? jnjeimai Qrardf
tt*at. Süacb pagi nmrbt äRartin im 3afcr 653 au« 9tcm geführt , linb tt
wibtrltgt ba« 3>>f>r 650 beim Sßaroniu«. 2iti?t Joffe Keg. Pont.
®t ejetos tu t, ®<üblcbte t« etaM Som II. 11
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ltt-2
Tritte« $Cttd>. gihiftrt Capitcl.
(Safareupalaft , wo er obgeftieflcit war,1 er ftcUte ftcb , als
bebaure er bie flranfbeit beS ©apftS unb erflärte, er felbft
Wolle morgen am Sonntag fommen, ibm feine (rtjrfurcbt ju
bezeugen. 9lber argwöbnenb , ©tartin habe bett latcranifchen
fßalaft mit ÜBaffeu unb Süurffteinen anfiiflen laffen, jögerte
er fich einjufinbeit, bann überjeugtcn itjn feine Seute, baf?
ber fßapft wehrlos fei, nttb JbeoboruS umjingeltc plöglich
mit feinen Üruppett bas ©piöcophim, wäbrenb bie erfcbredften
Stömer feine ©liettc jur ©erteibigung machten.
$>er ehrwurbige IfJapft lag, wie ein auf feinem ©often
ftetbenber ©eneral, in feinem ©ette franf t»or bent f>aupt=
altar ber lateranifdjen ©afilifa felber, umringt »on ben be-
benben ©rieftern. 3n ber Äircbc waren bie Äerjen angejünbet.
2llS nun ber Grard) mit ben bewaffneten eingebrungen war,
hänbigte er ben Glerifern bas faiferlithe fDecret ein, welches
bie 2lbfegung ©tartin’S befahl: bie fßriefter antworteten mit
einem entfchloffenen Slnathema. Slugenblicfs erhob ft<h Sumult
unb Söaffengetöfe, bie bpjantiner Rieben mit ben Sdjmertem
bie Sichter non ben 9öänben unb 9lltdren, unb ber wefwlofe
©tartin warb »om Säger aufgerafft, unb in ben Gafarenpalaft
gefangen fortgefchleppf. 3n ber Stacht bes 18. 3uni fegte
man ihn auf ein im £iber bereit IiegenbeS Schiff, welches
heimlich «ach ©ortuS ruberte. $er gefammte ßleruS batte
ihn in ber Slufregung begleiten wollen, aber ber ©rarch gab
ihm nur fechS Jünglinge als ©agen mit, unb er lieh bie
$ore 9lom’S fchliefeen, fürebtenb bie Slömer möchten ihrem
©ifchof folgen wollen. Äranf non Äummer unb ©tübfal jeber
9lrt würbe ©tartinuS auf einer langen Steife über ©leer juerft
1 Quibus snsceptis in polatio: ep. XV. Martini ad Theodor,
brim fabbt Concil. VII. p. 6d.
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gcrtführnng Martin’« in* ©pil. 163
ttad) bev 3nfel Sltapoä in ©ewahtfam gebracht, bann n ad?
Gonftantinopel geführt unb bort fcfjimpflid^ cingeferfert. 1 Unter
ben 2lnfchulbiguitgen von DKajeftätäoerbrechen , bie man ihm
machte, war auch biefe, baü er mit Dlpmpiuä gegen ben Äaifer
confpirirt unb bie Saracencn nach Sicilien gerufen habe; bodj
wir bürfen Weber feine peintooüen Seibeu in ®pjanj, nod>
feinen langen $rocefi ober feine männliche Serteibigung t>ier
erjagen, fonbern begnügen uns bie ©efduchte bicfeö nnglüd-
liChen SDlanneS, welker ben Zapften ein erhöhtes Snfe^en bev
.©eiligfeit oerlieh, ju beenbigen. Stach bem alten Gberfon in
ber barbarifcben unb unfruchtbaren Ärirn üerbannt, ftarb er
bort, oon greunb unb geinb oerlaffen, unb mit bem ©ungcr
Fämpfenb, welchen bie SRömer aus fttccbtifdber gurcbt ihm
nidjt ju ftiHen wagten, ein SKärtirer für ben orthobopen
©lauben unb ben Primat Stom’s, am 16. September 655. *
Seine Seiche würbe juerft in ber Äirdje ber 3Jiuttergotte«
oon Sülachernä in Gonftantinopei beigefcßt, unb fpäter nach
5Hom gebracht. 2lber Weber baS ^ud> ber Zapfte, nod) bie
1 3n feinem ©rief an l^tobcru« erjählt Martin, baß fr in Meffeua
in ein Schiff gefeljt Würbe; bie« abfr war bet alte Jgtafen Miienum, unb
nicht Meffina , wie au« bem Ecrt ^ertocrgebt. Eie Terra Laboris , welche
berfelbe ©rief nennt, fcheint eher eine Cemiption non Terra Liparis al«
ber Warne ber Terra di Lavoro ju fein. Eie« meint ©amillc ©eQcgrine
de Ducatu Bcnevcnt. Diss. V. Mifeitum Würbe bamal« Mcffena ttnb
Mtfcmt gesprochen, bie 3»fel ?ipari aber im Eialect vielleicht febori ober
Saberi.
' ©iefer ruhmvolle ©apft flagtc bitterlich, bafj er #en atlen feinen
greunbflt unb von beit Wörnern felbfl »ergeben fei: qnia sic funditus
infelicitatis meae obliti sunt, et nec scire volunt, ut invenio, sive
sim super terram, sive non sim. ©r bittet bie SR inner ihm ©peije jn
fcfcicfeit ; ba brep felt'ft bie grentblinge in 9fom ernährt würben, fo h'll'e
wol er, ber einft ©apft war, auf Wahrung SSnfprndi. 3» SBahrheit, $iob
war glüdlicher, at« Martin in ber Ärint.
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164
®rittt« 8ih$. fünfte« ffapitfl.
SJtartirologien be« 23eba unb be« 2lbo ermähnen i^irer Uebcr=
führung unb ©eifefcung in 9tom. 9ta# bem ©lauben ber
Kötner mar fte in bcr £ir#e be« S. ©iioefter unb ©. SJtar;
tin oon Sour« niebergelegt morben ; unb biefer alte SUel be«
©quitiu« tourbe erft im 3ahre 844 oon ©ergiu« II., na#
einem Neubau, ben beiben ^eiligen Rupften ©iioefter unb
3Jiartinu« jugefcbrieben. sJio# heutigen Sag« feiert bort bie
©tabt am 12. üRobembcr ba« $eft be« SJtärtircr« für bie
©elbftftänbigfeit 9tom’«, beffen §eiligfeit übrigen« auch ber
grie#if#c Äalenber anerfannte.
®ie SJtömer toaren na# ÜWartin’« ©efangenf#aft bur#
ben Äaifer gejloungen loorben, einen anbern ißapft ju mähten,
©eil bie fanonif#e SSerroaltung ber £ir#c bur# beu 2lr#i=
pre«bptcr, 2lr#ibiaconu« unb ^rinticeriu« ber Notare in fo
bebrängter Sage ni#t ap«rei#enb mar, gab oieüei#t ber oer-
bannte SJtartin feine 3uftimmung ju ber sJieutoai)I , ober er
muffte ft# #r feufjenb untermerfcn. ©o mürbe im ©ommer
654 ßugeniu«, ©of;n be« Sluffianu«, fJiömer oon ber
erften 2loentinif#en Stegion jum 5f?apft orbinirt. <E« jeigte
fi# fofort, mie tief bie fir#li#en ^ntcreften ba« 2Iolf oon
Stom bur#brungen hatten : ?etru«, ber mieber eingelegte
'fktriar# oon S3pjanj, beeilte fi# bcm römif#en ijSapft feine
©Iauben«formeI ober ©pnobifa ju überfenben, ba e« ©ebrau#
mar, baß bie neuernannten ißatriar#en na# Siom, bie ißäpfte
aber na# ©pjanj ihre gormeln f#idten. Sie« SBefenntnifi
mar jebo# in fo bunfeln unb jmeibeutigen 2lu«brücfen ge=
galten, bajj bie Stömer, SBolf mie Gleru«, im Unmillen ft#
erhoben unb bie ©tmobifa mit großem ©ef#rei oermarfen.
©ie erftärten Gugeniu«, ft# ber SJteffe in ber ©. 3J2aria
enthalten 3U mollen, menn er jene formet ni#t oerbammte.
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lionflanA' II. flnfunft in Otalini.
165
unb fte jeigten plohlicb, baß bie ©ewalt, melc^e bie fefjerifdien
©rieten bei» ©apft Martin anget^an, al« nationale ©e--
fchimpfung »on ihnen gefüllt würbe.
4. ©italianu« reitb SßaV'O im 3abr 657. ®« Saiftr Geiifian« II. fermnt
natb Italien. Sein ßtnpfajtg uitfe äufentbalt in 9icm , im 3a&r 663.
Sine lilojicfiimme fit« 9icm.
9tur jtoei ^a^re, neun 3Jlonate unb »ierunbjWanjig Jage
fajj Gugcniu« auf bent ©tul ©etri, bann ftarb et ini 3uui
657, unb nach einer furjen ©acanj »ou faft jwei 'Dionaten
würbe ©italianu« ju feinem Nachfolger orbinirt. Gr »oar
gebürtig aus ©ignia ober ©egni, einer alten ©tabt auf ben
©olsferbergat in ber heutigen Gampagna »on 9iont, welche
©egenb »om ©u<h ber ©äpfte bereit# ©roüinj Campania ge-
nannt wirb. der Äaifer Gonftan«, ber febou ben ©lan ge=
fajjt haben mochte, feine 9lcfibcnj nach bem Äbenblanbe, »iel=
leicht nach 9tom felbft ju »erlegen, Wünfdjte nun ein freund
liehe« ©erhältnif) jur römifchen Airche. Gr empfing bie 9ie«;
ponfalen ober Nuntien be« neuen ©apft«, bie lleberbringer
feiner ©pnobifa, mit greunbli^feit, unb faubte fie mit ber
©eftätigung ber Privilegien ber römifchen Airche unb mit
einem foftbaren ©efchenf jurücf, einem »on ©olb unb dia-
manten aufeerorbentlicher ©rößc flralenben Gobep ber G»ait=
geliert. ©e<h« 3ahte barauf fam er Wirflich felbft nach 91om,
aber wir wiffen nicht« »on ben ©egebenheiten, welche biefen
3eitraum in ber ©efchichte ber ©tabt au«fiillten.
die Grfchcinung eine« Aaifer« »on Conftantinopel, ber
noch immer »oH ©tolj ben ditel be« römifchen äuguftu«
führte, in ber ©tabt 9iom, tritt mitten in ber Debe ihrer
©efchi^tc nun al« ein« ber inerlwürbigften ©hänomene auf.
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166
Driitf# ©iirii. gflnftt« Sapitrl.
Sie menbete baS Grinnern ber Kenfcben plößlirf) in bie lebten
3eiten beS ÄaiferreidßS jurüd , unb 3toang bie GinbilbungS=
fraft ber Körner eine Gpodbe non jmeißunbert $aßren ju
iibergebn, toelcße bie größeften SBanblungen enthielt: ben 3luS=
gang beS römifdien SReicßS, ©Übung unb Stur3 eine« germa^
nifcßen Königtums , Ruinen non Söffern unb non Stabten,
unb enblidj ein fortgefeßteS unfäglicbeS Glenb Siom’S. 6on=
ftanS oerließ Gonfiantinopel im 3aßre 662. 3)er Statten
feines ©ruberS Stbeoboßu?, ben er juerft in ein geiftlidbes
©emanb geftedft unb bann türfifcß crmorbet ^atte , ber
jfjaß feines ©aterlanbeS trieben biefen £>errfd)er fort, unb
wie JiberiuS »erließ er feine $auptftabt, feine Schaube unb
feine ©emiffcnsbiffe in peinooller Söanberung ober auf einer
abgelegenen fliifte 311 oerbergen. Gr feßiffte non ©03003 nach
beut iJJiräuS 001t 3(tben. tiefer 3iame luocft bie feßnfüdjtige
Siebe be§ Kenfdjengefcßlecbts, aber Süßen mar in ber 'Kitte
bes fiebenten 3<*ßrßunbertS nur noch eine heilige Grinnerung.
Sdßon längft aus bem Sehen ber ©ölfer in bie gefcßiißtsfofe
©ergangenbeit nerbannt, lag Süßen bainals als bie föftlid;|1e
Reliquie beS SlttertumS neriaffen unb ungeeßrt. Seit 3ufti=
nian mar bort auch bie leßte Stimme ber ißbilofopßen üer=
fhimmt, unb bie öben Ruinen ber ßerrlicßften ©Iiite ber Kenfcß--
beit umringten bie SlfropoliS noeß melandßolifcßer , als bie
krümmer ber römifeßen SSeltßerrfcßaft bas Gapitol bes 3eu3.
Unfere GinbilbungSfraft betritt ßoeß erregt baS bamalige
'Jiom, aber fie ftiirjt mit fc6merjlid;er Slnbacßt mie aus einer-
langen ©erbannung non ber .fjeimat in bas bamalige Sitten;
fie riißrt uns 3ur Jrauer, feßen mir aus ber ©erteil--
berung jerftörter Jempel unb Obccn ben Ungeheuern Job
uitS entgegen narren , unb bie oereinfamten ober oerftüminclten
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Conftan«’ II. flnfunft in 3talieit.
167
©ebilbe be£ ©hibiaS ihn wie bie ©arbarei bes StenfcheH-'
gef<$Iecf)t3 oerf lagen. 1
Der ßnfel be3 |*racliu3 betrachtete tnbe§ 2lthen mit
ftumpfer ©leichgültigfeit, unb wenn Wir aus bem wag er an
3tom oerübte mit gutem Sftedjt fc£)[ieften biirfen, raffte er ge=
wifi in feine Schiffe brutal unb gierig foldie metaüne Äunft*
fchäfce Pon bem entweihten ©oben auf, welche bie ©othen
«Klarich’3 ober bie 28ut ber Khriften bort übrig gelaffen Ratten.
Dann fegelte er im grühling beä 3ahre3 663 nach bem alten
Darent. Die ©umeniben führten ben ©rubermörber oon
Stuinen ju SRuinen, unb biefe flucht bon Gonftantinopel
nach ülthen, nach Darent, nadh fWom, nach Sbrafuö, ift eine
ber feltfamften hiftorifdhen Ehrten: wie als ob ber Dämon,
einen fpäteti berbrederifdien Slugufhi« über bie geweihtefien
Stätten ber abenblänbifchcn Kultur führenb, ihm bie Seiche
beä fchönen Stltertumd jeigte, welches burdh bie Despotie ju
©runbe gegangen war.
2Ü3 SonftanS in Dareut anS Sanb ftieg, befdiloß er
burch einen ÄriegSjug gegen bie Sangobarben bie füblichen
©tobinjen gtalieu’S ju befreien. ©iS bort hinab hatten ft<h
1 ilibcu im 2Jtittelalter — ein (Segenilanb fiir (djiotr« unb ruhmreiche
rtcrftbungcii. 3d) fa« mit bobem Stittreffe be« SlnenpimtS Viennensis
deacriptio urbis Athenarnm {rä Ittnrna y,ai StSauS/akeia riji 4i>ric5>).
bi( 2 cp vif t eint« ©rietben aus bem 15. saec., meiere Vubmifl Mrfj au« einet
©jener Jpantförift (netft ben ©riefen be« 3b0oma(Ä« unb Sabaflla« au«
gruftu«’ Turcograecia) berautsgegeben bat (Sffiieu 1840). ©ie überzeugt
mieb, baß terfelbe ©eifl ber ©age bie «Monumente Ätbeu's »ie SWom’e in
Xmnfel begrub, fflie in 9tom »arb anep in Sttben mambeS große SMonu-
ment als ©alaft (<t aXänov ober oho;) bejeiepnet , ober bie (Sriitnerung an
bie ^bilefepben atbcn’s febmilette noeb im «Mittelalter »iefe bortige 9tuinen
mit bem £ite( ber Schulen ober Siäatf/.a/.iia, »ie bes ScfrateS, ber
S(eaten, ber Äpniter unb ber Iragifer, be« ©opboclee, Slriftctrlr* n. f. ».
Die bptantinifeben $iftoriograpben ftp»eigen wn Silben.
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168 $rittrt ©utfe. gfluft«« ffapiitl.
nämlich feie Sangobarbcn oorgefchoben, beim fchon SCut^arüS
toar auf feinem füfmen guge burch bie .§albinfel erobemb
big }ur Nteerenge »on Sicilien gebrungen, unb bie Sage
»oufjte ju erjagen , bajj er fein Nofj in b ag 3Jleer bon Nhe;
gium fnneingefpornt, unb eine bort aufgcrichtete fabelhafte
Säule mit bem Speer berührt fmbe, augrufenb: h‘er fott
bie ©renjc ber Saugebarben fein! 1 2lber eg tüar feinen Nach-
folgern nicht gelungen, bie fd^önften ißrooinjen ju untertoer--
fen, benn in Neapel unb Slmalfi, in Sorrentum, in ©aeta
unb Tarent herrfch>ten noch griechifche 3)uceg. Nut ©eneoent
mar fchon Pon 2lutharig ju einem ^erjogtum erhoben unb
mit bem umliegenbett Sanbe bem goto alg erftem ®up oerliehen
toorben. ©ou biefem berühmten $>ucate auä (cg umfaßte bog
alte Samnium unb Mpulien, toie Steile pon Kampanien unb
Sucanien) erftreeften fich bie oerheerenben güge ber füblichen
Sangobarben nach allen Seiten, unb unter ber fünfjig gahre
langen Negierung beg SCrichig II. (oon 591 big 641) reichte
bag .fperjogtum ©eneoent Im big gegen Neapel unb bort
über Sipontum }u ben güfien beg Nlong ©arganug hin. 1
©g hotte aber jtoei gahre oor bem ©intreffen beg Äaiferg
ber tapfere ©rimoalb .fjerjog oon ©eneoent mit 2ift unb
©emalt ben Stron oon ©aoia an fich geriffen, unb in jener
£>auptftabt feinen jungen Sohn Nomualb alg S)up jurücf=
gelaffen. SDiefc Umftänbe fchienen nun ©onftang fehr geeig-
net, feine Päne auf ©eneoent }u unterftüfcen: er nahm fo
oiel Struppen, alg oon Sicilien, oon Neapel unb anberen
noch gricchifchm £anbf$aften ju ihm ftofien fonnten, unb
1 Paul. Diacon. III. c. 3 2.
3 Giannone Sioria dcl regno di Nnp. IV. c. 2. 3. unb bi« ®if«
(«rtatien brt Camille %*eH<grinc.
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ffonflan« II. in 9iom.
169
rfidtc in baS 23encoentifdhe ein. S)od; ber junge unb mutige
Sangobarbe behauptete feine ©tabt mit glänjenbem ©efchicf,
unb feine SSerteibiguug bilbet eine ber befteu gpifoben in bet
©efcfeichte beS ijjaul SBamefrieb. $>en angefünbigten ^erbeijug
beS ÄönigS ©rintoalb fürdhtenb, hob enblidh ber Äaifer bie 33 e-
lagerung auf; er ging nach ber Stabt SReapoliS, bann liefe er beim
alten gortniä ober bem heutigen 3Jlola bi ®aeta eine £ruppen=
macht oon 20,000 entmutigten Solbaten prüd , feinen SBRarfdh
ju becfen, unb er felbft eilte auf ber appifdhen Strafee, ir>elrf>e not
ihm fo oiele ©onfuln unb Äaifer in fiegreidher $eimfehr J?iu=
aufgejogeu toaren, mit einem fleincit .fjeere fdhneli nadh 9Rom.
2lm fecfistcn ÜReüenftein Por ber Stabt fanb ber Äaifer
ißapft, ßlentS, Slbgeorbnete beS SBolfö mit ftreujen, gah=
nen unb brennenben Äerjen ju feinem Gmpfange bemütig
aufgeftellt. SäitalianuS trat bem griedhif^en Äaifer nicht mit
ber hohen Seele beS 2)ifdhofS 2lmbrofiuS entgegen, melier einft
beit grofecn Jbeobofius Pon beit Stufen ber Äirdhe -Dfailanbs
jurücfgewiefen hatte, »eil er mit bem 2)torb Pon 'geinbett beflecft
mar. Sein fdheue« 2luge aber entbedtte auf ber faiferlichen
Stirn beutlidh genug ein brei= unb mehrfaches Äainjeidhen:
ben 33rubermorb, ben $uttgertob beS ißapfts SJlartin unb bie
harter beS fatholifchen 2lbts 2JfapimuS, meldhetn ßonftanS
aus SRadhe für feine leibenfdhaftlidhe 23efämpfung ber 3Jiono-
theleten bie 3unge hatte auSreifeen, unb eine $anb hatte
abfdhlagen lajfen. ®er iftapft führte ihn nach 9Rom, eS mar
ber 5. 3uli beS Jahres 663, am SRittmodh. ®ie Stömer,
Änechte ber Änedhte, ftrömtcit ihm neugierig ober bettelhaft
entgegen, unb es ift mahrfcheinlich, bafe fie ;u feinem <Sm=
pfattg bie oben ©entädber beS faiferlichen sfJalatium’S in
mohnlichen Stanb gefegt hatten.
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170
Tritte« ©u<ty. fünfte« (Sapitel.
®ie ^urien trieben ben SBerbredher in bie flucht, aber
bie ißriefter empfingen it>n mit Politiker greunblidifeit. 1 ßr
jog auf ber Stelle nach ber Safitifa be« Sanct 'Jieter, bort
ju beten, unb braute bem ülpoftel an ber Schwelle ein 2öcib:
gefdfenf bar. 9(m folgenben Sonnabenb rerfudjte er in ber
S. SKaria Dlaggtore ein ©ebet, unb weibtc auch bort ein
©efdbenf; am Sonntag hierauf 50g er mit feinem .peer in
'ßroceffion loieberum nach bem Sauet $eter , währenb ber
ßletu« mit angejünbeten ©achäferjen ihn feierlich rinholtc
unb in bie ©afilifa führte. 2>er ißapft reichte ihm luer bie
ßommunion, unb ßonftan« legte auf bem Hochaltar ein an-
bere« golbne« Gallium nieber. 2 21m nädiften Sonnabenb jog
er nach bem Sateran; er babetc bort unb hielt Üafel in ber
©afilifa ^ulii , welche wir bereit« als eine Stalle ober ein
2:riflinium in bem alten lateranifchen Sßalaft fennen gelernt
haben.
3Jlit Unwillen folgt bie ©efebichte biefen genauen 21uf-
jeichnungeti ber päpftlidtcn ßhronifen, unb fie ftraubt fidt ben
93rubermorber bureb bie SBcibraucbwolfcn ber Heuchelei Pon
ältar ju 2lltar ju begleiten; jebodb fittb in biefen ßeremonien
jur geier ber iUnwefenheit eine« bpjantinifdten Äaifer«, ber
fuh ^erablief? 5Hom 311 betreten, fchon bie ßmpfang«feierli<h:
feiten fpäterer 3citcn »orgejeichnet, unb bie traurige Sage
be« ijSapft« jwingt un« ein nathfichtige« 3Jlitleib ab. 3 Seine
1 kJ?eim Suafl. beißt e* nur suscepit eum , unb brtn iSfprouijleu Hieb
au« 2 (bannt ba« iiblicpe honorifice in ber geber.
3 Pallium auro textile beim flitaf). , ebenfe Paul. Diacon V. -c. 11
unb tPeba de sex aetat. ad ann. 4625.
3 ®er öarbiual SBaroniu« wrbeblt fte fnb itidjt. 5 eine Cniidmlbißungen
lagen fttb furj in feilte eigenen iPcrle faflen : dnmmodo catholicae veritati
esset consiiltum.
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(Senftaii? JI. i» Kern.
171
unb bt-r 9tömer Demütigung bem ÜJienotbeleten unb bem
SRörber eines* ^eiligen i]$apft$ gegenüber mar fernerer, alä
fte je ein ißapft gebulbet batte, unb e$ beburfte no<b einer
'Jleige non Sagrgunberten , et?e fieg bies* Sdtaufpiel in bie
Öufefcene non ßanoffa uertoanbelu foitute. Die befegimpfenbe
.Öuibiguug beö faiferlicgen ©a|"te$ mufete bie legten patrioti--
fegen ©mpftnbungen ber Slömer im tiefften aufregen, unb mir
galten es für magrftgeinlicg, bafe fieg bamate bie fdjbne iflage;
ftimme über bass politifebe Gleub Stom’sj »entebmen liefe. Dies
ift bie Stimme über 3!om :
/
Koma, von ebelett $crrn ad?! einftmal« tt'arft tu gegrünbet,
3c(jo von Sdavcn bie äJlagb ftür;cft bu übel babin.
ränge verließen, wie lang’ big» beine gebietrnben gürften ,
'Jiun jn ben O'vifdjcn hinab febtvattben bir Manien unb Kiibm.
Kitgt ift blieben juriief ber erlauchten Regierer bir (Sitter ,
Seine Jjreien bebautt jept ba« telabgiftfie Sanb.
3Jolt, von ben (Silben ber (Srbe, ben lebten, jufammtngefhriJmtrt ,
filterte ber imedite fte ftnb jept bie gewaltigen ^ert’n.
(Sonftamiucboli* blühet, unb beißt nun Koma bie Keue,
Koma, bu alte, ivie fallt SÜJall bir unb SKauer in (Staub !
SBol bat Solch ea im riebe ber Stper verfiinbet jutcr bir:
Koma, e« treicbet bir fd;tiell Slmor in pleplichem 2 rang.
Söetm nicht iietri ®erbienft bicb hielte unb jene« bes flatilu«,
Üang’ febon tvävft bu in Kot tläglicb vergangen, o Korn!
Unter bem 3«b graufanter öttmicfcen, bem fcbimpflicben , liegfl bu,
Äd>! unb bu fhralteft fo bell einft von ber (Stelen Kubm! 1
1 NobiÜbtta fuerag quondam constructa pnlrouis ,
.Subdita nunc servis. Heu male, Koma, ruis!
lteaeruere tui lanto le tempore reges:
Ossit et ad Qraecos nomen honosque tu um.
In te nobilium Rectorum nemo remangit;
Ingermique tui rura Pelasga colunt.
Vulgug ab extremis diatractum partibug orbis,
Servorum servi nunc tibi sunt domini.
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2Drittrt Cucb. günfte« Sopitel.
172
5. 3uflanb ber Stabt 3iom unb ihrer SKonnmente. «Sonftan« plünbert
bi« Äunftfcbäb« in 9Jcm. Sein Xcb in S prallt«.
SSJir hören nichts »on Spielen, noch oon®elb= unb Srobaus-
teilungen, bie ber Äaifer gegeben, nichts non Söieberherftellungen,
bie er angeorbnet hätte, fonbern nur non freoelhaften ^Jlün=
berungen. 6onftanS betrat bie Stabt nicht mit ben ©mpfin:
bungen non Ehrfurcht, toelche einft felbft ben nerbrecherifchen
Sohn gonftantin’S SonflantiuS erfüllten, als er im ^ahr 357
in ^Begleitung beS tjSerferS .fjormiSbaS in baS fd^on alte 9tom
eingejogen mar. Unb -.hier erinnern mir uns bet SSJorte bes
' %
Constautinopolis Hörens nova Koma vocalur,
Moenibus et muris Roma vetusto cadis.
Hoc cantaus prisco praedixit carminc vates :
Koma, tibi subito motibus ibit amor.
Non si tc Petri meritum Paulique foveret,
Tempore jam longo Koma misella Tores.
Muncipibus subjecta jaecns macularis iniquis,
Inelyta quae fueras nobilitatc nitens.
Sief« ffiiegie jog SMuratori au« einem 3Robtnefif<hen (Setejr mit trudle fie
ab im T. II. Antiq. med. aevi dissert. XXI. Sen Ser« Ingenuique
tui ic. ertiürt Xropa (Cod. Dip. Lang. I. p. 143. 144) mit $i)}etti
AnticliitA Toscane I. p. 322 fo, bie um ihre @üter gebrachten Sena-
toren feien jefct ju Soionen herabgefuufen. 3ebenf«ü« fprie^t bi« Steile für
ben »eiligen Siuin be« remijefk» Sbel«. 35er 9u«brud servorum servi
bejiebt ficb auf bie Cpjantiner, unb »ieiieidjt mit fcbiidjterner 3ronie aud)
auf bie Zapfte, er meist auf bi« 3(<< n«<h @tegor, ber ficb juerfl servus
serTornm Dei nannte. Cer @regor nehme id) bie Sbfaffung ber Siegie
niibt au, unb ich mürbe nicht« eimrcitbrn, trenn 3emanb glaubte, irgeitb
ein 3i einer fei burtb Unteren ber 18. £>cmilie ©reger’« ;u biefer H!agr>
fiimme hegeiflert Worben. — Sie versus recurrentes, Roma subito k.
finb ein alte« Spiel. Apollin. Sidon. IX. ep. 14 citirt e« ai« illud
antiquum unb fügt eilt anbere« b<njii : Sole medere pede, ede peredc
melos. Sie Ccjiehung »on 9ioma unb Stmor aber ift alt unb mpflifdj;
unb ich finbe eine Stelle im 3»h. l'pbu« de Mensib. IV. 50., welch« f>e
erllart. Sietn, fagt er, hat breiSHamen: nitanxiv Uoartxov troXtnxuv,
Tt/.tönxov iisv oiovsi 'Eocj^, oörs erai rag tpo-ci Osip rrsoi rijv noJLiv
rntiyttdat. Der *>rKflev(ic$e Warne warftlora, ber politifc&e aber föoma.
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I
Ufern'« guflanb jut 3«* Confloii«’ 11. 173
Ammianua, mit benett er baa grjiaunen bea Äaifera oor ber
ajtenfdhenmenge Stom’a unb Oor ber ijjradbt ber Monumente
befdbrieb. ßonjlantiua bewunberte bamala beit Tempel bea
capitolinifcheu 3eua , bie ißrooinjen gleich aufgebauten 8äber,
baa Amphitheater bea Xitua, bie gewölbte Äuppel bea 5ßan=
theon, ben Tempel ber SBenua unb Stoma, bie Stanbfäulen
ber Äaifer, baa gorum bea griebena unb ba« Sweater bea
fßompejua , baa Cbeum unb baa Stabium bea 2)omitian, unb
oor allen baa gorum bea Irajan. Stach 306 fahren einer langen
unb büftern ©efdjichte Stom’a fianb wieberum ein bujantini:
fcfjer Äaifer Oor jenen SJtonumenten , unb feine barbarifche
Unwiffenheit Ifanntc toa^rfd^einlicf» nur bie bärftigften grag*
mente aua ihrer ©efdjidjte, einjelue fd>on in baa Sagenhafte
getaufte Stamen, Welche ihm felbcr bie Antiquare ber bama=
ligcn Stabt, wenn folche für funbig geltenbe SJiäuner ihn
überhaupt begleiteten, nicht mehr mit ber (Mehrfamfeit
ßaffiobor’a ju erflären oermochten. Stom aber war in brei
gahrhunberten ööQig oerlarot worben. ®er Stempel bea ca=
pitolinifdhen 3eu§ fianb fchon lauge ala Sluine, bie 3Wber
waren oetlaffen unb oerfallen , bie ©runnen jertriimmert unb
leer; im Amphitheater bea Jitua wudja bichtea ©raa, unb
feine entftellten SWauern brodelten hie unb ba. $>er fai|er=
liehe ißalafi war nodj in einem Zeil bewohnt, fonjl in Stuinen
gehenb; baa gorum bea griebena unb alle anbern gora öbe
unb Wüft, nur bie Säule auf bem $rajanif<hen fianb. in
ihrer unerfchütterten Fracht jwifchen ben wanfenben Tempeln
unb toieHeicht f<hon auageräumten 'öibliothefen, wo noch hie
unb ba baa gefdhwärjtc Stanbbilb einea griechifchen ober rö=
mifcheu ©eniua, beffen Stamc oerfchwuttben war, gegen bie
Stergeffenheit fich fträubte. (Sircua unb Sweater langfam
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174
CiiA. gftnftfS ßapilfl.
unb wiberwtßig ber $eit weicbenb, im Verfall : mib ber grof?c
Jempel ber ©enu« mtb Soma eben erft bacblo« unb halb
jerftört. Unb überall, wohin ber ©lief fiel, fab er jwifcben
beu alter«grauen üllonumenten fRom’« Äircbeu errietet, bic
au« ihrem Material entftanben waren, ober Älöfter an fk
angclebnt, ober enblicb Tempel felbft in Äircben l>ie unb ba
oerwanbelt. 5Rom batte in boppeltem Sinn eine ©anbelung
unb eine Söanberung ber Monumente erlebt, ba bier Jcmpel
oerwanbelt, bort aber Ouabcrfteine, Säulen unb Slrcbitraoe,
bon ihren urfprünglicben ©ebäuben lo«geriffen, in nabe ober
entfernte ftircbeit waren biuiibergetragen worben.
Gonftan« fanb alfo ein jmiefacbeä fRom bor ficb, ein
alteg unb ein neue«, wie e« noch auf ben tätigen Jag
in biefem 23iberfpru<b geblieben ift, ben au«julöf<ben feine
$eit im Staube fein wirb. Unb Wie beute war fcbon bamal«
ba« 2lmpb'tbeater be« Jitu« ber SRittelpuuft be« antifen 9tom.
$n bem neuen SRom aber butten ficb bereit« jwei neue geift*
li<be SRittelpunfte gebilbet, weit bon einartbcr abgelegen, ber
lateranifcbe ißalaft, allmälig an bie Stelle be« faiferlicben
ißalatium’« tretenb, unb ber ©atican, ba« cbriftlicbe Gap i toi
bon 5Rom. S)ie antifc Stabt ftanb noch in äße« überragen^
ben Jriimmcrmaffen ba, unb bie cbriftlicbe, in biefe fjinein^
geftreut , jeigte ficb in bielen unb jum Jeil f oftbaren Äirdjen
prattgenb, btren ©efcbicbte (fo fcbneß altern bie Söerfe ber
ßJlenfcben) bi« unb ba gleicbfaß« fcbon in ba« Junfcl ber
Segenbe binabgeftiegen war.
Slber fcbwerlicb ntübte ficb ber ©ei ft be« griecbifcben Jfai=
fer« mit biefen ernften ^Betrachtungen , fonbern inbem er feine
©liefe über ben fclabifcben Jrümmerbaufen 9lom , fein Gigen=
tum, febweifen lieb , gewahrten fie mit Vergnügen noch einige
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'Jfanb frv ^rcir,fii au» Äcnt.
175
©egenftänbe ber $abfucht. gg ftanbeit noch Statuen oon
grj in ben Straften uitb auf ben ijJIä^en, unb feine untrer:
fireifenbcn Slgenten toaren gefchäftig loie einft bie beg ® erreg
in ©icilien, in ben oerfdhloffenen Tempeln nad) folgen ju
fudien. 35er ißapft batte ipm bag 5ßantl;eon alg ein (aifcr=
licheg ©efdjenf an bie Äirdje gejeigt: Sonftang fab bie Sacher
non oergolbeter Söronje ftralen, unb er gab ohne Stücfficht
auf bie Jungfrau fDlaria ober alle aJtärtirer ben 33efehl, biefe
Sacher abjubeefen unb bie foftbaren 3’e8cf auf feine ©duffe
ju oerlaben. Sr war [id>et unwillig , baft bie golbencn Riegel
oom Sach beg ©t. ißeter ihm nicht gleichfalls jur teilte tour*
ben, beim fie herabjuholen oerföebrte ibm bie .fjeiligfeit beg
Crtg ober bie furcht, bie Siömer jum Slufftanb ju reijeu.
3mölf Sage blieb ©onftang in 5Rom; biefe 3«*/ nur um
jmei Sage türjer alg jene beg Slufenthaltg ber milben 3km
balen gettiefen toar, reichte hin bie ©tabt ihrer antifen Äoft-
barfeiten oon 8ronje big auf einen Meinen 9ieft oöHig ju
berauben ;1 unb oieü eicht padten bie ©riechen auch bie lieber*
bleibfel bet alten Sibliothefen bei biefer ©elegcnhcit in bie
©chiffe, fie uad> Sonftantinopel ju führen. 9lm Sage feiner
Slbreife hörte ber Äaifer nocf> einmal bie SReffe am ©rabe
beg Spofielg, bann nahm er oom $apft Slbfcbieb, unb feine
1 Omnin quae traut in acre ad ornatum civitatis, deposuit:
ged et Ecclesiam S. Mariae ad Martyres, quae tecta tegulig aereia
erat, discoperuit, et in regiam nrbem cum aliis diversis, quae de-
posuerat, direxit ‘änaftaftu«, unb fe Paul. Diacon. V. c. 11. gea
gulle Rov. p. 313 tropft fi<$ mit brr ©ftfitbtnmg, baß ned) einige Ü?ronjcn
übrig blirbtn, unb btfonbrr« im Cäfarrnbalafl, n-c no<b im 18. soec. btr*
gleichen gragmrme ausgegrabtn wurbrn. flrnb in neufper gnt tourbe bauen
auegrgraben, f« bas jetät im Sapitol btfinbficbc eperite itfofi aus bem Vicolo
delle Palme in Jvoetrem. 9U>tr im ©anttn ftnb t« ©remm in bru
SDtufcnt SHom'a auffalltnb twnigr.
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176
Xritte« ©mb. günfte* tfapitel.
Statte mit l'icf) fd&leppenb ging er nach Neapel unter Segel,
äber Weber er, nod) (Sonftantinopel foHte beS Staubet frob
werben. ®ie ©erec^tigfeit beS Scfiirffalss oolljog fidj fd&on
na<b Pier fahren un bem SJrubermörber : in bem alten Sp=
raluS , wo er l'icb unb feinen Staub auf ber ^nfelftabt Or=
tpgia per borgen butte, unb wo er bie briidfenben Steuern oon
Sicilien, oon (Salabrien, oon Slfrifa unb Sarbiniett, ja felbft
bie Slltargefäjje ber Äirdben habgierig aufbäufte, würbe 6on=
ftanS eitte8 £ags im Sabc umgebradbt. (Sin riiftigcr Sclaoe
erfcblug fein oerfiucbteS .paupt mit bem ebenen ©efäfe, au«
weichem er ibn jutoor mit Söaffer iibergoffen butte. ®ie in
ber ^nfelfiabt niebergelegten Äunjtwerfe Stom’S aber fielen
als Statte halb barauf ben Saracenen in bie .pänbe, ais fte
auf jenen Äüften an’S Sanb fpringettb plöplicb bie ebrwürbige
SprafuS eroberten. 2lu<b biefe teilte bas Sdpidfal mit Sltben
unb Stont, unb Sicprabpna, JEpdpe, SJeapoltS unb ©ptpolä
waren nur noch oerborrte ©lieber an bem Stumpfe ber einft
prächtigen fpnfftabt bes ©elon unb .jjieron. 1
1 <2pratu<« ira fDiittelalter — rin attjubuntler ©egenflanb. 3<b fanb
Weber in bem ©rief be« älioncb« Xbeobefiu« »cm 3ahr 878 (ad Leonem
Archid. de 8yracus. urb. Expugnat. in be« tfantfo Bib). Sicul. I.),
inxb beim t'irri , n«b beim gajtd« ©elehrung, uub aueb i'iubdt Umari
iit feiner Storia dei Mueuimanni in Sicilia gibt lwnig äufjtbluß. ttr
feufjt: ratratla era la citta nel nono sccolo dal tempio di Giove
Olimpico e dalle Epipoli alla pcniaola: rntratto l’umano ingegno
da Oelone al monnco Teodosio. 3ur 3*it be« (Sonflait« war ber lempel
ber äRinemi fdjou in eine ftirepe (bie heutige Äalbebrale) »erwanbelt unb
ber äRaria Xheotofo« geweibt ; bceb febwerlid) war fte »cn ©elifar ausgebaut
werben (Pirri Sicil. Sacra. II. p. 123). — Xer Liber junior. Philo«,
nennt im saec. 4 »ott bamal« berühmten Stabten Sicilien’« Shracu«,
Satina (öatanea), unb gibt ihnen noch ba« ©räbirat eplcndidae; berfelbe
ff ober fügt mxb falanmtl binjn, aber ber Herausgeber SWaf hält bie« für
einen 3>'fab fine* 2Mämh« tocii Sa ffaca, at« Palermo bereit« mächtig
geworben war.
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Sedj&cü Kapitel.
1. Sbeebatu* im 3abr 672. (Erneuerung be« Älcfter* (£ra«mu*.
Seim* ^lapp, 676. Stgatbon (fapf!, 678. Ser Crjbifdiof een SRarmna
unteitoirft fiep bem Primat wn 9tom. Sa* fe$«tc Sfümtnifdje Ccitcil »cm
3abr 680 fietlt bie Ortfiobojrie triebet bet.
(riit römifc&er Vtöncb 2lbcobatu«, Soöinian’« ©olm folgte
nad; bem Sobe Vitalian’« auf beut St ul t)3etri am 1 1 . 2lpvi(
be« ^a^ireä 672. ©eine ^Regierung »on vier fahren, 3>uei
SRonaten uub fünf Sagen ift für bie ©efdjidfte ?Rom’§ an
Gteigrtiffen Döttig leer. G« fd;reibt ijjm ba« Vud? ber ißäpfte
bie Sßieberberftcllung einer bem ©t. ißeter gemeinten 3tircf;e
auf ber ^ortuenfifdien ©trage beim Campus meruli ober
Slmfelfelb ju. 1 Gbebetn ffiond) im Älofter be« ©t. Grasmu«
reftaurirte er auch bie«, ober er fügte ipm neue ©ebäube an
unb uermebrte feine Ginfünfte burd) 3utoad;« pon ®runb=
ftüden. G« war bie« Äloftcr ein« ber berübmteften ber ©tabt,
neben ber Äird^e bc« St. ©tepbatt auf bem Göliu« gelegen,
unb ber Sage nach toon Venebictu« felbft im §aufe be«
ißlacibu« erbaut. Gra«mu« föar ©ifcbof in Gampanien getoefen;
er batte fi<$ ber Verfolgung unter ©iocletian bureb bie glud&t
1 iBofto Koma Sotterr. II. c. 20. p. 124 fü(irt bieje alte tfirefc am
12. 372ei(enf)ein auf unb geigt , baß neep in einer ©nfle 3o&ann'« XIX.
ber Campus meruli genannt rcirb (feilte Campo Merlo in Portese). 3$
t/abt fcbcu eine Stelle @regot'« in ben Dialog. III. c. 11 angeführt, »o-
n«<$ ba« Slmfelfelb am 8. SKtifenpein lag.
Otrtger cv i ue, ®<fd)l*tc t«r <Rom. ||. \0
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178
Tritte« SftfcMe» Capitel.
auf ben Libanon entjogen , roo iljn §irf<be ernährten, unb
oon ben Gngeln aufgeforbert, ben 9J(ärtirertob ju erleiben,
mar er barauf berabgcftiegen , um ttacf) fd&recflidjen Martern
ju fterben. Senn juerft würbe er mit bleiernen Äeulen ge-
fcblagen, hierauf mit brennenbem £<$mefel, .§ar}, 5ße<b, mit
flüffigem Söfei, ffiacbS unb Del begoffen, of;ne graben ju
leiben, bis ihm enblid; bie Ghtgeweibe auf einer eifernen
fflinbe aus bent Sieibe gebafpclt mürben. 1 Sas ßlofter bes
St. GraSmuS in 9tom wirb notf; oft oon uns genannt wer=
ben, unb fdjon oon bem Diacbfoiger 2lbeobat’S, SonuS, toirb
erjä^It, baft er eS erweiterte unb fi<$ bann unb mann in
feine Ginfamfeit jurüdFjog. Später mit bem SBenebictinerflofter
oon Subiaco oereinigt ging es in ungemiffer ^eit unter , aber
noch am Gnbe bes fedjjetynten 3JbrbunbertS fab man linfS
am Gingang oon S. Stefano Slotonbo feine 9iuincn, mit
Slefien oon Kammern unb alten ÜDtalereien, unb fte fttyeinen
bie SRcfte ju fein, welche ^cut in bem frönen ffieittberg
biefer ßirebe notb oorbanben finb. J
Such unter SonuS ober SortmuS furjer Regierung Iwren
mir nur oon einigen .fiirdbenbauteti in 9tom. Siefer 9lömer,
bes Mauritius Sobn, beflieg nach einer Sacanj oon mehr als
Oier SRonaten ben SBifdjofftul am 2. ÜRoöember 676 , unb er
regierte nur ein 3abr, fünf 9Jlonatc unb jebn Sage. 33on ibm
mirb berietet, baft et bas 9Urium bcS S. $eter mit groften,
weiften SRarmorfteinen „munberbar f<bön" pfTaftcrte, unb weil
mir nid^t glauben föntten, baft er biefen foftbaren fiupuS aus
' Mortyrol. Usunrdi jum 3. 3uni. Ta« Mart. Roman. |t(jt b«n
2. 3uni an. Ta« SWartirium btfl 6. 6ra«mn« ijt ber fdKiifjticfcftc @fg«n-
ftanb btr SDtatfrri; man (tljf «nb »fragte ba« ©rntälbt bt« 9iicotau« ^ouffin
in btr ©altrit b<« SJaticau.
’ Ugonio le staziom cart. 291. Severano Uelle 7 chiese p. 486.
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'Jßoiitificat br* 2>onn* imb Äflatbcn.
179
fernen STOarmorbrüchen fommen liefi , fefnt mir uns nach bem
antifen 9Jlonument um, melcbeS ihn fiergab. ®ocf> eS ift
unermiefen, menn gleich möglich, baft 2)onuS bie ÜRarmor*
befleibung beS fogenannten ©rabmalS beS Scipio bap »er:
manbte, eines fabelhaften ©ebäubes, melcbeS noch bis auf
äleyanberS VI. $eit prifthen bem St. ißeter unb bem fmbria=
nifcfien (Saften ftanb unb im Gharafter ber ißpramibe bes
GeftiuS ähnlich mar. 1
21 uf ber appifcben Strafte erneute SlonuS bie Strebe ber
S. Guphemia. S)iefe Eilige ferbient eine furje Vemerfung:
fie mar feine ^Römerin, fonbem aus Gfialcebon am Bosporus
gebürtig , mo fie auch ftarb. Such fie oerbanfte ihren Stufim
jener biocletianifchen Verfolgung, melche bie JBelt mit $eilU
gen mahrhaft betoölfert hat. 2)ie Ghriftcn jener Stabt hatten
fidj bem öffentlichen Opfer bcS ÜJtarS bur<h Verborgenheit
entpgen,' unb unter ihnen gab bie eble SRatrone Guphemia
ueununboierjig Verfonen ein Vcrfiecf. Sie marb ergriffen unb in
eine ©ruhe milber 3:fnere geftürjt , aber bie Sömen unb ißanter
flochten ihr aus ihren Schmeifen mit ^uoorfommenheit augenblicfs
einen Seffel, auf bem fie ji$ nieberlieft. Gnblich marb fie mit .
bem Schmert erftochen, unb es begann nun bie feltfame ©e=
f<hi<hte ihres ßeichnamS ober ihrer Söunber, melche bie Segenbe
mit bem berühmten Goncil oon Ghalcebon in 3nfantmenhang
gebracht hat. 3Ran bemerfte, baft bie SBunbc ber ^eiligen
nodh nach bem £obe fortblutete, unb hatte beshalb in bem
Sarfophag, melier fie in ihrer prachtvollen Äirche p Ghalcebon
' Nardini III. p. 367. Platins in Dono I. 5« ifl ^ttni« SWaUiii*,
btt in feinet €d|rift über bic SBaflltfa be* <2. fßetet jene ^«bauptung auf»
(l<Ut. Silan fit&t bie* fogtnamUe Sepulcrum Scipionis auf btt iPrcnjtttiüt
be* @. fielet al* '6btamibc bargefkttt.
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180
®ritte« ©iid>. Scd)«tc« (gapitel.
umfloß, eine Deffnung angebracht, bamit bie ©laubigen
bc« wunbertoirfeuben ©lut« teilhaftig würben. ®er Äaifer
tDtauritiu« hatte bieS genfter au« Unglauben mit Stein unb
Siegel oerfchließen laffen, worauf er fi<h überjeugte, baß ein
Strom bon rofenfarbncnt ©lut ben SJtarmor felbfi burdhbrang.
2lber wichtiger al« bie« 'Buttber war jene«, ba« jtch auf ber
Spnobe oon ßhalcebon ereignete. $>ie« berühmte bierte öfu*
mettifchc (Soncil würbe im 3ahr 451 in ber .ßird)e ber ©.
©uphemia gehalten, unb bie ^eilige gab ihm ber Sage nach
ben 5Ku8f<hlag. 3)enn bie ftreitenbcn Parteien legten eine
jebe ihr ©Iauben«befenntniß neben ber Seiche iticber, unb
al« fie am folgenben Jag hinjutraten, fanb fich bie beradhtete
Formel ber Gutpchianer unter ben güßcn ©upbcmta’8, währenb
ba« ©efemttniß ber römifdjen Kirche, baß Ghriftu« in $wei
Staturen fei, in ihren achtfamen $änbcn lag.
ft>er Äörper ber ^eiligen war übrigen« nicht nach 9tom
gebraut Worben: er fam f pater nad) gonftantinopel, würbe
bon bem ©ilberfeinbe Seo bem ^faurier jwar in’« ©teer ge=
worfen, fchwamm aber glücflich nach ber 3nfel Semtio«, unb
warb bann im 3ahr 780 Wieberum nach Gonftantinopel
juriicfgetragen. $>ie fRömer hotten ber ©holccbonifchen cpeili=
gen jeboch jwei Äirchen gebaut, bereu 3e<l ungewiß ift; bie
eine ftanb im ©icu« ©atriciu« neben bem Jitel 5ßubenti«>
unb bie anbere auf ber ©ia Stppia, eben jene, bie ber ©apft
3)omt« erneuerte.1
®onu« ftarb im ülprit be« ^abre« 678, unb ber
1 Martinelli Kom. ex ethn. saer. p. 357. ©eibe finb untergegangeu.
®tr Liber Pontif. erwähnt im Seben be« Tenn« eine« forift^en Slcfter«
Monasterium Boetianum, in welche« ft wegen 9tefterianif($er ÄetJtteiett
ber SWöne^ie Sömer »erlegte. Sein Crt ift tm« nnbetannt. äBar e« eine
Stiftung be« ©eetfjiitS ober feine« Sollte«?
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'Ik'iitimat te$ 'Agatbon. (Kl
©icilianer ?fgatpon napnt jwei Monate barauf ben Stul ^ßctri
ein. $)iefer Sßapft patte ba« ©lücf ben Primat unb bie or=
tpoboyen ©laubenäfäpe 9Jom’3 foloct im 2lbenblanb al$ im
9)torgenIanb jur vollen 2lnerfcnnung ju bringen, ^ener war
fcpon jur 3eit ^Bitalian’-S burcp ben Grjbifcpof 9Jlauru3 non
9favenna angefoepten worben, benn bie fortbauernbe Spannung
jwifepen 9iont unb Vpjanj ober bem in 9taveitna wopneubett
Grarcpeit gab bem Grjbifcpof ben fepr natürlichen ©ebanfen
ein, (‘ich bon ber geiftlicpen Dberperrfcpaft bes fßapfteS loö
ju machen. Gin erbitterte« Stigma war auägebrocpeu, weites
GonftamS, bamalä in Surafuä, mit boäpafter greube unter-
ftüpte, 1 unb fotool Naurus al« fein Stacpfolger 9leparatu3
bebauten mit tropiger Verachtung ber Vannffiicpe 5Rom’3 in
ihrer ffiiberfeplicpfeit. 3nbejj patte fiep fcpon jur geit bee
$onu3 ber Grjbifcpof »oit 9iavenna beugen muffen, weil ber
9tacpfolger jene« ÄaifersS Gonftantin fßogonatuS fidp juitt .Ha=
tpolici3tnu3 neigte. Xpeoborus, 9?acpfolger beS 9leparatu$,
erfdpien enblicp unterwürfig in 9lom vor bem Ifkpft Slgatpon,
er verjidptete auf bie non ber Äircpe 9tavenna’3 beanfpruepte
2lutofeppalie ober Selbftänbigfeit unb lief} fiep non iptn con-
fecriren. G« war näntlicp jur canonifdpen Siegel geworben,
bafj bie jebeomaligen Grjbifcpöfe von 9iavenna na cp iprer
2ßapl in 9!oni erfcpieiteu, um vom ffkbft bie Orbination ju
empfangen, aber ju biefer 3eit würbe feftgefept, bap ipre
1 ®eim Slgncllii« in teil Observ. jur Vit« Mauri fintet man ta«
mertirürbige 'pritiilegium bee Ccnftan* an bie &ir<be von 9faöenna, batirt:
Kal. Marliaa Syracusa. Xarin beißt eä: sancimus amplius aecuram
atque liberam ab omni superiori Episcopali conditione mauere — et
non subjacere pro quolibet modo Patriarchae tlrbis Romac, se<l
manere eam Avroxiq>aJLi^ — t« mar tamnl«, im 3abr 666, Cjavcb
<*regoriu$.
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182 Eritte* »u<6. €o6«tr« (Sapitet.
Slnmcfenbeit in SHom nicht länger als acht Sage bauern
bürfe.1 55er Sieg über Slabenna erhob ba« SInfeheu be«
fßapft« mib War Don wichtigen folgen fiir feine fpätere Stel=
lung 5 um Gparchat, hoch bebeutenber war Storn’« Stiurnf über
bie Äegerei ber SJlonotheleten.
Um biefen wütenben Streit ju beenbigen hatte Gonftantin
ifjogonatu« ein allgemeine« Goncil nach Gonftantinopel au«=
getrieben. 3tom follte Slbgeorbnete fchicfen, unb Slgathon
perfammelte jUDor am 27. HJlärj 680 eine Spnobe Don 125
italienifihcn ©ifcfiöfen in ber Stabt. 9)ian wählte ju ©e-
fanbten biefc« abenblänbifdhen Goncil« Qo^aitn ©ifchof Don
ißortu«, Johann ©ifchof Don SRhegium, Ibunbantiu« ©ifdjof
Don fßaterno, ju Segaten ber römifchen Äirche aber beftimmte
ber ißapft bie 5j3re«bpter 2he°bor unb ©eorg unb ben Sia=
coitu« 3°hanite«. 3u bent ©egleitung«fchreiben an ben Äaifer
Gon ft an t in entfdiulbigte fid) Igathon , bafj er ©oten gefenbet
habe, welche Weber berebt noch in ben heiligen Schriften ge=
ltugfam gelehrt feien, unb er gab ju bebenfen, baß fie
fUlänncr feien, bie in böfen feiten, mitten unter ©arbaren
lebenb, mit ihrer §änbe Slrbeit ihr tägliche« ©rob fich et=
werben müfjten.2 Sie« ©eftänbnifi überzeugt freilich Don
bem bamaligen guftanb ber SBiffenfchaftcn 9tom’« unb Italien’«,
inbef) bie ungelehrten 3Jlänner reichten DöHig au«, bie ortho=
bope fiehre in Gonftantinopel ju berfe<hten. Sa« berühmte
' 35 ie Ciferfwbt 9iawima'8 jpricbt iignctlu« mxb im 9. saec. mit
Seibenfcbaft au«. 9lacbbtm Der rai'fimatiictc @cf<6i<bifcbreibtr bi« Unter«
U'frnmg Ibcctcr’« erjagt b<»t, bringt u ibn mit ffioüiift unter bie Srbe:
cum multa alncritate Sacerdolmn, et omnium grntulatione liumo
submersus est, in Ardica B. Apollinaris subtus jacet. Vita Theodori
c. 4. p. 320.
’ Ep. Agathonis, beim fabbe Concil. T. VIII. p. 655.
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3>ie ^<eft Dom 3abt 680.
183
fedjä^tc öfumenifcbe Goncil würbe am 7. DioOember 680 im
SruHu« ober Äuppelfaal be« sßalatium’« von $pjanj er=
öffnet. SDie 8efd>lüffe Storni würben afss cattonifd) erfunben,
bie tobten unb lebenben ©onotfyeleten ftrecfteu bie ©affen,
ober würben nad; einem $artnädigen ©iberftanbe oon oielen
Si?uttgen (bie« tfjeologifd^e $rama jäblte adftjefw JMcte ober
Actiones, wie ber offizielle Stil fagt, bi« jum 16. Septem»
ber 681) für befiegt erflärt. ©eorgiu« ijiatriardi oon Gon»
ftantinopcl befannte reuig ober wiberftrebenb feinen Irrtum,
ÜJIafariu« jebodj oon äntio^ia, ber troßige §ero« ber üJlo»
notfjcleten würbe abgefeßt unb in« Gpil gewiefen, unb bie
tobten Sefenner eine« ©iQen« in bem einen Gfiriftu«, Goru«
oon 2lle?anbria, unb oon Gonftantinopet Sergiu«, ißprrlju«,
ißetru« unb iJSaulu« würben feierlich üerflud>t, ibre mufiöifdfen
Sibbüber aber in ben Kirdjen au«gelöfd)t. 3a felbft ber römifdje
ißapft .ponoriu« büßte feine wehmütige 9iadbgiebigfeit gegen
bie Hexerei ber SKonot^Ieten no$ im ©rabe burd) $8 erbaut»
mung. 1 Gine Unja^l oon fdjwarjen Spinngeweben fiel hierauf
auf ba« Soll jum 3e‘^en ^6 bie Kefcerei oertrieben fei.
Sie Gfyriftenfieit war über bie jtoei ©dien aufgetlärt ober
beruhigt, unb bie römifd&e Äirdje, mit ber grie$if$en we=
nigften« für jefet bogmatifdj oerföfmt, war al« ber in allen
fluten beftänbige gel« glorreich anerfannt worben.
2. Sie 'lieft eerbeert 9tem im 3abre 680. Segenbe tsom guten unb bofen
tfeftengel, unb ibre 3>arjleflmig in ^ictro ab Vincula. ®a« SWofaitbilb
bf* 2. €ebaftiau. ®ie Jegenbe biefe« ^eiligen.
$>ie Stabt ^atte jebod> taum bie Kraft au folgen ttyco»
logifcfycn Kämpfen Seil ju nehmen, ober be« enblid^en Sriumf«
1 Non quidem ut haerelicus, sed ut haereticorum fautor. granj
$agi Brevinr. p. 243. XVIII. unb Anast. Vita S. Leonis II. n. 148.
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18i
Dritte« S'wb. ©eibete« tiafitel.
bcr Kirche ju geniefeen. Gben war fie Wieber fcljwcr t>eim-
gefudbt Worben: Wonb ltttb Sonne Ratten fi<h blutig oer-
finftert, unb fcboit einige 3eit ferner War ein Äomet ficbtbar
gewefen. 2lm Gnbe bcs 3uni enblicb , in ber 8. 3nbictUm
beS 3ahrf3 680, brach eine fchredflicbe ißeft aus. Sie wütete
burd; bie SJlonate 3uü/ Suguft unb September mit einer
^ fotzen .^eftigteit in -ber Stabt unb Untgegenb, bafe man
3Jlühe batte bie lobten ju begraben, sjLlaul 5)iaconu3 bat uns
erjagt, fte habe and; bie Stabt ^avia fo arg betroffen, bafj
in ü;ren oon Job unb flucht entoölferten Strafen ©raS
wuchs, unb er berietet wunberbare Jinge oon bortigen ®r=
fd^einungen. 1 Dian fap, fo fagt er, mit Sugeit ben guten
unb ben bbfen Gngel Nachts burd& bie Straßen ber Stabt
einttergefm ; Wo ber gute Gugel ein 3f*$en machte ftiefe ber
böfe mit einer Sanje, bie er trug, an bie Jfriirc beS Kaufes,
unb fo »iele Stöfee er ttjat, fo öiele SKenfcben würben beS
folgenben JagS barin tobt gefunben. ®a liefe ficb enblich
eine Offenbarung oernebmeu, bafe bie ißeft nicl;t eher auf;
hören werbe, bis ni<bt in ber Äircbe, welche S. ißetruS ab
iiincula genannt wirb, bem ^eiligen Sebaftian ein Sitar er=
richtet worben fei. 2Jtan liefe hierauf Reliquien biefeS 3Jtär=
UrerS »on Stom fommen , unb faum waren fie in jener $}a
ftlifa niebergelegt, als bie ißeft t>erfd;wanb.'2
®ic grofeartige unb wilbc iftyantafie biefer Segenbc,
welche ben Gbarafter jener bpjant inifch = röntifchen ißeriobe gut
' Paul. Dincon. VI. C. 5. Anast. in Agathone n. 141 fpriebt »an
ber 'ßefl in Stent, bat aber ni<bt« non ber Pegeitbe au« 'ßaeia.
1 Delalis ab urbe Koma beat. Sebastiani martyris rcliquiis.
Varoniu« aber unb ©igoniu« iefen ad urbem fiomam. Ugeitie le stau,
cart. 58, 'ßancireli ?c. p. 212 behaupten baffelbe SDhiratori gibt beit
IJaeefen rec^t.
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£i< ^fft »cm 3abr 680.
18Ö
au«brü<ft, reijte ben 9teib ber Slömcr. 3nbem fte fdhon im
localen Gefij} ber f ebenen Sage ooin ©rfcheinen be« Gfrjengel«
über bcm ©rabmal $abrian’« fid; befanben , wollten fie aud;
jene al« römifch fid; ju eigen machen. <5« entflanb baher in
weit fpäteren feiten ein Streit jwif^en ißaoia unb 9tom um
ba« (rigcntumSredd ber feltfamen Dichtung. 2lber bie flaren
2Borte be« ißaul Diaconu« rcbett twn einer Jtirche S. ißetri
ab Gincula in Dicinum ober $at>ia, unb »on ber lleberfiih
rung ber Reliquien be« S. Sebaftian au« 9tom in jene Ga=
ftlrta. ©feidhwol haben e« fidfi bie sJtömer nic^t nehmen laffen,
jene Segenbe in ihrer Äird;e Pietro ab Gincula al« rö=
mifd^e Gegebenheit fowol in einer 3Xi'annorinfd?rift 3U oer-
jeidhnen, als in einem ©emälbe barjufteHen. 'iöenn man in
bie Gafilifa tritt, erblicft man jur linfen £anb bie ®rabbüften
jweicr Äiinftler, ber Grüber Antonio unb ißietro ißollajuolo
au« glorenj 00m 3ahr 1498; über ihnen aber ein greöcobilb
ba« toon 9lntonio gemalt fein foll. 6« ftellt jene f^cft »ont
3ahr 680 in au«brudf«twHer unb grote«fer ÜWalerei oor: »orn
Seichen fdhaubcrhaften änblidf«, hinten auf ber Dreppe einer
Gafilifa bes fßapft 3lgathon jwifchcn Sarbinälen auf bem
Dron fifcenb unb für ba« Golf Teilung erflehenb; eine fßro--
ceffion; ber gute (Sngel, grajiö« »on ©eftalt unb im Sharafter
ber 2J?alerei be« iperugino ober be« fpinturicdhio, beutet mit
ber $anb auf ein .$au«, wäbrcnb ber böfe Dämon , fchmatj,
gehörnt unb geflügelt, mit bem fßeftfpeer gegen bie Dhüre
ftöfet. Die fyür<hterlichfeit biefe« Söürgengel« ift hier tief;
finnig gemildert, weil er al« Wiener be« 2lgathobämon auf=
tritt, woburch ber Duali«mu« wieber aufgehoben wirb. Denn
audh ba« Göfe ift ein 33etf ber Gorfehung unb ihr ju ^werfen
be« .freil« bienftbar, ber fWenfdh aber, ber jene« erleibet, foll
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186
I)rittrt ’Piidp. Sfcbetf« Ca^iifl.
fidh ju bem ©ebanfen ergeben , baß bie brutale (Gewalt beS
Hebels »on bcr tljr gebietenben sDlad)t beS ©Uten geleitet
werbe. ©o ^at in biefer fdjönen Segenbe ein tiefes bicbtc--
rifches ©emüt bie grage über baS Sööfe in ber SBelt auf=
gefaßt.
3m liufen ©eitenfchiff berfelben ©afilifa wirb ein bem
©. ©ebaftian unb ber SJtaria geweifter 2lltar »erebrt, non
bem bie Sfrabition behauptet, baß er fchon »on 3lgatbon auf-
gcftcllt worben fei. lieber ihm bcfinbet ftdh ein altes 2Wofait=
gebilbe: es fteHt ©. ©ebaftian felber oor, unb wenn 2lgathon
jenen Slltar aufrichtete, fo Würbe auf feinen ©efehl audh baS
SRufi» bort geftiftet S5ieS ©emälbe ift non burchauS roher
unb fchon »böig barbarifdher Arbeit, aber fehr merfwürbig,
weil es ben ^eiligen im reichgeftidften weltlichen ©ewanbc,
alt, fürchterlich unb bärtig, mit bem -JtimbuS um’S £aupt
unb ber SRarterfrone in ben ^änben barfiellt. ©on biefent
fogenannten bpjantinifcben SppuS wich man im fünfzehnten,
vielleicht fchon im oierjehnten 3ahrhunbert ab, unb ©. ©c-
baftian würbe eine SieblingSfigur ber 3Jialer, inbcm fxe ihn
mit antifer Sicenj als einen nacften fchönen Jüngling
bilbeten, ber an einen ©aum gebunben oon Xobespfeilen
burchbohrt ift.
©. ©ebaftidn war übrigens fchon lange in 3tom »erehrt ;
er befaß eine Äirdhe über ben Äatafombeu bcS ©. GalirtuS,
bte in ungewiffer 3«it erbaut fchon unter ©regor bem ©rofjen
beftanb, unb fpater eine ber neben .öauptfirchen 9tom’S würbe.
®er ^eilige, aus 9larbonne gebürtig unb 3e*t9en°ffe ber ©.
SlgneS, war ein junger Tribun ber erften Gehörte, unb er
erlitt als ©efenner beS ©laubenS in 9tom ben SKärtireriob.
3tachbent er in ©emeinfdhaft mit bem heilige” ©reShpter
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®. ©eotg unb feine Sirtfet in 9toin. t87
'Colhfarp »iele Stömer im ißalaft belehrt, unb felbft ben *f3rä=
fecten (SfjromatiuS, befielt ©ofyt Siburtiug unb 1400 ©claoen
jur Saufe bewogen fjatte, mürbe er ergriffen, auf einem
fßla(5 be$ faiferlidfjen fßülafteS an einen Saum gebunben unb
ben löogenftfm&en jur gielfc&eibe au3gefe|t, biö er Bon fßfeü
len „Wie ein Stadjelfdjwein" flarrte. Sie fromme 3rene
fanb ben ÜWärtirer noclj lebenb, fte trug ifcn in iftre eigene
ftammer, wo er in Wenig Sagen Böflig geteilt warb. Slber
(5. Sebaftian wollte flerben : er [teilte ft<§ auf bie Sreppe beä
£eliogabalu3 im ißalaft, mit füfmer Siebe ben Äaifer an=
fpredbenb, worauf man ifm im Gircuä beä fßalatium’ä mit
Jteulen erfcfjlug. 3m Sraum erfdjien er ber frommen 3Jia=
träne Sucina, jeigte ifjr ben Ort an, wo fein in bie
Gloaca SJtajima geftürjter £eü§nam ju finben fei, unb er bat
fte, ifm in ben Äatafomben beS GalijtuS }U begraben, beren
einer Seil barauf Bon ifmt felbft ben Slamen erhielt.1
3. ®ie Vegenbe öcn ©. ®eerg. Seine Itircbe ira alten ©elabrom.
3« 6. ©ebaftian Bereiten bie Siömer einen nationalen
SRärtirer, in feinem ftiegerif^en ©enoffen ©. ©eorg aber
einen ©rieten. Sie äegenbe Born ^eiligen ©eorg ift fe^r
befannt. Gr war aus ftappabocien Bon ebelm $aufe geboren.
Obwol nod) fefm jung empfahlen ifm bod) Sfbel, ©eftalt unb
SRut bem Äaifer Siocletiatt, fo baff er SWilitärtribun unb
halb barauf GomeS ober ©raf ber SReiterei würbe. Siocletiatt
' 3<b trjäblt« bie Segenbe nacO Sutiu« de probat. Sanctor. Histor.
JtBln 1570, trelcbe Sombilation ben fimnanmi? eercollftiinbigt : Tom 1.
jutn 20. 3anuar, p. 434—452. Sie ift eine jieinlit^ ftäftige nnb reiche
tfegenbe. ®er Garbiital SBifemann, bet fte ju feinem Ütoman gabiola be<
nutjte, erlaubte ft<$ einige gictionen, wofür et bie Diartirologen imb ^ei-
ligen um ©erjetyung wirb ju bitten baten.
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188
Sritte« ©wfy. igfcWt« Clapitcl.
wollte eben fein ©erfolgungSebict bcfannt machen, als ber
junge Ärieger an ben .§of fam, unb mit fjelbenmütigcr ©e=
finnung ben Äaifer unb beffen State ermahnte, Don ber Gbrh
ftenoerfolgung abjuftebn. Ban ftiefj ben alljufu^nen 3üng=
ling aus bcm ©aal in einen Äerfer, unb man begann feine
hartem. Benn man bie ©efd&id&ten ber Bärtircr liest, loirb
man finbcn, baß fid> ihre moralifdbe ©röjje immer in ber
pbvfifc&e» Sfyatljie ober in ber Unoerwunblidbfeit burdb $eucr,
fiebenbeS Del, Beffer unb anbere ^nftrumente ber Dual ju
erfeitnen gibt. Qbre ftörver werben bis jum äufjerften Stobes-
ftreicf) burcb baS Schwert als gefeit oorgcfteHt; benn nur bie
•Öäupter muffen fallen, unb es bat feine Segenbc gewagt,
bie fdfjarfe ©djneibe eines §enferbeils abjufinmpfen, feitbem
baS .öauDt beS @. Paulus gefallen war. 1 6. ©eorg nun,
ein .ftercS ber Bärtirer, erlitt baS Sleufjcrfte oon ©ein mit
fortbauernber Bunberfraft. ©ine Stacbt biitburd; hielt er bas
©ewidfit eines ferneren ©teinS über ber ©ruft aus, bann
warb er oon einem eifengejafjntcn Stabe langfam jerflcifdjt ;
wäbrenb er ftanbbaft bulbenb alfo balag, fielen Bonner
unb ©lifs unb eine ©tirnmc »om Fimmel , welche rief: ©eorg,
furzte bic^ nid^t , benn i<$ bin bei bir; unb jugleid) ftanb
eine weifjgefleibete Weftalt an bcm Bartcrrabe, welche ben
Unglücflid&cn fanft in ihre Sinne fcblojj. SDieS Bunber cnt=
jünbete bie ©ecle ber Äaiferin älepanbva, fo baf, fie baS
Gfwiftentum befannte. T>rei Stage lang litt nun ber untoer=
feljrte ©eorg in einer brenitenbeu Äalfgrube. $od) Weber
biefe Bartcr, itocl) glü^enbe ©d^uf;e, nod; ein magifeber ©ift-
tranf t>crmodf)ten ihn }U töbten , oielntebr erweefte er »or ben
' Virtu« Christianorum nonnisi in ferro vincitur, jagt bie
Legend« nuren be« Ctaccbue be ©cragiue im Sieben ber 0. (Siifemia.
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&. ©eorg unb feine SirdK in Dient. IS9
Slugen t>t$ Ra iferä einen lobten, unb im Stempel beS 2lpoHo
reifte fein blo&eä äßort ^in, alle SDiarmorbilber oon ben
Socfcln fpringen ju machen, gnblid) aber fiel fein Haupt
unter bern oerbäitgnijioollen ^enferf^tuert. 1
3)ie3 finb nur bie biirftigften Umriffe ber Segeube, mit
roeldfcr bie unerfcböpflicbe '^iiantafie beS €briftcntum$ @.
©eorg auSgeftattet bot/ einen Liebling be« 2lbenblanbS unb
be$ SRittertumö, unb ber Sagen, bie fi<b im Sauf ber 3eit
um feine ©cftalt gebilbet baben, finb wabrfcbeiulicb mehr,
als fie ein auberer Eiliger aufjutoeifen bat- Sein ©baraf-
tergenoffe ift, Wie loir f^on gefagt haben, ber iKümer S.
Sebaftian. ©eibe finb bie wahren Witter unter ben ^eiligen,
unb besibalb Hauptfiguren in ben Äreujjügen. ©tan Tonnte
fie bie JlioScuren ber cbriftli<ben ©tptbologie nennen, unb
beibe eble Ärieger würben auch bie bcoorjugten Heiligen bcS
2lbelS unb ber Könige. * 3Bie bie fpätere ©talerei S. £eba*
ftian als einen naeften unb frönen Jüngling 001t bem glän=
jenben ©lieberbau be§ SlpoHoti abbilbete, fo erzeugte ft<b für
<S. ©eorg ber ritterliche £ppuS eine-3 ©erfeu« , ba man ibn
auf bem SRofe fi&enb barfieüte, eine Sanje in ber -Hanb, ben
1 Suriu« unb eipoman. juiu 23. ’Äpril. Die cömifc^e «ird>« »er«
ivirft einige Sela biefe« äRärtirer« «I« unecht; fiebe be« ©aroniuö Jicte
im Martyrol. Rom. jum 23. april. ©rietbeit unb 9fSmer meinen son
einanbet ab, unb jene, non benen bie l'egenbe berflammt, babeu imjäblige
©unber gefegten »cm ©. ©eorg, beffen gemalte« fifetb ein üJibrnb fogar
wiehern bürt».
* 3« ben Äteujjügen unb Xfirtentriegen waren ©rfebeiiiungen be«
©. ©eorg unb feine« weißen £*er« häufig, unb neben ihm erfdf>ien auch
@. Iheobomf unb ©. Dietcuriu«. Xie remijebt Äircbe aber pflegte jur
SSetämpfung ber Ungläubigen anjnrufen: ben SRauritiu« , ©ebaflian unb
©eorg, wie au« bem Ordo Roman, ad annaudum Eccleaiae lA-fen-
soreui vt-1 alium Militem be ec ergebt.
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190
Tritte« Sfmb. Sedtfte« (iapttel.
brachen beffimpfenb, au« beffcn Scbhmbe ober Umftrtcfung
eine fchöttc flebenbc Jungfrau ju befreien. 1
g« ift bieUeicpt nicht zufällig , baft S. ©eorg, einem
©rieefren »on ©eburt, gerabe im ^apr 682 eine Äircbe in
5tom gemeint mürbe, toeil boeb bureb ba« fec^Ste oFumenifcbe
Goncil 3tom mit ©pjattj eben erfl öerföbnt morben mar.
35a« Sßucb ber Zapfte erzählt im fieben Sieo’« II., baf? auf
Befehl biefeä *|lapft« neben bem Velum aureum eine forool
bem ©. Sebafiian al« bem ©. ©eorg gemeibte Äircbe errichtet
marb. 1 21 ber fc^on in ben Briefen ©regor’« mirb einer Äircbe
be« <S. ©eorgiu« ermähnt, unb ihre Sage mit bem 3ufajs ad
Sedem »on ihm bezeichnet. Ob fte eben jene £eo’« II. mar,
ift ungemifj.3 S)en kanten Velum auri liest man noch auf
bem 2lrcbitrao ber Vorhalle als lebten 21er« ber ^nfchrift
eine« 2tbt« Stepbanu« au« bem fpäteren Ülittelalter:
1 3«cobu* be Sforagine, Xominicaner mib Grjbiftpof von @enua
(f 1298), fchrieb (eine Legenda sanctorum (Historia Lombardica unb
aurea genannt, juerft gebrueft in SRiiniberg), Welch« im 3dtafter ber Sagen
ba« Sieben ber SWärtirrr ju einem SN e veilen buch für« Soft bearbeitete. 5r
erjäbtt, baß in ber Stabt ©ifena in fibpen ein Äihtig feine einzige Tochter
einem Tragen au»fe(}en mußte, unb baß ße ber heilige ®eorg ju Stoß
befreit habe, 'ßanciroli x. p. 716, ©areniu« im Martyrol. unb Stnbere
ertlären bie 3tmgfrau edpt remiftb al« gigur einer febubftebenben f rwinj. —
Schon 3nfMnian ftiftete bem ©. @eorg eine Sirene, unb im alten Stben
batte biefer heilige Witter viefleichl bereit« im saec. 5 ©efif} vom Stempel
be« Sre« genommen.
’ Hujus almi Pontificis jussu Ecclesia juxta velum anreum iu
honorem beati Sebastiani aediücata est, neenon in honorem mar-
tyris Georg! i.
* S. Gregor. Ep. 68. IX. ad Harinianum Ah. : quia ecclesiam
S. Georgii positam in loco qui ad sedem dieptnr. 6« tvunbert mich,
baß Ugonio nicht auf bie ®ermutimg tarn, ben nur wenige Schritte von
S. ®iorgio entfernten Janus Quadrifrons, einen 2 io ber äöccbeler , mit
bem 8u«brucf ad sedem in üBerbinbung ju bringen.
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®. &t orfl unb feine Jfirtbe in 9fom.
1U1
. Hic locus ail velum praenomine dicitur auri.
Dieö 3öorl »ar fcfion früd, afe man anfing tue Gonfonanten
v unb b $u oenoecbfeln, auö bem alten Selabrum entftanben.
©o mürbe nämlitd baö tiefe Dal jmifeden bem Capitol unb
bem ißalatin bejekdnet, »eldjeö in alten 3eiten ei« Sumpf,
fpäter auSgetrocfnet »orben toar. Da$ ^orum Soarium lag
eben bort, »ie es bie ^ufedrift am Sogen ber (Üotbfdfiniebe
beioeiöt. 9tocd ^eute aber ifl biefe ©teile eine ber feltfamften
SRom’ö, in ber grofjartigften Umgebung gelegen. Denn tyier
ftnb nabe bie majeftätifdien SRuinen ber Äaiferpaläfte, bort
jene bcö Capitol’ö unb beö gorum’3, fiier öffnet fie^ ber
gigantifäe Pon SDlauerfraut überdüngte Canal ber Cloaca
aJlapima, unb f?ier riefelt bet flare Quell ^utuma, ber nun
in bie Heilquelle beä 6. ©eorg ft<d Pemanbelt bat. Stuf
biefem engen SRaum oerftecten fied ein Saar ber am beften
erhaltenen Sionumente SRom’ö, ber plumpe Sogen beS 3«uuö
Öuabrifronö, unb bie fleine Sdrenpforte ber ©olbfcfpmiebe,
roelcdc fied fedon in bie SordaHe ber Äircde bes ©. ©eorg
dineinbrängt. Der 9lame einer ber f<dänbli<dften Jtaifer
Sftom’8, CaracaUa, ftedt no<d auf jenem Denlmal, baö einft
römifede ©olbftdmiebe bem ©cptimiuS ©eöeruö, feinen ©öbnen
Caracalla unb ©eta unb ber unglücflicdften ber SJtütter, Qulia
Sia festen. Der nur toenige ©(dritte baoon entfernte 3anu3
Quabrifronö aber bleibt gedeimnifiooU , ba toeber bie 3c‘t
feiner Crbauung, no<d feine eigentliche Seftimmung befannt
ifl, unb nur im allgemeinen erraten »erben fann. Cine
bunlle ©age braute idn im Sßittelalter mit bem Sb'tofopden
Soetdiuö in Serbinbung, benn baö Soll nannte idn „baö
Hauö beö Soetdiuö." 1
1 3>a« ©ott nannte bie Meta Sudans ben lurtn be* ©irgit , bert
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dritte« ©neb. Kapitel.
1‘l'2
2öenn bie ^tifdirift über bcr GingangMbüre ber Äircbe :
Busilica Semproniana S. Georgii Milit. Mart, in Velabro
bie Söafir^cit fagte, fo märe bie Äircbe urfprünglid) auf ber
Stelle ber 93afüifa beä SiberiuS SemproniuS ©raccbus er--
baut toorben ; biefe aber ftanb »or ber ©riinbung ber 3uli-
fcben bort, wo ber ©icuä £u3cu8 in bal ©elabrum einlief.
3nt fe^je^nten ^abrbunbert erfanb man feiten nur ardfäo-
logifcben Stitel für S. ©iorgio, uitb weil bie ©aftlifa <Sem-
proniana auf bem Ort erbaut gemefen fein füllte, wo beö
Scipio 2lfricanu8 £>au3 geftanben haben foU, fo ergäben fid^
bie SRctner Pietteidü mit bem ©ebanfen, baß man bem tapfern
©eorg bort eine ÄirdEie gegeben ^abe, loo einft ber große
gelbberr Scipio gewohnt batte. 1
£eo’$ H. urfprünglicber ©au (bie ©erhalle ift fpätern
UrfpruttgS) bat fid) noch im ©runbplan erbaltcu : eine mäßige
©aftlifa oon brei Skiffen. Sedßjehn antife Säulen meiftenä
oon ©ranit, einige bon 3)?armor, tragen bie ©ogen be8
$auptfdjiff8, unb bie Iribune enthielt luahrf (betulich ©lufiöe,
welche bann bur<b färben erfeßt mürben: Ghriftus tront
jwifchen S. ©eter unb S. ©aul auf ber Söeltfugel, ibm jur
linfen S. Sebaftiati, jur regten S. ©eorg, mit ber Stanb=
arte in ber .frattb , bas ©ferb neben [ich. -i Seine gaßne
rotrb als Reliquie in ber ©afilifa berwahrt, unb er galt al$
Janus quadrifrona bie casa di Boctio: <»rcrg gabriciu« Roma (1587)
p. 21.
1 ättartineUi jc. p. 106, unb ißm folgt llgonio cart. 18. ®r treifj
u«h oon einer ehemaligen Jtircpe 8. (fteorgio in Partie, unb bringt auch
ben 3Jlar« mit bem öligen in ©erbinhmg.
3 3« einer fßebencapetle fiebt man ©. @eorg ju "ßferb , ben 2>ra<beii
befämpfenb, abgebilbet. Sber bie« ©ilb ift nicht alt. ©n ältere« au«
saec. 14 ober 15, ehemal« in ©. öufebio, ift »on mir bort nidßt mehr
gefunben morben.
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'flontificat Mto's II. mit $?eiiebict'# II. 1(13
.Öerjog unb Gapitano beg c^riftltc^en SJoIfg, ja noch am Gnbc
beg fechjebnten ^ahrtmnbertg flieg an bem gefl beg Zeitigen,
am 23. 3tpril , ber 3Jtagiftrat Pont Gapitol jur Äird;e herab,
ihm einen Äcldj barjuhringett, ber ©onfaloniere aber trug
bag ©anner bcs römifcheit SBolfg, meldjeg unter Anrufung
©. ©eorg’g gefcgnet, unb hierauf in (ßroceffion unter (Drom=
peteufdjaH in bag Gapitol juriidgetragen mürbe. 1
©leichmol ift ber gried;ifd;e .^eilige im rbmifchcu SSolf
minber populär, als anbere ÜJtärtircr eg ftnb unb loaren.
(Die (ßäpftc, meld;e feine ßirdie (fie ift eine (Diaconie) grütt=
beten unb pflegten, mären ©rieten, Seo II. aug ©icilien,
3ad)ariag ein ©prer Pon ©eburt, unb fdjou Seo i;attc bem
S. ©eorg einen nationalrömifchen Zeitigen jur ©eite gegeben.
(Der Gultug beg ©. ©eorg gehörte nicpt ju ben auägehreiteten
in 9tom, bieg betreibt fd;on bic geringe 3a hl non nur uu-
bebeutenbeit Hirnen, bic außer jener im Sefabrum ihm erbaut
mürben, unb fie finb alle untergegangen. 1 2lndj jur 3®it beg
Slittertumg blühte fein Gultug nicht iu3tom, benn bieg cntmidelte
fiep hü'r nicht fo frei, mie in anbern i'änbem, unb ©. ©eorg
feierte feine (Criutnfe in ©euua unb (ßcnebig, in ©pattien,
in jyrantreid) , unb vor allen bei ben ritterlichen (Normannen.
4. Pco II. tbirb im 3abt 682. dctiamticiu? ben (Rabenna. '8ene-
bictu« II. ®ie 'Stationen tcr faiieriitpcn ^ßrinjen. Johanne« V. fjapft.
Söabl nad) feinem lebe. Atonon tbirb gewählt. (Slerue,
Cpercitu«, 'JIcpulu*. Sergiu« I. ‘Jjapft. £cr CSrarc^ fllalinn lonimt nach
9tcm, im 3a&r 687.
(Die Äirchenbauteit haben ung higher oerhinbert, von ber
Grneitnung ifeo’g II. jum (jtapft ju reben. 3)iefer Dtann
1 Ugcnic k. cort. 22.
’ iiuHliiioUi nennt außer @. @ecrgii in SDIartio itoep @. (SAeevg. in
Specie« utib @. ©eorg. in SSaticaito.
« regere»! ul, ®ef, piepte ter ®tatl Stein. II. 13
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191
dritte« iPr.d'. Scd>«tcs Capitef.
Ijatte fiebeu SWonate nad; bem Jobe Slgatfwn’S, im üluguft
682, beu Stul ißetri heftiegen. JaS Vucfj ber Ißäpfte macht
bie Vemerfung, baf? er von brei Vifd;öfen orbinirt worben
war, von SnbreaS von Oftia, 3°banne§ von ^JortuS unb
IJJlacentiuS von Veliträ (Velletri), Weidner ledere barnals bie
Stelle beS vacanten SBifdjofS von SUbano einnahm. 38ir ent=
nehmen hieraus, baj? es fchon vor üeo Siegel war, ben jebeS-
maligen ißapft burd; bie brei fuburbanen Vifdwfe von Cftia
IjlortuS unb Sllbano ju orbiniren. 1 £eo II., Sohn beS ipauluS,
mar Sicilianer von ©ehurt unb von griedEHfcher Slbfunft.
(rr verbände feinem Vaterlanbc bie Äenntnifj ber griechifcben
Spraye unb vielleicht auch feine Verebfamfeit. Jie 9Biffen=
fchaft beS ©riedifebeu aber War batnals in 91 om ja in Ita-
lien überhaupt äufeerfi feiten, fic gab beSbalb bem, ber He
befafe, begrünbeten Slnfprud) auf ben 91 uh nt ber ©c[ef;r=
famfeit JieS jeigt bie ©efchichte beS fleinen ^ohanniciuS
aus Slavenna, ber um biefe 3eit als Schreiber unb ijjoet in
ganj Italien wie ein fflunber angeftaunt würbe. SDer Crparch
2f;evbor war bur<h ben Job feines Schreibers in Verlegenheit
gefommen: man fagte ihm, bafj in Slavcnna ein junger
5Dlenf<h lebe, ber bas ©riedhifche mit gertigfeit 3U fdhreibeu
Wiffe. J>er Gpard; lieh ihn fommen, unb über bie windige
©eftalt beS fleinen Johannes lachenb, wollte er ihm nichts
3utrauen. SHber ^ohanniciuS fejjte ihn burd; bie jyertigfeit in
1 Sic Meinung bee <2 ijjeniuS de Rrgn. 1t. p. 78 ad aun. 682,
baß »or Sco II. nur ein SMidjcf , ber »on Cftia, ben ^Japf) confecrirt pabe,
n'iberlcflt SMabiüon Mus. Ital. II. Commmt. in Ordin. Korn. CXV1II sq.
Ser Sbjdjof ton Cflia legte bem 'fjapfi bat (Svangelium auf ben 9lacfen unb
bie $anb auf« $aupt, ber von Sltbano begann bie erfle Oralicn: Adesto
supplicationibus nostris; ber oon $ortu« fang bie jireite Cralion: Pro-
pitiare Doraine. Siebe ben Ordo Roman. XIV. beim SRabiUcn p. 272
unb Titul. VII. be« Liber Diurnus.
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‘J.'c'ittifkat Pec’e II. imb Vowfcict’t II. 195
Grftaunen, womit er ein griechifcheS SRefcript beS Jlaiferö ins
Sateinifchc, unb eilten lateinifdjen ©rief ins ©riec^ifcfje iibcr=
fefcte. Gr tourbe fofort fein Schreiber, erregte balb bie 2luf=
merffamfeit oon Spjaitj burd) feine Briefe unb Gebiete, unb
fah fich ju einem ^oben ^Sofien au ben £>of berufen. 2lls
er eitblicb nad) Naoenna priieffehrte, fdtoll fein Name in
ganj Italien.
3ohanniciuS oon Naoetnta mag es reicblidj oerbient f;a=
ben, ba§ er als ber einzige ißoet jener frucfctlofen ißeriobe
nad) bem SBenantiuS ^ortunatuS in ber Siteraturgefchichte
Italiens genannt wirb; aber wir fönnen feine Scrcbfamfcit
nicht nietpr prüfen, wie ei ber Gpard) tf;at, unb ebenfowenig
bie gepriefene Gelchrfamfeit Seo’S II. beurteilen. Diefer ißapfl
fprach nicht nur beibe Sprachen, fonbern oerftanb fich als
Nlufifer auch auf 'Uletrif unb ißfalmobie. ^nbcß er erfreute
bie SHönter nicht lange, benn nad) bem er bas ©lücf gehabt,
bie Steten beS fechten öfumenifchen GoncilS ju empfangen,
ftarb er ft^on im elften Storni t feines ißontiftcats, im Som«
mer beS 3ahrS 683.
Sud) feine brei nädiften Nachfolger faßen nur lurje 3eit
auf bem ©ifcfjofSftul. Nach einer itacanj ooit faft einem 3ahre
war ber Nom et iBenebictuS II. jum fJJapft beftätigt worben,
unb biefe wiederholte längere Verzögerung ber faiferlicben
Snerfennttng mag lehren, baß ber Grarch feineswegS immer
bie abfolutc Stachtoollfommcnheit ber SBeftätigung beS ißapfts
befaß ober ausübte, unb noch mehr wirb bieS burd) bie wich-
tige Nachricht beS SöudjS ber Zapfte bewiefen, baß 2fenebictuS
enblich ein Nefcript beS .WaiferS GonftantinuS iflogonatus
empfing, welches bem GlerttS, bem Volf , unb bem „gtücf=
lidjften" .freere Som’S, baS ift alfo ben brei ©ahlförpern.
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l!Hi
Tritte« Cttcb. 2erf)«lee Gapitel.
bic augenblicflicbe Orbiuation bcS jcbeSntal Grtoäblten juge=
ftanb. 1 3;nbej? toar tiefer ©etoinn nur ein oorübcrgebcttbcv
Sriutnf ber römifcbcu Äirche, unb baS foftbare Stecht, welches
ftc feit bcn S'agen Cboacer'S verloren batte, würbe bon bett
Stacbfolgem beS ortbobop fatf>olifd;cn Gonftantin wieberum
eingejogcn. GonftantinuS ber ©artige, fatbolifcber als feine
©organger, bezeugte übrigens bem römifcben ifjapft auf jebc
Söeife feine ebrfurcbtsoollc Ergebenheit. Gr fanbte i$m eines
£agS bie ÜRaUoncn ober |>aarlocfcn feiner beiben Söhne
^ujtinian unb |>eracliuö ju, unb erflärtc il;n burd) bieS
oerbinblidje Spmbol ju ihrem Slboptiuoater. GS fanb bemttad)
eine fonberbare, jener $eit eigentümliche Gcremonie in 9tom
ftatt: ber iffapft nahm in ©egenwart beö Glcruö unb bes
$eerS bie .fjaartoefen unb baS ©eglcitungsfdjreiben beS ftaiferS
aus ben Rauben beS©oten, ber fie brachte, unb toaf)rfcbein=
lieb legte man biefe ißfänber gciftlicber ©aterfdmft mit ber=
felben aebtfamen Gbrfurdbt in einer Gapellc beS Saterait
nieber, mit welcher man bie üblichen ©ilbniffe ber Äaifer
empfing unb aufftellte. 2)ie Sitte ber Ueberfcnbung ober bcS
SlbfdbtteibenS t>on .ftaartodeu mar in jener unb noch in fpä=
terer 3fü gebräuchlich- ißuul SiacomtS erjäblt, baf? Garl
oott gratteien feinen Sol;n ©ipitt jum Sangobarbentönig £iut=
pranb fehiefte, ihm bie |>aare abjufhneiben unb ftch baburdb
ju feinem ©ater ju erflären, worauf benn ber .Honig ben
’ Hic suscepit divalem jussionem clement. principis Constantini
ad vcncrabilem clerum , et populum atque feiieiasimum exercitum
Romanae civitatis, per quam conccssit, ut qui electus fucrit in
sede Aposlolica, e vestigio absque tarditatc Pontifex ordinaretur.
©aroniii« ruft an«: restitutn Roma 11a ecclesia in pristinam libertatem!
T>c<tc war brat lüdit fo, wie bie @e|c$ic$te, ber Liber Diurnus, uub bie
bcirin enthaltenen professionea fidei an eben jenen Äaifer teuren.
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^Somificat 3cfcnu’< V. 1 07
alfo aboptirten ©riujen mit vielen Öefcbenfen juriicffefnen
lieft.' 3lucf; baö 6$neiben beä ©artg, nicöt ntinbev mic
jenes ber ©foüoneu ^eibuifdicn Urfprungä, twtte fic^ als
gleidjbebeutenbeS ©pmbol erbalten. iDerfelbe Öefd;icbtfcfireiber
erjagt, baft bie beibeit jungen ©öbne bes .perjog« Öifulf
non gorli £afo uitb Gaco, burd; fdjänblicbcn Verrat norm
Gfarcbett Öregor in Dpitergium (Oberjo) ermorbet mürben.
■Dorthin batle jie ber ©atriciuä mit bcm ©erfprecbeH geloeft,
bem £afo ben ©art fdjeereu ju mollcn, um il;n fo feierlich
jum ©ohne anjunel;men; ber nerräterifcbe ©artfd)cerer ftielt
feinen Gib, er fdbor mirflidj ben ©art bes Üafo, aber erft
am abgefdjlagenen .fraupt beS Jünglings.1 2
9Jüt bcm diacbfolger ©enebict’ss begann nunmehr eine
Sieibe bon ©prern ober Griechen bal ©ontificat ju fiipren,
ein ©emeis, bas ber Grard; bamald bie ©apftmapl becinfluftte.
Unter $ebn ©äpften mar feitfter nur ein einziger 91 inner non
Öeburt. 2U§ ©enebictuS am 7. 3)iai 685 geftorbcn mar,
fiel bie ©Japl auf ben ©urer ^obanness aus 2lntiocftia, ben=
fclbcn Diaconud, meldet atö fiegat best römifdjett ©tulä nacft
©njanj gegangen unb non bort mit ben Sieten bcs festen
ofumenifd;en Goncilä jurücfgcfebrt mar. ©eine Regierung
bauerte jeboeft nur ein i^abr unb menige läge. 9U§ er nun
am 1. 21uguft 686 geftorben mar, fpaltete ficb 9tom über
ber Söabl feines SiacftfolgerS in jtoei ©arteien: ber Glcruö
ftimmtc für beit 'ilrcbiprcSbnter ©et rue, bad .§eer aber fiir
ben ©reSbpter Jbeoborus. 3>icS batte fi<b in ber ©afilifa
i
1 I’aul. Itincon. V], 53.
2 Paul. Diacon. IV. 41. 3Man left im Xncaiigc nact|. Tat Wort
Mattnne* flammt vom gvitdjiictifii iiaXiii, vellu«, mit Mnlloni, fo fagt
2Kuvatori ad ann. 684, tjcrl mau ne* beute im 3>ia(tct von 3Kot«iia.
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1«I8 dritte« ©ud>. Cafittl.
beS ©. ©tepbanus auf bem Göliidicti .öiigel , einem allen
üuartier ber ©olbaten, »erfammelt, unb jugleich bie Spüren
ber lateranifdien Saftlifa beferen taffen, um bem braufeen
bereinigten GleruS ben ©intritt in jene Äirdbe ju Permehren,
wenn er feinen ©ernähren bort auf ben bifcfeoflicben £ron
führen mollte. Siacfibem fid> nun beibe Parteien lange fc^roff
gegenübergeftanben unb «ergebend mit einanber unterbanbelt
Ratten, liefe ber GleruS feinen Ganbibateit tßetrus fallen unb
ermählte im bifchöflicben ißalaft beS Sateran ben Äonen, einen
Jtjracier bon ©eburt, ber feine ©cfeule in ©icilieu burdjge=
macht batte. S)ie mürbige ‘•perfönliddeit biefes ©reifet ge=
mann ibm fofort bie 3uftimmuttg aller ^ubiccS unb ber
Primaten beS £eerS, melde fidi beeilten ihn ju acclamiren.
2llS barauf bas .'peer bie Cinftimmigfcit bon GleruS unb Seit
fab, gab eS ebenfalls! einige Sage fpätcr nach , unterfdjrieb
baS 'Bablbccret unb fanbte feine iloten mit beiten beS GleruS
unb 2ioIfs , bem ©ebvaud) gemäfe, an ben @pard;cn Jfeeobor.
2luS biefem ausführlichen Bericht im 23uch ber ißapfte
ergibt fi<b golgenbeä: bie ©tabt 2tom jerficl in brei grofee
Älaffcn ber SBeoötferung, Glerus, IßoputuS, Grercitus ; unb
alle brei haben loir bereits in bem lÄefcript Gonftantin’S an
ScncbictuS II. als bie bei ber sjktpftmabl beteiligten Äörpcr-
fefeaften erfannt. ®em GleruS marb baS ißräbicat venera-
bilis, bem GyercituS felioissimus beigelegt, ber SfJopuluS er-
hielt fein Ifträbicat, unb überhaupt finb GleruS unb GpercituS
bie beiben machtbabenben Älaffen in 3lom. 2US ber Ißapft bie
.fjaarlocfen ber griedbifdjett ißrinjen empfing, warb audb nur
neben bem GleruS baS .§eer ermähnt. Der GyercituS aber,
nod) immer t'om Äaifer befolbet, mie mir beim Slufftanb
beS SKauritiuS erfahren baben , beftanb gleichmol aus ben
Giern«, 'licpuluü, Grercitu®.
UM»
begüterten '-Bürgern, beit cives honesti , intb biefe 2Jiilij war
überhaupt als SRepräfentant ber üemiögenben 33ürgerfchaft
anjufebn. 23 ir werben im achten ^abrtjunbert erfennen,
wie biefe schola militiae ober ber florentissimus atque fe-
licissimus Romanus exercitus gegliebert war. §ür jeßt
fet;en wir, baß er als bürgerliche .ftörpcrfcbaft fein Siedet
unb feine Söa^tftimme behauptete, abgefonbert non beit 'J.trb
maten beS .öecrb. 2)iefe aber würben mit ben ^ubice» ju=
fantmcn genannt; fie folgten bem GleruS in ber Slcclamation
beSÄonon, unb bann erft gab nach einigen £agen ba« Jpeer
nach- 3)ic Primates ßpercituä, bie militärifdjic Slriftofratie,
ftanben mit biefetn in gufantmeuhang / unb es fd^eint, fie
waren fowol bie faiferlidjen Cbcranfübrer, als bie ißatroni
ber eii^elnett 3)lüij»ereine, 'Diämter aus bem Slbel SRom’S. 1
Sieben ihnen fcbeu wir auch bie ^ubiccS ober Stichler im
Stilgemeinen auftrcten, baS beifit fowol bie höheren ^Beamten
1 $en 3iifnnimciitang jwifc&eu Militcs unb Cives lehrt Titulus IV
be® Liber Diurnus: viros lionestos cives, et de exercitali gradu, unb
Tit. II, tt>o ba® SBa(ilbecret unterfcbriebtu Clerus, Optimales et Militcs
seu cives. 6® Wa^lUu aber: in unum convenientibus nobis, ut nioris
est (im snec. 7) i. e., cunctis saccrdotibus ac proceribus ecclesiae,
et universo clero, atque optimatibus, et universa militari praesentia,
seu civibus honestis, et cuncta generalitate populi istius a deo
servatae Komnnac urbis. $ie[e wichtige 3 teile jmif? fcffrjebolten werben.
3 d) ftimme niept mit Carl $egel I. 24« überein , bfr bie Militcs unb
Cives al® brilten unb »irrten «taub gätijlicb trennen ju wollen febeint.
Sie cuncta gencralilas pop. evicpcint mir al® t?lcl'® *m SWgtmeiiten,
af« bie Älaffe btr liiert au«gejei<bneten. §egel tc. (I. @. 252) halt bie
cives honesti nur filr ben populus ober plebs, loa® au® bem Liber
Diurnus gar nirpt bereorgeht. ;3itbe oben 'iros lionestos cives, et de
exercitali gradu.) Stach 'Jlarini Pap. Dipl. n. 112. 113., Worauf er
(ich flilfjt, fittben fi($ freilich Gkwerbtreibeubc al® viri honesti, aber follteu
biefe nicht al® milijpflithtig ober tauglich Jtim Exercitus gehört haben
bürfeit ?
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2(K) Sritt« SPiid). gcdsMcS Gapitel.
als überhaupt bie illornefymen, unb bicfc Ratten eben Sin*
fprüdje auf bic Ülemter im Giuil unb Ulilitär, uub führten
bismeilen ben Jitel Gottful. 1 3ubice8 unb Primate« &per=
citrue redmen mir bem n ad) 5U bem Slbcl SRom’S (Optimates
ober Axiornati), unb fie entfpredjen ber SUIgemcin^eit ber
Dptimaten gerabe fo, mie bie IßrocercS ber Äirde ber 2lUge*
meinfyeit beS (SleruS entfpredjert.
3)ie ^ubiceS, oft mit bem 3«fatl de militia bcjeidjnet,
um fie bon ben päpftlidben SBärbenträgtrn ober ben 3ubiceS
de clero ju trennen, ftimmten leidet mit ben ißrieftern, aber
in jener Crpec^e mar ber neue 2lbel 9lom’S erft im Gntftetm
begriffen , unb mir finben bie ^ubiccs nidjt als eine ftäbtifdie
ttörperfdjaft oereint, bie an ben alten ißatricierfenat ftdtte
erinnern mögen. allgemeinen aber f>errfd)t alljuoiel Tuntel
über biefe ftäbtifd^en 3ierf»ältniffe SHotn’S }U einer 3e't, mo
bie ariftofratifdjien uub bie bemofratifd&en Elemente ber mit-
telaltrigen Stabt erft mie im Äcimc angebeutet finb.
2>aS 3u9cf^n^u’f> ber freien Drbination, meldjes mir
bemerft Ratten, mar übrigens nur eine augenblidiidje öunft
Gonftantin’S gemefen. 9tadj oolijogener 5|ßapftma$[ fdjidte
.fjeer, CleruS unb $olf baS leeret fofort an ben (Spardjen,
' Tit. V bed Liber I)iurn.: convenientibus Sacerdotibus, et
reliquo omni clero, eminentissimis consulibus et glorioais judicibus,
ac Universität« civiuin et ilorentis Romani exercitus — mieberuiii
gcbiSren bicr exercitus unb cives fufammen. G« entfpri^t tiefer (Sin-
teilmig in anberen Stätten offenbar bie feit Cboncer gebräii(f)ti(b< SBabt*
formst: Clero, Ordini et Plebi, fo in Stimmt , Xerraciitn , f.ierufia , Groton,
fegar in Staoenna, mie man in ben Briefen ©regor'S finbet: Ep. 56. 1.
58. I. 14. 27. II. 21. IV. Xort aber mirb fein .peer genannt, gflr
Steapet treten lioit befoubtr« bie Nobiles biitju: Clero, Nobilibus, Ordini
et Plebi. 3. II. 35« Crbo, oen bem in Stent nidjt« oertaiitet, mar bie
in 2Vritebuie, ‘fioffeffcreii sc.- jerjprengtc alte Curie.
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ßlcru«, ^opuluS, iSjrcrcitu«. 2()l
„mie eb ©«brauch war/' unb ^ufHnian II., im ^at>r 685
feinem sBater Gonftantin auf bem bi^antinifc^en Jron gefolgt,
batte jencb Gbict ju ©unfiten ber ißapfimabl toieber aufgeho=
beit. Jer Gtnftuf beb Gparchen in SHom mar überhaupt ttoeb
grob i 'air fcE)ti bieb aub fofgenber Jhatfacbc. Dtadj mehreren
Dtonaten feiner Regierung mar Äonon in eine boffnungbfofe
Äranfbeit »erfallen. Dian fah feinen Job ooraub, unb fein
ehrgeiziger i!(rd;ibiaconub bemarb fich fchon am Säger beb
©terbenben um bie Dadhfolge. Gr fchrieb au .^ohanneb ijMa=
tina, ben bamaligcn Gparcben »on Stauen na, er bat ihn
unter bem 2krfpred;en eineb ©elbgefdbenfb, feine Grmählung
jum iftapft ju bemirfen, unb ber Grard) gab hierauf ben
Qubiceb, „bie er für Storn ernannte, um bie ©tabt ju uer=
malten,"1 ben Auftrag, nach bem Jobe Äonoit’b jenen 2lrcbi=
biacouub zur 2ßabl zu bringen. 3i5ir erfennen hieraub, baf?
ber Gyarch nach mic uor ^ubiceb zur SJermaltung nach Stom
triefte, ober fie bort ernannte, baß biefe Beamten einen bi=
recten Anteil an ber ißapftmabl hatten, unb bafi fie unter
jenen bei ber löabl Äouon’b thätig gemefenen Stiftern mit
einbegriffen zu benfen finb.
3tlb Äonon am 21. September 687 geftorben mar, fpal=
tete fich bab römifche 33olf roieberuin in ztoei feinbliche ißar*
teien: bie eine mahlte ben är^iprebbpter Jhe°b°rub, bie
anberc jenen Slrdhibiaconub ^afdjalib. Jh«obor, mit feinem
Anhänge uoreilcnb, brang in b ab innere ißatriartf;ium beb
fiateran , ^afchalib aber behauptete mit feiner $action ben
äußeren Jcil beb ißalafteb am Oratorium beb ©. ©iloefter
unb ber iöafilifa 3ulia. .«einer mollte bem anberen tpeidheu,
1 Üitis judicibug, quos Romac ordinavit et direxit ad dispo-
mMidam civilatem. Anast. in Conon. n. V.
2 vitlf« Sbid). 2ed>?tM (iapitfl.
-20-2
unb 9tom war von Sumult erfüllt. 2Üir erfahren nicht genau,
weltweit AÜaffcn bie ftveiteuben Seile biennal befonbcrö äuge-
hörten. Stod? auch je^t »erftänbigtcn ficb bie gubiceä uitb
bie Primaten bes .£ieer§ mit beit Würben trägem ber Alircbe,
unb biefer weltliche unb geiftlidje 2lbel ftü^te ftdft auf eine
große ^afyl oon Bürgern. 1 Sie öereinigten fid; enblidj in
ber ißerfott beö ^rcsbt;ter Sergius; bie SKebrbeit int Stolle
bilbenb, erbrachen fte bie oon innen oerrammelten Sbüren besS
'.ßatriarcbium’S unb führten bett Grmäblteu mit ©emalt hinein,
nacbbem fie ihn juror im Oratorium bes S. Gäfarius in
bemfelben ißalaft auf ben SifcbofeftuI gefeßt batter.. Ser
eine »on ben juüor ertoählt getoefeneit, ber ülrchipreebvter
Sh^bor hulbigtc fofort Sergius, aber ber Slrcbibiacomts Ma-
lchau« fonnte nur burch ©emalt gelungen merben, fid? »or
bem triumftrenben ©egner nieberjumerfett. Gr gab feine
Sache troßbem nicht oerloren, fonberu fchicfte heimlich unb
in Gile Sioten an ben Gjard;en nach Stäben na, ihn auf-
forbentb, fchnell mit feinen gubiceS nad) 5Rom ju fommen,
um ihm bem SBerfprechcn gemäfj jum Ißoutificat ju oer helfen.
gobanueS IJJlatina tarn ohne Säumen, unb ohne feine
Slnfunft oorher anpjeigen, fo bafj er fchott oor ben flauem
ber Stabt angelangt mar, als man fein Atommen bort erfuhr,
unb GlemS, .Speer uttb ÜtoIF taum 3eit Ratten, ihm in üblidjer
SÖeife mit ben gähnen $ur SJegrüfiuttg entgegen ju jiefjtt. 1
' Tie SBcvtc heim Stuaflafiu« fmb: inito consilio, primntes judi-
cum et exercitus Romanne militiae, vel clcri seditiosi pars plurima
et praesertitn sneerdoluir , atque civium multitudo: bie Wenge ber
Öilrger, fc. t). ber nid>t int ipeere bieneitben.
3 Qui sic obdite venit, nt nec signa, nec bauda cum militja
Romaui exercitus oecur rissen t ei juxtn consuetudinem in competenti
loco, nisi in propinqun Rmnanae civitatis. Anast. in Sergio, n. 159.
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IJentificat Sfrfliu?' I.
•203
'Der (Syardj überjeugte fief), baft er bie canottifdje
bc« ©ergiu* nid)t mehr umftojjen fönne, ba fidj ibm alle
©timmen jugetoenbet Ratten; aber ber ©vjantiner begehrte
ba« 0efd)enf öon 100 iJJfuub ©olbe«, meldjc« ihm ^afdwlia
aus bem ftird)cnfd>a& ju jaulen üerfprocfceu hatte- ©ergeben«
erftarte Sergiu«, bap bie Kirche mit biefem gottlofen ©er=
trage be« 2lrchibiaconu« nichts 31* tfcun babe, unb b afj fie
ju amt fei, fmnbert ißfunb auf3ubriitgen. 55a« SJiitleib be«
fyardien 31t erregen, »erpfänbete er fogar bie teudjter unb
Kronenlampen , bie oor ber ßonfeffion be« 3. ©eter aufge=
bangen mären. 3)er bartnädige ßparch fanb jebod) bie 38egc
3U bem Kirdbeufcbat), unb nadbbem er ibm bie geforberte
Summe ©olbe« ausgeprefst batte, gab er bem neuen ©apfi
bie ©eftätigung, fo bag man ihn am 15. 55ecember 687
orbinirte. ©ein hal«ftarriger ©egtter ©afthali« aber mürbe
balb barauf ber 3au^erei unb SBabrfagefunft überführt,
feine« Slmte« entfett unb in ein KTofter gefperrt, mo er
ohne 9ieue 311 entpfinben nach fünf fahren ftarb. 1
1 $U4 ©egenftanb ber 3oubtTei »erben beim Vlnaft. genannt incon-
tntiones, et loculos, quos colebat, vel sorU-s — quos troetnbat.
SgueUu« Vita Datniani c. IV. erjagt bie gleic^jeitige töfllicbe 3all^r’
gefdhidtte #en bem äbt be« Älefier* 3c(>ami i» ßiaffe, ber wn 5en<
ftamitioijel in einem Sdjiff abfufcr, welche« er in beit Sanb gezeichnet hatte,
unb ber, al« bie $äbne in Glaffe tränten, ficb trcplbebalten oben auf bem
$>acb feine« jilefler« befanb. — SDian brauste baumle brei ÜHouate jur
§in- unb fRilcfreife ton Diatemia nach Sonftantincfiet.
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Siebenter! (?Ai>ttd.
I. QDte 'Ärtitel tcr IntUanifdjen Stiiiotc werben von Sergiue Dcrwrifeu.
£>ev gt>atl)av Raetia viae leimt» nacfi 3fom, beit 'pafft aufjubcbcn. Die
Äabennateit rüden in 9fom ein. Skrbältuift ätabenna’« ju SRorn unb 311
»bjanj.
2lucb ber 'JJapft Sergius mar Sprer, aus einer Jamilie
non ülntiocbia, aber in Palermo geboren, wohin fein 3Satcr
TiberiuS fidj begeben batte. 21 iS Jüngling jur 3e*t be3
2lbeobatuS itacb 9tom gefommen, batte er fid» burd) feine
Äenntniffe juntal b es ÄirdbengefangeS bem GleruS empfohlen,
nnb üon bem niebern ©rabe bcS Stfolptbeu mar er barauf
3um ^ireäbpter ber 6. Sufanna emporgeftiegen. Gr fafj fcit=
bem mehr als breijelnt 3ab™ auf bem Stul ^etri, unb
obioot ein grembling trat er bed? ben Feperifdten 3umutun>
gen beS griedbifeben ÄaifcrS mit ber gleichen Gntfcbloffcnbeit
feiner Vorgänger entgegen. 1 Gin unb berfelbe ©eift lebte
in allen tpäpfteu, ber äöüle unb baS ©enie ber .perrfebaft.
Welche fiep als baS Grbe ber alten IHönter auf bie Kirche
»erpflanjt batten. Tcr unruhige ©eift »01t sBpjanj aber,
unerfdiöpflicb unb loabrbaft bewunbemSwürbig in ber Gr=
Beugung oou neuen tbeologifcben fiepren, toelcbe, fo wenig
1 SCarouiu« fcarf tagen : Unus Spiritus oinnium Komaiiurmu
pontificum.
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'4?ontificot Sergiu«’ I.
20.')
fie au cf) ber meufcbtic^en Anteiligen} an [ich jum dtuhm ober
}unt ®eminn gereiften, hoch eine fortbauernbe geiftige Stuf-
regung unter ben Söffern erhielten, fetite oergebenS alle
Söaffen ber griednfdien <3opf)iftif unb Dialeftif in Bewegung,
ben Reifen 'Jktri ju erfc^üttern. ©ie prallten an bern großen
profaifdjen ®erftanbe fRom’S ab, unb halfen nur ben Zapften
baS SBerf ber abenblänbifchen Gentralifatton ju förbern.
Die ©tabt jeigte fid) nun gänzlich oon geglichen Anter=
effen burd^brungen, ihre ßlefchichte ift baber ooHig mit jener
ber Kirche toerfchmoljen , unb 9tom war faft ein päpftlidjcr
©efifc geworben. 2Bie glücftic^ aber ber Stapft mit .§ilfe ber
ihm ergebenen, weil ber griechifchen £errfd)aft feinblichen
fRömer fich gegen bie bpjantinifche (Despotie bereits ju be^
haupten oermochte, werben wir fogleich erfennen. Wenige
3al;rc nach beS ©ergius Erhebung auf ben ©tul ißetri würbe
in Gonftantinopel bas Drullanifche Goncil gehalten. 1 Die
bpjantinifchen Theologen, burch bie Serföhnung mit ber
röinifchen Üirchc ju einem unerträglichen ©chweigeit Oerbammt,
fchmachteten nach irgenb einer neuen fophifiifcheu Debatte,
©ie brauten eS gludlid; hcrauS, bah Weber bie fünfte, noch
bie feiste Spnobe einen biScipliuarifcheu Canon aufgefteltt
hatte, unb man berief ein Goncil in ben iffalaft, einen folgen
ju entwerfen, §unbert unb jtoei canonifdje ®orf driften
würben jufammengefeht, bie oerfammelten ®ifchöfe unterjeid);
neten fie, unb bie in ®t>jan} anwefenbeit 3lpofrifiarien beS
IfkipftS oerfahen fie aus Slrglofigfeit ober aus Uebereilung
1 Xxa 3obr biefe« Goncil« ging fammt ben Steten »ertöten. 'ßagi
unb Wuratori nehmen G91 an. Sein Warne Trullanum erfiärt iieb an«
bet jluppel ober Trullue be« 'Jßatnfteä ; ber Warne Quini-Sextum baran«,
baß Ijicr Supplemente jum fünften unb fetfrscen öfumeniftbeu Goncil ge-
geben tourben.
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200 Tritte? tgirfeiite? Cavitft.
mit ihrer, Unterfcbriff. Dag Document mürbe hierauf vom
Äaifer nach fRom gefefiieft , bamit ei auch burch bie Stameng-
unterfdirift beS papfts bie Seftätigung erhalte; aber ber
adjtfamc ©ergiug eutberfte unter Pielen »ortrefflidjen Siegeln fünf
anbere barin eingemifchte, meldjc bem canonifdjen Otebraucb
ber fatholifchen Äirdje burdjaug entgegen maren. Unter ihnen
erfd;rerfte ihn ganj im Sefonbern bie bort auggefprochene
Serbamntung beg Sölibatg ber ißregbpter, ber Diaconen unb
©ubbiaconen, bie Sermerfung ber haften am ©onuabenb,
unb Piefleicftt auch bag Verbot, (Jhrifhig im Silbe beg Sam--
meg abjumalen. Der ijSapft Permeigerte bie Unterfcbrift, unb
»erbot bie öffentliche Sefung ber Sieten. Sluf bieg fdjitfte ber
ergrimmte ßaifer (^uftinian II. mar jung, ruchlog unb jäh-
jornig) feinen Seamten ©ergiug nach 9iom, unb lieft burdh
ihn Sohanneg ben Sifchof Pon portus unb Sonifaciug ben
Gonftliar ober sJiat beg apoftolifcheu ©tulg ohne meitereg ge=
maltfam nach ßonflantinopel abfiihren.
©eil bie Slömer biefem faiferlichen ©achtgebot feinen
©iberftanb entgegengefeftt hatten, glaubte ber ungeftiime
ftinian noch mehr magen ju bürfen: er fanbte feinen ißroto-
fpathariug 3a<hariag mit bem Sefe(;l nach her ©tabt, ben
Papft felbfl ju ergreifen unb gefangen nach Spjanj ju brin-
gen. 3eboch bie feiten ©artin’g maren für immer »orüber,
unb bie bnjantinifche Regierung erlitt nicht allein in SHoin,
fonbern in ganj Italien eine moralifd;e Slieberlage, welche
fchon batnalg ihre völlige ©duoäche unb ihre enblid)e Ueber=
minbung bureb ben ipapft ahnen lieft. Der protojpathar
mar pon Slapenna nach JRom gegangen: feine Slbficbt hotte
fich laut gemacht, uub eg folgte ihm auf bem guji nicht
allein bag gefammte £>eer Pon Slaoenna , fonbern auch Pom
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Tif iXai'tmiatm.
'201
Ducat ber f}Jentapoli$, ja »on aßen anbereu jloifdjeu 9ta»enua
uitb 9t om liegenben £anbfd(jaften, niefit etma um bie bpjam
tinifdhen fßlätte ju unterfHißen , fonbern uin ben bebrobten
©apft ju retten. GS ift fiier junt erffenmal , baß ber ©perci=
tu$ non 9ta»enna befonberö bemerft wirb , unb baß mir auch
in ibm nicht bfoße grieebifebe Mietlinge, fonbern eine »on
italienifcbem Selbfigefühl befeclte ©ürgermilij erfennen; jum
erftenmal ferner, baß uns ber Ducat ber ißentapoliä genannt
mirb, bal baS Sanb ber hantigen fünf abriatifcheu
Seeftäbte Sncona , Siuigaglia, gano, ißefaro unb SRimini.
Die ÜJlifijett biefer ©egenbett alfo marfebirten nach 9tom.
Der fßrotofpatharius befanb [ich bereite in ber Stabt; in ber
äußerften 2lngft, »om ©rfd^cinen jener Struppen börenb , unb
mahrfcheinlidb burdh einen gfeichjeitigen Üfufftanb bed römi=
fdjjcu Gpercihte erfdjredt, gab er ben lächerlichen Sefebf bie
Stabttore ju fließen, floh bann, ganj außer gaffuitg, in
b aä eigene Sdjtafgemadj beö ©apfte unb bat ihn mit fläg--
lichen ©eberben, niemanb einjufaffen. Die 9ta»cnnaten aber
jogen über bie fiabrianifdie ©rüde burd; bas Stör beä S. ©etcr
in bie Stabt, fie marfebirten Stugenbücfs nach bem hifchöf-
lidben ©alaft im Sateran, fte »erlangten mit ©efc^rei ben
©apfi ju fefjn, beim baß ©erhebt hatte fi«h »erbreitet, er fei
bereit« Machte aufgehoben unb in ein Schiff gefeßt morbett.
Der ©alaft mar öerfdblojfen, ber ©apft brinnen, ber Spatba=
riuä unter feinem Sett »erfroren. Sergiite mochte bei bie-
fer Möglichen Scene an feinen Vorgänger 2Jiartin benfen,
ber burd) fie gerächt mürbe; er tröftete ben elenben ©pjam
tiner mit ber ©erfidjerung, baß ihm fein haar gefrümmt
metben fotle, bann ging er hinaus unb empfing baS ihm ju*
jauchjenbe ©off unb heer feierlich »or bem Oratorium be$
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208
$vitteö Slutb. «siebente* Kapitel.
S. Sebaftian im Sateran, mo er fidj auf einem Sift ttieber
ließ, ber sub Apostolis genannt mürbe. 1 (fr fegnete hier
feine Befreier unb befdhmicbtigte ihren 3°rn/ “ber fte ließen
es ficb nießt nehmen mit gejogenen ©affen um ben fpalaft
ftebn 511 bleiben, bis ber Spatbar unter bem Schimpf bee
BolfS aus fllont fid) entfernt hatte.
$iefcr f£ag mar einer ber midjtigften in ber bisherigen
Wefcßichtc ber fjtäpfte : er jeigte ber '©clt plößlidh fomohl ihre
moralifdje als politifcße SRadbt, ba felbft bic Blilijen im Solbe
bes (frarchen bas auf 5Rom eiferfüdjtige fRaPenna Perlaffen
hatten, um bem 3utlc fRationalgefüßlS ju folgen. fDie
entehrenbe flucht ober Vertreibung aber eine« ber hbdjften
militärifchen Beamten bes ÄaiferS aus SRom mar einer £o&
fagung Poit ber bpjantinifeben ^errfdbaft äßttlidj. $)ieS mar
bie $olgc ber Suprematie, unter meldßer bie fjiäpftc mit
.fjilfe ber Bifcßöfc unb ber Blöndbe bic fßroPinjen ^talicn’S
gciftlicß centralifirt batten, unb bieS bie ÜRadßmirfung ber
langen bogmatifd;en (Erbitterung beS 'BeftenS gegen ben Oftcn
unb jener bemalt, bie ber Afaifer GonflanS an Blartin auS-
geiibt hatte , melcbe aber an Sergius ju micberholcn Bpjanj
fdjon unmächtig genmrben mar. 3)er 3ug ber SRaoennatcn
nach fRom mürbe ftcb gleicbmol nidht gartj erflären laßen,
menn nicht einige befonbere Umftänbe baju mitmirften. ©ir
haben Pon ber Untcrmerfung ber ftirdje fRaPenna’S unter ben
fßapft bereits berichtet, unb fügen hinju , baß eine Pöllige
Berfößnung beiber Bifdböfe feit Ceo II. eingetreten mar; benn
1 Egressus — foris basilicnm Domni Theodori Pnpae oportis
januia sedens in sodp. qune vulgo nppellntur sub Apostolis. Xitl
aber tft las Oratorium be« 2. «Sebapian, welche* ber 'Pafft Stheobovu*
erbaut patte.
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'pilgerjiigc uad) Stein.
*209
biefer l^atte bern Erjbifdmf von SRabenna aus duger 2)täfn=
gung fogar bie einem Tribut ähnliche übliche ©elbjahlung
für baS Gallium crlaffen. 211? aber jene Ereigniffe in 3iom
ftattfanben (cs mochte baS 3a(>r 692 ober 694 fein) nabnt
beit erjbif^öflid^en Stul ber fanfte unb friebliebenbe $amia=
nuS ein. $as rabennatifche 93olf mar ferner mit ber brücfen=
ben bpjantinifdben ^errfdjaft uitjitf rieben, unb eine Siebeilion
bereitete fi<h oor. 2(n ihr batte als $emagog mabrfcheinlich
jener deine Johannes 2lnteit, öon bejfen SBercbfamfeit unb
9tu(im mir fdhon erjagt fabelt. Er fant toenigftens um biefe
3eit öon Eonftantinopel nad; SRaöettna jurücf , mie mir glau=
ben in llngnabe gefallen, unb bei ihrer fpäteren Empörung
mitten bie 'Haöennaten feinen jungen unb fdjönen Solm ©eorg
ju ihrem .öaupt. 2Iujjerbent mirb erjählt, baß es Staöenna:
ten gemefen maren , bie fidj an ber SJerftümmelung 3uflinian’$
perfönlidj beteiligten. $enn als biefer öerhafjte Ataifer im
3al;r 695 burep SeontiuS enttront unb in beit tpippobrom
gcfcpleppt mürbe, maren mit beit mütenben bpsantinif^en
©olbaten auch einige SBürger »cn 9taöenna thätig, ihn ju
mifthanbeln, ihm 2tafe unb Ohren abjufdineiben, moher fiep
3uftinian furchtbar an Dtaöenna rächte, als er mit abge^
fchnittencr 'Jtafe ben Sron mieber beftieg. 1
2. ©. ‘fktruS. 'pitgerjiige nacfa 9tom. Xa« Gcloffcum. Xer SiSuig
Ceboalb empfängt fcic laufe in 9fom 689. Xie Könige CSonrab unb Cffa
nehmen bie Mutte. 2ergiu« fdjmücft bie Minden mit Scibgejcpcutcn. Xa«
Grabmal Peo’« I. im 3nnent bes 2. 'fjeter.
2)aS 2lnfehn ber heiligen Stabt 9tom, bie Ehrfurcht Por
bem allgemeinen föaupt ber Äird;e, unb bie Verehrung beS
2lpofielS Petrus mar um biefe 3eit im 2lbenblanbe hoch unb
1 3ene Xinge erjäplt Sgneüu« Vita S. Felicia Capnt II. p. 352 sq.
®rtgot cs iu«, ®t!*i<bie tcr Statt 9tpm. II. t 1
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210
dritte« 3<ud'. <2ickiitcfl Sattel.
bcf?er geftiegen. ©enn ber heilige Petrus fd&on in ber Crpocf>e
ber gotbifd)en .öerrfdjaft einen ben ©rieten auffallcitben 6iil
tuS genofs, fo war in biefer ^Jeriobe feine Pebeutung ent--
fdiiebener , ebarafteriftifeber unb roeltlidjer geworben, ©S
banbeite ficb nid)t fowol um fein SJlärfirertum , um fein bobeS
Slpoftelamt, fonbern »ielmef;r barum, baff er ber ©rünber
ber römifdjen Äirdje unb ihres ©tuleS war; biefer unfidjt=
bare ^eilige im .fMmmel war ber Jitularbefifcer »on vielen
Domänen unb Patrimonien auf ber ©rbe, ber tbeofratifdjc
flßnig Storni, beffeu Poll er als bas feinige ju betrauten
anftng, unb auf beffeu politifebe Regierung er regnete, um
fie bann ben päpften, feinen Stadbfolgern ober ctelloertre-
tern als ein l)immlif(^eS Seftn ju übergeben, ©ein golbeneS
©rab ju 9tom in einer golbfd)immernben Paftlifa War a£U
mälig baS ©pmbol ber Kirche unb beS .peils geworben, wel-
kes auS biefem feinem ^nftitut ber ©eit ju Jeil warb.
Pilger aus ben entfernteren fiänbern ftrCmten nun herbei, eS ju
oerefiren. PcfonberS aber würben bie 2lngclfad)fen , im ©i^
fer ihrer frifeben Pefeljrung , »on leibcnfdjaftlidjer ©ehnfuebt
nach 5Rom getrieben, unb $u berfelben ßeit, <*1$ ber Orient
nad) bem ^eiligen ÜJiecca unb nach Ptcbina pilgerte, ftiegen
fromme ©djaarett aus $ranlreicb , ©panieit unb Pritannien
bie 2llpen l)erab , um baS ewige Wem 3U fehen, unb am
©rabe beS ©. Petrus fid; nieberjuwerfen. Sie langten haupU
fä($li<f> jum Oftcrfeft an , unb 9lom war wie noch am fwuti*
gen Jag um bie Cfterjeit »on gremben erfüllt, bie einer
bes anbern ©praebe nicht »erftanben. ©enti foldic beute bas
römifdje Polt burd; if;r ©clb, meldjes fie ibm laffen, 311m
Jeil ernähren , brachten fie bamals bem ©. Peter unb anbe^
ren Pafilifeit foftbare ©efebenfe bar, unb bie ©penben ber
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U'olttiäii?.
211
ißilger Waren eine nid;t geringe Duelle bes fReichtum’a für
ben dtird^enfd^a^. Sie ißilger befugten anbäd)tig wallfaiirenb
bie .öauptfird/eu nnb bie Sömeterien 9lotn’£, unb mit ftatp
nenber Sßerwunberung warfen fte if;re ©liefe anf bie 3iuinen
ber alten ©tabt. $aS ülmpbitbeater bea £ituö, biefer
foloffale 9ling non ungeheuren concentrifehen dauern, fdfeint
ihre Slufmerffamfeit am mciften erregt ju haben, ©ie fau=
ben fdfon im ÜJiunbe be$ römifdfen ©olfg ben ÜRarnen
(Soloffeum ober bietmehr GolifäuS bor, fei e3 baß er fidi bon
bem berühmten Golojf be3 9tero, ober, was wahrfcheinlichcr
ift, bon ber 9liefengröf?e beö ©aus felber bet'fd^rieb. Söenig--
ften? wirb biefer 9taine am (Jnbe bei - fiebcnteit ober am 3ht=
fang beä achten ^ahrhunbertö jum erftenmat genannt, unb
e$ ift ber ehrwürbige attgclfächfifche SDlönch Seba, ber ihn
in ber berühmten ©rophejeiung über 9tom juerft gebraucht.
„So lange ber Eolifäuä, fagt er, flehen Wirb, fo lange wirb
aud) Stora flehen ; wenn ber (üolifäus fällt , fällt auch 9tom,
wenn 9lom fällt wirb auch bie Söelt fallen." 1 fDie$ felt=
fame unb ftofje 2Bort mochte eine in 9tom felbft, bielleicht
fchon feit langer 3eit umlaufenbe Söeiffagung fein, bie bon
ben angelfächfifchen pilgern nach ihrer .^eimat getragen würbe.
1 Modica fuisti Roma, quando me erexisti: aed minor eris,
quando medejicies. Quamdiu »tat Colysaeua, atat et Roma: quando
cadet Colysaeua, cadet et Roma; Quando cadel Roma, endet et
Mundns. Beda Colleclnn. et Florea im Tom III. p. 483. CSStu 1612.
Scipio ©iaffri neigt fuß 3u ber Huftcbt, baß ber 9iame fiolifäunt »cm
®au felbft btrftammt, unb fte Weint mir bie waßrWeinlWfte. (Verona
Iiluatr. Para IV. I. c. 4.) 'fjtatina fagt freilich am (Silbe saec. XV:
Coloaseum vocant k Neronis Colosso. De Vitia Pont, in Job. VIII.
9lber autb bas Stmpbitbeater een Capua bieß im 8nec. 9. Colossus unb
©uaifar, fein $err, baren Colossensis. Tie« jeigt Ercliemp. Hist.
Tang. c. 56.
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21-2
2/ritte« ©mb- Siebente« Sapitel.
Tenn ber Ültöndj 25eba fal; mahrfcheinlich niemals fRom, unb
ber 33rief bcs fßapfte Sergiua, luorin er il;n aufforbert,
herübcrjuFommen , wirb »eit ber Äritif ftarF bejteeifelt. 1
Unter biefen blonbhaarigen pilgern ber britannifdeu
$nfcl erregte im ^a&r 689 einer bie t)öd)fte 'Uermunberung
ber Stömer. Cr3 mar Gäbmalla ober Geboalb Äönig ber 3Beft-
fadfifen , ein junger £elb »on breifjig fahren. Stad; tapfe-
ren ftämpfen mit ben Spotten ftedte er mclancholifch fein
Sdjmert ein, unb fc^iffte als belehrter ,öeibe nach bem fer=
iten 9tom, »on ber eigenen ,£>anb bcS ^eiligen 35ater$ bie
Taufe ju empfangen. Tie alten 9lömer maren einft getoohnt,
Könige aus fernen l'änbcrn 2lfien’3 entmeber im Triumf mie
eingefangene ^antert^rere aufgeführt, ober als bittenbe 35a:
fallen »or ben Tribunalen erfdjeinen ju fefm ; ihre jrnfcl
fabn jegt mit Stolj junt erftenmat einen fremben gürften in
i^rer Stabt, ben ber Ißapft ju (?hren beS Slpoftete »om
S. ißeter nach ber Taufcapelle beS fiateran gleichfam im
Triumfc führte. Tort ftanb ber 33arbarenfönig aut heiligen
1 äHan Ufe ba« Sieben biefe« großen ©enebictinermBmb« uub @e[cbidit*
((breiter« ber anglifdten Atirc^e beim SDIabillon Act. Bened. sec. III. pars. 1.
Sein (Senie nermoebte an« einem Ätofler Seflbumberlanb« bnrdb bie Seit
;u flralen. 9?om mar umriffenb, aber im legten Sbule bi«pu treten 2B8n<be
über (Diatbematif unb äflronentie, unb ((brieten ®efcbi(bte. — Sa« Elogium
Historicum be« SDiabiömt in ber 2lu«gabc ber bifterifeben Schriften ©eba’«
Canterburt} 1722. p. 799 faßt, baß er nie in Iliom mar; (o auch ©aroniu«.
SDtabiUeii erjablt, er babe im £ (öfter Urficampi in einem Stpograpb unb im
Glossar. Spelmnnni voce Venerabilis gelefen : Bedam scilicct Romain
profectum enodnsse inscriptionem quamdam a nullo intellectam,
quae Portae ferreae insculpta erat in liunc moduni : P. P. P. S. S, S.
R. R. R. F. F. F, , earnque sic reddidisse: Pater Patriae Perditus est.
Salus Secum Sublata est. Ruet Regnum Romae. Ferro, Flamma,
Farne, Segen biefer ßrflarung habe ©eba turd> Secret be« Senat« unb
rbmiftben ©olt« ba« ©riibicat Venerabilis erbalten. Sie« finb Nugae
be« saec. XIII, aber febr ergijgiicbe. ©eba ftarF um 734.
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$ie angclfäcfiftfcfcfii Äonige in 9font.
213
Sonnabenb im weißen ©ewanbe be« Däufling«, bie Äerje
ber Grteudjtung in ber $anb, unb er empfing au« bcm
Borp&prbedfen Gonflantin’8 bie Saufe unb ben bejeidjnenbeit
Flamen ^ßetra«. Die .üeiligfcit ber Zeremonie ober ba« Glirna
erfcfn'itterte ben britifdjen gelben : er würbe fcboit am 20. 2tpril
am Sonntag in 3tlbi« oom lieber lunmeggerafft. Die fRönter
aber begruben ibu feierlich im 2ltrium be« S. s$eter unb festen
i^m eine lange imb prunfeitbe ©rabfdjrift, bie wir noch befifcen.
Sie fagt, baß Geboalb oon bem festen Gnbe Britannien’« über
9Jteer, burcf) Bötfer unb Sauber nach ber rontulifdjen Stabt unb
ju ißetri ebrwürbigem Sempel fant, il;m mpftifc^e ©aben barjip
bringen (ein fdjwne« unb tieffinnige« 2Sort) ; baß er Steicbtümer
unb Sron, fein mächtige« Äönigrcicb, feine Äinber, feine
Sriumfe unb Beute, feine 21 btt eit, Stabte, Gaftcllc unb Saren
au« Siebe ju ©ott verlaffeit habe , um al« fönigticf;er ©aft
s$etru« unb ißetri Siß jn flauen, unb baß er ba« irbifdie
ÜReid; enblid) mit bem hiinmlifdbcn oertaufcßt habe. 1
1 töeim SPeba Hist. Ecc). Gentis Anglor. lib. V. c. 7, unb beim
Paul. Diacon. lib. VI. c. 15. I)« ©ictyter ber 3nf<$rift fcU Söencbictu«,
Grjbifgu'f »on ältailanb, geroefeu fein. 3<b fr(}e nur »om Slnfang unb au»
ber SWitte einige £iflic$en ber :
Culmen, opes, sobolem, pollentia regna, triumpbos,
Exuvias, proceres, mOenia, castra, lares;
Quaeque patrurn virtus, et quae congesseral ipso
Caedual armipoteng, liquit amore l>«-i ,
Ut Petrum, sedemque Petri Rex cerueret Iiospes —
Sospcs enim veniens supremo ex orbe Britauni
Per varias gentes, per freta, perque vias,
Urbem Romuleam vidit, templumque verendnm
Aspexit Petri, mystica dona gerens. — — —
Hie depösitus est Caedunl, qui et Petrus, Rex Saxonum, sub die
duodccimo Kalendarum Mniarum, Iudietione secunda; qui vixit
anno« plus minus triginta, impernute Domno Justiniano piissimo
Augusto, anno et Consulatus qnarto, pnntificante Apostolico viro
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■21 i dritte«- spitdi. Siebente« Gapitfl.
(Scbontb’ö ©eifpiel abmten balb j»ei anbere anejelfcic^fi-
f<$e Könige nadi, beim nur jmanjig fpciter erfdiien in
(Horn Gonrab t'on Sicrcia unb non 0ftfad;fen C'ffa. ©eibe
Ratten aus religiöfer £et)nfud)t i(;rcr .yerrfdiaft entfagt; bie
(Sbreu unb 9ieicbtümer ber 23elt hinter fidt »erfeub, mie bie
erften Sefenner Gbrifti getl;an Ratten, tarnen biefe jungen
dürften tta$ Mont, nidjt um fid) taufen ju Iaffen, fonbern,
fdjon Gbriften, um ben (ßurpur mit bem 3J?önd;Sge»anb ju
Pertaufcben. Unb jutn erfienmal feierte 9tom ben feltfamen
Sieg, itönige ju ben füllen beS Sanct (ßctruS um eine Äutte
bitten ju feint. lang »ailenbeö £>aar warb abgefeimt:
ten unb bem Sipoftci geioeibt, ihre fcniglicbe ^ugenb in bem
»eifeen 2Rönd;Sfleib für immer begraben; unb bie Könige Pen
bem .fjclbeneüanb beS Slrtbur »aren beglüdt, mitten im
©<f>»arm pon gemeinen SRöndjen eines ber ß (öfter beim •
©. ißeter faftenb unb betenb 511 perfdjminbcn, unb enb(id)
ein frühes ©rab im Üttrium ber ©afilifa unb im fummel
einen ©ife unter ben Seligen ju finben. ‘ ©0 nahm bie
■Hircbe bie frifebe Seibenfdjaft beS ÜtorbcnS in fidj auf, fie
erbebte bie Gntfagung Pon .Königen 3U einem ©eifpiel Por
anberen dürften, unb bie ©tabt 9(om perfammeitc nadj unb
nach eine ©adffenGolonie in ber ÜM;e beS ©atican’S.
Sergius I;atte alfo mit «Stolj bem Stpoftel ein 2Seibge=
f dient bargebradit, »ie feiner feiner ©orgänger fid) bejfeu
Domno Sergio Papa anno secundo. — Gtboalb’« Xattfe unb lob in
Sfettt ertrabnt and) bas Carmen Aldhelmi episc. Schirburn. de Basilica
aedifieatn a Bugge filia regis Angliae bfint Sing. Stoi Class. Auclor.
T. V. p. 388. SUbfyflnt (f 709) tdirtibt Ceduvalla, unb fagt arglos:
Alln supernoruni conquircns regna polorum
Clarum stelligeri conscendens culmen Olympi.
' Anast. in Vita Constant. unb ©fba Hist. Angl. V. e. 20.
2Piefc Äöitige flarbcn (dincll in Dt ein.
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€f$niud ber SitcVn.
215
rühmen burfte; aber fein Sebcngbefcbreiber jeidjnet auch bie
föftlicbcn 2ßeihgefd>enfe Pon ®olb unb Silber auf, bie ber
iflapft ftiftcte, fei eg in 6. Sorenjo, in SS. Coöina unb
Damiano, in ber S. Sufanna, ober in S. ißeter unb S. ißaul
unb in anberen ßirdjen. Die Äunft blieb in beftänbiger
Dbötig^’it/ wenigfteng bie ber SJlufiobilbner unb 5)JetalIar=
beiter. Der peinliche gleifj biefer römifdjen Äünftler, bercn
Stil trabitionell war, mürbe im ©etteifer mit söhjanj an
bie gebiegenften $racbtgeräte gemenbet. Selbfi bie golbeneu
©eihrauchfäffer (thymiamateria) fd;mü<fte man mit Säu-
len, unb bie Giborien ober Dabernafelauffähe über bcn 2lltärcn,
worin ber 2lbenbmalgfel<h flanb, erhielten bie gorm Heiner
Dempel Pon porpbnrncn ober marmornen Säulen, Welche
waf>rfcheinlid; filbcrne 33ogcit ober eine mit ®olb unb Gbel=
fieinen bebedfte f feine Kuppel trugen, ffienn ung foldie SKr=
beiten überliefert worben wären, fo würben wir leidjt beu
oerberbten Ckfdjmacf über bem originellen ffiefen pergcffen,
bag fidh in ihnen ntuf? auögcfprodfen haben. 1 Die 'öilbhauer;
funft jener 3cit fönnen wir noch viel weniger milrbigen,
aber brcift behaupten, bafj fie noch rohcr lL’at/ bie Per*
fommenc ©ofaifmalerei. Sergiug errichtete bem ^eiligen
^Japft £eo ein ©rabmal, bodb wir Wiffen nicht, welcher 3trt
eg gewefen ift, weil uttg nur bie 3nf<hrift babon übrig blieb.
Sic fagt, baß eg pon fiiftlicf)cm ©arrnor fchimmerte unb
läßt ung auf tKeliefbarjiellungen fchlicfjcn. 1 ®ei biefer
1 CSmnrlia ifl brr aDgrntrinc StnSbnuf fiir bit I'fiiigm ©rräte , unb
im 'Montfvi! gab rc an Pcndjawi, SJafen, <2cfcalnt, it tiefer n, iPofevawfe*
foffern ic. nngrjäfeltc iärttn.
J Sb ftpliefei :
SiTgius nntigtes divinn irnpulsus amore
Nunc in front»* sncrno trmigtulit indo domtt«.
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2l<>
Dritte« ©mfj Siebente* Eapitel.
©elegenheü mag benterft werben, baß Sergius juerft ein ©rab
im Innern bet ©afilifa beS S. ißetrns aufjurichten wagte.
SDeitn por feiner sjeü Würben bie ißäpfte entweber in ben
Gömeterien oor ben Soren beftattet, ober and) itn Sltrium
ber Paticauifchen ©afilifa begraben. Sber feit im ^atjre 688
SergiuS bie Seidte Seo’S bes ©rofjen in bem Äreujfdjiff ber=
felben I;atte beifefjou unb barüber einen 2Utar errieten laffen,
folgte man biefem 2)eifpiel, unb bie oerefyrtcften Zapfte erhiel-
ten öffentlich ©räber unb GultuS im Innern beS S. $eter
felbft, währenb zugleich bas ber ^Religion Ghrifti angemeffene
urfpriinglicbe ißrincip, nur einen 2lltar in beti Äirdhen ju
haben, Pöllig aufgegeben warb.
3. 3obatm VI. IJJapfl, 701. Der firareb DbeopbBlactu« fcnimt liacb 9tera.
Die italienifcben 'Diilijcn rüden »or bie Statt, $erftellung be* ftlofter«
garfa in ter Sabina, ©ifulfu* II. »on ©euerem fallt itt bie (iantpagna
ein. 3«bamt VII. ©apft 705. 3ufiiitian II. befteigt tticber ben Dron
»on ©ojanj.
Sreijehn 3ahre, acht SWonate unb breiunbjwanjig Sage
hatte Sergius ben ißontificat befleibet, als er am 7. Sep-
tember 701 ftarb. 9iach einer 2>acanj Poit fautn jwei 2Ro=
naten folgte ihm ber ©rieche Johannes VI. am 30. October.
Gs war bantalö ftaifer SiberiuS SHpfimar, welcher Pier o^hre
jupor ben llfurpator fieontiuS Pom Sron geftofien hotte.
Sas Such ber Zapfte berichtet, bafj er als Gjrarcben feinen
Exornuns rutilum prolioso mnnuore tum bum,
In quo poscentes mira supernn vident.
Et quin praeraieuit miris virtutibue olim,
Ultima Pontificis glorin inajor erit.
Grutcr. 1170. n. 4.
Dem ©apft S ergin« tvirb nur ber ©au einer einigen -Clircpe pigefdmcbcn,
itänilicO be« Oratorium« be« S. «nbrea« auf ber labicaitif^ett Straße, ba«
et »on O'runb an« eriieitcrte.
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^cntificat 3obaim’S VI.
217
Äämnterer J^eop^wlactuä Bon Sicilien itacb 9tom fc^icfte, aber
es nerfdjmeigt bie 2krattlaffung, inbem es nur fagt, baß auf
bic ftunbe Dort beffen Sfnhmft in 9tom fid^ bie ÜRilijen non
ganj Italien erhoben unb nach ber Stabt jkömten ; 1 ein
fcbiagenbcr 93emeiS f mte fe^r fid^ baS ÜRationalgefiibt in ben
italienifd^en 'fkoninjen gefteigert fjatte. 35er fßapft , fiug
nermittelnb, rettete ben Gjarcben: er lieg bie £ore ber Stabt
fließen , fanbte in bas Säger ber SRitijen abgeorbnete ißriefter
unb befcbmicbtigte burd; bringcnbe (Srtuaimungen bie 2(ufftän=
bifdfen. 'l Sie jogen ab. GS gab jebocb in ber Stabt fc^led;te
5Dienfd>en, tueld^c aus ben Unruhen ©eminn ju jieben hofften,
fie nerftagten beim Gjarcben einige 9tömcr als .Cio^jnerräter,
aber fie büßten i^re Sdjänblidjfeit mit ber gebüfjrenben Strafe.
SMeUeidjt mürben fie nom SBolf felbft jerriffen, unb in jebem
gali mar ber 2tufruf)r in 9tom unb in ben ißroninjen non
ernfter 2Irt.
Äaum mar biefer Sturm befdjmiditigt, als fidj bie Stabt
non ben Sangobarben bebrobt faE). Sir haben biefe Nation
ft^on feit geraumer $eit in ber 0cfcbid)te 9lom’S nid;t mehr
auftreten febn; ihre Söilbbeit batte bie 2Mbe ^taiien’S ge=
fänftigt , nom SlrianiSmuS jum fatfiolifcben ©tauben befebrt,
maren fie beffen eifrige görberer gemorben unb unabläffig
tijätig, ben £intme[ bureb baS ©aueit non Streben unb 5Uö=
ftern ju getninnen. Senn bie Zeitangaben einiger ©c^rift-
fteller richtig finb, fo batten fie gegen baS Gnbe beS fiebenten
1 Volens praefatum Exarclium tribuiare. Anast. in Joann. VI.
ä Apuii fossil tu m . in quo in ttnum eonveneraut. 33f uralcvi
iibcvic yt tag mit «Stab (graben , aber ibssutum ift nur (in tmtgrabcneb
Vager überhäufst, unb fo toitb im Seben t(ffetb(n 3o{wnn VI. bkfer Sue«
bruef nod) einmal oom Vangobarbeitlagcr gebraust. C b ba# 3af)r 702 für
biefe Sreigniffe gehört, ober nicht , taffe ich uncntf$i(b(y.
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218 $rittc« ©ud>. Siebentes C£apit<l.
^abrfmnberts in bcr fabinifdjen Gampagna felbft baS nachmals
berühmte unb außerorbentlich reiche Aloftcr garfa bergcftelU.
Gs mar ber S. 'Dtaria geweiht, unb führte als Ort feinen
«Kamen von bem vorbeiftrömenben gluffe garfa. $on bett
Sangobarben roabrfcheinlich um biefelbe 3C^ jetftört , als fie
bie 3lbtei «Diente Gaftno vernichteten, mürbe es enblich bur<h
ben Cifer bes «ßreSbuter Stomas mit langobarbifcher .g>ilfe
mieber aus bem fKuiit erhoben. SBcnigftenS mar garoalb
.fterjog von Spoleto um biefe 3eit ber thätige Süeförberer
feines Aufbaues, beim obmol baS Älofter in ber ißrovinj ber
Sabina lag, gehörte eS boeb nicht junt ©ebict von Dtom,
fonbern^n baS langobarbifthe $ucat Spoleto.1 2>ic bortigen
Jpcrjöge waren überhaupt 91 om weniger gefährlich geworben,
als jette unternehmungsluftigen Herren von Öenevettt.
$ie unmittelbaren ©rünbe bes iperjogS ©ifulf II. von
iöenevent , welche ibn }tim Ginfall in bie Gatttpagtta bewogen,
feinten wir nid;t. Gr nahm, im jtneiten ober britten 3apr
^obattn’S VI., plößlidt bie Stabte Sora, Slrpino unb 9frce,
unb nadjbem er jene ©egenbett am gluß SiriS mit geuer
unb Schwert vermüftet ttttb eine große 3abl von ÄriegSfcIaven
aufgebradht batte / lagerte er fich hei bem Ort .öorrea, nnb
machte «Dtiene weiter gegen 9tom ju marfdnren. Gilig fattbte
bcr «ßapft «ßriefter in fein Säger, unb mit '-Bitten unb reichem
Söfegclb für bie ©efangenett betoog er ben .perjog jum 91 b
juge. 9llte jene genannten, ftets ftreitigen Stabte fcheitten
1 Muratori ad ann. 683. Mabill. AnnaJ. Bened. XVII. c. 20.
p. 561 »q. Chronicon. Farfensc unb SDtuvatori’S Prolegom. baju int
T. II. p. 2. Scriptor. $>n ben langobatbiftOtii C&eutungsurtuubeit bes
flrdjirS bon garfa tautet bie gormel immer: Monnstcrium S. Dei
genitricis Maria« quod aitam est in territorio Sabin. in loco nbi
dicitur Acutianns, Ce hieß bie ftitye, auf ber ba« 5t (öfter ftanb.
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'Jtontificat Otobann’« VII.
219
übrigens auch fpäter nicht jutu Tmcat t>ott Skneoent gehört
3U fyaben, unb als fie ©ifulf eroberte, lagen fte maftrfdjein;
lieb innerhalb beS bpjantinif<$en Schiets. Sora wirb neu
ißaul ©iaconuS auSbrütflid) als eine Stabt ber ERömer be--
seicfjttet, unb biefe ftnb bei ifmt toie beim ißrocopiug, bie
©rieten. 1 Dag alte fiatium auf bent Iittfen Ufer beg Jibcr
reichte latibträrtS bis jum gluf) fiiri-S ober ©arigliano, unb
brüber hinaus big ju jenen ©renjftäbten, nteermärtg bi«
Derracina. Cb nun jene Stabte jur römifdjen Campania
gerechnet mürben, ober toie Derracina unb Cajeta unter bem
ißatriciat Sicilicn ftanben, ift bunfet.1
Söir febeit, toeber bon einem Dur noch bon mi[itävifd)cn
Sinftalten, noch enbiieb bon Senatoren ift bei biefer ©elcgeu-
beit in 9iom bie Siebe, fonbern eg ift mieberum ber 'jgapft,
welcher ftatt beg gricdiifdjcn iöefefilgtyaberg bnnbelt , beit grie=
ben burd; feine ©eiftlitbeit bermittelt, unb mit bem Sd>a&
ber Äird;e erfauft. Unb bieg ftnb bie einzigen berbienftlid;en
3^b»aten, Welche bie Cbronif aug bem Sehen Sofyann’g VI.
bezeichnet. Cr ftarb SÄnfangg 3aiibar 705, unb [unterlief;
1 'itnaft. nennt nur teil gän;!icb unbefanntrn Crt £orrea; Dagegen
fiibrt 'paul Xiacen. auf: Suram , Ronmnorum civitateru, Hirpinos
atque Arccni. Cluoer unb SWuratori lefen : Soraiii, Arpinum, Arcem
alque Aquinum. Sora mar rin altes CJaflcü brr S«mnitrr; ba« alte
Strjr ober heute Strce liegt jwifcbcu ben neapolitaniftben Stabten Jlrpino unb
ilquino. Siebe bie 'Jiote be8 üticiani jttr italieitifc^en ilubgabe beb 'fjaul
Xiaconu« (Utine 1826) p. 100. pors 2. Skftpljal 9iöm. (Sampag. VII.
p. 86 sq. befdireibt bie l’age tiefer Stätte.
* Such bie Tabula cliorogr. Medii Aevi be« 3<>b- ©«rretta
(Sectio XX. u. 108) gibt mir barüber ebenfetveuig Älarbeit, al« be« t£a>
tnillufi ‘Peregrinu« Dissort. IV. de dueatu Benev. (Sine bcmerfensti'erte
Stelle im fjrocop. de B. Goth. I. 15. tebnt bie rBmifcbo dampagna bi«
Xerracitta au«: nt .1 oug kananvöi ig Tugu/ noÄiv oi/.vvdtVf
oug Si) oi PäiiijS upni ixSivoiTai-
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*2*20
$ritte« 33ut6. Siebente« (Sapitd.
bett ©tul Ißetri bem ©olm eineg ©rie«f>en ißlaton, Johann VII.,
welcher am 1. März junt Ißapft orbinirt mürbe.
G« mar im Eerbft beffelbett 3ahr«, baß ^uftinian II.
Pölich au« feiner Verbannung in Gberfou aufbracb, unb
mit .fjilfe ber Vulgaren auf« neue GonftantinopeF« unb be«
Jron« ficb bemächtigte, ©eine graufame sJtacbe befriebigte
fidf nicht an ber Einrichtung ber Ufurpatorcn Seontiu« unb
SIpfimar : er fpießte, föpfte unb bienbete eine zabHofe Menge
ton geinben, unb unter ben Opfern befanb ficb aud) ber
Patriarch ton Gonftantinopel ÄaHinifu«, ben er mit auäge-
riffelten 3lugen in ein bloßer nad) 9tom bringen ließ. 5Ht)i-
uotmetu« (fo mürbe 3uftinian bon ben ©riechen genannt,
feit ihm bie 9iafe abgefdhnitten mar ') hatte faum fein 9teidji
miebererlangt, al« er fich ber Vefdjlüffe be« JruUanifcben
Goncil« erinnerte: er fchicftc.fie mit jmei Metropoliten mie=
bentm nach 9tom, baß fte ber ißapft unterzeichne. Johann VII.
termcigerte jttar bie Hnterfdmft, aber er fegte ficb bem Jabel
ber Orthobopen au«, meil er nicht ben Mut batte, bie uu=
canonifcheu Slrtifet mit feiner Genfur ju terfehn. ©ein Se=
ben«befd;reiber mirft ihm biefe Uuterlaffung«fünbe al« fträflicße
Menfdjcnfurd;! tor, unb leitet fogar baton feinen balbigett
Job ab. Mit Vergnügen aber terjeichnet er einen 3unjfl(h3
an ilircßengüterft unter bemfelben J?apft : beitn ber Saugo*
barbeuföuig 9tribert tnad;te ihm mit ben Vefißungen in ber
Vrotinj ber Gottifchen 2llpen ein ©efeßenf, unb fchidte bie in
golbeiten Settern gefd)riebene ©d;enfung«urfunbe nach 9toin. SDie
Äirche befaß nämlich feit 3Uter« in jener ©egenb au«gcbehttte
©runbftücfe, melche bi« auf 2lribert’« 3eit ihr entzogen mären.
1 (Sr erfefcte fie tnirrfj «int golbue, unb wenn er fte reinigte, wußte
feine Umgebung, baß eine ginrieblung befdjfoffeii war.
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Da« 3<pwcifitu<p ber Seronica.
±21
4. Soliaitn VII. baut ba* Cratorium ad Praesepe im 8. 'Peter. Deffeit
3)Icfaifen. Die Oegenbe »cm 8{pweißtucb bet Serenica. 3cbanu VII.
(lellt ba» Slofler »cn 8ubiaco triebet her.
^oliann’ VII. »erben einige bauten in SRoni jugef<hrie=
ben, m eiche jum £eil mit merftoürbigen üocalfagen in 3U:
fammenhang ftet>n. 3Jiit großer fjkacbt errichtete er ber
SWutter ©ottcS ein Oratorium im S. fßcter, unb biefc oon
3)iufioen barbarifdjer Sluäführung bebecfte Gapelle (fie mürbe
auch ab ißraefepe genannt) mar eine ber glänsenbften jener
©afilifa. 1 Sie ftanb bort, mo jur $eit ©iftub IV. bie ^Borta
Santa eröffnet mürbe, nicht meit Pon ber ißorta ©uibottea;
ihr Heiligtum mar bab mufioifdhe SJilb ber Jungfrau, loel-
djeb als ooit brauner garbe unb oon ftrengem bpjantini*
fchem Stil gefchübert mirb. 11 3U »htw Siechten erblicftc man
bie ganje gigur bei fjjapftb, um bab $aupt ben oieredigeit
Stamen, bie Gapelle in ben .pänbett barbringenb, unb noch
heute fieht man in ben ©rotten bei Sßatican jene halbe gigur,
unb bie alte 3 ®eu veichften Schntucf enthielten
jeboch bie Tüänbe bei Oratoriums, unb ei ift in Beziehung
auf bie bamalige Äunft lehrreich ju miffen, melchen Gpllub
oon ^eiligen ©efchichtcn man bort barfteüte. SJlatt fah bie
ißrebigt fjietri in 3erufaIem , >” Slntiodjia unb in SRom, mas
jebebmal bureb ben Flamen ber betreffenben Stabt bezeichnet
mar. SJlatt fah ben Streit mit Simon ÜJlagub unb ben gall
’ 3bre ©eföwi&mtfl entwarf lortigio le sacre grotte Vaticane II.
р. 117 sq., ebe fie abgetragen würbe.
1 Die» ®ilbniß befinbet ficb feit 1600 in ber Capelle Diicci pi
8. SDiarco in gloreiij (fo behauptet wenigften« gnrietti de Musi via
с. 5. p. 79).
3 Die Snfcprift lautet: Joanne» indignus Episcopus fecit B. Dei
Genitricifi aervus.
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OO-J dritte« Stint». Siebente* Sattel.
biefc« ‘Dknnc« an« bet £uft, eine in 5Rom tiod) mel fpater
fc^r beliebte SorfMung ; enblidb bie Äreujigung S{?etri unb
ben Stob be« 6. $aul. (sine anbere 9tcibe öon 3)tufiwen
enthielt bie ®efd)id)tc ber Jungfrau unb Gbrifti, bie 3icrfün-
bigung unb ben ®efud), bie ©eburt be« Äinbe«, bie ®er--
ebrung ber Wirten unb fingier, bie SDarftellung im Stempel,
bie Staufe Gbrifti, niedre feiner Söunber, ba« Slbenbmal, bei
Welchem bie jünger noch in antifer 'Keife liegenb üorgefteUt
waren, bie Äreujigung, bie £inabfabrt jum £intbu«, unb
bie Grfcheinung ber Gngel »or ben grauen na<b ber 2luf-
erfte^ung. SE>ie römifefje .(hm ft butte in biefen SDlofaifen lieb
aufjerorbentlicb angeftrengt, aber ee jeigte ficb, bafi fie febon
tief berabgefunlen war. Gine« jener SDtufioe würbe nach bent
fRicberreificn ber Gapelle 3°hann’e im ^abre 1639 in bie
®afilifa ber S. SUlaria in GoÄmebin gefebenft, wo e« gegen=
wärtig in ber Safrtftei eingemauert ift — ein ebrwiirbige«
SDenfmal mehr al« elf 3abrbunberte jäblcnb, jeigt e« in ber
roben Slrbeit einer febon ganj entarteten Stedbnif, bodj nicht
ohne riibrenbe Ginfalt be« frommen ©efiibl«, bie Jungfrau,
welche mit betn Gbriftu«finbe auf reidbgeftieftem Scbemel,
grieebifeb nonnenbaft oerfdbleiert, bafijjt, wäbrenb hinter ihr
ein ißrieftet, tor ihr ein Gngel unb eine halbe gigur ftebt,
bie bem Ä'inbe ein ©efebenf überreicht.1
2>a« ®ud; ber Sßäpfte fagt nicht, baß 3 ‘■'bann VII. auch
bae> Giborium be« Gcbmeifitucb« ber ®eronica in berfelbcn
Gapellc aiifftettte, fonbern nur fpäterc SdjriftfteHer über bie
1 Sie brieflerli<b< gignr ball man fiit Sebann VII., mir febeint fit
eher ein 2. Sofepb. ®ie tecbniitfce SFebanbtmig be« SDlnfivx? au« fcplerf^ten
unb großen Mafien, iß fo vob tt'ie jene be« gleitbjeiligeu 2. Stepbanu* in
©. IJJielro ab Sliucula. Sine jtblctble ?ll'bilbuug beim Creecimbeui Storia
della basilica di S. Maria in Cosmedin p. 145.
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£a« ©chweijtiuch ber ©erenica.
2 2:1
alte Söafilifa bcS 9 ißeter wollen bie« au« Urfutiben bei.
.<iird;cnard;t'c*S nadfweifen. Unmöglich ift e« nicht, benn ba«
Sdhwei&tudj würbe beftimmt fcfjoit im jebittcu ^a^r^unbert
in ber Gapelle J^o^ann’S öerebrt , unb e« muffte fiel) bort
fcöon feit geraumer 3fü befiitben. 1 2lucb fiebt man nodj
beute in ben ©rotten beS 2>atican eine auf bie 3>cronica
bezügliche ^nfcbrift Johann’« VII. 3Bcil e« im fDlittelalter
als ein unfdjätsbare« Älcinob ber Stabt allgemeine ®erel;rung
genoj), muff bie i'egenbe b*er crjä^lt werben. Sie bat ben
febrerfliebften ber Äaifer :)(otn’« auf feltfame IBeife mit einem
2lbglanj d;riftlid)cr grömmigfeit befchenft. 2
£iberiu«, oon einem fc^eufeUd;eu 2lu«fg$ befallen, cr=
Härte eine« Jag« ben Senatoren, baff er. Weil jebc anbere
§tlfe berge blich fei, feine 3uflucht jum $immel nehmen
wolle. Gr habe gehört, bajj in ^erufalem ein göttlicher
SBunberthäter mit 91amen 3cfu« lebe, unb er wolle bajj man
ihn al« feinen Slrjt nach 9tom bringe. Gr befahl h>erauf
bein ipatricier SBoluftanu«, nadh 3erufalem ju reifen, unb
ehrfur<ht«ooll 3efu« ju bitten, er möge gerul;en, ben Äiaifer
«
’ $it# entnehme idj au« betti Chronicon Bernd icti. SKifnchS »e»
©. iflnbrea auf bent ©erg ©oracte (Mon. German. V. c. 11): Johannen
pracerat papa, qui fecit oralorium aancte Dei genitricis, opere
pulcerrimo. intra erclesia b. Petri apostoli, ubi dicitur a Veronioe.
1 lieber fco« heilige ©ehweifitueb (Sindone int ©rieeftifebeu) gibt e$
eint rieitte Literatur. 3cb fettete ittedj aus 'Piitieib ben i'efer jrlbft Bon
bes SUfoitfuS ifialäotu« Jesu Christi Crucifixi Stigmata sacrae Sindoni
impressn jurücf, ein 9?ticft, worin btr ilbbrud Bon Sürifti SSrpnr in rinn
©eftauber erregenben ©orftethittg ju (eben ift. lernt GhriftuS malte fieft
aneft) auf bem Vridjf ntudj ab, unb e# gibt (eint feiner Sunbeit, bie nicht
mit hartfterjiger ©elebrfamfeit unterf licht worben Ware — eine abfteßenbe
Stnatcmie feiner ©affien. SUoeri Roma in ogni slato II. p. 210 sq.
uitb ©eberan. le 7 chiese p. 154 sq. baten eine ausführliche Öefcfticftlc
bes ©ebweißtuefts gegeben.
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®rittea $?wd>. Siebente* Uapitel.
*224
Siberiu« in 9tom mit feinem göttlichen änblid p begliiden.
©türme toerjögerten bie 2tnlunft be« 2lbgefanbten in 3cru=
falem um ein $ahr, unb als Solufianu« bort eintraf , er=
flärte ihm ber oerwirrte ißilatu«, er bebaure nicht früher
non ber Slbfkht bc« Äaifer« in Äenntnife gefegt p fein, benn
bie 3uben hätten $efu« an’« Äreuj gefdjlagen. Ser bcftürjte
Sßolufian überzeugte fidh öon bet Unmöglichfeit, feinen 2tuf=
trag au«juführen , aber er war am Gilbe froh fich in ben
93efth eine« SBilbniffe« bc« £cilanb« ju feßen. SSeronica, eine
fromme SKatrone, hatte bcm com ßreuj belüfteten Grlöfer
fein fchweißtriefenbe« 2lngcficht mit ihrem Such bebecft, unb
pm Sohn hatte tyr 3«fu« auf eben biefem Such ben treuen
Slbbrucf feine« 2httlifee« jurüdgelajfen. 1 Solufianu« nahm
23cronica unb ihr »iltmife nach 9tom, er führte auf bem=
felben Schiff and) ben gefangenen plaP« mit f«h fort. 211«
er nun oor ben Jtaifer trat, ergrimmte Siberiu« über Ghrifti
Sob, er oerbammte ben platu« ju ewigem unb marteröoUem
GfU nad? ber tu«cif<hen ©tabt 2lmeria, ba« ©chmeifetud)
aber liefe er oor fich bringen, unb faum hatte er e« gefehn,
al« er in Sränett auöbretheub fich öor ihm nieberwarf, unb
nachbent er e« anbächtig gcfüßt hatte, war er plöfelich bom
2lu«fafe befreit. Sic hM^üigc 2teronica machte er reich, ba«
Schweifetuch liefe er in (Mb unb Gbelfteine faffen, unb
1 ®ct 3cfuit i’anbaberg »erfichert, baß birt 3tbbilb bie ireue einer
Ißbotograb&ie habe; er entbedte felbfl bie Spuren be« Schlage«, mit btm
ein rucblofer Solbat ba« »ntli|} Cbrifti mi&hattbelte: in quella sacra-
tissima iinagine, che si conserva in S. Pietro, si vedono ancora
i segni dcllc dita di quel soldato. Severon. p. 160. 35ie heilige
tkronica ift inbeß img(iicfli<her Seife eine gicticn , entfianben aua vera
icon, ober „btm trahrbaften Sntlif}" ffbrifti , Welche« ber Soitig äbgaru«
»ett Öbeffa foü erhalten haben. Siehe ?a garina Storia d'Italia I.
p. 210.
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2>ritte« '-Putt». Siebente« (Jflpitd.
225
oermabrte eg an einem auggejeidjneten Pa{j, um eg täglid)
anphetcn. ßr lebte bantacf) nur neun ÜKonate in bcftänbi--
gem Webet p ßhriftug unb in Sercbrung feineg ^eiligen
©ilbniffeg.
®iefe fiegenbe gehört p jenen feltfamen, melcbe bie
heibnifchen Äaifcr 9tom’g mit bem ßbriftentum in Serbin =
bung bringen; an Sluguftug, unter beffen Regierung 3efug
geboren mürbe, heftete ficb eine ber fdjönften religiöfen Socak
fagen ber «Stabt , bie mir (pater erpblen merben, unb fein
fürchterlicher iRachfolger Siberiug, unter bcjfen fttegicrung
3efug gcfreujigt marb, bot ficb leicht pm ©egenftanb einer
fiegenbe bar. 2)iefe entftanb früher alg jene, benn fie mar
fcbon pr Seit beg ßufehiug unb beg Jertuilian in ihren
.jjauptpgen ba. ßg ift ungcmiß, mann bie Sage erfunben
mürbe, baß Siheriug in golgc feiner munberbaren Teilung burd)
bag Scbmeißtucb G^riftuS alg ©ott öffentlich in 5Rom Perehrt
miffeit molltc; ber Senat, fo erjdhlt fie meiter, meigerte ficb
beffen, er erließ oielmchr ein 3)ecret, meldjeg bie Sluätreibung
aller ßbriften aug ber Stabt befahl. Slber £iberiug miitete
nun gegen ben Senat, unb ermorbete um beg Schmeißtucbg
mitten oicle fttömer. S)iefe fiegenbe mag bem jmölften 3ahrs
hunbert angehören, hoch f«hon am Stitfang beg fünften Säcn=
lumg fchrieb ber Söifchof Orofittg, ber noch nicht« Pon bem
Schmeißtuch mußte, baß Siberiug bureb ben Sßiberftanb beg
Senatg gegen bie ßrflärung Gbrifti pm ©ott aug betn fanft=
miitigften dürften in ein graufameg Spcr i><b Permanbelte. 1
1 Orosius Hist. XII. c. 4: hier »erlaufet neeb tikbtS wn ber $lerc<
nico, fonbern nur, bog Xiteriu« auf bie 'Jiatbtitbl »on ber faßten unb
Bufrrftebung CSbrifti ibn jum @ott erflären wollte unb baran bur* ben
Senat orrbinbert würbe. Äu« Droftu« ftbrieb faß wiSrtlitb ab Otto »on
0) r t g c r ooiu I , (Seut>ii»te bet Stabt .'Hem II 15
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2'2<i ®riltce SHidi. Siebentes öaritcl.
Die römiicfte fiocalfage führte bie ©efdiidite ber Sittboite
ber S. Seronica weiter fort. $ie gromme Hieb nadt beut
Stöbe be« Sßberiu« im Sefifc il;re« Schabe«, unb im 3ltter
»on beinahe fmnbert fahren fterbenb, »ererbte fie ihn auf
Seit ^iapft Giemen«. $effen Nachfolger bewahrten ba« Schweiß*
tud? mit großer Sorgfalt, bi« e« »on SBonifaciu« IV. im cf>rift=
lieh geworbenen ißantbeon niebergelegt toarb, unb noch beute
jeigt man bort beu Haften, toorin baffelbe Stucb »on ^erufalem
nadb Nom gebraut tourbe; im fedbjeljntcn ^abrfmnbert mußte
man fogar ju erjagen, baß er barurn breijelm Sdhlöffer habe,
weil feber Gaporione ober Negion«capitän Nom’« baju einen
Sd&lüffel fii^re; benn nur unter 3ujiebung aller breijehn
Legionen burfte ber Haften geöffnet »erben. ’ Gnblidj tourbe
ba« £ud) »on Rottanne« VII. au« bem ßtantheon in feine
Gapelle ber Nlutter ©otte« im 6. speter gebracht, unb bort
in einem marmornen Sabernafcl niebergelegt.1 Stic« iß bie
Sage »on 'bem Silbe Ghrifti ju Nom.
®er ißapß Johann erwarb ftd) jebenfaU« bcbeutenbere
Serbienfte um bie Hirdjc burcfi bie äüieberberfteiluttg eine«
berühmten Hlofter« in ber Gampagna »on Nom, womit mir
bie @efchi<bte feine« ißontipcat« befddießcn. SCa« ß [öfter bet
Senebictiner »on Subiaco, bie ältefte Stiftung bc« S. Se=
nebict, hatte burd; bie Sdhulb ber langobarbifden ßriege ba«
grriftngtn Chron. III. c. 12, unb and; fr ^at m>d> nicbts rcn bfr Sitte"
nica, obrooi fit bfr 3Röm$ ©entbiet fc^on jttfi 3abr{miibtrtt tot ihm
tanntt.
1 Stuf birftm Mafien ftebt gefefcrieben: ln ietu capsa fuit portatum
sudarium passionis Domini nostri Jesu Christi a Ilierosolymia
Tiberio Augusto. 3d> {(treibt bit (Sefcbiddc bfr Stabt im SWittelalter.
2 ©Dtt btm marmorntu Jabfrnatel l;at ficb noch btr SUtar erholten;
matt fiefct ihn itt btn Wrolten tc« ©atican unb liest barauf: Joannig
aervi S. Mariae.
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'ßentificat tefl ©ifcnnius imb be« Gonftantime*. 227 >
Sd^tcffal feiner Kolonie Nlonte ßafttto erfahren, ßs mar int
3af;r 601 bis auf bcn ©ruttb jerflört warben, unb bie »er=
jagten Ntöndje hatten Ntübc gehabt, ficö nach Nom 511 retten,
wo ihnen baS Älofter beS S. ßraSttmS auf bem Gölifdjen
.fjügel eingeräumt mürbe. Unb 104 3abre lang blieb @u-
biaco neröbct , bis ber sßapft Johannes VII. biefe berühmte
Slbtei mieber berölferte unb erneuerte. 1
5. ©ifimüu« wirb 'JSarft im 3obr 707. ßcnflatctimi« im 3abr 708.
gurc^tbare ®<ftrafung 9tai'cimo’e. Ter $ap{t reift ccadj bem Crient. gin-
riebtmegen in 9tom. Cbarafter ber Sfabcimnten.
Johann VII. ftarb int October 707; »er bem 9lltar
beS non ihm erbauten Oratoriums mürbe er begraben. 3hm
folgte ber ©prer ©ifimtius, hoch nur für jtnanjig Jage.
3n feinem turjen ißontificat faßte er bett rühmlichen iJJlan,
bie Stabtmauem Nom’s mieberherjuftellcn, moju er Äalf ju
bereiten befahl. 2lber er ftarb barüber, unb mir miffen nicht,
ob fein Nachfolger beit Norfafc auSfül;rtc.
ßonftantinus, gleichfalls non fprifc^er Nation, mar ein
gemanbter unb fräftiger ©eift. ©ein fteben 3a^re langes
ißontificat (er mürbe am 25. Ntärj 708 orbinirt) mirb burch
einige bebeutenbe ßreigniffe belebt, welche Nanenna, Nom
unb ßonftantinopel betrafen. ßS mar eben in Nanenna ber
ßrjbifdjof JamianuS geftorben, unb fein Nachfolger gelip
fam nach Nom, um ber Negel gemäß nom ißapft bie Orbi=
nation ju empfangen, ßr unterwarf fich ihr mit Jßibcrmillen ;
auf bie SubiceS beS flaiferS fich ftüßenb, fegte er feine
1 Mnbillon Annal. Bcucd. lib. XIX. 23. unb bie ungebneefte ®e*
fegiegte bet ('ftübmtfii Sbtei: Chronicon Sieblncense P. I). Clicrubini
Mirtii Trevirensis nnno Doiu. 1629. Sic liegt im 2trct>iv> Veit Subiacc,
»0 icb fee cinfaß.
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228 ©ritte« ©ud>. siebente« Kapitel.
©rflärung ober Formel wie es ü;tn gut bäumte auf. £>er
cifernbe 6f)ronift erjagt, baf? biefes 33ocutnent int Strdrio nach
einigen Jagen als »nie toon geuer gefdjwärät gefunben würbe,
unb er fab barin ein änjeicben beS fd)redlid;cn aSerbetbens,
welches halb barauf SRaoenna traf. Jettn int _3abr 709
f führte Quftinian feinen 3iad;cplan gegen biefe Stabt aus,
inbem er ben ifktricius Jbeobor mit einer flotte üon Sicitien
in ben .öafen diaüenna’S fanbte. Jet arglofe Slbel unb bie
oornefmifte ©eiftlicbfeit würben mit Sift auf bie Skiffe ge=
locft, gefitebett unb in Sertoabrfant geworfen, barauf aber
überpel Jpeobor bie Stabt, unb ltadjbem er fie bureb Vren=
nett, SUtorben unb ißlünbern auf barbarifdic Söeife oevwüftet
patte, fdjifftc er mit feinen ©efangenen nach Gonftantinopel.
Sie würben t?or ^uftintau gebrad;t : ber Äaifer faß auf einem
golbenett mit Smaragbcn gegierten Jron, ein fßetlenbiflbem
auf bem .ftaupt , unb faurn batte er bie SRaPennaten erblicft,
als er fie fammtlicb jur ^inriebtung ju führen befahl. Unter
ihnen befaub fiep auch ^obanniciuS. Verurteilt, febenbig
eingemauert ju werben, würbe er non ben ,£>enfern fortge=
bracht unb ein Slusrufer rief »or ihm her: „Qobamtdben »on
Plabenna, ber berebte Voet, wirb nun, weif er bem immer
ftegreidhen SluguftuS entgegen war, jwifdien jwei 3Jlauern ben
ÜHaufetob fterben."' 33er ©rjbifcbof fyelip war glüdlid;er ;
1 Johannicius Ravennianus ille facundus poiita, quia invictis-
simo Auguato contrarius fuit, intcr duos fornices murina morte
vita privetur. SlgneUu« erjäblt ?eben unb ©ob be« öHooannicio in brr
Vita Theodori, Damiani, S. Felicis. (Sä ift rin 9font<m ; feint Schweflet
bat, ißr ba« abgefcblagne $aupt be« ©ruber« oor bent genfter ju jeigen,
fte fab, weinte unb ftarb. Hgittfiu« felbft nennt fi(b ben Urcntct 3cbaitn.
iben’«. lieber biefen mertwiirbigen Jpiftcvifer , ber fein SBcrf mit bent ©iftbof
@eorg um 846 abfcbließt, tefe man bie Prtdegomcna in Stmabefi’ä Antistit.
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Ueutificat beb (Scnflnntinuf.
221)
er oerbanfte einem abmafmenben Draumbilbe, bas bent Äaifer
erfrif)ien, feine Stettung, betin er würbe nur jur 33Ienbung
verurteilt, unb nad&bem er feine STugen über einem glübenben
©eefen von Silber, in wet<$e$ man Gffig goß, gehalten batte,
fonnte er in ber ©infamleit oon ipontuä weiter leben. 1
Die Äataftropße oon Staoenna erfdjiittertc bie italtenü
feßen IßroOinjen, unb fie trug wef entließ baju bei, ben |>a{}
gegen Spjanj überall ju fleigern. Scfwn barnals tjätten fiel) bie
Stabte boit ben ©riedjen befreien mögen, wenn fte unter
einanber einig, unb nießt burd) bie gurdit oor ben £ango=
barben beßinbert gewefen wären. 9tom felbfi trauerte um
ben fdjredlid;cn fRuin ber 9tebenbulerin , aber eä gewann
bureb it?n , unb ber Äaifet faß fid) gejwungen, bem ißapft
freunblidje ©efinnungen ju beuteln. Dodj empfing biefer bie
©unftbejeugungen bei ,§enfer3 von Siarenna nießt ohne tiefe
Demütigung. Suftinian forberte ifm auf, in $erfon nacb
Sonftantinopel ju fontmen, um bie nodj fdjwebenbcn Streik
tigfeiten über bie Slrtifel ber DruHattifcßen Svmobe beijulcgen.
Daä Oberhaupt ber ftircfje geborgte bem 33efebl Wie ein
S3afall, unb fd;iffte fid) am 5. October 710 im §afen ^ortuä
nacb bem Orient ein; mit fidj nahm er einige ber böcbften
Sßürbenträger ber d?ird»e, SticetaS ben 33ifdof non Siloa
Ganbiba, ben ©ifefjof Don ^ortuö ©eorgiuS, einige oon
ben erften ©eamten bes päpftiid;cn ißalafteS, unb $rcs=
botcr wie Diaconen. ©§ ift ber 3Rü^e wert, feine Steife ju
verfolgen, um ju wiffeu, Wellen SBeg man bamais oon
Ravenn. Clironotaxis Faveut. 1783. Seine ßbrecflicbe ^Jrofa iß eilt
<?emifcb naiven Cbronifenftile unb bembaftifeber fJiacbnbnumg be« Clanbian.
1 'Ben tiefet btjanliitiirften ?lrt ju blenben leitet 'Uinratori ba« italien.
abbaccinare ber- ®a« Stbicffal dtaoenna’e evjisblt Stgueflii« in ber Vito
S. Felicia.
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230
drittes $Ju<$. Siebente« Sapitet.
Som ita<$ Gonftantinopcl nahm. ®ie gafyrt ging juerfl ua<^
Seapel, bann nad; Sicilieit, vielleicht nach Steffina; nach
Shegiunt, Gortona, ©allipoliS. $n §pbruntum warb über=
wintert, worauf ber ißapft im Jrü^ling bie 'Seife läng« ben
lüften öricchcnlanbS fortfeßte. Stan legte an ber 3nfcl
Gaea bei, uitb fuhr entließ ton hier nach Gonftantinopcl.
2ltt allen jenen Orten waren bie iöefwrbcn attgewiefcn worben,
ben Stellvertreter Gßrifti mit gebiil;renben ©breit jn empfangen,
unb tor ber .jjauptftabt fclbft bewillfommncte ihn 3"ibcriuS
bes ftaiferS Soßn an ber Spiße beS Senats, unb GpruS ber
if?atriard; an ber Spiße beS GlcruS. ®er leßte ptpft, welcher
Sövsanj faß, hielt feinen Giitjug ju Soft, bie ÜDlitra auf bem
.jbaupt , unb würbe in bem ifSalaft ber pacibia beherbergt. 1
®er Äaifcr inbefi befattb fid; in Sicäa in SBithpnien; er
feßte eine SBefricbiguttg feines StoljeS barin, ben römifeßen
$Mfd;of nodj weiter reifen 3U machen, unb Gonftantin muffte
bie .üauptftabt terlaffen, um fich in Sicomebia cinjuftnben,
wo er ben Ataifcr traf. ®aS bluttriefenbe Ungeheuer Sbino=
tmetus reinigte fich in ben 2lugen ber Stenge ton feinen
SSerbredjen burch bie päpftliche Umarmung, söei^te unb Gonu
munion, aber was in ber 3ulammenfunft fonft terhanbelt
würbe , wirb uns nicht erjäßlt. '* Gonftantin fehrte mit ber
3ufi<herung aller pioilegieu ber röntifchen Äirdje im Jperbft
711 aus bem Orient juriief. 3US er in Gajcta laitbcte, faitb
1 ®ie SHitra be« 'papf!« nennt Slnafl. camelaucum (xa/ttiavxiov
ßrie<t>ifc^) ; bie 3taliener haben ben Ätt^tvucf eamauro. Sieh« bie Stet«
be« Jüigttoli ju biefer Stelle.
1 Xie Scene betreibt Stnafi. tnit ber gebührenbeu officietlen Siühtuug.
^uerft warf fiep ber Äaifcr, bie Jtrcne auf bem $aupt, nieber unb fügte
bem 'ßapfl bie giifjc, deinde in nniplexum mutuum corruerunt, eilte
birgilifthe 'prachtphrafe. IS« wirb inbefj hinjugefeßt, baß ber Äaifcr pro
delictis suis beichtete nnb bie (Sommunion empfing.
Digitized
tßcntificat tffl (Sonftaminu#.
231
er einen Seil feines GleruS unb Diele aus bem römifchen
©olf ju feiner ©egriifeuttg bort anmefenb, unb bie greube,
beit heiligen ©ater aus bem SRac&en beS Orients als neuen
3louaS glücflicb gerettet ju febn, mar allgemein unb aufricb-
tig. 9Rit 3ubel führte man il;n nach jRorn, mo er unter
bem f\reubengefd)rei beS ©olfS, nadt einjähriger 2lbmefen=
beit, am 24. Cctober feinen (rinsug birit.
3)ie Stömer fonnten ibnt nun genau beruhten, »aS in
feiner Slbmefenbeit Dorgefallen mar, unb mas gerucbtmeife
fein Obr erreicht butte. TieS maren ernfte Singe. $m Octo-
ber beS Dorigen ^abrs, gleich nach beS ißapfts Slbreifc, mar
ber neue Gjard) Johannes fRijoEopuS, ber ihn noch in 'Jiea-
pel begrüfjt butte, nach SRont gefommen ; bort butte er einige
©camte ber Äirdcc ergreifen unb ihnen bie fehlen bureb--
fdjneiben laffen, ben ®iacouuS ißauluS, ©icebominuS ober
erften .'puuSofficianten beS ©apfts, ben 2lrcarius ober S<ha$=
meifter ©etrus, ben 2lbt unb ©resbwter SergiuS, unb bet!
Orbinator Sergius. SDie ©eranlaffung ju biefen (rrecutio»
tten fentten mir nicht, aber ba ber Srard? gleich na<h ibrer
©olljiebung nach fRaoenna abging, unb bort umS Sehen fum,
fcheint es als hingen fie mit ber SRebclIion pott Slaoenna
jufammen.
©>iefc getnifibanbelte Stabt butte fich in ©erjmeiflung
erhoben unb offen baS 3o<h ber ©Djantiner abgemorfen. 2)ie
SRaoennatcu loaren ein ©olf Don leibenfcbaftlicber 9!atur unb
Don fanatifcheu Sitten. 5)ie milfte ©Jilbbeit beS iRittelal--
terS fcheint fich in ihnen burch bie unmittelbare ©ejiebung
ju ©Djunj am eheften unb am eigentiimlichftcn unter ben
Stabten Stalicn’S ausgeprägt ju buhen. 21 iS ©emeis, mie
febr fie Don ben jabmeren SRömcrn Derfchieben maren, mag
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2;}2 ©ritte« i'rnb. Siebente« Capitel.
ber Bericht beö SlgttelluS von ihren 93olfSfpielen bienen. Sin
jebetn Sonntag, fo erjählt er, loaren bie 9tavennaten gewohnt,
CSble unb vom Soll, ©rofte uttb kleine, Jänner unb grauen.
Vor bie Sore ju gehn um miteinanber ju fämpfen. GS hatten
fuh jwei Parteien gebilbet, bie eine von ber ^Jorta Sigurien=
fig, bie anbere von ber ißufterula, ober beut Suminus
vicus; fie ftritten mit Schleubcrn, bie Jßinber aber pflegten
bie ruzzola ju fpielen. 1 2tuS biefen Spielen erwuchs lßar=
teifeinbfchaft unb Wütenber Äatnpf auf Sehen unb Sob; er
entbrannte an einem Sonntag fo heftig, baft bie f<hwä<he=
ren Ißufterulenfer mit ihren Seichen unb Üerwunbeten baS
gelb bebetftett. Sie 93eftegten hielten fidj eine SBeile ruhig,
aber fie famten in ber Stille ben fcheuftlichften SKacheplan
aus. Unter beut Slorwanb feierlicher SBerföpnung lubett fie
bie Sigurienfer in ber iöafilifa Urfiatta jum griebcnSmal ein.
Gin jeber nahm feinen @afi natft .'paufe, unb ein jeher er=
bolchte ihn Verräter ifd), unb warf ben Seichnam heimlich in
bie Äloafett. SRiemattb wuftte , too fo viele 2)länner geblie=
ben waren, es war als hätte fie bie Grbe hinabgefchlungen.
Sie ©äber, bie öffentlichen Sdjaufpiele, bie Äaufläben tvur=
ben gefchloffen, bie SBittwen unb aöaifen jammerten in ben
Straften, jerrauften ihr .'paar, jcrriffett ihr Slntlift unb ihre
Äleiber. Sie ganje 2Soche würbe in folgern Sament hingen
bracht, bann orbnete ber sBifdjof SamianuS eine Ißroceffion
beS gefammten ißolfs in Sact unb 21 f che au ; 1 unb ber
1 IS« ifl ein alle« Scbeibenfpiel, beute in ganj 3ta(icn al« ruzzolu
geiibt. 3 m iejt tjeifjt e« parvuli cum motlicu orbittlla: Agnellus
Vita Damasi. c. II. p. 327.
’ Snccos imluti eiint — ciliciis sc opericruni. 2>ie« (inb bie no<b
beule gefrväu(bli<bfli Äapujcn her öriiberitbafteu. ®ie fit t>on bärennti
Stoff (ciliccino) trag*»» werfen torjugeweife i «nccoui genannt. tSei
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StebeUicn een Stanenua.
raüennatifche ©efchichtfd)reibcr erjätjlt, baß lief) hierauf bie
ßrbc öffnete unb bie lobten beit ©liefen offenbarte. Die
Mürber würben umgebracht, felbft it;re SSciber unb Äinber
traf bie ©lutradie, bas ©iertel ^ufterula aber warf man
auf ben ©oben unb belegte ed mit bem ewigen Stbanbnamen
ber regio latronum, ober bes 9läuberquartier8.
Diefe ©or fälle trugen [ich am Gnbe be3 ftebenten $ahr=
bunbertö ju, unb wir haben fte nur erjählt, um an einem
fo außerorbentlichen ©eifpiet ju jeigen, baf? ber bem italiäni*
fchen Mittelalter eigene (£f;arafter ber ißarteifänipfe innerhalb
einer unb berfelben Stabt bereite in jener 3e>t »öllig ent=
wicfelt war. 1
6. Stebetlien iit Xatteuna. (Jrfte Stäbteconfötcratiou 3talini’«. 'ßbilibbicuä
ißarbane« &aifer im 3®br 711. ®ie 8tijmcr erlernten ibn nicht an. Ser
Sucat unb ber ®uy eott 9tem. Sßilrgerfrieg in 9tom. Ser Gifarenpalaft.
Slnaftafiu« II. Satfer in SSnjanj 713. lob Ccnftantin’« im 3abr 715.
So war ba3 ©olf jHaoenna’s geartet, baS fi<$ int 3ahr
710 unb 711 im offnen Slufftanb gegen ©hjanj befanb. Die
Sfabennaten hatten @eorg, ben berebten unb anmutigen Sohn
beü f leinen ^obamteü, ju ihrem Ipaupt, man barf fchoit in
ber Sprache beü Mittelalters fagen junt capitano del po-
polo gewählt; benn feine Maßregeln tragen burchaud ben
biefer ©elegenbeit bereit mir een StgneHu«, ber nur bunbert 3alprr fpciter
[cbvieb, einigen grauenfehtnuef nennen: mutatoriaa vestea {'pruutlkibet
}Utn iüecbfeln, , et pallin, inaunss, et atiulos, et dextralia (Ärmbänber)
et pereaelidna (?), et monilia (•'paMbänber), et olfaetoria (Siiecbftäicb-
eben), et ncus, etapeculn, et lumilas (moubfiirmiger ‘icfnnud oon (Selb),
et liliola (lilieufcrmiger <£ebmucl), praesidia (?) et laudosias (V).
1 SlgneUue fagt, baß bie blutigen Stampfe nceb jtt feiner ijeit bauerten,
unb baß man bemjenigeu, ber mit bem Stuf: heu anima, auimu mea!
um färben bat, ba« Veben fehenfe. Welche 3ccnen ftnb noch beute in
Corftca nicht gerabe fetten.
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Erittc« ©ud>. Siebente« (Sapitel.
234
Gfwrafter beö fpätern SDiittcIalter^ an fid). (rr teilte ganj
fRaPenna in jwölf ©annerfdjaften ober 'i'anbuä , nach ben
2lbteilung3fabnen ber ülMijen: fRaoenua, iBanbuä I., 2)aw
bttS II., 9ieuce Öanner , UnbeficgteS, tionftantinopolitanifefieä,
gefte«, grobes, 2Railänbifdw$, ®eroneftft$e8 Söanner, ba«S
Banner bon (Haffe, nnb bie 2lbtcilung beS (jrjbifdiofö mit
bem Gleru« unb ben fincdjtcn ber Äird^e. ®icfe Ginteilung
ber SRili} beftanb in fRaPettna ttod) im neunten ^a(;rbunbcit,
unb ebne 3ll'cifd entfprad) ifjr eine ähnliche in SRont, »o
fie nad> ben Legionen entworfen fein mußte. 1 SIber ©eorg
begnügte fid> nicht mit biefer raocnnatifchen Stabtmüij , fon=
bern er brachte bie erftc Gonföberation bon Stabten jufatn-
men, bon ber wir Äunbe haben; beim Sarrena (Sarfina),
GerPia, Gefena, gorum ißopili ($orlim popoli), fyorum SiPii
($orli), fs-aoentia ($aenja), frorum Gornelit (Smola) unb
23oitonia (Bologna), alfo faft bae ganje l'aitb bcö (ryardiatiS,
perbünbeten fidi mit fHapenna. Seiber lefeit wir in ber Per=
ftümmelten ©cfcbichte be« Hgitelluä nichts mel;r Pon biefem
1 ßaudum iß vexillum (©anner), Bandus ein unter einem ©anner
bereinigte« Gerb«. itlguellu« gebraucht bandus, militia, numerus ata
gleiibbebeutenb. Rumeru« für Regiment gebärt ber Haiferjeit an; ich ia«
teil Shtabrmf auf einem een Tamafua gebiebteten Gpigramm in ben ftata-
tcmbeit fegar für bie ® ebner (exercitus) her OTärtirer, al« Setbaten
@otte« gebrauibt. Sinige biefer militärifcben ©annerfdwften beftanben (eben
unter bem Grarcbeit in Raeenna, unb icb finbe in ben Papir. Dipl, bee
fDJarini fclgenbc : Numerus felicum Tbeodosiacus (n. 90. n. 91), Num.
Mil. Sormisiani . oielleiebt ®acier aue 3°rmifia (n. 91). Num. Victricis
Mediolsn. (n. 93). Num. Arminiorum (n. 95). Num. felicum Perso-
arminiorum (n. 122). Num. Vcronensium (n. 95). Num. Juniorum
unb Num. Invicti (n. 111). Sie Kamen biefer Regimenter waren een
Orten ober een Jtaifern, ober ecu atlgemeiuen ©egriffeu emlebnt. 3b«
Officiere werben genannt: Tribunus, Primicerius, Adorotor (ein uiier-
Warte« ©?ert) unb Optio ober Oxio , wa« man mit distributor nnnonne
milit. erführt.
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iKebrilü'ii »eil Ittaooma.
235
merfwürbigen ©täbtebunb unb Strieg gegen ben Grarc^ett ;
bet Glwonift lutirbe gewiß größte politifcßc Talente öeorg’S
erfennen laffen unb berichtet haben, baß SohanneS StijotopuS
in bie .pättbe ber 2Iufftänbifd;en fiel unb fläglid) fein Sieben
verlor. Sludj baS 3ahr biefer Stebellion, welche eine gaitje
s|teriobe abfcbließt, in bem fie fcfjon baS Gnbe ber bojantini=
fhen Despotie bezeichnet, ift nicht gewiß; vielleicht erhoben
fid; bie Stavennaten erft nachbent bie Dlachricht von bem £obe
bes ÄaiferS Suftinian eingetroffen war; baS SBudh ber köpfte
aber gibt an, baß biefelbe brei 2)fonate nach ber Siücflebr
bes IßapftS in Stom anlangte. S)enn spbiltppwuS SarbaneS
hatte am Gnbe beS SahrS 711 ben £ron von Shjanj ein=
genommen, unb als ber abgef;auene Stopf ^uftinian’S auf
SBefehl bes neuen SlatferS burch einen ©patljarius auch in’S
Slbenblanb gefanbt, bie SKugen ber Untertanen ju erguiefen,
Slom erreichte, ivirb ber Ißapft biefen gräßlichen Slnblicf ver=
mieben haben. 1 $aS Stolf aber ftürmte ihm mit berfclben
ftumpfen Dleugier entgegen, mit ber es zuvor bas S3ilbniß
beffelben Stopfe empfangen hatte. Seite feiten waren fchred=
lieh : baS blutige $aupt eines StaiferS ivanbette burch bie ge=
inißhanbelten Provinzen, baS paupt aber beS ÜiorberS unb
Nachfolgers auf bem 2ron ivanfte vielleicht fchon auf bem
Stumpf, unb fein gall würbe bann mit gleichem ©tumpffinn
begrüßt.
55er neue Ataifer war Stonothclet unb Sicher. Staunt
hatte er ben £ron eingenommen, als er bie Sefchlüffe beS
fcchSten Goncils für irrig unb nichtig erflärte, unb baS Wc-
mälbe, welches baffelbe im faiferlichen Sßalaft zu ^pjaitj
' o Sä <I*iAifrxix6g Sid rov airw (Jaetiäaoiov rav-rqv itti rn
Svrtxd iifoij fog Pdu ^ Tln*opli. Chronogr. p. 319.
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DrittM 4Mid>. «liebetttea Sapitel.
*236
barftellte, »0« ber Sanb abreiften lieft. 68 war Sitte, baft
aiub ber tfaifer tta<b feinem ^Regierungsantritt feine ©lau=
bensformel ober Sacra an ben römifdfen ißapfi fenbete:
iJJftilippicuö fcftirftc bie feinige nad) fflom, aber ^apft nttb
Slernä verwarfen bieS fefterifcftc ölaubenSbefenntnift. T)aS
römifcfte 3>oIf würbe bon Ietbenf^aftlicftem Sifer cntjünbet,
es gab eilig bie Mittel b<w , in ber ©afilifa beS S. Bieter
ein grofteS Sanbgentälbe ju malen, worauf alle fecbs öfume=
nifcben Soncile bargeftellt würben, £ätte fid) biefe bilblidje
©eftbidbte unb tenbenjiöfe .§iftorienmalerei erhalten, fo würbe
fie beute von ^ol>cm Sert fein, unb uns wiUIommnen 2luf=
ftftluft über ben ©^arafter ber batnaligen .Uunft geben. 5)iefe
Seife politifdber $>emonftration aber würbe unter anberen
Sßerbältnijfen noeft im fpäteren SDtittelalter in 9tont bann unb
wann einbrurfsootl wieberbolt. 1 ®ie gcfammte Sevölferung
ber Stabt war im vollen 2lufftanb gegen einen Jtaifer, ber
es gewagt butte, bie jwei Sillen ober Sßaturen in ßbrifto
ju läugnen ; ja baS Soll trat wicber als IßopuIuS ÜRotnanuS
auf, es befdtlofi bent Äaifer bie Stnerfennung ju vertagen,
Weber fein Silbnift, nod; eins feiner 35ocumentc unb SRefcripte
aufjunebmen , felbft bie Solibi mit feinem ©eprüge Pom öffent=
lieben Verlebt auSjuftblieften, unb in ber flirdjc beim ©ebet
ber Seffe feinen Siatnen ju perfeftweigen. SDie Aufregung
gab bem Atolle SRom’S eine ganj anbere S,wfiognomie. Senn
es bisher nur bei ber IJJapflwabl baubetnb erftbien, taueftt
es plöftlicb als Sürgerfcftaft auf , welche in politifeben Gingen
‘ lic örieeben nannten f c t epc bilblitbe Xarftellungen pancarea, n'ic
wir e* beim Snaft. in Vita Const. n. 174 erfahren, itioeb im 16. aaec.
unb fpäter f 4 m Hefte man in Dfont einige Mirdjen mit fotrpen uitbilbfainm
'borträts »on (Senaten.
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®er 2>ucat unb her ®uy ecu 3tom. 237
söefc^lüffe erläßt. 1 Slbel, .fpeer unb bie in fünfte geteilten
Älaffett muffen mir uns beSßalb berat enb, abftimmenb, unb
einmütig ben 93cf<hluß ber Söiberfeblidjfeit faßen« benfen.
Selbft bent Sud? ber Zapfte entfd&lüpft in biefer Grregung
jum erftenmal ber 2luSbrucf: „2>ucat ber Giömifchen Stabt,"
unb mir haben bemnaeß «löblich bas gange Stabtgebiet rechts
unb linfs beS Siiber, im Umfang beS rötnifeben SiuScienS
unb ber Gampagna «or uns. 3um erftenmal roirb hier mit
biefem £)ucat auch ber $)uj genannt, ber ihn «ermattete. 1
3)er £)up non 9tom, noch burd; bie «orige Regierung
befteüt, mar GbriftopboruS : feine SoUma^t mürbe oorn
Grarchen ober Äaifer aufgehoben, unb im Sinn ber neuen
Regierung ißetrus «on 9ia«enna nach 9lom als fein Stach»
fotger abgefebieft. 21 ber ein großer Seil beS tömifeben SBollS
erflärte mit geftigleit, ben ®uj beS häretifchen ÄaiferS nicht
annehmen }u mollen. GS fpaltete fich bie Stabt in jmei
Parteien, bie eine hielt ju GbriftopboruS unter bem Stamen
ber GbrifUicßen, bie anbere fleinere, bon 2lgatl;on geführt,
bilbete ben 2lni;ang beS fßetrus. 3« bem «eiligen 35unfel
SRont’S «erfolgen mir biefen Sumult (baS Such ber ißäpfte
gibt ißm hochtrabcnb ben alten Stamen eines SürgerfriegS,
bellum civil e) mit Spannung, mie ein bebeutenbeS Greig»
niß, unb mir erfreuen uns #an einigen Gtinnerungen beS
SlltcrtumS, bie bei biefer (Gelegenheit mieber lebenbig merben.
’ ®er iSuSbrud beim Stnap. iß: Hisdem temporibus cum statuisset
populus Romanus nequaquam haeretioi lmperatoris nomen, aut
Chartas, vel figuram solidi suscipere.
* Sie ©teile ifi: contigit, ut Petrus quidam pro ducatu Romanac
urbis Ravennam dirigeretur, ct praeceptum pro hujnsmodi causa
acciperet. n. 176. ®a itp fcie ©efepitpte ber ©tabt 8tom mit ben ®reifp
niffen entwidle, werbe i$ erft an ber paffeuben ©teile bie ©renjen biefe»
©licat« ju jieben beben.
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238
dritte« S?rrf>. Siebente« (Sattel.
Die fämpfenben Parteien ftief;en auf ber ©ia Sacra vor
bem Gäfarenpalaft jufammen, unb ba« alte Straßenpflafter
luurbe mit bem ©tut von fünfunbjwaujig (Srfchlagenen ge*
rötet. Demnach beftanben ©ia Sacra unb ißalatium noch
am Anfang be# achten ^a^rhunbertö , ja mir bürfeit au# bem
Ort be# Äampfö mit vollem ©runb fc^Iiefien , bag ber Äaifet-
palaft bon bem Dur felbft bewohnt würbe. Denn ohne groei*
fei griff bie Partei be# Petra# beit Dur Gbriftopbora# bort,
in bem bamaligen 9tegierang#gebäube 9iom’# an, um ihn
barau# ju vertreiben. 1 Qi ift übrigen# ber ©emerfung wert,
baf) ber Gäfarenpalaft ttodh wenige 3al;re juvor eine ©lieber*
herftcKung erfahren batte , ja baf; e# noch gegen ba# (i'tibe
be# fiebenten ^ahrljunbert# einen Cura Palatii Urbis Romne
ober ©eamten gab, ber für bie SSieberberftellung beffelben
ju forgen batte. Die# einft noch von Gaffiobor gerühmte 3lint
hatte piaton, ber ©ater ^Johann’# VII., befleibet, benn auf
ihn unb Slatta fein äöeib müffen jwei ^nfchrifteit au# beit
fahren 686 unb 688 bejogen werben, welche ben Gltern
ber Sohn Johanne#, bamal# SRector be# Patrimonium’# 2lp=
piä , in ber Äirche ber S. Slnaftafia fefcte. Die erfte 3nfd)rift
aber erwähnt, baß piaton, itacfibem er ber großen Sorge
um ben alten palaft von 9iom obliegenb beffen lange Dreppc
wieberhergeftellt hatte, in beit, himmlifcben palaft be# ewigen
Äötiig# eingegangen fei. 1 Der große £ierrf<herfiß fo vieler
Äaifer, ber Diittelpunft ber ©efdurfe ber Grbe, von wo au#
1 In Via aacra ante palatium etc.
’ ®iefe merfn'iirbige 3nfcprift beim iltarini l’np. Dipl. p. 367. not. 1
ju n. 134. Sit fab juerft 'bittre Sabino im saec. XIV in ber Äircbe
©. Hnaflafta (p. 304 in feinen S (beben, fit fiitmnt gut jum SDtarini); ein
Heinctt gragment bauen fab baranf llgbeUi unb Suartfiu« in btr .Hivtbe
©. ©enebicti in 'ßibeinufa. 3<b utrglitb fotrel bie« al« bie Stbfdbrift bes
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(Sitte bc« ^ontificat« oon (Sonftantin. 239
bie 3)tenfd^^eit einige 3<$<^unberte lang meife regiert ober
fcbmadmofl mif^anbelt morben mar, fant nun halb in bie
oöttige SSergeffenijeit, unb fdjon jur $eit Garl’S be3 ©roßen
flatterten in ben ni<$t mein bewohnten ©cmädjern bes 9Iu=
guft unb be£ Jrajart bie ©ulen, mie an bein heutigen Jag,
ober pflanjte ber ÜJtönd) auf bem ©djutt 28ein unb Cel,
mie am heutigen Jag.
J)ie »or bem ißalatium Äämpfenben trennte eine ^erbei-
jie^enbe ißroceffion »on ißrieftern, mit ben (joangelien unb
©rucifiyen in ben .'pänben. ®ie oerftänbige ißolitif ber fßäpfte
mid) nid)t tooit bem ©runbfaß , fid; niemals in eine Partei
tyneinjiefyn ju laffen, unb ber ffJapft »ermittelte aud; jeßt bie
©abinu« in ben 'Diateriatien be Steffi’«; «ine Ve«art für bie ■Stelle longo
refecta gradu fanb fidj babei nicht. $ie Snfchrift lautet:
Ultima funerco persolvens munia Imst«
Quo pater illustris membra locanda dedit
Adjecit titulos proles veneranda Joannes
Ne tantus quovis esset honore minor.
Hic jacet Ule Plato, qui multa per agmina lustrans
Et maris undisoni per freta longa volans
Claruit insignis regno gratusque minister
Cclcbremque sua praestitit esse manu.
Post ergo multiplices quas prisca Palatin Komne
Praestiterant curas longo refecta gradu
Pergit ad aeterni divina palatia regis
Sumere cum meritis praemia tirma dei.
Plato V. 111. Cura Palatii Urbis Komae VLX. an. PI. Al. LXVI.
Dep. M. Nob. Die VII. Indict. XV. Imp. DN. Justiniano Aug.
Anno II. P. C. Ejus Anno II.
3n btt Epitome Clironicor. Cassinens. (SDIuraiori T. II. p. I.
p. 354) wirb gefagt, $eracliu« fei nach ber (Eroberung be« Areu;e« nach
ber Aurea Urbs getommen unb bort im Gafarenpalafl gefrönt. 3eh muntre
mich, ®te Stibbtj ;um 'Jiarbini III. p. 180 unb 33i«coitti Cittfi e famiglie
Sec. II. p. 255 (ich bie« iliiarchen tonnten aufbilrben (affen. Xerfelbe
C(jronift (er fchrieb fcbti'Criich bor 1000) erjählt bie gleiche Jjabd tjout Äaiier
Wairritiu«.
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240 $rittee ^uit. ©iobentf« Capitol.
fRube. Dbwol bie dbriftltc^e gaction bie ©egner ebne IRiibe
batte überwältigen Fömten, gebot er ibr bettnoeb ficb juriiefc
jurücfäujicbn, unb fo fdfwebten barauf bie Singe in einem
Slöaffenftillftanb, bi« nach wenigen Sagen bie fRadridt Don
©icilien Fant, ber bäretifZe i^FtilippicuS fei abgefefct unb ge=
bienbet worben, unb ber rechtgläubige 2Fnaftafiu£ ^abc ben
Sron oon SSbjanj beftiegen.
G« war am 4. 3uni 713, bafe ber ©ebeimfZreiber
8tnaftafiu$ als jweiter .ftaifer feines üRamcnö proclamirt
würbe, woraus ficb ergibt, baf? bie Unruhen in fRom faft
ein unb ein halbes 3abr bauerten, ©ie würben nun völlig
beigelegt : ber neue Äaifer fanbte nach einiger 3eit als Gyar=
eben ben SJ3atriciuS unb Hämmeret ©ZolafticuS nad Italien
unb gab ibm jugleiZ feine ortboboje ©laubenSformel
für ben römifd;en ©ifdfof mit. Ser Grard überreizte fie
bem befriebigten ifkpfi in 9iom felbft, worauf ftd bie 9tö=
mer, tiidleidt weil GbriftopboruS geftorben ober als unfähig
erFamtt worben war, ben ißetruS als Sur gefallen ließen,
nad;bem er juoor bie fßerfiderung gegeben batte , an Feinem
feiner ehemaligen ©cgner Rade ju üben.
.fMer* fZlicfjt im SuZ ber fßäpfte bas lieben GonftantinS.
Gr ftarb am 8. Stpril 715, ein männliZer unb glüdlider
Kämpfer für bie Ortboborie fRom’S, unb ein würbiger 3ior=
gänger größerer RaZfolger, unter benen Rom fiZ cnblicb
von bem verhaßten 3°Z ber 33pjantiner ganj befreite.
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Diertes ßudj.
3$om ^ßontiftcat ©tegor’S II. im 3af>r 715 biö auf
bie Äaiferfrönung ©art'8 im 3 800.
®tegot»»iul, ®tf*l<l>tt l«t Statt Siam II. IC)
l
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(£rjite$ Kapitel.
1. <pontificat ©regor’« II. im 3a!>r 715. Xit'friibrrfcfnt.'emmmtg. Sbaraftfv
unb Xlsütigfrit ©regor’«. ?eo ber Jfaurier. 2>r Cultu« btr $eiligenbilber
im Cflen unb im ißScften. £ie bronzene gigur be« <0. ^etru« im Salican.
SRachbem mir im brüten $Bud biefer ©efd)id)te gefeben
fabelt, wie in ber ©tabt 5Hom bie bürgerlichen Ginrichtungen
be$ SUtertumö [ich »erlorcn, unb bie 5Dlonumente ber ferner
»erfielen ober in ben $ienft beS djriftlichen GultuS übergingen,
nadhbem mir enblid; bie wadjfetibe 3)iad;t bc£ ißapftS , feinen
Ginflufs auf bie ©tabt unb bie Umftänbe fennett gelernt ha-
ben, meld>c biefe an bie £errfchaft jene« ju fnüpfen begannen,
werben mir im »irrten 33uch bie ^Befreiung füom’S fomol »on
ber iöcbvängnifi burd) bie Sangobarben, als »on ber bpjan--
tinifchen ®efpotie, unb bie Gntftehung bes ÄirchenftaateS
fchilbern. 3)iefe grobe UmWäljung bifbet eine Gpochc in ber
©efchichte, unb fie »oHenbet fi<h mit ber SSieberherftellung
bcS abenblänbifchen ÄaifertumS unter Gavl bem ©roßen.
Stom mirb jum jWcitenmal bie erklärte .'pauptftabt bcS
SlbenblanbS, unb ber ÜJüttelpuntt, in welchem bie geiftlidw
Ginheit ber Golfer unb bie politifche 3;bee eines allgemeinen
chriftlichen Imperiums ©iß, $orm unb Stuetorität finbet.
®en langen Äampf jmifdjcn SRom unb ©tijatiä follten
mit großer ficibenfdiaft jmei ißäpfte roieber aufnehmen, bie
nach ©regor bem ©rofeen als bie wahren ©rünber ber
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■Picrlfo '•('lief'. Srfirt (üapittl.
Jii
rc*mifcf)cn Hierarchie unb als bie Befreier bev Stabt Wie 3ta=
lien’S oon bem $odh ber ©riechen berühmt geworben fiub:
©regor II. unb ©regor III.
©regor ber 3wcite, Sohn beS SJlarcelluS unb ber Ho*
uefta, war nach fiebert köpften gried;i|d;er ober fnrifeber 9lb=
fnnft ber erfte Stönier, ber ^ßctri Stui beftieg. ©eit feiner
frühen ^ugenb im ißatriardbium beS Sateran jum ©eiftlicbcn
erjogeit , war er jur 3eü Sergius I. Subbiaconus unb 33U
bliotbefar geworben; als DiaconuS batte er ben ißapft (ioit=
ftantin an ben Hof oon Sfyjanj begleitet, unb Währcnb ber
Debatten über bie Drullanifcben Slrtifel ben 9tul;m eines in
ben fiird;en)d)nfton gelehrten, fel;r berebfamen unb d)arafter=
feften Cannes cingecrnbtet. Diefcn @igenfd;aften oerbanfte er
feine ‘föahl , unb fchott am 19. 2Jiai 715 folgte er feinem 25or=
ganger Gonftantin im ^ontificat. GS war bas britte 3<*hr beS
Maifers 2lnaftafiuS, unb baS inerte ber Regierung Siutpranb’S.
Diefer auSgejcidptietc Sangobaibeufönig nahm fofort eine
brol;eube dliiene an: er weigerte fid) bem S. IßetruS bie
Scheidung äripert’S II. ju beftätigen, aber er lieg ficb burch
bie gewanbten Schreiben ©regor’S jur 3iacf>giebigfeit beftint»
men. Seine feiitblidje Stellung beioog ben ißapft, in dile
bie wanfenben flauem 9tom’S wieber herjuftellcn. Malföfen
würben angelegt, unb man begann bereits bie SUauern am
Dor oon San fiorenjo aufjubauen, als eintretenbe Hinbemiffe
baS Unternehmen hemmten. ' Salb barauf fudite eine furchtbare
Diberiiberfchwemmung bie Stabt hfim: ber glufj trat im
.eperbft 716 über bie Ufer, fegte bie Gainpagtta weit unb
1 Hic rxordio pontilicatus sai calrsrins ilccoqui jussit . et a
porta S. Laurentii inchoans liujus civitatis muros restaurare decre-
verat, et aliquam parU-t» faciens etc. Anast. in Öregor. 11. n. 177.
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$outiftcat Qregot’e bc« grccittit.
24Ö
breit unter 'Baffer unb ftürjte cnblid; burdj ba« glaminifche
Jor in bie 55ia Sata herein, wo bie $lut eine unb eine
halbe Banne«f)öhe erreichte. Sie ergoß fidj oerheerenb bi«
über bie ©egenb oon S. Barco unter bem Capitol unb
Quirinal, unb jugleich ftanb bie Slieberung oon ber Biloi=
fd;eu 53rücfe bi« jum 6. ißeterätor unter Baffer. Sieben
Jage währte bie 9tot; täglich flehten 'Jtroceffionen um f>tet-
tuug, mtb am achten Jage faul ber ftluß suriirf. 1 Ja«
fdjou öfter« alfo oerwüftete Bar«felb mußte auch jefct große
Sefdiäbigungen erlitten haben.
Jie« finb bie einzigen bie Stabt felbft betreffenben
Greigniffc wäbreitb ber erften 3afjre ©regor’8 II., bie wir
au« bem 53 ud; ber Zapfte fdwpfen tonnten; bie Chronologie
ber Jiuge aber ift oerworren, unb bie Jhatfadien fehlen.
9lur im Allgemeinen wirb un« im 5?apft ba« 53ilb eine«
außcrorbentlich tlWitigen Banne« gejcidhnct, unb er bat manche
9lehnli<hfeit mit ©regor bem Crften. Bie jener über bie
©renjen 9iotn’« l>iuau$ im ©ebiet bojantinifcljer ^rooinjeu
befehlenb unb anorbnenb auftrat, wo e« sJlot war, fo tl;at
aud> ©regor ber 3ü’eite. Jem Jur Johanne« oon Neapel
fdjrieb er oor, wie er fid; 3U oerhalteu ba^G al$ bie
Sangobarben oon 53eueoent bie wichtige Heftung Äumä ent-
riffen hatten.2 3m 53ercin mit bem Subbiaconu«, ber bie
bortigcii ßirchengüter oerwaltete, eroberte ber Jup ba« Gafted
1 Anast. il>. n. 180: Paul. Diacou. (le liest. I-ang. VI. 36. unb
®tba de sex aetat. ad ann. 4671. $ie(tr fttyrtifrt bereit«« ad Ponte-
molinum , bo$ ift ba« h»l Orcliim fpatcvtr Slbfdirtit'tr. unb 9Kura*
lori feljen bie Ucbtifduvaiiiuim^ in« 3abr 716, Saroiiiu« in« 3al)t 717,
mtb |o ancb btt Index Ducum Spoletan. et Alibat. Parfensium beim
WabiOcu Mus. It. I. pnrs 2. p. 63.
* Ducntum ei qualiter agereut quntidie scribendo praestalml:
Anast. n. 181.
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24ti Stiert« Stu($. ISrft« dapiid.
wieber, unb ber 'jiapft gab fiebenjig ^fuub ©olbeS als 2lb=
ftaitbSgelb an bie Sangobarben willig bin. 3üie ferner ©regor
ber Grfte bie flirre, weit in ber gerne erobernb, auSgebreitet
ttatte, war aud) ©regor ber 3weite im gleichen Sinne fieg=
rci$. $aS wilbe unb walbbebctfte ©ermanien trat ttad?
langen gafyrlmnberten eine« buntein £abinlebens toieber in
lebenbige 99ejiel>ung ju 9tom, bie SJerbinbung ber 2)eutfdjen
aber mit bem Siß ber llircbe feilte halb in ifyre, wie ber
SbteU ©efdjitfe machtvoll cingrcifen. 35ie einft oon ©regor
belehrten 2lngelfacbfcn würben bie ÜJtijfionäre unb fDlärtirer
2)eutfd^lanb’s, unb am 30. 9to»ember 723 bctlcibete ©regor II.
bett berühmten SBinfrieb ober Sonifacius mit ber iiJürbe
eines beutfeben $if$of3, unb entfanbte ihn als apoftolifdien
fiegaten in jene fjeibniftben Sauber , wo biefer unterwürftgfle
Sßafall beS ißapfttumS bie alte fJlieberlagc be$ 31a rus an
beit fpaten ÜJladjtommen unb in benfelben ©egettben rächte,
inbent er 3>eutfdjlanb 'Jiorn unb ber lateiitifcbeu Spraye
untertoarf.
GS war eine bewegte 3e^ großer Grfdjütterungen. gtt
ber frifc^cn 33lütc feiner Uraft jog ber Orient gegen baS
Slbenblanb jum Äampfe aus, bie fDlubamebatter belagerten
Gonfiantinopel, bie Saraceuen berrfchten im SDUttclineer, be=
breiten Italien unb 9lom, unb oon bem eben eroberten
fatltolifcben Spanien ftiegen fie bereits in bie tfjrooinjen
SübgaUicnS l;erab, auch bas JReic^ ber grauten unb mit
iftm bas Sollwert bes römifdieu (S^riftentumS im üßeften ju
vernichten. !Tenn als bie einzige Sdtnßweftr 9lom’S gegen
alle geinbe faben bie tßäpfte jenes bereits an. Glitten in
biefe Aufregung bureb fo broßenbe ©efabren trat nun eilt
Sreiguiß , welches jene in Schatten ftellte, fRont unb gtalieu
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'ßontificat (Sftfger’« t>e«
247
jur Serjmeiflung trieb, unb nach offener Empörung enbticfe
an bie granfen fettete. Des mar ein berühmte« unb folgen-
fcßmereS Gbict beS ÄaiferS £eo von Spjanj.
Siacß jmei militärifd;en Stebolutionen , melcße bie Äaifer
SlnaftaßuS unb itbeobofiuS geftiirjt batten, mar ber 3faurier
Seo am 25. SJlärä 717 in 33cfiß beS griccbifcben SronS ge=
langt. 2)er fraftüolle, im ©affcnhanbmcrf groß gemorbene
gürft butte feine geinbe befiegt, bie Straber ton ben SDfauern
Gonftantinopel’S als .öclb jurücfgemorfen , unb mar im uit»
beftrittcnen ©ettuß feines 5Rcid;S unb feines fRubmS. Die
Seibenfcßaft ber ©pjantiner für tbeologifdje Dinge ergriff auch
ibn, aber feine einfache Solbatenfeelc mar bogntatifdßen Spiß=
finbigfeiten unjugänglich ; vielmehr erhob er fidj rafcß unb
fübn ju bem ©ebattfen einer allgemeinen Steinigung beS
cßriftlid;en GultuS von ber ©ößeitbienerei, unb ber ifaurif<be
Ärieger glaubte biefe herfuIeSarbeit burdj ein beSpotifcßeS Gbict
voll führen $u fönnen. ®aS laute $obngefd;rei ber 3Jf ußa=
mebaner, melcbe in ben eroberten Stabten ißaläftina’S unb
Surien’s an ben macbtfofen .fteiligenbilbern ihren Spott auS=
ließen, unb bie fdjabenfrohett Sieben ber guben an feinem
£>ofe erfüllten ihn mit Scham. Die Gbriften , fo fagten fie,
meld;e Porgeben ben mähren ©ott anjubeten, hüben bie Seit
mit mehr ©äßen erfüllt, als fie einft nach Gonflantin’S 3eit
in ben Tempeln ber A>eiben 3U jerftöreu oorfanben, unb bie
Sefenner ber geiftigen Sehre febeuen fid; nicht, giguren von
ÜJletaH, Stein unb .öofj , auf Düdrer gemalte SIntliße unb
bie fcßlecßteftcn ©itbniffe unzähliger ©uubertßäter öffentlich
anjubeten. De ©eit ift mieber beibnifeß gemorbett, mie fie
oorßer mar, unb baS Gbriftentum ein GultuS von gbolen,
mährenb nufere ©ofebeen unb Spnagogeu, rein unb bilblos
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248
Stierte« ©ud>. Srflt« Capitel.
mit bem ©eift be« einen unb wahren Gotte« unb mit bem
Gefeg be« ißropheten allein gefdfjmüdt fittb.
Solche gtiecfiifche 93if<höfe ferner, welche bic ©ißbräucße
be« ©ilberbienfte« oerabfcfteuteit, oerglichen ben bilblofen Gul=
tu« bet erften ^abrbunberte be« 6f>riftentum« mit bem ihrer
©egentoart. ®atnal« toaren e« bie Reiben , bic ben ©haften
ooH .Goßn oorwarfen, baß fie in ber 3Mirftigfeit ißre« @lau=
ben« Weber Stempel noch ülltäre, noch fcböne Statuen be=
faßen, uitb e« antworteten ißnen jene: „©laubt ihr etwa,
Oaß mir ben Öegenftanb unterer ©erehnmg oerbergen , weil
wir Weber Stempel noch Slltcire haben ? 2BaS foU ich mir ein
Silo oon ©ott machen, ba bocb in ©ahrbeit ber tüieiifcb
felber ba« (rbenbilb ©otte« ift? warum foll ich einen Stempel
bauen, ba hoch biefe ganje ©eit feiner £ätibe ©ert ihn
nicht faffcn faun? unb ich, ein ©enfdj, habe fo großen
©ol;nraum auf ihr, unb foll feine allgewaltige SDlajeftät in
einer Heilten 3eUe oerfchließen? 3ft c« nidjt beffer, baß wir
©ott in unterem ©eift unb in ber Stiefe unfcre« £erjen«
einen ©ohnfiß weihen?"1 Die feiten be« ©inuciu« gelip
waren oorbei, unb c« lehrten jeßt bie 9tichtchriften mit fd)ar=
fein Spott bie grage um. ®ie Sptiobe oon ^Uiberis hatte
noch im 9lnfang be« oierten ^ahebnnbert« bie Silber in ben
Kirchen al« gefährlich oerboten , aber fcboit im fe<h«ten 3ah1'5
hunbert würbe ein folchcr ©efcßluß nicht mehr gefaßt wor*
beit fein.
1 Quod iiiim siiuulacrum Deo Ungarn , cum si recte acstimes,
sit Dci lionio ipse siiuulacrum?... Nonne melius in nostrn ima
dedicandus est mente, in nostro imo consecrandus est pectore?
Sint frtiene Stelle itn Octaciu« be« ÜRimiciu« gelif, ftorifev Jlu«giite lGOö.
i?. 367. grau} ’ßogi Initium liarivs. Iconocl. un Brevier. I. p. 38n
ßat fie mit einem Seiifjer auegqogett.
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35« ft'ulni* her ^ilt«.
219
Eg ift überflüjfig ju fagett, baff im 2tnfang beg achten
Säculumg alle dwiftlichen Sänber beg Dfteng unb bei 2Befteng
mit Silbern unb gigutcn Elwifti, ber Jungfrau unb ber
.^eiligen erfüllt waren. Seit jwei ^afirtmuberteu — benn
big jum fünften war ber Eultug »ott ifjneit frei geblieben,
unb nur b ag Silb beg Äreujeg war nach Eonftantin in' all=
gemeinen ©ehraudh gefommen 1 — bütte bie ^bantafie juerft
beg Orientg unb bann auch beg 2lbenblanbä fid; in bilblicber
®arftcflung ber ^eiligen erfc^öpft. ©unbertheitige Silbniffe,
Slntlige G^rifti alg Salvator unb ber Jungfrau 'JWaria, „nicht
von £>cinben gemacht (u^tigonoititoii) ," fonbem nipftifdje
'Jlbbriicfe ber heiligen Originale, ober 23erfe ooit Engeln,
ober beg 2£poftelg Sucag tauchten im fedjgteu ^ahi'hunbert
in Stabten 2lfien'g unb Europa’g auf, unb jogeu »tele $il--
gcrfchaaren nach ben Äirchen, welche (ich rühmten im Sefifc
biefer cd;ten Porträts 3U fein.
$ag 2fbenblanb war bem Orient in biefem Seifpiel ge-
folgt, nnb man batto bie Jtirdicu fowol mit gemalten Silb-
uiffen, alg mit Figuren ber ^eiligen fdhon im fedjgtcn ^ahr--
hunbert »erforgt. Sott biefen mpftifdien Einjclbilbem jtnb
inbefj bie 2lbbilbuugeit ju unterfcheiben , bie man fdion früh
in ßatafomben, auf Üriumfbogen unb in Tribunen ber
Äirdhen »ou Gbriftug unb ben ^eiligen machte.. Eigentliche
Hiärtirergefd>id)ten aber »enuieb man in ben Äird;en 3lom’g,
unb in jenen, bie uns higher befanut geworben fittb, finbet
' S^rifnKi iuCefi naeft am Äreuj tjängent nnirte in ben «gen 3abr-
bunbtrtai nicht targegcUt. 'Dian bat feinen Srucinjuä auf ben allen Mint
böfen Sh'em'Ä gefüllten, unb bet alte unb berühmte Cracipy Don Succa gellt
ben §ei(anb in becenter langet Xuniea mit bem diätem bat. Sagegen
fanb man oct einigen Oabten in ben diitinen beb Ißalatin eine britiiifg>e
Äarifatur in garten, einen Crucipnif mit einem Cjeltfopf borftedciib.
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‘250 SSicrteS ©mp. 6vftt« Sapitcl.
fith feine einzige iDarftellung »ott ben Qualen eines sbefen=
nerS , rnie man fie in Diel fpäterer 3eü machte, als bas
abgeftumpfte ©efül;l fo greller SHeijungSmittel ju bebürfen
fdnen. 1 $er 93efitJ ber ^eiligen Seichname crften 9iangeS,
beffen fich 9lom rühmte, mochte felbft bie '-Berebrung oon
munberthätigen Ginjelbilbern bort lange entfernt ober be=
fdjränft haben, aber wenn Gbeffa unb ißaneaS, loenn 3eru*
falem unb anberc Stdbte 21 fielt ’S fid) rühmten, bie echten
®ilbnijfe unb ©eftalten Gbrifti pi befifsen, tonnte 9tom hinter
ihnen nicht äurücf bleiben, unb es mag fein , baff bas Sd)uieifj=
tu<h ber SBeronica bereits im ficbentcn .^abrbunbert gezeigt
mürbe. 3ur 3e'i brS großen ©regor behauptete 5)tom bie
irahrliaftcn ©ilbniffe (Sl;rifti, ber Diutter ÖotteS unb beiber
3lp oftclf ürften pi hefigen , beim jener dlapft fdiicfte eiitfi bereu
Gopien an ben ©ifcbof SccunbinuS , füllte fich aber veranlagt
babei pt bemerfen: er miffc mol, baff bie ©ilber ilpn nicht jur
göttlichen Anbetung, fonbern vielmehr jur Grinnerung bienen
fodten. ülufgeflärte ©ifdjöfe ©aUien’S bemerften bie gögem
bieuerifcheit ÜJlijsbräucbe mit Unmillen, unb fie fürchteten mit
©runb, bas Ghriftentum merbe von ber abergläubifchen i'iengc
mieber in einen ,'peibenbicuft oertoanbelt loerben. Serenus,
SBifcfiof von ©iarfeille, entfcblofi fich eines £agö, einige .üei-
ligenbilber in feiner .Kirche ju jerfdjlagen. ©regor fdbrieb
ihm hierauf: „Gucr Gifer ju »erhinbern, baft Sßerfe ber
ÜKenfdjcnbänbe angebetet merbeit, ift löblich, aber mein Urteil
‘ i'viitfinm? (Vunmiio IX auf S. (Saffian.) lepri und jcPi'dj «in fdctxa
SWartrvbilP femicn, tv fap ti in Ptr @rabtir<bc ju gcium ßenttlii ePtr
3nioIa in garbtn, Pit 'JJiattetn Pc« Ijtitigtu «<önlmtijlcre PavflcltcnP, Ptn
(fine bfiPnifd*n Scgultinbrr mit Ptit Sdjrtibgriffdn ju 2cPt guälttn. TitP
ift Pit alttftt (Sroägimng tiiit* SMIPt# Ptv 3lrt, Pit icb ftttitt, linP 'Prn-
Poitin« lebte im snec. IV.
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Xrr (Sultu* bn 4Mlbtr.
231
lautet bat)in , bafi ihr Unrecht tratet, jene Silber ju 3erftörett.
3)enn bie ÜDtalerei wirb be«hctlb in ben Äirchen angcwenbet,
bainit bicjenigen, wc!d;e nicht lefen formen , wenigften« bie
'Jöanbgemälbc in ber 2lnfdjauung lefen foUen."1 $)ie« waren
Öregor’« ülufiditen bon bem ju geftattenben ©cbraudi ber
söilber in ber Abird;e , unb bie ißäpfte , welche ihn verfochten,
burften fiel) auf ihn berufen. ®od; bie 3Jtengc teilte unb
begriff biefe mäßigen ©ruubfäße nicht, fonbern ihre blinbe
Skrebrnng nahm völlig ben (i betraf ter unmittelbarer Anbetung
be« im 3iilbe bargeftcllten au. Un}äl;lige Äünftler, unb gröfr
teutcil« fDtöndie in ben Älöftern, befchaftigten fid) mit ber
fabrifmäjjigeit Slnfertigung oon Ajeiligenbilbern, unb bie Äirchen,
welche im ©efiß befonber« tounbertbätiger Silbniffe waren,
jogen au« ihnen fortbaucrnbe unb anfehnliche SRevenuen.
3)ie gemalten 3)arfteDungen überwogcn biefeitigen ber Öilb-
hauerfunft, welche teil« wegen be« Slbfcheu« ber erften (^triften
vor Statuen, teil« au« aitbern ©rünbcn hinter ber Dtalerei
jurücfgeblicben war. 2lber wenn auch in 9tom am 2lnfang
be« achten ^ahrhunbert« noch nicht hbljerne Figuren in '^ro
ceffion umhergetragen werben mochten, fo gab e« bod) golbene,
filberne unb eherne Statuen be« Grlöfer«, ber Jungfrau,
unb ber Slpoftel genug in ben Äirchcn ber Stabt, unb wol
fchon feit bcnt fünften 3ahrbunbert tronte bie berühmte
^ronjefigur be« Sanct 'lU’tru« in bem ’iltrium feiner ©afilifa,
1 Kt quidem zt'lmu vos in* quid umiiulac tum adornri possil.
babuisee laudavimus, sed Irangere easdem imaginee non debuinse
judicamus. Idcirco enim pictura in ecelcaiia adbibetur, ut hi qui
littrras iH'seiunt , aalten) in parietibus videndo legant, quae legere
in codicilms non valent. S. Greg. Ep. 110. VII. Ind. 2. 'Jttbnlid)
rcbtt « im sJdirfit'fii an t£crtmi? cp. !». IX. unb an <£fcnubiuna
ep. 54. VII. lud. 2,
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äiierte« »Pud». ffirftrt Copitel.
'2:>2
unb bot fdmn • bamals ihren gufs bcm Äuffe ber SJerehrenbcn
' bar, ähnlich bem berühmten ehernen $erfuIeS im Tempel ju
2lgrigcnt, l'on bem CSicero erjählt, baf; bie inbriiuftigen Äüffe
ber 2lnbächtigen fein Äinn glatt gefehlten hatten- 1
5Öir hoben von ber berühmten Statue bes 2lpoftelS fchon
in ber ©efcbichte Seo’S I. gefprochen , unb rufen fie hier toieber
inä ©ebädjtnift jurücf, meil ber bilberftürmenbe diaifer biefe
gigur ausbrücflich als ben ©egenftanb feine« .paffes, ber
HJapft ©regor als ©egenftanb ber eifcrfüdjtigften Siebe 3tom’«
bejeidhnete. Ties bronzene 33ilbmerf loarb nun von ben 9tö=
mern mit berfelben 2lnbacbt als ein ‘fjallabium geehrt, mit
ber eiitft ihre heibnifdicn Vorfahren bie berühmte Statue ber
Victoria »erteibigt hotten. (SS fteHt ben fifcenben 2lpoftel
mit jum Segen erhobener 9ted;ten bar, todhrenb er in ber
Sinfen bie Sdjlüffel trägt. ©S ift ungemiffen UrfprungS,
bocf> alt, uon citergifcbcr gornt unb guter ©etoanbung. 3öenn
auch nicht geglaubt merben fann, baff biefe Statue au«
bem (rrj beS capitolinifdicn 3CU® gegoffeu mürbe, ober menn
cS mehr als jmeifelbaft ift, bah fie nur eine pcräitbertc fyigur
irgeub eine« Imperators ober ©onfuls fei, fo ift boch ihr
Stil nicht bpjantinifdh, fonbertt eher autif unb fo gut mie
jener ber Sculpturen auf ben beften chriftlicbett Sarfopbagen,
ober ber SDtarmorftatue bes heiligen .pippolutuS, bie heute im
’ Cicero in Verreni IV. c. 44. §. 94. Herculis U'iiiplmn est
npud Agrigentinas. — Ilii est ex aere simulacrum Herculis, qno
uon focile dixeritn quidqunm me vidisse pulchrius — usque eo,
judices — ut rictum ejus ac mein um pauio sit attritius, quod in
precibus et gratulatioidbus non solum id venerari, verum eliani
osculari solent. Ter guft te« troii}enen 'pftvuJ im IPitica« ift von beit
.Hüffen r« i'ölftr völlig al'gefc^tiffen »verteil; ein langer Üuß ter geil,
tveldicr je gut SDicmintenle vernidjlet , al$ ifjr nageuter galjn.
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Ser CultiiJ ber Silber.
253
djriftlidjen SRufeum beS Satcran gefehen mirb. 3)er bronjeite
Slpoftel [taub bamals im JHofter beS heiligen Martin neben
ber ©afxlifa beS ©. ^etruS ; er fafj nicht mie beute auf einem
Seffcl non toeifjem Söiarntor, fonbern auf einer ©afis, bereit
alte unb merfmürbige ^nfebrift in griedtifdter Sprache )nir
nod) lernten:
Sebt (Sott ba« Söort im (Solbe
Sen gottgegrabnen gef«, auf beu
3d> tretenb nimmer »ante.
GS ift loabrf <hein lief), bajj bie ^Berufung f)Jetri auf biefer
ÖafiS getrieben ober bargefteßt mar. Ob aber bas ganje
2Öerf felbft ein bbjantinifcheS äBeihgefchenf gemefen, läfjt fid)
nicht beftimmen. 1 3)ie ilorftellungSmeife beS Slpoftelfiirften,
mit beu Schlüffeln in ber $anb, unb mit bem furjen tootti=
gen .paar unb runbgefdjorenen 93art, im ©egenfajj ju ©. ifiaul,
bem man fd;lichteS paar unb einen langen '-Bart gab, möchte
fid) übrigens non biefer naticanifchen $igur als ftets feftge-
baltener ÜnpuS berleiten lajfcn.
1 Sie griet^ift^e 3nf<brift rettete ber Stnonpmu« ton ©nfiebeln in
feiner iiitfc^äQbareti Sebreibtafel, unb 2)?abiUon Veter. Analect» IV.
p. öl 9 rerfceffert ge fo:
Tov (hov Xuyov yoxiSo
Tijv druy/A'rrrov ntroav tv 17
HfSryct^ ov tXovovuai.
Sie» iiberfebt er tateinif<$: •
deum verbum intuemini, auro
divinitus sculptam petram, in qua
Stabilitus non concutior.
Cancellieri de Sacrariis novae Baail. Vntic. p. 1603 *q. ftrirfjt au9-
fübrlidi ton biefer Statue, ©ne streite alte unb abnfitbe gigur S. fpetri,
bo<b ton SJIarmcr, ftanb Uber ber C'autttbilre ber Saftlira, unb befinbet
fitb jefct in ben ©rotten. Siebe Torrigius le euere grotte Vaticsn.
p. 73 sq.
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hievte« (Svfieff Caritel
2M
2. See’« CSbict gegen teil SÜlberbicnft. SÜiterfianb Äcm’l unb UriKbung
einiget italienifcfiev ^rotinjcn. %Man auf (Gregor’* Vebeii. Die 9f?mer unt
tie t'angctarten ergreifen tie Söaffen. Cffene Sefceflioit gegen S8t)$ans.
Üerfiube auf 9icm ben ffieapel aue. Die ©riefe ©reger’« an ten Saifer.
Gs loar nun im Qafir 726, baf? ber ffaifer £eo, auf--
geftad)clt, wie man fagte, burdb bie Ginflüfterungen eine«
Renegaten $efcr unb burch Söunbcrjeidtjen in Aurdfit gefegt,
ein Gbict erlief?, toelcbeä alle iBilber aus ben Äirdjen feines
SReichS ju entfernen gebot. Gin Sturm bes 2lufruhrä folgte
hierauf im Often wie im SÖeften. Sie ÜJicnge oerloedjfelte
gerne bie materiellen 3ci£ben mit ©ott felber, unb bie jabl=
lofen $ricfter begriffen, baß ihre ©eloalt über bie SJlenfdben
ju einem Seil auf bem finnlidjen 2lpparat bes Gultuö be=
ruhe. Ser Orient unb einige ißro&injen be$ Slbenblanbes
mürben mit ben Srümmern non Silbfäulen , unb mit jerfdjla*
genen 9Jlufi»en beftreut, unb ber Schatten beg lebten Reiben
SRorn’S hätte mit boshafter ©cnugtfmuug biefe Söanblung ber
Singe betrauten föniten. 2Iber ber $apft »erteibigte bie
feither entftanbene Ditftljologie ber Ghriften nadjbrücflicficr,
al$ Spmmacbuä bie alten $bole ober ben 2Utar ber Victoria
einft »or ben Äaifern hotte »erteibigen föniten. 2ludb nach
3tom hotte £eo fein Gbict gefanbt ©regor erflärte hierauf
burch ein bogmatifebes Schreiben mit aüem ©runb, bafi e«
bem Äaifer nicht julomme, in ©laubenSfachcn befehle 31t er=
laffert, ober bie alten Safcungen ber Äircbe befpotifch umju=
fiojjett. 2luf feine entfehiebene Weigerung [durfte Seo neue
Schreiben, ioorin er bem ^apft mit ber 2lbfefsung brohte,
' Imago cujuslibet Sancti. aut Martyris, aut Angeli: Anasl.
n. 184. Man febe Paul. Diacon. VI. c. 49 unb ben TheophBn.
Chronogr. p. 338.
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Tao (Sbict Veo’b.
2.».)
wenn er nid)t golge leiftete. Gregor fafjte jeßt ben (?ntfd;lufi
be« offnen SSiberftanbc« : er rief burcf) Senbfdbreiben bie ©i=
fcßöfe unb Stabte Italien’« auf, ficß bent fcßerifcßen Slitfinnen
be« Äaifer« ju wiberfeßen, unb er betoaffnctc fidß, tote ba«
Viicß ber $äpfte fagt, gegen ben Äaifer als gegen einen
fteinb. 55ie Birfung feiner Hirtenbriefe war fdjneU unb aü=
gemein. 3)ie ganje ißentapoli« unb ba« Heer ber Venetia=
ner ftanb fofort in 'Baffen unb erflärte, ben ißapft gegen
ben Äaifer »erteibigen ju wollen. 35er 2lct offner 'DlebeUion,
an beren Spiße ftdß füßn ber '|$apft ftellte, warb oieDei^t
fogar burdfj bie Verweigerung bc« Tribut« au« bem 35ucat
uoti 9tom entfdßieben erflärt ; Wenigfteu« miberfeßte fidß Gregor
ber Äopffleuer, welche Seo audf auf bie römifdfe fßtoüinj
legte, 1 unb iubem er biefe gegen bie bpjautinifc^e ©rpreffung
»erteibigte, feffelte er bie Gemüter be« Voll« nocß mehr an
fidb. ®ie Böncbe fd;ürten ben 9ieligion«eifer, unb wichtige
materielle ^ntereffen unterftüßten ißn: Italien, »on ber Hab=
fucßt gried;ifdßer Steuereinnehmer au«gefogen, war bee 3odß«
ber ©unucben mübe.
®ie Stabt unb bie ißro»in$en »on ben SJlünbungeit be«
«Po bi« ttadj ßalabricn befanden fid; im »ollen Slufftanb, unb
al« ÜJlittclpunft biefer Bewegung erfcbien nun wibcrfprucß«=
lo« ber ißapft , ihr Vefcßiißer unb Vertreter gegen Vpjaitj.
Stuf bie ftunbe »on biefen Vorgängen naßm man ßier ju
ben fdßnellften unb brutalften Mitteln ber Volitif bie 3^
ffudft; eßc noch eine glotte nacß ber Jibermünbung aussiegelte,
1 Kal ftalhiv rovro rpr>yopnK u .idirag Po/ji/g rov$ tpipov$ r!j<;
IraXtaz xal >0/1175 ixo’dvdtv. Snaßaftlt« , btt bie geitfolge »erttjim,
fprnßt mit »on einem aufgelegten dtitfu«. 3$ fcfyeue rnicß niefct ju glauben,
SRom habe im etften ülufrubr ben bittöen Tribut »itfliiß »emeigcrt.
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S?i<tlf# 5*11(6 CSvft?«1 (Jafitr!.
2.j(>
wollte man in ber ißerfon ©regor’S beit 9lero ber 5öewe=
guttg töbten. ©in'iDuy iüafiliuä, ber Gbartularius 3or-
ban, unb ber SubbiaconuS 3ohanne8 Üurion entwarfen in
ber Stabt ben 5ßlan, beit ißapft umjubringen. Sie legten
iftn bem faiferlidbett Spathar 3Rarinu$ oor, welchen £eo eben
erft als 2)up nach 9tom gefcbicft batte ; aber bie plöblicbe Gr=
franfung unb Gntfentung biefe« Beamten oerhinbertcn ba<s
Attentat. Das erbitterte 93olf b‘e^ Sorbati unb 3°hanne3
in Stiicfe, unb S3afiliu3 flüchtete mit -Jiot fein Sehen in ein
SßönchSgewanb. 9hm fam ber neue Grarcb ißautus in 9ia<
oenna an, mit bem entfcbiebenen Scfebl fchncU unb auf jcbe
SBeife, fei ei burcb ©ewalt ober Stift, bie ßmpövuitg ber 9tö*
mer ju unterbrüden. Gr raffte ein |>eet jufammen, er befahl
bem ©rafen, ber ei führte, eilig auf 9iom p tnarfchiren,
aber nicht allein bie SHömer, foitbcrn auch bie frommen 2ango=
barben oon Spoleto unb oon Studien erhoben fidh in SOBaffett.
Sie befehlen bie ©rcnjen beö römifdhett ®ucat<3 unb oerfpcrr=
ten bem anrücfenben geinbc ben Uebergang über bie Salari=
fdfe Örücfe oor ber Stabt 9iom. 3)ie ©riechen würben §ur
Umfehr gejwungcn, ber Grarch felbft fah ft<h in Siaoenna
in ©efahr. $>ie ^entapoliä, in »oller ©ährung, fagte fich
oon ihm, bett ber iJJapft in ben Kirchenbann gethan, öffent-
lich lo i, alle Stabte ober ißrooinjen b ei mittleren 3ta^
lien'8 oertrieben bie faiferlichen Beamten , wählten fidh felber
$uce$, faxten ben Gntfchlujj einen neuen Äaifer p er=
nennen , unb bicfen bann auf ben £ron oon Spjanj p füh=
ren. 1 S)ie3 benfwürbige Vorhaben jeigt baS mächtig geworbne
Slationalgeftihl ^talien’ä hoch in einer gewiffen trabitionellen
1 Omnis Italia Consilium iniit, ut sibi eligerent Imperatorein.
et Constantinopolim ducerent: Anast. n. 184.
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Sfctolutien wegen bee ©ilbcrfireita.
*257
©cf<hrän!ung, beim an eine äöieberherftellung beS vcniifcben
ÄaifertumS im Sübenblanb mürbe noch nicht gebaut, ©regor
felbft trat jenem ©lan fofort entgegen, weniger weit er bie
©efehrung beS ÄaiferS hoffte, als weil er fürchtete, bafj eine
fo heftige Umwälzung Italien unb 9iom bem Sangobarben*
fönig als ©eute mit ‘Dlotwenbigfcit überliefern Würbe. Die
natürliche ©olitif oefanlajjte bie ©apfte Italien uneinig unb
fdjwach ju erhalten, unb ihre Stüfce im SluSlanb $u fucheu.
Slufjerbem fonnte ©regor toon ber £rabition beS römifdhett
9tei<h3, beffen Si(3 ©hjanj war, noch nicht abfehen; er hielt
bie empörten Italiener mit fluger SOiäfjigung jurfief, unb
berief ficb auf bie legitimen Siebte beS ÄaiferS , ben er nicht
mehr Piel ju fürsten brauchte. 1
35ie Stabt SHom hatte fich inbef? thatfächlich Pom ©es
horfam gegen £eo loSgefagt, wenn auch ©regor einen faifer=
liehen ®np noch bulbete. SMeS fdjeint auö bem ©ericht im
©u<b ber ©äpfte hemo^ugehn, welcher fagt, bafj bie fWömer
ben S)ur ©etruS Pertrieben, weil er gegen ben ©apfl an
ben Äaifer fich auSgefprochen hatte. * Seine ©facht war bereits
nichtig, unb er felbft, im ©alaft ber ßäfaren gleichfam ein
©efangencr, blieb nur barauf befchränft bie Greigniffe ju
beobadhten , bis er ihnen erlag, hierauf mochten bie Sfömer
einen eignen ®up fich Wahlen, aber baß fie nun ihre Stabt
unb ihr ©ebiet jur ©cpublif erflärten, beffen weltliches Ober--
haupt ber ©apft fein feilte, fann nicht erwiefen werben, unb
1 $er ©«rieht be« 2$eoppan. p. 343, baß btt ©apft 9?om unb ganj
3talien $um Sbfoö aufgeregt pabe (unb ipm ((preibtn 3onarag unb Sebtcuu«
natp), iß ein 3vrtum. Sfflit fallt auf, baß ©reger in feinen ©riefen an
See nicht baran benft, baß bie 3ta!iener int ©(an patten, einen neuen Äaifcr
}u toäpten.
1 Petrum ducem turbnverunt ober orbaverunL
ffirtfloroslul, ®ef«^icfcte »er €tatt fRein. II. 17
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258
Vierte« ©mb. Gifte« Sapitfl.
cs ftef>t mit ber ißolitif ber 3<üt unb ©regor’S in »ölligem
BMberfprud). 1 Äurj jußor mar Gj-fülaratuS, Dnp »on 9tea=
pel, in Begleitung feines Sof;nS .öabrian mit einem §eer=
Raufen in bie römifebe Gampagna eittgeriieft, bas Bolf für
bie faiferliche Regierung ju gewinnen. Die Slcmcr fehlugen,
ergriffen unb töbteten Bater unb Selm, unb fomit festen
ber Ginfluß beS ÄaiferS allein auf Ulcäpel befebriinft, eine
»on ©rieten, non $ubcn unb Orientalen belebte ,öanbetS=
fiabt, toelcbe ber Bilberftreit gleichgültig ließ, ber Berluft ber
Begehungen jum Orient aber empfinblich treffen mußte. 1
£eo befahl bie Ginfünfte ber Äirdje im neapolitanifdfen Gam=
panien jurücfjubehaltcn, er fehiefte ben ehemaligen Gyar=
<hen GutpchiuS, einen Gunuchen, nach Neapel, um »on hier
aus in -Hont eine ©egenreoolution ju Stanbe ju bringen.
Do<p ber Sgent biefeS Beamten tourbe mit ben Briefen er*
griffen, unb »erbanfte fein Scbcn nur bem Dajioifchcntreten
beS BapftS, beffen fluge .ßaltung auch hier ben »ollenbeteit
Diplomaten erfennen läßt. 2lnfdheinenb nur »on religiöfen
Sorgen erfüllt betete unb faftete er, teilte er reichlicher als
fonft aitnofen aus, unb orbnete er iproceffionen an, mährenb
bie SHömer, naepbem ber Gyarcp GutpcpiuS feierlich »erflucpt loar,
fich burep einen Gib oerbanben, für bie Grbaltung beS ißapfts
1 £ieS ifl bie febr mobern flingenbe Behauptung (nach i(Jagi) »on
Sugtnbeint in feiner ®efcbicpte brr Gntftebmig unb ätuebilbung bc3 Jtireben-
ftaat« ©. 9. @(bn.'trli(b ijl fine ^iflorift^c Ouctle bafiir anfjubringeu ; id>
fenne feint.
1 Siebt bie ftragm. be« Chron. Ducum Neapolit. cd. Pratilli im
Tom. III. ber Histor. Prints. Langob. rom Gamiiüi? iperegrinu« (Napoli
1749). Seit Gbr°nif U'nrbe jnsar im aaec. XII ttrfafit , aber au« allen
9?a(britbleit gefeööpft. Ad ann. 728 beifit e3: Alphnnus secretarius
Domini Impcratoris venit Ncapolim, et praeeepit, quod non obe-
dialur Domino Papac, neque tranemittutur ei pecunia sui redditus.
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®ie sörtcfe (ftregor'« an teil itaifer Vec. 259
i^jr ©lut unb ßeben ju taffen, ©regor banftc bem ©Men
bes ©olf« „mit fcbmeichelnben ©Sorten," entjücft oon ber
Haltung Wom’s, beffett Herr er nun mirflich mürbe; aber er
ermähnte bie Werner bemutsooll, oom legitimen .ffaifertum
nicht abplaffett. 1
9tn bett ttaifer ßeo felhff richtete er micberbolt ©riefe
mögen feiner fefferifeben Angriffe gegen beit ©ifberbienff. Seine
erften Schreiben auf bas Gbict »ein 3°hr 726 gingen wer»
loren, boch haben fich jmei ©riefe in gricchiffher Sprache er=
halten, meldje, mögen ffe nun bem 3«hr 729 ober 730, ober
gar einem frühem angeboren, mitten im Slufruhr Worn’ö
' unb mit allem Reiter gefchriehen finb, melche« religiöfe fieu
benfehaft unb ber Jroff auf ben Würfbalt am empörten 3ta;
lien einflöffen mufite. 3hr Jon ift ein ©emifch oon oäter=
lieber Grmafmung unb oon fcffonungölofcr Jreiffigfeit. Chne
3ufatnmenhaug unb ohne bialeftifche Äunff fprechen fte bie
©ruitbfäffe ber Hierarchie unb ba« ftolje ©etoufftfeiu oon ber
hoben Steilung bes römifefjen ©apff« al« beg geiftlichcn Haupt«
ber Gbriftenbeit, unb be« ©littler« jmifdjcn bem Offen unb
©Scffen ber Grbe mit folchcr Gntffhiebenbeit aus, baff ffe
nachfolgenben ©riefen ber Sßäpffe in biefem Sinn junt ©tuffer
bienen tonnten. 2
„©Sir haben es nötig, fagte ©regor bem Äaifer ßeo
im erften ©riefe, an bid) in einem ungelehrten unb plumpen
1 Ne desisterent ab amore, vel Ode Romani imperii: Anast,
La Farina Storia d’Itnlia I. p. 215 fagt mit aüju ntebernem tyitricti«.
um«, non oprö dn pastore ne da amico d'Italia. (£« ift unglaublich,
wie bie 3taliener oft mit 'pbtafeti fpielen.
1 ®eibe SBriefe flehen (grietpifcp rntb fateinifch) in Act. Syn. II Nicaen.
beim ?abbe VIII. p. 651 acj. 2?aroiiiu« gibt fte ;um 3ah* 726; ^Jagi
fef}t fte in« 3aht 730, iMuratori in« 3ahr 729.
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260 SMertfG (5rßc$ (£a$itcl.
*
©til p fdjreiben, ba bu fclbft ungelehrt unb plump bift,"
unb nun Perweist er ben Silberftürnter auf bie tafeln
beS ÜJlofeS unb bie Gbcrubim ber SunbeSlabe , auf ba« bc=
rühmte Original Pon (grifft 2lutli§, welches ber £eilanb
bem .König 2lbgaruS non Gbeffa nebft einem eigentyänbigen
©d&reiben überfdfücft habe, 1 unb er fagt ifym, bafs es ber=
gleiten Silber, p melden bie frommen (Sl;rifienpilger l;in=
ftrömten, Piele gebe. ®iefc äbbilber ber ^eiligen aber feien
ni$t ©ötter, nod? bie ^eiligen fetbft als folcfye geartet, fonbem
man rufe fte nur an, ftcf) bei GfiriftuS fürbittenb p ocrwen--
ben. „Sefreie, fagt er bem Kaifer, beine ©eele pon ben
Slergcrniffen unb ScrwünfdEjungen, Womit bie Söelt bidb über=
fyäuft, benn felbjl Heine Äinber lachen bid; auS. Stritt in
bie ©dmle bercr, bie im 21 bc unterrichtet werben, unb fprid&:
icb bin cs, Weidner bie Silber umftürjt unb »erfolgt , unb
augcnblidlidf werben fic bir iljre Sdreibtafeln an ben Kopf
werfen. 2Bir, bie wir Gewalt unb Kuctorität Pom ^eiligen
ißetruS haben , wollten bir eine ^ücfitigung auferlegen, aber
Weil bu bidfi bereits felbft mit bem $ludj belegt Ijaft , fo mag
es für bidjj unb beine 9iatgcbcr baran genug fein." Gr beutet
hierauf mit einigem ©elbftgefübl auf bie 9lebetlion ber ißro=
pinjen, fagt bem Kaifcr ironifdb, baff bie erbitterten Sölfcr
Italiens feine eigenen Silbitiffe mit güfien getreten hätten,
baf? fie feine Seamten in ben ©täbten Perjagten unb anbere
an beren ©teile festen, unb baf; fie im Segriff gewefen feien
ebenfo mit 9lom p öerfafwen, welches p behaupten Spjanj
1 ®tr (Jarbmat $3arcniu8 Behauptet, baß bie« berühmte ©itb con
Sbtffa na<b bem gaö Sonftantinepels mtttr bie Jürfen na cp 8fom tarn,
wo e« beute in bet Jtirtbe S. Silvestro in Capiu» bewahrt tuetbe. Annal.
ad nun. 944.
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Irie '-Briefe ©regor’« au Mn Jtaifer ?ee.
261
nicht Äraft genug hefige, unb er fährt fort: „aber bu fuebft
uns ju erfebreden unb bu fagft: ich 'rill nach 9tom fri^icfeit
unb baS Stanbbilb bcS S. fßetruS jerfchlagen, ja ich 'riß
auch ben fßapft ©regor felbft gefeffelt oon bort binmegftibren,
fo roie einft GonftanS s3Jlartinuö fortfcbleppen liefe. $u foßft
jeboch rniffen, baff lueun bu uns mit frechem Uebermut unb
mit Drohungen ju nahe tommft, mir nicht nötig haßen un§
ju fofehent Äantpf b«bei}ulaffen ; benn menn ber römifihe
©apft nur 24 Stabien meit in bie Gampagna oon 9iont h'"-'
meggeht, fo magft bu bein 2öinb naebfehen." 1 3nbetn er
fobann mieber auf bie berühmte Statue beS äpoflelfürjlen
juriieff omrnt , melcbe ber Äaifer als baS .öauptibol beS Stbenfc
lanbeS unb als ben neuen Jupiter oon 9tom 3U betrachten
fdbien, gerät er in folgen Gif er, bafe er fich felbft miber--
fpricht; benn obmol er oorher gefagt hatte, bie .^eiligen toür=
ben nicht als ©ötter betrachtet, ruft er bennod; auS: „2lße
©ölfer beS SflbeitblanbeS blichen mit gläubiger Ghrfurdbt auf
beit, beffen ©ilb bu umjumerfen unb 3U jerftören uns pra=
lerifch anbrohft, auf ben heiligen ©etruS fage ich, melchett
aße Äönigreid;e beS SöeftenS als ©ott auf Grben betrachten. 2 3
Stehe ab oon beinern ©erhaben, bu weißt, bein 9teich famt
an IHont feine 2But nicht auSlaffen, es fei beim an ber
Stabt aßein ober an ihrer nahen ©lecreSfiifte unb Schiffen.
1 Ei/oöiriötinon tiruSia lanycio^tSti o (ioyitotug Prüll 1^ rri
ycüon 1 KnunaviaQ , xai vaayt iSio^ov r ov$ dviuav:- $itft Stellt
ntadjt @$nrinigteit; mir iieiut bet ©apfl trenifep unb iibetrrci6enb ton ber
Stbtrathe ton ©ojanj ju teben, toeltbe« Ijikfiflen» auf feine Sdjifft trotten
fönne.
3 öv ai aaöai ßniSiÄtiai Trj’ SviStac &tov i.uyeiuv t ymiU —
©arenius liest niebt einmal ci- ,'höv — eine erftannlic^e unb fe(>r un-
canoniftbt im SKttnbe bt« ©apfl«.
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gierte* Capitcl.
20-2
Senn »Die wir febon gejagt haben, toenu ber ipapft nur 24
Stabien weit von Nom fid) entfernt, braudjt er beine 'Drofjung
nid?t mehr ju fürsten. Sa# ganje 2lbenblanb öerehrt ben
heiligen Slpoftelfürften ; wenn bu nun Seute ausfenbeft , ba#
Silbnif? beffelben umjuftürjen , fo erfläreit mir : »Dir finb un=
fdjulbig an bem SBIut, toelcEjce ihnen entftrömen Wirb, aber
auf bein .ftaupt tuirb e# jurüdfallen. 3öir h^hen fo eben
aue bent tiefften Söeften bie Sitten bei fogenannten Septetu#
empfangen, ber mit ©otte# ©nabe unfer 2lntli& ju fchauen
begehrt, unb bajj mir borthin reifen möchten , ihm bie heilige
Saufe ju erteilen , unb tpir mollen beim unfre Senben gürten,
um nicht ber yahrläffigfcit gejiehn ju merbeit."
@# ift ungewiß, tuen ber iftepft unter jenem fabelhaften
ißrinjen Septetu# meinte, aber offenbar biente ihm irgenb
eine gigwr im fernen Söeften, um bie bpjantinifebe ißhantafte
burch bie SorfieHung ju »ertuirren, baf? Nom’# (iinflufi hi#
ju ben gebeimnijwollften Söinfcln be# lebten ©ermanien’# ge--
brungen fei, baß bie Söller bc# Nbeitblaitbe# bereit feien,
ben ißapft ju fdjü&en, unb bafj er, um ben 3orn be# Jlai=
fer# nicht belämmert, fi<h fogar bie Nube nähme, nach bem
SBeflen ju reifen, um tjeibnifc^e dürften ju taufen. 6r
febeint auf biefen galt ein hefonbere# ©ewiebt ju legen, benu
and} in feinem anbern '-Briefe rebet er ba»on. l’lber ber
granlen, bereti Sdjntj tuenige 3ahre fpäter fein Nachfolger
anrief, beult ©regor noch nicht.
3m jmeiten Schreiben entmidelt er mit mehr lugifcltem
3ufamtnenhang ben Unterfd;ieb ber geiftlicben utib Weltlichen
©eiualt, bc# ißalaft# unb ber «Siirrfte mic er fid; au#brütft,
nttb er jieht bie ©renje jtoifefien ben Sefugnijfcn bc# ober--
ften Nidder#, ber bie weltlichen Singe mit bem Schtoert
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Sie Briefe ©reger’* an beit Äaifer Vce. 263
rießte, inbem er ben Üeib mit Mcrfer ober crbarmungSlofem
Dobe ftrafe, unb jenen beS oberften Sifdjod, welcßer „waffetu
los unb naeft" bie füitbige Seele burcb bie Strafe beS £ir=
djenbannS jücßtige, nießt um fie fcßonungSloS $u tobten,
fonberu um fie vorn Dobe jutn Sebett ©ottes ßeiletib unb
rettenb juriidjufüliren. Diefe treffenben Definitionen finb
nid;t ohne ©röße , fie fpredien mit MIarßeit bie Stellung beS
ÄaiferS unb beS IßapflS , beS Staate unb ber Mirdße, ju
einanber aus, meldje in fpäteren ^aßrßuitberten bie Utfclt
fo tief bewegte. Sie taffen biefeu großen wcltgefdjidjt-
lidteit 3wiefpalt im Seben ber diriftlidien 3)teufd;bett abneu,
unb er begann fd;oti hier unb jeyt, ba fidj aus bent Silbers
ftreit ein Mampf ber römifeben abfoluten Mir cbe gegen beit
juftinianifdjen abfoluten Staat ergab. 9lber jene erßob bie
$aßite wenigfteitS ißrer greißeit mitten aus bem Streit
über beit GuttuS ber Silber, unb biefer bie jfaßne ber
Defpotie, unb ber politifd;en Sclaocrei. 3eue Grflärungen
©regor’S waren Peranlaßt burd; bas befpotifdw unb <^araf=
terifdie Utfort in bem Sriefe £eo’S beS ^fauricr’S : „3d bin
Maifer unb 3d bin ißrieftcr!" 1 Du baft, antwortete dm
©regor mit rüßmlidjem 9Jtut , nur bett folbatifcßen, cinfälti=
gen unb groben Sinn, unb mit bem wage bid; nicf>t an bie
feinen Segriffe Pon Dogmen; unb nacbbciit er ben Maifer
mit biefcit Utforteit abgewiefeit, fagte er il;m, er loerbe Gbri=
ftuS bitten, dm einen Deufel in ben i*eib fahren ju lajfen,
batnit biefer Pertilgt, unb weuigftenS feine Seele gerettet
werbe.
‘ üri finrii/.t eg X«i Uotvg tiiu: ilt bemtelbeil '-Briefe. Ö« i(l eöllig,
al« hätte 8» mit bet «Stimme fubteig'« XIV. gefagt: l’itiit et l’eglise
e'est moi ! — ®ie« tt>av ber mobre SBobltyriitb bet Xeibotie eon Öbjaut.
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264 Sierte« Sud). (Srftee Capitel.
3. $ie Haltung Viiitpranb'«. (St gewinnt Siawnna. örfle 4:cbenfimg unb
jfeim te« Äinbenflaat«. Coaliticn jwift^fn tem %lapft, ben Sknctianertt
unb beit ©rieten gegen fiutfranb. Xer Sbnig rfltft tot 9tom. (Sin llfur«
pator in Xubcien. ©reget II. ftirtt im 3abr 731. $>etfteUuug ber Hbtei
»on SDtonte (Jafine.
Unterbeffen fab fic^ Siutpranb innerhalb biefer Tumulte,
welche bab iBejtehcnbe aufjulöfen brohten, ju großen unb
glüeflidhen gingen berufen. 2>er mächtige .fjerrfcher unb weife
©efefsgeber ftanb plöfclich feinem 3^ nab: ber (Eroberung
Staöenna’il unb 9lom’ä, unb wenn er nicht ben füllten 0e=
banfett an bie Äaiferfrone beb SSbenbfanbeö fafjte, fonnte er
bodj hoffen, ba§ Sfeidh Jbeoboridi'ö toieber fbcräuftelien unb
Italien unter bent langobarbifcfyen Scepter ju Bereinigen.
Gr wartete eine 3eü lang, welche iüenbuitg ber Mampf jnu-
fdhen bent ißapft unb beni Äaifer neunten würbe, unb er
lernte alle fotfenben Anträge ju einem ©ünbnijj mit Sujaitj
entfliehen ab. 3)lit $reube faf; er bie griedjifc^cn ^3rooin=
jen im 2tuffianb, unb gewifj unterhielt er bort eine Partei,
bie ihn herbeimünfehte. 3>n 3ührc 727 mürbe ber Grarch
ißauluS pon ben Sfaoennatcn erfcblagen; fiiutpranb rücfte
fdjnell in ben Gjardhat , belagerte fHauenna, unb burdh ücr=
räterei eingelaffen brang er in biefen berühmten Si|s ber
lebten Äaifcr Storni. 1 Sofort nahm er, ohne, wie cä fcheint,
Sßiberftanb ju finben, bie Stabte ber Slemiiia unb bie
ißentapolie, er befefcte Ofiino, er rücfte auch in ben römi=
fdhen fDucat ein, too er bie Gaftelle oott 3iarni unb Sutri
nahm. 9luf biefe Nachricht fanbte ihm ©regor fTehentlid^e
1 I’huI Diacon. VI. c. 49. SluS c. 54 gebt bie öinnabme ton 9ta-
eemta bmrer, unb tiefe ergäbt mit einigen Xetail« ägneOu« im Lil».
Pnntif. Vita Johannis p. 409 aq. Xie j^elgc biefer Gtcigniffc ift »et«
reimet al« ein Pabprint, mit itb bitte ittirtj, .£>vpotbefen 31t »cvntcbreit.
äknigfleii« füllt bie (Siimabmc fHaoenna'# »or ba« 3abr 730.
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■v ■
Statyalteit Viut^tanb’« ju Styjanj unb 9fem. 265
Briefe fannnt reifen Gefcbenfen, unb wirflicb bewog er ben
frommen Äönig burcf; ißerfprctbungen unb gefehlte biploma=
tifebe Storflelfungen jur Umfebr. 3«/ Siutpranb gab bie Stabt
Sutri, bie er geplünbert batte, fraft beS StechtS ber Grobe=
rung als Scbenfung an ben ißapft, melier im tarnen beS
SlpoftelS ißetruS auf bies rechtmäßige Eigentum beS gried;i=
feben ÄaiferS getoiffe Sitel ju beanfprueben mußte. 1 SieS
war bie erfte Scbenfung einer Stabt an bie Äircbe, unb
Sutri ber Äeim beS ftircöenftaatS.
SBäbrenb nun Gregor ben Saitgobarben besänftigte unb
burdb einen geheimen Vertrag für fidb getoamt, bacE)tc er an
»
nichts eifriger, als t'bn fo fcfmell als möglich um bie eben
eroberten IßroPinjen ber Siomagita ju bringen. Sas politi=
fdbe Genie eines fßapfts mar mächtiger, als baS eines ÄönigS,
ber nicht ju combiniren »erftanb; Gregor überliftete ihn, er
fonnte ben Grarcbat , welchen ft<h bie Äirdje bereits als
Grbteil auSerfebn butte, nicht in Siutpranb’S Rauben taffen,
er rief fcbnell bie aufblübenbe 9tepublif SSenebig an, 9taoenna
ju befreien, unb feine Sbgefanbten begegneten ft<b in ber
Sagunenftabt mit beiten beö grie<bifcben$aiferS, bie ju gleichem
3mecf crfchienen loaren. Ser fßapfi fcheute fich nicht, in
feinem 93rief an ben Sogen biefelben Sangobarben, feine
SöunbeSgenoffen unb febr eifrige Äatbolifen Wie 3MlberPer=
ebrer, mit bem Sitel bcs „febanbbaren" 23olfS ju branbmar--
fen, Wäbrenb er feine ^einbe, ben ßaifer uttb beffen Sohn
GonftantimiS GopronpmuS „feine Herren unb Söhne" nannte. 1
1 Facta donatione beotitunmis Apostolis Petro et Paulo restituit
ntque donavit. Anast. ffiit fütb in bit (Sp«b( b« „SWcflitutionen" uub
Scfanhingeit fingtlrtten. gugtnljfim jc. @.11: „@utri erfdicint mithin
al« ttx nflt Ädm bca Sircfcnfiaat« außer 9tem."
1 A nec diccnda gente Longobnrdornm — ein gtn'cfcnlicba @(fyimpftitct
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266
©ierteb ©ud>. Grfteb ttapitfl.
Dion wirb ifim nimmer Unrecht tfmu , wenn mau breift be--
bauptet, er habe enblicfi auch bie ebrgeijigen ^erjöge non
Spolcto unb oon iBeneoent gegen Siutpraub im ©ebeimett
aufgereijt. ®cr hoppelten SUebrängnijj war ber Mönig nicht
gewaebfen: bie glotte ber 5Jenetianer oertrieb bie Sangobars
ben, fie fefjte ben Gaarden Gutod;iu3 wieber in Staoenna
ein, unb Siutpranb fd^eint bie eroberten Seeftäbte unb bie
fltomagna eilig aufgegeben ju b^ben, weil er fie nicht be=
baupten tonnte. 3lber er oergalt bem ißapft bie treulofe 'So=
litif, inbem er juni ©rftaunen ber 2Belt mit Spjanj nicht
nur grieben, fonbent aud) greunbfcbüftöbünbuiß fcblofj, wo=
nach er fid; mit bem Grarcben oereinigte, bie .perjöge oon
Spoleto unb oon SJcneoent ju jiiebtigen, unb 9lom fammt
bem $ucat bem Äaifcr wieber erobern ju helfen.
Qn Spoleto empfing er ohne SBiberftanb bie Unterwerk
fung beiber £>erjöge, bann jog er im gabt 72'J oom Gpard^eit
begleitet , gegen 9lont , oor beffen ÜDlauent auf bem gelb beg
Dlero fein .öeer [ich lagerte. 9lom fchien enblicb in bie ©e*
Walt ber Saitgobarben fallen ju miiffen, aber baS ©lücf unb
bae 2"alent ber Zapfte, erftaunlicber alsS jenes beS Gäfar,
tbat aud) jeßt wieber SEBunber. Öregor, am bewaffneten
üöiberftanbe ocrjweifelnb, oertraute feinen geglichen Mitteln,
unb er wußte, baß bie Saitgobarben nicht mehr jene utibäw
bigen Jtricger 2llboin’£ waren. Gr jog hinaus in bas8 Säger
Siutpranb’S , er richtete eine Siebe im ©eifte Seo’S beS ©roßen
an ihn, unb man fab ben ticfbeleibigten Äönig bemutsooü
jener »Jeit, unb aiidbrucfetwUer al« bas flaffiftbe nefandus. Der ©rief
bes ©apfts an Urfus, Tut oon ©enebig, fießt in btt (Sbroiiit beb JInbrea
Danbolo, Tom XII. Scriptor. beim äJhiratori, beim ©aromuS T. IX.
ad ann. 726, unb beim t’abbe Coucil. VIII. p. 177.
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'Politil @ttgpv\'1 b<8 3frdt*n*
267
»oi bem pap ft auf bie Äniee fallen. 3>aS fatpolifde .perj
beS großmütigften dürften mar erfd^üttert : ber Ptann ©otteS
führte ibn fdmeU in ber frommen 2lufregung au baS ©rab
beä 2tpoftel3, too ber Äönig Plantet, 2trmbanb, JBe^rge&enf,
$Dold> unb Sd&mert, feine golbene Jtrorte, fein filbenteS
Äreuj, ja feine glätte alle bem (»eiligen Petrus 51t güßen
legte. 2)a3 Sdbaufpiel be£ päpfUidjen UriumfS mürbe »om
ßalieluja unb Pom Xe beum ber Prieftcr begleitet, unb nad>
»ollcnbctem ©ebet ließ fid» ©regor l;crab, bett Bitten £iut=
pranb’S nact^ugeben , ittbem er ben ercommunicirten (Sparten
mieber in feine unb ber Äirdje ©nabe aufnafjm.
fiiutpranb betrat nid;t einmal bie ^eilige «Stabt Pom,
auf bie feine Vorgänger fo l;eiße ©liefe bes Perlangettä ge=
morfen Ratten, fenbem er bradfc bas Säger im ncronifd^en
Selbe ab, unb 30g auf ber glaminifc^en Straße fort. Unb
fo entmid; bie itrone Storni unb gtalien’s, meld)e eine Weile
über feinem .Oaupt gefd»mebt l;atte, für immer unb »ielleidjt
jum Unglücf jenes Sanbcs , beffen fdjon jerriffenc ©lieber er
^ätte einigen fönnen, »on einem gürften, beffen fEugcnben
fie Perbienten, ber aber fic ju gewinnen uidjt politifdjen
Jüerftanb nod; Mbn^eit genug befaß. Seinen ÄniefaD auf
bem gelb bes Pero büßten eitblid) feine Padjfolger unb fein
©olf burd) frühen unb traurigen Untergang.
Gilt Ufurpator be)d;äinte ibn burdj ein SBagniß : Siberiuä
petafius , maf»rfd>einlid) ®up einer Stabt im römiföcn £u3=
eien, übernahm es, baS große projcct einer italienifdien
Äaifermaf>l auf eigene #anb auSjufübren. Gr marf ficb
plößlidj 3Uiti Äaifer auf, nadjbem er einige Orte im bortigen
Patrimonium bes S. Peter für fid» gemonnen t?atte. 3>er
Grard) , itodt in Pom anmefenb unb »öHig macbtloS , »erlor
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2G8
SJirrtcö ilucfi. Srfle« Capittl.
bie Sefutnung, aber ber ^apft banbette fdjneH unb mie ber
eigentliche ©ebicter , er gab bem Crrarcbeit baS römifche .peer,
unb biefcs, gegen ben (rmpörcr auSgejogen, braute beffen
Äopf balb nad) 9iom juriitf , non mo er nach Öpjanj gefenbet
mürbe. 2)ieS aber fitib Vorgänge, melche betueifen, bajj ber
'$apft bie Oberhoheit beS ÄaiferS noch immer anerfannte.
3ubej? ber Slnblicf beS blutigen .§aupts eines tuScifdjen 5Re=
bellen befänftigte ben 3°rn beS ÄaiferS Seo nicht, er mollte
ben Römern nicht »erjeihn, fonbern fuhr fort gegen bie Silber
ju wüten unb ben ißapjl ju bebrohen, mährenb ©regor nicht
aufhörte, berebte wenn auch weniger trofcigc Schreiben an
ihn ju richten, bis ihn am 11. Februar 731 ber Job über=
rafdjte.
23ie er 9?ont, maS bie bürgerliche Serfaffung betrifft,
Surücfliefj tuiffen mir nicht; ber Zf) at nach burfte er als
Oberhaupt in einer Stabt betrachtet merben, meldEm, fchon
Iängft in ber moralifcben unb junt Steil in ber materiellen
©emalt ber ippfte, fich gegen beit Äaifer offen empört hatte.
2lber bie Älugheit ©regor’S fonnte eine alfjugrofjc bürgerliche
Selbftänbigleit in fRom meber münfehen noch bulben, unb
ba er fich mit bem ©parchen oerföhnt hatte, unb cS ihm an
einem guten Serhältnifj ju Spjanj in einer 3«t fc^r gelegen
mar, mo ber Untergang beS JranfcnreichS burch bie Sara=
eenen gefürchtet mürbe, fo behielt er ben Sitel ber Slbbängigfeit
fRom’S oon griechifcheit Seamten bei.
Seine bebrängte Sage hatte ihm nicht geftattet, 9lom,
mie feine Vorgänger getl;an, burd; glänjenbe .ftirebenbauten ju
fehmüefen, uitb baS Sud; ber 'ppl’te gibt nur eilt Serjeichnifj
»on .Hirnen unb fllöftern, bie er reftaurirtc. darunter be=
faub fid) auch baS .ft (öfter beS S. 9(nbreaS mit bem Zunamen
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©onlificat ©rcgorNi tf* dritten.
269
©arbara , meines einft ©reger bet ©rofje geftiftet batte. 3)aS
$auS feiner 9Jiutter aber richtete er ju einem ßlofter ber
S. Stgatba ein; es ftanb mahrfdheinlich im £raSte»ere. 2öir
übergehn inbefj bie römifdhen Älöfter eher, als bafj mir nicht
bemerften, berfelbc ©apft habe im ^ahr 720 baS Älofter »on
SJlonte Gafiuo micberhergeftellt, mohin er ©enebictiner aus bem
Sateran unter beS SlbtS ©ertonap üo« ©reScia Rührung fanbte.
4. ©reger III. wirb ©apfl im 3abr 731. ©r fefcicft feine apoflolif^eii
©riefe luicp ©bjanj. Mffmifcpe (gtjnobe gegen bie ©ilberfiürmerei. £cmon<
fbratienen in 8iem. Sir^enbauten. @. SBtaria in Sfguiro. £ie bantalige
ffltalerei unb ifir Strbältlüfi jur ©uftur. gliid)tige bujantinifcfie Äiinftler.
glü$tige ^viligenbilber. Steflauratien ber gtabtmauem 9tom’e.
©on ber ©ahre beS lobten mürbe ber britte ©regor
mit ©emalt fortgejogen, unb burch einmütigen ©efcblufj »on
GleruS unb ©olf juni ©apft ermählt. Gr erhielt bie Drbi=
nation am 18. ©tärj 731, nachbem, mie ju »ermuten ijt,
bet gorm megen bie ©eftätigung beS Gfardjen eingetroffen
mar. ©regor III., Sohn beS Johannes, mar »on fyrifdjer
©bfunft, aber feine Gigenfdjaften madhten fie bie Stömer
»ergeffen; feine genaue Äenntnifj ber griechifchen 6prad;e
mirb »on feinem SebenSbefchreiber mit fHcdit an bie Spifce
feiner Jugenben geftettt, unb es bünfte ihn nichts geringes
}u fein, baf; er alle ©falnten ausmenbig muffte. ©regor
übernahm »on feinem ©orgänger baS fdhmierige Grbe beS
©ilberftreits, meines an fich nur bas Symbol beS tieferen
Streits, jmifchen ber Äirdje unb bem abfoluten StaatSprincip
mar. ®ie erfte leibenfchaftliche 2But biefeS benfbürbigen
Kampfs ging worüber, unb eine 2trt »on ©Waffenruhe ohne
9iad;gibigleit auf jeher Seite trat ein, boch nur als ©aufe.
Äaum mar ©regor auf ben Stul ©etri geftiegen, als er fich
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•270
©irrtcS Sud). (Srftrt Capitol.
beeilte bie ©runbfätje feines Vorgängers in feinem apoftolifchen
Scnbfthreiben an bie Äaifcr unb an ben Patriarchen ben
Gonftantinopel als bie (einigen $u befennen. Diefe ©riefe
waren ohne §rage mit Aeftigfeit gefchriebett , um ben ©eban=
fen an einen Vergleich mit ©bjanj bon born herein nicht
auffommen ju (affen ; ber PreSbpter ©eorg, welcher fie am
,§ofe übergeben foHte, gitterte jeboef) bei bem Slnblicf beS
jornffammenben 2lngeficf>teS Seo’S, „b es brüllcnben unb wfl*
tenben Süwen," er wagte niefit bie ©riefe borjuweifen, )on-
bern (ehrte nach Pom juriief , um fid) bent papft Weinenb
ju güfien ju werfen. Die 2lbfe£ung beS feigen ©oten, ber
fo Wenig Suft gegeigt hatte für bie .üeiligenbilber ein SJtartü
rium ju erbulbcn, würbe auf Sitten einer berfammelten
Spnobe unb beS remtfeben 21bcls in Äircbenbufje oerwanbelt,
aber ber reuige Garbinal muffte jur Strafe nochmals mit
ben ©riefen nach ©bjanj abgehn. $u feinem ©liitf hielt ihn
ber faiferliche ©ouberncur in Sicilien juriief, wo er ein ^ahr
fang in .§aft »erblieb.
Unterbefi oerfammelte ber papfl am 1. Pobember 731
ein Goncil im Sanct Peter: 93 ©ifchöfe ^talien’S, unter
ihnen bie ©rjbifdwfc bon ©rabo unb bon Pabemta, waren
bort anwefenb, aufjer bem gefammten GleruS bon Pom,
ben Peauftragteji beS ©olfs unb bem Pbel, welchen baS Such
ber päpfte hier mit bem Präbicat „Gonfulii" auSjcicbuet —
ein (Eitel, ber noch immer bom Äaifer aus ©unft ober um
©elb berliehen warb unb bereits anftng, präbicat ber
Sontehmen ju werben.' Das Goncil fprach bie feierliche
1 Cum cuncto clero, nobilibus etiam conaulibus, et reliquis
Christianis plebibus adstantibus decrevit: Anast. in Gregor. III.
n. 1P2. $ic btfanntc llntcrfdKitung fctr brei SSJablförpn in 9iom.
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‘üentificat ©regor’b bc« ®ritten. * 271
Gycommunication über jeben aus, ber bie Silber ju jerftöreu,
ju mifebanbeln , ju befcbimpfcn ft cb erfrechen würbe, liefen
Scfcblufe unb neue Schreiben beS fßapfts nach Gonftantinopel
ju bringen, mar ber X-efettfor Gonftantin beauftragt, aber
er würbe ebenfalls in Sicilicn feftgefmlten, unb bie S3itt=
fdjrcibeit ber Stabte beS römifcben 3)ucat’S um 3)ulbuitg ber
Silber batten baffelbe Sd)idfal. Jb™ Ueberbringer fcbma<b=
teten ad;t 9)ionate lang in ben Meilern Sicilien’S, worauf fie
mit Sdiimpf jurüdgefanbt würben. £>er Maifer fiatte aUer=
bingS non bem päpftlidben Stil £jintänglid>c groben gehabt,
unb er ehrte feinen Stolj burcb fdiweigenbe Unjugänglicfifeit.
Sei biefen §ödjft gcfpannten Schiebungen ber römifcben
Äircbe ju Swjanj überrafdbt ber Seriell im Sud) ber ^äpfte :
ber Gparcb GutpcbiuS habe bem Sapft feebs gewunbene Säu*
len non Onpp jur 2lusf$mücfung beS S. ißeter gefdbenlt.
Sielleidjt batte er fie feinem Sorgänger nerfprodben, als er
fidb mit ibm ncrföbnte, unb fie ftammten eher non einem
SRonument in 9tom als non SJlabenna ber. 1 ©regor nerfebö-
\
nerte bamit bie Gonfcffion beS 2lpoftelS, inbem er fie neben
bie bereits norbanbeneit alten fed;S Säulen nerteilte. Gr liefe
auf fie filberbefdblagene Sailen legen, unb in getriebener
Arbeit auf ber einen Seite bie Silbniffe beS .fjeilanbS unb
ber Slpoftel, auf ber anbern aber bie ber ÜJtuttergottes unb
ber heiligen Jungfrauen barftellen. Jnbem er überhaupt bie
Äircben 9tom’S mit neuen .öciligcnbilbern reieblid; nerfab,
1 Sex columnas onychitias volubiles concesaaa ab Eutycliio
exarcho, duxit in ecclesiam b. Petri Apostoii. Vl c$ peute a innen bie
häfjliihen gewundenen Säulen M SVmini über ber Sonfeffion bie Säulen
be« Penibel* ocii 3erufaletn na<h; botb nehme itb mit Siigncli ju jener
Stelle gern an, baß bie columnae volubiles melntebr stiratae, ge*
reifte, mären.
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272
SüerteS Such- Srfte« Capitel.
waren bicfc jugleidj gemalte 3>emonftrationen gegen Spjanj,
unb man mag ficb leicht »orftellen, baß Söerte non Äünftlern
feiten mit größerer fieibenfcbaft ober 2Inbacbt angeraut
tourben. 3« fdjeinbarer Stube baute ©regor ein neue« Ora=
torium im ©. pter, auf ber linfcn ©eite neben bem Jriumf»
bogen. Wo fi<$ bie SJtänner oerfammelten, unb er häufte
barin mit 8Ebfu$t ^Reliquien ju Gfjren be« pilanbö , ber
Jungfrau, ber SJtärtirer auf. $>enn Gonftantin Gopronamu«
begnügte lieb nicfet mein mit ber Verfolgung ber Silber, foit-
bern burä) logifc&e unb politifc^e fJtotwenbigfcit weiter unb
weiter fortgeriffen erflärte er fübn allen Steliguien unb ben
.^eiligen felbft ben Ärieg. S)er ptpft bagegcit fc&müdfte jene
Gapelle mit föftlidjcn Silbniffen, bie in ©olb unb prlen
ftraltcn, er beftimmte für baS Oratorium burdj Goncilienbe--
fc^lufe einen täglichen 2)ienft ber ÜRöndje au« ben brei Älöftem
am ©. pter , unb liefe auf brei SJtarmortafeln biefe liturgifcbe
Orbnung ju Glircn ber ^eiligen cingraben. 1
®cr Katalog bon ©regor'3 ftirebenbauten ober 2öicbcr=
berftell ungen ift lang, unb mit ©enauigfeit werben barin bie
©emälbe fyertwrgefwbcn. 2Bir begnügen un« jeboefe ju be=
merfen, bafe er bas ftlofter bei ©. Gbrnfogono im STraSteberc
ftiftete, bafe er bie Safilifa be« ©. Stnbrea« neben bem ©.
pter erneuerte, unb ba« 2>ad) be« pmtbcon mit bleiernen
Patten neu bebeefen liefe, ein Verbienft um bie Grbaltung
1 ®er riimifebe QSftebrte Pietro Sabine fab um 1495 biefe brei 3Rar-
mortafttn beim Umbau be« <2. 'fieter ausgraben unb copirte fte für eine
Sammlung eon 3nfcript»nm F melcbe be 9ioffi in SJenebig auffanb. Cr
gab bie mertttürbigen 3njcbriftett heraus in feiner Schrift: due Monumen.
Inedit. spettnnti n due concilii Romani de’ Secoli VIII e IX, unb
Pellte femit bie Sieten eines bisher nnbetannten Concils eent 3«br <32
toieber her.
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$ie i'ialerei unb ibre bamalige Bebauung. 273
biefeS SBunberbau’S, itjeld^e^ einer flüchtigen Vemerhing wert
ift. SBettig babon entfernt ftanb int 2Jtar$felb febon bamals,
wie noch beute bie Dtaconie S. SJtaria in Aquiro. 3ur
3eit ©regor’S in. war fie nur ein SSxmcnbauä nebft Reinem
Oratorium, er erbaute fie oon ©runb auf neu, oergröfjefte
fie unb fehmüefte fie mit ÜMereien. ©S ift nur ber 3uname
in Aquiro, ben bie SMaconie noch beute bewahrt, welcher
unfre Verkeilung reijt. 1 3(nbcm man ihn in Equiro ju
oerbeffern glaubte, meinte man, baß eben bort ehemals bie
cguirif^en ipferbercmten ju ©bren bei SOtarS gehalten worben
feien , aber eö febeint uns »iel einfacher unb Wahrfcbeinlicber,
baß ber £itel in Slguiro bureb ben 9lamen eines 9tömerS
2lquiliuS ober SlquiriuS ju erfläreit fei, welcher fein $auS
jur ©inrichtung jener S)iaconie urfprünglicb mochte hergege-
ben habend
3ubem ©regor, ben bauluftigen Vorgängern ähnlich,
febr große Summen auf bie 2luSfcbmücfung ber Äircben oer=
wenbete , fanb bie Äunft im SBiberfprucb 511 ben ©bieten oon
SBpjanj neue Nahrung in 31om, unb bie Äünftler wibineten
ihre Talente mit eifriger SDanfbarfeit ber tiircbe, bie fie
pflegte. Söenn überhaupt ber gefunbe 2Jtenfcbenoerflanb ohne
Vebenfen auf bie Seite ber Vilberftürmer oon Syjanj tritt,
bie ben ©ultus einer OoBfommnen Religion oon allem was
beibnifcbcS barin eingebrungen war , p reinigen unternahmen,
1 Bnsilicam S. Dci Genitriois , quat“ in Aquiro dicitur: Anrisl.
n. 201. Slnbere $aubfcbriften Oal'rn fatjeb Aciro, in Adchiro; Bignoli
lirti in Cyro. $ie Eingabe bei SDtartinelli Koma ex ctb. sc. p. 215,
baß brr Bifcbof ünaftapui (306—401) bie Jti«b< gebaut habe, ftütjt [ich
nitbt auf ben Uber Pontif. 6t fc^reibt in Equiro.
’ Tee anbrca« gulriu« (Antiq. IV. ttom Circus Agon.) Stflätmig
biefe« Kamen« eon Aqnis, roa« et bureb bort aufgefunbeite eberne Guten
unterfliifct , benterfe ieb nur um ihrer Vacberlicbfeit tritt eit.
® ctgortnotu«, «tf<tple$tt ket ©tatt IHcm. II. 18
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©irrte« ©udi. Srfte« (Eapitel.
wirb bodj baS Urteil burdj bie ewigen Vebiirfniffc ber Jfunft
jur Schonung aufgeforbcrt. ©ie Malerei jener ^afnrfyunberte
flanb im ©ienft ber inneren (Sultur beä ©efühfe; jie erhob
bie ÜJtenfchen gerabe aus ber rohftnnlicben SBirffid^feit eines
vdn ©ebeinen unb 9tcliquien ftarrenben SuItuS in bie Sphäre
bes^bealen, fietite über ihren verbunfelten Sinnen ein 9tcich
beS Sdjönen auf, worin iid> alles Sdjredlidte verflärte unb
in Symbolen erweiterte, unb bie reijenbfte ber Äünfte war
ber gerannten 9)lcnfd)beit nocfj gelaffen, bic Barbarei ber
Untoijfen^eit unb beS Aberglaubens mit einem bolben 6chim=
mer von 3beeit ju milbent, unb bie Seljnfudjt ober bie
Ahnung beS Voßenbeten unb ewig klaren wadh ju erhalten,
©er Äampf ber Zapfte gegen Vpjang rettete bie Äunft , unb
Italien, baS bic bilblicbe Vielgötterei beibehielt, I?at fid» bei
ber mift^anbelten Vernunft wenigftenS burd; baS Oenie 0iot=
to’S, fiionarbo’S unb 9tafael’ö, wenn auch fpät, bod; gliiitjenb
ju entfd?ulbigen vermocht. 1 ©ährenb ber Vilbcrverfolgung
im Orient wanbertcn viele brobloS geworbene Zünftler aus
Stabten unb Älöftern beS MorgcnlanbeS nach Italien unb
SHom, wo fie gaftlid;er Aufnahme gewijj waren. Sie trugen
baju bei, ben bürren bnjantinifchen ©ogmenftil ber Malerei
in Italien $u verbreiten, unb fie hinberten bureb eine tra=
bitionelle geftftellung gewiffer ©ppeit vielleicht bie felbftftänbige
©ntwidlung ber abenblänbifcheit .Hunft. ^itbefs bie C^efd)icf>t=
fdjrciber fdnveigen von ben flüchtigen Malerfchulen beS OftenS,
unb fein mitleibigcr (ühronift hat auf baS Scbicffal von
Männern ein üi<ht geworfen, welche fllcib, 9tame unb ©ering=
aditung ber £>anbmcrfer tragen, wenn fie nicht Mönche
1 Sie ©tjjantincr matten inbefj au<h »iebtr eifrig, unb entfdmlbigten
fid) bunb ihren Dtafaet ©anfelinoi.
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®if SJJaierei imb ibrc bamalige ©ebnitutig.
275
waren.' aber ihre golbfebimmernbe Äunft, bie unb ba noch
beute bauerub, erf c|t uns bureb ähtfebauung ben SSerluft
öieler ©efebiebten, unb jeigt unS beutlicber, als biefe fer=
möchten , gorm unb ©ebalt ber bamaligen Sifilifation.
SRidbt minber fXüd^teten fidb fiele |>eiligenbilber aus bem
Orient nach bem 2(benblanbe. SRancbeö jener uralten, fdjtoar--
jen unb roben ©emätbe fon Gbriftuä ober bet Jungfrau,
baö b^ute in Äirdben fRom’S über ben .fjauptaltäreu aufgefteHt
ift, mag jur geit ber Silberferfotgung aus irgettb einer
bpjantinifeben Stabt fidb uacb 9t om gerettet buben; unb es
ift nid;t unmahrfcbeinlich , bafj fidb barunter jenes nicht fon
$änben gemalte 2fatlij5 ßbrifti befanb, welkes in ber Sapette
Sancta Sanetorum beS Sateran als einer ber größten Scheibe
SRom'S bewahrt wirb. Sin flüchtiger ©pjantiner modbte eS
eher mitgebracht buben, als bafj cS fon ber £>anb beS um
glücflicbcn ©ifdwfs ©erntanuS in Sonftantinopel burdh bie
Suft na<h 9tom gefcbleubert würbe; furj es erfdbien hier, wie
fiele anberc Stilen beS Slpoftel SucaS, bie ein unftebtbarer
angefifeber Ißinfel ausfübrte.
©regor ftellte übrigens auch einen grojjen Seil ber
ITiauern 9tom’S hfr, an bie fein SSorgänger faurn bie
4janb butte anlcgcn tonnen. Sief er abgeriffene ©erid^t
befdbliefjt ben Äatalog bet flirdbenbauten beS IßapftS , unb
eS ift ju bebauern, bafj fein SebenSbefcbreiber nidbt bie Sore
unb Straßen nannte, wo bie 2Iusbejferung gefebab. Ser
‘Sanjeüift, welcher bie 9totij in bie SRegifter ber päpfttidben
* $a« Clironicon Darum Neap. fcc« ^ratiüi ad ann. 728 erjagt,
baß viele flücplige SDißnc^e au« ©tjjaitj nadj 9tcapet {amen , et exporta-
verunt mulia Corpora sanetorum — partim de illis iverunt ad Dom.
Papam , et partim Ncapoli remanserunt.
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•276
Vierte« 2?udj. öo'trt Copttfl.
21u«gaben trug, nermerfte nur, ba& bet ißapft bie ffierfleute
unb bie Äoften für ben Kall aus eigenen Mitteln bejafilte.
SDer Kaifer batte fie freilich nicht bergegeben, unb ber gonb
Deä ©otbenfönig« Jbeoboricb beftanb nicht ittebr. 1 21ucb bie
äJlaucrn non ßentumceliä ober @inita»ec<hia fteUte Öregor non
©runb au« unb febr feft toieber ber, unftreitig fotool au«
furcht »or ben Saracenen, toelcbe bereit« bie ^itfel «Sarbinien
befe&t batten, al« oor einer bnjantinifeben Sanbung , unb
man fie^t, er »erfuhr al« ein felbftftärtbiger ©ebieter im rö=
mifeben $>ucat.
5. fco ber 3fauricr jic^t Tomifdje 4tin§engüter rin. Ttx $apft gewinnt
(Pallete. 6r fdgiefrt ein SRlnhiifi mit ©polcto unb ^enenent. fiutpranb
rfieft in ben Xucat. övegor III. wenbet ftdj um $ilfe an Carl ®?arteH.
«Seine Anträge. Xob ßlregot’e IIL, Carl SKartcU’« unb fco’« be* 3f«utict’«
im 3a^t 741.
®et Schreiber »on ©regor’« III. Sieben »ergafj über beit
Kirchen fRom’« bie politifcbcn Grcigniffe, oon benen er nur
wenige« furj oermerft. 2lber mir hören non ben grieebifebett
®efcbicbt«fcbreibem, baß ber Kaifer £co im 3abr 733 eine
grofje flotte unter bem Sefebl be« ©eneral« SRane« gegen
ba« empörte Italien au«fanbte, unb baß biefe ärmaba im
äbriatifeben 2Reer burch Scbiffbrutb fläglüb ju ©runbe ging,
ißon 3om ergriffen, ober nielmcbr, tnie bie ©riechen billig
fageit, übermannt non arabifeber .Ipabfudht unb in äufjerfter
©elbnot, erhöhte ber Kaifer ba« Kopfgelb ber unglüdlicbeit
fcänbcr Sicilien unb ßalabrien, ihm noch treu ergebener iJ}ro=
ninjen, um ein drittel, unb jugleich jiog er bie reichen
1 Hujus tcuiporibus plurima par» murorum lmjus civitatis
Komanae rcataurata est. Alimoninm quoque artificum , et pretium
ad emendam calcem de proprio tribuit. Aunst. n. 202.
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©ewinnfte unb 'politil SRern’«.
277
Patrimonien ber römifd^en Jlirc6c bort unb auf jener Qnfel
ein, Fontänen, welche eine jährliche teilte oon 3 % Talenten
ober oon 35000 ©olbftiicfen abwarfen. 1 $)ie Äirdbengüter
SRom’S, in ©icilien febr groji, waren au cf) irn 9teapolitanifcben
jablreicb , benn B. Petrus befaß ©runbftiidfc in Sorrent unb
Stifemun, bei Gapua wie bei Neapel , unb felbjt auf ber
3nfel CSapri.1 (Sin fo entpftnblicber ilerlujt würbe but<b
Keinen Gewinn faum oergütet: bie Sangobarbeit Pon Spoleto
batten f<bott lange Porber baS (SafteU Gaflcfe int römifeben
£uScicn an ftcb geriffen, unb ber römifc^e 3)ucat bitte beS=
halb mit bem Spoletanifcben beftänbigen Streit. Gregor gc=
lang es, ben Jperjog ftbrafamunb burdb eine Slbftanbsfumme
jur Verausgabe ber 23urg ju bewegen. 9iad; ber feltfanten
SluSbrutfSweife im Such ber köpfte befahl er, biefen Ort bem
Äörper bcr heiligen SHepublif unb bes in (Sbrifti fieibe geliebt
teu römifdjen VcereS anjuftigen. 3 Obwol ber papft Gallefe
' Tti Si Ifyöntva naryiuona r ui v äyiav xui xopvtpitiov äirod-
röiav tuv iv rjj apHSßvrlpqi Püiu r nuauivov raig ixxbjdiutg Ix-
nakai rtiovuiva %pv<Siov riiAarra rpia rjindv ru tht noditp X'tyu
rtXtlddai noodiraijev: Theoplmn. p. 344. 35ieftr Srnfi«cation Crlrablit
ber 'papfl ©ttpban im Cod. Carol. Ep. VIII. p. 111 beim Semti.
J ®er Sarbinal ®eu«bebit nafjm in (fine Collection (.Cod. Val.
n. 3833) am Silbe sncc. XI au« bem SHegijler (Sregot’8 II. toieie 9lotijen
über Serpatbtiingen auf; unter anbern: Theodoro Conauli in anni8
XXVIII Insulam Capris cum monasterio S. Stephani, für ben jäfyr-
litten 3in« een 109 öofbfoiibi unb 100 megariei vini. ®em %tre*btjter
Suftotfiiu« ba« Slcfler ©. SPartini in ©urrento; einer $iaconiffa ben Ort
Scaonia in Companien; bem Gouful £$e«bor ba* Älofler ©. ißancratii bei
äüijemtm auf 28 3atyre. «iebe Borgrn Breve lator. de) domin.
Tempor. etc. Append. Docum. I. p. 11.
* Hujus temporibus Oalliensium castrum recuperatum est — et
in compage sanctae reipnblicae atque in corpore Christo dilecti
exercitua Romani nnnecti praecepit: Annat. n. 203. hieran« ertrunt
man, baß ber Spercitu« anfing, ba« Soll felbfl (u bebenten. ®ie Stnficbt
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278
Vierte« ©mf>. Stiles Sapitd.
bem römifcben 2)ucat , welcher hoch jum 9tei<h (ber Respub-
lica) gehörte, mieber einocrleibtc, betrachtete er es hoch lebig--
lid) als römifdheS, trenn auch nicht als päpftlicbeS ©efthtum.
®er jWeibeutige 2luSbrud saucta respublica aber fann hwt
fo gut bon bcm SDucat, welchen ber ©apft als heiliges ©a=
tritnonium beS ©. ©etruo ju betrachten anfing, als, wie
üblich, Pott betn Sacruin Romanuin Imperium berftanbcn
werben, ^ebenfalls fpielten bie köpfte bie Stelle Octabian’S,
inbem fie , factifch unabhängig, bie alten gönnen bes römi-
fchen ©eidjS noch ftehen ließen, wie AuguftuS, factifch 2lllein=
herrfcher, jene ber Stepublif hotte beftchen laffen. S)ie wer=
benbe Verrfchaft ber ©apfte über 9tom ift in ein §albbunfel
biplomatifcher Äunft gehüllt, in welcher alle brei ©regore
boÜcnbete SOfeifter waren.
$ie Verausgabe bon ©allefe war nicht bie Söirfung
pdpftlichen ©elbeS, fonbern eines geheimen Vertrags jWifchen
bem ©apft unb bem Vcrjog bon Spoleto. £hrafamuub unb
©obfdmlt ooit ©enebent fuebten bie allgemeine Verwirrung
gtalien’S 311 benujjen, um bie 3lbf)ängigFcit bon bem £ango=
barbenlönige abjuwerfett, unb ©regor ergriff mit greuben
ihre glätte, um feinen gefürchteten geinb ßiutpraub }u
fd;wäcf)en. Gr fchloß insgeheim ein ©üitbnifi mit ben Vcr=
jögett, inbem er beibe reijte, ficf) gegen Siutpranb 3U empören.
Aber ber Äönig riiefte gegen Spoleto , unb auf bie Äunbe
bott feinem Anjuge floh ührafamunb (im gatjr 739) nach
9tom, wo er beim ©apft Sd;uB fudjte unb fattb. ©on bem
eroberten Spoleto aus forberte Siutpranb bie Auslieferung
beS Vo^berräterS, hoch ber ©apft unb baS römifche .§eer,
een Cenni (Monnm. Domino t. Pont p. 14), welker fagt: Gregorius III.
oonctnm rempublicam instituit , ifi jebc-cp turepan« falfcp.
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'ßolitit ©reger’« III. 279
an beffett ©pifce ©tephanuS ©ppatriciuS uub SDup oon 9tom
ftanb, perweigerte fie. 35ie ausbrücflidic ©rmäbnung be§ SDuj
neben bem Sßapft unb bem römifeben .ßeer beweist bei biefer
©elegenheit, bap felbft barnalS noch ein ^Beamter beö griedhi-
fdjen ÄaiferS als ©ouperneur bt'S 2>ucatS in ber ©tabt fidj
befanb, fie beweist ferner, baß ©regor im politifdhen ©ins
oerftänbnifj mit bem ©parken non 9laPenna banbeite. 1 SDie
golge biefer Steigerung mar bas fpfortige ©inrüefen 2iut=
pranb’S in ben römifebett ®ucat: er plünberte bie ^atrimo*
nien ber Kirche, er befeßte Pier Stabte Slmelia, £)orta , SjJolU
martium unb 23Ieba, ließ Gruppen in ihnen jurüdf, unb
febrte hierauf ebne 9tom belagert, ober gar ben ©. Sßeter
gepliiubert ju haben, im Sluguft 739 nach SßaPia heim. ®er
SjJapft aber warf nun jebe SDtaSfe ab: er fteUte J^rafamunb
ba$ römifche .§eer jur SBerfügung, unb biefer .frerjog rüdte
aus ber ©tabt, fein fianb mieber ju erobern, ©chon im
®ecember befanb er fid) in ©poleto, nadfbem er bie übrigen
©täbte mit öilfe fowol ber SHömcr, als, ©obfcbalf’S Pon SBe=
nePent unterworfen unb bie Sefajmttgen Biutpranb’S überall
pertrieben hatte.
2llfo im SBefiß Pon ©poleto weigerte fich Stbrafamunb
ber Sßolitif bcS SßapftS weiter ju bienen, uub webet wollte
er fonftige SertragSartifel erfüllen, noch im Sefoitbern jur
SIBiebereroberung jener Pier ©täbte bie Jpanb bieten. 2ßäh-
reub nun fiiutpranb gegen bie hoppelten Verräter über bie
1 Dum — a Urcgorio Papa atque ab Stephano, quondam
Pntricio et Duce, vel omni cxercitu Komano praedictus Trasimundus
redditus non fuiascl: Anast. u. 207 im Anfang ber Vita Zaeharine.
'-Bigndi (ie«t jrear patricio et duce omnis exereitus Komaui , ater jene
?e«art ifl all« unb »BOig im C^aratter b« 3«t, fo baß idj fit nad; bem
Xejrt be« 43iaii(^iiii beibeljalte.
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280
©ierte* S?ud>. tärfle« Sapitel.
SÖtajjen aufgebracht, fich rüftete, Spoleto unb 9tom »on neuem
ju süchtigen, geriet ber Sßapft in bie äufjerfte sBeforguife.
(Sr fah ein, bafj er burch italienifc^e 'iterbinbungeu nicht ju
feinem 3i«Ie gelangen fonnte ; nun Reffte er ängfilicb auf bie
jpüfe bes mächtigften SDtanneS im 2lbenblanb, GarlsDtarteU’ö,
bcS SefiegerS ber Saraceiten, unb beö wirtlichen .perrfchers
im granfenreidje, wenn auch unter ber gorm bees SDlinifterS
eines SchattenfünigS. (Sr t;atto ihm bereits bringenbe 23itt-
fchreiben jugefenbet, inbem er oicUeicht bem öeifpicl feines
SKorgängers oont gahr 726 folgte. 1 3lüC* ©riefe Öregor’)* III.
an (Sari SDIarteU hüben fich erhalten:1 in bem erften betlagt
er fich, baji (Sari nicht helfe, unb bag er, fallen i<orftel=
Jungen iiiutpranb’S unb feines Steffen .fMlbepranb’S öeljör
gebenb, bie feinblichen ©emegungen ber ßangobarben bulbe
unb ihnen hbh«if<h ju fagen erlaube: „cS tomrnc boch (Sari,
ju bem ihr eure 3uftudjt genommen twbt, fammt bem ÄriegS»
voll ber grauten, unb wenn fie tönnen mögen fte euch hel-
fen unb unfern Rauben entreißen." GS toirb bcmnach fotool
auf ein frühere« Öefuch beS SfiapftS, als auf ein Schreiben
ober eine Öefanbtfdiaft Siutpranb’ö jurüefgewiefen. ®er erfle,
' $ie« nimmt 'Jtagi an, ad nnn. 726. n. 13. 14., ater feine SJtei-
niing ftüf}t fid; nur auf eine fet matte ©emerfung be« Lib. Pont. Vita
SU-pb. III. n. 233.
3 SDfit ibnen beginnt ber Sebey Sarolinu« , eine ber rpicbtigften Ur-
tunben ber ©eßtubte, unb ber Stofs ber SEBiener ©iblietbef. ®iefe ten
Sari bem ©roßen reranflaltete Sammlung sätft DO ©riefe ber %<übfle
©reger III., Stepfjan III., 3a<tar>a® I«, 'üauluS I., Stefan IV.,
Ütbriau I. unb be« ©egenbabfl« Sonflantin an bie carelmgißben gilrften
Sari flHartcll, fjlibin unb Sari ben ©roßen, ton 73ft bi« 701. Slbge
tmef t in Seuni'« Minium. Dominat. Pont unb im Curau» Completns
Patrologinr ed. Migne T. XCV1II, unb fonfl mehrfach. ®ie Ueberfttrift
jener ©riefe ©regor'« III. lautet: Domno Excellcntissimo filio Carolo
»iibrcgulo Gregoriu» Papa.
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@regor’e 'Brief« an tfarl fDiartell.
281
«erlerne ©rief ©regor’S muf; gefetmeben worben fein, als in
golge bes ©ünbnijfeS mit ben Siebeilen een Spoleto unb
©enenent Siutpranb heranjog, bie beiben «orhaubenen aber
fallen ins 3abr 739 ober 740, beoor ber Äönig bie vier
Stabte befehle, »eil ihrer Groberung nicht gebacht ioirb.
J5enn ber ©apft mürbe um ihren ©erluft bie lautefte Älage
erhoben haben, »ährenb er jefet nur über ©ermüftung non
.Wirchengütetn im Steoeuuatifchen unb über ©lünberungen im
3)ucat «on Stern ju flagen »eifj. 1
„0 »eich ein unheilbarer Schmer j, ruft er im erften ©rief
aus, erfüllt unfte ©rufi ob biefer ©efchulbigungen, »ährenb
folche unb fo grojje Söhne ihre geiftlid)e SJlutter, bie ^eilige
ttirtyc ©otteS unb il;r jugehörigeS ©olf 4 nicht ju oerteibigen
»agen. 3»ar ift, o teurer Sohn, ber Slpoftelfürft felbft
»ol burd; bie ihm oom |>errn »erliehene SJlacht im Stanbe,
fein eigenes |jauS unb ©olt ju oerteibigen unb bie fteinbe
ju ftrafen, aber er »ill bie .fjerjen feiner ©etreuen prüfen.
Schenfe, o Sohn, ben fallen ©orftcllungcn unb Ginflüfte-
rungen jener Äötiige feinen ©lauben; benn alles »aS fie bir
febreiben ift falfch, inbem fie »orgeben , baß ihre $erjöge
oon Spoleto unb ©eneöent fdhulbig feien. ®ieS alles ift
erlogen; benn um fein anbereS ©erbrechen (mag bir, o Sohn,
bie ©Wahrheit genug fein!) «erfolgen fie jene .perjöge , als
»eil fie im «ermidhenen 3ahr nicht oon ihrer Seite über
1 SWuratori (ad ann. 741) trtict beu Sarbinal ©aroniu« ab, treldier
behauptet , Jimpranb habe 9tom belagert unb ben ®. ©eter gepliinbert.
$ie« aber liest 'Baronin« an« einer ©teile bes jtwiten ©rief« ©regor’S in
feinem ©inn berau«.
1 Populua poculiaris, eine bisher niept gebrauste ^Jpraff , roetepe bie
neue CSpeebe SRom’e gut bejeidjnet: ba« römifch« ©olt, Sigentum ttnb pecus
be« @. 'Petra«.
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282
9?icrtf# SJucty. (ärfice ffapitel.
uns Verfallen, norf; gleich jenen baS Gigentum ber Eiligen
Slpoftel »erwüften unb ihr jugetjürigeS 3?oIf plünbern wollten,
inbem eben biefe §erjbge erflärten : wir fämpfen nicht gegen
bie heilige Äircf>e ©otteS unb ihr jugeljörigeS 33olf , beim
wir haben mit ihm einen Vertrag, unb haben oon ber
Kirche felbft ben Gib empfangen. Unb gerabe beShalb
wütet ber ®old) jener gegen fie. £enn eben biefe £»er--
jöge waren unb finb bereit ihnen nach alter ©ewohnheit
ju gehorchen, aber jene finb aus ben angegebenen ©ritu=
ben erbittert unb wollen uns unb fie bei guter ©clegenheit
»erberben. 3!*bem fie nun beiben nachftellcn, berichten fie
GW. ©naben galfcheS, um jene cbeln §crjöge abjufe|3en
unb bort ihre fchlimtneu SuceS einjufe($en, unb noch mehr
täglich wnb überall bie Äirdje ©otteS ju bebrängen, unb
baS Gigentum beS heilig1’11 9Cpoftelfürftcn IßetruS ju »er;
fdjleubern, unb fein zugehöriges 3lolf in ©efangenfefjaft ju
führen."
3>er ißapft nahm bcmitach feinen Slnftanb Garl Dtartell
alfo ju fchreiben, um feinen eigenen Vertrag mit SHebctlen
ju befdhönigen, ben er bod) jugleidj eingefteheu mujjte. Gr
bat in bemfelben Briefe Garl, einen Senbboten nad; 3ta=
lieit ju fänden, bamit er fich mit eigenen Slugen »ou ben
Reiben ber Äirdjc überjeuge, unb »or allen flehte er ihn
an, bie greuubfcljaft ju bem Hangobarbcnfönig nicht ber
Hiebe junt Slpoftelfürften »orjujiehcn, fonbern ben 6dm (j
unb bie Hertcibigung ber Äirdje fHont’S fchiteH ju über;
nehmen. Gr faubte ihm burch Sndjarb, ben lleberbringer
beS 93riefS , jugleich bie fchoit lange übliche, aber jefst bop;
pelt bebeutenbe SluSjeichnung fatf;olifd;er dürften, golbeite
6chliiffel vom ©rabe beS 2lpoftelS , burch welches 6v»nbol er
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©tegor III. unfc Carl ü)!artcü.
283
ihn junt Ritter bicfeö Heiligtums berufen wollte. 1 2 (Sari
SJlartell ging inbefj nicht auf bie gefährliche (Sinmifchung in
bie inneren Angelegenheiten ^talicn’S ein, fei eS bureb innent
Ärieg im granfenlanbc abgehalten, fei cS burcfi Alter unb
Siechtum au rafdhen (Sntf (bluffen bchinbert, ober enbltch aus
Pflichtgefühl für ben Sangobarbenföttig, mit bem er perfön=
lieh befreunbet mar. $enn fiiutpranb hätte nicht allein ben
jungen Ptpin in pavia bureb bas übliche Abfchneiben ber
Haartodfen an Sohnes Statt angenommen , fonbern im 3ahr
739 bie Saracenen aus SübgaHien ju vertreiben toirffam
mitgeholfen.
35er Papfi fenbete ein jroetteS, fttrjereS Schreiben an
(Sari SDlarteH, unb auch bureb bieS fonnte'er ben granfen
nicht jum bewaffneten .fjilfsjug bewegen. SlicbtS mehr unb
weniger enthalten nun jene beiben Briefe ©regor’S III., bie
einzigen authentifcheu Aftenftücfe über ben Schnitt bcS papftS,
welcher fpäter fo unabfehbare folgen nach fid; Sog- (Sari
würbe barin aufgeforbert, bie greunbfehaft ju ben £ango=
barbeu auftugeben unb bie Perteibigung ber Äirche Pont’S 3U
übernehmen ; 1 unb Weber von einem aujjerorbentlicben Siecht
noch ^itel über Slcmi, welchen ihm ber papft fotlte altgebo*
ten hä&eit , ift in biefeit Schreiben irgenb bie Siebe. Aber
man hat behauptet, ©regor habe (Sari SJlartell Straft beS
PitelS eines patriciuS ober (SonfulS ber Pömer bie wirtliche
1 Saorntissimas claves Confessionis B. Petri. 34 tenne btt
iutb ihre ©rünbe für bie ©ebaubtung , baß bitfe «Sebtilffel
anbtrer Slrt gewefen feien, a(8 bie »oit ©rtgor fo oft an gürffen »er-
fanbten. 3b” ©ebeututig f^eint auch mir freilich eine böb«e, unb jngleitb
auf ben ©4u6 be« ©rate« ju bejiebot.
2 Nostris obedias mnndatis, ad defendendam Eccleaiam, et
peculinrem populär». 3lw'ter ©rief.
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•284
©irrte« Sud). Crfte» Gopitri.
©igttoric über 9tom angetragen, unb man ftüfct biefe fDtei=
ttnng auf ben triebt eines Gbronifteit, welcher fagt, baß
©regor int ^abr 741 eine jweintalige ©efanbtfchaft an Carl
fdjicfte, mit ben 2d)lüffelu beS ©rabeS, ben Äcttcn S. ifktri,
unb mit großen, ja unenblicben ©eftbeuten , unb baff biefe
nie jubor im granfenlanb gelegene ©etfebaft Garl bas
tnifebe Gonfulat antrug, unter ber Sebingung, oom Äaifer
abjuftebn. 1 $nbcß ein fo großer Slntrag, neben bem 2<huß=
retbt über 9tom auch bie weltliche Suctoritat barin ju über=
nehmen, ift Weber mit ber fßolitif ©regor’S, notb mit ber
3tnfi(bt ber 3eit ju bereinen. 9Bir wiffett auch nitbt, loaS
Gart aJiarteü bem ißapft antwortete: ohne $toeifel empfing
er bie öefanbtfcbaft als ein bebeutenbeS Greigniß, er cribie-
berte fie bureb eine gleite ©efanbtfchaft unb burtb ©efebente,
unb übernahm bie Stolle beS Vermittlers jwifdjcn ben Sango*
barbett unb 9iom. 3)odj fiiutpranb fegte feinen fDtarfch gegen
' Xie« ift t« Gontinuator Fredegnr. 1’nrs. 111. c. 110, in ber
Subgahe be« @regor son Jour* ton SRuinart: Eo enim tempore bis u
Koma seile S. Petri ap. B. Papa Gregorius claves veneramli sepuleri
cum vinculis 8. Petri (b. i. abgefeilten ©ifenfpanchen) — legationem —
Principi destinavlt. Eo pacto patrato, ut a partilms Impcratoris
reccderet, et Komntium Consulatum prnefnto principi Carolo sanciret
Cenni Mon. Dom. p. 2 sq. »ei«t bie« consulatum, ttelt^e« 9tuinart
feflhätt, jtiriid. Ser 160 Satire nach ©regot ichteibenbe Vnnalifl ton Ktt}
(Monum. Germ. I., ad ann. 741) fegte , ebne tom Gonfulat 311 reben,
ein decretum Romanor. Principum b'nju, unb fafl ttcrtlidf) flimntt ba»
mit ba« Chronic. Moissiacensc ad onn. 734. Stuinart, ©agi unb Ku-
ratori haben itad) ber obigen ©teile bie Uebertragttng be« ^atririat« an
Carl Kartell tcirflith angenommen, unb Kuratori Will bie« tur<h bie be-
rüchtigte Stelle im erflen ©rief ©regor'« betätigt ftnben: et ipsns sacra-
tissimas claves confessionis B. Petri, quas vobis ad regnum di-
reximus: 3ur £>erijdwft , nämlitg über SKont. Sie anbere feäart ad
rogum (©itte) ift abgefd)madt. 3<h nehme ad regnum Brtlith sc.
Franciae.
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@rcgor III. mtb (Sari ©iavtcü.
285
Spoleto fort, unb mitten in ber gurcht, ber rachfüchtige
geinb »erbe nach Unterwerfung bcS fdineU preisgegebenen
§erjog§ oor 9lom erfcheinen, ftarb ©regor III. plöfclich am
27. Slooember 741. Äurj öor ihm war am 22. October
Gart Kartell, am 18. 3uni aber £eo ber 3faurier gefiorben,
unb fo raffte ber £ob bie brei größten SJlänner ihrer 3e't
fd^ttell nad) einanber oom ©chauplafc ber ©efchid)te hinweg,
unb ließ bent werten, Siutpranb, fte unb ihre ober auch
feine Sßlänc ju überleben nur eine Söeite 3<-'it.
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gtoeitcä (£flpitcl.
1. 3acßatiae »irb <ßopft im 3aFir 741. St untcrßanbelt mit Siulprattb.
Sr rciflt ju ilnn. State (aitgoSartiicfic S($tnfung an bic Sirdjc. 3wc'tf
Steife be« ^atftÄ ju Siutbranb. $er &Bnig ftirbt. Statßi« folgt auf bem
Eren »en ‘fiaeia.
9lur ttier Jage blieb bcr Stut fßetri nach ©regor’S
Jobe unbefe^t : bie einftimmige 2i>af?I fiel auf 3t*^ar>a^/
beS fßoIödtromioS Soßn, bcn festen Sprer ober ©rieten,
welker bie ißapftlrone trug. SBenn matt bem ©pardjen feine
Grßebung anjeigte, fo ftielt man es bod; nicht mehr für
nötig, bie ©cftätigung abjumarten. Jaö ©u<b ber Sßäpfie
bat 3<*djariaS mit bem fcßönften £obc geehrt, unb obmol cs
bas Ceben eines jebcn SRacßfolgcrS JJetri mit einer gleicbfatn
officieUcn Slnpreifung beginnt, mar jenes bod) aufridjtig unb
toabr. Jcntt bie ©efd)id;te bicft’S HianneS jeigt, baß er
©lüd unb ^rieben einer jebnjäbrigen Regierung jurtt großen
Jeit feiner ©ntf d)I offenbeit , mehr noch feiner 3Jiifbe , $lug=
beit unb außerorbcntlidjen ©erebfamfeit oerbanfte. Gr »oar
überhaupt ein gebilbeter 5Dtann, auch in ben tbcologifcßen
SBiffenfcbaften gelehrt, unb es rührt Pott ihm bic Ueberfeßung
ber ®ialoge ©regor’S in bic grieebifebe Spraye brr.
fiiutpranb batte ficb eben aufgemaeßt, 0poleto roieber §u
unterwerfen unb 9tom ju süchtigen ; es mar bemnaeß bie
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'ßontiftcat be8 3<t$ftria8.
287
brittgenbfte Aufgabe be» neuen ißapfteS, folc^e ©efa&r ju ent*
fernen. ®er £ob Sari ÜiarteU’s nnb bie SBermirrung in
betreff beä fränfiföen ^Regiments, nun beffen brei
uneinigen' ®öf>nen (Sarimann, ißipin unb ©riffo, pgcfaHen
mar, benahmen jebe Sluäfufet auf Uuterftübung
non jener (Seite , mäfmenb juglei$ »on Svjanj t>er an feine
#ilfe ju benfen mar. ‘Scäbalb befdjlofe er mit Siutpranb
auf gütlidjem SSeg fi$ $u »ertragen, (rr fdjicftc if>m eine ®&
fanbtfdjaft, unb man fant ju folgenbem ^erglcid) : ber Äönig
»erfpracb bie Pier 6täbte bess röntifdjen SuScien’S feerauöju*
geben, mofiir ber fßapft ben ^erjog ST&rafantunb fallen tiefe
unb ba$ römifefee .fjeer mit ben ßaitgobarben ju feiner Um
termerfung bereinigte. Sieg ßttbe nafent ber Vertrag ber
Jfirdje mit £ferafamunb: berfelbe SRann, melden ©regor eben
erft gegen bie 33efdjulbigung be3 £o<$»errat8 fo eifrig Per*
teibigt ^>atte, mürbe Pon beffen -Rad&folger jum $odmerräter
erflärt, ber ^ßclitif offne meiterea aufgeopfert, ja burd) bie
römifdjen Söaffen felbft geftürjt. 1
SCfirafamunb erfannte, bafe er toerloren fei, er marf
ftefe bem Äönige ju $üfeen , unb mürbe mit ber Sonfur unb
Äutte begnabigt. Sofort fiel autfe iBeneoent unter ba8 Scfemert
ßhitpranb’8, unb ber Sieger feferte hierauf nadj £u$cien
juriief. 3itbefe er machte feine 2Ricne, bie Pier Stäbte au3=
juliefern: 3a$aria3 »erliefe bal;er 9lom, ben tfönig an bie
Erfüllung bee Vertrags in ißerfon ju mahnen. Sllss ßiut=
pranb oon be£ ißapftd Slufbrucfe oema&m, tiefe er ifen
burdj feinen Senbboten ©rimoalb efjrfurdjtdPott nad; ÜRarni
1 33« arme SKuratcri muß bei tiefer ©elegeiibeit fein Urteil ii6« bie
remift^e ^olitil untnbriiefen , unb n [eufjt: tralascio altre osservnzkmi.
ad ann. 741. — Anust. in Zacbaria n. 208.
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288
Vierte« sBu($. Capiitl.
geleiten, bann burcf) ein feftlichc« ©efolge »oit £>erjögen mit
friegerifchem Pomp nacf) ^nteramnium (£erni) itit Spole--
tanifcben führen, Wo er itjn felbft oor ber SJaftlifa be«
©. Valentin feierlich empfing. ®ie hinreifeenbe ©erebfamfeit
be« ^eiligen ©ater« triumftrte über bie fromme Seele be«
Äönig«, unb Siutpranb war bnrrf) Slter unb ©iethfelfäüe
be« Sebent bereit« gebeugt; er gab' bie Stabte fwrta, 2lmc=
ria, polimartium unb ©leba juriicf, bo<h nicht bem griechi-
fchen Äaifer ihrem rechtmäßigen ,§erm, fonbern er fchcnfte
fic ber lirche unb verbriefte biefe Schenfung bur<h eine Uv
funbe, welche man in bem Oratorium be« .öeilanb« im
S. Peter niebcrlegtc. 1 $>ie« war bcmnach bie britte lango-
barbifche Scljentung an ben papft, au« Siechten ber (Erobe-
rung, unb e« würbe frembe« (Eigentum mit befchönigenben
Titeln »erfehn. Stoch mehr wußte 3a<haria« bon bctn greis
fen Könige ju erlangen: ba« Patrimonium ber Sabina,
welche« bereit« breifeig ^ahte lang im langobarbifchen ©efißc
war, ba« non Storni, oon Ofimo, non 2lncona, non 9!u=
mana unb ©äße SJlagtta bei Sutri, Äirchengiiter , bie £iut=
pranb im Kriege an ftd) genommen hatte. Gr befiegelte biefe
©roßmut bur<h bie ©eflätigung eine« oiersigjährigen grieben«
mit bem ®ucat oon Slom, unb er gab ben ©itten be« ©ap=
fte« alle römifche ober griechifche ©efangene frei, worunter
bie fHaoeunatifdben Gonfuln Seo, Sergiu«, ©ictor unb StgneU
lu« fidh befanben. So groß war bie Stodbgibigteit be« Mö=
nig«, unb fo groß ba« ©enie Slom’«: jeher ©iffen, welchen
' Praedictas quatuor eivitatcs. quas ipse ante bienuium abstu-
lerat (a((o im 3fl^r 740) eidem «mein cum eorum habitatoribus
redonavit viro. Quas et per donationcm firmavit in Oratorio
Salvatoris. sito intra cccleaiam b. Petri apostoli. Anast. n. 210.
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'ßentificat beo 3fl(bar'a9.
289
Siutpranb an ber päpftlichcn Jafel perjebrte, Foftete ein
Stiicf fianb, aber bet alte Äönig erhob fich Pom Sifcß unb
fagte mit artigem Säbeln : er erinnere ftcb niemals fo foftbar
gcfpeift p hoben. 1 9lm Montag reifte ber ißapft prücf,
begleitet Pon Slgipranb bem £erjog Pon Ehiuft, unb Pon
einigen ©aftalben, toeldje il>m hierauf bie Pier Stabte eine
nach ber anbern felbft übergaben, ©eit jenem £eo, ber einft
Slttila pon 9tom entfernt batte, mar fein ’tßapft pon ben
Römern mit gleichem $ubel empfangen toorben, tpie 3®$®:
riaS: er jog, „mit ber -flalme beS Siegs" in bie Stabt ein,
unb bas 3uiaucb?en beS Solls fagte ihm, baß 9iom bereits
eine päpftlichc Seftßung fei. 3m ©• Seter fprach er p ben
perfammelten Römern,, am folgenben £ag jogen Re in ipro-
ceffion Pom Pantheon burcb bas ÜDtarSfelb, an ben 3Rau=
folcen beS SluguftuS unb beS .öabrian Porbei, pr Saftlifa
beS Slpoftelfürften. GS toar baS 3ahr 742.
3m folgenben 3abr toiebcrholte 3acbar'a' feine Steife,
fühlt gemacht bur<h fo großen Erfolg, unb burcb bringenbe
Umftänbe bap aufgeforbert. Siutpranb, ber nur mit bem
römifeben Ducat einen Separatfrieben gefdjloffen hotte (unb
bieS betoeist, baß er ihn als felbftftänbiges ©ebiet betradp
tete) bebrängte jeßt ben Erarcbat pon Siaoenna, bie Slemilia
unb bie ißentapotiS. ®er Erard) EutpchiuS rief augenblicfs
1 Ubi cum tanta suavitatc esum sumpsit, et hilaritatc cordis,
ut diccrct, ipse rex, tantum se nunqnam meminisse commcsaatum :
Anost. Xtr Lib. Pont, bemerft, baß ber Äönig fine Ijalbe 'Diiglie am
©teigbiigel bea 'ßapft« ^erging. So l&at audt fpäter ‘ßtpm bfin 'JJapfl
Stephan at« fein viceatrator. 3it ber brriicbtigtcn S(b<ntung fionßantin’9
tßnt joldje 2taUtned)tbienße bereite jener Äaijer bem @. Siloefter: «j nn'g
tfroriropag utptpittov (!) vntXi}ovrt$ /.at ra %a/.n tt rov tarrov avruv
»ari^ovng (Fabriciua Bibi. Gracca. T. VI. p. 6).
®tefletct>lm. ©tidptbte rer Statt 9tom II. 19
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Sierte# ’Pud). gmeiteb Capitel.
•290
bie Vermittlung beS ißapfteS an, unb feine Streiten begleU
teten bie Vriefe beS ßrjbifcfcofs 3°6ann, ber Stabt Stabenna
unb ber übrigen bebrobten Stabte. fRadfbetn nun 3<-ic$ariaä
an £iutpranb »ergebend ©efanbte unb 0cftf;enfc abgefebidt
batte, ging er fclbft. Gr übergab juoor bie Regierung ber
Stabt n?übrfnb feiner Slbwefenbcit bem fßatriciuS unb 55uy
StepbanuS, unb reifte nad; SRaoenna ab.' ©er Äönig tuollte
bem läftigen ©aff auSloeidben, ben ber Grarcb bereits mit
allen Gbreit eingebolt unb in bie Vafilifa beS S. 2tpoüinariS
geführt batte, aber fein irbifcbeS .fiinbernif? fonntc einen
^eiligen aufbalteu, meinem eine ffiolfe unterloegS als Sou--
nenfebirm biente, unb feurige .^eerfdbaareu am himmcl »or=
anjogen. 1 Mbit brang ber ifapft in bie Iangobarbifcbc
.fjauptftabt ißapia ein , lue er in ber Vigilie beS frefts beiber
Slpoftelfürften , am 28. 3uiti, anlangte unb in ber Vafilifa
beS S. ißetruS in Caelo aureo baS Stmt Verrichtete. ©ie
Seele beS ÄönigS trieb nach langem Sträuben ber Mnft beS
ißapfts, beffen Verebfamfeit fic mit Räuber umftriefte, er
gab bie gemalten Eroberungen bem griccbifcbcn 9tci<b 3urücf,
unb fclbft »on Gefeita unb feinem ©ebiet , um loeldbeS es
fid) fmttbelte, behielt er nur ein ©ritte! als ißfanb, um and;
bieS nach ber iRürffebr ber $riebenSboteit »ou Vttjanj ber
Stepublif ttüeber krjuftelfen. 3
2US 3aebariaS »oit biefer ruhmreichen gafirt nadi 9lom
1 Sie bebeuteiiben SSortc beim Slitafiaftu« filtb: reiietn Romnna urbe
jam diclo Stcplmno Patrick» cl Duci a<I gubernandum: icfy tvieberliole,
baß idj biefen Stephan al« griecbifcbeii sBeaimeti betradjte, aber feilte «Stet»
lung jum 'papft bebarf mm teiner Crüävung mtbi.
* Sie« eqäblt be« tiapflä feben«befd»reibcr mit naiwm ßrnft.
a Parti rcipttldicac rcstitueret: picr alfo iß rcspublica lieg» ba«
remifdk Steig», aber im 3abr 704 fprictit ber 'Jlapjl 'Paul I. fefccn ton
einer pars nostra Romanorum (Cod. Carol. XXIV. bei (Senni XXXVIII).
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'poutificat .jacfyaria«.
>1 >1
heimgefehrt war, feierte er normal« bas $eft beibcr Slpoftel.
Sein Webet aber um bie enbfidfe (Srlöfunq bes SotfS pon
'Jtabenna uttb »on fRom erhörte, n?enigftenj3 nach bem ©tauben
fehteä ScbenSbefcbreiberö, halb barauf ber £immcl, ittbem
er Siutpranb babinraffte. Tier ebelfte $ürft ber Saitgobarben
ftarb nach einer 32 Satire tanken Slegierung, erf «hopft unb
matt, unb ber Stern ber üangobarbeit ging mit ifjm unter.
Sein Tob erfüllte 9tom mit Subcl, bie greube fteigertc
fid?, als wenige SRonate barauf fein Steffe üilbepranb Pont
Treu geftürjt unb 3tac^i5 öerjog Pon $riaut barauf erhoben
mürbe, ein fanftcr 3Jfann Pon mpjtifchen Steigungen. Unb
faum mar feine Erhebung bcfannt gemorben, als 3at^at^aö
ibtt burct; eine ©efanbtfd&aft beglücfroiinfcbte, als ©egencom=
pliment aber bie Scftätiguug eines jmanjigjährigen griebenS
für ganj Mafien erhielt.
2. ^ietät gegon Pie litcl be« Sicidie. gricPlidjee Skrbaltitifi ju ©qjati}.
(Sari tcmmt uacf> 9{om unb wirb 3J?cncf> auf bcm iUcntc ©cractc. 9Jad)i{i
wirb iDf L'iicp in SDtonte Gafuio. Slflolfu« folgt 'Hatifii auf bnti Iren im
3abr 749. 9lnerfeimung bot llfuvpation ‘(Jipin’o burdi brn t-iapft. ^acbariaoi
ftirbt 752.
Tie fioofe beS ilanbes tagen in ber £tanb beS glücflic^
ften ber Zapfte, ES batte ihm nicht ju fiel Slnftrengung
gcfoftct, audh ben legten Schein bpjantinifcher Oberhoheit ab--
jumerfen, aber feine 3e*t befaf? nicht bie Energie für eine
neue politifche gorm, unb fo mächtig mar noch bie Partie
beS alten fRömertumS, bah bie auSgelebte 3“ftitution beS
Steichs als eine heilige Uebertieferutig in ben Gegriffen beS
SJtenfchengefchtechtS bauerte. Tie Stamen ber bilberftiimtenben
.ffaifer mürben noch mit Ehrfurcht auf ben ©ulten unb in
ben Steten ber Spnoben Perjeidjnet, unb felbft noch in
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Viertes tButb. „Hweite? Capitol.
2<i'2
fpäterer 3eit , als bic granfen ben Schub ber Üirebe bleibenb
übernommen batten, fuhren bie köpfte fort, folcbe ^ietät
gegen ba# SReid^ ju üben, bi# biefer ©ebraudj unter .Oabrian I.
im 3af>r 772 aufbörte. 1 Ser fßapft felbft oerbüllte feine
weltlichen i^Iäne mit SBorftcbt, et gebot fixerer im Statten
be# 9tcidj$, ba# al# oberfte Sluctorität über allen irbifdjcit
Singen anerfannt, ihm felbcr materiellen 33cfi$ beftätigte.
3a<f)aria# empfing fogar üom Steicb noch recbt#fräftige Scben=
fungen: Gonftantin V. Gopronpmu#, eben erft Sieger über
ben Ufurpator 9trtaba#bu#, beffen 9iame 9iom , unbefüinmert
um bie Legitimität, in bic Steten be# Goncil# oom ^abre 743
eingetragen batte , war noch eifriger ^fonoflaft al# fein
®ater, aber er fab fid; genötigt, bem fßapfl freunbtid; ju
fein, er fdjenfte ihm auf fein ©efudj ben ©runb unb $8o*
beit jtoeier Stabte Diinnpba unb 9iorma. Sie lagen in ber
oohScifdjen Gampagna ber Stabt unb batten bem Staat ge=
bört, wie überhaupt in ber heutigen fDtaritima ba# bamalige
©ebict ber Birdie nicht fehr grob getoefen ju fein febeint. 1
3u fo fiel Sriumfen jeber 9lrt fügte ba# ©liid bem
1 $abrian’S Stulle wegen gcU'iffcr <?iiter garfa’« vom 3‘itjr 772:
imperantibus domno nostro piissimo Aupusto Constnntinu a Deo
coroimt« magno Imperatore Coit (Breger 111. unb „^ad?aria« finben
fit# mebre äcta mit folget cfcvcnctogiicpoit gortnel.
1 Donatiom-m in scriptis de dnabus maasia , quae Nymphaa et
Normias nppellnntur, juria existentis publici eidein sanct. et beat.
Papae S. Romanae eccl. jure perpetuo direxit poaaidendaa : Anaat.
n. 220. Xie c#flopift#en SKauem brr vclorilcbcn 91orba ntacpeit nodj l;rute
ttflaunen. Xtx Ort warb verlaffen unb neben ibm 'Jiorma gebaut, äut#
bie« mürbe Verlagen unb weiter unten eittflanb 92#mp#a. aber bie« vor»
fanf al« eine ilinmie von Stabt in fein regenbe« @rab von (Spbe tt , worin
man e« not# beute (eben fann. 3m 8. saec. fc#eiut 'Jiumpba unb nit#t
'Jiorma bewohnt getvefen ju fein, unb tva#rft#einlit# trieben barauf bie Sa«
racenen ba« 33clf in ba« fefte 'Jiorma jurflef. SDian fe#e SBeflpb'd unb
SB. @etl am betreffenben Orte.
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liavlmamt Wirb 'Sl'iud) auf bem 'Mente (gerade. 293
©apft Bavaria* notß jloei große geifttic^e Siege über bie
dürften bon biefer SBelt. 2öie feine Vorgänger ben Römern
Äönige Britannien’* auf ben Stufen beS S. ©eter int 9looi--
jengemanb bargeftettt hatten, fo jeigte au<b 3atbaria's ib«en
bie 2üunberfraft ber rümifeften Äircße an jmei ÜRäcbtigen,
melcße >oie fromme Stimmet bett Quell ber '-Buße in 9tom
trinfen famen. 55er eine mar (Sarimann, 3iadbi* ber anbere.
(Sarimann, ältefter Sol;n be* großen Carl 9JlarteH , ent=
fcßloß fid; im 747 ber ©ürbett feiner Sorge unb 9leue
oom heiligen ©etru* fid) entlebigen }u laffen. ©onifaciu«,
ber 2lpoftel ber Xeutfcßcn , mar einer ber .yebel in biefem
geiftlicben £rauerfpiel, melde« ©ipin jum alleinigen Grben
feine« ©ater* machte, unb 91 om batttbare unb föftlicße ©e=
minnftc eintrug. (Sarlmanu tarn, jur (Sntfagung geftimmt,
ttad) 9tom uon einigen ©etreuen begleitet: er marf ficb bem
©apft ju $üßen, er flehte um bie (Srlaubniß, fein £mupt
febeerett, bie dNöndsfutte ttebmen, tu einer tömifeben Gin=
fiebelei fterben ju bürfen. 3a$ariaö gemäf;rte fie gern , unb
(Sarimann begab ficb, nadjbcm er bem 2lpoftel ein filberae*
Giborium oon 7u ©funb Okmicßt 3um ©efeßenf bargebraeßt
batte, al« SDtöncß in eine reijenbe unb ftajfifcße 'öilbniß beö
römifden Juöcieu’ö. 3lcßt unb jmanjig 9)tillien 001t 9lom
entfernt erbebt ficb, naße bei ber glaminifcßen Straße unb
ben Pielgemunbenen ©iberftrom ju g-üßett, ber ^eilige ©erg
Qrefte. Ginfieblcrifd;, ernft utib fcböit feßeiut er über bem
meiten Sobtenfelbe oon 5Hom al* eilte Spßinf gelagert. 35a=
mal* ßieß er noeß mit bem römifeben 9tamen Soracte, aber
bie tlaffifcßen Erinnerungen an biefen bem Sonnengott ge=
meibten ©erg ^irpinifeber Wirten maren crlofcßen, unb faum
moebte ficb ei« 9tönter bei feinem 'ilnblict ber ©erfe erinnern.
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•294
Sierte« sSiicfc. Zweite« Gatitcl.
bie $oraj unb Birgit ihm gemeibt haben. 1 Gr mochte Piefc
mehr bie Segettbe mieberbolen, baft ber flüchtige !öifcbof 3il=
»efter, et;e Gonftantin baS Gbriftentum befaunte, in ber Gin-
jamfeit beS Soracte als Slnadforet fid? oerftedt gehalten
batte. * Seine ifolirte unb entjüdfenbe Sage mar für baö Gre-
mitenlebcn gefebaffen; baber entftanb bort bereits frühe eins
ber älteften & (öfter ber römifdten Gampagna, t>on beffen 2lbt
9lonnofuS fd;on ©regor ber ©reffe einige SBunber ju er=
jäblen teufte. 3
3)ieS nun mar bie gelfenroitbniß, melcbe ber SJiöncb
Garlmann als fein ©rab ermäblte. Gr baute bort bent
6. Siloefter ein Älofter, ober öergrößertc baS febon befte-
bettbe: aber bie Sage beS söergS hart an ber jylaminifeben
Straße, melcbe oon Qinteramnium berabfommt, fefjte ben
Süßer altjufebr beit neugierigen Sefucben nach Sloiit pilgeni-
ber ebler granfen aus, fo baß er nach einigen fahren ju
ben Senebictinern oon.üDlonte Gaftno überfiebelte. Gr batte,
mie man fagt, brei .Ul öfter in berfelben Glcgenb geftiftet.
' Vides ut alta stet nive candidtim
Soracte —
Horat. I. 9.
Summe Deilm , sancti custos Soractis Apollo je.
Virgil Aeueis XI. 783.
’ S5ai'on Ipricbt ueep ^pabrian in feinem Srief an ben 8aifer Gon-
flantin unb an 3teue, in ben Act. Synod. II. Nieaen. beim fat'bc VIII.
p. 750: misit ad montem Soractem, ubi S. Silvester — perseeutionis
causa — receptus X.
* 2. QUegor (Dialog. I. c. 7) befepreibt e« ala auf bent ©ipfel ge-
legen , nennt e» aber tiidjt na* bent 2. 2i(uefler. 9Iiif einem ber Wütige
ftanb ein 81 öfter be« 2. Graemu« (Gregor, ep. 24. I. Ind. 9). Mann
bet 9iame 2. Crefle auftain, ifl migetoiß ; er eittflanb au« einer bort ge-
funbenen 3nf<$rift St »K ACTE .... iroraii« bie frfilaue Umviffenbeit beo
Mittelalter« einen ^eiligen , ben S. ORESTE coitflruirte. ftiir ben ISufeut
Iialt sott ©iifiern ifl ber Warne Cvefl tlaffiirt; unb treffenb.
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Garlmanu wirb Alieueb auf bem A'ionte «oracie. 295
6. Stephan am gufje bee 33ergg an einem Drt Slmariattum,
am $erg ©rifianeDum bas Klofter beö ©. SfabreaS, unb ein
brittcä betn 0. Victor gemeines. 3|n 3abv 762 übergab
jebod) ber fßapft $aul alle biefe Ktöftcr bes ©oracte bem
König fßipitt ju bem 3mecf, bort norbifeije Pilger, Sinne
unb SJlöncbe $u unterbaltcn; aber halb barauf fteHte ber
König baS .üauptflofter bem fßapfi mieber jurücf, ber es
mit bem römifdjen boti 0. ©iloefter in Gapite öerbanb. 1
9tod) beute bauert ©an ©iloeftor auf bem 33erg ©oracte,
menn au cf) oeränbert, auf berfelbett ©teile als eins ber
merfn'ürbigften S)enfmäler beö ^o^jett Diittelalters von
tHom.
Söenn bic Söelt bureb ben Gntfdjlujj beö franfifd^en
fßrinjen befrembet mürbe, feilte fie balb burdb ein auffallend
bcrcS 33eifpiel ber Gntfagung in Grftaunen gefegt merbeit:
Stacbiö felbft, ber König ber liangebarben, legte Krone nttb
©dauert ab, um feine Unfälngleit mit ber Kutte ©. Seite*
bict’S ju perlfüllen. GS mar im ^al;r 749 , als biefer gürft,
burcf) unbetannte ©rünbe gejmungeu, ben ^rieben brad;, bie
fßentapolis bebrobte unb Perugia umlagerte. ßadbartaö fäumte
nicht, ibn mie Siutpranb in fJJcrfon abjumabnen. Gr eilte
1 Tie Skulle fßaul’« im Co<l. Cnrol. XII bei Gennt XXXII. 'Dia*
l'illon AnnnL Bcued. XXII. n. 12, unb toieberum Bon ber Srcbentuug
'^if.'iu’a Cod. Cur. XVrI. bei Genni XLI. Ggiitbarb im feben Carl’« c. 2
fagt: monaclius factus in monte Soract« apnd necclosiam S. S ilves tri
coMtructo monasterio. 2«ei ben Cinonifien Reifet ber ®erg unb
tSarapte; fo aud> in ber Cbrouit be« SDlöiub« öenebict Bom saec. X (Mon.
Germ. V. p. 693—719). Tie« %<robuct ber AJlufje jene« Jtlofter« auf
bem Dorade jog 'p{rtt a»8 ber Chigiann beroer. C« reitet bi« }um Gilbe
be« IO. sncc. Tie Unroiffenbeit be« ilioncb« ifl groß, fein barbarifg««
Üatein ergcfji. 3nbefj itb teitne Toeumeitie au« bem ärcbiB Subiaco
(.saec. 9 unb 10), Bon rbmifeben Alotaren aufgefefct, «Beleb« oüflig gleich
barbarifcb finb.
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296
SJttvlf« 4}ud>. 3ttxitrt liavitfl.
in ba« ßager uou 9tachi«, unb ber Hönig ergab ft<h feinen
unwiberfteblid;en Sitten. ®ie ©ewalt ber 9iebe be« auäge-
jeicßneten HJtanne«, bie ,'peiligfeit unb SSürbe, bie ißn um=
gab, erfchütterten ben Sangobarbcn fo tief, baß er nach
wenig £agen erflarte, bie Atroue nieberlegen ju wollen : eine
wahrhaft ntcrfwärbige 3<üt unb böchft eigentümlicher 3uftanb
be« menfchlichen ©emiit«. ®ie hoppelte Bewegung be« Orient«,
hier bie Eingriffe be« Ataiferä gegen bie ^eiligen, bort ber
änbrang ber Saraccnen gegen ba« .öerj bcs Stbenblanbe«
hatten bie 9)tenf<hen wieberum in eine müftifche Aufregung
gebracht. 3)er .Kirche würben um biefe 3c’t »iele ©efchenle
(oblationes pro sulute ober mercede animae), unb toiele
Seelen geweiht, überall cittftanben neue Allöfter , unb bie
.Hütte S. Senebict’« übte eine magifd;e ©ewalt über bie
'Jtbantaftc ber gürften au«.
3)er fromme 9tadhi«, feine ©etnalin Safia, feine Tochter
9totrubi« warfen am ©rabe ijJetri in 9tom ihre föniglidjen
©ewänber ab, unb ließen fid) oom 5f?apft mit 3Jtantel utib
Schleier be« 9Jtönchtum« bcfleiben. 2lu<h fie gingen nach
9Jtonte Safino , wo ber Sangobarbenfürft, in einem Jöeinberg
bes Hlofter« bie ©rbe grabenb, mit bem 2tnblid be« granfeit
Sarimann fich tröftete, wenn er ihn bemutSboH ÄncdjtSbienfte
oerrichten fab, währenb bie fötiiglichcn grauen in einem nahen
■Jtonnenflofter oerfdjwanbcn. 1 2lber bie 9teue, bie 9tad;i« fpater
über feinen Schritt empfanb, jeigt beutlich, baß er ihn nicht
ganj freiwillig getban batte ; unb bie Alangobarben waren wol
1 Anust. n. 223. Leo Ostiensis CI non. Cnsin. lib. I. c. 7 u. 8.
9*ou anberen gürften , bic um biefe 3«t SüiöurfK würben, nennt man
■Ounolb wen Squitanien unb 'Aiifelnm? non griaul, Stifter be« berühmten
Steflere 'Jionantiita bei SJfcbena.
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9?a$iei wirb SDiöntfe, äftclfuö ÄSnig.
297
jufriebeit , bic Stelle eines Schwächlings burcb einen fügten
dürften erfeßt ju febn.
SlflolfuS, ©ruber beS SiacbiS, beftieg ben £ron ton
©atia mit bem feften ©erfaß, baS 3iel ju erreichen, ton
meinem feine frommen ©orgänger bnrcb ben ©apft ju
nachgiebig ficfi Ratten juriicffcbrerfen laffen, unb feine feinb-
feligcn 2lbiicbten swangen 9lom bie ©ejiel;ungen ju ben $ran=
fen wieber aufjunebmen. Seit bem £obe beS ©arl Kartell
batte ber ©apft (unb bieS ifi fein größtes ©erbienft in ben
2lugcn ber heutigen Italiener) fie nid;t mehr erneuert, ja
ber Wcbanfe an fränfifcbe Intervention mar gänjlidf jurüdf=
getreten. 1 (Sin wichtiges politifcbeS ßreigniß teränberte plöß--
lidb bie Sage aller ®inge, unb übte auf 9iom unb Italien
eine folgenfcbroere üöirfung aus.
©ipin, im ©efiß aller ©lacht im 9teid) ber grattfen,
nadf ©efeitigung feiner ©rüber einiger ßrbe ber Wüter unb
©laue feines großen ©aterS, fab bie 3eit gefommen, wo er
nach ber ÄönigSfrone greifen burfte. ®aS alte Wcftblecbt
ber ©ierotäer war terrottet, unb ber leiste Scbattenfönig
Gbilberiib III. nur bie ueraditete ©uppc beS Königtums. (Sin
öffentlicher Äronmecbfel, ton ©ipin längft eingeleitet, foUte
nun fiibn tollsogen, bie Ufurpation aber bureb bie 3U;
ftimmung päpftlicßen Urteils mie bur<b göttliches Crafel ge=
rechtfertigt werben. @inem freien ©olf tapferer Ärieger ftanb
es ju, bie Äronc beS SanbeS tom ,paupt eines Unfähigen
ju nehmen unb bem träftigen Sohn eines gelben barjubie=
ten, ol;ne ftdb tiel um bie lange Sleibe ton Schatten ober
1 ®cr (Job. (Jard. bat eilten etnjitjen ©rief bw tßapfiS 3«dwna8 an
ben SJtajerbomti* fStbin, bic ©ifepöfe unb giirften granden’« bem 3apv
74?, aber er Betrifft nur firt$Ii<bc ®inge.
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298
Stierte« SSutb. Capitel.
3llmen einess ÄpaufeS ju fütnment, welche fie einer bem anbern
»ererbt batten. ®odj jweifelte bas ©cwiffen ber ©rohen wie
ber Geringen, ob ein Gib tonne gebrochen werben, unb ißipitt
aller ®inge fid;er, war eben bicfcsS SBolfögewiffettS unlieber,
baö er bcfdtwicbtigeu mufjte. 1 Gr fanbte alfo im gahr 751
ben ©ifchof »on üöürjburg ©urcburb , unb golrab ben 21bt
»ott St. ®ettis nad; 91om, ben fßapft ju fragen, ob baS
sllolf ber grauten, SBillen« ben untüchtigen Äönig Gf;ilbericb
feine« £rottS ju cntfefyen, unb beffen ruhmreichen £»erjog
jum .Honig ju ernennen, »out Gib ber Streue föttnc losge--
buttbeu werben. 3ac^,ariass crflärte fich juftimmenb ; ber ißapft
bcfanttte, baft bie dueüe aller, and; ber fötiiglichen 3){acbt
im 3>olt felber fei, hoch er unterwarf biefes 9ted;t feiner fyeu
ligettben Seftätigung. 91id;t bie gurdit »or 9(ftolf allein
bewog ihn einen Jronräuber als Äönig attjuerfentten, »iel=
mehr ergriff er bie Gelegenheit , bas hödtfte SchiebSrichteramt
jWifdhen Äönigen unb Söffern fich jujufpredjcn , ober ju neh-
men , ba e« ibm geboten warb. So erhöhte bas SBebürftiifc
eines fühlten Ufurpator’ö bie Stellung beS römifchen SifdtofS
in’s Unermeffene; jener Slugenblicf würbe einer ber wichtig;
ften Momente in ber ©efdjidtte beS ißapfttumS, unb jene«
unglüdlidjc Seifpiel wirfte bureb lange gabrlmuberte folgen;
fchwer naefi ; betttt es erlaubte ben ißäpften bie Slnfidü auf;
juftellcn, fie hätten bie göttliche 9Jladjt Ärotten »on ©otteS
©ttabett ju geben unb ju nehmen.
1 ®ie tjeutnieii SJoliapartiflen werben über tic ^Jiirtlidjteit bc« ßCmiffcns
btt grantelt liidjeln , unb btr @raf SNontp wirb fie abfclut abgefebmaeft
finben. ®a« Spftf m SHpin’e ijt ba« gunbament filr bit Ufurpateren mit
btm Namen Napoleon, nur haben biefe feine guhmft, tvic bie Cateliugev
fie batten, nnb ber große («efepgeber Carl mürbe einen SJergteicb mit Na-
poleon eutriiflet abmeifen.
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3a<tyvma«’ ©outen am ©atriaräiutu. '2<KI
3ad)aria« erlebte wabrfcbeinlicb nocf> bie Krönung $ipin’«
junt König ber 1 granfen. ®r ftarb am 14. ÜMrj 752, uttb
furj vorher fc^eint Sßipin , vom (»eiligen SonifaciuÄ gefalbt,
bie Krone ß(jilberid»’$ fic^ aufgelegt }u haben, nadjbem er
biefen unglutflicben iRacbfommen g^lobtuig’äi für ben 5Heft
feine« Seben« in ein Älofter verfd;loffen batte. 1
3. 3a(b®rio8' ©outen ant (ateraniftfien ‘^alaft. 2cine ©erfudjc, tie (Sam-
pagita jU celonifiren. 2>ie domus cultae. ©enetianiidie @claWutnartte
in 3tom.
Obmol 3ad)aria« S«bn fneblid»e 3ahre regiert batte,
ließ er botb nur wenige Senfmöler feine« ißontificat« in 9tom
}urücf. Seine tbütigfte Sorgfalt batte er betn fßatrianbium
be« Sateran gemibmet. 35er iöohnfiß ber Sßäpjte oerbiente
aHerbing« mit größerer ißraebt au«geftattet }u tuerbcit, feit*
betn ißre 2Jlad)t fo febr getoaebfeu toar. Sie lateraitifcben
(ßaläfte, unmittelbar an bie Safilifa Conftantin’« anftoßenb,
waren feit Siloefter fortbauernb von ben köpften betoobnt
worben. 2lm äußerften (fnbe ber Stabt unb hart am afina=
rifdben Jor batte ba« ißapfttum in ihnen feinen .yerrfcberfiB
aufgefcßlagen ; fie bilbeten ben eigentlichen 'Diittelpunft ihrer
gciftlicben wie weltlichen Regierung, wäbrenb ber SJatican
ba« Zentrum be« Cultu«, ober ber Sit» be« Slpoßelfürften
war. Sa« IJJatriarchium enthielt bie 2lrd;ive ber Kirche, bie
Scbabfammern, unb war SBobnuitg ber ißäpfte wie ihre«
•üofftaate«. 9lach unb nad» erweitert umfaßte e« neben ber
großen Öafilifa be« Salvator, mehre fleinere Kirchen, viele
Oratorien, Sriflinien ober Speifefäle, mehre Capellen, »vorun-
ter bie äufierfte bie berühmte ,§au«capelle ber Rupfte toar,
ltämlid) bie von S. £oren}0 ober fpäter Sancta Sanctovum
1 Le (’nintc Animi. Eccl. Froncor. ad ann. 752.
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300
Vierte« ©u*. Capitol.
genannt, eine wahre ©dhattfammer non ^Reliquien. 3n un=
mittelbarer 92ä(;e ftanb baS Saptiflerium, baä Älofter beS
Johannes be$ Käufers unb beS ©Pangeliften , ferner bas Älo=
fter be$ ©. 9lnbrea3 unb Öartolomäuä, welche-i .fronoriuiS I.
geftiftet I;atte , unb wahrfcheinlich fdjon ein attberes bcs
©tepbanuö, unb ein wertes beS ©. ©ergiuS unb '-Bacchus,
©o bübeten alte biefe ©ebäube, wie ber heutige Statican eine
f leine ©tabt für fidf, uon allcrbiitgS labprintifcher Stnlage. 1
3acbariaö ’ erneuerte bas tßatriardfium völlig, er oer=
mehrte cS bur<$ Neubauten unb fcbmüdte es prächtiger aus.
Sßor ihm batte fdhon ©regor II. ein bent ©. tßeter geweihtes
Oratorium neu ausgebaut, er felbft aber erneuerte ein £rif--
tinium oor ber fogenaunten öaftlifa beS S^’oboruS, unb
errichtete einen iporticuS nebft Jurnt, bett er oor bie gagabe
bcS ißalafts baute, bie gegen bie tfirche beS heiligen ÄreujeS
in gerufalem gelehrt war. sHtan nannte biefen 2eil beS
^atriardtiuma im fpätereit ÜJtittelalter oorjugdmeife beit ißalaft
bcS Ifkpfts 3ad;ariaS, ober in ber SBolfSfpracbe Gafa mag-
giore. * 2er IJJorticuS toar mit ©emälben gefebmueft, aus
ihm ftieg mau 511111 £urm hinauf , worin fich noch ein jwei=
tes Jritlinium befattb, in welchem bie iJänbcr ber ©rbe in
garben bargcftetlt waren. 3 Sieben ben kreppen aber befanb
1 Jeu 'Plan fiitbei mall im Severnno delle 7 chiese I. p. 53ö.
6r mürbe von bei» Strdjitecten grance«« CoiUini au« bem Slabtblan ©uf-
fatini'e, au« „gdAnuugen in <S. 'Pietro iu 'Dtentorio unb in brr ©atican.
©ibliot&et, fo mir uadi Xrabitionru auegefübrt. übertage bie« Sabpriiit,
mir billig, beu Xopogroppen, unb wrrt'cife nctfi auf Jab. XXXVII ber
„©afilitru be« rfjriftlidKii 9tom" non ®utenfobn unb Ituapp.
1 Ducitur ad palatiuin Znchariac Papae. quod vulgariter dicitur
Casa major: Ürdo Roman. XIV beiin Sütabilton Jlus. Itnl. II. p. 260.
5 Fucit nutem n futidunientis ante scrinium Latcrancnse porticum
ntque turrini ic. Anast. n. 218.
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3<id>aria»’ ©ernten am ©atriartfyum. 301
fief) unten ba« Oratorium be« S. Siloefter, ba« gieidtfalie
reich mit ©emälben uerjiert tourbe.
Sßdhrenb ^acharia« mit biefen Sauten beschäftigt toar,
entbeefte man jufällig in einem ber öcmädjer eine ffapfel,
»oorin ber (Schabet be« ^eiligen ©eorg eingefdfloffen lag ; bie«
perfießerte toenigften« bic griechifdje ^nfchrift. 3>cr ißapft oer=
faminelte Sofort ba« römifche SSolf ju einer ißroceffion , unb
ber foftbare Schab tourbe unter bem ©efange non .fromnen
nad) ber $iaconie be« S. 0eorg tjinübergebraebt , too er ftch
noep Igeute befinbet , unb „too ber allmächtige Sott junt dtubm
feine« Flamen« bur<h biefen hochheiligen SJlärtirer unermeß=
lic^e 2öunbcr unb Segnungen 311 toirfett feither geruhte."
9?eue ffireben baute fonft 3ad)aria« nicht ; mir haben
überhaupt gefehn, baß bie 2lrd;itectur in 9tom feit geraumer
3eit ftiHe ftanb. ®ic Stabt toar bi« in« fiebente 3ahrhun=
bert hinab mit &ird;en erfüllt toorben , fo bah man genug
3U thun hatte, bie »orhanbenen 311 erhalten. 3achariaä er=
neuerte bie Rixfyc be« S. ©ufebiu« auf bem ©«gurtin, unb
fchntücfte anbere mit großer 'firadit feibener Seppidjc, toomit
man enttoeber bie 2lltärc bebeefte, ober bie man 3toif<hcn ben
Sauten ber Äirdjenfchiffc au«fpannte. 2)tit biefen Stoffen
tourbe ein großer fiuru« getrieben; ihr fchtoerc« golbftroßen=
be« ©etoirf oon bt^antinifcher Äunft entfprach völlig bem
3eitalter ber Diufioe. l'iait Stellte auf ihnen biblifche Scenett
bar, unb au«brüdtich bemerft ba« Such ber ^cipfte, baß
auf ber Slltarbecfe, welche 3acharia)S für ben S. fßeter machen
ließ, in gotbenem ©etoirf unb mit föftlichcn ©belßcinen bie
©eburt ßbrißi abgebilbet toar. 1
1 2)« tetbnije^e 3tu«bntd ift vela — vela serica alytina (»an äXvruc,
inaolubilis).
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M( )-2 SJierte« ®n<b. Zweite« <£a<J*tel.
$enlmürbiger, als baS bisher erjagte, ift $achariag
Sorge um ben 2lnbau ber oermilberten Gampagtta 9tom’$.
Seitbem fid^ bie Stabt ifirer 3uful;ren aus 2lfrifa längft,
uitb ihrer Äorttfammern in Galabrien unb Sicilicn eben be-
raubt fah, mußte es ben ißäpflen üiel baran liegen, bie
agrarifchett Hilfsquellen ju mehren. ®ie jerftreuten (Mter
ber Kirche lieferten frcilidh Vorrat, ber aus STuScien unb
Satium auf ben Straffen berbeigefchafft mürbe, aber baS öe-
bürfniß fticg, benn bie Giumobuerfdiaft Storni mudhs mehr
unb mehr, unb »icle £anbbemol;ner flüchteten vor ben fiango-
barbcn in bie Stabt. 3)ic ©eröbung ber Gampagna mar
auch bamals noch nicht fo groß, als fic cs heute ift, boeb
fic nahm mit reißenber Scßnelligleit ju, meil bie freien Gi-
gentitmer fehlten, !2>ie Jlircfie jmar eignete fich burdf Äauf
unb Scßenfung immer mehr ©runb unb ©oben an, bod) fie
vermochte bem 9Jotftanb nicht abjuhelfcn, meil fie bie Golonu
firung nicht nach einem großen Softem betrieb; unb maS
hierin burdi $achariaS unb fpäter burch Habrian I. gefchah
trat nur vereinzelt auf. 1 3a$aria* errichtete jutn 3med
ber Golonifatioti fogenannte Domua cultae, baS heißt ©e-
höfte, in benen bie Golonen rcohnten, melche bie umliegenben
2leder bebauten. $hrer maren fünf: bie erfte Sauretum nebft
ber ÜJlaffa ^ontiniana, jubenannt fßaonaria ; 2 bie jmeite
' SBcn ©regor'« II. '.ßacbtregifler habe icb gefproepen. Eiefer 'fjabfl
machte um 715 ben Sampen im 'perer fine Stiftung *>on 48 @runb»
(lüden, bie l'i« gegen Slnagm bin jerftreut lagen. Eie alte SWarmcr*
infebrift ifl beute itt ber Sforbatle be« 2. peter eingemauert, bie SBude aber
fcoUftänbig abgebrudt im Bullar. sner. Basil. Vaticanne I. 7. 9IUe biefe
©iiter batten Cliwncultur.
1 Eer Katalog ber leimten be« Ager Romnnus non Qfcbiuarb fiibrt
auf: gontignano in ©. Paolo. lieber biefe Stiftungen berietet ber Lib.
Pontif.
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Die I)omus Cultoe.
:m
bieg 3. Gccilia. Tiefe war bureb Teftament beut 3. Peter
jugefallen, mib ber papft batte bieS ©runbftiidf noch fcureb
Slntauf oermehrt. Bott bem Bethaufe jener .^eiligen , welches
bereits bort flanb, erhielt ber Söeiler ben Flamen, unb er
mar Hicfjt unbeträchtlich, beim 3acbariaS errichtete barin noch
eine jmcite bent 3. 2lbbactiru3 geweihte Vanbfircbe. 2öir
haben bemnach bie ©efdjicbtc ber (rntftebung eines 6ampagtta=
^lecfens vor uns; er lag am fünften SJteilenftein ber Tibur-
tinifchen Straffe.
Bierjebtt BtiQicn oon 9tom entfernt, im TuScifcben
Patrimonium, errichtete 3acharia$ eine britte TomuSculta,
bie itidjit bezeichnet wirb, unb ettblid; ertoarb er bie klaffen
StntiuS unb gormiä, unb bilbete auch aus ihnen jwei Tomu3=
cuftc, loahrfcheiulid) in ber ©egenb ber alten Stabte biefes
9JamenS. 2lbcr ber Fortgang biefer öfonomifchcn 91nlagen,
wie bie weitere Tbätigfeit beS Papfts in biefem Sinn ift
uns unbefannt; ju feiner $cit lebte, nach her Berficberung
feines Biographen, baS Polt in großer Stube unb $reube,
unb er l;nt eine /panblung biefeS tbätigen PtanneS auf;
gezeichnet , Welche feiner Ptenfcblichfeit hohe (? f;re macht.
TamalS würbe noch rüdfichtSloS Sclaocnhaitbel getrieben;
bie penetianifdhen Äauflcute, bereit Schiffe fid; bereits nach
allen .Hüften beS PtittelmeerS wagten, bereisten bie Stabte beS
2lbcnblanbS, um Sclaben aufjufaufett, bie fic bann au bie
.Reiben Slfrifa’S vorteilhaft abfe&ten. Ter ,§anbelSgeift fpottete
ber rcligiöfeu Pebenten, unb auch Peapcl fab halb wie ein
muhamebanifcher ßafen aus, fo lebhaft würbe bort ber Ber=
fehr mit ben Slrabern 9lfrifa’S unb Sicilieit’S. Selbft nach
Pom Tarnen bie Penetiancr ju jenem 3werf ; inbem fie einen
SBaarenmarft eröffneten, tauften fie jugleid; chriftliche Sclaoeit
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304 Stierte« 'J'udb. 3»eitf« Capitol.
unb Sclabinnen ton bereit Herren auf. 2tber faum hatte
ber IJkpft bovon gehört, al« er biefen .öanbel verbot : er
gab ben SBenetianern ben ßaufprei« roieber, ben Sclaven
aber bic greifet. 3m Uebrigen fett« mir, bafj Sclaven =
märfte in Nom noch wie jur 3eit ©regor’4 bc« ©ro&en ge=
halten tourben, ben nicht gegen ben SJlenfdhenhanbel überhaupt
trat ber ißapft auf, fonbern gegen ben Verlauf von getauf--
ten S^rifton an heibnifche« 3Mf. 1
4. «Stepbau U. wirb <ßap|l im 3abr 752. «ftolfu« erobert 9ta»emta unb
forbert bie Unterwerfung »on 9iom. ©tepban fuebt $>i(fe bei »pjauä, bann
bei $ipin. Cr reibt über ^auia in’« grantenlanb. (Sr falbt ben itenig
^tipin unb beffen 2 ebne im 3abr 754. Sein Scpupbertrag mit %'ipin.
2)er 2litcl: fftatriciu« ber 9tömer.
3u 3ad;aria«’ Nachfolger tourbe ein tpreSbpter Stephan
gewählt, ba er aber f<hon brei Sage nach feiner SSahl ftarb,
wirb fein Name in ber 9teil;e ber orbinirten Zapfte bejmeU
feit. $cr römifdie Siaconu« Stephan H. (ttadh einigen Äirdhen=
fchriftftelletn freilid; ber brüte) nahm feine Stelle ein.
SBährenb ber Negierung biefc« gewanbten Nianne«
trat Nom m eine neue (spodhe, bodj ift bie ©efdjichtc ber
Stabt noch immer an jene ber gntftehung be« Äirchenftaat«
gebunben. Nftolfu«, jurn Neufterften entfcbloffen, h“tte
mit Kühnheit unb ©lüct erreid^t, wa« feine Vorgänger ver=
geben« erftrebt hatten. Schott am 4. ^ufi 751 fonntc er
au« bem eroberten Navettna ein Secrct erlaffeit : ber NlitteU
punft ber bnjantinifchen .’gerrfd;aft in Italien war enblidh
1 Veneticorum — negociatores — multituilinem mancipiorum,
virilis scilicet, ct foeminini gencria emere visi sunt, quos et in
Africam ad paganam gentem nitebantur deduccre. Quo cognito —
prohibuit — quod juatum non esset, ut Christi abluti Baptismo
paganis geutibus deservirent. Anast. n. 222.
■pomificat Stephan'« II.
V
m
in bie ©ctoalt ber fcangobarben gefallen, unb mit iljr ber
©rarebat unb bie ^ßentapoli*?. 1 $er lebte ber Grarcben
(Suttidiiue »erfötoanb, ba« efenbe ^Regiment grieebifeber ©u=
uudben , bie ben £itel fßatriciu« gefebiinbet Ratten, t?örte nach
jioci ^abrbunberten feine« ©efteben« auf. Äaum nun batte
Stftolf biefe Sänber an fi<b genommen, al« er nad; bem
Stiben aufbracb, um bie Stabt fRom, ibreu ®ucat, unb
alle ttoeb übrige bpjantinifebe ©ejigungen ;u erobern, benn
mit bem ©eftb »on 5Ra»enna beanfpruebte er auch bie %itel
ber ^errfebaft , welche einft bem Gpardbcn jufianben. Seinen
9Rarf<b, im 3utti 752, b*eIt jt'bocfj ber fßapft Stepban burdb
©itten unb ©efebenfe auf. Ster Äönig l;örte bie Grmabnun=
gen bcr ©efaubten, be« Diaconu« ©aulue, eine« ©ruber«
be« ißapft«, unb be« ©rimiceriu« bcr fRotare Slmbrofiu« , er
manfte in feinem (Sntfdjlufi , er gab nach, unb befdbtuor fo=
gar einen bierjigjäbrigen grieben mit bem römifeben Sucat.
Slber fdfon itad) »ier äRonaten reute ibn feine Scbtoädjc:
er fanbte ©oten nach 9iom, er »erlangte gebieterifcb jäbr=
lieben Tribut »on einem ©olb=SoIibu« für jeben Äopf ber
fRömer, unb er erflärte, bie Stabt famntt ihrem ©ebiet
feinem 5Rei<b einberlciben ju wollen. *
3luf biefe ^robuttg febiefte Stepban an ibn bie Siebte
1 SWuratori bat bie« Datum juerft feftgefieflt burdj ein Diplom »on
Jarfa, t»orin tSftelf batirt Ravennae in Palatio, IV. die rnenais Julii
anno feliciaaimi regni nostri III per Indicl. IV felieiter. Antiq.
Ital. Dies. 67, beim gattefäi N. X. p. 264 unb beim gaiUujji T. V.
n. VIII. Die »erjlümmeite ®efrf)id)te be« ägiiellu« fdmjeigt »on einem
fo bebeutenben Sreignifj.
' Et suae juriadictioui civitatem linnc Romanam, vel snbja-
eentia ei castra aubdere indignanter aaserebat. Der Lib. Pont, ifl
»on jefct ab jiemlicp genau unb juoerläffig. Siebe auch ba« Chron. Vul-
tarnenae lib. III. p. 401. Murat. Script. I. p. 2.
fttregototiu«, (Mef<btd>t* »et Statt SKom. II. 20
r
r
. i
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306
©iertce ©u<6. ,gn>citee> Sapitef.
ber betbett bamalS bcriibmtcften 33enebictiuer=f( [öfter ^taüen’ö,
»oti klonte Gaftno, uitb von S. iBincettjo am 3}ulturnu3
im Tucat von ^enebent. Sie mürben nicht vorgclaffen,
fottbent mit bcnt Verbot ben ^papft ju feint , in ibre Älöfter
fdbimpfli<b beimgefanbt. 1 llnterbefjen fam ber SileittiariuS
^obantteS von Snjanj nach 9tom mit faiferlicben Aufträgen
an ben Ißapfl unb mit Briefen an ben Äönig, bie 9iücfgabe
ber bem SRcicb entriffenen ißrobinjen betreffenb. Stephanus
febiefte ben ©efanbten in Begleitung feinet Sfruberö 'ßauluS
an baS .'poflager Jlftolf’S, unb mie öorauSjufcbn, mar ibre
Scnbung nußloS. Tie Wefabr fRom’S mürbe bringeuber, ber
fßapfl fab ftdb narb Siettung um , unb es ift ein offenbarer
SBemeiö, baß er 31 om nod) nid)t vom gried)ifcfien 91eid> als
abgelöft betrachtete : er manbte fid; an ben Äaifcr in Styjanj,
inbem er ibn anffeljte, feinem Berfprecbett gemäß 91om unb
bie gattäc fßrobinj Italien bcnt geinbe mit SUaffengemalt 31t
entreißen. 2 Gr ftanb nicht au, 9tom noch einmal bem bpjan=
tinifeben 3ocb barsubieten, unb um ben ißrciS ber fRettung
feiner eigenen Stellung mürbe er jenes von neuem feinem
SBaterlanb aufgelegt haben — eine Ckfinnuttg , melcbe Stepban
bem Tabel feiner patriotifeben b'aitbelcute auegefeßt bat.
Tie Äunbe von biefer ©efatibtfdjtaft an ben Äaifer cr=
bitterte 9lftoIf noch mebr; er f durfte micberbolt 2lufforberun=
gen jur unbebingten Uittermerfung ttad; 91 om, unb im 30m
1 Xa« berühmte .Ci (öfter beä ©. ©ineeutiua am ©uttumut, in ber
XiBcefe 3iernia, trat bie (Stiftung fcreier fangobarbifeber ©rüber lato,
lafo unb 'patbe um 703. S« jäblte eine fang gegen 500 tKBntpe.
Paul. Diacon. VI. c. 40 unb baö au« ber ©arberina ren illiuvatcri ebirte
ßijreniccu be« Stoker«.
1 Deprecans imperialem elementiam, ut juxta quod ei saepius
scripserat, cum exereitu ad tuendas hns Italiae partes, modis Omni-
bus adveniret je. Anast. n. 232.
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'ISositiftcat Stephan’« II.
307
Mrfdjmor er fiel), alle Siümer über bie JHiitge fpringen ju
laffen. $n biefer iüebrängmf; oerfammeltc Stephanus baS
Sßolf in einer ber 33afilifcn ber ©tabt, mo er ihnen pre=
bigte, mie ©reger ber ©rofje einft in ähnlicher Sage getban
batte. 9lom bot bon neuem baö biiftre Sdjaufpiel bon 93ufj--
unb Sittproceffionen bar. 9ln einem Jage jog baS $Bolf,
bie Häupter mit 2lfchc beftreut, unter 2öebgefd)rei, nach ber
©afilifa ber ©. 2Raria ÜJlaggiore: an ba3 Äreuj b01^ ber
Stopft ben f(briftlid;cn griebensoertrag beS jfönigö geheftet,
unb baarfuf? ging er ber Sitanei borauf, auf feinen ©dful;
tern bas „nicht bon .ödttben gemachte" 53ilbnifi beS .fpeilanb#
tragenb, unb es ift bas erftemal, ball biefeS berühmte 6eb
ligenbilb in bem SSucb ber i)Jäpfte genannt mirb. 1 2lber
©tepban blieb nicht bei fßroceffionen ftebn: ehe Gouftantin
feinen IBoten 23efd)eib gab, erfannte er, baff ber grieebifebe
Jfaifer nidbt im Stanbe fei, ein ,f»cer nach Italien gu fenben
nnb bie Eroberung ^uftinian’S bon neuem gu unternehmen.
®ie ©cfcbid)tc ©uropa’S nahm ihren .ßug unaufhaltfam nach
bem 2öefteu gu ben lebeuSfräftigen germanifeben Söffern;
bie Snjantiner aber mürben ihren bogmatifdjen ©rübeleien
1 Procedens in lactania cum sacr. imagine Domini Dej et
Salvntoris nostri Jesu Christi, quae acheropita uuncupntur: Anast.
u. 233. 25a« ölte ©itb ifl auf ^ctj gemalt, ftttpa, bärtig, mit fiirc^ttr»
lieben äugen unb tanger 'Jiafe btnantinifötn Stil«. Stint äbbilbtmg gibt
Ü)iarangotti in btr Istoria delia Capelia di Sancta Sanctor. Rom. 1747.
3m ganjtn äJlittelalter biente c« bei HJroceffiouen, an ber Sigilie ber äffunta
aber tturbe e« mit üiktffer unb ©aftlifitm auf bem gcrutn abgttrofcfien,
wie einft bie Statue ber Stjbele im ätmo (Ordo Roman. XI. beim fföa*
bitlon Mus. It. II. p. 151). Slnbrta« gitli'iu« Ant. Rom. I. de Ostia
am Snbe; SDlartineüi Roma ex etbn. sac. p. 157. SWarungoni Cose
üentil. c. 28. p. 105. Sie nat^llicbe IfJrocefficn »ieberbclte (leb feit feo IV.
üeben 3af>rf)mtberte (ang, bi« ’fiu« V. ge abfrifKiffte , ba ge in ©act$analirn
au«geartet tvar.
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308
©irrte« ©urfi. freite« CSayitcl.
unb einem langen 'Biberftanb gegen bic Dtuhamebaner über=
taffen, ber, pcinpoll unb rühmlich jugfett^, Siont fieberte,
baS fi<h au§ ben Sinnen ber ©rieten in bie ber granfen
warf.
Stepban erinnerte fiefj lebhaft ber ik'jiebungen feiner
Vorgänger jum granfenreich, beffen Ärone fßipin mit 3U:
ftintniung beS ißapfts eben genommen batte. Sein politifcheS
Urteil toog bie Vorteile ber Oberhoheit beS entfernten $hjans
gegen bie Stadtteile beS ©influffeö ber granfen ab, welche
gefährliche Stadhbarn werben tonnten. Slber bie bringenbe
Slot Stom’S jwang ihn su bem Schritt, beffen glänjenbe goI=
gen er bamalS nicht begriff, ©r fanbte burch einen Pilger
Briefe an ißipin, ibn jur ijMlfe aufrufenb unb felbft eine
3ufammcnfunft mit ihm begehrenb; boch biefe erfteu Schrei:
ben Pont 3a^r 753 finb uni nicht aufbewabrt. $ipin ergriff
ben Slntrag mit greube ; er fdnefte ben Slbt ^roctegang pon
©örs nadh Stom, in ber Stille mit bem ifiapft su unterhan=
beln,' er fanbte halb barauf ben £>ersog Slutharis unb
©hrobegang, ©ifchof ton 'Dich , welche ihn nach grancien fidier
geleiten feilten. 2>er Ufurpator beS JrotiS Pon ©hilberidh
hatte es nötig gefunben, burch fine feierliche Salbung pon
ber eigenen $anb beS heiligen SSatcrS baS SJiurren ber
grauten su befdjwichtigeu. S)ie Slcrhaltniffe Perfetteten fich
feltfam hier unb bort, unb wechfelfeitigeS SJebilrfnifj wie
3)anf6arfeit einiger Dietifd;en geftaltete bie ©efchichte ber
SJölfer um. $ocb berporragenbe Ißerfonen unb ihre ißläne
finb im ©ang ber ©efchichte nur Symbole Pon großen
’ 2wrauf bejieben fiep bie bei ben ©riefe ©trpban’e an ^ipin (Cod.
Carl. X.) unb an bie $er3&ge be* fianfif$en ©oft« (XI.), melcfie dtnni
paffenb ocrangtfiellt bat.
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'^etitiftcat ©tebban’« 11.
309
Bewegungen ber Wfenfcbheit: im .fjintergrunb jener 'Begebungen
bcs fchufcbebürftigen Wem unb ber jungen £t)ttaftie ber Ga=
rolinger ftaitb bas germanifd) römifcbe Weid;, welches halb
als Wefultat fidj ergab, unb ftanb bie Suprematie ber abenb=
länbifchett tfirdje, melde ade geglichen Elemente beS neuen
„<hriftli<hen" Äaiferreid;S fid; unterwarf. XaS attmälige 5öer-
ben biefes £oppelfpftemS aus folcben 2lnfängen materieller
Watur unb augenblidlidher Bebürfnijfe hübet eins ber lebr-
reicbften Gapitel oon ber IjJrayiS ber 2Seltgefd;ichte.
Wem befaub fid) in grofjer Aufregung. £ie Werner,
bereit guftimmung ju bem aufierorbeutlicfjen Worhabeit ber
tßapft mahrfdkinlid) einbeite, erinnerten fid mol ber Weifen
ihrer Bifdjöfe nad; Bpjanj , aber nie mar ein tropft über
bie rauben 2lfpeti geftiegeu, ju einem Welf beS SBeftenS fid;
ju begeben. 2>ie Weife ju einem fränfifdjen Ufurpator mar
gefährlich, unb foitnte nicht ju ehrenvoll erfd;eincn. 2öäbi
renb nun Stephan fid) im £erbft 753 ju ihr rüftete, traf
ber Siientiar Johannes mit feinen Boten oon Bojattj ein;
ftatt ber SUaffcn brad;te er beu faiferiiehen Befehl an bett
ijßapft, fi<h felbft an ben .§of SlftoIf’S ju begeben, um ihn
für bie Wüdgabc beS Gpard;atS ju ftimmen. 1 Stephan machte
bem gried;ijd;eu ©efanbtcn fd;merli<h Wlitteilung oon feinen
geheimen Unterhanblungen mit ißipin, beffen Boten 21 ut har iS
unb Glwobcgaug ihn nun auf ber Weife ju jenem begleiten
follten. (fr nahm fie, ben faiferiiehen ©efanbten , mehre
WJürbeuträger ber &ird;e, unb Optimalen ber römifchen Wlilij
mit ft<h, um junädjft ju Stftolf ju gehn, unb nachbcm et
am örabc beS 2lpoftelS gebetet hatte, brach er am 14. Dctober
1 Jussioneni Imperialem f« im ftimflafmc) itacb bnn iifr*
liefe«! ©tit.
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310 Sicrte* 'Such. ffapittl.
auf, oerfeben mit einem ißaß beä £angobarbenfönig*. 2lle
fein Vorgänger gadfarias p fiiutpranb reiste, batte er
einem 2)uj baS weltliche ^Regiment ber Stabt übertragen,
aber Stefan übergab „bas ganje Solf bcs ,'öerrn bent guten
Wirten uttfenn .§eilanb unb bem Stpoftelfürften ißetruS."1
(Sbe er, bur<b bie langobarbifeben Gruppen reifenb, bie
ben SDucat befeßt bitten, ißaoia erreichte, fanbte ibm ber
Äönig ben Sefebl p, fi«b nicht p unterfangen, ibm »egen
ber 3urücfgabe bcS (Sparcbatö unb ber anberen Stabte ber
Stepublif ein Söort p fagen; aber ber heilige Sater oer=
fieberte, baß eä fruchtlos fei, ihn einfdbiidbtern p wollen,
ßr überhäufte ben „nicht p fagenben" Äönig mit Öefdjenfert
unb Sitten, lüäbrenb ber faiferlicbe Silcntiar fie als trau=
rige gigur uuterftü^te. 'Doch ber trobige Sangobarbe oer=
fcblof) fein Obe; er wollte auch nicht bie Slbreife bcS 'papfts
nach grancicn geftatten, auf beren ^Bewilligung ibrerfeitS bte
Soten ißipin’S entfliehen brangen. (Sr ahnte bie folgen
biefer Steife, aber er oermoebte fie nicht p biubern. Stephan
reiste am 15. Stooember 753 oon $aoia ab, mit fid) neh-
nicnb ben Sifdjof von Oftia öcorg, SillariuS ben Sifdwf
oon Slawentum, ben SJirimiceriuö ber Slotare SlmbrofiuS,
mehre Presbyter unb 2)iaconen, unb wabrfdfeinlid; auch bie
Cptimaten beS |>cer3, Welche ben 3lbel Slont’s p repräfentiren
hatten. ÜJlit großer Schnelligfcit baoon eilenb, gelangte er an
bie Sllpenpäffe ; im Aüofter oon S. SDlauritiuS, wo er ißipiu
treffen follte, fameit ihm nur beffen Soten, ber 2lbt yelrab
1 Commmdiins cunctam domiuictim plebcin bono pitslori Do-
mino nostro etc. Xer im Cod. Carol. oft gebrauchte Äusbtucf Domi-
nica plt-bs für bie 9tömer ifl gleich jenem pcculiuris populus febt
bejeichneiib.
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Stephan'« 9icijc ju typin.
311
unb ber .perjog 9totl;arb entgegen, ifjit aufforbernb meiter
uad; ^rancien ju fommen, mo er bett König im Scblofj ju
ißontigon (Pons Hugonis) finben mürbe. 1 Tort non ber
ganjen föniglicben gatnilic mit 6l;reu empfangen (es mar ber
6. Januar 754) mürbe er nadj ifiaris geführt, mo er feine
iWofynung in bem berühmten K (öfter bed Sand Tionpfiud
bejog. Tad ®u<$ ber ißäpfte nennt &ier jum erftenmal ben
Flamen jener verbängnifmollen Stabt; ed jmingt und l;icr
einen Zeitraum non mehr ald taufenb Rainen ju überfliegen,
um bie fpäte äßirfung ber Sieife Stepban’d in einer feltfamen
Slbfpiegelung 3U erfennen : ed ift ber Ufurpator DIapoleon,
ju meinem ber i^apft <}liud VII. reibt, unb ed finb fafl bie=
felben 3meefe. So febarf ift bie Webädjtnijjfraft bed (Sigen*
uuBeb, ba§ fie bie Titel für eine Ufurpation nod) aud bem
Tu ii fei ber fernften ^a^rtmnt'erte bcrvorju^olen mein, unb
fo bärtnädfig ber Ölaube ber SDtenfdjen, baf; ber Tuft cined
^eiligen Salböl« nidjt in taufenb 3<*&™n nerbampfte.
Stepban falbte ben König ijüipin, fein SCBeib sBertraba,
feine Söl)uc Garl unb Garlmann, unb er gebot bem frän=
fifdjen 5Iolf unter Slnbroljung bed glucbd nie einen König
aud anberem, ald bem carolingifd)en Qefcbledbt ju mäl;(en.
3um Tauf für biefe feierlidie ilefeftigung feiitcd nun burd)
©otteb ©naben erblidjen Troitd erfldrte fid; (ßipin bereit,
‘ 3n @. 3)iairrice flarb am giebev ber Diplomat unb 'brimiceriu*
ambtefius. Seine barbari|(pe ©rabfefyrift (in ben ätppten be« $a*
tican) fagt:
Ex linc urbe processit suo secutus pnstorem
In Roma snlvandn utriqne petelmnt regno tondentes Francorum
Sancta perveniens loca B. .Mauritii aulae secus lluvii Rbodani
LilU8, nbi vitn noviiitcr dtietua fmivit mense Decemb. ic. x.
Galletti del Primicer. p. 41. 3<b fäilage t>cr ductus fialt dootun
ju (efen.
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312
Vierte« $?ucß. „gireite« (Jabitel.
ben iftapft mit allem Siacßbrud gegen bie Üangobarben ju
oerteibigen. Schon im Schloff GarifiacuS fam man überein,
was mit bem Gjarcßat unb ber ißeutapolis gcfrfjefjen folle,
fobalb biefe griechifdhen ifkobinjen ben Sangobarben burd)
ÄriegSgewalt würben entriffen fein. 1 IfJipin aber trat in ein
bertragSmäfiigeS SUerbältniff jur römifeßen Ätiid^e unb ißrem
Oberhaupt, Gr leiftete für fid; unb feine Siacßfommen einen
feierlichen Gib, ben Schub unb bie SJießrung ber Äircße
übernehmen ju wollen, unb ber Ißapft gelobte, baß Weber er
noch einer feiner Siacßfolger bie neue ®pnajtie werbe fallen
laffeit. Gin gegenteiliges Scßufc unb Jrußbünbniß würbe
abgefdhloffen. 2 Cb aber traft bcs Vertrags bem Äönige fonft
pofitiüe Siechte eingeräumt würben, ift zweifelhaft. 2)ie Ober*
hoheit beS bpjantinifdjen MaiferS würbe noch iw Sßrincip an=
erfannt, boch troß ihrer ernannte Stephan ben granfenfönig
junt 3)efenfor , ifjrotector ober Slbuocaten ber Rird)e unb
il;red weltlichen GigentumS. 3Jiit Ginficht begriff er einen
gefdncbtliden lugenblid, er mafjtc fid) fiihn bie Siechte beb
Jfltaiferö an, unb Verlieh ißipin unb feinen Söhnen ben Sitel
eines ißatriciuS ber Siömer, welchen ber Gparcß bisher geführt
hatte. GS feßien, als wollte er ihm babureß bie weltliche
1 Jafle Renata Ponlif. Rone, nimmt teil 14. Stylit al« ®atuin
be« Vertrage boit CSariftacti« an. gantujp Mon. Ravenn! VI. n. IC.
gibt bie tetannte falfcße €cbenfung«mfunbe.
2 2>ie« fbviebt autfe Stefan III. im 3a(;r 770 in [einem ©tiefe an
(Sari unb Qfarimanu (Cod. Carol. 45. ßenni 49) beutlicb fo au«: vos
b. Petro, et prnelato vicario ejus, vel ejus successorilms sjwpondisae,
se ainieis nostris mnicos esae, et se iuimicis inimicos, sicut et nos
in eadem aponsione firmiter diuoscitmtr permanere. Unb fJanl I.
crflärt fuß ebeitfc Cod. Car. XVI, bei tfeuni XLI (unb im folgen bcu
Stief). 3)afiir iit'ernapm fiirin bie defensio et exultntio Ecclesiae im
geifllitfien unb matcrieOen eirm, wie bie« au« ungejäßlten Stellen in 'paul>
©riefen fjerocvgcbt.
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Xer ^atriciu* ber Äcmet.
313
äWadjt übertragen, bie jener Epard) als SBicar beS ÄaiferS
bisher in ben italienifchen ißrobinjen auSgeübt fyitte, unb
if;m bas Schwert in bie $änbe geben, bas bet büjantinifd>e
fßatricius fo fehlest gegen bie Sangobarben geführt f;atte.
Xie erflärte Stellung beS ^rcmfert^errfdEjerä ju 9iom, jum
Xucat uitb ErarcEjat würbe alfo burd) einen rümifchen Xitel
auSgefprodjen , aber eS ift auffallenb, bafe berfelbe in ben
päpftlidben Briefen beS Eober EarolinuS niemals mit bcm
Söegriff bcs Xefenjor »erbunben wirb. Xettn nie wirb be=
ftimmt barauf hingebeutet, ber Äönig habe fraft feiner Eigen=
fcbaft als fßatriciuS ber SRömer bie fßfttdjt ber 33erteibigung
fHom’S, fonbern bie ipolitit ber köpfte leitete biefe aus bem
göttlichen ©eruf, beffen Symbol bie Salbung gemefen, ober
aus bem Vertrag mit Stephan ^er, unb fie fchien baS ©a=
triciat abficfytlidj ju umgehn, weil Tie es nicht als eine polu
tifche ©cwalt, fonbern als Ehrentitel Wollte angefebcu wiffen. 1
Earl ber ßirofje nannte fich auf llrfuttben jeboep mehrmals
Patricius Romanorum, Defensor Ecclesiae, unb ein fpä=
tereS Formular fpriebt ben 3ufamtne,t^aTt9 beiber begriffe
beutlidh aus. XieS ftcht in ber „Efraphio ber golbeuen Stabt
1 3* habe alle Söriefe bes Cod. Carol. burchgelefen unb finbe , baß
pipin nur mit bem plräbicat Xefcnfor übet prouctor be;eichnet mirb. ®latt
fet>e bei Cenni S. 74, 79, 82, 141, 146, 150, 160, 167, 170, 181,
182, 183, 184, 187, 189, 190, 191, 196, 199, 208, £10, 212,
220 , 222, 227 , 233 tc. , überall defensor! 3<h oermtrfe bie Slnfiebt
be« Xucange , baä 'Patricia t fei festen bamal« ba« Xcminiutn gemefen.
Ilorgia Breve Istor. sc. p. 51 lltlb Memorie stör, di Benevento
p. 13 sq. fietjt m bem Patricia! bie Sbsocatur ber jtiri$e, unb bie« ift
richtig für bie 3«t Pipin’«. HnafiafUit ermähnt nicht einmal bie ffirnen-
ttung ber tftänige ju patriciern. ®a« ohne 3>*dfel mtächte Stiftung«
biplcm ton S. Silvestro in Capite (beim GSiacchetti Hist, di S. Silvestro
de Capite p. 16) gibt pipin ben Xitel Defensor Romanus; bamal*
batte man fteher gefagt: Defensor 8. Dei Ecclesiae Romanuc.
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3H Stierte* SBucl). 3'r«tc« Ca^itel.
9tom," einer Schrift aus ber geeiten .Oälfte beS jebnteu
ZabrbunbertS , melcbe unter anberetn aud) baS Zeremoniell
ber 3«»eftitur eine« tpatriciuä burdj beit Ataifer enthält.
2öcnn berfelbc ernannt loerben foll, fo berietet bas ®ocu=
ment, fiifet er juerft beut Ataifer güße, Atitie, endlich bett
SRunb, fobaitn gibt er allen 'Jlömem ben Ahiß, unb fie alle
lagen: „6ei toittfommen!" 3>er Ataifer fagt: „GS fdjien uns
ju müheüoü, baß mir allein baS uns öon 00 tt »erlichene
2lmt »ermatten füllten. deshalb machen mir bid; 311 unferm
Reifer, unb »erleben bir biefe Gl;re , batnit bu ben Atirdfeu
©otteS unb ben Sinnen 91ed>t gebeft, unb ba»on foll ft bu
fobanit beim l;ücbfteu Stifter fHechenfcßaft oblegen." Gr be;
fleibet ibtt hierauf mit bem IDtantel, ftedt ihm an ben rechten
Zeigefinger ben 9iittg, unb gibt ihm mit eigener .Cianb eine pa=
pierene Sd;rift, moriit gefchricben fteht : „Sei ein erbartnenber
unb geredeter ißatriciuS." Sobann feßt er ihm eilten goI=
betten Steifen aufs fpaupt, unb er entläßt i^n. 1 $)ieS Ge=
remonieU mürbe mahrfdicinlid; in ben 3eitcu entmorfen, als
Otto III. ben fantaftifchcit ©lau ausführen mellte, bas Atai-
fertutn mit allen prunfeitbett ftormcit beS bnjantinifd^en ,yefS
in 9lom mieberhcrjufteHen, unb als er bie 2ßürbe eines ffku
tricius mirtlich micber erneuerte. 28ir biirfeij baher nidbt
glauben , baß fßipin unter folcßen Formeln mit bem ©atriciat
betleibet mürbe; aber biefclben ©egriffe eines Helfers ber
1 Qualiter patricius sit faciendus. SBeitlt Ozauam Doeuni.
inedits etc. p. 182. Xiejelbe geratet gibt mörtlicfc £ucange im Glossar.,
au« einem Coit. Vatic. be« 'ßaut ®iacemi« de Gest. Lauf'. , unb 9Jla»
btflen I)e re dipl. c. IX. n. 3. 2>amit iß ju vergleichen Constant.
Porpliyrog. de Cerimon. Aulae liyz. I. 47. p. 236 sq. Xie neuere
gorftbmig feßt bie gerne! mit 9ied> t in ba« ©ttonifdje Zeitalter : S?lume
9tbeiu. SDfuf. für 3uri«pr. V. ©. 123. (Jarl -£>egel »c. I. ©. 316 unb
(^iefebreibt (Seftb. b. heutigen fiaiferjeit 1. 812.
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£<v 'potriciu« ber SfSmcv.
:1I5
Üirdje fdjwebten bem ©apft Stephan vor, wabrenb er cs
Kug vermieb, mit bem Sßatriciat ber grantelt jene ©ewalt
in 9iom ju verbinben, weldhe bie Gyardjen auSgeübt Ratten.
(Sr legte Sjiipin bie ehrenvollen pflichten auf, aus benen ficb
halb barauf Siedete ergaben, unb bas ©atriciat ber gran=
fenfürften ivurbe allmälig aus einer bewaffneten Ülbvocatur
jur ©ewalt oberfferrlidjer gurisbiction, welche bie ©apfte
nur jögernb jugeftanben.
5. ‘iJfrgeblicbe Unterbanblungcn mit iSftolf. 9iüdt«el?v «tepbatt’B. 'JUpin
',iebt tia<$ 3talictt. ?tftolfu8 nimmt ten g rieben an. Sie edle igd&cnfungS»
urfunbe 'liipirt'e im 3abr 754. Xer l'angi'barbcittemg ri'tdt in ben Xiicat
ein. Stlageriing 3tcm’8 im 3abr 755. Senrüfhing ber Sampagtia. %'liin-
beruttg ber Satatomben 8icm’8. Streiten ;£tcpbaii’S an bie grauten.
'petnt8 febreibt an bie granfenlBnige.
Ehe ©ipiu mit feinen feineSwegS willigen granfen nach
Italien aujbrad;, verfugte SlflolfuS bie ©läne beS SJiapftö
am fränfifchen £of ju freujen. $er ÜJlöndj ßarlmann würbe
gezwungen diente (Safino ju verlaffen, unb als langobarbi--
fdjer ©efanbter ju feinem ©ruber ©ipin ju gehn, ihn von
einem ©ertrag mit SHom abjubringen. 35er Unglüdlidhe büßte
ben ju gewiffenhaft ausgeführten Auftrag mit (Siitfpernntg
in bas .Ul öfter von ©ienne, wo er in furjer 3eit fawb. 3U
Slftolf aber fanbte ©ipin wieberholt ©oten, ob er jur Veraus-
gabe ber (Sroberungen ju bewegen fei; er bot ihm fogar ein
beträchtliches SlbftanbSgelb, wenn er „ben Eigentümern baS
Eigentum" jurüdftellen Wolle, bod> jum ©lud für bie Äirche
blieb 2lftclf unerfd;ütterlich. 35ie Ereigttiffe entwidelten fi<h
ruhig aus ber Statur ber 35inge, unb Weber ber ©apft noch
bie granfen ahnten, baß bie tapfere Station ber Sangobarben
burch 3m*efpalt, ©rieft erränfe, .Ulima Italiens gebrochen.
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31 ft Siertf« Sud), giwite* CSapitd.
unb bafe baS Jteicb Sllboin’S nur noch eine fürchterliche
Sartoe mar.
Stephan mürbe mit fränfifdbeiti Öleleit entlaffen, unb in
9lont oon betit jubelnben Soll mit bcnt 5Ruf empfangen:
Wott Danf ! cä fommt unfet Batet , unb nächft ©ott nnfer
.fjeilanb; ^5ipin felbjl aber brang mit feinem £>eer burefe bie
2tlpenpäffe non 93al bi Sufa, jagte bie gefdilagcneit £ango=
barben nach Baoia, unb umlagerte bie Stabt im Sommer.
Unfähig bie Belagerung au3$uhalten nahm jefct Slftolf beit
grieben, ben man ihm bot: er verpflichtete fiel) eiblich jur
.Verausgabe oon 9laoeitna unb anberen Stabten. 1 3)ieS finb
bie allgemeinen 2luSbriicfe im Buch ber ißäpfie, mclcbeS alfo
oon einer fchon bamals bem Ißapft gemachten Sdjcnfuug
nichts toeifi; inbefi geht auS jmei Briefen Steplmu’S vom
Gnbe beS Salmes 754 hervor , bah B'P*n nach bem §rieben$=
fchluft im herbft 754 eine ScbenfungSurfunbe mirflidj aus=
geftcllt hflUe. 9tur lägt fidh barin nicht erlernten, ob bie
.Verausgabe auf bie Äirchcngiiter ober auf bie griednfehen
Brooiitjen fich bejog, unb mit feiner Silbe mirb jRaoenna’S
unb beS GparcbatS ermähnt. $er päpftlicbe Stil liefe ben
Begriff jRcSpublica in biplomatifdjer Unbeftimmtheit oerfchminu
men, inbem er ben £itel ber „SRepublif ber fRönter," ober
beS SReichS nach Belieben als ein Slbftr actum fefthalten
ober auf ben irbifdhen Staat bcs 2lpoftelfürften , bas heifet
junächft auf ben ftucatuS SRomanuS beziehen tonnte. '*
1 8ub terribili — sneramento, abjue in eodem pacti foedere
per scriptam papinam nffirmavit se illico redditurum ci vitalem Ra-
vennatium cnm aliis diversis civitatibus: Anast. n. 248.
’ Cod. Carol. VII. IX.,. beim Conti VI. VII. ®if Sdpeiifmu)«
urlunbc ift ätwifedo« : et necease est, ut ipsum Chirograplium ex-
pleatis. ®ie Sluobrüdt für bi« .f>trauSgabe finb reddere et contradere.
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Belagerung 9font’« burd) äflolfue.
317
ißipin War Fauni von ißavia abgejogeu, als 'itftolf wie aus
einem £raum erwachte. 3)er leibenfd^aftticßc (S&arafter fonnte
ben Schimpf nicht ertragen; feine Regier nach bem fdj[ed)t
bewahrten Staub rife ilm jum augenblidlicben $ru<h bes 3$er=
traget ^in. Gr weigerte fid) bie Stabte ^erauSjugebett, er
erliefe ein allgemeines Slufgebot an alle Sangobarbcn, unb
nod; am Gitbc beS QabrS 754 überjog er ben rimtifdjen
3)ucat, wo er Storni an fid^ nahm unb feine Böller mit
Staub unb Sranb bie fßrovinj verheerten. Gr marfdjiirte mit .
trofciger 3Sut gegen 9tom berab, ben gucbS ju gültigen, ber
bie '-Beute auS bem Siacben bcS fiüwen ju jiebn fid) erbreiftete.
Stephan aber batte gleich nad; äftolfS Weigerung jene beiben
Briefe an bie Äönige ber granfen getrieben, ft<b beflagenb,
bafe ber Sangobarbe nichts erfülle, fonbern ben 55ucat mit
Ärieg iiberjogen habe. 3)aS Satein biefer Schreiben ift bar=
barifeb, ber Stil febwülftig, wie in allen anbern bet Garo=
linifchen Sammlung, unb bie übertriebenen 'ßräbicate wort
„Guer bonigfilüffigen ©naben, bonigfüfeem 33lid unb Sltitliß"
beweifen. Wie wiberlidj bie gormeln bes ißerfebrS in ber ba=
maligen $eit waren, wo ber Sombaft ber bvjantinifcben .§of=
canjelei fich noch mit ber biblifeben ißbrafe ber fßriefter ver=
einigte. 1 Stepban mifebte in biefen $onig inbefe auch bittre
Vorwürfe über bie Seichtgliiubigfeit iJJipin’S, er erinnerte ihn
baran, bafe er bie gefahrvolle Steife ju ihm getban, ihn jum
Könige gefalbt, bafe Petrus vor allen Königen ber Grbe ihn
junt Sefdbüber ber Äir<be erwählt habe, unb er befebwor ihn
1 Vestra melliflua bonilas, vestris mellilluis obtutibus, necla-
reas roellilluasijue regal is Exccllentiae vestrne syllnbas. 2>er @ipfel
alter Barbarei ifl ber Sluäbrucf deilluo „oon @ott triefenb", gebraucht in
ber testen ®piftel §abrian’« bom fkpfl Oregor. ®er Christianissimus für
ben grantentiinig ifi febou ftebenbee ^Jräbicat.
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318
4>iertc8 Stadt. gn*itrt ffapitel.
fdmell bafiir ju forgen, baft dem Slpoftelfiirften fein 9iecbt
gegeben werbe." 1 $ie Schreiben gingen 11 ad) granfreid) ab,
aber während i£;re Boten eilten, ftanben fdwn bie Langobar*
ben bor ben SJlauern 9lom’ö.
3wci gabrbunberte waren berfloffen, feit 9iom in ben
Jagen be3 Jotila bie lebte, langwierige Belagerung erlitten
batte; benn alle folgenben Stürme ber Langobarben waren
nicht nadjbrittflid) , unb bie Umlagerung febnett abgefauft ge*
wefen. 9?un aber fatn Äftolf mit aller Blacbt entfcbloffen
9tom ju nehmen, unb bie Langobarben boten jum lefttenmal
alle ihre Äräfte auf, biefe ^eilige Stabt ju erobern, welche
ba3 Scbidfal felbft ihnen fo lange oerwehrt ju haben fc^ien.
S)ic 9tbmer fal;n am 1. ganuar 755 ben 3(njug ber geinbe;
fie tarnen in brei Schlachthaufen, juerft bie Langobarden Ju*=
cien’ä auf ber Jriumpbalifd^en Strafte, bann da« .dauptheer
unter bcni Könige auf ber Salarifcben Strafte, bie Benebew
ter enblid; oon ber Bia Latina herab. 9ti<bt breiftig gahre
jubor waren eben biefe Langobarden auf benftfben Biegen
nach 9tom geeilt, ben Jiapft unb bie Stabt gegen ben ©rarcheu
ju fd;irmen, jc^t erfefnenen fie, in einen allgemeinen £eer=
bann bereinigt, alb radhebürflcnbe Berberbcr. '* Jie 9iamcn
einiger Jore 9iom'b taud;en plöftlidh wieder auf, unb erweefen
bie (Erinnerung an begangene grofte gxlbeufämpfc. gnbem
bie geinbe bie Stabt böllig ju umfchlieften hofften, ftcUten fie
ficb fo auf: ülftolfub bor bent fo oft beftürmten Salarifd;en
1 Ut prinoeps Apostol. sunm justiliam suscipiat — eine gefibidte
^^cafc , 9teibt8titel unb ©efij} umfaffenb. äueb bie beiitfcben (Sbrottiflen
gebrautben fie.
2 CckI. Carol. IV. VI., beim Senni VIII. IX. ®ie «poletaner
fmb niebt genannt, bo<b waren fte red in ben Tusciae partibus mit«
begriffen.
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Belagerung 8Jcni’$ buvcb Stftclfue. 3|{t
Sor mit bcm Hauptquartier, jugleidß bie Sore litife unb redfjtö,
alfo bie Stauern minbefteng »on ber ißorta Siburtina, big jur
Binciana uub Flamin ia bebroßenb; bie fiaugobarben Sugcicn’g
jenfeitg beg Siber oor ber Borta Bortuenfig, oor bem Sor beg S.
Bancratiug, big jum babrianifeßen Gaftcll ; bie SBenepeuter enblicß
verbreiteten fieß bom lateranifeßen Sor big ju bem »on S. ißauf.
Tier König erinnerte fieß an bag Olücf 2llaricß’g, eT
Hoffte burdß bie Satara einjubringen , er ließ benen in ber
6tabt fagen: öffnet mir bag Salarifcße Stör, laßt mich
ein, gebt mir ben ijjapft ßcraug, unb icß will eu<b fronen,
wo nidbt fo werbe icß eure Stauern nieberftürjen unb euch
alle jufammenßauen , bann aber Will id; fehlt, wer eueß aug
meiner Han» errette. Unb bie Sangobarben höhnten ju ben
Stauern hinauf: „febt, nun haben mir eudb umfcbloffen,
nun bolt bie graitfen, baß fic eudb non unfernt Schwert er-
töten." Sic Sömer (ihre Stauern batte ©regor III. uor
Wenig ^aßren bergejMt) antworteten ben Bratereien burdß
entfcßlojfene-iBerteibigung; bie ftäbtifeße Stitij, bereite burdb
einige Kämpfe in ben üßaffcn erprobt, legte jefct üon ihrem
33aterlanbggefiibl ein eßrenbeg ^eugniß ab. 2lber wir wiffen
nießtg Pon ihrer güßrung, unb nicht ein Sur ober Tribun,
nießt ber Same eineg römifdßen Hauptmanng wirb ung genannt,
fonbern ber fcßmeidßelnbe Ba»ft geigt bcm Könige B4ri" in
feinem Schreiben nur ben fränfifeßen 2tbt ffiernßer, ber als
fein ©cfanbter fieß noeß in ber Stabt befaitb, wie er aug Siebe
jum heiligen Betrug fidß ben Banat>r umfcßnallt, bie Stauern
Som’g umgebt, Sag unb Sadßt auf ber SBadße, unb bie Stolle
©elifar’g, ober »ietmeßr beg „2ltßletcn Gßrifti" übernimmt.1
' Prnefatus vero Warncliarius — ut bonus Athlet« Christi
ilecertavit totis suis viribus: am bttbtr ©ritft.
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320
t'ievtf« '-011(6. Sopitel.
Sie fiangobarben ftürmten inbef; mieberholt mit Sturm*
mafcfjinen, bod) bie uralten SDiauem SRorn’S f drittelten ihre
2Sut ab. Sie färben, in bcnen bie Briefe Stephan’« bie
Verheerung ber Gampagna Storni malen, finb greller als
einft jene ber Schilderung Gregor’S be$ ©rofsen mären, bod?
faurtt übertrieben. Sie Gampagna erfuhr mehr als §mei
Sötonate lang bie fchonungSlofe Vermüftung eines racbfiicbtigen
g-einbeS; bie fparfame Golonifation ber Äirdpe mürbe bie. in
ben ©runb jerftört, bie 3öirtf<$aften auSgerottet, unb bies
unglücffeligc ©eftlbe SHom’S erhielt ben XobeSftofj. Ser gehtb
»erbrannte bie SoinuSculte, jertrat bie Saaten, rottete bie
SBeinbergc aus , trieb bie beerben unb bie Änedjte ber 9lpoftel
fort, unb erfdjlug ma§ ihm unter bas Sd?mert fiel. Sic
Äirdjen unb Jllöfter außerhalb ber Stabt mürben geplünbert,
bie SDlönche unb Tonnen allen SDlifchattblungen ißreiS gegeben,
nur S. ißaul unb S. ^eter fronte man mit ehrfürchtiger
Scheu. Sie Sangobarben fc^ienen ihrer urfpriinglid?en SBilb=
heit unb felbft beS fegerifc^en 2lriani3muS plöfjlich ftch miebcr
ju erinnern, fie fürchteten fid? nicht Äird?eugemänber ober
©efäfje ju ihrem profanen Gebrauch ober SDluntmcnfchanj ju
Permcnben, unb fie trieben felbft mit bem 2lbenbmalSleib ihr
gottlofeS Spiel. Sie griecbifchcn Sölblinge unter ihnen fan=
ben eine Siuft barin, im 2lngefid&t ber 2lpofiel ihre Verachtung
gegen bie Heiligenbilder funb ju geben, fie burchftacheu biefe
mit ihren Schmettern unb »erbrannten fie unter Gelächter
auf Scheiterhaufen. $u gleicher 3eit aber, unb es gibt
feinen SBiberfprud?, ber greller, unb feine Scene, bie d?araf=
teriftifcher für jenes 3ahrl?unbert märe, burdjmühlten eben
biefe fiangobarben mit frommer 2But bie Äirchhöfe ber 9)tär=
tirer, nach heiligen ftnochen fuchenb, bie fie bann, fie eifriger
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i'iüubcniiifl bei Siitiifcmfcni Sfom’b.
321
oerwahreitb als ©olb, unter beliebigem ÜWärtirertitel itacb
ben Äircben ihrer $cimat ju bringen unb teuer ju oerfaufen
hofften. $>iefe 33icnfcben gruben mit ber ©ier Don ©otbgrfc
beru ; es genügte, bafj ein Sfelett auf römifhem Boben auS»
gegraben war, um ihm Btunberfräfte jujufhreiben, unb fo
mochte cS gefdiebn , baft bic ©ebeine Don Sötenfhen , bic ju
ihrer 3eit «Ö Sünber in bie Äatafomben hinabgeftiegen wa=
ven, plößlid) als 9tefte himmlifcher ^eiliger wieber an« Sicht
famen. 5Die Sucht nach bem Bcfiß Don folgen Änechen (ein
^ahrhunbert fpäter war fie ju einer 2Irt non Äranfheit ge=
worben) war ben bigotten Sangobarben feßon lange eigen : im
3ahr 722 hatte Siutpraub ben Seichnam bcS beiligert Sluguftiu
non ben Saraccnen ber ^Xnfel Sarbinien um teures ©olb er=
fauft, unb unter bem 3ubet ber 3Jienfcf)en in ber Baftlifa
beS S. ißetruö in Goelo aureo ju iftaDia itiebcrlegen laffen;
unb 2lftoIf benußte bic Belagerung Stom’S, um fo Diel heilige
Seichname, als gefuitbcn würben, aus ben Gömeterien fcßar=
ren unb nach ber Sombarbei führen 311 laffen ; freilich tonnte
iKoitt einiger Äarreit doH ©ebeinen wol entbehren. 1
günf unb fünfjig Sage lang, bis sum 23. Februar
hatte bereits bie Belagerung gebauert, als ber Bapft Stc=
phatt, bie fehnlich erwartete .pilfe ber granfen 3U befcßleu-'
nigeu, an iJJipin unb feine Söhne, an GleruS, 2lbel unb
Bolf ber ^ranlen im SlUgemeinen, unb noch >m Befonbem
an ißtpiw ©^reiben f hielte, bie ber Slbt Jöemher unb jwei
1 Pcsti fer Aistulfus — nom et multa Corpora aanctorum effo-
diens. coruni sacra raysleria ad magnum animac suae detrimentum
abslulit. Anast. n. 249. 3<t) tarnt nur im ginge anfiibrcn, baß im
3abr 653 fräntifc^c äRiSiube au« bem bomal« ecrlaffnmi 2Rontc Cafino bic
feitßett bc« g. Scnebict uub bet S. Scolaflica flaßilcri unb nach @aOicn
brauten. 0. SWnrateri Antiq. nied. aevi. V. p. 7 aq.
®rc9c?ro»tu*, <#tf<bl($tt Mt ©tat< Sem. U. 21
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:i±>
Vierte* sBiicf;. 3n.'ritte (Sapitri.
römifcfee ©oten über 9)teer baoon tragen. 3)iefe aufgeregten
©riefe, mitten in ber ©elagerung Perfafet, fpiegeln bie ge=
fcfeicfetlicbc Sage lebhaft ab, unb fte finb babcr bi'dfe »ertoolle
®ocumente, aus benen toir aud; bie ©cfeilberung ber Greiguiffe
gefcfeöpft I;aben. 3>er erfte ©rief ift im tarnen ©tepl;an’S,
aller ©ifdöfe, ©reSbpter, ®iaconen, aller 3)uceS, 6bartu=
larii , GomiteS, Jribunc, bce ganjen ©olfs unb $cerS ber
©ömer gefcferieben ; ben jmeiten ©rief fcf;rieb ber ©apft in
feinem eignen Flamen, bcibe aber gehören berfclben 9!ebaction
an, ba fie nur in geringen Gingen Pon eiitanber abmeid;en.
Qnbem Stephan bie Könige 3ur fdleunigen .fjilfe aufforberte,
erinnerte er fie an ihre ©flicht, Slom 3U retten, ba er „ben
ödntö ber ^eiligen .Hircfee Glottes unb feines ©olfS ber römb
fc^en Siepublif nädfl Glott in il;rc .yäitbe gelegt l;abe," unb
er fdjrecfte fie fogar mit ber 9lccbenfd;aft Por bcm fiingftcn
@crid)t, tpenn fie jögerten. 21 uf biefc ©riefe liefe ber ©apft
nod; einen brittcn folgen: bie ©ebrängnife fcbärfte feine Gin=
bilbungSfraft bis ju ber feltfamfien Grfinbung, .er bictirte
ben ©rief bem 2tpoftelfürftcn ©etraS felbcr. 2ßeber bie Äefee--
rei beS 2lriuS, uocfe beS 9teftoriu$, nod; anbere, melde bie
fatf;olifde Religion felbft im innerften Söefen bebrol;ten,
batten ©. ©ctruS je permod;t, eine Gpiftel ju febreiben; unb
felbft als ber Äaifcr Sco fein eigenes ©tanbbilb in 9lom 311
jerfd;lagen brofete, batte er fein 3e'dflt beS 3ornS toou fid
gegebra. 2(ber er erhob fidt bei ber briitgenben Glefafer feiner
©tabt ober feiner ©atrimonien, unb richtete eine (rpiftel an
bie Könige ber granfen, feine „2lboptiofidne." 35iit ©eefet
barf man biefen föftlidten ©rief, eine .'peroibe beS (rb>riften=
tumS, als eins ber gültigften 3eugniffc Pon bem Gleift nid;t
allein jenes ^abrbunberts, fonbern aud ber Mird;e betrachten.
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t'ricf beo Z. 'tktnie au bie grantenffirflen. '.Y2'.\
loctc^e fidj nicht freute, „bie fjeiligfteu SDiotife ber Dieligion
für Slngclegcitheiten bei Staat« ju öenoenben." 1 35a« Ur=
teil ftrenger SJlenfdjen barf beit ijSapft um biefe giction
mit ©eredjtigfeit tabein, obtool fie ber bijarren '^bantafie
jener rohen 3eit int 2lHgemcinen, wie bem originellen Ginfall
fclbft ju gut gehalten »erben mufj. 35 a« barbarifebe Sateiit
be« ^Briefs freilich mürbe felbft fßetruS, ber nur l;cbräi|ch
ober griechifch ju fchreibeu oerftanb, mit ßrröten abgelehnt
haben, unb ber Sdpoulft hätte ibn ocrle^en muffen, ber
feine ßpiftel an bie granfen »ie eine 2Beibrauch»olfe um-
hüllt. ^nbem er biefe dürften juiit fdjleunigen .6ilf«jug Ieb=
haft aufruft, oerftärft er feine Sitten burcf) bie aller übrigen
.{•»eiligen :
„2lud? unfere .{icrrin, bie immer jungfräuliche ©otte«;
gebärerin SDlaria vereint ihre oerbinblichften Sefdbtoörungen
mit ben uttfrigen, proteftirt, ermahnt unb befiehlt, unb mit
ihr jugleich bie Xrotte unb ^errfchaften unb ba« ganje £>eer
ber himmlifchen 3Jtilij; nidht minber bie DJlärtirer unb Se-
fenner ß^rifti, unb alle bie ©ott »olgefällig finb, unb biefe
ermahnen, befehlt) Ören, beteuern mit un«: infofern ihr um
biefe Stabt 9tom, bie un« von ©ott anpertraut ift, unb um
bie Schafe beS .öerrn, bie fie betoohnen, befiimmert feib,
unb um bie mir oon ©ott anvertraute heilige Äirdje ©otte«,
1 $ieä fagt ber Slt't glraty Hist. Eccl. an. 755 n. XVII: l'Eglisc
y signilH* non l'assemblee des fideles; maia le» biens tomporols
eonsaere« a Dien ; le troupeau de Jesus Christ sont los corps, et
non pas lrs nmes — et les motifs Ies plus saints de la religion
employös pour une nftnire d’etat. SDturatori überlägt btefe belicate 2)ta
terie bem granjefen, intern er fagt; „ficperlid) ift uic$t« geeigneter, unfere
Jteen ju verlebten, unb in unferem Seift füge uub abfontcr(ic$e Sinti!«
bungen ju erjeugen, at« ber ®urft uub bie Siebe ju jeit(i<$en Siitern, bie
uns angeboren finb."
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324 Sicrtrt ®mt>. .grotitce Safilfl.
fo eilt, befreit unb eriöfet fte von ben Jpänben ber vctfol*
genben Sangobarben, baß nicht (cS fei ferne!) mein Seib,
ber für ben £>errn $efuS Gbrifius gelitten fjat, unb mein
©rab, wo er auf ©ottcS ©efehl ruf;t, von ihnen befubelt,
baß nicht ferner mein angehöriges 53oIf jerriffcn unb von
eben biefen Sangobarben gemorbet werbe, welche fo fchänb-
lichen 3)ieiiteibS fchulbig finb, unb als Uebertreter ber gött-
lichen Schriften fich crmiefen baben. " 9?a<hbem ber Slpoftcl
fi<h ju biefen Sitten berabgelaffen hat, erhebt er fich inbeß
am Schluß mit bent ernften unb feierlichen 2intliß ber $ro=
bung: „5Benn ihr aber, was mir nicht glauben, irgenb eines
©erpgS ober einer 2tuäfludjt euch ßhuibig macht, unb nicht
foglcich unfrer Mahnung geborfamt, biefc meine Stabt 9iom,
unb bas in ihr toofmenbe ©olf, unb bie heilige mir von
©ott übergebene apoftolifcbe fiircbe unb jugleid) ihren Cher
priefter ju befreien, fo wiffet, ihr feib Äraft ber heiligen
3)reicinigfeit, burch bie ©nabe bcs Slpoftclamte, toetche mir
von beni .öerrn (Sf;riftuö ift verliehen worben, wegen bes
UngehorfamS gegen unfere 2lufforberung, bes 9leicheS ©otteS
unb bes ewigen Sehens verluftig. 2lber ©ott unb unfer
•Öerr 3efuS ©hrifhtS, ber und mit feinem teuern ©lut er=
löfenb jum Sicht ber SBabrheit geführt hat, unb ber uns
ju ©rebigern unb ©rleuchtem ber ganjen 2öelt eingefe^t hat,
gebe euch folcheö ju tviffen, ju erfennert unb fogleich anju-
orbnen, baß ihr fchneU herbeieilet, biefe Stabt 9iom, unb
baö ganje ©olf, unb bie heilige mir vom herrn übergebene
Jlirche ©otteö ju erretten, fo wahr als er bann erbarmend
voll burch meine Fürbitte euch als ben ©etreuen feiner ©ro=
vinj fotvol hier langes Sehen, heil unb Sieg bewahren, als
im fünftigen Säculum bie gemehrten ©efchenfe feines Sohnes
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Tie $QMniföe Sdtcnfung. 32,5
euch mag verhielten laffen, mit feinen ^eiligen unb 2tu3er=
wägten, ©ofmbt eudj mol."1 So fchrieb betrüb, unb man
fielet, meld>e ©eftalt bie diriftlicbe Religion in 5Hom bereite
angenommen hatte — ©ott unb ber erhabene .^eilanb traten
weit in ben .fjiutergrunb beS meufdjlidfen 23orftellenS, unb
bie '-üermcltlidmtig ber religiöfen Dinge batte bemirft, bafj
ißetruS als .ftaupt beS fird;lid;cn 3nftitut3 unb al« eigent-
licher IßriitcebS eineä irbifdunt Staats in ben Sßorbergrunb trat.
6. Jlftolfu« bebt bie Belagerung 9tem’e auf. Ciutreffen ton bbjflntimf<$en
(1'efanbten, unb bereu Gmtäufdmug. Slflolf untertoirft fi<b. Tie ^i).'inif(bc
S(benfimg«urhiubc. Uebergatc ber gefcbeiifleu 3täbte an bie Äircbe. “dfleliub
flirbt im 3abr 756. Ter SWöucb 9ta<bi« greift triebet natb ber jfrone.
Tlnertennung be8 Tefiberiu« al* Sangobarbentitaig. Stephan’« II. Tob im
3abr 757.
Der Sörief beS SlpoftelS mar eine richtige Berechnung ber
Bolitif, Bipin tonnte ihn benugeu, feine murrenbeit granfen
ju einem neuen 3uge anjutreiben. Dem ruhigen iterftanb
eines .Königs felbft jener 3eit jmang bie feltfame ßrftnbung
vielleicht ein Säbeln ab, aber er burfte nidht S. Petrus vor
ber Stenge bloSfteQen, aud; menn er nicht fürchtete, „fieib
utib Seele bem emig unauSlöfchlichen tartarifchcn geuer mit
bem Dcufel unb feinen ißeft = Gugeln auS^ufeöen." 2 Sofort
rüftete er ben ^»cereSjug. Die.Äunbe von feinem 2lufbnich
1 Cod. Carol. III, beim Centn X: Petrus vocatus Apostolus h
Jesu Christo Dei vivi lilio . . . vobis viris excellentisshuis Pippino,
Curolo et Carolomaimo tribus Regibus, atque sanctissimis Episcopis,
Abbalilws, Presbyter«, vel cunctis generalibus exercitibus et populo
Frnnciae. Tie alte l'e«art beim Suaflafiu« subtili fictione Pipino —
intimavit je. läßt fuß auf biefen Brief gut bejiebeu, aber Bignoli corrigirt
getviß ridjtig: subtili relatione tc.
’ tßbrafen beffelbeu Brief«: ne lanirntur, et crucienlur corporn,
et animae vestrae in aeterno atque inextinguibili tartareo igne cum
dinbolo, et ejus pestiferis Augelis tc.
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326 4*iertf* 3Aiid>. 3'wüos ffapittl.
aber reifte l;in, 2lftolf jur Sfuffjebuitg ber faß breimonat=
licken Selageruug Dlont’S ju gingen. (Sr ntarfdjirtc mit
feinem .£>eer eilig nach bem Sorben, bic fronten bon beu
©renjen jurüefjubaiten. 3U berfelbcn 3eit «bei , als fid; ißipin
bereits ben 2Upenpäjjen näherte, trafen in 9iont brei faifer-
liebe ©efanbte ein : ber elenbe Imperator Gonßantin Perfam=
mclte mit Seibcnfcfyaft (Scncilo wegen 21 bf Raffung ber Silber
unb SHeliquictt, aber er batte Weber bie Alraft, bas »erlome
Italien wieber ju gewinnen, noch überhaupt Ginfidjt in bie
waf;re Sage ber 2)iitge. Seine ©efanbten waren für ben
#of Sßipin’S beauftragt unb abgefd;itft, nachdem ihm 2lftolfS
griebensbrueb unb fein ßinmarfcb in ben 2)ucat gemelbet
worben loar. Siit bem Inhalt beS Vertrags jWifdfen ißipin
unb bem ißapft unbefannt, bilbete er fid; ein, bie £>erau$=
gäbe beS ßrardfats gelte wivflid; „ber l;eiligen 9lepubli! be$
römifdien Reichs," unb nid;t jener, bereu £itel bie Alird;e
jweibeutig für il;reit Sefi^ gebrandete. 3 11 feiner Ungewiß
beit Tratte er bal;er feine SJiinifter juerft nach 9iom geben
laffen, um bic Unterftüjjung beS IfJapftS bei bem graulen*
lönig in 2lnfprud; ju nehmen.
SSemt bie tiefe ßinmifebung Sßipiu’S in bie 2lngelegen-
beiten Qtalien’S unb fein greunbfebafteoerbättnif? junt ißapft
ihn in feiner ftoljen ßinfalt •überhaupt erfd;redfte, fo fonnte
ihm bie Sebräugniß Soni’s bureb 2lftoIf einigermaßen will--
lommen fein, unb feine Soten eilten nun ju ißipiu, ihn für
einen Sertrag mit 8t;janj ju gewinnen. 3)er Aiaifer hoffte
wabrfdbeinlid; bic graulen in feinem SMenft gcbraud;en ju
fönnen, wenn ihn auch baS Scifpiel ber Oftgotbeu pr 3eit
bes 3eno itacbbenllid; machen mußte, unb es ift gewiß , baß
er bie graufenfürfteu ju einem nochmaligen 3ug gegen 2lftolf
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Tic 'fSipiitifcfyc 2dKii(mia. 327
in feinem 3«tercffe ju betreten badete. 3tl Koni erfcfjrectte
bie ©efanbten bie unerwartete Kadjridd, ©ipin marfcbire
bereitet jum jweitenmal gegen bie ©renjcn 3taIien’S: bie
erftaunten Diplomaten warfen fid> in ein Schiff, unb Stephan
gab ihnen feinerfeitS einen ©oten mit, fcbeinbar fie bei iJMpin
ju unterftüfcen. Sic eilten uad; Ktaffilia , fie prten hier,
baß ber H'irnig fcfwn in Italien eingebrungen fei. 3nbcm
ihnen ber 3ll!"animenbang ber Dinge flar würbe, unb fie
erfuhren, büfi ipipin oom ©apft felber gerufen fei, gerieten
fie in ©eftürjung; 1 fie fuditen beu apoftolifdwn KuntiuS
jurücfjuhalten , unb ©regoriuS, einer biefer ungliidlidicn
Ktinifter, jagte mit fd^nelicn ©ferbeu ibm voraus. Gr er-
reichte baS granfenbecr im fiegrcichett dJiarfd) auf ©avia, er
befcbwor beu Honig unter 2lnerbietungen faiferlidjer Grfennt«
lichfeit, Kavenna, bcn Grardiat, unb bie übrigen Stabte
bem rcd)tmaf!igen .perrn jurüdjugeben. 2lbcr ©ipiit befrag
tigte jcOt ohne 9tücfE;aIt mit feierlichem Gibe, er habe beibe
.peerebjiige nicht um eines üKcnfdjett willen, fonberit allein
aus IMebc jum ^eiligen ©etruS (unb es läßt ftdj bie 'ÜJirfung
ber bimmlifhcn Gpiftel oerfpüren), wie jur Kettung feiner Seele
unternommen, unb nicht um bie Schäle ber Grbc würbe er fein
bem 2lpoftel gegebenes 2üort jemals bredjen ; vielmehr alle jene
Stabte wolle er nicht bem Äaifer, fonbern bem heiligen ©etruS,
ber römifebeu Hirdje, bem ©apft übergeben. Selbft ber feine
©pjantiner erftaunte über biefe neuen ftaatSrechtlichenKlajimeu ;
er warb cntlaffen, er eilte nach Korn, ben ©apft ju fehlt, unb
Stephan fd?lug feinen ©lief nicht vor ihm ju ©oben. 1
' Tiefe bip(oniatif$eu (SittpiiOiiiigen verbauten mir rill paar naiven
2äl}tu beim Unaftafiu« n. 250.
1 Ta« Veben StfV'ba»’« im fliiaflafum rr^äfjlt tiefe imertffaMcu SBorgänge
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:128
©ierte« ©ucb. 3u'cilt« Gapitel.
2tftotfüö iitbeffen , junt jweitenmal in ißavia einge=
fdiloffen, ftrcdfte mit wiederholter Ohnmacht bie üüktffen, im
$erfeft 755. Gr mürbe gejwungeit, ben früheren Vertrag
gewiffenbaft ju erfüllen, unb ju jenen Stabten nodj Gomia--
clum ober Gomacbf)io Ejiujujufügen. ®er Schreiber von
Stephan’? £eben fagt liier jum erftcnmal, baff ißipin eine
fd>riftlicf;e SdjenfungSurfunbe auSftellte , tooriit ber ^eiligen
röntifcfien ßirebe unb allen Zapften für alle 3ufunfl ber
©efi§ ber Stabte auSgefdhrieben warb, unb baf? bieö 35ocu=
ment noch ju feiner 3eü (int neunten 3ahrhnnbert) im
2frd)iv ber röntifdjen Äirdje verwahrt werbe. ®iefe Urfunbe
oerfefnoaub aus 21 om fpurloS ; fein ^orfefjer bat bie geogra;
pbifdben ober politifcben ©reitjett ber Sdbenfung gefebn , unb
niemanb toeifi genau toeber bie gefebenften Stäbte $u jäblen,
noch fiel weniger ju ermitteln, ob bent 'jkpft nur baS Do-
■niniuin utile in jenen Sanbfcbaften, ober baö wirtliche .po=
beitöreebt über fie verlieben warb. 1 $a$ IBerhältnifj von
iHom unb bem ®ucat, welche? babei gar niebt erwähnt wirb,
bleibt bunfel, unb ba fßipin biefe iflrovinj nicht erobert
batte, fonnte ficb feine Sdjienfung ebenfo wenig auf fie, als
lebt Rar: asaerens indem «lei cuitor, mitissinniB Rex, tmlla ]«euitus
ratione eaadem civitates n poteotate l>ea(i Petri et jure Ecclesiae
Komanae, vel Pontifieis Apostolicac Sedis quoquomodo alienari je.
1 $ie|e wichtige grage iiberf<breitet alljitfebr bie @renjen ber 2 labt
9iont. ©iigrubeim ift ber "fliiftdit , baß 'Pipin bem ©apft mir ba« Ibe
minium utile überließ; tWuratori cntfcpeitet ficb niebt, neigt aber ju tiefer
Meinung. ©agi gibt bem 'papft ba« abielute Xcminium; von ©aroiiiu«
nicpt tu ipretben, mxp een ©ergia, Genni aber Orfi. Ve Geinte, be 3Meo
unb be üliarca behaupten bagegen iitxb bie gort bauet ber Oberberrfcbaft
oon ©pjalij, bie ich al« litcl ober princip für jene 3(ü erfemte. 2öa«
enblicp bie fingirie pipinifche « cbciitimg«iivfmite betrifft , bie gautugji in ben
Munnm. Kavenn. VI. 99 mitteilt (a Lunis cum Coraicn tc. bi« ©e-
neoeiit), fo barf man brüte üben ba»on fibioeigen.
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\
Xi« 'ßgünifcßclächtittung. 329
auf bas griediifche Sleapel ober ©aeta erftreefen. (fs fann
übrigens nicht geläugnet werben , baß ißtpin eine S<henfungS=
urhtnbe machte, unb baff er ©yardjat utib ißentapolis, £än=
ber, auf welche bie römifdhe Äirdje feinen SiechtStitel befaß,
ihr als ©roherer jufprad) — eine .fjanblung, welche burdi
einige ebenfo redftslofe Scheidungen Siutpranb’S fd;cinbar
motioirt beni Ufurpator angemeffeit war, bent fie nichts
foftete. Slber inan barf nicht ftaunen, Weber baß ^Jipin bie
abgetragenen Rechte eines entfernten unb fchwach geworbenen
ÄaiferS »erleßte, noch am wenigften, baf? ber Bapft Sänbcr
unb Stabte [ich aneignetc, bie ihm gefdjenft würben. Tenn
weil bie inenf<hli<he Statur überall auf Vergrößerung beS
BefißeS gewiefen ift, wäre eS töricht ju »erlangen, baf? ein
Bifdwf barauf habe »erjichten foHeit. ^nbeß Betrachtungen
anberer Statur fteigen hier leicht auf, wo wir an einem Sb=
fchnitt ber ©ef dachte ber römifchett ftirebe angelangt finb.
2)ieS 3«ftitut, bie fühlbare, boch nur geiftliche ©emeinfd;aft
ber ©laubigen, welches in ben erften feiten feines BcftehenS
mit fo großer Energie ben römifcheit Staat befämpft hatte,
war nach unb nach ju feinem Unglüd in ben IßolitiSmuS
hineingebrängt worben. 3)aS Chtbe beS römifchen StcicßS,
woburch Stom ju einer Stabt ber Zeitigen gemacht würbe,
nachbem es bie Stabt ber .üelben gewefett war, bie (rntfer--
nung unb bie Ohnmacht »ou Bpjatij, enblidh bie 3crftiicfc=
lung ^talien’S hatten bem römifcheit Bistum freien Spielraum
gelaffen, unb bie fortgefeßte Äraft bebeutenber ißäpftc hatte
baS 3iel erreicht, aus Stom für alle 3e>t einen ißriefterftaat
ju machen. SJtit biefem oerweltlichte bie Hircßc, bemoralifirten
ließ ihre .päupter, unb bie ißäpfte, irbifeße Stegenten gewor-
ben , foitntett nicht mehr auSfchließlich ben reinen ©baralter
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330
Vierte« ©u(6. Capitol.
ber apoflolifdhen üöifd^öfe tragen, $nbem fie ihre wiber--
fprudhSöoHe Toppeinatur fortan in bas> materielle Treiben
ber fßolitif fjinabjog , mürben fie mit 9lotwenbigfeit in ent;
nriirbigenbe Äämpfe um bie fflebauptung ihrer irbifdien Titel,
in innere 33ürgerlriege mit ber Stabt 9lom, unb in banern;
beit vaber mit ber politifdjen viöelt überhaupt liineingeriffen.
Tie nollenbete Thatfadfe ber «Stiftung eiltet Äirdjenftaatö er;
meefte ben junger ber Äirdjen nach 33efiß, unb im Sauf ber 3eit
wollte jebe 2lbtci unb jebeä ©istunt ein unabhängiger fßriefterftaat
fein. Tae> Scifpiel 9lom’3 loarb eifrig nachgeahmt, unb taufenb
©chenfungöurfunben wuchfett im 'D! ittelalter über 3tad)t auf. 1
Teil Vertrag ju ool^iclm , beauftragte ber $ranfenfönig
ben 2lbt golrab,. feinen 9tat unb Gapclan ; er ging in bie
mciften Stabte ber 'fk'iitapolie , ber Stemilia unb beö Grar=
duit'J, empfing ihre ©eifjeln, nahm ihre Scfifüffel , unb legte
biefe nebft ber Urfunbe oor ber Gonfeffion beS S. '$etruö
511 dient nieber. Tie3 finb bie Greigniffe, welche ber Stel=
lung beö fßapfttumö plöbltd; eine neue materielle ©ruitblage
gaben, unb wie auf bie ©efefnehte ^talieu’ä , fo auch im
'ifefonbern auf bie ber Stabt 9lom einen mächtigen Gittfluft
auöiibten. Gö begann mit bem 3ahr 755 eine neue fße;
riobe ber ittttern unb äufiern '-l'Crhältniffe 9lom’3 ; ihre gönn,
bunfel unb jmeifelhaft, wirb in einem fpäteren Gapitcl er;
örtert werben, unb nur bicö mag atiögefprochen fein: am
Gnbe be* 755 erlangte ber fßapft bie .fterrfdiaft über
bie Stabt 9lom, ohne bafi auch je&t ihrc füllige Soöfagmtg
Dom gricdiifcben 9leidi burch irgenb eine ber tmiibelitbeu fßar=
teien flar anögefproeben loorben wäre.
1 Dauoii finb mrrtn'iivbige ©cifpicle bie <£$eiitiiitgett »on Subiacc unb
»oh Stellte Cafino.
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ÄflolfuS fiirbt, Xtfttcnu* »irt Äünig. 331
Slftolfus überlebte feine Schmach nicht lange. Schon
am Anfang beö ^abreS 750 fonnte Stephan bem grantem
fönig berichten, baß fein grimmiger geinb geftorben fei. Gr
tf>at bies in fef;r fräftigen Sluöbrücfen beS .§affcS unb ber
Jreube. „^ener Jprann, rief er ans, ber ©enoffc beS
Teufels, SlftolfuS, ber bas 4JIut ber Gbriften oerfd;lang unb
bie Kirchen ©otteS jerftörte, ift oon ©otteS Jolcbftoß bureb-
bobrt, unb in ben Sdüunb ber .volle binabgefabren , in eben
beit Jagen, ba er oor einem 3ahr H<h aufma^te, biefe
römifdbe Stabt ju berberben." 1 Jod; ber heißblütige unb
unbefonnene giirft ftarb, nach einem Sturj auf ber ^agb,
in ben Sinnen frommer 2)lönd)e. Gr batte bie Klofterbrüber
febr geliebt, unb er binterließ ju feinem Siacbrubm viele
üon ibm geftiftete unb rcirf) befebenfte Klöfter. 2 9lur ber
3orn beS ißapfts oerfolgte ben Jobten im ©rabc, weil er
mebre Stabte nod; nicht bcrauSgegeben batte, unb alfo fonnte
golrab nicht oon allen bie Sdtlüffel empfangen unb oor bem
©rabe bes Slpoftels niebergelegt haben.
Sftolf befaß feine rechtmäßigen Grben; aber bas lango-
barbifrfje .fteer oon Juscien übernahm es, ben leeren Jron
}u beferen, iitbem es bem Jup JefiberiuS bie Krone gab.
Kaum batte jeboch ber oerfcboUene 9iad>is baoon gehört, als
er feine ©eliibbc, bie ihn jur ewigen Gntfagung in klonte
Gafino oerbammten, oergaß. Gr raffte feinerfeits Jruppen
jufammen, unb bie erftaunte Jiielt erwartete bas ärgerliche
1 Etenim tyrounus ille. sequiix «] in iMtli . Hoistulphus devoralor
sauguimini Cbrisliiincirnm , Ecclesiarum Dei dcstructor, diviuo ictu
[icrcussus csl, et in inferui voraginem demersus . . . Cod. Corot. VIII,
btim (£cmii XI.
1 Sed volde dilexit Alnnacbos, et in eornm esl mortims mimi-
Ims: Anonym. Salernit.
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332 Sifrte# ©ii(6. giccnc» 5«pit«t.
Schaufpiel, einen Ntöndh um ben SBieberbefifc ber oor
®ott abgelegten Krone ba« Schwert jiefjen ju fel;n. freilich
burfte er in einer 3fit nid;t alljuhart getabelt werben, wo
felbft ber Nachfolger be« Npoftel« in bejfen Namen feine
.£anb nacb irbifcbeit gürfteutümern audgeftrecft batte. 2>efibe=
riu« rief fofort bie Vermittlung be« Zapfte« an ; er bot ibm
reiche ©efchenfe nnb bie augenblidlidhe Nudlieferung jener
oon «flolf oorentbaltcuen Stabte, wenn er ihm jur eiferneu
Krone Oerhälfe. 25er Vact würbe eilig burcb Stephan'« 3U>;
gefanbte golrab, feinen Bruber Baut, unb ©hnftophoru«
in 25u«ciett unterzeichnet unb befebworen. Na<hi«, burd)
apoftolifche Drohungen niebergefchmettert, hüllte fief) feufjcnb
mieber in feine Kutte, unb feine Partei, fcbwädjer al« jene .
be« 25efiberiu«, lief? fi<h burch bie Verficberung fehreefen,
bafi im Notfall ein 25eil be« römifdhen §eexe$ fidh gegen fi*
aufmacheu würbe, fantmt einer Schaar grattfeu unter $01=
rab. 6« hatte alfo biefer gciftlicbe Diplomat Ißipin’S, ber
noch immer in Nom oerweilte, fränfifche Krieger ju feiner
Begleitung, benn bie bereit« in Nom unfähige „granfenfdjule"
tonnte unter jener Schaar nicht gemeint fein. 1 Nun nahm
25efiberiu3 ben 25ron oon ifJaoia unbehinbert ein, unb ber
^ßapft eilte bie jugefagten Stabte gaenja mit bem ßafieU
liberianum, ©abellum unb ben ganzen 2>ucat oon $errara
ju beferen, woburdt er „mit ber 3uli'mmun9 ©otte« bie
Ncpublif erweiterte." 1 Balb barauf ftarb Stephan ber 3'oeite,
am 24. Stpril 757. 25 ie Kirche hat ba« .§aupt biefc« tlugen
1 Et praedictus Fulrodus venerabilis cum aliqunutis Francis in
nuxilium iptiius Desiderii , sed et plurcs exercilus Komanorum si
neccssitas exigerct . . . Anasl. u. 255.
* Annueiilc Deo rempubiieam dilatuus . . . Anust. £>itr ift mit
Kcspublicn juiii cvfinimal cntfdwtcn tcr &ir$enftaat Ceuidnct- 3m
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Kftolfub ftirbt, Xefiberiu* tvirt Honig. 333
vf?riefters ni<fst mit bem ©lorienfdiein umgeben, toert fte feinem
SBorgänger 3a$ariaö juerfannte, aber er fetbft fonnte feine
3)titra mit bem Weniger ätyeriföen, bod> mirFIidjert öolbreifen
eineä irbifdjen dürften frönen.
Cod. Carol. XXXVI, bei (Senni XV fceifjt ei! (p. 144): dilatationem
liujup provinciac, loa* cffeitbar ber Xucat ifl , tinb 9iom unb btr Xitcat
»erben Cod. Carol: XX, bei (Eenni XXXVII genannt: haec miaerrimn
et atTlicta provincia. yiäcbfi 3mofa unb jenen genannten Stabten foflte
Xefiberiu« fyerauSgebtn auch : Cfimo, Slncona, Humana, sPcnouia. SWe
biefe Orte fehlen in btr Stufja^lnng ber pipiniföett Sctytnlung beim Slnaft.
n. 254, unb bie« beweist, baß ber fcgenannle Wnafiaftn« nidjt bie €<$ett«
fnngSnrfimbe 'Jlipin’e »or ficb fcatte.
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drittes (Sapitd
1. $«uluä I. befteiflt ten ©tiil si'Ctri , im üJtai 757. ©djreif'cii ber
9t?mrr «n %'ii'iu. grell nblidje 9?eüebuitgen bcS %'«bft« 511 biefem Äfnige.
Itfiboriii« beftraft bic rcbeUiftbcii $er}flge »on ©polete 1111b SVuebrnt. (Sv
toinmt n«d) 9fom. ^oliti|(brä S^cifalncn 'baul’S. SAcrbältiiifv bc« "Pabft«
1111b 9tom'e ju Styjan}. gricben mit Ttftbcriii?.
Stephan lag noch auf bem Sterbebett im lateranifd;en
«Palaft, als bie ungebulbigen SRömer bereits $ur Üiiatjf feines
9ta<btoIgerS f (brüten. (sine Partei etitfd^ieb ficb für ben
2lrd)ibiaconuS 5CJ>eob^vIact , bie anbere für ben SDiaconuS
«Paulus, Stepban’s ©ruber. GS gehörten ju biefer bie meiften
QubiceS ober Optimaten «Rom’S, unb tuaf;rfd^einlic^ ftanmiten
bie ©rüber felbft r>on einer vornehmen gamilie ab. 9iad)bem
nun Stephan geftorben unb im S. «Peter beerbigt lvorben
mar, fejjteu bie Optimaten nad; einem furjen Söiberftanb ber
Gegenpartei bie 23al)l beS ipauluS burd) , ber am 29. «Dtai
757 bie Orbinatiou erhielt. 3mci ©rüber folgten ficb auf
bem 3tul «Petri; bie aitfcbeinenbe Gkfal;r, bic barin für baS
bemofratifdje Söefen beS pdpftlid;en ©Jablreid)S crblidt werben
fotmte, ging vorüber, mieberbolte ficb H’bocb in ben 3«üen,
als bie ©arone ber Gampagna «Rom bebcrrfditeu.
«Paul I. jeigte nod; vor feiner Crbination bem 2Soltbätcr
unb ©erteibiger ber Äicd^e, bem „neuen 2RofeS unb I'avib"
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frntificat faul’« I.
335
feine Grabung an, unb er tfjat bies in benfelben gormeln
ber .£>öflicf)feit , Wie feine Vorgänger gewohnt waren bie irrige
bem Grardben jw melben. Gr anerfannte bantit, baf? ber
granfenfönig in beffen Stelle getreten war, ohne bafj i(;m
jeboef) baburdi bas 9iecbt ber ©eflätigung eingeräumt würbe,
ißaul fdjrieb an ^>ipin mit angftlidjer 3iiidfid)t : oon bem
gefammten S5olf erwägt habe er eg bennodb für gut befuitben,
3mmo ben fränfifeben 33oten bie ju feiner Sieifje in ber
Stabt juriicfjubalten, bamit er firf; oon feiner unb aller
Feinheit unb 21nfwnglicf>Feit an bic ^raufen rollig überzeugen
fönnc; unb er »erficfyerte bem Äönig, baß er unb fein 3>olf
mit Seele unb Seih, ja bi« jum Tobe in ber Streue, Siebe
unb Gintrad)t ju ihm beharren werbe. 1 ißipin antwortete
burd) ein biüigcnbcö @ratulationöfd;rciben, unb halb barauf
bureb bie 3Iufforberung an Sßaul, ©eoatter feiner Fleinen
Tochter ©ifela zu werben. Tie t;öflid;en Formeln be£ SJer-
febrS jener 3e^ waren, nad; ben Gegriffen ber unfrigen,
tob unb feltfam : baö Scbeeren oon .fcaarloden galt als St>m=
bol ber 2tboption, unb bic lleberfenbung ber SBinbeln eine«
Täuflings als ehrenbollcS ^eidjen ber Grnennuug junt Rathen.
Ter SJJapft empfing bie Söitfeltücber einer Meinen ißrinjeffin
mit ehrerbietigem Tanf wie ein föftlicbee SöeibgefcbenE, jinb
legte bieg Äleinob nach bolljogeuem ÜJJefiopfer oor bem
berfammelten 33olf in bie Gonfeffion ber heiligen ifktronella
nieber. '*
Unter ben Schreiben, bie unmittelbar nach ^aul’S
1 Ifr erfle oen faul’« 31 Briefen, im Cotl. Curol. XIII, Itim
ffinmi XII.
1 Cod. Carol. XXVII, fctim Ctnni XIII: iirecioaiaaimuni —
munus nUulit, Sabauum viticlicet.
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4'ievte« i'ud). ®rittc$ ffapitfl.
330
Grbebung an ben ^anfenfönig abgingen , ift eine »an großer
2Bi<htigfeit. ©ipin batte an 2lbel unb ©olf uoit Kom einen
©rief gerietet, worin er fie jur Sreue gegen S. ©etruS,
bie £ird)c unb ben ©apft ermähnte, ©ine foidje 2lufforbetung
fann nicht als blofee Formel angefefm werben, fonbem fie
läfjt eine gewiffe ©ewegung nnter ben Römern permuten , bie
pieüeicht auch mit ber jwiefpättigen 2Bahl nadb Stephan'S
$obe jufammenbing. 2luf;erbem batten ficb in Stabt unb Um=
gegenb bereits mächtige unb ebrgeijige 2lbelSfactionen gebilbet,
wie wir fie nach ©auI’S ©obe werben fennen lernen, unb
Sangobarben wie ©pjantiner unterhielten ihren 2lnl;ang in Kom.
£ie jur Streue ermahnten Körner antworteten bem Äönig
in einem Schreiben, befielt PöKig geifilidhe gärbung bie Sb--
faffung burch einen (Hehler Perrät. SDenn bie 2)uccS ober
GomiteS jener 3eit, wo faft alle biplomatifdhen ©ef hafte burch
tficiftlidw beforgt würben, fonnten im Stil nicht geübt fein,
unb fie übertrugen wol einem fhreibfeligen päpftlicben Kotar
ben 2luSbrucf ihrer efficiellen ©efiible. Sie fagten ©ipin,
ober waren gezwungen ihm ju fagen: „3n Söahrhcit, ,§err
Äönig , ber ©eift ©otteS hat in Guerm fwttigtriefenben $erjen
SBohnung genommen , weil 3br mit fo heüfamem Kat unfre
©Jolgefinnuitg ju ermahnen euch bemüht, ©ewifj, o Grlaucb:
tigfter ber Könige, wir bleiben fefte unb treue Änechte ber
heiligen Äirhe ©otteS unb GureS genannten breimal feligen
unb mitcnglifchen gciftlichen ©aters, uitfereS .per nt , ©aul’S,
beS bödhften ©ontifcp unb allgemeinen ©apfteS, weil er felbft
unfer ©ater unb befter §irt ift, unb für unfer .peil täglich
ju ftreiten nicht aufhört, wie fein ©ruber heiligen 2lnbenfenS,
ber felige ,perr unb ©apft Stephanus, unb weil er uns hegt
unb heilfam regiert, als feine ihm pon ©ott anpertrauten
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'prutificat 'ßaul> I.
337
rationellen Schafe, er felbcr non SDlilbe unb Gr bannen gegen
alle erfüllt." 1 * 3 35ie SJönter erflärten fid) ju Äneditett ber
Mircbe unb beS ißapfts, ben fte als i breit $ominuö bezieh--
neten, mäbrenb fie $ipin nur ihren Serteibiger unb ben
.Reifer ber Äirdje nannten. gn ihrem 33rief toirb feine
Stimme ber Selbitfiänbigfeit neben ber Grgebenheit gegen
beit ißapft laut, nur bie Slnmahnung beö ÄönigS beweist,
bah bie weltlichen Stänbe entweber Zuteil am ^Regiment
ber Stabt batten, ober bah ihr Ginfluh im Stllgentei-
neit febr grofi war. ^nbefs mögen auch jene Shtöbrüdfe
servi unb dominus nur ^hrflfen ber ^öflidhfeit gewefen
fein. GS ift biclniehr etwas anbercS, was bicS Schreiben
als wichtig erfdjeincu Iaht ; bie Ucberfchrift lautet: betn
erlaubten unb hocherhabenen <f3errn, unb »oit Oott eingefefc
ten groben Sieger ifJipin bem Äönig ber grauten, unb ißa=
tricier ber dtömer, ber ganje Senat unb bie ganje SUlgemeiw
heit ber bon @ott bewahrten römifchen Stabte ®er 9tame
beS Senat’S taucht als ber einer Äötverfchaft plößlich aus
bem langen Schweigen ber ©efchidjte auf ; hoch wir erfettnen,
bah unter ihm nicht mehr bie alte fReidhScurie, fonbern nur
ber 2lbel fRoin’S oerftanben warb.
$ie ißerhältniffc fßaul’S ju ifjipin waren freunblichfter
1 Cod. Carol. XXXVI, btim Sfttiii XV: nos — firuii, hc fideles
servi 8. Dei Eedesiae, et praefati ter beatissimi, et coangelici spiri-
lalis patris vestri, Domni nostri Pauli etc. — fovena no», et salu-
briter gubernans . . . Xagegfii wirb tlipii: nur gomnut uoster post
Iteum defensor, unb auxiliator.
3 Dorano exeollentissimo, atque pracoellentiasiino, et a Deo
instituto magno victori Pippino Rigi Franco rum , et Patricio Roina-
noruni, omuig Seuatus, atque universa populi generalitas a Deo
servatoe Roraanae civitatis. SRuratori wirft bot sPrief mit Unrr$t ine
3at>r 763.
öreflerotsiu*, »tr Statt iXi'in. II. 22
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Vierte« ©u<b. drittes (Sa^itfl.
9tatur; itjrc ©oten unb ©riefe gingen f;in unb ficr, unb
manche Srtigfeiten würben auSgewedjfelt. 1 Sclbft bie erfte
Greirutig eines GarbinalS auf ©etricO eines fremben dürften
fann unter ber Regierung ^aul’S bemerft werben, fßipin
batte für beit Presbyter ©JarinuS unt bett £itel unb bie
Ginfünfte ber traSteoerinifdfen Hircfje beS 6. GfirpfogonuS
gebeten, welcfjc iwn ©regor III. war erneuert unb mit einem
Älofter »erbunben worben, fßaul bewilligte bas ©efudj, er
fanbte baS betreffenbe ©ecret nac§ ^ranfreid) ; aber balb
barauf enthüllte fid) ber neue Garbinal als ©errät er, ba er
mit bem faiferlidicn ©efanbten ©eorg coufpirirt batte, unb
ber klopft bat ben Honig, biefen ©eiftlic&en als ©ifd;of
in irgenb eine entfernte Stabt feines 3teid;S ju Perba tuten. 2
Sille bie erwähnten ©riefe bes IßapftS enthalten übrigens
mef;r ober weniger Hlagen über ©efibcriuS. ©er Honig ber
Sangobarben l?ielt ben ©apft mit ©erfprcdjungen fiin, ofme
ernftlicfy baran ju benfeit, bie Stabte ©ologna, Qrnola, Ofimo
unb Slncona berausjugcbeit. 3*» Uebrigen War er mit bollern
9tcdbt gegen bas ©erfahren 9iom'S erbittert ; benn fd)on Stepfwn
batte bie töerjöge Pon Spoleto unb ©eneoent jum SlbfaH Pon
1 Ter ^Japfl fchenfte ©iid>er. Antiphonalc et Responsale — Gram-
■naticani Aristotelis, Dionysii Areopagitac libros, Geomotriam, Ürtlio-
grapliiam, Graniinaticam etc. Cod Carol. XXV, Genni XVI. p. 148.
'Paul Idjidtt außerbem ©ipiit einen fBfHi^eit Tegen, ba« erfle ©eifpiel bft
noch Üblichen Xegemreibe, ferner an bie ©rinjen »ertuolle Säuge.
Tiefe ©efdjriife fpreeben irtjon bie nxltlicbe Gpocbe beb ©upßlum’fl aus
(Cod. Carol. XV, Genni XVIII. p. 159). Ter Tegen bebrütet bie
äRilitia 'pipin’8. ©ei ben fpätern itaiferfrünungen itabm ber ©apfl ein
bloße« Scbmert wem 'Altar bt8 petru« unt utngUrtete bamit ben Äaifer
al« Tefenfor ber Strebe unb al« Miles be« b. Petrus. Siebe bie feierliche
Scene unb gormel im Ordo Roman. XIV. beim 2JiabitIon Mus. Ital. II.
p. 402 sq.
* Cod. Carol. XXV unb XXXIX, bei Seniti XVI unb XIX.
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Skrbültnifle bw ju t-cn ratigcbarben unb @rie$eit. 339
ibrem rechtmäßigen Jperm geregt unb fie bezogen, ficb unter
bie Oberhoheit bc« Äönig« ber ^raufen ju [teilen. 1
5)eftberiu« brach im ^[abr 758 gegen bicfe rebellifcben
Öcrjöge auf; feinen 2öeg burd? bie ißentapoli« nc^mcnb,
fd)onte er nicht Stabte noch gelber mit ©ermitftung, morüber
fidb ber ©apft bei ©ipin bitter beflagte. Gr jog eitblicb in
Spoleto ein, tuarf ben £erjog Stlboin in ben Äerfer, unb
marfcbirte gegen Senebent. ®er bortige £erjog Siutpranb
entmidj in feine äufjerfte Stabt am jonifdieti sHteer .jppbrum
tum, melcbe fdjon bamal« Otorantum genannt mürbe, unb
fddo& fidj bafelbft ein. Stadjbem nun SDofiberius 2lridnö jum
®up in ©enebeut eingelegt b^tte, rief er ben faiferlidje« ©e=
fanbten ©eorgiu« au« Neapel ju ftdj unb fcblug ihm ein
©ünbnifi bor: ber Äaifer foflte bantacb ein ^eer itacb ^ta=
lien fenben, ba« allgemeine Slufgebot ber Sangobarben [ich
mit ibm jur (Eroberung non 9tanenna bereinigen, jugleidj
aber eine glotte au« Sicilien §t;bruntum mit 3)lad)t be=
belagern.
S'rob biefer llnterbanbluugen tarn 2>cfiberiu« halb ba--
rauf nach Storn , ftcb mit bem ©apft ju unterreben, unb
©aul batte ifm mol felbft gerufen, um ihn megen feine« 3Ser-
balten« in ©etreff ber beiben .öerjogtiimer 3U befd;mid;tigcn,
unb 3ur Verausgabe jener bier Stabte ju bemegen. aber
ber Äbnig mich jeber Gutfcbeibuug borfiebtig au«, iubem er
bor allen Gingen bie 2lu«liefcruug ber ©eifjetn berlangte,
bie Slftolf itacb ^rancien batte geben muffen. 3)er bebrängte
©apft erheuchelte feine 3uft>,nmun9/ er gab feinen Soten
1 $ie« gf bt and 'Paul'« Briefen bert>or: Cod. Carol. XV, bei
Snuii XVIII: Bicque Spoletinum ct Beneventanum , qui bc sub vestra
u Uco servata potestate contulerant.
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MO
©itttee ©urf>. Tritt rt Sapittl.
einen offenen Vrief au pipin, worin er biefent erflärte, baß
fein erlaubter Sohn X'efiboviuS friedlich unb bemutsroll nacfc
9tom gefotttmen fei, baß er gegen greilaffung bcr ©cißeln
3moIa jurücfjugeben besprochen habe, unb baß bentnacb jene
ju entlüften er bringenb bitte. 1 (?r beficgelte bic Unwabrbeit
breift mit bem Spruch ber 53 i bei : felig futb bie gricbfertigcn,
bcnn fie werben Sottet Äinber Reißen; aber ^eimlicß gab er
beitfelben Voten ein anbercs Schreiben mit, worin er pipin
bie Raffung beS erflen erflärte, bic Vcrwiiftungen bcr Pen-
tapolis, bie Untcrhanblungcn bcs $eftberiu$ mit Vpjanj er=
jäfjlte, unb ibn befd^wor bie ©eißcln nicht ^erau^ugeben,
fonbern ben Sangobarben mit allem Vachbtucf jur JBwbergabe
ber Pier Stabte anjuhalten. 2 5)iefc offenen ©eftänbnifte
Paul’S fönnen bas Urteil ffrengcr (Stjriften burdi bie grage
in Verlegenheit feßen, ob bem papft unter irgenb welchen
Verhältniften bie Siinbe ber Notlüge geftattet fei; bic ffoffc
SDtorat ber SWärtirer Würbe fie Perneint haben. Unb es ift
überhaupt Har, baß ber irbifdje Vefifc, in beffen trübe Sphäre
ber fJtadjfolgcr petri binabgeftiegen war, mit feinen ebangclifdben
Jugeitbett bereits in ben gcfährlicffften 2Biberfpru<h geriet.
$>efiberius fuhr fort bie Stäbte ju behalten, fogar
Patrimonien ber .ftirtffc friftff ju befeßen, unb paul feine
Äfageit an ben £>of pipin’S ju fenben, bis im Ptärj 760
ein Vertrag jwifchen ben ftreitenben Parteien ju Stanbc fam,
permittelt bureff bie fränfifeffen Voten StemigiuS unb Slucffar.
®efiberiuS hatte nidfft allein fieff bereit erflärt, alle Patrimonien
1 Tifftr ©ritf im Cod. Carol. XIX, Mut Ccmti XVII.
’ ©riff XV, btim Strtni XVIII: Sed larne Excidlentiesimo fili,
et spiritalis corapater, ideo islas liu-rns tali modo exaruvimus, ut
ipsi nostri missi ad vos Franciam valcrent transire.
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SJerbältniffe bcs 15apft8 5« ben Üangcbarbeu unb (Wrietben. 341
unb Stabte ber römifdjen SRepublif im 2lpril bet breU
jehnten ^nbktion berau«jugeben , foitbcrn bereite einige,
roabrfdjeinlidj brei Stabte überliefert, unb nur 3moIa jus
rücfbcbattcn. 1 Der ©runb jum .ftaber blieb, aber bie fiirdje
mar bo<b einer enbfidien Söfung nabe geriirft, nur bafi bie
Spjantiner nicht aufbörten , ihre Drohungen ju erneuern.
Die Beziehungen be« $apft« ju ben Äaifern Gonftantiu unb
Üeo maren feltfamcr ÜRatur. Da« Buch ber 'fiapfte, melche«
bie politifdben Greigniffc mährenb ber ^Regierung $aul’« mit
StiUfcbmeigeu übergebt, meijj nur ju fageu, baß er öfter«
Nuntien nach Bpjanj fdjicftc, um jene Imperatoren jur
äüieberberftellung be« Bilbercultu« aufjuforbem, von bem
3>oiefpaIt beiber Deile megen be« Grarcbat« ober SRom’« aber
fpridjt e« nicht. Unb auch in einem Briefe an Ißipiu erflärt
ber ißapft mit auffallenber BefUmmtbeit : „bie fcbänblicben
©riechen perfolgen un« um nicht« anbere«, al« megen be«
heiligen unb orthobopen ©lauben«, unb megen ber frommen
Drabition ber ebrmürbigen Bäter, melche fie ju Pertilgen be=
gierig fittb."2 Die« mag junt 3*®c‘fe^ berechtigen, ob ber
bpjantinifebe Äaifer mirflid) ber .ymfdiaft über fRont beraubt
gemefen, benn menn ber ifkipft bie ooüe Glemalt in 9tom
hatte, fo muf; man fich Permunbern, baß er al« ©runb be«
faiferlichen ßorn« nicht bie Coöreifjung be« Ducat« uitb
Gparcbat« angab. 3 * 5 SlHein e« lag in ber s^olitif be« Zapfte«,
1 hierauf beliebt ficb ©riff XXI , b(i 6enni XX ; aber galt t(8 3abtS
7f>9 bei Seiuti bat SJliiratori ba« 3abr 700 unb bie 13. 3»bictieu ange-
nommen, unb ibm folgt Iroua (Jod. Dipl. Long. Tom. V. n. DCCXL.
1 Non ob aliud nefandissimi nos peraojuuntur Graeci, nisi
propler annctaiu et orthodoxem fidem etc. Cod. Carol. XXXIV,
bei (Senni XXV.
5 i*imatovi flcUt bieje „gmeifel auf: Aniinl. ad aun. 759. 762. 6t
I
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312
kirnte iMtd). dritte* Gapitcl.
Die wahre 3$cranlaffung be$ .{Safte? Don Bijanj mit Dem
Soleier religiöfer Urfadjen ju oerijülien ; bie Trennung bc$
Gpard;at$ Dom SHeich war auSgefprochen worben, nicht fo
biejenige beS römifeben EucatS. 2>ie ißäpftc fuhren fort,
bem Äaifer bie fcheinbate Oberhoheit in Diplomen unb auf
aJtünjcn 511 laffeit, unb bie Äaifer als Oberhäupter beö SReicftS
nahmen aus Stolj ben Schein an, als ob ihnen 9tom nod;
eigen war. 2lber ber Ühatfache nach empfingen fte Weber
Tribut aus ber rötnifeben Sßrooinj, nod; übte in ber Stabt
irgenb einer ihrer Beamten eine Gewalt mehr aus. Sic
fahen fRotn fo gut fidj entriffen, als cs ftlaoenna war, unb
fte muftten an bejfen 'Biebereroberung bei gelegener ,3eit
benfen. 3>och 9lom war entfernt, ober gegen Angriffe von
Neapel aus burd; baS freunbliche 23enepent gebedt, währenb
Siaoenna, burd; feine i'age Wichtiger, nahe 3U erreichen unb
leid;tcr ju erobern war. 3 1,1 3ahre 761 waren Gerüchte
oon feinblichen 2lbfid;ten fuitb geworben. ®cr Sßapft forberte
eilig ppin auf, fieft bei üCcfiberiuS ju Perwenben, bafi er im
Notfall .Oilfe leifte, unb auch ben .{jerjögen non Spoleto unb
söenepent befehle, ibm, bein'^apft, als Machbaren beijuftehn:
ein breifadher SöeweiS, baft Sßaul für fRom felbft fürchtete,
baf? ^rieben mit SSefiberius beftanb, unb enblich baft jene
föerjogtümer wieberunt bie Oberberrfcbaft beS £angobarbenfb=
nigS anerfannten. Vergebene fuchte ber Äaifer ben (rrjbifdiof
001t fRaoenua für fich 3U gewinnen; Sergius ehemals uom
Sßapft Stephan in fRom unter Gewal;rfam gehalten, aber von
ivmibcrt [up ferner , baß 'Paul nur soll SKilfhingen brr $u$amiiifr gegen
Stasenna, nie aber Sou 9?om «btt. 3ubrß fiubet fiel) eine Stelle, iso
[ebr U’ol ni<bt bis« so» Angriffen gegen Dtasenna gefbrodpeu isirb. 3cf>
meine Cod. C'arol. XXXIV, bei (Senni XXV: Gracci — super nos,
et Rnvennntium partea irruerc cupiunt.
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Sifrbältniffe tee |u ben Saiiflcbartfii mit ©ritten. 343
Ißaul fogleidj tuteber in fein 2lmt eingefefct, beeilte ftd^ bie
faiferlid;en Schreiben nach 9tom ju fenben. 1 S)ie SRüftnngen
ber Kaifcr mürben eingeftcllt, eS märe auch ein 3ll3 gegen
Italien nidjt ungefchicfter unternommen morben, als mährenb
bes griebenS mit ben Saitgobarbeit.
©eitler batte ijjaul feine ißeranlajfung mehr, oor bt>3an=
tinifchcit Drohungen ju erfcbrecfeu. Gr ermähnt ber ©riechen
überhaupt nur nod; einmal, inbem er mit auffallenber 9luhe
IJJipin fchreibt, er h<i&e gehört, baß fed)S ißatricier mit brei=
hunbert Schiffen uitb ber ficilifchett Kriegsflotte oon Gonftan-
tinopcl nach 9tom beorbert untermegS feien, aber er toiffe
nicht, maS fie mollten, noch meld>es ber ©ruttb ihrer Gjpe-
bition fei, nur bieS fei ihm gemelbet morben, baß fie SBefeljl
hätten juerft nach 9tom, bann aber nach grancien 311 fegein. *
®ie Sorglofigfeit, mit meldier ber fßapft oon biefcr Unter*
nehmntig berichtete , mürbe and; bann IBermunberung erregen,
memt fRorn mit ©pjanj in ben friebtichfteu ®ejiehungen fich
befatib. GS iß offenbar, baß ißaul baS ©erüdft als ein
Diärcben belächelte, unb fomol bie fcrf)S Ißatricier, als bie
ungeheure 9lnjahl ber Schiffe erfcheiuen oöUig fabelhaft. 3)ie
©rieten machten feinen RJetfuch, Italien burch SBaff engemalt
mieber ju erobern, utib ber ßJapß hätte im lateranifchen
iflalaft ruhig fchlafen föunen, menn nicht IDefiberiuS oon $eit
ju 3eit ben grieben mieber ftörte. GS mürbe IjJtpin mit neuen
Klagen beläftigt, unb eine lange Unterhanblung megen ber 'fla*
trimonien, ber gegenfeitigen fyorberungett , Gntfchäbiguitgen
1 S5on ttu 9tbfidf'trn t*r Styjatttinrr banMt außtr bcin obigen
amty XXVIII, frei C«mi XXVI, citbiid) XXIV, bei (£enni XXXVIIL
3 C^uchI sex Patricii deferentes sccum trecenta navigia, simul-
que ft Sicilifn8fm stolum, in lianc Romanam urbrm absoluti n
Kegin L’rbe ad noa pruperant. Ibid.
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344 SJifrtfö iturfi. drittes Catitfl.
unb ©renjbeftimmungen bnrdj bie Beauftragten ber brei
Brächte geführt, bi! im ^aßr 704 ober 7f>5 nach SUirfgabe
aud; ber Stabt 3mola bie Birdie für einige 3?it bee grieben!
oerfidiert warb.
2. bauten Stepban'« II. unb $aul'6 I. in 9tom. Ter Batican unb
0. feta. Ter erftc ©Utfenturm in 9t«m. Tie Tabelle ber $ttroniOa.
Berfe(;ung bev .^eiligen au« ben üatateniben nadj bet Stabt. ©riinhiiig
be« &l öfter« S. Silbeftro in Sapite.
ffiir buben bie politifdie Shätigfeit fßaul’! »erfolgt , unb
loibmen ben folgenben 9lb)d;nitt feinen unb feine! B ruber!
Bauten in 5Rom, beren einige fcfjr merfwürbig gemefen finb.
Seit bem bie ^äpfte .fjerren in 3tom unb im Gpardjat gc=
»oorbeti tvaren, begann eine neue ijSeriobe fünftlerifdjer 3Tbä=
tigfeit, bemt bie waebfenben Ginfünfte ber Äirthe erleichterten
bie Bauten. 3” bem Btaße freilich , al! ntan reftaurirte
ober neue Birdien aufführte , motzten bie alten Biomuncnte
burch ipiünbcruitg leiben, bie! um fo mehr, al! bie Grlaub=
niß ju ihrer Benutzung toeber bei einem Gpardben, n cd) beim
Kaifer mehr nachgeholt }U werben brauchte.
5>ie päpft lieben Brüber bauten »iel. Stephan 11. batte
unter anbem bie Bafilifa be! S. Saurentiu! horgcftellt, unb
eine nicht fleine ülnjahl »ou ifJilgerhäufem, »on ihnen jtoei
am S. 'fkter, »ergrößert ober neu gegrünbet; ber immer
loachfenbc ^ubrang »er cpüger machte bie! nötig. Bor allem
aber batte biefer ißapft feine Bauluft auf bie »aticanifdbe Ba=
• filifa gerichtet. $ser Baticau war bereit! bamal! ju einem
eigenen Stabtgebiet außerhalb SRont'! aitgewachfen. ®ie Mirdje
be! äpoftelfürfleu umgaben Capellen unb Heinere ßirdjen, Gpi!
copicn, ifjilgerhäufcr, fDlaufolecn, Älöftcr unb eine Sttnftebluitg
aller ber Blenfdben, welche bort Befcßäftigung unb Nahrung
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bauten Stepban’« II. unb faul'» I.
345
fanbeit. 3ur 3e^ ©regor'ä III. ftanfcen Port fdiott brei
Älöfier: ein bem ©. Sofjann unb fßaul geweihtes, ein Älofter
beS <3. Sflartin, unb baS bcS älteren ©tephanuS mit bem
3unamcn Gata:©alia = $atritia, ober fälfchlich auch Gata=
SJarbara^atritia, loie oielmehr ein anbered Älofier bes
jüngeren Stephan ju nennen ifl. 1 ®er ißapft ©tephanuS II.
fügte ihnen ein viertel hinju ; fein 9Iame rnirb nicht ge--
nannt, eS führte aber H'al;rfcbeinlicb ben Xitel ©. £i;ecla
ober .^erufalem. GS loirb if;m auch eine Grneuerang bei?
2ltrium$ jugefchrieben, unb ber 58au eines ©lodenturmS über
ber 33afilifa, ben er mit ©olb unb ©über überjog. $ieS
märe ber erfte eigentliche ©foefenturm in 9iom. 2 GS fdjeint
gemif?, bafi man Xünne neben ben Sajtlifen ber ©tabt im
achten ^afirbunbert ju bauen anfing, unb nodb h«wte fiebt
man manche, bereu tüereefige, unoerjiingte ©eftalt mit ben
1 An»»:. Vita Gregor. III. n. 194. Panvinius de Baad. Vatioan.
III. c. 8 im Tom IX Spirileg. Komau. git't bie 9tamen brr Älifflre
nodb rin« SWarmoriufcbvift ©reger’« UI. au« feinem Cratovium. 6« ift
jene eou be SKoffi berau«gegcbene (in ben «lue doeum. inediti Tavoln 11).
ÄuSfilbrli* bauten ueu tiefen AlSftern GaitceUieri de Secretariis uovae
B. Vat. p. 1484 sq. Jen fRamni Cata Galla Patricia erttärt man
au« einem ©nmbflüd ber ©alla, To*ter be« fatriciu« Summadiu*,
melcbe am @. fetre al« SJtonne lebte. 3* betätige bie« tur* bie meint
au* etru-ütreneu Angaben be« Clironicon Beuedicti eom M. Soracte,
tuet*« bie« um ba« 3abr 10**0 ju erpibieu weiß: ad omnipotentes Dei
servitium aese apud b. Petri ap. accclepia in monasterio tradidit.
1 ©rfanniti* wirb bie erfle Jlmvenbung ber Äinbengloden bem faulin
een 9iola gigef*rieben. sJii*t eor saec. 7 teareit iubefj bie gregen ©loefen
in ©ebrau*. <2. ©areniu« ud anu. 614. Kuboeit in Vita S. Eligii
anno 650 nennt Campanae; ebenfo ©eba um 700. SRan fagte signa
pulsare ad tnissam publicam. 3* finbe au* tangere, im Ordo
Rom. I. beim tUIabillcu II. p. 19: media nocte surgetidum est, et
tangitur signnm. Xie 2)iüu*e l<rau*ten bie ©loden feit 740 allgemein;
f. 3ob. ©apt. Cafali de profan, et »acris veter. Kitibus Roraae 1644.
p. 286 sq.
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340 Stiert« ©uch. Xritteä Sapitel.
römifcben ®ogenfettftern nebft bcn Heilten Säulen, bie fie
teilen, fdbon beut achten ober neunten ^abrbunbert aitgebö=
ren. Stit bem ®au ber Zürnte aber tourbe baö princip
Per alten ®afilifett öerlaffen, unb ein rafdjer Stritt ju
bem romanifdjen Stil ber feubaleit 6pod>e getban , melier
bie Stürme oorjugstocife eigen finb. Sie entftanben auch bei
Älöftcwt unb &ird;en jum teil fdjon au<3 bem ®ebürfiü& ber
®efeftigung, unb feit Garl bem ©rojjen fprofeten in 9tom
allerloegen türme auf, Bauten, bie baö Altertum nur jur
Sicherung ber Stauern unb torc angcioeuöet batte. 1
Stepban toirb enblicb bie ©rünbung ber lange $eit be=
rühmten Gapcllc ber S. Petronilla neben bem S. Peter ju=
gefebriebett. tiefe .^eilige oerbanfte einer trabition ibr aud=
gejeiebneteö Slnfebn in Som: bie arglofc Stimme b es Bolfö
fagte bem Slpoftelfürften nach , baff er eine fleifcblicbe tod;ter
erzeugt butte, bie oon feinem eigenen Samen Petronilla gc=
uanut tourbe. 5)a3 fc^ötic Stäbchen rührte bas ^erj eiltet
jungen unb ebeln Reiben glaoiuS; er begehrte ihre .§aiib,
aber bie Jungfrau forberte brei tage Pebenfjeit, loelcbe fie
im ©ebet hiubradite, bi« fie ber plöplicbe tob erlöste. '* 3(?re
Reiche tourbe an ber arbeatinifebeu Strafte, eine unb eine
halbe Stillie oor bem lateinifebeu tor beftattet, auf bentfelbeit
Gömeterium, too and) bie Zeitigen Gunud;en SerouS unb
2l<billeuö, täuflinge bes 2fyoftelfürften, begraben lagen. 2lbcr
1 $?on bem Ölodenturm ©tephott’® oni ©. tpeter berichtet ber C<m1.
Früher, unb Thunn. II. bcs Lib. Pontif.
* Staroniu« sd ann. 60 rrttet ©. ‘Petra« oott einer natürlichen X echter,
aber ba« Breviar. Roman, betäubtet fie. 3(jr geft tt'irb am 31. Diai
gefeiert. petrn« fett feine Xcdjter felt'ft begraben unb auf ihren ©arfaphfS
gefebriebett haben: aurrne Pfctronillae filino dulcissiniae. Xertiilliau unb
•‘>ieromjmn# fpretpen reu feinem Söeibe.
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• 3)ie tia pelle ber g. 'fktronilla 3 47
cö führte beit Hainen von Petronilla, weiter fdwit früh eine
Äirdfe bort erbaut warb. 1 3U ©regor’S III. $eit loar bie
Perehrung ber Pocbter petri fcfjr groß, unb cnblid) be=
fc^Ioß Stephan II. it>r eine prächtige Gapelle neben ber
SBafilifa ihres Paters ju erbauen, worin er ihren Üeidjmam
nieberlegen wollte; beim ba ber Prabet bes Petrus, 2lnbreaö,
bereite eine prächtige Gapelle bafclbft befaß, modite man aud;
ber Sbdfter beS Ülpoflelfiirflen eine gleite gönnen, um fo
bie ^eiligen gamilfenglieber neben einanber ju verfammeln.
Stephan wählte bafiir beit Crt, wo ber Äaifer |>ouoriuö bas
'JMaufoleum fjatte errieten laffeit, welkes bie Slfdje feiner
grauen 3Jtaria unb Sliermantia umfehloß. 3)iefc ©ruftcapclle
mußte bereits verfallen fein, unb fo errichtete Stephan bort
eine innen acfitecfige, außen raube Gapelle für feine iicilige.
Sie holte eine iupe von 55 Palm, eine Breite im £)urtfp
ineffer von 75 Palm, war gewölbt unb enthielt acht Gapellen
unb cbenfooicl 2lltare. -1 3lber Stephan ftarb über bem Pau,
Paul weihte ihn furj vorher, che er felbft bie patheuftelle
bei ber priitjeffin ©ifela übernahm.3 $ieS Heiligtum war
1 lieber ba« ttiSnietcrium ber 8. ©etrMiilla f. ©elbetti Osscrvaz.
sopra i Cimilcri de’ SS. Martin II. c. 18. p. 551. — SBunberiit »Mi
ber Vampe ber 8. ©elrenitla wirb frpon um GOU angeführt; c« beißt im
©evjeithitiß fcld)er Cele beim 'JDfavini "ßapirt ?e. 8. 208 gerabeju : See Pe-
tronillae filiae Sei Petri Aposto . . .
* Ter Crt be« ©au’« wirb im I.ib. Pont, SRofilitrt genannt, b. b.
ba« 'l'iaiifoleum (Sevcrsno le 7 chiese p. 92). (SnnceUieri de seeretnr.
Vetcr. Hiis. Vatienn. bat biefer Shmbtiicb« eine lange unb gelehrte Sb«
banblung gewibmet unb mit ßntftbiebenheit Berneint , baß fie au« bem ge«
fabelten Zempel be* SpoUo entftanb.
■’ Infrn autem sacrati corporis mixiliatricis veslrae B. Petro-
nillac, fjuae pro laude aeterna memoriae uominis vestri nune dedi-
eata dinoscitur. Cod. Carol. XXVII, bei Genui XIII. 3<h rate beueu,
welche bie geiflliipe ©aterfchaft be« 8. 'fietru« behaupten , biefe Snficht burth
bi« ©ejiehung auf ©aul’« geißlitpe ©aterfipaft Bott Oifela ;u mtlerftii^en.
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318
Vierte* 4?ud). Stritte« Captld.
auSbrüeflieb jum fttubm von ^ßiptn , beut 2lboptivfobn ber
Äirebe ober beS g. IJietruS geftiftet Worben , weshalb uoeb in
fpäteren 3«itön bie ftönige grattlreicb'S bett ^atronat beffelben
führten. $)ie Seiche ber ^»eiligen tourbc baritt nicbergelegt,
t
unb bieS gefebab ju ber 3e>G als ^aui viele Äatafomben
fRotn’S, bie von ben Sangobarben wäbrenb ber Selagerung
übel jugeriebtet worben waren , erneuerte, (rr liefe eine grofee
3abl von tobten .^eiligen in bie Stabt febaffen, um fte bort
unter bie ftireben unb .UI öfter ju verteilen. 3iotti erfcfeoll Siodbeu
unb Monate lang von ben .övmuen ber ^rocefiionen , welche
biefe ^bäuerlichen 3üge begleiteten , unb bureb bie Store fameu
Magen nach Magen herein, bie mit Scftabelu unb Jtnocfeen,
ober mit Sarfopltagen belaftet waren. $iefc bunfeln Scencn
tuerfett einen tiefen unb gefpenftifdien Schatten über baS ba=
malige Mittelalter SRom’S, uttb aud? bie lebbaftefte 6inbil=
bungöfraft barf nicht hoffen, ihrer Jöirflicbfeit nahe ju Fom-
men. ®ie Stranölocation ber lobten SRom’S machte in ber
Sielt Sluffebn; ba$ Verlangen ber fernen Söller in Gallien
unb Germanien würbe bureb Berichte aufgeregt, unb bie
Singeln, grauten uttb 3)eutfcbeu faitbten Soten nach Slom,
einige Steile von jenen Schaben ju erflehen. .Uno eben von
Stömern, bie Ueberrefte von Menftben jebcs Staube«, Sllters
unb Siefens wanberten in bie tiefen Siilbniffe Germanien’^,
um mitten in jenen SJälbern unter Älofteraltäre verfenft
unb mit 2lnbacbt verehrt ju werben, wo bie Gebeine ber
Segionett beö SaruS unb beS SDrufuS moberten; unb über;
baupt war eS eine feltfame Sianberung ber römifchen Job=
ten im Sbenblanb. £a$ menfcblicb feine Gefühl ber Grie=
eben würbe ficb vor biefem Scbaufpiel entfett, unb ber
flarc Serftanb ber alten Slömer es verachtet ober nicht
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Ta« Älcfier 8. Silvestro in Capite. 310
begriffen haben. Unb auch mir eiten Pon biefen Reichen gern
hinweg.
©aulud ftiftete im ^ahr 761 ein nadwtals berühmtes
Äloftev, bad nod; beute in ber »icrten Siegion Colonna unter
bern Sianicn 6. Silbcftro in Gapite beftcbt. $>iefe ©cgenb,
iitt Altertum jur fiebenten Siegion SBia Sata gehör eub, mar
bamald fc^on einigermaßen angebaut: fte tag an ber ©ia
glaminia gegen bad eigentliche SRar&felb bi«/ unb ed fcheint,
baß fidf bie Sueuflifcben ©arten bed ©inciud hid bort hinab
erftreeften. ®ie verbrochene Söafferleitung ber 2tgua ©irgo
burdbjog biefe ©egenb. 1 .gier fianb bie Pätertidje Söobttung
©aul’d; fdjon fein ©ruber fotl in igr ben geitigen Sionpfiud,
Slufticud unb ©leutberius ju Gbren ein .Vt [öfter angelegt ha-
ben, unb ed ift fegr mahrfdieinlid; , baß er aud Grfenntlichfeit
gegen ©ipin toie aus 3)anfbarfeit für feine ©enefung im
Älofter be i 6. $>ionpfiud bei ©am biefem geiligen ein dbn=
lieget in ©om ju errieten unternahm. 21 ber bie römifefte
Üegenbc mochte ben erften ©ifdjof oon 3ttgeu unb angeblichen
Stpoftel non ©arid ober granfreid? baraus oerbrangen , unb
ben S. SDionpfiud 2lreopagita in ben heiligen ©apfl biefcd
Slamend berwanbetn, bem eine Gapelte in ber Üloftcrfirdfe
geweiht mürbe, ©aut PoHenbete ben ©au feines ©ruberd
unb nannte ihn bann nach ben 3Wei heiligen ©äpflen
1 ®tr 9Müiidi ©enebict ccm gerade fcefdjrnbt im 10. saec. bie Vogt
fo : Stephanus — cepit liedificare donium tcclesiam; in onore S. Dio-
nisii, Rustici et Heleutherii, in hurbe Roma, juxt« via Flammen,
et ereio (horologium bc« Aitgufl?), nun Ion ge ah Agusto, juxta
forma« «pccies decoruta, sicut in Fnincia vidernt. Mon. Germ. V.
c. 20. Aguflo ift Ki« [Dtaufcfeum be« Auguflii«, U'elcpc* olfo ftficn im
«aec. X Agofla genannt »erben medpte : f pater bieg e« Aufta. 34 lege
©etuic^t barauf, baß ©enebict bie ©rünbung Step&au’« mit [einem Aufent-
halt in grantrricb Wrbinbet
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350 tpierte» 8utb. Sritte» (Sapiiel.
Stephanus unb Silvefter. 3n ßlofter aber fe$te er
griechifdw 'Hiöndic, vietteidjt vom Orbeu be« Safiliu«. 1
$)a« .«(öfter fßaul’S führte übrigen« verfdjiebene Flamen.
Gs hieß and) ©. SMonvfii, nnb Gata pauli, weil e« neben
ißaul’3 SBohnung errid&tet Worben war, unb inter duos
hortos. Seit bem bretjelmteu ^a()rl)nnbert würbe e« in
Gap ite benannt, weil ba« .{jaupt Johann’« be« Käufer« nad)
mclen Uüanbcrungen burd) bie Sauber ber Grbe, wo e«
reichli<$ Seile von fid) jurilcf liefe, julefct in biefent Jfloftcr
feftgehalten würbe. 2
3. *paulu8 I. flirfct im 3uni 767. llfurpation be« Sup Soto unb feinet
Srüber. Ser 'Pfeubopapft Conflantin. (»egenteoolution in Stern. ttbri<
ftepboru» unb Sergius überrumpeln fRcm mit lattgebarbifcbcr fMlfe. Sie
i'angebarben fepen libilippu» im Pateran ein. ©tcpbaii III. trirb 'ffapft.
$er ißapft ißaulu« ftarb am 28. 3uni 707 fm .«(öfter
bei 6. ‘^aul vor b.n dauern, wohin er fich unbebaut vor
ber großen Sotmnerhifce jurtirfgejogen batte. S)ie Zapfte
jener 3eit befaßen noch feine (paläftc auf ben fühlen Sergen
ber Gampagna, unb es bünfte ißaul ber 2lufenthalt bei jener
Safilifa eine Grfrifchung , obwol bie ©egenb (fie wirb heute
1 Utii el llonnchorum congregntionem constriu-ns, G raecoe
modulationis panlmmliue Coenobium osse derrevit. Anast. Vita
I’nuli n. 260. Sa» Jlrdjio Bon S. gitoeflro bewahrt bas Stiftung»
biplom, ein poeifcfjiaftr» Pergament, Botlftänbig abgebrucJt beim Pabbe
Conc. VIII. p. 445 sq. lieber biefelbe Äirtpe feprieb ausführlich, boeß
lmtritifd) Garletti Hemorie storiclie criticbe. Rom. 1795.
3 Sa« Stoßer rühmt fiep auch be« ®ilbnif[e« Bott ßbeffa. fDtert*
miirbiger ifl inbefi eine auf bie Säule be» «ntenitt bejiiglicbc fDtarmerin-
ftprift Born 3aßr 1119, auf bie idj jpäter juriuftemme. — Ser Lib. Pont,
ftbreil't 'Paul ben 8au einer girtbe ber Spoflel 'pelrus unb 'pnulu« neben
bem Sempef ber Stoma an ber 8ia Sacra jn. Sie muß bort gefianbett
haben, too jept bie ©. grancesca Stomana unweit be» Situ»bogett«, in
ben (Ruinen be« großen Scmpel« ber 8enu# unb Stoma fiept.
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UfuTpation be« Icto unb Conflontimi«. 351
von beit Senebictinern Währenb bee Sommers als töbtlid;
geflohen) fdpon bamals uitgefuitb war. ©in giebcr raffte tfm
hin an ber SBigilie beS ^efteS ber Spoftel, unb weil bamals
SRom von Stumult erfüllt war, ftarb er non allen ver=
laffen, außer non feinem getreuen SpreShpter Stephanus. 1 * 3 * * *
Sein Job würbe »on einem Steile bes SBoIfd aufrichtig be=
trauert, ba er ein Pfleger ber Äranfen, ber Sinnen , ber &e-
fangenen gewefen War, unb man fagt, er befugte in Sßetfoit
heimlich -JtachtS bie Äerfer, um jum Stöbe verurteilte 3Jer=
bredier ju befreien — ein beweis, bafi ben SjMpfteu gegen-
über bem weltlichen ©ericht baS SöegnabigungSrecht juftanb.7
spaul’S £eid;e würbe in Gilc unb ohne alle gormlichfeit in
S. ißaul beftattet, aber nach torei ÜJlonaten auf bem Jiber
nach bem S. Steter gebracht; unb bort in einem Oratorium
beigefeßt. Welches spaul ber Jungfrau SDlaria juvor erbaut,
unb Wo }U ruhen er felbft gewünfeht I;atte.
Stic höcfift ftünnifchen Greigniffe nach SpauI’S Stöbe jeigten
nun bie folgen von ber weltlichen Stellung bes spapfttums, von
ber Befreiung Sllom’S auS ber £>anb ber SJvjantiner unb £augo=
barben, unb enblich von ber vermehrten 9)iad;t ber Dptimaten.
Stie weltlichen Glemente in 9tom, lange 3cit in einen tiefen Schlaf
verfenft, erwachten wieber jum SBewufjtfein, als bas spapfttum
eine irbifche ©eftalt annahm unb feine .fpanb nach folchem SBefiße
auSftredte. S£)ie SRömer, Slbel wie Bürger, waren unter ben
1 Omncs eum derelinquentes, nisi ego, fo fagt Stffbau III. im
Concilium Lateranense ann. 769, «1. Ccuni Koni. 1735, p. 4.
3 Sed et carceres, atque nlia clauatra jier i ndem noclium seereta
viaitabat. Et ai quoa ibidem conveniebat rctruaos a mortis eruens
jiericulo liberoa relaxabat. Anast n. 258. £<Sj}lri<$«tt befreite er oft
burcf) Uoelauf €($ulbiirr n jugo servitii: tt bauert e ba« <Kt$ulbgcfe(}
alfo fort.
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SJitrtf« Süu$. Kapitel.
;y>2
Waffen, welche fic mieber ju ihrer iBcrteibigung gegen £ang&=
barben unb ©rieeben ergriffen batten, jum ©efiihl ber Äraft
gefomnten , unb bas 53ebärfnij? nad; politifdjer ©elbftftänbigfeit
unb eigenem Regiment machte fid) bie unb ba offenbar, ©eit
biefer 3eit gibt es eine ©efchid^te ber Sriftofratie in ber fo=
genannten SRepublif fHont; bie innern gehben ber ©tabt, bie
Kämpfe beS ißapfttumS mit bem 9lbel berfelben ober mit ben
Maronen ber ßampagna nehmen nun ihren Anfang, unb bie
ißäpfte fahen fi<h gejmungen, bem miberftrebenben 5Rom bie
grembherrfdjaft eines XominuS ober Imperator aufjulegen.
Äaum loar bas ©erüdit oerbreitet, baf? man beut '|tapft
$aul bie 2lugcn jubrüdfc , als eine mächtige unb ehrgeizige
SbelSfamilie ihre ifilänc auf 9lom unb ben ©tut ^ctri aus
jufübren eilte. 3hr -Oaupt ttar ber ‘Dur £oto, beffen dlamc
langobarbifche 2tbftammung ju oerraten fdfeint. (£r mar aus
dlepi gebürtig, befaft bort unb in ber tuScifchen £anbfdjaft
überhaupt reiche ©üter unb oiclc Colonen, aber auch in
9lom einen ißalaft. 3Me meiften großen gamilien ber Stabt
hatten mahrfd;cinli<h f<hou fefte ©düöffer in ber Gampagna,
unb micberum fauften bie l'anbbaronc, ju benen Üoto ur=
fprüitglid) gehörte, fich ^Jaläfte in ber ©tabt. Wenn mir
einen 3Micf in einen römifchen ißalaft beS achten 3abrhunberts
merfen fönnten , möchten mir leicht über feine rohe Schmuck
lofigfeit erftaunen. 3)ie fchönen 93ibliothefjimmer mie bie
sbäber maren oerfchmunben, unb bie uermilberten grauen
aus ber gantilie Joto’S ruhten nid;t nachläffig auf inbifchcn
ißolftern, über Dieben unb Wettrennen fich unterhaltenb;
ihre Wentächer maren nicht mehr mit bem foftbaren 9ieij
orientalifdier ©efäjfe unb Dieubel, fonbern mit fchmerfälligem
©erät ernfter ober bijarrer gorm erfüllt, unb bie Wänbe
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lljurpatimi tcü lote mit (fcnflaittimi*. 3.»3
mit bfijtcrn .ipeiligcnbilberit bebeeft, mäbrenb fie felbft non=
licji^aftc l'iatroricngoii'änber trugen, bereit golbbrofatene
Schmeve fie feierlich umhüllte. ÜJiancbe ber ijjaläfte 9tom’«
jeigteit freilich ltocfi bie Spuren ber tBorjeit; bie Erinnerung
an bie früheren ilemohner, bie Eetbeger, CDecier , Ißrobi,
SJtapimi mar jur .§au«fagc gemorben, oielleicht an biefe«
ober jene« alte ^antilietuSliarmorbilb gefnüpft , unb bie
^aläfte felbft, 9tom’« Dtctamorpbofen mitmachenb, mären hie
unb ba juklöftern, ober ju töofpitälern, ober in burgartige
Sohnuttgen »ermanbelt, in beneit ein brutale« ©efchlecbt hon
smeifelhaftem Stamm fein SBefen trieb.
9)tit feinen trübem Gonftantin, ißajfiou« unb ißafchas
li« einberftanben , hatte nun Soto, ehe noch 'tytul geftorben
War, feine Scute au« 9icpi unb oielen anbern tu«cifchen
Orten jufammengerafft , er mar in 9iom burch ba« Sor be«
S. ißancratiu« cittgebrungen , er hatte fief; in feinen fßalafi,
melchen bie bemaffneten Sanblcute umringten, gemorfen. .öicr
ermählte er mit feiner Partei am 29. 3uni Gonftantin jum
fßapft, unb eilte ben föruber unter bem (Geleit feiner robuften
Gampagnolen in ben lateranifchen ißalaft ju führen. Sie«
gefchah nicht ohne Scencit räuberifcher ©cmaltthätigfeit hon
Seiten ber milben Schaar, unb 9lom mürbe oon Schrecfeu
unb Sumult einer füllten Ufurpation meltlicher Statur erfüllt.
Sic unerhörte Frechheit mürbe noch baburch mmehrt, baß
Gonftantin Saie mar; aber Soto jrnang ben Sifchof oon
^Sränefte ©corg, meldhen er eilenbs nach bem fiateran holen
ließ, feinen Skuber in einen Glcrifer ju oermanbelit unb ihm
in ber Gapelle be« S. Saurentiu« miber aüe cattonifchen
Sßorfchriftett nacheinanber bie 2Seiben eine« Subbiaconu« unb
Siaconu« ber Äirche ju erteilen. 3t ie mar eine Wetamorphofe
0rtqetc»iu«, 0<f<$t4tc ttt Statt 9irm II. 23
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3">4
Vierte« 4>»d). Trittt? (Japittl.
fdjmctter ju Stanbe gebracht : ber erwählte ijlapfi liefe ftcfe unter
bent Sdfrecfen ber ©affen feines ©rubcrö fofort bcn gib ber
Streue bon ben Stßmern fcbwören , er 30g hierauf am Sonntag
ben 5. guti mit ben bewaffneten Stusciern nach bem 6. ißeter,
wo berfelbe ©eorg, nebft ben Sifdiöfen GuftratiuS bon 9IIbano,
unb GitonatuS bon ißortuS ifm feierlich orbinirten.
So nahm ein tonfurirter l'anbbeftfcer ber Gampagna ben
StuI ißetri ein, ben er ein gahr nnb einen SRonat lang
behaupten burftc. Seine gewaltfamc Grabung wagte in
3fioin niemanb 311 hindern, noch wirb bon einem Ginfprudf
eines fränfifd)eu ©oten etwas bernommen; bielmebr bic 3;f;at=
fache, bafe ein bamals anwefenber ©efanbtc ber grauten
ruhig als öote mit bem erften Schreiben Gonftantin’S nach
grancten abging, unb ferner biefe, bafe fo(d)e Senbboten
nur. borübergehenb in 3t om erfchienen unb oft bom ißapfte
felbft berbcigewünfcfit Würben, beweist wie fein ber Äönig
ber granfen unb IßatriciuS ber Stömcr bie Stabt ihrem eig=
nen Regiment überliefe, ©ährenb ber gattjen $>aucr ber
Ufurpation wirb überhaupt nichts bon einem Ginfcbreiten
ißipin’S ober bon ber Senbung eines 33ebolImädhtigten gehört ;
es finb bie römifdjen Parteien felbft, bor allem bie erften
©ürbenträger beS päpftlidjen ißalafis, bie allein banbelnb
auftreten. 1
SDer Ginbringling Gonftantin fafe jeboch taum auf bem
StuI ißetri, als er es nötig fanb, bie ©uttft ißipin’S 3U
1 Xitje Umflünbt fprecf>en gegen eine birecte t?elitifctie @eh>alt be«
^ktriciu« 'fCipin über 3?om. Slußer btm Lib. Pont iji für biefe (Sreigniffe
bae &b<$ß merftuürbige gragment btt Sieten be« t’atcranifc^en Concii« Bom
3abt 769 ju benufcen, juerft Bon (Sojtt. Cenni berau«gegeben, unb BcO«
fläitbig abgebnicft in SKanft’« Suppl. Concil. T. I. p. 642 sq. SJoit
Xoto beißt e«: quidam Nempeaini oppidi ortus Toto nomine etc.
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(S«flfnr«oluliou unter Sliriftcpboru# unb Sfrflui». 355
gewinnen. (fr jeigtc ihm, mie fein Vorgänger, bod; mit
einer gemiffen unruhigen unb flebenbeu ©eberbe feine (fr i>t-
bung an unb bat um bie gortfe&ung be« freunblid^en ©tbufc--
berbältniffe« ju fRont, inbem er jugleid) berficherte, bafi er
nicht minber als feine Vorgänger alle treue Grgebenbeit bent
$efenfor ber Kirche unb neuen SJtofe« betoabren toerbe. (fr
fagte ihm, bafs er nach fßaul’« 2"obe bom ©olf ber Körner
unb ber umliegenben Stabte ju beffen ÜRachfotger geroäblt
fei, aber er berfcfrtbieg bie Umftänbe feiner Erhebung. 33 a
auf bie« Schreiben bon ißipin feine Slntloort erfolgte, lieft
(fonftantin ein jtoeite« abgebtt. 33ie unglücflicbe fßuppe feine«
©ruber«, ber ibm bie iotifur batte geben taffen, um felbfi
be« roeltlidben Regiment« in Korn fiel? ju bemächtigen , ftieft
ängftlicbere Seither au«. 6« toar eine (;albe Söabrbeit unb
bie 2lfmung feine« fcbredlichen Untergang«, h>enn er fdirieb:
„burd> ungeftiime ©etoalt fei er, oon unzähligem einmütigem
©olf, gleichfam toie bon einem ©turnt auf bie fürchterliche
.§öbe be« (ßapfttum« gefchleubert toorben."1 Gr erneuerte nun
in biefem ©ebreiben ben pffic^tfch»ulbigen ?lu«brutf ehrer-
bietigen ©rufje«, unb bitte ben König betten nicht ein £>br
*u leiben, rucld^c etwa ^nachteilige« bon ihm berichten foH=
ten. 3)De* feiner ©oten, Gbriftopboni« ein ©reöbgter, unb
ber ÜRotar Knaftafiu« gingen mit biefem ©riefe ab, boeb
e« toirb nicht gejagt, ob eine äntmort ©ipitt’« nach Korn
gelangte.
33ie SReaction gegen fo unhaltbare .guftänbe ging bon
' Ex improvisii enim violentia, manu a popujorum innunie-
rabili concordantium multitudine, velut valida oura venti raptus,
ad tarn magnuin et terribile Pontificatus culmen provectua sum.
Unde aicut nnvis aequoreia proceJlia fluctuatur. ita ego infelix etc.
©eibe ©rieft ffonftantin’6 im Cod. Carol. 98. 99.
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356 SJifrtW SÖutf). Tritt« (Eapitct.
bom crften Beamten ber tt Hebe aus. GhriitophoruS »rar
unter »Paul »primiceriuS ber Notare unb GonfiliariuS getwefcn,
baS Reifet fein erfter Aianjfer ober fein StaatSfecretär nach
heutigem SluSbrud ; «ergebend batte er beu planen Joto’S
lwiberftrebt , bann fid> mit feinen Söhnen an ben £auptaltar
beS 6. »Peter gepustet, wo if>m Gonftantin mit feierndem
Gib baS Sehen, unb bie Freiheit bis Oftcrn in feinem .öaufc
ju twobnen, jugefagt batte. 1 $)a er ben Ginbringiing nidbt
als recbtmäfjigen »Papft betrachten burfte, füllte er ft<b als
ben erften SOtann 3tom’S, toeldiem bie Leitung ber Äircbe
twcibrenb ber Vacanj oblag. Sein Sohn Sergius batte ju=
gleich bie bebeutenbe Steile beS SaceilariuS ober Sacriftan
befleibet, unb beibc SJiänner werfdnworen fid) mit anbern
Moment jujn Sturj beS UfurpatorS. Sie heuchelten Sebn=
fucbt nad) bem SOiönchSftanbe ; Gonftantin, arglos ober
froh fte loSjutwerben, traute ihrem Schwur: er gcftattete
ihnen 9iom ju werlaffen, um f«b, »wie fie fagten, in bas
Älofter beS S. Salwator hei SRieti jurücfjujicbn. 9lhcr biefe
SJtänner nahmen bort nur febr flüchtige 9iaft, fie eilten ju
SheobiciuS bem .öerjog won Spoleto, unb in beffcn Ve-
gteitung »weiter nach »pawia.
®efiberius hörte bie .»Hagen unb Bitten ber Verfd>»oo=
reuen mit Vergnügen, er erflärte fich bereit, ihnen jur
Ueberrumpelung Sont’S SBaffen ju Ieibn. Gr gab ihnen ben
»Presbyter SBalbipert jum Begleiter, in ber geheimen 2lbfid)t,
baf» biefer in 9t om nach Gonfiantin’S Vertreibung für feine
»Pläne thätig fei, unb mit einem $eer häufen won 9teatinem,
gorconinern »mb anbern Sattgobarben Spoleto’s, jogen Ser=
giuS unb 2öalbipcrt gegen bie Stabt. 3br Unternehmen hatte
1 ätfan te|( bie be)eii$netm Steten jene« dcncile wm 3abr 769.
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©egenreMluticn unter (Sftriftrpbonie uub (gergiu*. 357
etwas StumuItuarifdheS, unb ber bewaffnete |>aufe, bett fie
führten, wirb jenem geglichen haben, mit bem jubor £oto
3tom Überfällen batte. 2lm Slbenb beS 28. 3uli 768 er*
fdhienen fie in ber 3täi;e ber Stabt, wo fie borfidhtig bic
©alarifdhe 23rücfe befeßten ; am folgenben Storgen marfcbirten
fie über bie Sülbifcbe Sriide nnb riidftcn bor bas 2"or beS
©. IßancratiuS. $ie bortige iilacbc, welche boit beS ©ergiuS
Stitberfcbroorenen gewonnen mar, öffnete ben Giulaß SBe*
gehrenben. 21 ber bie l'angobarben faßten furcbtfam auf ben
Stauern feften $uß unb mochten ben ^anicuIuS nicht ftcrab-
fteigeit. 1 2luf ben 3t uf, geinbe feien in ber ©tabt, eilten
$oto unb ißaffibus nach jenem £or, mit ihnen ber ©ccun*
biceriuS SDemetrinS unb ber ©hartulariuS ©ratiofuS, 9Jtit=
berfdjworene unb Verräter. Gin riefiger Sangobarbe 3ta<h*
impert ftürjte £oto entgegen, erlag jebodh ben fräftigen
Streichen beS #erjogS, unb bie Sangobarben bie ihn fallen
fahen, ergriffen bereits bie flucht, als jene beiben Verräter
£oto bon hinten her mit ihren Sanken burdhbohrten. ®a
floh fPüffiwiS nach bem lateranifchen ißalaft, feinen 23 ruber
ju retten, weil ihre ©adhe berloren mar. 2)er jitternbe Gon-
ftantin flüchtete fich mit ihm unb bem ©ifdjof Sheobor, fei*
item SBicebominuS, in bie Saftlifa beS Sateran: fie fdjöpften
Obern am £aufftein neben ber Gapelle beS ©. IßenantiuS,
fprangen tbieber auf, ftiegen in baS Sßeftiarium beS $a*
lafteS, bann berfchloffen fie fidh im nahen Oratorium beS
©. GäfariuS, too fie ftunbenlang um ben 2tltar gefauert
1 Per muros civitatis cum flammula ascendebant, metuentes
Romanum populum, et nequaquam de Janiculo ipsi Longobardi
aiisi sunt deacenderc. n. 268. X'K flammula, fagt SJignoli in ber
9tote, war ein purpurrote* gelbjeitßen, unb er erinnert an bie Criflamnte
ber franjüfiftben ÄBiiige.
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358
Vierte* '-Bild?. ®rittrt liaV'itcl.
/ 1
faßen, nwfyrenb ber ißalafi Dom 2änn ber 'löaffen uitb Dom
©efeßrei ber Suchenben toiberhallte. 3)ie ^ubiceä ber römi-
fcheu SDlilij jogen bie ungliidlidjen 'Diänner aus ihrem '-lter=
fted, unb unter ber ^ufage bei SebenS nahmen fie biefelben
in ©etoahrfam.
aJlitten in biefem Jumult oerfammelte Söalbipert, oßne
beS Sergius SSiffen, bie langobarbifcbe Partei unter ben
Uiömern. Gr ftellte einen Ganbibateit pr ijiapfttoahl auf,
er jog mit feinem Stn^ang ohne '.Weiteres nach bem M^fter
bcs S. ®itu8 auf bem GSguilin, Don too er ben ißapji in
ber ißerfon beS IßrcShpter Philipp heraus f;o!te. 3)ie er>
ftaunten fHömer faßen eilten neuen ißapft narf? bem Sateran
führen, unb hörten bie ftingoharbett rufen: ißßilippus Sßapa,
ber heilige IßctruS bat ihn erioählt. 3m fiatcran fanb fieß
febned ein IBifdßof, toelcher Philipp mit ber üblichen ©ebet--
formel fegnete; ber 'Jieuenoählte ließ fich breift auf bem
päpftlicßen Stule nieber, unb nachbem er beit Slntoefenben
bie Senebiction erteilt batte, lub er fie ber Sitte gemäß jur
Jafel, an toelcher forool mehre äöürbenträger ber $ircße, als
Optimaten ber ÜJlilij bemerft tourben. ®ocß p feinem litt-
glüd langte eben jeßt ber ißrimiceriuS GhriftophoruS, aus
uttbefannten ©rünben ft<h oerfäumettb, Dor 9iom an, unb
toie er bie 5üaßl ^ßilipp’s Dernomtnen hatte, fdhloor er nicht
eher bie Stabt p betreten, bis nicht ber freche ißreSbpter
auS bem Ißatriardtium oertrieben fei. Jie rötnifche Partei
faßte ÜKut, es toftete bem Gbartulariuö ©rattofus feine
si)lühe, Philipp P befeitigen; man fah ben ipriefter mit bt-
ftürjter Jemut bie kreppe beS ifkdaftS herunter fteigen , unb
mit fchttellen Stritten itt fein .Vi [öfter prüdfehren.
Sltn folgenben Jag berief GhriftophoruS in feiner Gigeto
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®M1 ättvfwn’6 III.
359
fc^aft als Stellvertreter bes IßapftS mäbreub ber SebiSoacanj,
GleruS unb Siolf ju einet SBerfammlung : iE>r Socal mar
lyieber jene Stelle in tribus futis auf bem alten gorunt,
meldje in ben lebten 3eten beä Reichs einigemal burcfj SSolfS-
»erfammlungen belebt gcmefen mar.1 * * * * * $n feiner SHebe ent=
widelte ber IßrimiceriuS bie guftänbe feit bem Xobe IßaulS,
unb f^lug enblich als Ganbibaten bes ißontificats ben lßreS=
bvter Stephanu« »or. tiefer 5Dtann, be£ DlitouS Sohn,
Sicilianer »on ©ehurt, mar al$ Jüngling nach SRom ge^
Fommen, »on ©regor III. in bem neugeftifteten Älofler beS
S. GhrpfogonuS als Diöncb aufgenommen morben, unb batte
fobann unter beffcn Nachfolgern im lateranifcbeu ißalaft als
ibr .§au«beamter gebient, ißaul habe in feinen Sinnen ben
©eift aufgcgebeit ; bie ftrengen Sitten unb gelehrten Stubien,
bie ihm ioenigftenä fein Sebenäbefdjreiber jufcbrcibt, empfahlen
ihn oielleidbt ber ÜJlenge nid;t minber ahs jene 3)ienfte.
Slber es fdheint, baß GhriftophoruS unb Sergiuä fi<h in bie-
fern flillen SJiatm grünblicb irrten, benn ihre Greatur n?ar
ein feiner Sicilianer unb iiberliftete fie fpäter völlig. 3J?an
holte ben eiuftimmig ©emählten fcbnell aus ber Äirche ber
heiligen Gäcilia in Urasteoere, too er gerabe ba§ Slmt eines
iprcShpterS heFleibete, unb im £riumf burcb bie Stabt
geführt, nahm Stephan III. in aller jjorrn Pom Sateran
©efiß. 7
1 8icque praefatus Cliristophorus alia die aggregans in tribus
fatis aacerdotea, ac primatea cleri, et optimales militiae, atque Uni-
versum exercitiun , et cives honestos, omnisque populi Romani coetum
a magno usque ad parvum: Anast. n. 271. Sie cives bonesti fittb
«Dt jlimmfa&igen SBilrger.
* ©tepfjon III. rourtt am 1. iilugufl gewählt, am 7. Ülugufi cottfecrirl:
3affd Reg. Pontif.
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360 Statt* 8udi. 25ritte* ttapitcl.
4. Anarchie unb Xcrroribmu« in Stent. Strafgericht über bie llfurpatcreu.
Ter Sifnig ^ipin ftirbt im 3alit 76S. 5)a« latcranifdit Gencil »cm
3abr 769. 'prcefft unb Slcnirteilnng be« falftbm 'Jäabftb iSonfiantin.
Tie Spnobalbefchlüffe.
$)ie ftttlidje Barbarei, in welche 91om oerfunfen war,
enthüllte fid) nach bei- 2Babl Stephan’# III. burd) folche
Scenen ber Dache unb be# ganatiömu# , inte fic abfdjeultdier
nicht int neunten ober sehnten 3ahrl;unbert erlebt würben.
Äaunt war ber neue fßapft ernannt, al# ein .{Saufe oon
Söütenben über jene brei ©efangene ^erftürjte. Dian rin
bem Sifdjof Jhc°bor 2(ugett unb 3un9e au^/ warf ihn in
ba# Älofter i>e# S. 2lnbrea# auf bem Gliou# Scauri unb
ließ ihn bort mit ungefüllten 2Bunbett oerfdf machten. ®er
geblenbete SßaffiPu# würbe in ba# Älofter be# S. Siloefter
(in Gapite) geworfen; ben ehemaligen fßapft Gonftantin fefete
man, nach bem erfteit Verhör, bie Seine mit fcfjweren
©ewidhten bclaftet, über einem üöeiherfattel auf# ffSferb
unb führte ihn unter bem .§olmgefchrei ber Straßen in
ba# griecbifche Älofter Pon Cetlanooa ober S. Saba auf
bem t'Imitin. 1 2lnt Sonnabenb, bett 6. 2luguft, bem Sag
oor ber Crbinatiou Stephan’#, würbe er Wieberum Por bie
Serfammluug ber Sifchöfe in ben Satcran gefchleppt, unb
nach 2lblefung ber caitotiifchen 3$orfd;riften fprad) man feine
Gntfeßung au#, worauf ein Subbiaconu# ihm ba# Pom $alfe
1 Nrm Coustantinus invesor apoatol. Sedis. dura deduotus ail
medinm esset, et magna pondera in ejus adhibentes pedibna iu sellti
mulieliri sedere super equurn (ecerunt , et in Monnsterium Cella novas
corani omnibus deportatug est. Anast. in Stephano n. 27, l. ''lad)
SKartitifüi unb bem Catalogus Magnus Ecclesiar. ftanb bi ti Jilcfter grie»
tfcife^er ädiJmte bei brr .Xircbe be« ©. Saba , eine« heiligen Sbt« aus Ctappa.
bocien, ber um 532 flarb; bie @egenb hieß Cella nova unb tort befaß
("tcßot’fl bee ©roßen illmicr iljr £iau«.
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■Äiianpie in 3iont. 3()t
geriffelte Orarium ober bic Stola vor bie giiije warf.
DagS barauf erfolgte bie Orbination Stephan’S im S. 'fk'=
ter, unb es warb twn ber Äanjel ' ein allgemeines Siufr
unb Schulbbefenntuifj bes römifdjen SJolfS gelefeit, weites
ber gottlofen (srbebung ßonftantin’S nicht miberftanben
batte.
Die 9iachc fuc^te neue Opfer. Sille Anhänger bes
UfurpatorS würben oerfolgt ; Doto’S SDlörber ©ratiofuS,
nadnnals jum i'ohn unter Stepban Dur im .peer ober in
irgenb einer Stabt, 1 fiibrtc bie blutgierigen Sdhaaren Stom’s,
welche b«einftrönienbes fcanboolf oon DuScien unb ber Gant-
pagtta oermcbrte. Die römifcbc Milij felbft 30g in bie 6am=
pagita aus: ber Dribun ©raciliS <eS gab in ben i'anbftdbten
Militärtribunen) ein ißartifan Gonftantin'S behauptete ficb
bort nod) mit bewaffneter £>anb, unb wabrfcheinlich War es
Sllatri, eine buvcb uralte cpclopifche “Mauern berühmte Stabt
im iterniferlanbe, wo biefer Mann Dribun war. -i Sie würbe
1 Unitiosus tniic Cbartularius, postmodum dux. Anast. n. 'ABU.
G« gereicht beut rebenabeftpreibet Stephan’« jur et«, baß ft »er tiefen
©räuefn jurikfftpaubert.
’ Statt ter panbfeprift D. bei Diuratori : et Cnmpaniae pt-i-gentem
Alatro partom Campaniac ubi erat, Wie Iffapenccrbt in ber „©fitpupte
ber Stabt Stein im SDlittelaltet" S. 93 bemiutet. ©erabe am Sbftblufi
biefe« getiten Sanbe« erhielt ich tyipfucorbt’« nacpgelaffene 'JHaterialien,
welcpe £>err $bfler perau«gegeben hat. Sie augetorbentlitpe ©riinblithteit
reit ’Papeiicertt'a gorftpuitgen oetfpratp ein bebeutenbeg ©erf übet bie
©efepüpte 9tom’g im SÄittelalter, weint et fiep auch mit auf bas tysli*
tiitpe befthtänfte. Ser fenntnifjreitpe fDlaiut würbe iebwp am Stnfang feinet
Vaufbabn burtp ben lob pingerafft, ein Serlufl unfern äBiffetiitbaft, ben
itp im SBefonbern tief beflage; beim feine ©eleprfamteit würbe meinen ®et«
fuCp erleichtert ober beftpränfi haben. Ge jiert ben Sobten ber Sfupm, bet
Grfte gewefen ju fein, btt biefe fcpwitrige Aufgabe aitgtiff. 3tp wußte
übrigen« niept« oon feinem $lan, al« itp im £>etbfl 1862 biefelbe 3bee
faßte.
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362 SBicvtc# Sud). X rillt« Capitcl.
geftürmt, ©raciliS aber nach SRom geführt. 2llle orbentliche
©eribbtsbarfeit batte in ber Stabt aufgehört, wo bewaffnete
Sanben ber Gampagna'-jum erftenmal völligen SerroriSntuS
ausübten. Sie Gampagnolen jener lateinifchen SBerggegcnben
(beS Latium lerox), welche noch hente non bem ftarfen unb
patriarchalifchen 3JoÜ ber Giociaren ober Sanbalenmänner
bewohnt. Diel Dom ©epräge bes älteften SHittclalterS bewahrt
haben, ftrömten in bic Stabt. Gntwcber hatte fie ©raciliS
bebrüdt, ober ihr Fanatismus war in Slufruhr gebraut
worben; fie jogen beit Sribun aus bem Äcrfer, unb fich
ftellenb als wollten fie ihn in ein Alofter führen, riffeti fie
ihm unterwegs bie Slugeit unb bie $unge aus. SieS gefdhah
in ber Uiähe bes Goloffeum’S, unb jum erftenmal wirb
im iöutfi ber ißäpfte baS Amphitheater bcS Situs mit biefem
Flamen (Colosseum) benannt. Wenige Sage barauf wie*
berholte fi<h bie Scene noch fchrecflicher. ©ratiofus brang
mit einem Schwarm Don l'anbmilijen nach bem Alofter Gella*
noDa: fie nahmen ben unfeligen Gonftantin aus ber 3elle,
unb im »lut feiner 2lugen fchwimmenb blieb er auf bem
ißlahe liegen.
Sic 2But ber Stömer richtete ftch nun gegen ben
Üangobarben äBalbipert, welcher jwar Gonftantin hatte ftiir*
jen halfen , aber baS GintagSphantom Philipp auf ben päpft*
liehen Stul ju fefjen gewagt hatte. Sie geiube ber laitgo--
barbifcheu ijkrtci , Ghriftophorus unb Sergius ohne ßweifet
an ihrer Spiße, fprengten aus, er habe fich gegen baS Sieben
beS ißriniiceriuS unb anberer Uöürbenträger Derfchworcit unb
wolle bie Stabt bem SheobiciuS Don Spoleto in bie fpänbe
fpielen. Gin SBolfShaufe madhte fich auf, SBalbipert ju grei=
fen, unb obmol ber »ebrohtc fich fchnell ins »antheon
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änarcfye in 9tcm.
363
geflüchtet hatte , würbe er »om 2lltar ber Jungfrau , ihr £ei-
ligenbilb umflammernb, hintoeggefchleppt unb in ein fdheuß*
licheS ©efättgniß geworfen. 1 Stach wenig Sagen entriß man
ifjn bem Werter, warf ihn neben bern Sieg jutn lateranifchen
gelb auf ben ©oben, riß ibm Slugen unb 3unge aug unb
braute ihn nach bem «fjofpital beS ©aleriuS, wo er feinen
öeift aufgab.
Unter biefen gräueloollen 3uftänben begann Steppern III.,
welker fie nicht hinberte, feinen furjen fßontificat, unb noch
unter ihren frifd)en GKnbrücfen fchrieb er feinen erften ©rief
an bie fränfifchen gürften, ber uns nicht erhalten ift. @r
forberte fie barin auf, einige angefehene ©ifehöfe ihres üanbeS
nach 9iom ju fchicfen, wo er ein Goncil »erfammeln rniiffe.
©ergiuS, bamals SecunbiccriuS unb jugleich Stomenculator
ber Äirche, braute bie» Schreiben nach grartfreich , aber er
fanb fßipin nicht mehr unter ben fiebenben. 2 Ser berühmte
Äönig war am 24. September 768 geftorben, bie Äronen
feines geteilten SteichS hatten feine jwei Söhne am 9. October
an fich genommen. (Sari (nachmals ber ©roße) unb (Sari*
mann, beibe spatricier ber SRönter, empfingen ©tephait’S ©oten
freunblich, unb fie ließen jwölf ©ifehöfe nach 9tom abgehen
(unter ihnen auch Sulpin ober Surpin Pon 9teünS), welche
fich Slpnl 769 in ber Stabt einfanbert.
1 Eumque in teterrimam retrudi fecerunt custodiam. quae vo-
catur Ferrata in celiario majore. Anast. n. 274. Sin mit Sifengittera
oerfebener Setter, unb bie transenna ober b« Surtbgang neben bem t'ateran
jpriebt für ein bortige« ©efdngnifi. Sie cellae ober cellaria (Seiler, SBor»
rattsgewälbe) be« Saterait, benen ber Paracellariua »erflanb, werben oft
genannt.
1 Nomenculatoris officium erat couvivas invitarc, eorumque
nomina deecribere: Mabill. Mua. Ital. II. im Ordo Roman. I. p. 4
unb 13.
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3<S4
Viertes Swb. JriltfS (Japitel.
21m 12. 2lpril trat unter Stephan’« $orfifc bie latcra;
nifefte Stmobc uicler iBifchöfe Italien’« unb jener non ^rancieit
jufammen: fie befefjäftigte fich mit ber SSerbammung (Son-
ftantin’8, mit ber Unterfucfjung ber non ihm norgenommenen
uncanonifdicn Crbinationen , enblicb mit ber geftfteUung ber
Siegel über bie ißapftwahl. 1 Gonftantin würbe in ber erften
©ijsuttg »orgeführt, uitb Ghriftophoma machte ben Slnfläger.
Sie jornglübenbeit ^riefter burchbohrten mit ibren iöliden
baö arme Sdjlachtopfer, meinem einige non ihnen eiuft bie
apoftotif^en güfjc gofüfct Ratten, unb ba$ nun jitternb, bleich,
halboer hungert, mit leeren 2lugenl;ölen nor ihnen ftanb, einem
fdicufdichen ©efpenfte gleich- Unb bod; mochte er in biefem
2lugenblicf bie ewige ginftentifj, bie ihn umgab, wiHfommen
beiden. fDfan fragte ihn, wie er eö habe wagen fönnen, als
£aie ben Stul ^etri ju befteigen, unb bie Äircbe burch eine
fo unerhörte Steuerung ju fchänben. Saö röinifdhe 2$olf,
antwortete ber Slinbe, hat mich gewaltfam gewählt unb er-
hoben, eö hat nti<h in bae fjjatriarcbium bcö fiaterait geführt
ob all ber 2'ebrütfungen unb beä ©chabeit«, ben ihm einfi
ber ijßapft $aulu3 jugefügt, unb feine £mube auöbreitenb
fiel er auf fein älitgeficbt nieber, befannte fich fdjulbig unb
bat um Grbarmen. 1 Ulan hob ihn auf unb entlieh ihn,
ohne an biefem Sag ein Urteil über ihn ju fällen. 3m
1 Siebe ba« ctoi angeführte gragment beim fflianfi. auch Sabbe Concil.
T. VIII. p. 483 s q. »nag. gibt ben 3nbalt im Skfentlidjen.
1 Iia coram omnibus professus est, vim se a populo jiertulisse,
et per bracliium poptili fnis.se eleetum, atque coacttim in ljiteranciise
Patriarchium dedurtum propter gravamina , ac praejudicia illa, quae
Romano populo ingesscrat Domnus Paulus Papa. Anast. 277. JDaraue
geht herber, baß ein lei! be« Solle, ber adern bie Optimaten anfingen,
bie f>errf<haft be« Sapfl« al« ein 3e<b }u empfinben. ®te Stelle ift
bebeutenb.
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Xa« Soncil oom 3abv 769.
folgenbeu aber tmirbc bas Slerbör fortgefe$t. Tor llngliicf
lid^c flüchtete fidf gefc^icft hinter baö Steifpiel einiger SJifdjüfe,
wie be8 SergiuS oon SHaoenna unb beS Stephanus pon
Neapel (PormalS 3>up biefer Stabt unb Anhänger fßaul’S I.),
mcldbe, ebenfalls aus bem Stanb ber Saicn unmittelbar auf
ben bifdiöflicben StuI geftiegen, bennoth gebulbet mürben. 1
$iefe Söahrbeit entflammte bie SBut ber Stifter: bas ^eilige
ßoitcil fuhr poh feinen Sißen auf, unb bie ehrwiirbigen
Später f düngen bas lichtlofe unb burrfi taufenbfadje '^ein ge=
heiligte Slntliß (Sonftantin’S mit barbarifeben Schlägen, bann
warfen fie ben ßtenben Por bie Äircbentfmre. Sein Weiteres
Schicffal, feine noch lange ober furje Qual im Merfer , ift
in ein molthuenbeS $)unfel gehüllt; pon ber fyamilie £oto’S,
welche bie ©efdnchte beS SlbelS im mittelaltrigcn fHom burdi
eine blutige Jragöbic beginnt, war er ber SBeflagensmertefte.
$)ie Sunobe perbrannte im Satcran bie Sieten beS fal*
feben IßapftS ; fie faßte ben SJefchluß, niemanb foHe fortan
jum 'Jiontificat erhoben werben, ber nicht Pon ben unterflen
©raben ber Äird)e jum 2)iaconnS ober ifjresbpter Garbinal
bereits aufgeftiegen fei. Stiegen ber Pon ßonftantin orbinirten
SMfdjöfe warb beftimmt, baß alle welche unter ihnen Porbem
'fireöbpter ober SMaconett gewefen, ju biefen ©raben mieber
herabfteigen füllten, baß fie aber, wenn fie ihren ©emeinben
lieb geworben, nach erneuter förmlicher Söabl in Stern felbft
1 gergiu« rear Paie, oerflir& fein SSeib unb wart Srjbifcbof. Sr
oerteibigte fufc febr gut in 9iom, ibo ibn Stephan II. gefangen hielt : Laicus
fui, et sponsam linliui . et ad Clericatum perveni, et eognitum vobis
fnctnm eet, et dixistis, nullum obstaculuin mihi esse polest (Ag-
nellus Vita Sergii p. 424). Sr flarb im 3abr 769. Stepbanu«, Xup
ooii Neapel unt Anhänger iNom’«, wurte oom SJott jum SBifc^of erwählt;
er führt beite Xitel im Clironicon ducum Ncap. te* 'JJratilli: Stephanus
Dominus Dux et Episeopus. Sr flarb 789.
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36G S'ifrtrt ®mfc. Xrittrt Capitcl.
burcb beit fßapfl Stephan bie Gonfecratiou empfangen fönnten.
£aS ©Ieirfte foDfte mit bcn pon Gonftantin orbinirten $res=
bßtern nnb T>iaconen gehalten fein, aber feiner pon ben alfo
betätigten ©eiftlichen biirfe jemals jum Ganbibaten für ben
apoftolifcben StuI aufgefteÜt Werben . 'Baren biefe ijSreSböter
unb ®iaconen unmittelbar norher Saien gewefeu, fo feilten
fie bas geiftlidjc ©ewanb, nicht aber ihr Stint jeitlebeuS be=
halten. 2>ie Si($ung beS GencilS fehlet ein leeret über bie
Slufrechthaltung beS SJilbercultuS, unb nacfjbem bie Sieten bet
Spnobc unterjeidjnet waren, jog GleruS unb Seif, ben fßapft
an ber Spijsc, mit naeften guten nach bem S. ißeter, we
bie Sfef<hlüfje Pon ber Äanjel beriefen unb ihre 9iicf?tad>tung
mit bem üblichen gluch belegt würbe. Unb fo hatte Stephan III.
bie Äirtfie pon ber Ufurpation gereinigt, aber feine päpftlichc
©ewalt in Siotn fcineSmegs befeftigt.
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3$iertc$ Kapitel.
1. Siitftufj unb 3J?fl(t>t bc« (EtirifteblioruCt unb Scrgiue in 9fom. (Koalition
jwtypm Stephan III. unb 3>cfibcviuS ju ihrem Serber&en. ®er ?angc>
fcarbentümg rfldt not bie Stabt. Sturj jener 'Dlanner , unb Sc^ulb be$
an ibrcm tragijdjcii ffinbe.
fltacp bcr Ueberroinbung bcr $action £oto’S unb ber
langobarbiftpen gartet in ber Stabt waren SpriftopporuS
unb Sergius bie mäcptigften Scannet ffiom’S. Sie Ratten
bie ©egenreoolution eingeleitet unb boOfüprt, fie patten ben
neuen fßapfl Steppan erpoben, unb toaprftpeinlicp felbft einem
angefepenen Dptimatengefcplecpt angepörenb, geboten fie über
einen fCcil beS römifepen ©olfS unb über bie SSaffen uieler
Sanbteute toon ftuScien unb ber ßampagna. 35ic ©efepitpte
unb ber Sturj beiber ÜPiänner ift jeboep in ein ®unfel »on
91 einten eingepüüt, auf toelcpeS bie bürftigen ©eriepte jener
3eit nur ein jweifelpafteS Sicpt fallen taffen. 2>ie einigen
Quellen bafür finb bie SebenSbefcpreiber ber ^apfte Steppan
unb .fjabrian , unb bcr erfte ©rief jenes IßapfteS in ber
ßarglinifcpcn Sammlung; aber obrool fie in einigen Gingen
ton eiitanber abtoeiepen , tarnt boep bem unbeirrten Urteil ber
5tritif ber tuapre 3ufammenpang nidpt entgepn.
SpriftopporuS unb Sergius ftanben bem ©apft Steppan,
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;if,H 4'irrlo« Studj. 4>ifrtf3 ffafitfl.
toie bem Mollig tcfiberiuS gleich fcf>r im Sßege. 3e,,C11/ 'hrc
eigene Greatur, roollteii fie beberrfcben; feine iöaM mar
an manche 3u9eftänbniffe gefnüpft tporben nnb ihm iiber=
baupt feine SDlacht in 9iom gelaffen, liefen erbitterten fte
burcb mel;r als einen ©runb : fie fiattcn bie fränfifcbe Partei
erhoben nnb mit Garlmattn ein enges 'öünbniti gefd;loffen,
nacbbem pon ihnen ©albipert erfdhlagen unb bie langobar-
bifdhc Partei unterbrüdt loorbcn toar. Crnblidi beläftigten fie
ben Äönig mit Ginforberuitgen gemiffer oorentbaltener Wüter
unb 2lbgabett aus ben im Jangobarbifchen gelegenen $atru
ntonien ber Ätrche, toäbrcttb fie ju gleidher 3C>1 fi<h meiger=
ten, bie SSerbinblicbfeiten ju erfüllen, bie fie ihm für feine
gegen ben Ufurpator geleiftete .fjilfe fdiulbeten. Stephan
felbft fah baö Schupper bältnifj 9tom’S 511 ben ^-raufen burcb
IJMpin’S tob crfchüttert ober in 3tocifcl gefeilt. Ter getoal=
tige unb immer bereite sJ5rotector ber Äirche loar nicht mehr,
feine Söhne, mit ber SBefeftigung ihres neuen Siegimcnts
befchäftigt, lebten in offenbarer Spannung, unb liegen auch
für 31 om bie folgen eines geteilten 9leid;S befürchten. Ste--
pban erblidte fich in peinlid;er Jage; ba er toeber in 91 om,
noch im Grarchat unb in ber ^entapoliS, 100 ber Grjbifdiof
Pott 9taPenna Sergius allen Ginfhifj anSübte, 1 ©ebieter
ipar, mürbe tefiberiuS toieber fdjrerflid) unb gefährlich- Gr
fah fi<h alfo gejmungen, ihm fich ju nähern. 3Der „nid>t}u=
fagenbe" Berber ber ber Jtirche pertoanbelte fich für bie 3eit
ber 9lot in feinen „erlaubten unb pon ©ott behüteten Sohn,"
1 Igilur judicavit isU* a flnibus Perticae totam Pentapolim, et
nsqne ad Tuseiam, et usque ad mensani Uvalani, velut Exarchus.
Agnellus Vita Sergii c. 4. p. 430. Xi« Stngab« SRcm aDftbing*
feinfrlic^en Sgnetluä betätigt inbefi Cod. Carl. LV. bti Ctmii LI. ©i(b«
aud> äftliraleri ad ann. 770. 777.
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«tnrj beb Cbriftcphoru« unb ©ergiu*. 3(59
unb bie natürlichen geinbe gingen ein politifcheS öünbniß
ein, beffen nächftcr 3®«* ber ©turj beS GbriftophoruS unb
Sergius unb ihrer ariftofratifd;en Partei mar.
bereits befolbete 5DefiberiuS feine Anhänger in Stom.
Cr batte ben .Üämmercr “paul Slfiarta beftocben unb gebrauchte
ihn ben .ftaß ©tepban’S gegen jene beiben Mächtigen ju
fchüren; wenn es überhaupt biefeS Mittels beburfte, beim
bie Singe lehren, baß itönig unb ißapft fich beS ÄämmercrS
gemeinfchaftlich bebieuten, als beS gührers ber in Stern organi=
firteu langebarbifdjen Gegenpartei. Ser iterabrebung gemäß
jog SefibcriuS nach Stern; Porgebenb, am ©rabe beä 9IpoftclS
beten ju mollen , fam er mit einem .ßeer. 2Iuf bie flunbe fei-
net 3nmarfd;eS boten GbriftophoruS unb ©crgiuS CaS üolt
oott Julien, Gampanien unb ißerugia (mo ein Suy ©o=
oeniator mar) auf, ein ©emeis baß fie, mie Soto, in ber
röntifd;ett Gantpagna eilten außcrorbentlichcii Ginfluß be=
faßen. £ic jogen biefc Golfer in bie ©tabt, fließen alle
Sore, Permauerten fogar eins, unb fo in ÜBaffen ftanben
fie auf beit SWauern jur 5)ertcibigung bereit : unb biefe Sbat=
fachctt lehren hinlänglich, baß fte, unb nicht ber ißapft bie
factifdjc ©emalt in Stom befaßen. 1 3tuf ihrer ©eite ftanb
ber Graf Sobo mit ben graitfen, ein Bote Garlmann’S, ber
nicht jufällig in 91om fein tonnte, unb es ift ber Semerfung
mert, baß neben ihm fein ©eitbbote Garl’S genannt mirb.
SJadhbeitt nun SefibcriuS (es mar im ©omnter 769 u)
’ <iviin etinm portus liujus Romanae urbis claudentes, alinm
ex eis fabricaverunt, et ita amiati omnes existebant ad defensionem
piopriae civitatis. Anast. u. 285.
’ 3 affe eerlegt bie Biijamtnenfmcft in« 3abt 771. 216er alle biefe
(Sretgniffe fanbeit fiatt, ebe bie .freiraieprojecte jti'ifcben ben {•'Öfen #on graut*
reich unb tßa&ia im 3abr 770 wrbanbelt würben.
(üCrcgoTcvtiie, ö'.fdjidile ter Statt 9icm. II. 21
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.'HO i'ifrtf« >Burt). SapiKI.
v*or bem S. ißcter angclangt war, lief? ev ben ijkpft auf=
forbcrn , ju ihm ßerauSjufominen. Gßriftopßoruö unb Ser-
gius ßinberten bie 3ufant,nen^unfi nic^t, unb Stephan oer*
aßrebete mit $efiberiu$ bie ÜJiittcl fidß jener 2lrifio!raten ju
eittlebigcn, wäßrenb ber Äönig auf bem ©rabe bcs 2lpoftetS
fcßwor, alle $orberungen in Setreff feinet surürfbeßaltenen
©igentumS ju bcfriebigen. Süorauf fidß jene ©erecßtfame be=
Sogen ift freilief) bunfel, aber waßrfdßeiulidj waren es nicht
Stabte, melde S)efiberiu3 befeßt fjatte , fonbern ©üter unb
Stenten ber Äirdße, bie er wäßrenb ber UfUrpation Gonftam
tin’ö ober als ScßabloSßaltung für feine geleiftete $ilfe ein--
gesogen haben mußte. @3 mar »erabrebet worben, bafi ißaul
2lfiarta nadß ber Stüdfeßr beS ißapftS in bie Stabt einen
SolfSaufftanb bewirfen fotte, um GßriftopßoruS unb Sergius
SU tobten, unb fdßon in jener $eit tonnte man bie Äuttft
Slufftänbe ju fdtjaffen feßr mol. 2t ber bie SBebroßteu tarnen
ißnt sutoor, fie unb Dobo überfielen bas ißatriardßiutn bcs
Sateran, ben toerräterifcjjen ijiaul 2lfiarta niebersußauen, unb
ber ißapft floß in bie Safilifa bcs Stßeobor, too er am 2Utar
fidß nieberließ. SDtit gejücfteu Scßmertcrn brangen nun jene
in bie Gapellc, boeß bie befcßmidßtigenben SJorte Stepßan’S
bewogen fie sur Umteßr. Ueberßaupt fpiclte ber ißapft feine
Stottc fo meifterßaft, baß fie feine ißläne unb ©efinnungen
nüßt tlar burcßfdßauten. Sie ließen ißn folgenben £agS
wieberum aus ber Stabt 311 SDefiberiuS sießn, unb mit Siedßt
ftcllt Stepßan in feinem Sricfc biefen SluSjiig als eine $Iud;t
bar, beim 9tom bcfatib fidß in ber ßücßfien 2lufrcgung, unb
er fclbft war nach bem Ueberfall im i'atcran bort nteßt meßr
fießer. 3um Scßein würbe er mit feinen '-Begleitern im
S. 'fteter eingefcßloffen : bie 2lufopferung ber beiben SJtäcßtigen,
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Stiit) be« (Sbrifloptycru« unb ®ergine. 37!
bie ilm erhoben batten, feilte als von XefiberiuS cr-
jwungen fcfecinen, unb bas ©erücht auf bas Sßolf Giubrucf
machen , ber ißapft fei in ©cwabrfam ber Sangobarben unb
werbe nicht eher freigclaffen, bis nicht bie 2Saffen nicberge=
legt unb Ghriftophoruö unb Sergius ausgeliefert feien. Um
bieS $u beu'irfeit , fcbicfte Stephan bie ©ifcböfe von IjSräncftc
unb Segni vor bas Xor 6. ijietri an ber ©rücfc, wo jene
mit bcn bewaffneten lagerten, unb liefe fie aufforbern, ent=
Weber freiwillig in ein Äloftcr ficb jurücf jujiefm , ober vor
ihm im batican ju erfdjeinen. XaS wanfclmiitige bolf,
vom ftluch beS Napfes unb vom Schwert ber iiangobarben
ju gleicher £eit bebrebt , verliefe feine giibrer unb jerftreute
fiel;; ein plö&licber Umfdbwung ber Xinge trat ein, unb jene
waren verloren. Selbft ©ratiofus, beS Sergius eigener
Schivager, gab ihre Sache ißreis unb floh ÜJlacfetS in ben
S. Ißeter juin ißapft. Xa liefe auch Sergius fich von ber
Sltauer berab, um fid> Stephan ju $üfeen ju werfen;1 bie
langobarbifcheu Söacfeen aber ergriffen ifm wie feinen batcr,
unb ber Äönig übergab beibe bem ißapft jur SBeftrafung.
XaS ÜDtenfchlichfeitSgefühl wünfeht Stephan von ber
Sdmlb freijufpredjen, Üiänner bie 3iom von ber Xvrannei
Xoto’S fithn erlöst hatten unb benen er felbft bie ^tapftfronc
verbanfte, ber 9iad;e ber Sangobarbeit ober ißaul 3lfiarta’S
verräterifch hiugegeben ju haben. 2öenn er fie wirfliefe bur<h
bie fDlöncfeSfutte retten wollte. Wie bieS fein £ebenöbefd;reiber,
er felbft aber in feinem Briefe fagt, warum führte er fte
nicht unter eigener Obhut fofort nach Morn, als er vom
1 Sergius cadem nocle, qua hon» cauipana insonuit: Anast.
n. 288. lauteten fcfyen ©loden in 8tem, vietteirfjt bie Sire SRaria-
©tllllbf.
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Viertes sBuift. SBierteb (Jayitel.
S. Bieter f>cimfel;rte ? (Sr ließ fie, fo foHtc geglaubt »erben,
in ber ©afilifa jurüd, mitlenl fie »or ben Slad^fteUungen ber
$eittbe fidler in bet «Stille ber 3?ad;t nach 9lom bringen ju
[affen,1 aber ifjaul 2lfiarta brang bei 2lbeubl in bie Äird>e,
bie langobarbifchen ©Sachen liefjen ihn auf ©cbeife bei ®efi--
beriul ein, fie nahmen bie ©efangenen mit fid), unb am
Stör bei S. ißetrul, oor ber ©riide .ßabrian’l erlitten bie
Unglütflidjeit bal ScE)idfa[ ihres Opfers ©ktlbipert unb fo
»ieler anberer, bie fie juoor batten umbringen laffen. ßbrt
ftopborul ftarb im Ätofter ber St 2£gatE>a feben am britten
Sage nach ber ©lenbung; Sergiul, nad; S. 2lnbreal auf
ben Gölifdjen ©erg unb metteidjt in biefclbe 3e^e gebraut,
»o ber ©ifdjof Stbeobor batte »erfd)ma<bten rnäffen, gcnal
unb lebte all ein blinber ©efangener in einem ©ewölbe bei
Sateran noch bil jum Stöbe Stepban’l, worauf er ein fd?re<f=
lidjel (Snbe fanb.
3n feinem Sdbreiben an Sari unb beffen 3Kutter ©erta
behauptete 3»ar ber Stapft, bafj er Pon ber graufamen sD(i(3=
banblung jener 9Jiämier nicht HHUfoiffenfchaft gehabt habe,
aber er felhft geftanb in einer fdjmacbcn Stunbe einem ©er=
trauten, „baf? er bem gottlofcn 3urebett bei 55efiberiul nach-
gebeitb beibe SBürbenträger ber Kirche feinem ©JiHen geopfert
unb ihnen bie 2lugen habe aulreifjen laffen."2 Stephan
1 Et dum infra emtatem, nocturno silentio, ipsos salvos in
troducore disponerenms, ne quis eos conspicicns interfieoret, subito
hi, qui eis semper insidiabantur, super eos irruentes, corum erue-
runt oculos: Cod. Car. XLVI. bei tfenni XLV. p. 269. Ser Streiter
btim 'Jlnaft. : cupiens eos, noctis silentio propter insidias inimicurum
salvos introduci Romnm. Xieft unb antere llebevtinflimmungcu jeigen
mir, baß btr i'ebrnäbef (breiter ben Sörief ©tepban’« tanme, aber bie in* /
tereffanten abtnttibungeii (ebren, baß er fraittifdj gefinnt war.
1 Subtilius mihi — Domnus Stephanus Papa — retulit, inquiens, ,,v*
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Stur} be« (iliriftoplioni« unb ©ergiu«.
373
fc^rieb jenen ©rief in »öüiger Freiheit in illom , bieUeidjt
fc^on narf) beut Slbjug ber Sangoharben; et erjäbltc barin
bie ©reigniffe mit grober Uebertreibung, nannte €l;rifloplioniS
unb Sergius fchattblidie ©enoffen beS Teufels, bie ifm mit
$ilfe SDobo’S , beit er ganj befonberS anflagte, Ratten ermor=
bcn loollen, unb oerficberte , bajj er feine Rettung nur bcm
ertaubten Sofni 2)efiberiuS oerbanfe, ba er gerabe gefommen
fei, betn S. ißeter ©eredüigfeitcu ju erfüllen, bie er auch
oöüig erfüllt habe. Sein ©eridit laßt fidi mit bcr ßrjäfc
lung feines SebeitSbefdjreiberS gut oereinigen, bod; nicht mit
anbereit feiner ©riefe; aber benen meiere behaupten, jener
©rief fei oon 2>efiberiuS erjioungen, ift es nid;t geglüdt,
bcn ißapft bon ber $alfd>beit unb uom ©lute jener 3)tänner
ju reinigen, unb fein offnes ©efemttnifj oor bent nachmaligen
ißapft $abrian, loelcbcS fte iibcrgcbn, ocrurtcilt fic jum be-
fdjämten Sdjloeigen. 1 5Denn barf man nod; ein HarereS
geugnifj oo u ber oöüigen Uebereinftintmung jloifdjen bem
ißapfl unb Ä Lüdge fuc^en loollen, als bie ©Sorte £abrian’S:
„allein ©orgänger," fo fagte er ben langobarbifchen ©efanbten,
quod onmin illi mentitus fnissot (sc. Desider.) — et tantummodo
per Buum iniquum argumentum erui fecit oculos Christopliori Pri-
mieerii, et Sergii Secundieerii Alii ejus, suamque voluiitnteui de
ipsis duobus proceribus Eoclesiae explevit, unde damnum magis
et detrimentum nobis detulit: [o Jpatrian beim 2naft. n. 293.
1 Ep. XLVI. bei Cenni XLV. p. 267. Gemti meint mit Sie ffointe
unb Hkgi, ber ©rief fei crjtcungen, »eil fich bie eblen SDiänner Chtijlo«
bhoru« unb ©ergiu* nicht urplBfclich in fchimbliche ©erbrether, unb bie
fchänblichen Jangobarbeit nicht in herrliche Söhne bemänteln tonnten. Stber
ber ©rief warb offenbar in her Aufregung nach bem ©turj ber ©eiben ge»
fchriebeu, bem Könige ju fchmeicheln , ber eine Äbfchrift erhielt. Sfturatori
hat ba« Süchtige ertannt, unb ihm folgte ?a garina. ®ie greße Slnfchtoär-
jung $obo'« ift ertlärlich: er war ffarlmaim’« ©ote, unb ju biefer 3eit
beftanb }»ifcben beit ©riibern geittbfehaft.
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374
Vierte« jPh«$. Vierte« iSapitel.
„erjagte mir eines Sags, er fyabe an ben Äönig nachher feine
Soten, 2lnaftafiuS ben elften Sefenfor, unb ben SubbiaconuS
©emmuluS gefdüeft, il;n aufjuforberit, baSjenigc, was er
perfönlid) bem £. ißeter Perfprodhen habe, nunmehr ju er-
füllen, aber ber Äönig ^>abe il;m antmorten laffen: es genüge
bem ißapft Stephan, baff idj ShriftopboruS unb SergiuS, bie
ihn beberrf^itcn , ibm auS bem ©ege räumte, unb mag er
bie ©ere<htigfeiten auf fich beruhen laffen. Senn wahrlich,
wenn i<h bem sjkpft itid;t beiftef;e, wirb ihn grofj SBerberben
treffen. Sarimann ber Äönig ber granfen ift greunb jener
SDlänner ShriftophoruS unb SergiuS , unb bereit mit feinem
Veer nach 9tom ju ntarfdjiren , ihren ©erb ju rächen unb
ben ^eiligen 93ater felbft ju greifen." 1
2. 1>roject eincv Xeppelbfirat jiriföen bot tcniglic^cii gamilien ben 'faeia
unb »ora granfentanb. äBibcrfcyiicbtcit Sfawnna’« gegen Stein. Söenbung
ber }5olitif am $rf ber grauten. lob Stephans UI. im 3abr 772.
SefiberiuS hörte allerbingS nidht auf bie gorberuugen
Stephan’S wegen Verausgabe gewiffer ©üter, weshalb ftd)
ber ißapft an beibe granfenfönige wenbete, fie jugleid) be-
glüdwünfdhenb , baff ihre Uneinigfeit gcfd;lichtct fei.'1 iöerta
hatte ihre Äinber perföhnt ; fie war im $abr 770 nadj 3ta=
lien gegangen, unb felbft nad) 9tom gefommen, bie ©räber
ber .^eiligen ju Perehren.3 Sie Hoffnungen Stephan’S, burdi
ihre 9lnwefenheit tpieber belebt, fdjmetterte jeboch balb bie
Sfadmcbt nieber, baff 3ferta pou ÜHont rüdfehrenb gerabeSwegS
' 1 Amol. u. 203. 'Jiit ber i'ebeusbejdireibuug $abrian’S »eränbert
fiep ber Ion be« Lil>. Pont., uub mir fmb in eiiieu anbern Slbfämitt
biefer fofibaren Sammlung getreten.
2 Xaoou banbdl Cod. Carl. XLVII bei ®eiuii p. 274 mp
* Annalcs Francor. a<i nun. 770.
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(Spannung }toif($fn ben grauten mit' 9iom. 37.»
ju 3!efiberiu3 gegangen fei, um eine 35oppelbeirat jwifeßen
ihren beiberfeitigeu Äinbent ju Staube ju bringen. 35er
Sangobarbe trachtete naef; folgern ©ünbuiß mit ben inäcfj-
tigften gürfteit be£ 2JbeublanbeS, weil er in if;m bie St übe
feines wanfenben SteidjeS fab, unb er ahnte nicht, .baß e£
bie ©eranlaffuitg ju feinem rolligen 9iuitt werben feilte.
Sie famen überein, ben ^ßrinjen 2lbeld)is ober SlbalgifuS
mit ber ißrin jeffin Glifela ju permälen, beut Äönige Carl
35efiberata (Grmettgarb), Garlmann aber eine anbere Tochter
beS SangobarbenfönigS jur Öemaliu ju geben. ®ic Äunbe
pon biefem .öciratsproject entfette bas politifd;c Spftem JHom’ö.
35er ißapft fud^te bie greunbfebaft ber granfeu mit feinem
natürlichen geinbe ju biutertreiben , ba fie feiner weltlichen
S?errfcbaft beit Untergang brohte. Gr fab mit Spröden, bah
bie Söhne 'Jtipin’S feineSwegS bie ©efinnuttgen ihres bauf-
baren Katers teilten, unb baß fie ftch gegen bie irbifdben
©ebürfttiffe Siom’S einigermaßen fübl perf;ielten. Gr febrieb
ihnen einen raffen ©rief, worin er fie toon jener .öcirat
abjumabneu fuchte, unb Pon £eibenfd)aft hingeriffeu ftellte
er barin feine ißolitif gänjlidh bloS; biefe aber bejwedte nichts
anbereS als jWiföen ben Königen auSjufäen. 1
Stephan batte im Porigen 3abr ®efiberiu$ bei ben granten--
fürften baS fdjmeid;elhaftefte 2ob ber 35anfbarfeit erteilt,
jeßt fpracb er fidb ju benfelbcn .Königen alfo auS: „Gs ift
ju unferer Äenntniß gelangt, unb erfüllt unfer $erj mit
großem Stummer , baß ©efiberiuS ber Slangobarbenfönig Gure
Gfcellenj ju überreben fucht, feine Tochter einem rott Glich
1 ävminnns intcr regva discordia fagt bei biefet ©etegenbeit ((peil
im sai'c. 10 bet Stutor be« Libollus de imperntoriR potestate in urbc
Roma. Mon. Ginn. V. p. 720.
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Vierte« ü'urf). Vierte« tfapitcl.
37«
Srübern anjurermälen ; bie? ift, trenn betn fc träre, toahr=
baft eine teuflffche Eingebung, unb nicht fowol eine t'f>elid;e
SJerbinbuttg, al? ein Gonfortiutn fc^änblic^fter 9lrt ju nennen.
Denn wie bic ©efdjichtcn bei ^eiligen Schrift un? lehren,
finb ekle burd) fo ungerechte '-Berbiubuug mit einer ftemben
Station »on ©otte? ©eboten abgetrieben , uttb in große Sünbe
»erftrieft worben. SÖa? ift baö für ein unfäglidjer Slbcrwiß,
o erlaudtteftc Söhne unb große Könige, baß Euer ruhmvolle?
granfenbolf, weld;e? alle anbereu Golfer übcrftralt, unb baß
ein fo gläitjenber unb ebler Sproß Guter föniglichen iüiadjt
(es fei ferne!) mit bem treulofen uttb ftinfenben 3$olf ber
Sangobarbcn beflccft werbe, welche? nicht einmal unter bie
3ahl ber Söölfer geregnet wirb, uttb au? beren Station ba?
©efdhledht ber Slusfäßigen fichcrlich l;er»orgeht. Denn Stic:
matib, ber bei gefunben Sinnen ift, barf glauben, baß fo
ruhmrolle Könige fich mit einer fo abfcbeulichcit unb fd>anb=
baren Slnftedutig bchaftett werben. Ueberhaupt „wa? hnt
ba? Sicht mit ber ginfterniß gemein?" ober „welchen Deil
hat ber Dreue an bem Untreuen?" Unb fchon feib gtw, o
fanftmütigfte unb »on ©ott eingefeßte allergndbigfte Könige,
burch ©otte? SKillen unb Slatfdfluß unb nach Befehl Eures
'itatcr? in gefeßmäßiger Ehe »ermält, ittbem gßr, wie es
erlauchten unb ebeltt Königen gelernt, au? Guerrn eigenen
tBaterlanbe, nämlich au? bem ebelften 3)olf ber granfen felber
bie fchönften ©emalinncn erhalten hobt , beren Siebe ghr treu
anhänglich bleiben muffet." 1 Der ijjapft fcheiitt angenommen
1 Cod. Car. .\LV. tti (Jfiini XLIX. p. 281 s<j. : Perfida, quod
alisit, nc foetcnlisaima Langobardorum geilte polluntur, quae in
mimero gentium nequnquam compututur, de cujus nntione et ie-
proeum grmis oriri certum est . . . XaS beteibigte OVfiiljl SWuratori'C
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Spannung jiuiftyn ben gtanfeu unb 3font.
377
ju haben, baf? beibe Äönige bereits permält waren, aber nur
non Garlntann Wiffen wir, baft ©ilberga feine ©emalin war,
bie ber ©apft itt einem früheren ©riefe Königin titulirte;
bagegen weift ©icmanb bon einer red;tmäftigen ©emalin (Sarl’S,
fonbem nur, baft er mit ©iätrejfen lebte.1
So weit rift ben geängftigten Stephan ber Gifer fort:
er machte fogar erbitterte ©emerfungen über bie ÜRatur beg
3öcibcS im 9Ufgemeinen, er erinnerte an bie Sünbe Gba’g,
bie bas 3)ienfd)engefd;[ecfit um bas ©arabieg gebraut habe;
er gemahnte bie Könige au alles, wag fie einft afg $üng=
finge bem ©apft Stephanus unb bem <B. betrug getobt bat=
ten, $reunbe ben greunben ber ©äpfte,' ihren geinben aber
geinbe ju fein. ®en ©rief mit einer gleidffam magifchen
Äraft ju burcfibringen, legte i^tt ber ©apft auf bag ©rab
beg Slpoftelg unb genoft über ihm ben Seib beg $erm —
ein djarafteriftifdjer 3U8 jener bijarren Gpod)e, wo bie
äufterfte Soweit mit ber feinften Staatgpofitif ficfi pereinigte
— unb nacfybem er biefe ^anbtung im ©riefe fefbft berietet
bat, fdjfieftt er fein Schreiben mit fofgenber ®rol)ung in
ber grotegfen 2Seife feiner 3eit: „wenn aber, wag wir nicht
tofinfdjen, irgenb jemanb gegen ben Qnhalt biefer unferer
©efchwörung ju fwnbeftt fich unterfangen foUte, fo foff er
wiffeit, baft er Äraft ber ©ewalt meineg $erm, beg heiligen
©etruS, beg Stpoftelfürften , mit ber ^effel beg ülnathem’S
umftrieft fei, auggeftoften oom 9(eid;e ©otteg, unb beputirt
uicdjtt ttm ©apft bieftn gcmciiifii griff abfprrc$<n , unb frlbft iStiuii ruft
mit ©rröttn au«: aevo illi dandum est aliquid.
1 Kgiubard c. 18. unb I’aul. Diacon. Gesta Episcop. Mcttcnsium
in ben Mon. Germ. II. p. 265: hic ex Hildegard conjuge quattuor *
filios et quinqne Alias proereavit, babuit tarnen ante legale connu-
bium ex Hiiuiltrude nobili puella filium nomine Pippinuui.
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378
Stierte« SBndj. Stierte« Gapitcl.
mit bem Teufel unb feinem erfdfreeflidfen .ftellcupomp unb
ben übrigen gottlofen nnb etiügen geuerSbrünften ju per=
brennen." 1 Sie , in melier bev oberftc ißriefter ber
djriftlichcn Religion einen folgen '-Brief fc^reiben burfte, mar
allcrbiitgS barbarifd;, unb fauiu Port einem fernen Stimmer
ber 3been geftreift. 55ie ijB^Uofop^ie, im Altertum einft ©e=
meingut ber ä'icnfd^n, mar erlogen, bie l;umane SBiffen--
fdiaft tobt biö auf einige Biegungen in trüben Ätofterjellcn ;
bie ^Begriffe polittfcbcr Freiheit, bürgerlicher !Jf)ätigfeit unb
iüürbe im Staat maren unbefannt, unb bie Vtenfdjhrit lag
in einem Aberglauben eingehüllt, beffeu mehr friedliche als
angenehme Silber bie ißhatüafie 311 fehr befdjäftigten. Aber
felbft in fo roher 3cit bleibt übermäßige Vegierbe nach bem
Veftß tabelnämert , um fo mehr, menn in bie irbifdfeu 3mede
baS .^eilige herabgejogen unb bie ben 3)ienfcben ehrmürbigen
SJtyfterien gemißbrauebt merben, um ale> Schredmittel ber
ißoliti! 3U bienen.
Vielleicht ließ fi<h Earlmann burdh jenes päpfllidje Schreib
ben mirflich abhalten, fi<h Pon ©ilberga 311 trennen. Er
1 Analhcmntis vinculo esse innodatum , et a reguo I)ei alienum,
utque cum diabolo et ejus atrocissimis pompis , et eaeteris iuipiis
aeternis incemliis concremandum , deputatum =. gcU'öljiiIirfjc gormel
be« anatbem« jener 3«it. Silan jeßte fie fogar auf CSrabmäler, ihre 3er*
ftBrung 511 vcrbüteit, ober fthloß bcniit Scbenfungäurfitnbeit. Jie ÜJlarmot*
infe^vift einer -rdjentung be« ö'ecrgiu« nnb Ouflatiu« im Ceftibulum ber
S. SDlaria in Goemebin (aus saec. 8) fagt am <2<hluß: et anathematis
vinculo sit innodatus et a reguo Dei alivuus, atque cum diabolo et
omnibus impiis aeterno incendio deputatus. gafl JuSrtlidb flimmt mit
ber obigen glucbformel bie au» bem Liber Diurn. c. VII. tit. 22: et cum
diabolo et ejus atrocissimis Pompis atque cum Juda traditore Domini
Dei et Salvatoris nostri Jesu Christi, in acternum igne eoncreman-
dtim , simulque in chaos demersus cum impiis deficiat. SDlan fiebt,
bie fehr ettergifthe S>b«>itafie bat hier einige teertroUe yiuancett
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29ibevfebli<bfeit 9fatciina’0 »legen 9fcni.
379
»erntälte fid) uid^t mit be$ SDcfiberiuä 3"od;ter , aber Garl
nahm bic langobarbifche ijlrinjeffin $)efiberata, bie Softer
einer ftinfenben unb gottfofen Nation, ju feinem 5ikibe, ohne
b ai 2lnatbema beS ißapfts 3U fürchten. 1
®ie Sage Stcphan’ö mürbe jugleich ton einer anbera
Seite ber immer fdbmieriger. S3ies betraf fRabenna. Seit
ber Scbcnfung ißipin’3 Ratten jwar bie Zapfte ihre eigenen
Beamten, $>uceö, SWagiftri SRtlitum, Sribuiten in jene ehe-
mals gried)ifd;en ißrobinjen gefdjidt, aber fie waren ihres
33efi&c$ noch nicht .perrn geworben. ®ie Dlaocnnatcn erin-
nerten fid) ju lebhaft ber alten tüebeutung ihrer Stabt,
welche Siom lange 3«t beherrfcht tjatte , unb ber Grjbifcbof
begann feinen Giitfluß halb über ben Grardjat au^ubebnen,
in Welchem bic Söletropole oon Statoenna große ©üter unb
oiele Golonen befaß. Sergius, »on ^aul I. in fein 2tmt
mieber eingelegt, f (faltete bort ohne SRücfficht aufSlom, unb
nach feinem £obe (im 3abr 770) trotte ein Ufurpator ein
3abr lang ben glüdjen be$ ißapflö. 25cnn obmol ein großer
Seil bcö GieruS ben 2lrd;ibiaconuS £eo auf ben erjbifdmß
Heben StuI erhoben batte, riß ihn bod> ein Saie an fi<h-
Gs mar 3)Hd;ae l, Sibliothefar ber ftireße oon SHaoenna:
mit .ßilfe beS 'DiauritiuS, 55uj oon IHimini, ber größeften
Stabt in ber SßentapoliS, bie bem ijJapft bantalS nicht ®e«
borfam leiftete, unb mit 3ufttmmung beS ÄönigS 3)efiberiu£
bemächtigte er fid) diaoemta’ss. 1 Seo mürbe nach SHmfai in
1 ÜDturalori betnertt hier uiit rcsl/aftcrn 2Biy , bag C£atl bamal« itocb
nicht btt @rogt war.
3 SRimini fugt wie e« febeint fort, $uct« ju baten. 3b« föeibt im
saec. 9 ig fag teflgänbig. «iebe Ouigi ionini: Kimini dal priucipio
dcll' c-ra vulgäre all’ nuno UCC. Kimini 1856. U. p. 155. $ie
mertwüvbige «tabt ftbeiitt ba« .{Knipt bet Pentapolis maritima gewefett
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38«)
©irrte« ©mb. ©ierte* Sa^ilfl.
ben Äerfer gebracht, Dlicßael in Scfijj bes GrjbiStijmS gefegt,
unb er, wie SRauritiuS unb bie ftubiceS von diavenn«
fanbten Solen nach 9(om, ben ißapft unter bem Serfprccheu
großer ©efeßenfe jur Seftätigung beö UfurpatorS p bewegen,
aber Stephan befahl ihm, von beitt bifdwfticßcn Stuf ßerab-
pfteigen; ber Ginbringling verwanbte bie Äirchenfcßahc, ihn
p behaupten, bis er am Gnbe bcS ^aßrS 771 geftiirjt
warb. 3)ie fränfifchen unb römifeßen Soten bereinigten fuß
in SRavenna pr 2öieberßerfteHun& ber Orbnung, bas Sott
toarf Sfticßacl auS bem erjbifchöflidjcn Salaft unb überlieferte
ihn ben päpftlicßen ©efanbten jur 2lbfüßrung nad; Slorn.
hierauf würbe Sco in baö ©Tjbistum eingefeßt, unb er ging
folgfam nadh 9tom , bie Orbination p holen. 1
$affelbe Qaßr 771 fchien überhaupt bie römifeße .«lircbe
ooit mancher furcht befreien p wollen. (Sari verfließ plöfc
lieh ®efibcrata aus feinem Sette, unb Garlmann ftarb am
3. Dccember. Seine SBittwe ©ilberga aber entwich im grüß1
ling 772 mit ihren beiben fleinen Söhnen jn £e[iberiuS,
vor Carl Schuh fudjenb, welcher bie Sänbcr feiner Steffen
an fich nahm, unb pm aüeinßerrfcßer ber granfen fich aus*
rufen ließ. $efiberiuö, bie unglücf liehe Stocßtcr in ißavia
verftßließenb, empfing jene Äinber mit offenen Sinnen ; bie
Dieffen Garl’S linberten feinen Scßmerj , nicht feinen .'paß,
unb er hoffte fie als Wittel feiner fRacße gebrauchen p fön=
nen. 'Jiicmanb hat bie Urfacßeit p entbeden vermocht, bie
ju fern (Stimmt, dkfare , §ano, Siitigagtia unb Ancona); bie Pentapolis
mediterranes ob« nova umfaßt« 3<fi, Cagli, @ubbio, goffombroue,
Urbino mit iKotttefeltro , fpater Cfimo. ©eibe tauber biefjett jufammett
Eecapoli«.
1 ®iefe Creifluiffe beim Snafl. Vita Stephani III. n. 282. 283. uttb
tu .pabriatt’ö Ep. Cod. Car. LXXI. bei Seniti XCIII. p. 4‘J!*.
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Ilontificat £abrian’« I.
381
Sari jur ©erftofjung ber Jefiberata bewogen;1 es f efteint,
bafi e8 weniger SSJanfelmut als ©crethnung war. Gr löste
bie gefc^mäfetge Gfw mit Stimmung / jo unter bein ^ubel
beS ^JapftS, unb ber malte fidj mit ber ©djwäbin .fMlbegarb.
3>o<h bie grauten hörten nie auf, Tefiberata als feine red^t-
mäfjige ©emalin ju beflagen, noch bie Königin ©erta, ihre
©chmacft mit frommen frönen ju beweinen. 2
9)Ut biefem einen ©erläge war baS ©iinbnifi jwifc^en
ben Raufen unb Sattgobarben getrennt, bie römifhe Äirdbe
wieber in bie engften ©ejiehungen ju Sari, bem 9CDleiii^err=
fd)er, gebraut unb JefiberiuS bem nabenben ©erberben bloS-
gefteHt. Stepban III. erlebte bieS nicht mehr, er ftarb in
ben erflen Jagen beS Februar 772.
3. $abriami« 1. befteigt bm <2tul ‘Petri. (Etur? brr Iangobatbife$cn Partei
in 9tcm. gcinblicbe« SJcrfctjreitfn be« Königs Sefibcviu«. 'ptoccfi unb
Sturj beb ifaul Tlfiarta. Xn Stabtpräfcct. SefibcriuS wnrflftct ben
rBmifcpm Xucat. .pabrian riifiet bie Serteitigung. 9tilrf$ug ber l’angebarbcu.
91ur acht Jage fpäter beflieg ,§abrian I. ben Stul ißetri,
um ihn wäbrenb einer ausgezeichneten Regierung »on faft
24 fahren ju behaupten. .Oabrian war dtömer aus einem
oornehtneti 3lbelSgef^lecht, beffen ©alaft in ber ©ia Sata
• Incertum, fagt (Sginparb Vita Car. c. 18, qua de causa. Sin
fabelnder Storni) fcom ISnbe saee. 9 teunt allein bie Urfacbe: quin esset
clinica et ad propagiindnTn prolent inhabilis, judicio sanctissimorum
aacerilotuni relicta velut mortua. Jlouaebi bangall. Gesta Karoli II.
c. 17 in ben Mon. Germ. II. p. 759.
1 Sen flbrlbatb »en Serbe!) beißt t«: culpabat modia Omnibus
tale connubium (mit $>ilbegarb) — quod — rex inlieite uteretur thoro,
propria sine aliquo crimine repulsa uxore. Ex Vita Adalbnrdi 7.
p. 525. Unb Don Srrta fagt Sginbarb c. 18: ila ut null« uuquani
invicem sit exorla discordia, praeter in divortio flliae Deaiderii regis,
quam illa suadente aceepernl.
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382
Stierte« Stutb. SJierte« Gapitet.
ftanfc. Sein D^eim -S^cobotu« batte bic Xitel Gonful unb
Xup geführt, unb lt>ar autlerbem iftrimiceriuS ber Notare
getvefen. 1 Sllö 2öaife blieb ber Änabe juriicf , unb bie
ÜRutter iibergab ihn ber iJJriefterfcbaft von 8. 3J?arcuS, in
bcren Sprengel it>r §au$ gehörte, jur Grjiebung. ^abrian,
burcb ©eburt, Glegauj ber ißerfon unb ebeln (Steift auöge=
jeidjnet, erlangte unter beut ißapft ißaul bie crften firdjlidjen
©rabe, unter Stephan ben Xiaconat, nach beffen Xobe
burcb allgemeine Ueberftimniung ben ißontificat. 1 Gr bejeidp
nete gleich ben erften Xag, ja bie erfte Stunbe feiner 9te=
gierung burd) bie 3uriicfberufutig ber Partei beS (Sbrifto-
pboruS unb Sergius, ober aller ber QubiceS vom GleruS unb
ber fDlilij, tvelcbe ißaul Hftarta noch fnrj oor Stepban’S
Xobe ins Gpil getrieben batte.3 Gr gab bamit ju erlernten,
baß er bie langobarbifcbe gaction , bie jener ißaul in 9tom
noch behauptete, ftürjen unb ficb beit yranfen gänjlicb unb
cntfcbieben anfddiefscn looUe. XaS Softem SRom’S nabm
eine beftimmte unb energifcbc SScnbung.
■gabriait’S erfte Sorge loar bie SBieberlicrftellung beffen,
tvaS XefibcriuS uodi bem ©. ißcter fc^ulbcn follte. GS fainen
1 ®b<®botu« (fo fdjreibe icb Patt Jbrpbutus) reftaurirte bie irirepe
©. Äugele in 'pe«car(a ju Stein, leie nertj eine bortige SJtarmorinfcbrift
fagt: Theodolits holim dux nunc primicerius sone sed. apostolicac
et pater uius Ben. lliac. a solo edificavit pro intercesxionem animae
suae et remedium oninium peccatorum.
3 ®a« im Srdjie be« Sateratt niebergclcgte SB aM teeret fNtbrian'« bat
SDiabitlon abgebnnft im Mus. Ital. T. I. p. 38, im Libellua de Vita
Hadriani I. VlUe SSkbllcrper treten barin auf.
3 Vit« S. Adriani beim Stnaft. n. 292. (Sine Stelle im Stgnetlu«
(Vita Sergii p. 420) jeigt, baß Stnmefiic-Grlaffe beim fflkebfet be« ‘fienli-
fical« bereit« in Gkbrauib learen: ln ipsa vero die electus est prnc-
diclus germanus dernucti Papac (sc. Paulus) in sedio Apostolatus,
et slatini solvit omnes captivos, et Omnibus noxiis veniam i'Onecsslt.
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‘liontiftcat .Vatrian’e 1.
383
bic Söoten beS fönigS, bcn neuen $apft }u beglücfwiinfcben
unb ju einem greuubfcbaftsbünbnif? aufjuforbern : $abrian
aber beflagte ficb über bie Nichterfüllung beS SertragS mit
feinem Vorgänger, unb faum mar bie [angobarbifdje ©efanbb
fd^aft unter höflichen äufidjerungen nach iftabia- beimgegangen,
als bas Serbältnifi ju SefiberiuS böllig jufamntenbrad).
Stieles trug baju bei: feine SJoten melbeten ibm bie Süieber*
berfteHung ber Partei beS GbriftopboruS unb Sergius, baS
enge greunbfcbaftSbünbnijj 9iom’S mit ben fronten; unb
nun fam eben, im grübling 772, bie SSittme Garlmann’3
famntt ihren ßinberu unb bem ^erjog Siucbar als Scf>ut5=
ftebenbe an beit .öof non <ßabia; ber tiefbefeibigte Äönig
fafite fogleid) ben 'ftlan, bie Neffen Garl’S bureb bcn ißapft
311 Königen falben 311 laffen, boffenb burd) fie unter ben
graulen tinen Sfürgerfrieg 3U erregen. Gr forberte .$abrian
baju ebne Säumen, boeb bcrgebenS auf, unb bann fuebte
er ibn bureb Ginfduicbterung feinem SBiHen }u utitertberfen.
2lm Gnbe beS SDtär} befehle er gaoentia (gaenja) unb ben
Sucat bon gerrara nebft Gomaccbio, Seile beS Gpar<batS,
unb inbem er fJtaoenna felbft bebrobte pliiitberten feine
Xruppen jene ©egenben fdjonungSloS. gn biefer Stebrängitifi
febidten bie Stabennaten bie Sribuuen guliaitnS, fßetruS unb
StitalianuS als bilfeflebenbe ©efanbte nadb 9fom, worauf ber
$apft ben SaceliariuS Stepban nnb ben Kämmerer fjSaul
Slfiarta mit bringettbeit Ibmabnungcn an ben flönig geben lieg.
SefiberiuS antioortetc, er wolle bon nichts böreit, bebor nidit
ber 'iftapft ibm eine perfönlidje gufammenfunft geftattei habe,
unb biefe berlangte er, um ibn jur Ärönung ber .fiinber Garb
mattn’S ju bewegen. 2lbcr .$abrian blieb feft „wie ber SlbamaS."
gn biefe Vorgänge würbe ber ^ßrocefj unb Sturj jenes
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384 Stinte« sPurt. 4>iertr# Capitet.
mächtigen ©aul Stfiarta verflochten, eine ©pifobe, bie für bie
©efchichte ber Stabt von einiger ©ebcutung ift. ©aul, nach
ber ©efeitigung Veit (SbriftopboruS unb Sergius, ber einfhth-
reichfte 5Diann Siom’S, .fraupt ber langobarbifcben Partei, unb
im Solbe be! flönig! , muffte unfdjäblidj gemacht merben.
3)iit tlmficht mürbe fein Stuin eingeleitet, fein Stur} mit
biplomatifcher Schlauheit vollführt : ber arglofe Aämmerer
lieh fi<h aus ber Stabt entfernen, inbem er bie ©efanbt*
fchaft }u feinem $reunbe 2>efiberiuS üheruahm, unb mährenb
er an beffen ßof fid) übermütig vermafj , er merbe ben heb
ligen ©ater }u ihm bringen, fei es auch mit einem Stric!
an ben deinen, mürbe in ber Stille bie Schnur für feinen
.ftal! geflochten, ©rft jetft batte man in 9lom ben ÜJiut }u
mijfen, bah ©aul acht Sage vor bem Jobe Stephan’! fich
mit einem neuen ©?orb belaftet hatte. 35er unglücfliche Scr=
giu! lebte noch bltnb in einem ©eroölbe be! Sateran, mo er
bas ©nabenbrob ah; hoch fclbft bie gortbaucr eine! fo be=
jarnmernSmerten Sehen! mar bem £>affe ißaul’S unerträglich,
fflährenb ber Äranfbeit be! ißapft’S Stephan fchaffte er ben
■Jcinb bei Seite: er übertrug bie Ausführung }tvci ©emofmern
ber Sanbftabt Mitagni, bem ©rosbvter Juitiffo unb bem Üribun
SeonatiuS, 1 * * mährenb einige hohe Äirchenbeamte unb be! ©apft’S
Stephan ©ruber ber 3>uf Johanne! babei Mithelfer maren.
Sic nahmen eine! Dtacht! ben ©linben, fchleppten ihn an einen
Ort ber Strafte ©lerulana, bie noch hente vom l'ateran nach
ber S. ©taria ©taggiorc führt, unb naebbem fie ihn ermürgt
unb erbold;t hatten, verharrten fie ihn bafelbft in Gile. 5
1 Tuniasonc Presbytero, ct Leonatio Tribuno liabitatoribus
civitatis Anagtiinac. Vila Hadr. n. 297.
1 ®ie Straße pifß fc ccn einem Sialaft : tisque in Mcrolanam ad
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$roceß nnb @tuvä be# flau! Slfiarta. 385
®ie beiben 9Jtörber (öabrian Iwtte fie aus 2lnagui
boten laßen) gefianben bic 2^at mtb ihren Ort, unb ber
fcheufilidbe greoet entfette 9lom. 'O'ie ©ürbeit träger ber
Äirche, bie ftubiceS ber üJtilij warfen fiep mit Geräufcp
bem ißapft ju $üßen, fie »erlangten bie ©eftrafimg ber
■ütörber, inbem fie mit Stecht behaupteten , baß ohne ein
abßhredfenbeö Veifpiel Sioin mit folchen Verbrechen ficb cr=
füllen werbe, ©ir fcnnen bie geheime ßriminatgefchicbte ber
©tabt im achten .Saprhunbert nicht: gewiß wäre fie graufew
f;aft ju Iefen, aber bie bamaligen Verbrechen waren feinet
weg§ fo [^9/ noch f° nieberträcbtiger unb »erwicfelter
fRatur als jur 3c>t SlleyanberS VI. unb feiner ©ohne Gäfar
unb ^opaim »on Ganbia. .öabrian übergab auf jene Vor=
ftellungen bie ©djulbigen bem orbentlichen Gericht, unb öor
unfern 2lugen taucht plößlicp wieber ber ©tabtpräfcct auf,
beffen 9lmt uns feit Gregor bem Großen entfehwunben war.
GS hotte fortbeftanben unb als oberfte Griminalbebörbe ben
©türmen ber 3rit getroßt; aber wir wiffeit nicht, wie weit
fich feine Geridhtsbarfeit auSbehnte. Die bem tpräfecten übet:
lieferten ©dmlbigen würben in ben öffentlichen Äerfer ge?
bracht unb »or beut Volt »erhört unb gefoltert. 1 'Die 2Imv
gninen wieberhoiten ihre Geftänbniffc, unb währenb ber
nrcum depictum . quem seeus viam, quae dudt ad Eeclesiam S. Dei
Öenitrids ad Praesepe: Vita Hadr. n. 298. Sienfo beißt bie Stelle
Merolanas in bem Ordo Roman I. ( SÜTtabillcn Mus. Ital. II. p. 4),
einem gotmelhid) , teeldjea Mb nach öabrian »erfaßt marb. Seit Areua
depictua (linnen mir im« niept tnebr malen.
1 Die mistige Siede ijl Vita Iladr. n. 298: lunc praclatus sanct.
Praesul predbus judicum, universique populi Romani jnsait contra-
dere antefatum Calvulum cubicularium, et praenominatoa Campanoa
praefecto urbis, ut more homicidarum eos coram univereo populo
examinaret. Da* esaminare ifl fd)on ganj mittelaltrig.
Wrtgrroriul. CBefe^idbte ker Ctatt Sem II. 25
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liierte* 4Htd>. Vierte« Capitel.
38(5
fyrrtnäcfig leugnenbe Äämmerer GalßuIuS im ©efängniß einen
graufamen %ob erlitt, Ratten fie iijrer Veuc bie Verbannung
nad; Gonftantinoßel ju toerbanfen. 1 Vei biefer Strafe fällt
jmeierlei auf: nodb jefct galt in Vom, mie jur 3cd beS
Scipio unb beS Seneca, baö Gpil als tßbtlicbe Strafe, unb
ferner: Vom ful;r tro|j aller Greigniffe fort, Verbannte uaefj
Gonftantinopel ju fenben, mie lange 3ed unb öielleidft nod;
im achten ^a^rtyunbert Vpjanj beftrafte Verbred;«- in ba$
Gpil nad; Vom ßerftiefs; ber fluge IJkpft ancr!annte bcm=
itad; nod; immer bie Xitel ber bpjantinifdien Cbcrljo^eit,
momit er ju grofien Vnfpriicben ber ’granfenfürften begegnen
fonnte.
S)ie Jolge biefeS V^ceffeS mar sunädjft, baß bie Vefte
beS Gl;riftop§oru$ unb SergiuS ein efmenöoHeS Vegräbniß
im S. ißeter erhielten, unb baß ibr Vame öffentlid; mieber--
^ergcfteUt marb. Gbe aber ber Vrocefe eingeleitet mar, l;atte
.fjabriatt bem Grjbifdjof £eo »on Vaßenna ^eimlid; aufge*
tragen, fid; ber beS V«ul Vfiarta ju bemächtigen,
wenn er, »on feiner Wcfanbtfdbaft an ben langobarbifcben
£of rütffel;rcnb, Vaoenna ober eine anbere Stabt beS
GpardiatS berühren foöte. ®er überragte ijkuf fuß bereits
feft im Äerfer ju Vaocnna; |>abrian fdjicfte nun bie 2lcten
beS römifdjen ^proceffeö an £eo, unb biefer gab ben Vnge=
flagten in bie $änbe beS oberften GriminalridjterS non Va=
üenna , melier Gonfulariä genannt lourbe.2 Gin röntifdjer
1 Pro vero amputandis tarn intolerabilibus tlagitii rt-atibus,
missi sunt ipsi Campani Constantinopolim in exilium: ibid. n. 299.
* Tradidit rundem Paulum consulari Havennatium urbis: ibid.
n. 299. (£ar( £*get Je. 1. S. 262 leimt in tiefem Confulari« ba» Sonfuln-
tfottegium mit @runb ab, u>el($e* natb Satigni?’« unb Seo’e »nfictiten an
bie Stelle beT lecurionett foüte getreten fein.
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'pvocrfi unb <2tur} br« tyrnl flfüirtn.
387
©ärger, ein ©earnter bes päpftfidjen ©alaftS mußte bernnad)
roiber alfeö 9lec§t oor bem ©htnicipal=©ericbt einer fremben
Stabt ficE> [teilen. Sdjroerlidj mar bieS ©erfahren, rote ber
SebenSbefcfroeiber £>abrian’S oerficfiert, eine eigenmächtige 2fn=
maßuttg beS GrjbifcfjofS, roeil Pon ber STeilnafjnte ber päpft*
litten Stifter in 9tapenna nic^t-S ba&ei perlautet, oiclmchr
hatte ber ©apft ©runb bett ©roccß ©aul’S fern Pon 9tom
führen p laffen. 1 * Gr roünfdtte inbeffen bem SDlörber beS
Sergiuä bas Scheit p erhalten, er toanbte ficb an bie
Äaifer Gonftantin unb Sco mit ber ©itte, gnäbigft p
geftatten, baß ber ©erbredjier an irgenb einem fernen Crt
©riechen fanb’S bie Strafe beS GpilS Perbüßen bürfe.1 Stuf
bie ^Eroberung, ©aul Stnarta über ©enebig ttacb Goitftaro
tinopcl p beförbern, antroortete jebod) ber Grjbifchof: bieS
fei nicht möglich, roeil bie ©enetiaitcr ihn gegen ben Sofm
beS logen üDJauritiuS auSrocchfetn roiirbcn, ba biefer gerabe
in ber ©cfangenfdjaft bcs ®efiberiuS ft cf) befinbe. 9iun füllte
ber SaceUariuS ©regor ©aul ttacb 9lom führen, aber als
er p biefem 3roc<f nach ©apenna fant, roar ber ©cgenftanb
ber päpßlicßen Sorge bereits ins einige geben beförbert roorben.
GS blieb ßabrian nichts übrig, als bem Grjbifcbof bie Gtle
p penoeifett. 3 ^nbeß baS fübne .öaupt ber fangobarbifd&en
1 Itn vero idem Paulus examinatus rat, quia etiam nec scientia
exindc data rat — Pontifici. Vita Adr. n. 300, ober bie päpftlic^en
Se&enabeftfnreiber «erfctiteimi ritt.
1 Adscribi fecit suggrstionem suam Constantino et Leoni Au-
guatia, niagnisqne Imperatoribua — ut in ipsia öraeciae partibua
in exilio mancipatum rrtineri prarcepiasent. Ibid. n. 300.
* Slnafl. bemertt ata bamals in Warenna amrefeitb ben Gbartutariiia
Snualbit« — btr Warne Hingt grrmanifö, aber biefer Optimat ber SRilij
unb SWiffu« be« ^apft« wirb ron bem G&roniften burtb ba« 'firäbicat civis
Romnnus an«gejfitbltft.
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38«
Cierte« iflu*. IMerte« ffapitel.
Partei in 9iom mar tobt, ber ijJapft »on einem mastigen
2lrifiotraten befreit, unb 3)efiberiuS um feinen leisten Ginfluß
auf einen 3Teit ber Körner gebraut.
2>er 3°m beS MönigS über baS tumultuarifd^e Ser=
fahren mit feinem ^Parteiführer mar groß ; er bcfeßte nun
auä Kacße bie -Karten ber Stabte Sinigaglia, SRontefeltro,
Urbino unb Gugubium (©ubbio), unb unter Bcrmüftungen
rüdte er in !tu$cien ein. 35te i'angobarben überfielen bie
Stabt Bleba gerabe als bie Ginmofmer mit ber Grnte be=
fchäftigt mareti (es mar alfo im 3uli), fie töbteten tiele ber
angefebenften Bürger, unb marfehirten bann fofort nach ber
römifdmn Gampagna hinunter bis jum Gafirum Utriculum
(Ctricoli), 44 ÜJiittien »or Kom auf ber Seite ber glamU
nifdhen Straße.1 .ftabriait entbot nun beit 2lbt oon garfa
unb fchidte ihn in Begleitung üon jmanjig feiner KJöndje
an 2>ejtberiuS. ©einenb rnarfen fich bie Äloftcrbrüber bem
Äönige ju güßen unb flehten ihn an, S. Betruä nidht 3U
befdjäbigen. 2)er unbefonnene Sangobarbe entließ fie furj
unb heftig , er forberte ben fßapft burch feine eigenen Boten
troßig ju einer perfönlicben 3u!ailimenfunft auf. fjabrian
antmortete, er motte fommen, fo halb er bie enteisenen
Stabte mürbe herausgegeben haben ; unb er ließ BarbuS ben
.^egumenen bes griediifcbcit ÄlofterS S. Saba ju Korn unb
ben erften SSefenfor 2lnaftafiuS jum Äönige gehn, bie Stabte
in Gmpfang ju nehmen. ®odj ©efiberiuS Blid mar Dom
S<hidfal »erbuntelt, unb in unoerftänbiger Aufregung fdjmor
1 Sie alte Utriculi Civitas war jur Üaiferjeil reidj an Sun|lf(ba(}en,
unb bie heutigen SDiufeen 8tem’e otrbanfen ber Meinen l'anbflabt, iwdbtem
$iu« VI. bort Huegrabungen angeorbnet balle , töfllitbe gunbe, wie ben
weltberühmten 3upilertopf in ber iRotunbe bt« Satican unb ba« große iDiufto
bafelbft.
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Xefiberiu« marfrtjirt gegen 9tem.
389
er, mit feinem gaujcn .öeer jum Sturm auf 3tom mar-
fairen ju wollen.
$a fanbte ber ©apft über Sftecr ©oten an (Sari, ihn
beim Slnbenfen an feinen ©ater ©ipin befehwörenb, einen
$eereöjug nach Italien ju unternehmen, unb 9tom non bem
fiangobarbeit ju retten, bem er bo<h bie Salbung ber Jfinber
©arlmann’S fo ftaitbbaft »erweigere. Söahrenb biefe ©oten
mit .§abrian’3 Schreiben (fie finb uns nicht aufbewahrt mor-
ben) abgingen, brach SDefiberiuS wirtlich in ©erfon »on ©a»ia
äur Eroberung Storni auf. GS begleiteten ihn SlbalgifuS,
ber fränfifchc .fterjog 2ludjar, ©ilberga unb ihre Äinber,
welche im S. ©eter ju frönen er ben gebemütigten ©apft
ju jwingen gebachte, .öabrian gab auf bie erneuerten' $or=
berungen bie frühere Slntwort, unb rüfiete ft<h mit aller
Sntfchloffenheit jur ©erteibigung ber Stabt. 9lachbem er bie
©ölfer ücn XuScien, Don Satium, unb »oin $ucat »on
©erugia, fclbft einige bewaffnete ©lilijen ber ©entapolis,
unb bargeliehene Gruppen beö befreunbeten 3)uy »on Neapel
Stephanus fchneU nach 9lom gezogen haftc/ befahl er bie
Sore ber Stabt ju fdfliefeen, unb einige »on ihnen ju »cr=
mauern. ' 21 uö ben beiben braufeen gelegenen ©aftlifcn
S. ©eter unb S. ©aul liefe er alles föftlicl;e ©erat unb
Ornat in bie Stabt bringen, unb bann bie leeren Kirchen
»ou innen mit Gifenftangen »erfperren, bamit ber ftöitig.
Wenn er fäme, nur als £cmpelräuber in fie cinjubringen
1 Fabricari fecit, ül'lic&er Stuäbnidf für äKauerarbeit. Stil be«
(Sbvtfiopb0™® unb ©ergiu« 3cit irrten bie fanbbettwljner lucccien'« unb
i’atium’a (Gampagna) at« bcfryfcitbcig im £ienfl ber ©tabt auf. 3m
Cbronicon ducum Neap. be» 'ßratiBi lefe idy. Stephanus — misit ad
l’apam suos milites ab ipso quacsitos ad citstodiendam civitatem
Romain, unb bringe biefe 'Jiotij in jene Cerbinbung.
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390
Siertee «BuA. SJierte« Kapitel.
»ermöcpte. So geriiftet triefte er bem anriitfenben ‘SefiberiuS
eine feierliche ©efanbtfcpaft ber brei ©ifepöfe oon SUbatto,
oon ©ränefte unb oon £ilmr entgegen. iSiefe SWänner tru-
gen bie ©lifeftralen beS apoftolifdpen gludtS in ben £änben,
fdjriftlidpc Wapitungen beS ©apft’S, bafe webet er, nodp
itgenb ein fiangobarbe in Waffen, noep ber Jranfe Slucparis
eS wagen folte bie ©reitjc beS rßmifepen ©ucats ju über=
fdpreiten, unter Stnbropung beS Äirdpenbann’S. Sie ©ifepöfe
trafen 2)efiberiu8 in ©iterbo, unb fo fräftig wirfte bereits
bie gurdpt bor päpftlid;en ©annbuüen, bafi ber Äönig bie
trompeten jum 3tütf}ug blafcit liefe. 1
©alb naep feinem Stbmarfcp erfdjienen ©efanbte ßarl’S
in 9tom , ber ©iftpof ©eorg, ber 2Ibt ©ulfarb, unb 2flbinus
beS .Honigs 9tat, um fich burep ben 2lugenf epein ju iiber-
jeugen, ob bie Stabte roirflidp, wie S)efiberiu8 hatte nach
graitcien berieten taffen, bem peiligett Stut juriidf gegeben
feien, .fjabrian belehrte fie über ben 3uftanb ber Swinge, unb
bie iübgefanbten eilten, von päpftlicpen ©oten begleitet, naep
©aina : ber Äönig entliefe fie mit £rop naep granfreiep, wo
fie (Sari berichteten, bafe opne Waffengewalt niepts fönne
erlangt werben.
4. (Sarl’s £>eereejug natb 3talien. SMagerung ißama'#. Carl feiert ba$
Cfterfeft in iHotn. ©eftätigung ber 'Pipmifdjeit Scfimhtng. 3) er galt ^aria’8
unb beb Sangobarbenreidf* im 3a6r 774.
3m September 773 braep nutt Garl nach Italien auf,
natpbem er nod) eitimal $efiberiu$ jur 9tadpgiebigfeit auf=
geforbert unb ipm ein 2lbfianb$gelb oon 14000 Solibi teils
1 Susceptoque eodem obligatiouis verbo per autefalos Epis-
copos ipso Longobardorum Rex illico cum magua reverentia a
erntete Viterbiense confusus ad proprio reversus cst.
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Sari bcv 'ßa&ia, unb in 8fom.
391
in ©olb, teils itt Silber geboten batte. 1 ßr marfdjirte nach
©enf, Pon wo er über ben ÜJfont Cenis (SJionS ßiniftuS)
jog: aber bie Sllpenpäffe waren Pon ben Sangobarben un=
überfteiglicb gemacht, unb bie Scfywierigfeit bort cin$ubringen,
wol auch baS 'Hiurren bcr granfen bewog ßarl nochmals
©efanbte in SefiberiuS Säger ju f dürfen unb ju erflären, er
wolle ftcb mit brei angefel;enen ©eifjeln begnügen, welche ihm
für baS 2$erfpred;en ber 9tütfgabe bcr Stcibte haften füllten,
unb bann werbe er augenblicflidj mit feinem £>eer itarf) .öaufe
feeren, 3>cftberius lernte felbfi bieS 2lnerbieten ab. $od) in
ber folgenben 9lacbt (unb mit einigem Siecfjt tonnte ber Gbro=
nifl jener $eit eine Strafe beS Rimmels barin crbliefen)
überfiel baS junge £>erj beS SlbalgifuS ein bämonifdjer
Scbteden : er fl ob mit ben Gruppen unter feinem S3efebl,
unb 2)efiberiuS, Wie er bie granfen auf bem 2öege beS
SSerratS bie Sllpen plöfclicb berabfteigen fab, fiep fein Saget
im Stieb uttb eilte, ft<b in bem Perbängni§Poüen ipatota ein=
jufcbliefjen. 1 ßr traf bort Slnftalten $ur fräftigen SBerteibU
guitg, wäbrenb, 2lbeIcbiS unb 2lucbar mit ber SBittwe unb
ben Söhnen Garlmatm’S in baS ftarfe SSerona rurften, eine
Stabt, Welche bantals als bie .öauptfeftung ber Sangobarben
galt. $aS iüolf beS Slboin, ßrbe eines großen SCeilS beS
frönen 9ieid)S ber ©otben, bod) nicht ihrer beroifefjen 5lraft,
aber ausgezeichnet bureb bürgerliche unb religißfe Stugenbcrt,
1 Promittens insuper ei tribui quatuordecim millia auri soli-
ilorum, quantitatem in auro, et argento. Anast. n. 310. Vtt (@eßb.
Bon Stalien) Bcnnutet mit @runb, baß bie« bie xirfprilnglicfye ftorberung brt
Xefiberiu« au 3tcm mar.
’ SIgttfdu« fagt (in ber Vita Leonis p. 439), baß b« ÄaBennatifcbe
Xiaconu« Slartinu« ben grauten ben ©eg gejeigt ßabe; unb nat$ bem
Ciiron. Novalicense war e« ein Ißoffenteißer.
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392
Sierte« sButf». ißievte« Capttcl.
fiel ttad) einem BJiberftanb, beit innerer ^miefpalt, nament=
lid^ bie Umtriebe ber fjkiefter bebeutenb, ja faft unglaublich
abfürjteti. 1 GS finb nicht bie Sangobarben, burdb beren
Untergang fich Garl ben ÜRameti beö ©rofeen ober eine«
gelben uerbiente ; bie ©efcbicbte jeigt oielmebr faum eine Gr=
oberung, welche leichter gemalt mürbe als biefe ^talien’S burdj
bie jyrattfen , unb feine, bie mehr blutige Kämpfe foftete, als
jene jur 3^it beS SBelifar unb beS SflarfeS, beren |»elbennamen
bie Stuten fämmtlidber Garelinger jum Scbmeigen bringen.
Ser König Carl marfcfiirte unoermeilt oor $aPia unb
umtdilofi bie Stabt; eine langmierige Belagerung öorauS--
febenb, liefe er fogar feine ©emalin .üilbegarb unb feine
Äinber in bas Säger fommen. Gin Seil ber granfen aber
rücfte öor Berona, unb bie oerjtoeifelten Flüchtlinge Sluc^ar
unb Garlmann’S SBittme gaben fich unb bie Meinen fßrinjen
in bie .§äube beS Siegers. Sie Belagerung fßaüia’S hatte
untcrbefe fcbott fed)S SJtonate gebauert, bas Dfterfeft loar nabe,
unb Garl befcblofe baffelbe in bem beigen 9lom $u feiern.
Ser ©laube jener 3eit ftellte fich oor , bafe eine Ojtermallfabrt
ju ben ©räbern ber SKärtirer ber ficherfte 2öeg jurn Scelenbeile
fei; fdbon feit jmei 3abrbuub^rten ftrömten unjäblige fßilger
jur Cfterjeit nach 9tom, unb baS ganje Blittelalter binburcb
»erben mir bort Maifer unb Könige oft bie Oftcrn feiern febn.
'Mt bem 3uge beS granfenfönigS aber läfet ftcb überhaupt
bie lange ©efdbicbte ber fRomfabrten beutfeber .Könige beginnen. 1
1 3m ganjen Paßt auf t>en (Sbarafter bev raiigobarben, wa« in Kr
Mannten @rabfet>rift auf beit tapferu Xrectulf in iKaoemia beim 'Paul
Xiaccn. gefagt ift:
Terribilis visu facit-s, sed corda benigna.
3 Carl’# Siujug unb Kufembait in 3iont wirb in ber Vita Hadriani
n. 314 eq. genau betrieben.
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Savl fcev ^atia, mtb in 5Hcm.
393
Karl brach mit einem Steil beg ,$eerg unb einem glän=
jenben (befolge non Bifdjöfen, ^crjögen unb (grafen non
ißania auf. (fr burchjog in (file Dugcien, um noch am \)tu
ligen Sonttabettb (ben 2. Slpril 774; 3lom ju erreichen, unb
er fam bic Bia Glaubia &erab. Die Äunbe non feinem 9iahn
begeifterte ben ißapft; 24 SDtillien weit fanbtc er ihm alle
^ubice« unb bie Banner ber SKilij entgegen, Re empfingen
ibn an ber Station -KoPag unterhalb beg Seeg non Bracciano
(ehemalg iJacug Sabatinug), unb geleiteten il;n mit allen
Gbreit jur Stabt. ‘ Slm gufj beg fDlontc SUario empfingen
(farl bie ftäbtifd^cn Äörperfd)aften ; bort waren aufgeregt
fämmtlidhe Schaarcn ber 3)lilij mit ihren ißatronen, bie
Spulen ber ßinber Halmen unb Deljweige in beit .Rauben,
unb beim 2tnblicf Garl’g erhoben bie Stömer bie £aubcg, ben
feftlidhen 3uruf; §«tl bem granfenfönig unb bent Defenfor
ber Kirche! '2 (fr empfing biefe Gl;ren nicht als frember gürft,
fonbern in feiner Gigenfchaft ale ißatriciug ber Siömer, unb
auebrüdlich bemerft ber (Shtotüft, baß ihm, wie eg fonft bei
ber Begrünung beg (fparchen ober ißatriciug (gebrauch gewefen
war, felbft bie .Hreuje unb gähnen (ber Baftlilen fRom’g)
1 Direxit in ejus occursuro judices ad fere triginta millia ab
bac Humana urbe in locum, qui vocatur Novas, ubi eum cum
bandora susceperunt. Xie Station liegt am 24. ÜDtrileiiftrin. §df)eniuS
beim ©igttcli in bet Stete 3. c. 35 tciU Stuinen Mn Sioca« jmei 'Hiitlien
bieffeit« ©racciane gefe&en babeit.
9 Scholas militiue cum patronis, simulque et pueria, qui ad
discendas literas pergebant, deportantes omnes ramos paimarum
utque olivarum etc. ©apencorbt ober («in £>erau«gcber (p. 98) hielt
jene patroni militiue irrig für Stputsheifige, Patt für ©orfteber ber tttili-
tärifcbtn fünfte. Xtn Subbntrf patronus (ür @tb«(fb<tii8<r ftnbe ich jum
ciftenmal in btt Vita Hadr. n. 339. 21u« ber (Sttpälmung bet Sdjub
linbet jeg Ojanam (Docum. inodits) ben String, baft in Siont ttotb
25?iffenfdiaften gelehrt würben — ein geringe« unb faft riiljrenbe« ärgumenl.
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394
Sliertee i^ucfc. stierte« <5o|>itel.
entgegengefducft würben.' Äautn erWtcftc fie ber flönig,
alg et »om ifjfcrbe ftieg , unb oon feinem ©efolge umgeben
ging er ju guf; nad; bem S. ijSeter. GS mar in ber SJior-
genfrübe beä Cfterfonnabenbg : ber 'fjapft erwartete ben ©aft
auf ben Stufen beg ijSovticug , um ficb f>er ben GlcruS,
mäfwenb eine unabft’bbare 3Renf<$enmenge ben $Ia(} bebeefte.
Gart warf fiel? auf ber unterften Stufe ber kreppe nieber,
inbem er fie auf Änieen emportlomm füfetc er anbäd^tig
jebe einzelne Stufe, big er fo juin ifiapft gelangte — ein
unföniglid?eS 39ilb, unb eine Situation, bie bent gelben
weniger, alg bem frommen tjjitger jener 3e‘b gejiemte. Gart
unb öabrian fanfen fidb in bie Strme, unb inbem ber Ätönig
ben ißapft bei ber rechten .öanb ergriff, fd^ritt er ibm rcdbtö
jur Seite in bie SJafilifa. '* 3^rem Gintritt fc^oli ber ©efang
ber ifJriefter entgegen: benedictus qui venit in nomine
Domini, unb Gart unb feine grauten warfen fid> oor bem
Stpoftetgrabe nieber. Sladfj oollenbctcr Slnbacbt bat ber Ätfnig
^öflidj um bie Grlaubnif? fflom betreten unb bie übrigen
.£>auptfird)en befudjen ju bürfen: fie alle ftiegen juoor in bie
©ruft beg S. betrug hinab, unb Äönig wie $apft, bie
1 Vencrandas cruces, id cst signa, sicut mos ost ad Exar-
flium aut Patridum suscipicnduin. ®«b gteiep barauf cruces, ac
signa.
1 <59 ift rillt betannte «Streitfrage , ob reept« obtr tinl9 bit geeprtere
«Seite war, unb we#balb anf altttt SDlufteen unb Siegern t>änfig ©. ißetru«
bit tinte, ß. 'baulti« bie reifte Stelle einnimmt. ®et Sbroiplab warb,
fo fc^eint e9, natb bem Änbticfenben beflimmt. SBeitn tlapfl unb JtBnig
atfo in bie &ir<be traten, batten bit änblidenben ben 'flapft jur Stedden,
hierüber belehrt mich ber Ordo Roman. I. beim SiabiKon II. p. 3: epis-
copi quidem ad sinistram intrnutimn. presbyteri vero ad dextram,
ut quando Pontifex sederit, ad eos rcspiciens, episcopos ad dextram
sui, presbyteros vero ad sinistram contueatur.
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Carl »er 't>a»ia , unb »er diom.
395
3ubice$ ber 9iömer wie ber Jranfeit leifleteu jidj tuecfyfel-
feitig ben ©ib ber Sid;erheit. 1
(Jarl liefe feine Xruppen roaljrfc^einltc^ ein Saget im
9terottifchcu gelbe auffchlagen, aber er felbft jog über bie
sBriirfe .ftabrian’ä in bie ^eilige Stabt ein, welche nicht
roufete, bafe fie in bem erften granfenfönig, ber fie betrat,
auch ihren erften Äaifer beutfeher Nation empfangen follte.
®er fünftige (rrbe ber Xitel be$ Sluguftuä betrachtete bie
Stuinen, benen er öorbeifam, mit bem 2luge be$ untoiffen=
ben ©rftaunenS, benn obmol er ci liebte bie @efd;ichte ber
Sllten ju hören, tannte er bie Xhaten ber ^eiligen 9iom’ö
bejfer als bie ber gelben. 3)aS bamalige 9tom aber trug
ba« übenoiegenbe ©epräge beS SÄltertumä, obfehon in ber
'.Kerwüjhmg mm brei Qahrhunberten. ©3 mar noch bie
Stabt ber 9lömer, tucle^e ©arl betrat, eine ungeheure ffielt
pon grofeen Jtuinen, Pot beren Fracht auch bamalo alles
©hriftliöhe oerfdftoanb; unb wenn ber gegenwärtige 9Jtcitfch,
welchen ber Slnblid beS gorum’3, Wie ei fidh felbft noch
heute barfteHt, in Aufregung bringt, einen SBticf in jene«
9tom Pom gahr 774 ju werfen permöchte, fo würbe er ein
Schaufpiel fejjn, welches au^ufprechen unmöglich ift. 1
2)ie sJtömer führten ben Äönig nach bem Sateran;
b aS, Soll betrachtete mit Neugier ben h^nhaften ffiud^
unb robuften ®au beS iprotectorS ber Äir<he, ober feine in
1 Segeque mutuo per sacramentuni munieutes, ingressug egt
Komam. — Tie Äaifer gaben unb empfingen f pater ben Cib bcs grieben*,
efje fie in 9tom einigen. — Ce war bie« juglei<$ ein beftegcltcs gretinb*
icbaftsbimbiiifi (finnitas et integrilatis stabilitas), leie pabriatt fagt Cod.
C'Rr. LIII. bei Cenni LII. p. 326.
* 3(b b^be bas bamalige 8tom mit bem äitottpmu# »eit Cinfiebeln
burdpeaitbert , unb temme notb barauf juriief.
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©icrtca l'iertecs Capitel.
396
Grj gebüßten ißalabine; nur bemerfte cs* vießeicbt mit 3)tifc
vergnügen, bajj er fein Selb ausfireute. Qm Sfaptifterium
moßnte er bem Sacrament ber Jaufe bei, iveldjeS ber ißapft
voßjog, bann ging er roieber ju guj? tiad) bem S. ißeter
jurücf. Gr nahm alfo feine SBoßnung nicht in ber Stabt;
von bem Gäfarenpalaft ift feine Siebe mefjr, unb ivenn ber
hohe ©aft nicht in einer ber Sifchofsivohnungeit am S. ißeter
felbft jur Stacht blieb, fo jog er ließ tvahrfdjeinlidj 3U feinen
Gruppen in’S Säger jurücf. 2lm folgenbeu SKorgen (es tvar
ber Ofterfonntag) ivurbe Gart von ben Optimalen unb
Scholen ber SDlilij eingeholt unb nach ber S. ÜJtaria ab
ißraefepe (SJtaggiore) geleitet, ivo ber ißapft bie SJtcffe las.
3u Mittag fpeiSte er hierauf an ber päpfllichcn S'afel im
sf*atriarchium beS Sateran. 2ltn SJJontag ivurbe bie ÜJtcffe im
S. ijSeter gclefcn unb ber Äönig burch bie SaubeS beS GleniS
geehrt, am 50ienftag (in ber britten gcrie) feierte ber ißapft
baS .£>od)amt in S. ißaut, unb bamit hatten bie fjunct Urnen
beS Cfterfefts ein Gnbe. S)er Gßarafter biefer geicrlidjfeiten
mar bamals firchlicher als eS bie heutigen Dftergepränge in
Stom finb, aber tvie bie alten Diüualbüd^er betveifen, nicht
viel einfacher. 1
2lm SKitttvocb ben 6. 2lpril ivurbe Garl ju einer 3U:
fammcnfuuft im S.^eter eingelaben, »vo fich ber ißapft mit aßen
^ubices vom GleruS unb ber ÜDlilij befanb. Sor biefer 25er=
fammlung richtete .öabrian eine Siebe an ben fyranfenfünig,
unb geivifi gab es feinen paffenberen Ort, Garl eine Sdßenhmg
1 Sinige Stimmungen in SJetreff brr SHeffe unb be« @ebet« für Sari
finb in brn Ordo Honmnus I. aufgenomraen , rin m«fn>iirbige« SKitualicn
bnd> beb 8. ob« 9. saec. 3n ibm werben bie Oflerfnnctienen bem Stnafl.
entfpredsenb angegeben.
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Sie CSarolinifd-c Scfyenfung.
397
abjugetpinnen, als bie 37at;e beS SlpoftelgrabeS unb feine
noef; bom äßeihrauch bes Ofterfeftö buftenbe Söaftlifa. Zu-
bern er ben naben wnb unausbleiblichen Sturj beS 2ango=
barbenreichS borauSfefcte , trat er als einer feiner .öaupterben
auf; deshalb mahnte er Carl an bie alten Verträge unb
©etöbniffe, bent heiligen ißetruS getuiffe Stabte unb lßrobin=
jen Qtalien’S ju fdfjenfen , unb er lieb entlieh bie ipipinifehe
SchenfungSurfunbe non SarifiacuS beriefen. Der 2ebcnsbe-
fdjreiber $abrian’S bcrfichert, baß Earl unb feine QubiceS
ben 3>'halt jener ©chenfung nicht allein betätigten, fonbetn
bah ber Äönig burch feinen Eapeflan unb 3Jotar EtheriuS
biefe Urfunbe bon neuem auSfchreiben liefe. Das Docuntent
mürbe bon ihm unb feinen ©rofeen unterjeidjnet, in bie ©ruft
beS ©. ifietruS gelegt unb mit einem fürchterlichen ©ib befchiooren.
2ludh biefe fogenaunte ©chenfung ßarl’S beS ©rofeen,
eine Betätigung jener ißipin’S, ift aus bem Slrdbib beS 2a-
teran berfäfeounben, unb ebenfotoenig hat fi<h bie 2lbfchrift,
toclihe Earl mit fich genommen haben foH, in Deutfcfetaub
ober granfreich borgefunben. Badj ihr gab ber fromme unb
großmütige Earl faft ganj Italien bem ißapft hin ntib
obenein folche ißrobinjen, bie er niemals erobert hatte, mie
Eorfica, Beliebig unb Atrien, unb baS ^erjogtum ©cne=
bent.1 Slbet baS unbeftochene Urteil ber ©efchidte hat biefe
©ebettfung längt unter bie ©lärchen benoiefen; als ber
1 Str Sejrt beim ?(naft. bat nad? Signoli: n Lunis (beutf Sarzana)
cum insula Corsica, deinde in Suriano, deindc in monte Burdone,
inde in Bercelo, deindc in Parma, deindc in Regio, et exinde in
Mantua, atque in Monte Silicis, simulque et Universum Exarchatum
Ravennatium, sicut antiquitus erat, atque provincios Venetiarum
et l8triam, neenon et cunctum ducatum Spoletinum seu Bcneven-
tanum. 3Han rcrglei^e Docum. I. beim SJorgia Breve Utor. Cod.
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398
©ierte« '-Pud). ©iette« Capitel.
©Treiber ber £h<>t«n ^abriau’S lebte, mochte er baö $>ociu
ment (toettn er überhaupt cittS mit Singen fab) enttoeber gc=
fälfdjt »orftnben , ober bie barin enthaltenen Slngaben felbft
oerftclien. ®ie uns ihrem Söefett nach nicht befannte ©<hett=
!ung pipin’S beftätigte 6arl offenbar, fidj bie Oberhoheit
über bie betreffenben protoinjen »orbehaltenb, unb er »er--
mehrte fie im Verlauf ber 3;af)re burdf) Patrimonien unb
firinfünfte. 1 ©eine eigne Stellung ju 9iom tourbe zugleich
burdh einen Vertrag feftgefefct : Karl nahm alle Siechte beS
patriciuS in SlnfprudE), unb ber ßhrentitel beS TefenforS
erhielt feit bem 3ahr 774 einen »olleren Inhalt: bie höchfle
3uriSbiction in 9lom, im SJucat, in ben protoinjen beS
(SpardjatS tourbe bem patriciuS ber SRömer jugeftanben. 1
Stäubern fo bie Beziehungen Garl’S jur Kirche geregelt
toaren, reiste ber Äönig ab, loährcnb ber beglüefte pap ft
täglich in allen Bafilifen, Älöftern unb ®iaconien SRom’S
300 flprie Slepfon abjingen ließ , ben Grfolg ber Belagerung
Vatic. 3833. ö« ift wichtig, baß fein Cbtonifl außer 'Unaftafiu« etwa« »on
ber ©cbenhmg weiß. ®a« gragment btt Vita Adriani beim SDiabitlMi
fagt nur: Carolus non prius destitit, donec Desiderium — exilio
damnaret — resque direptas Adriano Papae restifueret, fine ^Jljrafe,
bie faft toörtlirf) bem (Sginbarb angebSrt.
1 ©egen biefe Scbeitfimg, wetebe Gtenni, Crfi, gontanini, ©orgia sc.
mit fceiben $imben feflfyslten, fpriebt fab SUluratori utib neuerbingS Sa garina
ttar au«. SWan febe auch Seo unb Sagen beim. ®tefe grage gebbrt nur
Boriibergebenb in bie ©efebiebte ber ©tobt. ©Juratori, ©iamione, Sigonius
finb bie »erflanbigen ©erfechtet ber Oberhoheit Carl’«: jure principatus,
et ditione sibi retenta.
’ C« finbet ftcb fogar bie auffaüenbe ©ejeichnnng be« erfien 3abrt
be« ©atriciat« in ber Epist. Hadriani ad ßertherium Viennensem
Episcop. (beim Sabbe Concil. VIII. p. 554): datum Kniend, Jan.
imperante piissimo Augusto Constantino, annuentc Deo coronato
. piissimo rege Karolo, anno primo patriciatus ejus. 3nbeß biefer
©rief ifl unecht.
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Speleto. luacien. Sic Sabina. 399
Paoia’S ju befdhleunigen. 1 Der granfenfönig betrieb fic,
in baS bortige Säger jurücfgefebrt , mit boppeltem (iifer , bie
Seuche oerfchtuor fich mit ben Verrätern itt ber bebrängten
©tabt, unb ber legte Äönig ber Sangobarben büßte enblidf)
bie wieberholten gebier feiner linbefonnenl;eit bureb baS Gnbe
feiner Dpnaftie unb feines 9ieicf)S. Gr ergab ftch jum @e-
fangenen; ins (fril gefchicft, enbete er bann fein l'ebeit im
ftlofter von Gorhie, wie man fagte, als ein frommer 2£un*
berthäter. Gar! nahm bie eifeme Ärone unb nannte ficb feit
bem Qabr 774 Äonig ber granfen unb Sangobarben, pa--
triciuS ber SRömer, wäi;renb ber fluchtige Sobn beS Defibe=
riuS, 2tbalgifuS, an ben $of pon 8pjanj eilte, bie traurige
Slolle eines Prätenbenten ju fpiefett.
6. Scrgältniffe ton Spoleto. Miifprücbc ber Airegc auf Suaden; auf bie
Sabina. Söibcrfbenfligfrit ber Erjbifegijfe »on 9fa»ettna. änfprilege Earl’«
auf bic Cberboheit unb ba« S9eflätigung«tregt jener örjbifegefe. Ser 'ßa-
triciat be« ©. 'ßctru«. SPewei« , baß ber ‘ßopß £>etr ber cffentliegen ©e«
bäube 9ta»enua’« war, aber fcitfi ben oberlierrlidjen ©ofebleit Carl’« golge
leiflete. Sdawnbanbel ber Slenctiancr unb ber ©riechen.
Gart jögerte jum ©djmerj beS papfls mit ber Veraus-
gabe berjenigett Patrimonien, Welche ber Kirche »on ben
Sangobarbcn waren entfrembet worben, unb er festen beS
Titels beS neuen Gonftantin nicht ju achten , mit bem ihn
Vabrian auSjeithnete , als fei nun ber Äaifer GonftantiuuS
auferftanben, „burch welchen ©ott ber faeiligeu Üircge beS
Slpoftclfürften Petrus alles ju fcheufen geruht hat." 2 Durch
* Cod. Carol. LV. bei fienni L. p. 318. Ser ©a füllen waren ba<
mal« 28, ber Siaconien aber 7.
5 Oxl. Carol. XLIX. bei (Senni I.1X. p. 332 sq.: quin ecce novus
Chrixlinnissimus Dei Constantinus Imperator hia temporibue sur-
rexit etc. SDiit 9ietgt bermutet man gierau« , baß fegen bamal« bie Segen*
hing Conflantin’3 »on einem ©etvüger abgefaßt werben war, weleger bie«
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400 ©ierte« ©ud?. ©iertes öopitel.
»iele ftahre mürbe Garl Don beit Mahnungen 9tom’ö heldftigt,
roelt^eS tiirf;t aufhörte ihn an bcn ©act Dom 3ahr 774 mit
©itterfeit ju erinnern.
G8 ift nötig, bie einjelncn ©ebiete jener Sarolinifchen
Scheidung genauer ju betrachten, loeil fte Don ber ©cfchichte
ber «Stabt 9iom nicht gut ju trennen finb. äöenn ber
SebenSbefchreiher .öabrian’ö mol berichtet mar, fo lösten fid)
fchon Dor bem Ginmarfd) ber ganten in Italien bie Spole-
tiner Dom Sangobarbenreidje ab, mic fie bieS fchon mehrfach
Derfucht hatten. Slngefctjene ©iirger Spoleto’S unb fReate’ö
famen nad) 9tom: fie fchmoren bem ©apft Jreuc, unb mur=
ben fpmbolifd) ju 9ftömif<hen ©ärgern gemacht, inbem fie
©art unb .paar fi<h fcheeren liefjen. 211s aber Sefibeviuö
nad) ©aoia geflohen mar, erfchienen Slbgefanbte bcs 6pole=
tinifchen $crjogtumS Dor .pabrian , leifteteu ihm ben Gib ber
5£reue unb empfingen aus feinen .pänben bie ©eftätigung
.pilbepranb’g, ben fie fi<h Dorhcr felbft ju ihrem .perjog er--
mäl;lt hatten. 3htem ©eifpiel folgten bie Ginmohner dou
germo, Ofinto, Slucona, unb Dom Gaftellum gelicitatis
©lacbwerf unb bie Xcctelalicii bin*« bem Staaten beS beit. 3fibor oerfarute.
(Ecnni behauptet, $abrian habe jene 'Jietij i'ielmcfjr aus ben apofrvpf>if(ben
Selen be« ©. Siloefler entlehnt. Snber# Dhiratcri ad ann. 776. fßagi
Critica a. 324. N. 16. @ibben c. 49. rliaep biefet fepenfung (bei
gabciciuS Bibi, Oroeca VI. p. 3 sq. unb erwähnt Bon StciteaS 'fjarifienfis
um 854), bie JanrentiuS ©afla pierft griinblicb »ibertegte, gab Gonftantin
bem ©apft Siloefler bcfanntlidi baS ©alatium, 9tom unb bas gange Sbenb*
lanb. 3n bem obigen ©rief aber fpri$t -löabrian eigcn(Ii<b nur Bon Patri-
monien unb Bon ber potestas in partibus Hcaperiae. Xer ©rief ift Bern
3abr 777 ober faßt bod; Bor 781. ®ie Gbronologie ber 49 ©riefe .pabrian’«
an Sari ift bismeilen bunfel; tur<b bas 3abr781, in welchem .'öabrian @e>
Batler Garl’S würbe, »erben fie in jwei (»robben geteilt. Jltlc ©riefe mit
bet Xitulatur spirit/ilis compatcr faßen nach 781; unb überhaupt »erben
SJluratori, 8e Cointe unb fßagi (eben burep ßenni «ielfacp BoflenbS burtb bie
großartige Srbeit 3affb’s berichtigt.
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Spoleto. IitScien. Sie Sabina.
401
(Gitta bt Gaftctto?). 2lher alle biefe 2lngabcn finb unfi^er,
mäbrenb cg unjmeifel^aft ift, baft Spolcto hefiänbig jum >
fränfifcben Königreich gehörte. '
©Jeitcre Slnfprüdje, bie <S. Ißetrug auf £ugcien erhob,
mürben nicht bejmeifelt. 'Doch begehrte ber Sfpoftel aud&
über bag römifdje Jugcien hittaug Eigentum ; man behauptet,
Carl habe bereits im ^ahre 774 bem ißapft bie tngcifcbcn v
©tiibte f£oana, £ugcaua, ©iterbo, ©aneum Slegig (©ag»
norea) fammt anbern nicht genannten Orten gefchentt. ,öab=
riait fpricht bapon augbrüdflich in einem ©rief, moraug tyx--
porgeht, bafj fie ihm mirflidj auggeliefert mären. Gg tarn
baju ein fpätereg ©erfpredhen ber jtoei 6täbte StofeDä unb
©opulonia aug Üugcia Ducalig, bie Garl inbefe ju über?
liefern jögerte. 1 $)ic Kirche befaß ohne ^mcifcl in allen
tugeif^en Sänbcrn alte ©üter, melche bie Sangobarben be=
fefct gehalten, unb Carl fügte ihnen bie Schenfung pon
neuen Patrimonien bNu.
1 SDluratori ad ann. 775 nnb bie Sielen in ber Strömt »ott garfa.
Stob Cod. Carol. LVIII. bei Cettni LVI. p. 341: „ipiia et ipsum
Spoletinum Ducatum vos praesentialiter obtulistia prolwtori vestro
B. Petro“ haben bie papiften nicpt gewagt, bem Papfl bert mehr juju*
fl'tccbdt , ul« ba« dominium utile. Sie ftirepe batte auf Spoleto teilt
aubere« 3?crt>t , al3 auf Oßrien, wo fie autb Somänen befaß; in partibus
@ polet o'9 : p. 353 bei Cenni. — Sie pbvafe ipsum Spoletinum Ilucn-
tum bade iib für Uebertreibuitg , cbwol gatte«cbi Memorie istorico-diplom.
riguard. le Serie de’ Duelii di Spoletn (Camerino 1801) p. 50 be*
banptet, baß bem popft ba« ganje Vaub, tedj ohne Souveränität ge-
ftbentt intrbe.
2 Cod. Carol. XC. bei Cenni LXXX1X. p. 480. Cenni jiebl fogar
Tunern Regal is (ba* heutige So«cana) in bie Stbenfung, ohne Souwtani-
tät«re(bte. Gr (fließt baranf aus Cod. Carol. 1.X V. bei ibnt LXI1I,
wo ber papfl bettt Sur von Succa ©efeble gibt , bie er nicht bifrt. 3nbeß
gab ja ftbon ber große Gregor ebennd« ben Suce« von SWeapel unb Sar
binien ©efeble, ohne baß jene Sänber ihm unterworfen waren.
®regoro»i ul, ötf<bi(bte ter Statt Sicm. II. 2fi
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402
Vierte« 3?wf>. SSicrleö Eapitel.
$affelbc Serbältniß fanb in ber ißrooinj Sabina ftatt.
Slud; bifr lagen feit MterS ©itter bcr ßircbe, treidle Garl,
tüic cS fd;eiitt bcträc^tlidf; oermebrt, bem S. ißetruS im 3abv
781 neu jufpracfi. ®iefe Sänbcreien führten abmecbfelnb bcn
tarnen Territorium unb Patrimonium Savinense, aber
fie malten nicht bie ganjc ißrooin§ Sabina aus, beren
größter 3Teit bent $crjeg non Spoleto gehörte. 2Bir miffen
nidfjt, mie grop bie Äird;enbomänen in ber Sabina maren,
aus bereit Ertrag bie Sampen im S. $eter unb bie Sinnen
erbalten lourben. 5)ie Senbboten Garl’S unb beS iftapftS
reisten bortbin, fie ju iibernebmen, aber eS erbeben ficb
©rcnjftrcitigfeitcn jtoifdbett ber &ird;e «nb Slieti, bie nidbt
jum Vorteil beS S. Petrus auöfdtlugen, obmol einige Imn--
bcrtjdbrige ©reife bejeugten, bafi bie ftreitigen ©üter feit
alten 3eitNt ber Äirdje gehört batten. ’ hieraus folgt, bafe
fie am (Silbe beS achten 3abrbunbcrtS nur ben Heineren Seil
ber Sabina befafi, unb erft feit bem Sabre 939 fann cS
bnreb Urfunben betoiefen toerben, bap biefc ißropinj Pont
Spoletanifdbeu Tucat abgelöst unb ju einem befonbcrcti 6o=
mitat unter ber Oberhoheit ber Äircbc gemacht toerben mar,
melcbe bortbin ihre Rectoren unter bem £itel eines Tiardtio
ober GomeS fanbte. 2
1 C<k1. Carol. LVI. Bei Eetmi LXXI. p. 405. E« maren ©reife
au« gorobeno (bem alten ©i«tum gorumueoum), nabe bem heutigen
SRonttbonc. Siebe amf» Ep. LXVIII. p. 387. Er bittet bie ©renje ju
reguliren, sicut ex nntiquitus fnit . . . signA inter p:irt»u constituunies.
Ster rümifefc Terminus erfrfjeiitt al« signum. Tiefer ©renjregulirung
jmiftben ber Sabina imb Dfcate tvirb auch im Diploina Ludovici Pii
gebaut.
’ Siebe gatteSebi a. a. O. S. 93. 248. Er fiibrt eilte Steife bott
Urfunben au* garfa an, ben 939 bi« 1106. Ser 939 finben ficb nümfiib
teine auf bie Sabina bezogenen Tecumente im SNegijier bon garfa. —
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Xic ©erbältitif(e 511 ftaotnna.
103
ffienn bcm papft in ben genannten fcanbfchaften wegen
ber Uebergabe ber Patrimonien bettänbig Scbtmerigfeiten ge^
macht ttmrben, fo gelang cg ihm noch »iel loeniger bee Gpar*
chatg .frerr ju werben. S. PpoHtitarig bon Papenria befaß
wie S. Peter »on Pom eine SJiengc »on Domänen, unb
nicht minber hatte «r jahllofe Sdhenfunggurfunbett im ärd)i»e
aufjuweifen. Selbft aus Sicilien tarnen ber Papeunatifchen
.Kirche im fiebenten gahrhunbert fo bebeuteitbe ßinfünfte
ju, baß bie Pcctoren ber bortigen ©üter jährlich ihre Saft--
fdhiffe mit 25,000 Scheffeln betreibe, mit griiehten unb
©emilfen, mit purpurgefärbten gellen, mit ©ewänbern »on
hpajintbfauer Scibe unb »on SBotlenftojfen befrachteten, unb
überbieß fcftlicfie ©efehtrre unb nicht weniger alg 31,000
©olb = Solibi nach .§aufc führten, wovon 15,000 in ben
8d)ah »pu (Sonftantinopel , 16,000 aber in ben ber Kirche
ffoffen. 1 3)ic Grjbifchöfc ftrebten gleich bem Papft nach ber
weltlichen ßerrfchaft in ihrem reichen unb frönen ©ebiet:
aber feit ber pipinifchen Schenfung batten bie päpfie bort
ihre Slnfprüdhe geltenb gemacht, unb Stephan II. feine Pe=
amte, Gomiteg uub $uceg in bie bortigen Stabte gerieft.
Pach Paoenna felbft batte er §wei gubiceS belegirt, ben
Pregbpter Philtppug unb ben Pup (ruftaebiug. 1 gebodj
3- ©. 939: Iugilbaldus Dux ul rector tcrriUirii Sabinenais. babfi
finb bi« Otcgiftimgsjabtf btb 'Pnpfte angegeben. 941 : Sarilonis Marcliionis
et Rcctoris Turritorii Sabinensis etc. Sic# ater (raren o$nt grage
4>äpftlic^e 3?cftcrm.
1 Agnellus Vita Mauri c. 2. p. 273. ((Dtauru* faß »en 642 bi*
671.) Sie Ccnbuctere# btt Sirene von 9ta»enna in «Sicilien fcmuien fdjen
»er um 444 in bem berühmten älteflen Siplom, rvclt^ee überhaupt epiflirt,
beim Ütfarini Papir. n. 73.
1 Cod. Carol. LIV. bei Serati LI. p. 322. ©eibe mochten ben Sttel
3ubey fchicchttneg führen ; in Heinere Crte ftbrim brr ^apfi domitrt belegirt
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404
©ierte* ©it$. SBicrtc« Cafitel.
nach Garl'S SRücfpg im $ahr 774 befehle ber Grjbifchof £eo
mehre Stabte ber Slemiliu, ben S)ucat Bon gerrara, ^mofa
unb Bologna , unb vertrieb bie bortigen päpfHichen Beamten.
Gr behauptete fiibn , jene Stabte feien nicht bent $apft,
fonbem ihm felber gefdfenft morben ; er reijte auch bie USeit*
tapoliä jum Slbfaff, hoch bie bortigen Ginioobner jogett cS
nor, bem i|3apft treu ju bleiben. ®en bringenben 2kfchtoer=
ben .öabrian’S bei Garl ju begegnen, reiste £eo enblich in
ißerfon an ben jpof beä ÄönigS, unb er fam Bon bort fühner
unb trofeiger jurücf. Gr loeigcrte ftch ben ^Befehlen fRom’S
ju gehorchen, er unterfagte ben StaBennaten ober ben 33e*
mohnern ber ÜCemüia trogen ber SBermaltungSangelegenheitcn
nach 9tom ju gehn. Vergebens f durfte .öabrian feine SBoten
in jene ißroBin}, ben Gib ber £reuc ju empfangen, unb
©eifjeln einjuforbem . ber Grjbifdjof Berjagtc fie mit 28affen*
gemalt. 3« gleicher 3e'i bemächtigte fich Steginalb, ehemals
Iangobarbifcber Gaftalb im GafteHum $elicitatis, bamalö aber
2)ur Bon Ghiufi, mehrerer Bon Garl gefdjenfter Äirchengüter,
unb überfiel fogar jenes nun ber Äirdje gehörige Gaftcll im
langobarbifchen Stuscien. 1 5)er $apft toiebcrholte feine
Älagen bei Garl; biefe Briefe, mie bie meiften im Gobey Ga=
rolinuS fann man nur mit SSMbertoiUen lefen, »oeil bas
Verlangen nach bem irbifdjen 2kfi(} unb bie gurdjt ihn ju
Berlieren aUju naeft herBortritt, toührenb bie SBermebrung
ju haben, wie nach 0a bellum : Cod. Cnrol. LI. bei ffenni L1V. p. 335.
©äpftlitbe Beamte in ben Stabten führten auch im allgemeinen ben litel
Actores, ber in ‘Papieren Sfatenna’« febr häufig ijl.
' Cum exercitu in oandem civitatom nostram Castelli Felici-
tatis properans. Cod. Car. LX. bei Senni LV. p. 337. Int ©riefe,
welche Bon ber „SRebeHion" tHaeenna'a boubetn , ftnb bei Senni 51. 52.
53. 54.
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Xi< Ser^ältnifff ju 0Ja»cima.
405
bon (Eigentum breift Grbcbuttg ber ftirdie genannt, bcr ©e=
roinn ber t)öcbfien ©üter bei .geill aber all Sohn für Sdien=
fungen ton £anb unb Seuten fortbauernb bereiften unb bie
himmlifche Seligfeit an irbifdjen ©cwinn gefnüpft wirb. SDie
weltlichen ©etüfte verbargen ft<h hinter bent Sarge einel
Xobten, Welker mit Schenfuttglurfunben, mit Briefen, §lü=
dien unb ©ibfcfiwüren fort tfnb fort bebecft würbe, unb hinter
ber ©eftalt einel heiligen Slpofiell, ber bei feinem lieben
nie ein irbifchel ©ut bcfeffen hatte unb nach feinem Stöbe
non weltlichen Gingen nichtl mehr wußte noch begehrte.
Glicht bor bent 3ahr 783 gelang el bem ipapft fid? in
©efifc feiner Xitel auf 9labemta ju fefcen, aber uathbem er
mit .fMilfe (Satl’l bie ÜBiberfpänfHgfeit bei Grjbifchofl gebeugt
hatte, f<hredtcn ihn bie 2lnfprü<he bei granfenfönigl auf bie
i'anbeloberberrlicftfeit. Xem Sßapft war feinelwegl bie un=
befchränfte Souberänität gegeben worben, unb wenn biel
für Slabeuna nacbgewiefen werben fantt, ergibt fich baffelbe
auch für bie Stabt 9tom , Wo wir ohnehin jur 3eit iieo’l III.
bie oberfte 3urilbiction Garl’l beutlich crfeimen werben. Xie
IRabcnnaten appeflirten bon ber ©eridhtlbarfeit bei SjJapftl
an beit Äönig all bie Iwchfic Qnftanj, unb ber spapft hin=
berte fic nicht, fich in $rancien bal 9led)t ju fuchett, nur
Ragte er, baß ihnen ©chbr gegeben werbe, auch wenn
fie nicht mit einem päpftlichen 3)rief berfehen feien. 1 3m
3ahr 783 batten fich Jt»ei mädjtige fHabennaten ©leutheriul
unb ©regoriul fchwerer Uebergriffe, felbft bei Diorbl fc^ul-
big gemacht; fie entwichen bor bent päpftlichen ©eridht an
1 Sed nee uostrae paternitati dispücere rectum cst, quuliscum-
que ex nostris Hut pro salutationis causa, aut quaereudi justitiam,
a<i vos properavit. Cod. Carol. LXXXV. l>ti llrmii XCVIT. p. 521.
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406
*ticvtc4 4Mid>. Vierte* Cafitd.
ben .pof Garl’ö, unb ber ^apft bat beit Honig fte nicht «n-
juhörcn, fonbent nach Stom ju fenben, ivo mit 3»iieh»»9
fränlifcher Voten i£?r Vrocefj geführt werben foHe. GS blicft
babei au« feinem Schreiben bie furcht hervor, an berjcnigen
©erichtsbarfeit, welche ihm vertragsmäßig in ben Sünbern
ber Hirdje guftanb, burcb Garl Ginbufie ju erleiben. 1 Gin
anberer gaH hatte ihn fd)on früher belehrt, bah fein Qreunb
Garl feineSwegS gefonnen fei, ihn unbefdhränft fchaltcn ju
laffen: nur auf ©ranb von unbefotmenen Sieben hatte ber
Honig ben päpftlichen Voten 1'lnaftafiuS au feinem £>of feft
nehmen laffen. Gr hatte baS SSölferrecht gegen einen ©e=
fanbten verlebt unb nicht ntinber befpotifch gehanbelt, als
cinft Öeo ber Qfaurier. ®er Ißapft ftellte fich, als fei bie
geftuehmung eines apoftolifchen ©efanbten eine feit ÜWenfchen*
gebenfen unerhörte Stjat , unb mit Stecht entrüftet, forberte
er von Garl bie SluSliefcrung beS SlnaftafiuS an baS ©ericht
in 9tom. Gr warf betn .Honig zugleich vor, bah er 3Wei
aus Stom geflüchtete Verbrecher ober Stebellen sftafchaliS unb
SaracinuS in voller ©unft an feinem .yof behalte, unb er
befchwor ihn äugftlich bei Ghrifti Statuen jene SJtänner ben
römifchen ©erichteu auSjulicfern. 7
Gnblich erfchredten ben Ißapft noch bebeutenbere Qorbe=
rangen beS Honigs. Qm Qal;r 788 ober 789 erflärte Garl
offen, ihm gebühre fein oberherrlicher Anteil an ber ®al;l
ber Grjbifchöfe von Stavenna. Gr behauptete in einem SJte-
moriale, bah »ach beS GrjbifdjcfS Sergius Jobe fränfifche
Voten bei Seo’S SiJahl jugegen gewefen feien, er verlangte
baber, bah bie Grnennung ber Grjbifchöfe feiner Veftätigung
’ üod. Carol. LXXV. bei Cdim LXXVI. p. 4'il sip
’ Tiefet rvidptige 4’vief ifl L. bei (Seinti I.XI.
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£ie ©crbältniffc )u SRaoenna.
407
unterbreitet werben folle. könnten wir jenes Wemoranbum
noch Iefeti , fo würben wir barin finben, baß (Sari fidj auf
bie Rechte feines pitriciats berief. Das päbicat beS pt=
triciuS aber batte mit ber 3eit eine oeränberte SBebeutung
erlangt; wenn es noch ppin als eine bloße äuSjeidwung
trug, war cS bei bent Gröberer uon Italien uitb beim neuen
iöangobarbettfönige oon felbft ju einem anfpru^Soollen Xitel
ber Wacht geworben. Was war jumal natürlicher, als baß
ft<b Garl in Sejug auf 'Jiaoenna ber alten Gewalt bcS Gyar=
eben unb pt triciuS erinnerte, beffett Stelle er gleicbfam ein=
itabm, ohne bodt ben grieebifeben Äaifer über fidj ju erfennen.
Gr fdbrieb bem ptyft , bie 'Würbe beS pitriciats loäre nid;tig,
loeitn bie Gijbifcböfc 'Jtaoenna’s ohne feilte Seiftimmung ben
bifcböflidjen Stul beftiegen. 1 Unb faum batte er auSgefpro=
eben, baß er ein Sewußtfein oon beit ;Uecf;ten beS ptriciuS
als eines SRanneS habe, ber in einer pooittj befehle, als
ber ißapft ihm mit fluger biptomatifdjer Xaftif begegnete:
Sauet ptruS würbe felber mit bent ptrpurftreifen ge=
jiert unb trat bem pitriciuS Garl nun feinerfeits als
ijJatriciuS entgegen. Der pipft fprad) im Grnft oott einem
pitriciat beS heiligen ptruS, unb leitete ihn f<bon oon ber
erften Schcnfung her. „Denn, fo fdjreibt er. Wie wir gefagt
haben: bie 'Würbe GureS ifJatriciatS wirb oon uttS unoer=
brü(bfi<b aufrecht gehalten, unb noch ju mehr Gljreit erhöht,
aber in berfelben Weife möge auch ber eigene pttriciat beS
1 So ungefähr muß er gefcfirieben fcaben, beim £abrian antwortet:
pro honorc vestri Pntriciatus nullus liomo esse videtur in mundo,
qui plus pro vestrac regnlis Excellentiae decertare moliatur exal-
tntione, quain nostra apostolica assidua deprecatio. Xi t» iß im
gangen Codex Carolin, taä erflemat, baß ein $apß oon ber Würbe bt«
ißatriciats rebet — ausgenommen bie Titulatur am änfang ber ©riefe.
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408
hievte« Sud). Sicrtcä fiapitel.
S. Petrus, (iures ©önuers, ber fotool oon- bem großen
Äönig ißipin, Gurem Stator, fchriftlich unb in Integrität
jugeftanben, als von Gltd? bes Weiteren heftätigt worben ift,
un»erbrü<hlich jn 5Redht beftehn." 1 $ie feine ifJolitif 9tom’S
»erbient Sewnnberung. Gö fc^eint , Carl gab nad; unb ließ
jene ftreitigc grage für jeßt faßen. 2
SDic Verfechter ber päpftlid>en Unabbängigfcit ^abcn
fogar einen augenfdjeinlic^en Veweis , baß bem ifJapft bic
Stabt Üiaoenita fammt ihren öffentlichen ©ebäuben pgebörte,
für fidj in Slnfprucb genommen. Garl bat .fjabrian im ^abr
784 um bie Grlaubniß, einige Äunftwerfc aus 9(aoenna nach
Slawen führen ju Iajfen, welche ihm erteilt würbe. ®er
ißalaft bes großen ^hrobori^, worin fpäter bie Gjarcben
refibirt hatten, war f täglich «erfaßen, aber er prangte noch
mit fchöneu Säulen, mit SDtufioböben unb marmornem ©atib--
getäfel. — SJiefe Schäle würben ihrem Ort etttriffen, fic
1 t^uia ut fati sumus (fo corrigire id) ftatt estis), lionor Patri-
cialus vestri a nobis irrefragnbiliter conservatur , eliam et plus
amplius honorifiee honoratur; siraili modo ipso Patricia! us beati
Petri, fautoris vestri, tarn a s. recordationis Domno Pippino, magno
Rege, genilore vestro, in scriptis in integro coneessus, et a vobis
amplius confirmatus, irrefragabili jure permaneat. Cod. Carolin.
l.XXXV. bei Qtenni XCV1I. p. 521. 2 er Sritf mag ccm 3abr 7‘JO lein.
Statt fiet»t, in tiefer Raffung iß Patriciutus fowobl ber Sefiß be« Janbe«
al« bie baritt geübte patrieißbe ©emalt.
2 Carl nabm nicht bie 3itc<fliltir #on Stent in Stnfpnidb. 'JJatb ge-
nügen Sieten eine« fateranißbeu Ccncilä »om 3abr 774 foll ber Ißapß tiefe
ifjnt juerfattnt b«ben. 3nbefj iß bie« juerß oon giegbert ml nun. 773
erwähnte (ioneil eine giction. ©iebe iDlanß Suppl. Coucil. I. p. 721
unb fßagi ad ann. 774. 13. Stud) tta« ber Libellus de imperaloria
poteetate in urbe Komn (Mon. Germ. V. 719) reit (Sari nad) feiner
Slnfuuft in Stom fagt: fecitque partum cum Romanis eorumquu pon-
tifioe, et de ordinatione pontiticis, ut interesset quis legnlus je. barf
erß auf bie ßcnßituticuen nad) 800 bejogeu werben.
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Tie Serbültniffe ju Äaeenna.
409
wanbevten nach Seutfdhlanb , im neuen Dom wen Stachen «er-
loenbet ju »erben, unb maulen föftlichen ©larmor gaben auch
bie ÜDlonumente Jioin’« ^er. 1 Slber obwol ber ißapft £err
ber Stabt SRaoenna war, folgte betrau« nicht, bafj er bie
Oberherrlichfeit be« Äöitig« nicht in anbern Singen alter»
fannte. Qm Qaf/r 785 gebot Carl alle toenetianiföen ,ftauf=
leute au« Sattenna unb ber ^ßentapoli« auöjutreiben, unb
ber fpapft leiftete bem tumultuarifchen Befehl auf ber Stelle
Qolge, obwol ober »eil ber Sup ©aramauu«, fränfifdjer
©eooItmäd;tigter, eben mehre Zaubereien unb Ginfünfte im
Slaoennatifchen mit Vefchlag belegt Ijatte, behauptenb fic ge=
hörten nicht jur Äirche. 2
Sie getoaltfame Vertreibung ber Venetianer fdheint mit
Dem Sclaoen- unb Gunucheitbanbel jufammen ju hängen,
welchen fie trieben. SSir Iw&cn biefe unternehmenben Äauf=
leute fchon einmal jur ^eit be« ißapft« Qacharia« als ®cla=
venhänbler in 9lom erteilten fehlt; fie Wetteiferten mit ben
©ried)en in biefem einträglichen ©efdjäft, bei welchem bie
1 Eginhard Vita Carol. c. 26: Ad cujus structurain cutn cci-
lumnas ct marmorn aliundc habere non [Misset . Koma atque Ra-
venna devehenda enravit. Unb ber Poeta Saxo vers. 439:
Ad quae marmoreas praestabat Koma columnas,
C£uasdam praecipuas pulcra Ravenna dedit.
Cod. Carol. LXVII. bei öenni LXXXI. p. 439: nos quippe iibenti
animo et puro corde, cum nimio amore vestrae Excel lentiae, tri-
bnimiis elTectum, et tarn marmora, quamque mosivum . caeteraque
exempla de eodem polatio vobis concedimns nnferendo. 3<b bemerfe,
baß tfarl ber Öroße ou<b bie SReiterftatue Jbeoborirb’ä aus ÜRaeenua nad;
Slaäwn bringen ließ. 3m snee. X lag ber ißataft ecu Slaeenna leot [eben
i'Sllig in Shtinen, unb Ctfo II. baute bort um 971 einen neuen tpataß.
«iebe gantujji tr. Tom. V im Prospetto §. 13 sq.
’ öS banbeit ecu beiben ®ingen Cod. Carol. LXXX1V. bei CSemii
I.XXXIII. p. 459 sq. ®ie ißenetiauer (Venetici) batten im 9taeennatif<beu
praesidia unb possessiones.
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410
Vierte« SBudj. SSicrtee (Soptiet.
jubelt I;ie unb ba bic Siäfler malten. (Sari, eifrig bemüht
biefen Stenfchenhanbel ju unterbrüefen , fdmeb bem ißapft,
er ^abe gehört, baß bie 9tömer fidb bes SclaoenöetfaufS an
bie Saracenen fchulbig gemalt batten; aber ftabrian »er;
fieberte, bafj feine berartigen Städte in 9tom befiänben, fow
bern baß es bie gottlofen ©rieten feien, ircidje in ben
laugobarbifcbeu Äüfienftrichen Sclaüat oon ben Sangobarben
fauften. (Sr erjählt, baß Stenfchen biefer Nation, twm $un--
gcr jur fficrjweiflung getrieben, fich felbft auf bie Schiffe
griedjifcber Äaufleutc .begeben hätten, um bureb Sclaoerei ihr
Sehen 3U friften. ®iefe ©riechen ftreiften , wie bie 'Kenetianer,
an ben .Hüften be$ abriatifchen unb tuScifdjen SteereS; 23e=
nebig, 9la»enna, Sieapel , 9fmalfi, ßentumceUä, ißifa waren
ihre Sßerfehrehäfen , wo fie ihre 2öaarcn abfeßten unb 3itglcich
Sclaöen ober oerfchnittene Äuaben eiuhanbeiten. .fjabriau
hatte ben ®up »on Succa Slllo aufgeforbert, Skiffe auSjm
rüften unb bie ©riechen, welche jugleich Giraten fein moch=
ten, im tuöcifchen Steer ju fapern, aber biefer hotte fid)
beffen geweigert, unb ber ißapft beflagte, baff er feine Schiffe
befißc. 2>cr £afen von ißortuS war burch feine römifche
Starine belebt, uitb faum befugten ihn noch einige ,§anbelS=
fchiffe, ba fich ber Itcrfehr um biefe 3®tt bereits nad; Gen
tumceüä ober Gioitaoeccbia gejogen hatte. ®iefer alte .pafen
2'rajan’S ift mW als groß unb feft noch ®on 9tutiliu8 be--
fchrieben worben, unb wir hoben bie Stabt als ein beträcht-
liches Gaftell einigemal in ben ©othenfriegen erwähnen ge=
hört. 3U ©regor’S beS ©roßen 3l’it toar fie oon einem
GomeS regiert, unb ihre Stauern hotte ©regor III. wieber-
hergeftellt , fowol wegen ber suuehmenben Söichtigfeit beS Orts,
als weil er ben Streifereien ber Seeräuber auSgefeßt war.
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Xic 3uflänbe Oou ©enettent.
411
bortigen ,'oafcn lieft nun ^»abrian Schiffe ber Girieren
»erbrennen, bie SJiannfdjaft felbft aber ins ©efängniß toerfeit,
eine toacfere unb gerechte £anblung, mit ber er ficb als
.fjert im Sattbc unb als »öllig unbehimmert um ben 3orn
beS ÄaiferS »on Eonftantinopel ju erfenneit gab. '
•>. 3uftänbe ton ©entoent. X« §tx «eg Sricfu«. 't&bfi lieber Äricg um
Xcrraciita. Carl’« «rceite iSnircfcnOfit in 9tem. Sein brittex Sufentbalt
bafelbft. 31 11 fl gegen ©enewnt unb gtiebenbftbluft. 'Jicue (gebentung Carl’«
an bie Äirifce. Stridjis untetbanbeit mit ©öjanj. ®ie bextigen SJer^ältniffc,
unb bie ©eilegung beS ©ilbexfheits. 92 a$ be9 Slricfji« Xobe tritt ®xi«
moalb $et5og bon ©enenent.
SBir fc^Iieften bieS ISapitcl mit einem SJticf auf bie 3Jer=
bältniffe beS .gerjogtums ©enecent , rnelche (Sarl’ö jtoeiten
3«g nach Korn größtenteils »eranlaßten. Son allen lattgo=
barbifdjen .^erjogtümern t»ar bas einjige 8ene»ent nicht bureß
bie granfen erobert toorben; fein öersog ^rießis, ©emal
»on beS DeftberiuS Tochter äbelberga, unternehmenb, reich,
bureß Siebe jur (Sultur auSgejeicßnet, gebot über fo oiele
fchöne ißrobinjen , als heute bas Königreich Neapel auSma=
chen, ohne bie grieeßifeßen Ducate ober Stabte, Neapel, ©aeta,
Slmalfi, ©orrentum unb tuenige anbere ßalabrien’S. Dies
blüßenbe Sanb mit ber .fjauptftabt $Bene»ent, bet fchönften
unb mäcßtigften im bamaligcn ©übitalien, feßüßte (rntfer-
uung, ©röfte, ilerbinbung mit ben ©riechen; unb nachbem
1 Cod. Carol. LXV. bei (Jenui I.XIII. : quia nos nec uavigin
IiuUoius, nec iihuIuh, qui cos comprcliemlcrc potuissent, tnnieii naves
Graecorum gentis in portu civitatis nostrac Centiiniccllcnsiuni com*
bnri feeimus etc. 3<t tottbe im bxitten ©ante C&elegcnbett fmbcu, mief)
auf bie eben im Xxurf begonnene ("efebiebte bex päpfHi<b<n SW«ln* not»
©ibliotbefax bet Xomilticanex in S. Maria sopra Minerva, ©liglictmotti,
«u bejieben.
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412
Slirrtrt ©ii(f>. i'ifrle« Sattel.
bic langobarbifebe 3JJacf;t in 9iorb= unb 33iittclitalicn au«ge;
löfdit worben war, würbe e« ber natürliche geinb ber ißäpfte,
welche auf feine Vernichtung mit eifersüchtiger Sorge binar;
beiteten.
9tadj bcnt galt Don tßaota nahm SlridEn« mit ®to[j bcn
Ditel ißrincep« an; er liefe ficfe ooit ben Vifcfeöfen Veneoent’«
falben, befleibete fid) mit bent ^urpur, unb bictirte feine
Grlajfe fortan au« feinem „geheiligten ißalatium." 1 Sein
■§of würbe ber üRittetpunft aller ißläne be« SbalgifuS jur
SBieberberftellung be« £angobarbenrei<bS, jur Vertreibung ber
grauten unb jur Demütigung be£ ißapft«. Giite Verbin=
bung warb gefcbloffen jwifcben ihm, 2lricfei§, bem Jperjog
oou griaul Vobgaufu«, bem oon Spoleto .üilbebranb, mit
SHeginbalb fon Gbiufi, unb ber Grjbifdjof £eo von SHaoenna
war in biefe Unterbanblungen eingewcibt. gm 9J?ärj 776
wollte man oon allen Seiten loöbrecben; ber ißapft wufete
baoon , er fcfericb eilig an Gart, er möge nach Vom jiebn,
unb bie bringenbe ©efabr »oit bem jungen Äird&enftaat ab=
wenben.2 9lber Gart begnügte liefe, bcn .jöerjog Vobgaufu« burefe
einen fd&nellen 3ug nad; Dreoifo unb griaul ju berniefeten,
woburefe aller ©efabr toon jener Seite für immer »orgebeugt,
befto ntefer aber Venebent jum §eerbe ber ©egenrebolution
gemalt würbe. 3 Die« .öerjogtum grenzte lanbwärt« an bie
’ ©iawtcne ?c. tat tieriiber unb »on bot SJetbaltniffen ©eiictxnt« gute
Sb|(tnitte: Lib. VI. c. 1 sq.
1 Cod. Carol. LIX. bei Senni LVII. p. 343 sq. : qualiter — proxiino
Martio monsc adveniente, utrosque in unum eonglobarent, cum ca-
terva Graccorum et Athalgiso, Desiderii filio, et terra marique ad
dimicandum super nos irruant, cupientes lianc nostram Romanam
invadere cfvitatem.
* Seit brr üroberung oen griaul batirt bir Leitung brr langobarbifdKit
'^trjcgtiimrr in ©raffdwften, bie ©ou&erfaffung unb ba3 febnetrefen ber
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®ie äufränte oon ©enebent.
413
römifdje Gampagna, wo Sora, ütrpino, 3trcc unb Sfquino
©renjftäbte waren; mccrwärtg erftrecfte eg ficf) big ©aeta,
welches wie SCerracina bamalg ben ©rieten gehörte A unb
unter ber 33erwaltung beg Patriciug oon Sicilien ftanb.
3Jon fiier aug fab ficf) öabrian Wieberfwlt bebrofjt : bie Sk*
neuen ter batten mit Serracina unb ©aeta, wo fidb ber
patriciug befanb, ein ©iinbnif; gefdjloffen, um mit »ercinten
Waffen in bie römifebe Gampagna einjufaHen; fic oerwarfen
bie grwbcn&miräge bes Papftg, unb biefer vereinigte bie
.pcere?mad)t ber it'ircfic mit ben Gruppen fränfifd;er ©rafen,
unb fdjüßte bie Gampagna mit aber Gntfcf>loffcnl)eit. 1 3um
crftcnmal trat ber fßapft in ber Gigcnfdjaft eineg weltlichen
giirflen friegfüf)renb, ja erobernb auf, benn er naljm bag
gricdjifdbe Xerracina Wirflid) mit Waffengewalt. SDiefcr jur
^eit beg ©otbenföiügg ^T^eoborid^ bigioeileit ttoef) mit 2lug=
jeid;nung genannte ,'pafenort (er Ijatte ibn burd) ein GafteD
befeftigt), mußte bamalg febr lierabgefommen fein; .^abrian
fpridit uon il;m mit einiger ©eringfduißung/2 er batte ifjn
ben Neapolitanern gegen Sugwedjglung beg Patrimonium
grauten aber Würbe nach Otalien Krpflaiijl: ?eo, ©efeb- Otalien« III. 1.
р. 206.
1 Cod. Carol. LXXXI1I. bei Ceniii LX. p. 357 gq. Der ® rief fällt
»er 781, unb ÜÄuratori’« gweifel, er tBnne bem 3abr 791 angeboren,
wirb bureb Cenni wiberlegt, ber ibn in« 3«br 777 feßt. ©iannone VI.
с. 1 folgert nadj bem Vorgang eon Camill. ©eUegrmc au« tiefem ©rief febr
irrig, bie ©eneoenter bäum ©aeta. Weltbe« Carl ber .Crircbe gefebenft, ibr
entriffen tmb wieber ben ©rieten gegeben. <S« gilt hier aber offenbar
Stabte bet romifcbeit Campagtta (aliquantas civitatcs nostras Catn-
pauiae). 3«b bin bet Slnficbt, baß ©aeta bamal« notb grietbifcb war,
obwol bie« gebend degli antichi dui-hi e consoli e Ipati della cittä
di Gaeta (Napoli 1791) p. 30 Introduzionc läugnen mochte.
’ Nos quidem pro nibilo doputamus ipsam clvitatam Terrn-
cincnsem ctc. Cod. Carol. LXIV. bei (Senil i LXV. p. 377.
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414
©irrte® 4'wb. Vierte* Capitcl.
Gampanum , weldjeg pon £eo bem Qfaurier war eingejogen
worbe», angetragen, aber fic waren barauf ni<$t eingegangen.
Sie jogen eg Por, £erracina ju überrumpeln; ber |>anbftreicf>
gelang, unb bie Stabt würbe Pon ben ©rieten wieberum
befefet. 1
.fjabriatt fyatte fie bauptfäcfjlidb mit .'pülfe ber fränlifrfien
Gruppen Sugcicn’ö unb Spolcto’3 guoor erobert, unb bie
SouPeränitätgredjte Garl’ö auf biefe (Eroberung achten müffen.
Gr forberte ben Äönig begbafb auf, fdjncll ben ganjen
Heerbann Pon SMcicn, Pon Spolcto, felbft bie rucblofcn
Senepenter aufjubieten, unter ber güfirung beö ffiutfrin
fpüteftenä am Slttfang 3tuguft tiad) Motu marfefnren ju
laffen, unb nicf;t allein £crracina wicber ju erobern, fonberu
auef) ©aeta unb Neapel ju unterwerfen. 1 Gr beflagtc
fü$ bitter über bie 9tän!e beö £erjogg StridjiS, welker
jene Untcrfyanblungen mit Neapel IjintcrtrieOen I;abe , t%
lic§ bie Soten be§ IßatriciuS Pon Sicilien empfange, unb nur
auf bie Sanbung beS Slbalgifnö mit bpjantinifdjen Skiffen
warte, um Io£jubred>en. 3)ie $urd;t .öabrian’ö war begrün^
bet: im Gpit Gonftantinopel’g war ber Solnt bei 3)cfiberiu3
unauagefcjst tftätig, eine Gjpebition gegen galten ju Staube
1 Nefandissiml N< npolitani , et Deo odibiles Graeci — subito
venientes, Terracinensera civitatem, quam servitio bcati Petri et
vestro atque nostro subjugavimus, nunc autem — inrasi sunt.
* Ut sub veslra atque nostra sint ditione, unb ba® oft wieberbolte
in servitio vestro, paritorque nostro ift feiueswefl® böfü<b* 'Pfiraff, fett*
bem bejeitbnet ba® altum dominium brt Höing®. Ser ©rief ftbeint mir
, unmittelbar bor 781 ju fallen. Sie gmmbfdjaft jtviftben 9tom unb 'Jieapel
beftanb nur furje 3*it. Siebe ba® Cbronieou ducum Neap. ann. 789.
3n ber @rabftbrift be® ßäfariu«, ©ebne® be« 3)uy ©tepbanu® »on 'Jieapel,
aber beißt e«:
Sic blnndus Bardis cras, ut fbedera Grais
Servares sapiens inviolata tarnen.
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ffarl’# 3ug natty Wem.
415
ju bringen, toelhe ihren Anhalt in ©icilieti unb in betu
£erjogtum feine« Schlager« ftnben muffte.
So riefen bie Angelegenheiten Italien’« Gart $um brittem
mal au« grancicn in jene« £anb. Gr fam mit feinem
SBeibe .öilbegarb unb feinen Söhnen Garlntattn unb l'ubtcig
SU SBeihna^ten be« 3ahr8 780 nach pabia, ju Dftern be«
folgenben aber (am 15. April 781) mieberum nach Aom.
Am heiligen ©onnabenb ergöjjte bie Acnter ba« feltene geft
ber Saufe eine« föniglihen prinjen: ber papft taufte in ber
Capelle ber heiligen Petronilla Carlmann auf ben Aamen
pipitt’« feine« ©roßbatcr«, unb nannte fich feitbem ©ebatter
Carl’«. Peibe prinjeit mürben am Dfterfefi felbft bom papft
ju .Königen gefalbt, unb jtoar erhielt fiubmig ben Sitel eine«
.Honig« bon Aquitanien, pipin aber ben bebeutung«bolleren
be« König« bon Italien, rooburch Carl au«fprach, baß er ba«
gefammte Italien unter feinem ober feine« ©ohne« ©cepter al«
ein einige« Königreich tuicber neu einjuri^ten bcfdhloffcn habe. 1
Gr hatte jeboch bamal« nicht Auhe noch Plittel, ba«
miberftrebenbe Penebent ju untenoerfen, er fehrte nach pabia
jurüd, unb Ari^i« fuhr fort, unter bern ©dhein ber Anet-
fennung fränfifher Oberhoheit, König in feinem Sanbe ju
fein, ben papft aber burch feine Perbinbuitgen mit Abalgifu«
unb ben ©riehen ju ängftigen. Seither bergingen fünf 3ahre,
bie in Pejug auf bie Perhältniffe Aom’« ju Penebent bunfel
’ Ueber bie laufe unb Carl’« iäiUrefenfieit in Sfciii finbet man einige
SJerfe beim Dom Bouquet V. p. 401; (Sari ivirb barin fionfiil genannt.
Xie Vita Adriani fc^U'eigt; icp bemerte in ipr minbeflenS jn*i SRebactionen,
bie fpätefie betrieb ausführlich bie politife^cn ßreigniffe bis jum gafle ^Jaeia’S,
n>aS folgt ftub oft hoppelte SluSjiige aus ben .Ctircpenregiftern. — 2Ran mag
no<b naepfebeu baS Cliron. Lnurisliniu. Moissinc. Anna). LaurUsenscs
uub Einlmrd i ad ann. 781.
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116
Stierte« SWdi. Sbertc« Sapitel.
finb , bis (Sari im .'perbft 786 5um mertenmal nacf; Italien
fant. 9ta<bbem er baS SBeibnacbtSfeft in glorcnj gefeiert
batte, 30g er im grübjabr 787 jum brittcnmal in Morn
ein. 35ie bringenben Sitten .dabrian’S, wie feine eigne
SBürbe als Seberrfcbcr ^talicn’S bewogen if>n jeft jum ÄriegS*
juge gegen Seneoent. Vergebens fuchte ibn ArichiS, eben im
Kriege mit Neapel begriffen, bureb feinen Sohn Stomualb,
welchen er ibm mit ©efebenfen nach fHont f durfte, aufjubal*
ten; (Sari bcf;ielt ben ißrinjen bei fich, uttb bie graulen
brangen bis Gapua üor. 9Zun warf ficb Arides nach Salerno,
welche fdbßngelegene Stabt er in angeftrengter Gile mit
SDlauern unb türmen üerfcbanjte. Aber unfähig, ber ©c=
watt Garl’S lang ju wiberfiebn, beugte er ficb enblidb, unb
unter Vermittlung feiner Vifdjöfe fcblofj er mit ibm Rieben.
Gr willigte in ben jährlich«« Tribut üon 7000 ©oftuSolibi,
in bie Auslieferung feines Schafes unb ©rimoalb’S feines
Sohnes als ©eifiel, worauf bie ^ranfett ihren Stürfmarfcb
non Gapua antraten. 1
Garl feierte junt brittenmal baS Ofterfeft in 9tom,
unb bei biefer Gelegenheit, machte er ju feinem Seelen*
heil bent Apoftel ^JetruS wieber eine Schenfung. GS läßt
ficb nach einigen '-Briefen .öabrian’S nicht in 3roc>f«^ Steril,
baf? ber Aircbe batttals mehre Stäbte im Veneoeutif<bcn
gefchenlt würben, welche bureb feine Voten ifr wirtldh ju
überliefern Garl bringenb aufgeforbert würbe.2 ®er ißapft
1 Einlinrdi Animi, ad ann. 786. Annal. I.nurissens. 787. Ti-
linni (787). Poets Saxo. ann. 786. Ta« Chroniron Mon. Casin. I.
c. 12 beim SDturatori Script. IV gibt tie griebenSbetingimgen an. Cr*
dfempert Hinter. im Tom. 1. ber Hist. Cam. Peregrini c. 2 gebt über
bie SHcgieriiug be« Slridji« atlju ftüditig fort.
1 Praesertim et partibus ducatus Beneventani idoneos dirigere
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<5«l in 9?em.
417
nennt auSbriicflicb bie alte unb berühmte ©tabt Gapua in
biefer ©chenfung, oftne bie anbercn mit tarnen ju be$eicb:
nen. ©ie waren inbefj Wabrfcheinlid) 2eano, ©ora, 2lrce,
2lquitto unb jene« Slrpinum, welches einft ben Römern ben
hoppelten ÜHubm feiner Söhne Giceto unb 9)tariuS gefdjenft
batte. 1 2lber trüb aller Slnfprücbe auf biefe ©täbte ifi eS
nicht ju erweifen, bafj ber $apft fein römtfcbeS ©ebiet burcb
ihren Wirf liehen ©efiö je erweiterte, unb Garl’S ©eten felbft
überlieferten ihm nach feinem eigenen ©eftänbnife nur bie
Älöfter, bie bifdjöflicben ©ebäube unb bie bem ©taat gehört
gen ^>öfe (curtes publicae), fie hänbigten ihm mol bie
©djlüffel ber ©täbte ein, hoch fie vermehrten ihm, beren
©ewcfiner als feine Untertanen ju betrachten.
2>icfe ©chenfung jerfiel ooBenbS in riidftS, als SSrichiS
nach ber Entfernung Garl’S plöfclich feinen ©afaUeneib brach-
35er trofcige .frerjog tonnte bas granfenjodj nicht ertragen,
er wanbte (ich fofort nach Gonftantinopel , fnüpfte mit 2lbab
gifus wiebentm Unterbanblungeit an, unb begehrte »ont
.ftaifer Gonftantin greunbfchaftSbünbnift unb thätige ,§iilfe.
GonftantinuS VI. war ber ©obn £eo’S IV., Gnfel jenes
Gonftantin GopronpmuS, ber im 3abre 775 geftorben war.
©ein ©ater batte als eifriger ©ilbcrftiirmer bis jum $ahr
dignetur missoa, qui nobis, seeundam veslram douationem, ipsaa
ci vitales aub integritate tradere, in omnibus valeant: Cod. Carol.
LXXXI. beim Cenni LXXXVH1. p. 475. XC. beim Cenni LXXX1X.
p. 480; XCII. t(im (Stniii XC. p. 483. De Capua, qnam b. Petro —
pro mercede animae vestrae, atque sempitema memoria, cum cne-
teris civitatibus obtuliatia. LXXXVIJI. fifiini XCI. unb LXXXVI.
Cmni XCII.
1 3nt 3)ip(t>m Ludovici Pii (beim ©ergia Breve Istoria etc. Ap-
pend. III. p. 19) b«i§t t«: in partibns Campaniae Soram, Arcea,
Aquinum, Arpinum, Tbeanum et Capuam.
Wrcgorebiui, bei Stabt flCem II. 27
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118
SMcrtti liefe. Söiertr« Capitol.
780 geberrfebt, unb baS 9teidb ober bie Sormunbfcbaft feiner
berühmten ©emalin ^rcue übcrlaffen. 35iefe febone unb
ränfevolle ©rieebin batte aus ihrer Saterftabt Sitten bie ver=
fieefte Neigung junt Silberbienft mit auf ben £ron von
©t;janj gebracht, unb toäitrenb ber Stinberjabrigfeit itjrcd
SobneS bie 3)tittel gefunben, ifm im Orient roiebet einju=
führen. 9t cm erlebte im $erbft 787 ben großen £riumf
ber jiveiten Äircbenverfammlung von ÜRicäa , auf meiner ber
GultuS ber ©über feierlich unb mit Ginftimmigfeit bergeftellt
warb. $>cr Orient bat bie römifdfe Äircbe um Vergebung
feiner Sertürner, Äaifer unb Äaiferin von Svjanj erflärten,
baß ihre Sorgäitgcr gefünbigt batten, inbem fie bie Sölfer
bcS Oftend jum Abfall vom Silberbieuft verführten ; fie luben
ben ißapil felbft, ber fid) unb Italien von Sujanj losgelöst
unb ben ^raufen anbefoblen batte, ehrfurchtsvoll jur $er=
überfunft nach Gonftantinopcl ein. 1 Gin halbes ^abrbunbert
lang batten alfo bie griedbifdben Äaifer gegen bie Serebrung
ber £eiligenbilbet gefämpft ; biefe 9tcgungcn beS nüchternen
SerfianbeS in einem vom Aberglauben bebeeften ^abrbunbert
ber Sarbarei erftarben nadb unb nach, bis bie 3nte0igen$
ber Sift eines bigotten unb berrfcbfüdbtigen SJeibeS unterlag.
3rene mürbe in ben Äalcnber ber Zeitigen eingetragen, bo<b
in ©abrbeit erfd>ien fie vor bent Tribunal ©otteS als 9)tör=
berin ibreS eignen SobneS.
1 Sielie bie Sacra Impcr. ad Papnni beim fabbe Coucil. VIII.
p. 678 sc. in ben Acten be« Goncil. Nicacn. II. — Stacfe ber Beilegung
te« SMlberHreit« begehrte pabrian bit .C'frftctiung ber ißatrinumien in 2i«
cilien tc., aber SSpjanj fcfc>»ieg. Sarüber tlagt tfr ißapfi in feiticm SJrief
an Carl (l’abbe VIII. p. 1598). 25 tr ©ilterftreit nnirbe Vitrcb bie äaiferin
ifeeebora im 3abr 842 »eilig beenbigt, aber bie libri Caroliui Carl’« unb
Alcuin’« unb bae granffurter Concil »on 794 (praßen fict> entfliehen gegen
bie Anbetung (.ttpoaxvvijöig) ber SPilVer au?.
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t'iünc Ccc iltalfliju« unb ber ®bjantiner.
419
Xer oerbängnißrolle (Streit, burcb welchen 9tom bcn
©riechen oerloren ging, loar gefcbtiditet, aber Italien blieb im
®cfiß beS QranfenfönigS, unb Qretic tpünfchte fogar mit bem
mäditigften dürften beS SlbenblanbeS eine oemanbtfdhaftlidhe
SBerbinbung, Welche bie Hoffnungen ihrer ißolitif tm'irbe be-
lebt baben. Qm Qahr 781 war jttufdictt ihrem Sohne Gon=
ftantin VI. unb Earl’S Xodhter diotrubis burdh bpsantinifche
©efanbtc in SRom ein 93erlöbniß gefchloffen; aber biefe 33er=
binbung fam nicht ju Stande, unb fie mußte bereits abge=
brocben ioorben fein, als 2lrid)tS ton 33enePent bas 23ünbnifi
mit bem Äaifer Sonftantin na<hfudhte. Xer ^ßapft tourbe
baoon durch einen capuanifdhen ^rcSbpter benachrichtigt, er
teilte bie Äunbe bem Qranfenfönige mit, unb »erficherte ihn,
2lrid;is habe oon SBujanj ben Xitel eines IpatriciuS unb ben
Xucat Pon Neapel begehrt, unter bem Serfprechen bie 0ber=
hoßeit beS JiaiferS anjuerfennen , unb fidh fortan loie bie
©riechen fleiben unb fcheeren ju wollen. (fr fchrieb ihm,
baß ber A'aifer leidlich bereits jwei Spatl;are na* Sicilien
gefenbet habe, mit bem Aufträge ihn jurn IßatriciuS ju
machen, ju toclchem Qmed ße golbgeftkfte Äleiber, ein Schwert,
ifamm unb Sdheere mit fidh gebracht hatten.1
2lridfjiS plößlichcr Xob hielt jedoch bie 2luSführung aller
*
biefer kleine auf. Xie Seueoenter baten nun Carl, ihnen
ben ißrinjen ©rimoalb, ben er als ©eißel furj Porher nach
Qfrancieu mit fid) genommen batte, auSäuIiefem unb jum
Herjog ju geben, unb troß ber bringenden 39efchwörungen
1 Cod. Oarol. LXXXVII. bei Geniii XCI. p. 488: Spatarios duoa
ad Patricium onm constituendum ferente* secum veste« auro textas,
simul et spatam, vel pectinem, et forcipes, sicut illi praedictus
Arichisus indui et tondi pollicitus fuerat. Die finbijdjeii Cewmenitn
»cm ©Bjanj nötigen $tim i’atben.
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120
©ierte* ©ucb. ©ierte« Capitel.
unb Tarnungen .Oabrtan’S willfahrte ihnen Earl, weil er
bie mit Spjaitj gepflogene Unterhanblung noch nicht fanntc.
©rimoalb II., mit ^ubel »on ben Seneocntern empfangen,
heuchelte erft oöHige Unterwerfung unter Karl, ja er Per-
einigte fi<h mit ben Gruppen 'Pipüi’s gegen 3lbalgifuS, ber
im 3ahr 788 wirtlich in Ealahrien gelanbet war, um bem
früheren 3Ibfommen geniäfi bie Hrone ^talien’S tpieber ju
erobern. $>er unglücfliche Sohn beS $efiberiuS würbe ge=
fchlagen, er lehrte hoffnungslos nach Styjanj jurücf, wo er
im Hummer alt warb, unb als ißatriciuS ftarb. 3)ie ißläne
jur 2öieberherfteEuug beS SangobarbcnreidhS waren oercitelt,
bo<h Elrimoalb begann im ©eifte feines ilaterS ju regieren;
er heiratete fogar eine Enfclin beS griedhifchett HaiferS, unb
fdhlofj offen ein greunbf<haftsbünbni& mit bem .ftofe Pon
©Pjanj. 3t ber Weber feine, noch feines 9ladhfolgerS @ri=
moalb III. Hriege mit bem Honig ißipin bürfen wir in
unferer ©efduchte berühren. 1
1 Erchempert. c. IV eq. ©timoalb II. ftarb 806; bi« traueroben
©euecenter feprieben auf fein ©rab:
Perculit adversas Franeorum snepo plialangas,
Salvavjt pairiam sed, Benevontc, tuam;
Scd quid plura feram ? Gallorum fortia regna
Non valugre luijus subdere colla sibi.
(Anon. v. Salerno c. 22.)
Sie angebliche ©rabfebrift be« ©anl Siaconu« auf Slrichi« finbel pci ini
'inen, »on Salerno c. 16 unb bei ©etlegrino Tunmli Princ. Lnngob. in
feiner Historia Princ. Langob. T. III. p. 305. So»»»! bie ©rabfeprifteu
ber ftiirpen »on ©enecent, als bie ber Sonfule« unb £uce« »on Neapel
(ebenbafelbP) pnb lefensteene Beiträge jur ©efdjicbte jener 3 eil.
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ftiinfteä Gapitd.
1. äuftäiibt äfcm'c. Jifcreilfcerfd&Wfiiinuinfl im 3abt 791. $abrian fltüt
btt Stabtmauern böBifl btt. @t roftaurirt bit Slqua Irajana , bie (Stoubia.
3cbia unb Squa SJirgo.
$>ie äußeren Angelegenheiten be£ merbenben #trd;enftaatg
haben uns lange 3eü &on unfercm eigentlichen ©egenftanbe,
ber ©tabt 9iom felbfl entfernt gehalten. $rob 311 ihr jnriicf
ju fehren, rnerben mir uns in bcn lebten ©apiteln biefeg
SuchS Eaunt mehr »on ibr ju trennen haben. 2Bir betrach*
teten ben ausgezeichneten unb glucflidjen Wann .ftabrian bis=
her in feiner politifchen Sdwtigfeit, mir habe n nun feine
©orgfamfeit um bie Erhaltung, Scrforgung unb 2lusS=
fdjmücfung fRom’S $u prctfen. ®ie ©tabt nahm einen neuen
äuffdhmuttg, feit bem bie köpfte burd; fo fehr oermehrte
©taat<Seinfünfte ihre Waffen zehnfach gefüllt fahen.
3m jmanjigften fHegierungSjahre $abrian’S, im 3Jionat
SJecember 791 mürbe dlom mieberum burch eine jener ftiber*
fiberfchmernmungcn ocrheert, meldie immer häufiger mürben,
mcil man bie Stnftalten jur Steinigung beS glußbetteS ober
jur SDätnmung ber Ufer immer nadhläffiger betrieb. ®er
gluß riß bas ganze glaminifdhe £or aus ben gunbamcnten
unb mäljte beffen krummer big ju einem Sogen auf ber
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422
Vierte« 33utb. güiiftcä Safitcl.
Bia fiata, wcldjer £re« gaccicela« ober bie brei garfein ge=
nannt würbe. 1 Ucber S. 2)(arco unter bem ßapitol fort
ftrömenb jerftorte er beu ißorticu« Palatina ober iflallacinae,
beu wir beim '13a u jener Atircbe bereite erwähnt ^aben. Da«
'löajfer ergoß fid; weiter bi« jur Brürfe be« Slntonin, ber
^aniculenfifdjen, bie beute fßonte Sifto beifit. 2 G« erreichte
in ber Bia Sata hoppelte 3Jlanne«^öbc, uitb Perwüflcte ba«
3Jlar«felb. .pabriait mochte ba« jerftörtc Dor auf ber Stelle
wieber auf bauen laffeu. Halbem er wabrfcbeiulid) fdwu oor
bem gal)t 791 bic flauem 9lom’$ reftaurirt batte. Xicfe
rübmlicbe Unternehmung wirb gewiß unter feinen Sorgen
bie erfte gewefett fein.
Cbwol (Gregor1 III. eine 'Isiicbcrberftellung ber Stabt=
mauern jugefebrieben wirb, war fie entweber nicht allgemein
gewefen, ober bie lebte Belagerung unter 'llftolf im galw
755 l^tte jene an sielen Drten ftarf befebäbigt; bettn
.yabriau fattb manche Stelle jerftürt, uub siele Dünne bi«
1 EvellenB portnm usque ad orcum. qui vocatur tros laccicellas:
Anast. n. 356. Sigttoli lieflt falciclas. 3u3 biefem 'Hamen wirb 9lie<
matib tlug. gea still« Rovine p. 380 benft an beu oon aiejattber VII.
tm 3abr 1662 abgebrochenen Siegen bei @. Screnje in fuciua, welcher im
Waten 9Ritte(aIter delli Retrofoli unb di Portognllo b>e8- Xi< Hiira»
bitten fagen : mens triumplinlis OcUtvinni ad 8. Laurentium in Lucinn.
J Usque ud Pontem Antonini: Anast. ibid. 3 dl bflÜf bie[e sBriitfe
»eher mit gea für ben SubliciuS, n«b mit ®ignoli für ^Jcnte Onatro
ffapi (im SWittelalter Fabricii Jtidaeorum). 2>ie 31? irabtlien haben in
richtiger geige: '}). anteninu«, fflratiani , 'P. ®enatcrum; bie f?rav'bia :
Ncroninnus ad Sassiam (terflürte Siatican. ®rUcfe bei S. Spiritc), An-
toniui in arenula, Fabricii in ponte Judaeontra jc. Xie SWtrabilien
baten ein tbeatrum Antonini juxta pontem Antonini; unb ber Ordo
Roman. XI. beim SWabiüon Mus. Ital. II. p. 126 läßt ben 'Fabft geben
ad majorem viam Arcnulae, transieus per tbeatrum Antonini. Xiefl
ibcoter tann baber mir ba* be« Sklbu« gewefen fein (bei ifJalaijo (Senci).
9tibbb Roma nel 1838. II. p. 588 sq. unb lilatner unb SHutfen UI. 3. 65.
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SSJietnbcrjieüiiiig ter äRautni SfomV.
423
auf bie gunbamente niebergeftürät. unternahm er
bie Sieftauration rings um bie ganje Stabt; baS Sanböolf
aus JuScien, aus Satium, bie ©emobner »on Siont, bie
Knechte ber Äirdje auS beit Patrimonien, ober jene ooit
ben ©ütern bcr Stabt mürben jum grofmbienft getrieben,
unb ber papft gab auS bern Schab bcS Sateran bunbert
pfunb ©olbeS l;er, um Sagelofm unb Äoft ber Arbeiter,
Äalf uitb maS fonft nötig mar ju beftreiten. 2>ie Colonen
ober Pächter aller ©iitcr maren gehalten, einen beftiminten
£eit an bem großen 2öerf beijufteuern, fämmtlidie Stabte beS
römifchen 3)ucatS »erp flirtet, für Slom bei biefer ©elegeuheit
ju frobnen. 3e nach ber Sage bcr Crte mürben ihnen bie
entfprecßenben £orc unb 3JJauertt juge teilt, unb feit ben
3etten ber Äaifer hatte bie Stabt nid)t mehr eine gleidh
große SJtenge ©olfs in ihrem $ienfi befchäftigt. 1 Stach f°
umfaffenber SluSbefferung mar Slont Pöffig neu befeftigt,
menn auch nicht fo ftarf unb fo funftooü mehr, als jur
3eit bes Slurelian; aber eS maren bie habrianifchen ©lauern
unb ihre 387 £ürme, bie ein pilgernber ©lünch ober ein
Scßolaft im neunten ftahrhunbert fah unb jählte, noch ehe
Seo IV. baS oaticanifche ©ebiet als GioitaS Seonina in
dauern eingefchloffett hatte. UebrigenS mag man fi<b leicht
öorfteüen, maS burch einen fo allgemeinen ©au an 3Hter=
tümern in fHom oerloren ging. Äein faiferlidjeS Gbict machte
mehr über bie ©tonumente; bie panblanger unb ©taurer
fcßlepptcn Guaberu t>on antifcn ©ebäuben jufammen, unb
in bie öerhängnißöoüen Äalfgruben manbcrten ficherlich bie
1 Totes civitetcs tarn Tusciae, quumque üampaniae cougregans,
una cum populo Romano. ejusque suburbnnis, nec non et toto
Eoclesiastico patrimonio: Anaat. n. 326. 355.
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424
SBicrtce üud). gihiftf« (Sapitri.
Fragmente »on Tempeln, unb bie Srucbftüde ber herrlich ften
Sielicf« unb Statuen baufetni'cife als ®i>ps hinunter.
Gin nicht geringeres Serbienft um bie Stabt erwarb
ftd) ber ißapft burd) bie fßieberberftellung einiger ©afferlei=
tungen. 'Jtücfebem 9lom jroci bnnbert 3abrc ^ng nad) Siaffer
gefcbmacfetet batte, erhob ficfi .pabrian als ein Stofes unb
tränfte fein Soll toieber. 3öir haben erfahren, bafi außer ber
Jrajana faum ein anbcrer Siquäbuct bcrgeftelit morben mar ;
biefe herrliche äöaffcrleitung aber batte Srajan im 3<*br 112
aus friftfcen Quellen in ber Stäbe beS Sabatinifthen See’s
(beute Sago bi Sracciano) breifeig SJtillien weit auf hoben
Sogen nach bem ^onicutus geleitet, um bie bortigen Dtühlcn
}u treiben unb bas ÜranStiberinifcbe Viertel ju oerforgen.
3ur 3cit •Öabrlan’S führte fie bereits ben Slamen Sabatina,
unb bnnbert ihrer Sogen lagen jertrümmert, ohne 3'oeifei
mäbrenb ber lefetcn Belagerung bureb bie Sangobarben jer=
ftört. 3)en Brunnen beS S. ißeter mußte man beSbalb
burd) BJaffer oerforgen, baS man rnübfam in Raffern auf
Jfarren berbeibradjte ; unb aufeer ihm mufete auch bas Sab
neben bem S. ifleter gefüllt merben, in loelcbem bie Pilger
am Ofterfeft ftcb babeten. 1 tpabrian ftcllte nun bie Xrajana
oöUig roieber her, unb fefete ütrafteocre in Sefife ihres SJafferS,
meines inbefe fdbon bamals jum .Seil aus bem See felbft,
unb nid)t aus Quellen fließen mochte. Söcil mir annebmen,
1 Anast. n. 331: siinulque in balneo juxta enmlem eeelesiam
sito, ubi et fratres nostri Christi pauperes, qui nii accipieiulam
eleemosynam in pa schalem festi vitalem annue occurrere et lavari
solebaut; rin Sttrri« br* alten @cbrawb« bn gugmaftbungni ju Cfifrn
im &. $ritr. ?Iud) am i'atfran mar ein feiges 5)ab, UMferj^eintirf) au«
b«i alten 'ßaläfltit flantmenb: Annst. Vita Stephani III. n. 271 unb
Vita iiadriani n. 333. — Ufbtr bit Öcrftcllnng ber Jrajaua: Alb. Cnssio
Corso deir oeque etc. I. pars. 1. n. 30. p. 359,
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Sieberberftellung einiger aguöbucte.
425
baß tote üangoharben unter 2ljWf bie Jrajana jerftört ^Kitten,
unb »eil in ber fiebensbefdbretbung |>abrian’3 gefagt wirb,
fte fei Bor ihrer .pcrftcliung fegon jinanjig 3abre lang aufjer
©ebraudb gewefen, fo fegen »ir biefe SReftauratiou itt’3
3agr 775.'
2Bie ber ©. ißeter bie Seranlaffung jur Erneuerung ber
Srajana gab, fo »ar es ber Käufer S. Johann im Sateran,
ber bie Glaubia »ieber fließen machte. Eä ift ein feltfamer
'Äiberfpruch in ber ©efebiebte tRom’8, »o nun feit 3abrbun=
berten alle ®inge auf bie lobten ober .^eiligen bejogen »ur=
ben, bie Bon ber ©tabt 93efig genommen batten: bie unermefj--
licbe ©etiufifucbt ber beibnifdhen Stömer batte bie §lüffe ber 6am=
pagna in ihre Hiauent gelocft, um auf ©tragen unb plagen
fte fprubeln ju laffeit, ober in üppigen Näbern, in Seichen
unb 9iaumacbieen bem 5golle fic bienftbar ju machen; aber
im achten ^ahrbunbert wäre ber lüftertte äöunfcb, ^betmen
ju hefigen, in jebem ©inne unerhört gewefen, unb felbft bie
äufierfte SBaffcrnot »ar lange 3e't Bon ber öauptftabt ber
Sbnftenbeit ertragen »orben, bis fidb ber ©ebrei nach SBaffer
in ber unerträglichen SßorfieKung üuft machte, baß bie Sauf*
bedfeu ber Kirchen teer feien. Einige SSafferleitungen ber
Imperatoren würben »ieber bcrgcftellt, unter bem SCitel bes
Sienfteä ©ottes, unb als oftcrlid^er 23ont bes £cil3 fpru-
belten fie aus ben Äircbcn berBor, unb auf bie Jpäupter ber
Täuflinge, ober bie güfte frommer ijiilger nieber. *
' Ci.iffio nimmt ba« „labt 776 an, cptie ©riinfcc ju geben. <Sr fpridjt
(«eite 361) con einer jweiten 9feflanration ber Irajana bur<$ $abrian,
nnb »abtfcbtinlitb wrfiibrte ign baju eilt anberer furjer Seri^t beim Slna|t.
n. 346. 6« entging ibm, bag ber jtoeite teil ber Vita Hadriani au*
einer hoppelten Sfebactioit beftegt, baber bie SBieberbolungen berf eiben Sauten.
1 Dunt vero forma , ijuae Claudia vocatur, per annorum spatin
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126
i'ifitf« 9?u4. ßiinftee ffapitd.
£ic Glaubia, nädtft ber Siarjia ber toegcn ihres 3öaf=
fers gepriefenfte 2Iquäbuct beS faiferlichen 9iom, fam 38 9J!il--
lien tocit aus bcn bergen oon Subiaco; ihre ricfigcn Sogen
übertrafen alle aitbern fo febr an .höbe , bafe bie Quellen,
nach bem 2tuebrucf Gaffiobor’S, auf bie Stirn ber §ügel
Slom’S tticberfallcn tonnten. 2)ie Glaubia erreichte nach einem
getounbeneit Stauf bie Stabt am ißräneftinifdien £or (ißorta
Maggiore), unb aus ihrem Gaftcll in bcn ©arten beS $rcU
getaffenert Callas führten fic bie Slquäbucte 9lero’S nach bem
GötiuS, too fie am Stempel beS Glaubiuö enbetc; benn biefet
loar bamalS baS auSgcjcicbnetfte ißrad&tgcbäube beS Bügels,
teie es in diriftlicher 3fit bie tatcranifchc Safüifa lourbe.
Son bort fettbete inbef? bie Glaubta Strrne nach bem Slocntin
unb bem Palatin aus , unb tranftc bemnacb einen fehr grofeen,
unb bcn .hauptteil Siom’S. Seit Gonftantin’S 3e«ten hatte
fie baS Saptifterium bcS Satcran unb baS bortige Sab oet-
forgt, bis bie ©ottten heilige unb Sott oon 5tom ihrer be-
raubten. 2öie lange fie oöllig unbrauchbar blieb ift uttge=
getoife, aber irgenb ein Sorgängcr habriatt’S tnufe fie bereits
in einigen Stanb gefegt haben , benn cS t>eif?t im ßeben bie-
tet ifjapfts, fie hd^e ein färglicheS Söaffer nach ber Stabt
fließen taffen, bis ber Sßapft eine 3)tenge Solfs aus ber
römifchett Gatnpagna jufammenfommen unb mit großer 2tn=
ftrengung bcn 2lquäbuct fo oöHig berfteüen tiefe, bafe er
reichlich loie im 21 It er tum floß. 1
demolitn esse videbalur, unde et in bnlneis Lateraneusibus de ipsa
«qua lavari solebat, et in baptisterio eccleaiae Snlvatoris Domini
nostri Jesu Christi , et in piures ecctesias in die sancto Paschae
deeurrere solebat: Anast. n. 333. 34 meine al[o bfn Sinn oben gt-
trofftn ju IjabfTt.
1 Sicut antiqaitus abundanter deeurrere fecit. Ibid.
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2l}itberbftfirflung einiger Slquäbuctc.
427
ßiite britte von wabriau ^ergcft eilte SBajferleitung wirb
3obia genannt, unb biefe finbet fid; mit bemfelben tarnen
an ber 93ia 2lppia bemerft. Ob fie ein 3'üc'9 ber Slppia
ober ber 3)tar$ia war ift inbef? fdfiwer $u eittfcbeiben. 1 $er
vierte iwn .öabrian reftaurirte 2tquäbuct enblidj war bie be-
rühmte 9lqua Sßirgo beö Slgrippa. Sie nahm ihren Slnfatig
an ber illia (ioliatina, acht 3Keilenfteine vor Wom; nachbem
fie bie Stabt am 'jßinciuS neben bem fogenannten ÜJluruS
'JtuptuS erreicht hatte, ging fie unter biefem .öügel fort, unb
verbreitete fich bann in Canälen unb auf ©ogen burdj baö
WtarSfelb. Wgrippa war ihr ©rünber gewefen; ihr fchöiter
Warne, ber Sage nach ihr beigefegt, weif bie herrliche Quelle
iöaffer fuchenben Solbaten von einem jungen Wiabdjen
gejeigt würbe, erhielt fidh lange 3eit, bis er im fünf’
jehnten ^atirhunbert bem Warnen Jrevi fßlaf} machte. |>ab=
rian fteHte fie fo reichlich wieber her, baß fte allein faft bie
gaitjc Stabt verforgen fonnte; es fcheint jebod; , fie Iwbe
bereits vorher wieber etwas Söaffer gegeben; unb im all-
gemeinen fann bemerft werben, baf) baS SJlarSfelb , für
welches fie nötig war, bamals bereits einigermaßen bevölfert
fein mußte. 1
1 Forma quac Jobia vocatur: Anaet. n. 332. Xtn Warnen fce«
merft brr Vltion. non Qinfiebetn. Caffio bat barüter rin langt« unb nuiftc«
©apitel I. n. 30. Cr entfebeibet ficb für bit SWarjia, unb eiellric^t irar bie
3o»ia ein 3'<-’*'8 ür ©farjia, be« föfUicbftrn Irintioafjcr« uon 9teni unb
eine« ©eftbenf« ber ©etter, wie 'ßlittin« fagt. Ciguoli null bagegen 3ulia
flatt 3obia corrigirtn.
’ Formac, quae Virginia appellatur, dun» j>er nnnorum apatia
demolita, atque ruinia plena existebat, vix modica aqua in urbem
Romani ingrediente — noviter eam reatauravit, et tantam abun-
dantiae nquam effudit, ut pene totam ciritatem satiavit. n. 336.
2>er äiton. ». Cinf. fab ttotb ihre jertriimmerteii SBcgeit in ber ©egenb ber
Säule be« Slntonin: forma Virginia fracta.
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428
»ierte* »ucfe. gihifttf Gapitel.
2. .^atriait’« Sorge um He Sulfat ber Sampagna. »cvfeälfaiffe ber
Melonen unb Sclaben. Bie BemuScuite $abrian’e. Sie Insula sacra.
Sie Gclonie Sapracerum unb ifere ©efefeitfete.
2Bäf?rettb £abrian alfo für bie Stabt forgte, warf er
aud) einen Vlicf ber Hoffnung auf bie Gampagtta 9tom’«.
®urcf> ben oölligen Sturj be« i'angobarbenrcicb« cnblid) toon
ber gurcht »or immer wiebcrlebrenbcn Verheerungen erlöft,
hätte ber fianbbau halb wieber aufleben fönnen, trenn et
nicht überhaupt burch ben Mangel eine« freien Vauernftaw
be« Wäre niebergehalten worben. Tie ©runbftücfe ber römi=
fdheit Gampagna gehörten gciftlie^cn wie weltlichen Vcfifccrn,
aber bie Äirdhen, .Ulöfter, Tiaconien unb .ftofpitäler hatten
burch Scheidung unb Äauf alltuälig ein große« Territorium
an fich gejogeu. 2lngcfel)euc gamilien jläbtifchen 2lbcl« be=
fafjen jebocf) noch immer bebeutenbe ©litcr, unb felbjt bie
fünfte in ber Stabt hatten gemeinfchaftlithe ©runbftücfe auf
ber Gampagna. 1 Tie $unbi ober SRaffae ber Äirche würben
entweber uou ihr felbft bewirtfehaftet ober an ißrtoatperfonen
in Vadit gegeben; ein feltcner 3ufaÜ hat uns ba« tRegifter
ber Verpachtungen ötegor’« II. aufbehalten, welche« im
elften ^ahrhunbert ein Garbittal auejog — ein wichtige«
Tocumcnt, loeil wir barau« fowol bie 9lu«behnung ber
päpftlichen ißatrimonien, al« auch manche feltene örtliche
Flamen fettnen lernen.2 Tie ©runbftücfe aber Würben von
’ feilte ifi Pa« »erfeätfaifj felgenbe«: »oit 362 lenuten bti Ager
Romsnus befifeeu wettliefee ^rioatperfonen 236, Sirifeen-Capitel, ftlefiev,
$cjptä(tr unb anbere fromme Orte aber 126. @. ffimibto tpiterri jc.
@. 59.
3 3n ber Collection Deusdedit fiuben fufe »erpaifetungen an äftilitee,
wie ©cmtmtlu« unb älfiu«, an ben Ofeerfwfe be* ‘ßapfi«, an Ütotare, an
grauen.
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®ic Somntcnlte Qabrian'A.
429
Gotoneu bebaut, Leuten, bie üon ben eigentlichen Selaneu
burchauS oerfebieben, im balbfreien 3uftanb« lebenb, nicht
anberS als mit bem ©runb unb ®oben oerfauft werben
burften. Sie galten beöbalb als greie im ©egenfag ju ben
Sclaöen ober servi, obwot fie öfters mit biefen unter bem
allgemeinen tarnen gamilia begriffen tourben. 2lnS ihren
®erhältniffen ergeben fidj für fie »erfebiebene -Jitel: Adscrip-
titii ober folcf>c, bie für 30 gahre ober für immer bem
©runbftiicf fi# oerpftiebtet hatten; Originär», bie auf bem
®oben geborenen Äinber berfelben ; Conditionales unb Tri-
butales, toeldie bem pact gemäfj Seiftungen ju entrichten
hatten; Mansuarii, weil fie in ber 3Raffa ober bem SJfanfuS
lebten. gn ben Socumenten beS achten gahrbunbertS merben
bie grohnbienfte oft opera, xenia, ober angaria genannt,
unb baS leßtc ißort ging in bie Sprache überhaupt als ®e--
jeidmung für Saft unb plage über. 3Jlit biefen Titeln be-
nannte man bie 2lrbeitSpflicht, ober bie Injabl wöchentlicher
grohntage mit ^anbbienft unb eigenem Ochfengefpann, welche,
wie jebe anbere Seiftung, genau feftgefeßt war. ®ie äöoh-
nungeit ber 2tcferbauern hießen casales, casae, casae eolo-
niciae ober inSgefammt colonia, unb ctirtis ober ©ehöft ift
ein gewöhnlicher 2luSbrutf jener 3eit. 2Öir Ijaben fd;ou aus
ben Briefen beS großen ©regor im allgemeinen bie 3«ftänbe
ber Golonen fennett gelernt, unb bie »iclcn Urfunben ber
berühmten 9lbtei garfa, Schenfungeti, ober Umlauf^ oon
©iitern betreffenb , jeigen uns bie Sanbbauerit in benfelbcn
althergebrachten ®erbcHt»ijfen. SBenn nun bie Steuerpachter
(CQnduclöreS'), ober bie Verwalter (actores), enblich bie
oberftert aiuffeher ber Patrimonien (rectores) gerechte 33iän=
ner ntoren, mochten bie Golonen auf einem ®oben, ber
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430
Vierte« ?Hicb. güitfte# Sapitel.
unerfchöpflich war, ein nid)t aBjuharteS i'ot>S tragen, ob=
f<hon fic nebft 3öeib unb Äinb als ^nttentarium ber ®ü=
ter behanbelt, oerfauft, »erfchenft, ober »erlaufet »erben
tonnten. ®ie 9lad)rid)ten über bie ^uftijpflege unb beit
©ttafcobe? mangeln uns freilich, unb in einer barbarifcfyen
3eit »erben bie Säuern nicht bititänglid)en Schuß beim
©efcß gefunben haben. 1 Uebler noch waren bie servi , bie
oöllig leibeigenen baran, bie burch feine Sterte ber ißerfon
gefdhüfct »urben. GS gefdjjab oft, baff fie Pon ben ©ütern
entliefen, fidf in Üöälbern ober ©ebirgcn ju oerbergen,
»ie fie fid) früher oft in bie ftlöfter retteten, bis ihnen
bie gludjt in ben s3Rßnch3ftanb unterfagt »urbe. 'Doch
finben fich oiele Seifpiele oon ^rcilaffungen : ber 'Begriff
libertas lebte noch >m achten Sahrhunbert, unb nod} »arb
Sclaben mit ber Freiheit feierlich baS römifche Bürgerrecht
erteilt, ffienn fjirtoatperfonen ju ihrem Seelenheil Älöftern
ober Äirchen ihre ©üter fchenften, bewog He baS Grbarmcn
oft, ihre Sclaoen nicht mit 3U febenfen, fonbern fie um ber
Grlöiung ihrer eigenen Seele willen frei ju taffen, unb bieS
war baS beftc unter allen SBerfen ber ^rbmmigfeit. !
' lieber ben (Solonat geben 'Äuffcblufi bi« SSriefc ©. CSregorS, ber
Liber Diurnus, bie Rapiere beim SJiarini, bie Hrfunbcn con garfa , bas
Ö'kffarium bes Xncange. 3<h fetje «ine fDiatrifel ober 3m3canen «uS
Staoenna l)«r (bei äRarilli n. 137): Colonia . . . praestat solidos nu-
inero . . . tremisses . . . ailiquas ... in xenio laritli pomlo ... an-
seros . . . gallinas . . . ova . . . per ebdomarlam opera . . . lactig pon-
tlo . . . mellis pomlo ... — Ober Angariae quataor cum bovibu«
ct quiuijno n mnnibug etc. SDtarini p. 371. a. 3. — 3n beit Urtunben
oon garfa lebe man n. 33 (beim gatteSchi p. 263. 3a^>r 750), eine
©chenfung tcS Xujr Supo oon Spoleto an garfa, U'orin oiele tfolonen
namentlich aufgefübrt werben. .
’ ®ie berühmte chartula manumisgionis in cp. 12. V. bes ©. @regor,
wo er jtoei «claoen, SDicntana nnb XbomaS, freiläßt, ging über in bas
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Xie XotmtSculte .ftabnan'?.
431
2Bir fabelt bereit« ber Grrichtung wm $omu«culten
gebaut, Welche ber Sßapft gadjaria« getroffen ^attc ; biefe
größeren Söirtfchaften füllten jur ©eoölferung ber Gampagna
beitragen, uitb au« ihnen mit ber 3eit Rieden cntftebn.
Einige mürben baju, bocfi nur tmrübergehenb. ^hrc Anlage
mar jufällig unb oercinjelt, unb in ber Gbene angefiebert
maren fie gleicher Söeife bent Ginfluß ber 2Jtalaria mie bem
Uebcrfall ber räuberifdEjen Saracenen auögcfeßt. ^nbeß ift
£abrian’« Slwttgfeit auch b'er‘n äu pteifen: benn mährenb
feiner Regierung legte er fech« foldher StomuSculteit an,
©aleria, ein anbere« ©aleria, Galöifianum , ©. Gbiftiue,
6. fieudu«, unb bie Golonic tmn Gapracorum. 3)a« erfte
©aleria lag an ber 2lurelifcf>en Straße jebn SDtiÜien oon ber
Stabt bei Siloa Gaitbiba; ber Heine gluß ©alera, welcher
bem regten llfer bc« Siber jueilt, gab mehreren Orten
Suaden’« feinen 9iamcn , aber bie ülleierei $abrian’« barf
nicht mit jenem alten etrurifchen ©aleria am ©ach ober
2lu«läufer be« Sabatinifdjen See*« Strrone üerwechfelt merben,
melche« noch im fpäteren 9Jtittelatter burch feine troßigen
©rafen fidj auejeichnete. 1 3)ie £iabrianifchc 2öirtfchaft lag
praeceptum libertatis btS über diurnus c. VI. tit. 21 . . . cumulo
libertatis largito, ab omni servili Ibrtuna et condition« liberum
esse censemus, civemque Romanum soluluni ab omni subjectionis
noxa decernimus. Unb ba* merfiBlirbige Xeftament btS ©lanane« Born
3atyr 575 (älfarini Pap. n. 75. p. 116): iugenuos esse volo civesqne
Ilomauos. 3nt saec. VIII: Reg. Farfa n. 94. gallf«(bi n. XXIV.:
servi et nncillae, quos pro animarum nostrarum ademptio liberos
dimittimus; ibid. n. 97. XXVIU: Üonosulo elerico liberto nosti'o;
n. 14t). XXXVII. anno 792: bie Stute trerbra frei gelaffen, aber fte
muffen ber Slbtei jäbrlitbe angariac , et pullos et pccus leifirn.
1 Xie« ©aleria, beute gan) jerfallrn unb febr tnalerifcb, jäbit faum
90 ötntBobner. Xer Sicrfaf; Bom 3«br 1830, tt ju beoölfeni , unterblieb.
(SB. ©eil tc.) Xie fjeutige Xritute 'Illaria bi ©alera ober in fielfano
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432
Vierte« ibufe. giinfte« (Sapitet.
weiter unterhalb unb üieHeicftt ba, wo ba« glühen bie Sia
Sturclia burdifcftnitt. 2Bo e« bie Sortuenfifcbe Strafte traf,
unb wo nocft fyeute ber ißonte a ©alera als ÜRamc einer
Srüdfe unb Dcnuta heftest, lag am jwölften SReilenftein bie
jweite Domu«culta $abrian’« bejfelben Stauten«. Sie umfaßte
felbft ba« Älofter bc« S. Saurcntiu« auf ber Diberinfcl mit
feinen ©runbflücfen. 2luf biefer Insula sacra be« ißrocopiu«
(fie fjieft bamal« insula portus Rontani), in ber meland)o=
lifdjen Serlaffenfteit ber gelben SBafferwüjte, beren -däfen
$ortu« unb Oftia immer mcfpr »erfanfen, batte fi<$ nämlicb
jene« Älofier eingeridjtet ; weil e« aber .öabrian an ©aleria
Wie«, muftte eS bamal« fcbon oerlaffen fein. 1 Die 2lttlagen
auf ber $nfel verfielen übrigen« mit ber Stabt ijiortu« felbft,
über beten Sd&irffal feit bett ©ot^enjeiten Dunfel ^errfebt,
unb nur ^ie unb ba wirb bie 3nfel im Sud) ber ^äpfte mit
bem gejjeimmftoollen Stamen 2lrfi« genannt. Die ,Üird)c be«
S. Inppottotu«, einft ein grofte« .Heiligtum ber ijßilger , jer=
fiel bi« auf ben einen Durnt, ber nod) beute einfarn, grau,
»ou wilben Seefc^malben umflattert, auf biefem feltfamen
ßilanb aufredjt fte^t, wäf;renb bie immer milbe Qa^re^jeit
feine Sümpfe mit Cr dp«, ,jri« unb 2l«pf>obeIo« febön
befceeft. 2
wirb al* fötal einer ber TcmuGcutte be« ifkbfl« 3fltbaria« angenommen
oon <S. Ißitorri sc. p. 18.
1 Anast. n. 328: geu Monagterium b. Laurentii, positum in
iusula portiiä Romani, cum viticis ei pertinentibus, simulque et
lectiearinm, quae vocatur Asprula. Xie« mag ein (Srunbfiüd gewefett
fein, ba« »ett ben Sänften, ober ©abrenlrägeru genannt würbe; bie (Sr-
tTärung be« 3>ucange, bet gunbu« beiße lecticarius, weil er mit einer
Sänfte jU erreicben fei, ifl wunberlid).
1 Nibby Analisi storico topogr. etc. de’ dintorni di Koma IJ.
p. 656.
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Die DomnScnltc Sxibrian'«. 433
2Iu ber Ärbeattniföen Strafte lag fünfjebn Süiüicn por
5Rom bie 'EomuScuIta Gafoifianum. 3>a8 ©ebiet ber alten
Latiner unb Stutuler, efjemalö burd) einige anfebnlidje Orte
roie Sattinium nnb Slrbea belebt, mar bamafs toöliig »eröbet,
unb nur mit ben Krümmern von Stabten bebccft ; um fo
tnefir imxbte §abrian toünfdjen, bort eine 9lieberlaf)ung ju
grünbcn. Qbrc ^a0e ‘ft un8 nidft befannt;1 unb auch bic
Stelle ber $omu$cuIta bce S. Gbiftiuä feitnen mir nidjt.
Gine Oanbfircfte biefeä ^eiligen ftanb am fedfoeftnten 9KeiIen=
ftein ber Slrbeatinifdien Strafte; .öabriau batte fie erneuert,
um fie jum ältittelpunft feiner äfnlage ju madjen. 2 2i)it
haben übrigens bemertt, baft bie Gatnpagna an fianbFirdjcn
bamals reicher mar als jc^t; unb mir finben nodi eine Äirdie
bcso S. SeuciuS, am fünften 3KeiIcnftein ber fylaminifcftcn Strafte,
gleichfalls als SWittelpunft einer groften fianbmirtfcftaft. 3
1 Calvisianutn ig ein« wm ben antifen 91amen. Deren füibft man
in fetter 3eit noch mcljtt. 34 bemerfe auf einer 3nfd>rift in ©. fPfaria
in <£o«mebin (saec. 8) unb in ber Collection Deusdedit noch ben Fundus
Pompejauus; e* ifl äJlompeo, eine heutige lenute im ©cibinmhen. 'flucti
einen Fundus Mcrcuriunus gab es nccb im saec. 8. 3u ben l'ocationeu
©reger’« II. fiube ich einen Campus Veneris, Wüter mit ben Flamen
Hnstilinnum, Porcianum, Coccejanum, Pompilianum , Servilianum,
fclbfl Lucrctianum (im Ferrit, ©abinate). Dagegen Hingen mcbern italie-
nif4: Casa nova, Cervinariola , Casatuscis, Casavini, Casa simiama.
2 Die Äirche erbte bort ton Seoninu«, öonful unb Duj, bann SDtifmb,
brei unciae an« beffcn Srbgut llassa Aratiaua tc. Die Uncia mar ber
jmölfte Deit eine« 3ngenim, ober ein ©tiitf Sanb 20 gufj lang unb
10 guj$ breit.
* Diefer einem heiligen Sifcfjof ton sörinbift erbauten .üinbe ermahnt
auth einmal @. ©reger, famrnt einem baneben gelegenen Slefler. 34
finbe ge no4 jmeimal in ber Vita Bencdicti III. (flnaft. n. 559. 561)
ermähnt, bann mirb ge junt (ebtenmal unter ©regor VII. genannt. 3br«
9f niiictt geigte man im 18. 3abrb- bei Dorre bei Ouinto. Siehe bie Siete
p. 54 beim Onllctti del Primicerio.
Wreflcrrotii*, ®*f(td<bte Kt ®tat>t 9tom. II. 28
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434
Stiert«) ®ix$. gihifte« Capitfl.
Slbcr bie beni^mtcflc Pon fjabrian'S Slnlagen war Gapra=
corum. TaS ehemalige Territorium pon SJeji, baS räcfyftc
bcS römifdjen TuScien’S, lag obHig bbe, burd; nid)tS au£=
gezeichnet als burd) bie Sluinen jener alten ÜRebenbulerin
Stom’s, in bcren Söilbnifj nun fdjon feit langen 3ahrhun=
berten Riegen toeibcten , an bcn Sachen herumirrenb, meldje
tiefe Pulcanifcbe Täter burchfdjlöugeln, bie naf?c Gremera
ju erreichen. Tort, in ber Tiöcefc »on Siepi, befaßen bie
molhabetiben Cltern .fjabrian’ö, etloa am fünfzehnten 2Weüen=
ftein ber Sia Gaffia einen gunbuS Gapracorum, unb anbere
Sieder; ber ißapft befehlen fein Grbgut ju einer TomuSculta
cinjuricbtcu unb bem <S. S?etcr für einige 3eiteu ju über=
geben. Gr taufte bemalt’ aus feinen ÜDtitteln noch anbere
angreitjenbc Sefihuugen unb ftiftete fo bie gröfsefte firddidje
Golonie auf ber Gampagna, ooit ber uns einige (Einzelheiten
bemahrt morben finb. Slud; hier füllte ber SJtittelpunft beS
neuen gledeuS eine Äirche fein: fjabrian baute fie bent
g. ijSetrnä ju Gbren , unb bie Goloncn maren ftolj barauf,
bafj fie Reliquien Pon ben Kleibern 3cfu, ber Diaria unb
ber jtoölf Slpoftel Perbarg, unb baff außerbem bie Seidbname
ber heiligen ißäpftc Cornelius, SuciuS, $clij unb ^nnocen*
tiuS bort beigefefct maren. Ter ijJapft jog mit GteruS unb
Slbet Storn’S lnnaU!ä, feine Golonie feierlich einjutoeibn, unb
augenfdbeinlidj mar es einer ber freubigften Tage, bie er
genoß: benn biefe Stiftung mar ganz fein, unb beu ebctfteu
3medeu beftimmt. Stidjt füllten barauS Üiöndie eines dilo--
fters gefpeist, nod; Sampcn an ber Kruft eines Tobten er-
halten merben, fonbern ihr Grtrag fiel ben SeWirftigen Siom’S
ju. TaS Sanbgut bot Grnbten an Äcrn, ©etnüfen unb
Söein bar: fie mürben in bie Speicher unb Heller beS Sateran
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Xie Kolonie Capraccnim,
niebergelegt. 'Die (yicfycnmälbcr bon ßapracorum ernährten
eine grofie 3a^ Sdjtoeine, unb ihrer fnmbert ttmrben jd^r=
lid; in ben berfdhiebenen ©elften (casules) gepachtet unb
nach bem Sateran abgeliefert. 1 Säglich aber jogen ijuitbert
Sinne ber Stabt itadf; bem bifd)öftid)ctr ißalaft, unb empfingen
aus bem Segen bon Gapracorum , bon bem ©oben beS alten
©cfi, bie Söoltfwt be§ mürbigen ©apits, ein jeber SDlann
ein ©funb ©rob, eine Äuppe ©ein, unb eine Schiiffel Suppe
mit gleifd;. D?icS ledere SJtal berührten bie Sinnen auf
ber Stelle bor unb in bem ©orticuö beS ©alafteS, unb fie
betrachteten bann mit fattem ©olbebagen bie garbengemälbe,
toeldbe foldje Slrmenfpeifmtgen an ben SBänben ber $alle
barfteltten. 2
ftabrian'S Golonie gebiet; fcbnell ; fie ttrnrbe ein fefter,
bolf reifer Drt. Senn mir finben, baf? ein halbes 3at;rhun=
bert nad; ihrer ©rünbung if;r bon Seo IV., als er ben
' Sie 0cpWeine)U(pt, Won unter tot Äaifem beträchtlich, l»ar c« neep
bamal«. 3n einem Xiplotn »on garfa (n. 65, beim gatteScpi n. XXI)
bewilligt Xpeobiciu«, SDujc »on (Spolelo, im 3apr 764 jener Stbtei bie
Scmmerweibe in feilten Sölbern für 2000 Scpweine: debeant populäre
in gnaldis noatris.
1 In porticu — ubi et ipsi paupere« depicti sunt, ber fdjSnfle
ccrijimid eine« bii'cpoflicpen 'balafte«. Xer Mcpenjettel ifi: für 100 arme
Jrinfer decimatas vini duas: bie decimata ju 60 'fffunb, atfo 17» tffnnb
pro SBarnt, ober cuppam capientem colioes dun«, toa« ungefähr eine
goglictte ift ; caldaria pleua de pulmeuto, woran« eilt jeber cament de
pulinento betam. ®a8 pulmentum t»ar liidpt immer gleifcpfpeife ; im
Cpronic. beb SBenebict »om Soracte gibt e«: pulmentum cx milio factum,
§irfenbrei, alfo wirtliche polcnta. — Ueber Capracorum felbft (Posita in
territorio Vigentano) f. Anast. n. 327. 328. n. 339. ®ie Sewirticpaftung
folcbcr tircplicpen Kolonien machte mir bie Xernäne ber Äailpäufer »on Iri-
fulti itt ber Campagna »on grofinone flar. Wo tep fecp8 SWiincpe in weigett
.ff ntten unb langen 'Härten al« SBirtfcpafteinjpectoren fanb, ein äJolf »on
1000 Colonen regiereub.
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436
Hierte« Hucb. günfte« Capitel.
33orgo fceg SBatican ummauern lieft , eine angemejfene Jrobn--
leiftung babei jugetniefen tnurbe. Die Golouen non Sopra*
corum erbauten nämlich einen Durm unb bag Stüd Miauet
big jum folgenben Dünne, toie bieg bic alte 3nfc^rift , über
bent Ginganggtor jmti'c^en ber Straf;? ber ißorta Sngelica
unb ben Solonnaben beg 6. ißetergplaßeg eingemauert, noch
beute oerfünbigt. 1 Sie nennen fid) auf bfefent Stein sDit(ijia,
unb bieg ift für eine Solonie auffatienb, ba bic Stiliteg freie
Bürger fein mußten. 3lber bie Sebrängnijj bureb bie Sara*
eenen f<$uf Stauern um Gapracorum, unb jtoang bie Sanb*
leute fidb ju bewaffnen; toiele non ihnen tourben frei, freie
Seute aug ber Itmgegenb jogen in ben feften unb getürmten
Ort, beffett Bürger fie tourben, unb fo cntftanb aug einer
Sanbtoirtfdiaft ein GafteH mit eigener Stilij.2 Der Durm,
* IIANC TURREM
ET. PAGINE UNA. F
ACTA. A M1L1TIAE
CAPRACORUM
TEM. DOM. LEONIS
QU AR. PP. EGO AUATHOE (Patron ber äffllia.)
$iefe 3»Wrift, bie man b«b an ber SWatttr lefen fann, ntb|t einer jtreiten
non ber Tiilitia wn Saltifine gibt iDiarini Annot. n. 48. p. 240. Pagina
etllart er buvcb ä)Iatterfa<;abc jmifeben jmei Türmen, unb im 'Jiamen @al-
tiftlie jiuingt er fiep Calvisianum ju entfetten.
1 34 febt in ber SDiilij »en Capracorum ein feltnes Oeitpiel ber Her«
manbluttg »an Coletten in freie Härter. Ter i/ame ÜHilite« mürbe wenig«
fteit« im saoe. XI biätoeilett »om 'ßräfibium gerabeju auf bie Oppibani
übertragen (f. Collect. Deusd. beim Hcrgia Docum. L p. 7. 8); unb
Capracerum wirb auebrüeftirf? al« CafteU bejeiipnet (f. bie Söulleit beim
äliarini in ber fjfote I. ju n. 48 unb n. 46. p. 73. n. 48. p. 81). —
äntenio Coppi bat in einer (leinen Schrift : Caprocorum colunia fomiata
da S. Adriano I. (9tom 1838) bie ©efebitfe biefeti Ort« »erfolgt unb meint,
ba« alte Capracorum fei ba« heutige Campagnano bei 'Jlepi. SRarini unb
Mnbere ließen fiep bureb ben 'Jiamen Caprarola (bie« ijt ein Ort bei Siterbo)
»etleiten, bort Capraconmt ju fiteren.
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Jlueftfynfltfung ft« ^tttr.
437
V
■Üof (curtis) ober Gaflell Gapracorum (baut mit bicfen bVei
bauten wirb bie Kolonie abmechfclnb feit bcnt elften 3abr--
hunbert genannt), toerlor firf) mit bem breijehnten Säculum
. aus ber @efd)id)te, unb wirb heute in jener melancfiolifcfien
Äräutermilbniji »ergebcnS gefugt.
3. $abrian’« (Sorge um fit Üird&cn 9tom’«. $tr »aticanifcfpt ^orticu«.
bauten mtb im 2. 'Jkttv; im Sateran: in 2. tßaui. Xit
.Ciunftiliätigftit in 3iom.
28aS ßabrian für bie Gmeucrung, 2lusfdmiüdung unb
©ermebrung ber .Üir^eit Sicru’b tbat, übertrifft beinahe noch
bie Senkungen feiner Vorgänger; feine nnb feiner unmit=
telbaren Sftacbfolger ©auluft gaben überhaupt ber erften ©eriobe
ber weltlichen ßerrfebaft ber Jtirche einen entfpred;enben 2lu«=
bruef. .öabrian fanb riete Streben burd; langen ©ebraud)
verfallen , unb mehrere Pöflig am ©oben liegen, er baute
einige ron Örunb auf neu, anbere fteffte er mieber h«r.
5)er lange ßatalog in feiner Sebenäbefchreibung hat ftc alle
namentlich öerjeidmet, aber mit einiger ©erwirrang.
©iel forgte .jjabrian für bie fünf ßauptlirdben 9iem’3.
2)cr ©. ©eter rerbanfte ihm einige ©erbefferungen unb fofi-
bare 3ierbcn. 2Bir wijfen, baft ein ©orticuä bort hinführte,
ber umreit bei ^abriauifdten Gaftells begann, rro man burch
ein £or (Porta 8. Petri in Hadrianio) rieHeicht unmittelbar
in ibn gelangte. 1 3)er ©orticnS lief eine ©treefe weit neben
‘ ?lm Snfang b« $aUt (eaput porticua) tag bic ftii$t btt ®. SDtaria
(&tutt Ira«bontina), tretest »on tintr glticfciiamigtn im -Ciabrianium ju
unttrf((ifibtn ift , unb btibt baltt ftnbrian ju Xiaconitn trbobtn. Anast.
in Adr. n. 337: unani q uidern s. — Dei genitricis Mariae — quao
sita es) in Adrinnio. Aliain — quac situ est — in caput porticua.
SMgneli tirtt flatt Adrianio nnmbtrlitb Atriano unb trfiärt btt« bur<$ in
atrio propc Vaticanum. Xit yfottri bitft« au«gfjfi<$ntten .$frauSgt&fr«
bt« Liber l’ontißcnlis pnb öfter« fctymacty.
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438
Üierte« Öucty. giinfte« Kapitel.
bem gluffe her, mar enge unb fcbmal, uub Une ed febeint
ber gcmöhnlidje 2Seg, treiben bad 'üolf nahm, um tiad; bem
S. Sßeter ju gelangen; .§abrian fieberte ihn bur<h Junba-
mente am SEibentfer vor bem ©infiurj, moju er mehr ald
12000 Stufquabem oermanbte, unb er fteüte bie Säulenhalle
fetbfl rollig mieber (;er. 1 * 2lchnlid;e Säulengänge führten
übrigend außerhalb ber Stabt auch nad) S. ^aul mie itadj
S. Sorcnjo nor beit betreffenben Sporen, unb aueb-biefe reftau*
rirte ber ißapfl. 'l
2lm Atrium bed S. ißeter erneuerte .fiabrian bie £xmpt=
treppe, fo mie bie beiben Seiten bed Guabriporticud. Schon
Stephan II. fiatte redjtd nom ©ingang in benfelben einen
©locfentumt errichtet, ihn gierte .Sjabrian mit großen Stf;üren
ton ©rj, bie er aud ^crugia ron irgenb einem antifett
Tempel herbeibringen ließ. 3 ©arl ber ©roße felbft, ber feine
ehrfürchtige Siebe jur Saftlifa bed S. ^eter micberbolt an ben
Stag legte, mar bem ißapft behülflich, er gab halfen 3um 23au
unb einige taufenb ißfunb 39(ei jur Öefeftigung bed S)ached her.
3nt Innern aber mürbe bie Äi reife mit einer erhöhten Fracht
oon ©olb unb Silber audgeftattet. $ie ÜDtufire ber 2lpfid ober
©amera maren feßon gerfaDen ; ^abrian ftelttc fie „nach bem
alten 2)iuftcr" rööig neu mieber ber. ®er 2Joben ror ber
1 Anast. n. 341 : plusquam duodecim millin tufos in liltore
alvei llnminis in fundamentis ponens. denn tiefe £uffieine Mit aften
(jW&uten ber tauten, fo gab es eine äJiengc oon töerroüjlungcn.
1 Anast. n. 342.
s Anast. n. 356: Portas aereas majorrs minie niagnitudinis
ilecoratas sludios»; a civitat»; lVrusina deduerns in basiliram li. Petri
Apostoli ad turrem compte trexit. Cmtfeit je. II. 1. ?tbt. <B. 64 meint,
baß bie Vita £>abrian’S tiefem 'pat'ft ben Jurnt am Yttrium tufdireibe, fie
fV'ridn inbefi nur von bem lurm am IJatriav^ium beö Lateran; jener am
•£. Bieter rührte oon Stepfwu II. ber.
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aitriebinüdung be« S. ißeter.
439
Gonfeffion, fo weit er non bcrtt (Sittgang ber ehernen ©djtanfen
ober 1-ugne bis jum STpoftelgrabe reichte, würbe oon .ßabrian
mit Patten. reinen Silbers im ©ewip oon 150 fjjfuitb be=
legt, bie ßonfeffion felbft aber im 3llticrn mit patten ge*
biegcnen ©olbeä befleibet, worauf man ^eilige ©efcfyipen
bargefteüt fab, wäbrenb ber Sitar über ibr nip minber
mit gebilbetem ©olbe fiberjogen warb. 5)ie für bie ©efcbidjte
bebeutenbe ^nfcfjrift, welche fwbriau bort anbradjte, lägt
fdüiefsen, bag er unb (Sari ber ©rogc felbft in einer ibr attge*
meffeiten Sorftellung im Slelief bargeftellt waren; beim fie fagt:
®er mit bem Sater bie örbe gcgrfinbct, unb £>errf(ßer bc« Rimmels,
Orbiter bet SSnber, #18 »Dtenfeß 3ungfraiinfeßeoj;e entfprang,
SBie er bem Stamme ber »ßriefter juglticß unb ber tfönige abft#mmt,
Stlfo läßt er bie SSclt teilten ton beiben jumal.
1$ctru8 gab er bie Strafe, bem treuließen Wirten, ju »reiben,
SBclcßem bie Steüe im Stmt $abriami* »ertritt.
Sueß in ber Stabt, ber getreuen, torleibt er bas römifeße Sonnet
$ienenben, meleße er felbft fuß naeß (gefallen erträblt.
Unb Carclu« empfängt e8, ber ßerrliiß erßabene SBnig
«Ul Sauet 'f.ietcr’8 ißn boeß glerteieß fegnenber .fjartb.
®iefcS ("efeßent für jenen jmu .ficil unb »um ^errießertriumfe
Sraeßte ber 'ßatft ßier bar treißenb mit jicnienbem söraiuß. ’
1 ®ie)e 3nf(ßrift teilt (Ämter naeß bem Coei. Palntimw mit, p. 1103.
u. ö. ®ie Stelle lautet:
Tradit oves fidei Petro pastorc regendas,
i Quas vice Iladriano credcret ille* sua:
Quin et Romauum largitur iu urbc iiclcli
Vexilluen famulis qui placuerc sibi.
Quexl Carolus mira praecellentissimus rex
Suscipiet dextra gloriticante Petri.
Sunfeu a. a. O. S. 90 oerbeffert mit ^apebtoeß Imperium famulis fiatt
Poutilicatum famuli , trie (Ämter ßat. Poutiticntum Ware unftnnig ; aber
naißtem ieß bie fWuftee Mm Iridiitium Vco'8 111. geprüft ßabe, Itfe ieß
imbebenttieß vexillum famulis unb glaube, baß auf jenen glatten eine
äßnließe Sorftellung abgebifbet mar.
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440
Vierte« Pudt. fünftes Capitet.
Sfai ©rabe bes SlpoftelS ftanben bie auf .§abrian’s 3cit
einige ^eiltgenbilber aus ©über, ber 'Papft erfebte fie bureb
J-igurcn aus ntaffipem ©olb, reelle ben £eilanb, bie Jung-
frau, S. tpetcr unb 6. 'Paul unb ben Sipofiel Sinbreas oor=
ftellten. Uebcrbaupt emeuette er ben ganjen Crnat ber
tBafilifa, unb unfäglidje Summen würben jum Sdjmutf ber
Äirdbc oerbraud>t. üüemt bie Slömer bei einem §cft in fie
eintraten, »eibeten ftcb ihre Sölitfe an ben feinften Jeppicben
in tpurpur unb ©olb, »elcbe felbft jwißben ben Säulen ber
Skiffe nieberbingen ; 1 fie beftauuteu bie ipradjt ton ©olb
unb Silber rings umper, unb bie Sinne mußten oollcttbs
geblenbet werben, wenn am 2öeibnad;tsfeft, 311 Ofiern, am
Jage ber beibeu Slpoftel, unb am JabreSfeft beS iebeSmaligcti
'pontificats ber riefige fieuebter angejiinbet warb. Gr biiig
in ©eftalt eines ÄreujcS 001t beut »erfilberten Ouerbalfeu
beS JriumfbogenS über ber Goufeffion l;erab, unb fobalb
feine 1370 flammen brannten, oerbiente er in ber Jba<
ben Stauten beS großen pbaruS ober ÜeudbtturmS. .yabrian
felbft batte ibit in bie Pafiltfa geftiftet. 1
Slucb ben S. Johann im Pateran fcbmüdte ber Pap ft
1 J"ort ijoltf .§abrian aUtin 65 fcleher ®tla aufgf f^ängt : per uni-
versos arcus ejuadem Apostolorum Priticipis baailicae de palliis tyriis
fltque fuudatis fecit veln numero aexaginta quinque. Die Pfjcuhnnng
arcus ifl gebauten!©«, bemt auf ben Säulen im 2. Bieter lag ein gerab-
lutiger Srthitra».
1 Seither fuhr man fort bie peterstirche erg mit biefem, bann mit
einem tleineren Ären? 511 iUuminiren, bi« biefer ©ebrauch im 3ahr 1814
bhüig abgefchafft mürbe. — 3<h bemerte , baß jnr 3*it $abrian’« ober halb
barauf ein Pilger »on ©aljburg ein Perjtichnifj ber rBmifchen Äirthen ent-
warf, worin et alle Tabellen nnb SUtäre in unb um ben 2. "Peter jählte.
2>iefe 2<brift fattn al« bie ättefle, both fehr bürre ©efthreihung ber oatican.
pafilifa gelten. Sie geht al« Notitiu Kcclrsiarum urbis Koniac im
Vol. II. T. II. ber Opera Alcitini cd. Proben, p. 597.
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'Sutfidjmücfuiig auberer &in$en.
441
mit großer ©rächt. 2)er ©orticuä am bortigen ©alaft war
werfalleit, er erneuerte ihn, unb baute neben ifem einen
bamit jufammenbängenben £urm , ben er mit ©cmälben unb
mit fDlarmor fcbön oerjierte. SMe« aber mar mol ber £urm
be« 3acbaria«, unb nach etwa fünfjigiä^rigem ©eftebn mochte
er einer 6r neuem ng bebfirfen. £>as fcfenelle ju ©runbe gehn
ber römifdben fiircfeen, weldbes bemerft werben fann, fpricfet
nicht fel;r für bie ©ebicgenljeit ber ©auten jener 3aM,un:
berte, unb ju ber fDlenge ber Sirenen mosten bie SJüttel
nicht immer im ©erbältnife ftetjn. Slucfe bie 9iad)Iäffigfeit
batte am SHuitt Sdbulb; fo mar ba« 2ltrium oon S. ©aul
jur 3c‘i £>abrian’ö bereite fo ßöllig jtdb felhft tiberlaffen,
bafe bort baS ©ieb ungebinbert weibete. G« fcfecint bentnaefe,
baß fdbon bamals wie tyeute ba« ©olf nicht oon bem Siber
ber, fonbern feitwärt« in bie ©afilifa beit (ringang nahm.
£abrian liefe inbefe jene« ätrium mit ©larmorquabem
pflaftent.
Cf« märe ju »iel, mollten wir auch in S. ©aul, ober
in ber S. ©laria ©taggiore, ober in S. üorenso oor bem
5£or bie prächtigen SBeibgefebenfe nur angeben, dd gab leine
Sitelfircbe, ober SDiaconie in ber Stabt, welche ber ©apft
nicht befebenft hätte, unb für jebe berfelben weihte er im
befonbera je jWanjig tprifche Teppiche jum 2lu«fpanneu jwi-
fdben ben Säulen. 1 |mnbette Pon Zünftlern würben ju
1 Per unuinquemque tituluru vigiuti, et linea viginti. — Sülfl*
ftafiu« jäblt mm beten 440, mag aljo nur 22 2itel(ir$eu jur 3f't
rian'e geben mürbe, ftatt brr 28. Xer Stncn. bon Saljburg nennt
fogar nur 21 Äitcfcn in brr Stabt. — Xagegen ergibt ftd> bi« 3al>i
16 Xiaconien, na<$ j« 6 Xcbt'i<$en bon U6 für i«b«. Jpafcrian felbft er-
rietet« brei neue Xiaccnien, jrcei [<bon bon un« ermahnte ber S. SWari«,
unb bi« be« S. Silbefier am $ofpitale S. öfcegat’e beim Sfaticau.
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442
Stierte« 8ii(6. ftilnftw Capitol.
gleicher 3C>* bon ihm befchäftigt, fie arbeiteten in ©olb unb
Silber, in Smalto unb Sajur, fticftcn in ©olb timfdie ©ei*
benteppidje aus, componirten mufioifthe Silber, malten mit
toben , aber nicht feclcniofen pnfelftrichen Süanbgentälbe,
unb ocrfucbteu ft<h wit toeniger ©lücf im -ütannor. 9Bir
haben bereits uttfere 3weifel auSgefprochen , baß bie SJtofaif*
arbeitet- föotn’S burcfwuS grierfufdic Jiünftlcr waren, wie fie
es in 9laoenna fein mochten. $n gans Italien würbe bantals
bie ^echnif biefer 9trt außerorbentUch gepflegt; fie läßt baher
il;re eigenen Ueberliefetungen unb Schulen oorauSfeßen, unb
eS b«t fi<h überbieS eine Slnweifung aus ber 3eit £>abrian’S
unb Garl’S erhalten, welche bie Äünftler lehrt, wie bie 9Ru*
ftbe ju färben feien, wie man Gifen oergolbe, mit ©olb
fd;reibe, wie Smalto, Sajtir, Gatbmia ju oerfertigen fei, unb
wie bie einjeltten Minerale in ber iiunft oerwanbt werben
fönnen. ®iefe merfwürbige tcdmifche Sehrfchrift aus
einem Gobep oott 2ucca würbe uttfre heutigen Ghetnifer an*
genehm unb lehrreich befefjäftigen; fie ift übrigens in bem
barbarifeben Sateiu beS achten 3ahrhunberts gefchrieben unb
beweist beshalb, fclbft wenn fie nur eine Uebcrfeßung auS
bem ©riecßifcheti wäre, einigermaßen bie Dlationalität ber Äünfte
in bem bamaligen Italien. 1
Sber bie Bereitung oon jetten jahllofen $raditteppid;en
mit eingeftidten ^iftorien mochte leicht bpjatitinifch fein.
3)icfc lururiöfc Äunft flammte auS bem Orient, unb Würbe
in Bvjanä unb 9llepattbria eifrig betrieben. Bon bort famen
wahrfd;eittli<h .'lünftlcr nach 9(om, für bie ^äpfte ju arbeiten,
unb währenb ber Bilbcroerfolgung toanberten ihrer oiele
fid;erlid) nach Italien. S)ie oerfchiebenen Diamett ber Foflbarett
1 ©tim 'Diliratori in ber 24. Jiffevtation ber Antiq. med. aevi.
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Sic Stunfttbätigfcit in 3fcm.
443
rifamirtcn ©ewänber unb 35eden lehren uns foiuof eine große
SJtannigfaltigfeit ißreS Stoffs unb ihrer StediniF, als bxe
Sfbfiammung ifjrer Atu n ft felbft aus bem bvjantinifcben SReidje.
35ie Söejeidmungen für bic Stcppidje ober velu finb jablreich
unb oft griedbifch, oft gerabeju nach ihrem Statcrlanb, 3lle»
panbria, £vrus, Sujanj, 9ü;obuS benannt. $affclbe gilt
von ben toeißen ober purpurroten ober blauen ©ewänbern,
(vestes) bic, mit Gbelfteinen befeßt, nid)t rninber mit .£>ifio=
rien beftidt waren, Silber non ^eiligen enthielten, ober non
Spieren, Wie von 9lblern, £öwen, ©reifen, Pfauen unb
Ginhörnern. Unb aud) bie SRatnen ber ©efäße felbft, von
ben 9tömern im allgemeinen mit griechifdhem SBort Cymelia
genannt, finb griecfiifdp unb beweifen WenigftcnS ben Urfprung
vom Orient. ®enn überhaupt ift baS allgemeine SDtufter
jener SDecfen, ©ewänber unb heiligen ©eräte im falomonifchen
Tempel ton .^crufalem, in biefer großen SchaßFammer oricn=
talifdher ‘prarfjtmerfe beS GuItuS ju fudjen; bie Zapfte ahm=
ten bie fantaftifche Äleibnng ber ^ohenpriefter ber ^uben
nach, unb bie Streben ben ©lanj unb ©ebraueß ber unjäh*'
ligen Sßeihgefd>cnfc, womit jener Stempel cinft gefüllt war.
Sie Fracht biefer Atleinobien aber war märchenhaft unb äcfjt
orientalifch; bie golbenen Al reu je ftarrten ooit Gbelfteinen,
blißten von eingelegtem Silber unb Gmailie, bie Safen,
Schalen, ©eihrauchfäffer, Becher, Ciborien, prangten von
cifelirtem unb getriebenem SBilbwerf, unb baS lange 3ie-
gifter ihrer rätfell;aften 9tamen reijt jugleich unb verwirrt
bie sphantafic. 1
9
1 SDian (amt fle au« bn 45i(a $abrian’e unb Peo’« 111. jufammeit*
ftcUcn. — Sn ftuetnief für tytrbuv tcar blnttyn; blatn-us gebraucht
(Sutrop, unb giboniu* nennt ben Senat blattifi-r. Blatta aber beifjt bae
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444
Vierte« SuA. gihtfte« Capitel.
4. Tie Sirene 8. Giovonui avanti Porta Latin». Tie 4?<»filita brr
5. Maria in Cosmedin. Tie Scliola Oraeea. Ter Monte Testaccio.
Hitler bm »ielen t>on .'pabrian erneuerten tfireben gibt
faunt eine uou Sebeutung, bie mir nid^t febon einmal
hier unb bort ermähnt Ratten, unb feine ift unä begegnet,
bie üon jenem ^apft burdiauä neu gegriinbet morben märe.
3m ©anjen batte ber Ärete ber ^eiligen ficb in biefen 3alm;
bunberten in 9tom geftbloffen. 2)o<b jmei Äirdien biirfcn
mir nid)t iibergebn; fte finb alt unb merfrnürbig, non una
aber nodj rtid^t genannt, meil fie erft bem ipapft pabrian
einen erhöhten Stuf berbanften. Ga finb 8. Giovanni a
Porta Latina, unb S. Maria in Cosmedin.
.freute erbebt ficb an ber 3Jia Satina innerhalb ber
Stabtmauer eine berlaffene Äircbe, bereu mittelaltriger £urm
eine SBilbnij? »on ©arten einfam überragt. ®iea ift bie
Äirebe bea Gixmgcliften Johannes, hart an ber uerfd)(offenen
'jtorta Sfatina. 5)ie ißbantafie ber Stömer jog aud? biefen
gottbegeifterten Seher in ibre Stabt hinein, unb eine alte
Segenbe erjäblt, baft ber fiieblingäapoftel bea peilattba uon
GlPbefua, wo er ben Stempel ber S)iana umgefHirgt batte,
3*»fcct , beffen !8iut bif &armoifm*garbe gibt. Tie vela, pallca .unb
vestes werben oft einfach natb garte unb Stoff benannt, wie holosericn
alba, rosata, prasina, nibea, alythina (dlvrac;, untoMiAe) ober de
stauracin (bont storax, ober bon 6 ravooc, mit jfreujen beftid te). 9iad>
Sebanblung unb SAmud beißen fte cum periclvsi (mit Sorten), de blatta
ornata in circuitu de olovero (gauj purpurn, bon oj.o; unb verua sc.
color.), de clirvsoclavo cum bistoria (mit @olbtnöpfen ober fünften),
rjuadrapola (n_a(b Sutengcru« beim Tucange vestes, an ben hier (Scfeit
iiiiro textao. aut serico, ve] tabulis aurocla vatis); fundata (b. i. auro
textus, acu pictus). — giir getriebene Silber« unb ©otbarbeit finbet fiA
ber gewäbiitiA* 8u«bru(f anaglyphus ober sculptilis. Ta8 cbrifUiA« SRtt
feum be« Saticau gibt nur einige jebwaebf SBorftellungen bon jener alten
Sratfh
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S. Giovanni avanti Porta Latin».
445
jur 3eit ®omitian’« gefangen nach 9fom geführt würbe. 3)ie
genfer ergriffen ben ^eiligen, froren ifim fein fange«
Socfenfiaar, au« gurdit, er möchte barin eine wuttberwir=
fenbe 3auberfraft bewahren, uttb- fie ftürjten ifnt nacft in
ein ©efäfe »oll fiebcnben Oelc«. 2lber ber tropftet flieg un--
»erfebrt au« biefent 33abe, unb bie betroffenen Stifter wag*
ten feine anbere SWarler mefjr. Sflad^bcm fie ifm jur SBerban*
nuitg auf eine 3nfel öerbammt Ratten , »erliefe S. Johanne«
ungefränft 9lom, um in ber Ginfantfeit »en ißatbmo« ju
leben, wo ibm ber ©eift ©otte« bie ©ebeitnniffe be« Unioer--
fum’« enthüllte, bie er in fein apofalpptifcbe« ©ebiebt nieber*
fegte. Obloof nun alte Segettbenbücber ber ©rieten bie
SWartcr be« 2lpoftels nach Gpftefu« »erfefsten, haben fie bod?
bie Sateiner für 9tom beanfpruebt. 6<bon im oierten 3abr=
bunbert jeigten bie Siömer »or bem fateiniftben £or (welche«
freilich jur 3«t ®omitian’« nicf;t »orbanben war) einen Ort,
wo ^obanne« fiebenbc Del binabgeftürjt worben fei; 1
nnb in unbefannter 3e‘t erbaute man bort ein Oratorium.
Sieffeidft lag e« ba. Wo beute bie Heine adftecfige Gapelle
8. Giovanni in Oleo ftebt, ein 23au »om $abr 1509, nabe
am lateinif<ben £or. Slber bie 3eit bet ©rünbung ber ©a*
filifa fetbft ift ungewife: fie liegt föbräg jener Gapeüe gegen*
über, unb il;r gegenwärtiger ©au mit bem Älofter baneben
1 XeriuUiait fpriept juerfl oett btt 'lliarter bt« 3ofianitrt in itiom : in
oleum igneum demersus nihil pnssns est, in insulam relegatur. illiott
f«be bie Martyrolog. ad dicm 6. Maii. Xie ßcwcbnlidic ^Sprafe ift : anto
Portam Latiuam in ferventia olei dolium missug est; |o and? in bat
SRirabitien. 3>a? nötige juxtn Portam Latinam btim Stiiafl. ifl in ante
V'rttvonbtlt, unb bit Ä ir d)t peißt ncä) feilte S. Giovanni avanti Porta
Latin» , ober a Porta Latina. 3tl« ©eföictitf fdftrirb tSrteciinbtni: L’istoria
della chiesa di S. G. a P. Latina. Koni. 1716, Userin er auch bit ft-
gtnbtn jnfamnienftfllt.
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446
äJierte« Ü3u<$. giinftrt ffapitef.
flammt erft au$ bem elften ober zwölften ^a^rbunbert. £och
gab e$ febon jur 3*it Habnan’S eine flirdjc bc-3 S. Johannis
juxta portam Latinum, bie er »öllig wieber f?erftellte.
2Seil ba3 ^eft bc3 Heiligen am 6. 9Rai bereite im Sibcr 6 a=
cramentaliä ©rcgor’8 be8 ©roßen »erjeidhnet ift, behauptet
man, baß bie Äird)e febon im fünften Qa^unbert beftanb,
unb man fd;ließt au8 ber SCrabition, baß fie auf ben Shiinen
be3 Tempels ber S)iaiia errietet worben war. 1 ®odb bicö
finb nur Sagen unb Vermutungen.
Die anbere ßireße, bie uns in eine toiel befauw
tere ©egenb Stont’ä führt, gehört beute ju ben älteften
unb anjiehenbften Vafilifen ber Stabt. Sort wo in ber
VIII. «Region ba§ gorum ©oariunt gegen ben Siber auö-
ging, ftanben noch sur 3e‘t .Öabrian’s oiele ^eibcntempel.
3wei »oit ihnen, am gluß unb bei ber «ßalatinifchen Vrücfe,
hat bie 3eü jiemlich untoerfehrt erhalten; mau nennt fie
heute bie Jempel ber Vefta unb ber ^ortuna ViritiS. Slußer
ihnen erhoben fi<h unter bem 2l»cntin unb nach bem Gircuö
«Dlapimuä ju ein Tempel ber ißubicitia Patricia unb mehre
Heiligtümer be« Herfule«, beffen uraltem, an Goaitbcr
unb (Sacuö erinnentben Sicnft jene ©egenb befonberS ge=
Weiht war. ®ort lag auch bie berühmte 2lra SRayima
beS HerfuIeS. 3>aS Ghriftentum hatte gegen ben «ßalatin
uttb baö gorurn hin fdjon frühe in ben Äircßen bc£
S. 5£heobor, beö S. ©eorg unb ber S. ähtaftafia feinen
Siß aufgefchlagcn, aber biefe Seite bc-3 gorum Voarium war
»oit ihm faum berührt worben. $ie fleinen Tempel ber
‘ Crceciinbeni a. a. O. II. c. 1. $ie bortige ©egenb ä»i(i$en ber
Patina unb Hppia iß ait^gfjoidmet burt^i bie ©rüber ber Scipionen unb bie
beriibmtepen Si'luntbarien SHcm'e.
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3>ic Schnln Graeon.
447
SSefla unb bcr Fortuna flanbcn bcrfdjloffen, bie Heiligtümer
beS HcrfuleS waren berfchmäht, unb bcr nahe GircuS Diapb
ntuö bewahrte biefer ©egenb troß «Her XkrWüftung ttod)
immer ben großen Gereifter ber Sorjeit. 3ebod> in einen
biefer Stempel mar bas ©hriftentum fdfon lange Der Habrian
etngebrungen. ©ine fteine Jtirche batte fid) in ben Siuinen
beS prächtigen ©ebaubeS eingefunben, welches bem 3>cfta=
teinpel gegenüber am $uße beS 2lucntin lag. $ies ift bie
heutige S. Maria in Cosmedin, ober wegen ber antifen
©loafenmaSfe in ihrer SBorballe Bocca della veritü bom
Solf genannt. ©S ift jeboch ungewiß, ob jenes antife ©c=
bäubc ber Tempel ber Sßubicitia Patricia mar. 1 $ic Äirche
mürbe in feinem Innern bergeftalt eingerichtet, baß bie
Säulen beS SfteriftilS 5Utn Seil frei ftchn blieben, mie man
eS b^te an S. Sorenjo in -Dtiranba innerhalb beS Tempels
ber ^auftina ficht. Unb noch jeßt erfennt man ben Stempel
mieber, beim in einem 3Zcbengcbäube ber flirre ftel;n bie
fRefte ber alten GeHa, unb acht fchötie cannellirte Säulen ber
fronte finb in bcr Äirdjenfacabe eingemauert.
2Sir miffen nid;t , mamt biefe ©afilifa entftanb; am
©nbe beS fechsten ^ahrbunbcrtS mar fie fchon eine 2>iaconic
unter bem SEitel S. Maria in scliola Gracca. SDicfer 9tame
erflärt fich aus einer ©cnoffeiifd;aft (schola) bon ©ries
dien, bie bort anfäßig waren, unb beren Slnbenfen nodh
heute bie Via della Greca bafelbft bewahrt. S)enn ber
' hinter bem STemfiel bfr 'ßubicitia Patricia lag nab« ber Stimbtemptl
b«S .öerfufe# SSictor unb bie Slra SDiajrima. Siebe tarüber bc Steffi l’ara
Mnssiino cd il Umpio d’Ercole nid Foro Bourio. Koma 1854. S. 7.
3ur 3fi> @irl»8 IV. warb aus ben Irilmmem eine« Stunbfcau« ber t>e-
taiuite capilotinifebe Jperfule« ton eergolbeter Stonje beroorgejogen, eine
manierirte gigur mittlerer Jtaijerjeit.
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448
Vierte« ©lieh. gilnfte« Gapitel.
gried^ifc^cu ©emeinbe gehörte nicht allein bie Xtaconie, foit=
bern aud) bie ©egettb innrer würbe Schola Graecorum, unb
noch im jebnten ^afyrljunbert ba£ bortige glujiufer Rips
graeca genannt. 1 Vielleicht gab man ber Vafiltfa felbft
ben Flamen jum Unlerfdjieb uon ber S. Maria antiqua (ober
nova feit Seo’ö IV. $eit) in ber 9lähe beä iituobogenö. 1
3m achten 3ahl'huubfrt mürbe bie Sejeicbnung in Schola
Graeca allein gebraust, unb erft nach •Öabrian’s Umbau
foll auch ber SJtame in Cosniedin aufgefommen fein. SDet
üebenSbefdhreiber bes ißapfts erftärt ihn fo, ba& bie Äirche
wegen ihrer prächtigen Erneuerung mit Siecht ju einer EoS=
mebin (b. h- gefchmücften) würbe. s Eben biefeit Xitel führte
' Die« gebt heroor au? bent Slnon. »cu Ginfiebeln , ber auf bem 3Bege
nach @. paul uilterfttjeibet : Inde per scholom Graecorum. ibi in sini-
otra ecclesia Graecorum. 3m 3tinerariunt befftlben Jtnon. ift jebtxh bie
©ejeichmtng Scola Greca in Via App in nicht ganj genau, ba fte nur
bie Stäbe biefer <2 traf;? anjeigt, unb Gircu« Ptafimu«, Jloeminu«, Septi«
jonium bie Vage überhaupt betulich machen. 3u 9taoeima mirb eine Schola
Graeca um 57 2 ermähnt; beim fütarini Pnp. n. CXX. p. 185: Leonti
Medici ab Schola Graeca. Sie bejeidmet mol eher einen Vicus, al« eine
3unft griethiieber Serjte , wie SDtarmi in ber State 24 glaubt. — ©eint
92erint de templo S. Bonif. sc. append. I. heißt e* im Siplent Ctto’« III.:
aeu in rippa Graeca, vel in Aventino sc. Ptan lefe Gre«ciinbrni: Istoria
della Basilica di S. Maria in Cosmedin (9tom 1715), ein gelehrte«
SBerf jene« Gufto« ber ärcabia unb Ganonictt« berfelbcn Kirche, welche« er
nach burch feinen etuto della Chiesa di S. M. in Cosm. Rom. 1719 ergänjte.
3 Ser änon. neu Salzburg (beim Platin a. a. O. S. <>00) führt
folgenbc Piaricnfircbeit in 9iotn auf : Maria Major (fe mürbe aljo fehcn ba-
utal« bie S. Maria ad Praesepe genannt), Maria antiqua, Maria rotunda,
Maria transtyberim. Gr nennt bie Schola Graeca nicht, meil er wahr*
fchetnlid) tsor tjtabrian'« ©au fchrieb. Saß biefe 'Jiotitia im 8. saec. unb
nicht früher oerfaßt mürbe, entnehme ich barau«, baß ber Schreiber bie Ga-
pelle ber S. Petronilla am S. Peter feimt.
1 Diaconiam vero s. dei Genitricis,. semperque Virginia Mariae
Scholae Graccac, quae appellatur Cosmedin — — — veram Cos-
medin amplissimam a novo reparavit. Anast. n. 341.
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Xic Scholli Graeca.
149
eine alte 3Jlartenfird;c in Stooenna, eine anbere itt Neapel,
unb toicBeic^t rührte er bou einem lßla(5 in Gonftantinopel
her. ®enn bie ©riechen in 9tom, Slatoenna, Neapel nnb an
anberen Orten übertrugen auö ^ietät für ihre ßeimat man*
dien 9iamen. 3n Stobenna gab e$ auficr ber S. ÜJiaria in
Cosmedin auch eine 8. TOaria in Blaehernis, jum 3Tn=
benfen an bie gleichnamige Äirdfe ber ißulcheria in ©häanj,
tto eine Sorftabt alfo l;ie&, unb felbft in 9tom lag auf bem
Slbcntin eilt Ort ad Baleernas ober Blancliernas genannt. 1
2lu3 folcbcm ©runbe gaben mol bie ©riechen jener ®iaconie
beu 3ufab in Gosmcbin, aber feine eigentliche Sfebeutung
toerfdbmolj mit bem ^Begriff ÄoSmoS ober Sclnnucf , unb bie
6. SBtaria in Goömcbht mürbe burd; S. ffliaria Crnata erflärt.
.^abrian fattb bie ®iaconie als ein DerfaHneS Orato«
rium »er, unb noch überragten fte bie SRuincn beö alten
Tempels. Gr lieb biefe gemaltigen Sraücrtinquabern ab=
tragen, 2 bann baute er eine iöafilifa mit brei Schiffen unb
Tribünen, unb fteUte eine Vorhalle auf, bie fpäter nach ber
tUiitte be3 neunten ^ahrhunbertö non Siieolau« I. erneuert
’ Ncrini de Coenob. SS. Bonif. et Alex. p. 33. 37: Monasterii
S. Bonifacii — et Alexii — quod ponitur in Abentinum loco, qui
dicitur Baleerno. Xac in Cosmedin, in Blacln-rnis etitfvricpt in 9tabenua
bem S. Apollinaris in Classe, in 9tom bem S. Georgio in Velabro K.
Sßenti bait in Ort ober Xitel bejeietnete, Wie in Lncina, in Damaso sc.,
jeigt e8 bisweilen amt Sigenfcbaften an: einige Stinten 3talien8 fließen in Coelo
nurco ben itren golbig fctiinmernben Xecfen; eine Stinte Sfcin’e beißt beit
einem Tlitar in Ara Cocli. — 3d) bemerte enblitt, baß fclbft (£av( bev ff'rcfie
feinen 'jJalaft in ilacbni jur Erinnerung an Stent in Laterauis nannte.
1 Maximum monumentum de Tiburlino tufo super eam depen-
dens per anni circulum plurimam multitudiuem populi congre-
gans — demolitus est: biefe äöerfleute arbeiteten aije ungefäbr fo lang«
fam , wie bie heutigen Vente beit bev Q3eiieficenja in 9tcm , bie einen $anb»
farven tanm in einer Staube «eil füllen.
<üre<tcrcviu(, Wtidjldjtt bet Statt SK e in II. 29
t
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450
S?irrte« 8u<$. ftilnfte« (Sapitel.
mürbe. 1 Ueherhaupt f;at bcr fällige Umbau unter GaliptuS II.
unb anberen ©äpftcn bie Äirc^c fef;r fcränbcrt. Sie ifl nun
einä ber fd^ßnften SJeufmäler mittelaltriger Äunft beä jmßlfteit
unb breijebuten 3ahrhunbcrt3, benn bie SRufife iljreS ©oben«,
ihre 2lmboiten unb Jabcmafel gehören biefer ißeriobe an.
3tur ber $unn ftammt auS bem achten Säculum. Gr ifi
fieredig unb unf erjüngt , mie alle alten rötnifd^en Zürnte,
fdjlanf unb leidet in einer .^>öf>c fon 162 ©alm, fon
20, Sßatm ©reite, unb burch fieben 9teil;en fon genfiertt ge-
gliebert, inbem ihrer je brei burdj fleine Säulen fon einanber
getrennt tr erben. 2 Slufjer bem £urm geboren jener 3e2t
nur noch einige Qnfchriftcn au. 3>cren jmei ftnb im ©or=
ticuä eingemauert, Schenlungeurfunben be3 $uy Guftatl;iuä
unb eine« ©regoriuä in fehr roher Schrift. ®iefe SDtänner,
(GuftatbiuS toar jugleicf) $ifpenfator ber ®iaconic) fünften
ber Äirchc fiele ©runbftücfe, unb barunter and; Söeinberge
am 5D?onte Xeftaccio. 9lur um biefeä berühmten .yügclä
Willen führen mir überhaupt jene Qnfdjviftcn hicr an,
benn ber 9tame Seftaccio mirb gerabe bort jum erftenmal
genannt.3 gmifdjen bem 2lfentin, ben SOtaucrn am oftienftfdien
1 SWan Hebt beute im $orticu< eint alte Scuiptur eingemauert, bie
gieiepfam eine ga<-abe een aept ©ogen barfteUt, mit ber von lirefcimbeui
crflärten 3nfcprift:
Honoris Dei et sanctac Dei Gcnitricis Mariae
Pontificatua Domini Adriani Pnpne ego Gregor ins Notarius.
®ie8 Suriofum Erbeutet Weber bie ga^abe ber ©orpalle, ltixp bie bon
ßabrian pergePellte 3obia, (enbern eb fepeim mir ber berjierenbe 9famtn
irgenb einer 3nfcfjrift gewefen ju fein.
J 3n 9tcm ftnb bie Xiirme bcr S. Maria Nova (peute S. Franoesca
Komana) unb ber SS. Giovanni c Paolo eüflig bem ten ber S. Maria
in Cosmedin gfeiep ccnflruirt.
* Item Bincas Tabnlarum 115. qui sunt in Testaeio. Qä
ftnb iBeinbtrgc im carapus Testaceus ju terftepen. Xic, Tabulae finb
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®et Honte Testaccio.
451
£or unb bcm STiberftuf} ergebt fic^ bcr 200 ißalm f;o&e ,§iigel,
als eine $prantibe üon serbrodjenen tönernen ©cfäßeit, gleicß=
fam ber fpmbolifdje Wrabtjiigel beS alten 9tom unb feiner in
©gerben gegangenen .perrlicfdeit. Sliemanb n?eife ju fagen,
Joanti unb föie er entftanb. Gr er(;ob fic^ , als 9tom jerftel,
unb loie bie 9tatur ober bie ©efcfjicfyte alles ©erben unb
Skrgefm oft burrf; tieffinnige Sümbole abfi<$tSloS 5U fenn=
jeicf;nen pflegt, tourbe Ijier, nid>t toeit üon ber Geftiuöppra*
ntibe, aus ©efäfjcn SRotn’S bett fieben ^ügelit felber nodj ein
Sdtcrbenberg binjugcfiigt. 3«/ jenes 53ilb in ber .'pomilie
©regor’S, too ber Sßapft 9iom mit einem ficbenben unb bann
jerfd^lagenen £opf oerglicb, fcfieint Ijtier feinen Urfprung ge=
funben ju l;aben. 3>ic SWömer, bie ben feltfanien £iigel nad?
unb nadj jufammen^äuften, fonnten in timt toafyrlidj bas
Sinnbilb i^rer ©efdjidjte fel;n, fic nannten il;n oon jenen 3Topf-
f ererben Mons Testaceus, unb baS fagenfuubige ©ittelalter
tourte ju erjä&lcn, baß er aus ben jerbrodjenen '-Hafen entftanb,
in melden einft bie SL’ölfer beS römifdjett SRcidjS if>r ©olb unb
Silber als Tribut itad; bem alten 9iom }u bringen pflegten. 1
•
5. guftanb 6er SUJiffeitfcfcaftett }ur 3c*t ®«brian’«. Umviffettbeit bet
9t?mer. Gultur ber Sangebarben. Slbalberga. tpaul Siacotm«. Schulen
in SRom. ®ie geifüteie äthifif. Serfcbminben bet tpeefie. Sie ebigtam*
matiftbc Sichtung. 9tuin ber Iatcinifc^ru ©brätle. Gifte Anfänge ber neu«
remifeben Bpxadft.
©ir fd;lief?cu bieS Gapitel mit einem 531 id auf bie
Gultur ber ©iffenfe^afteu im 3c**a^tei‘ $nbtian’S, nac^bem
Slcfermafje. Uebrigen« Hub biefe 3n[d)riften fcbätjenStrerte Senfmätrr Ce8
bavbarifeben i'atein jettet Gbcche. — txme ift btt ÜHenle leftaccio mit ©ein*
ftbeiifcn umhält jt, übet tvelcbe bie Scherben emborragen — ein tieffinnige«
Sebeimbitb, bas einen $oraj ober $afi8 mürbe begeiftert haben.
1 SRibbi) Roms ncl 1838 I. p. 32 meint, bet Seftaccio entftanb nicht
»et saec. IV, weil man ttübrenb be8 Slusgvaben* »on ©retten in ihm
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452
SBiertce ©ittfi. gilnftc« ffapitel.
wir bic große Jiunfttbätigfeit be« bamaligen 91om mit iler=
gnilgen betrachtet haben. 2tber e« fcheint, baß bie Stabt
alle geiftigen Äräfte in ber bilbenben Jlunft erfchßpfte, unb
feine mehr für jene aufjuwenben hatte. £cnn tiefe ginfter=
niß bebccft bic literarifdjen Schulen jener Gpoche Slotn’«. $a«
äöijjeit ber römifdhen ©eiftlichcn mar freilich f<hpn lange bur<h
bie fienntniffe be« 2lu«lanbe3 bcfdiämt, unb l'iönche be«
fernen ^rlanb’ä unb ©nglanb’« fonnten 9tom meiftern, au«
bent bo<h bor nicht allju langer 3eit ihre Älöfter hcr®orge=
gangen waren. Seit ©regor’« be« ©roßen 3cit gab e« bort
Ütiemanb, ber e« hätte wagen bürfett, mit einem i'eba ober
Slcuin, SllbbelmuS, 2:heobuIf bon Driean«, mit einem 3fibor
unb ipaul 3)iaconu« ein gelehrte« ©efpräch }u führen. Äein
tßapft ftrebte mehr, burdj Serfafien theologifcher 2öerfe fich
bent 9tuhnt eine« ©regor ober £eo ju nähern, unb e« würbe
fchon al« eine £l;at angcfchn, baß ber ißapft 3a<haria« bie
Dialoge ©regor’« in ba« ©riechifchc übertrug.
$ie 'Diöndhe in ben ftlöftern 9tom’« mußten bie Slugen
niebcrfdjlagcn, wenn man ihnen bon ben Äenntniffen ihrer
Orbenöbrübcr im Älofter be« heiligen Golumban ju $obbio
ober in SDionte Gafino erjagte. Sie fiaitgobarben , bon ben
tpäpften al« ftinfenber 9lu«wurf be« ÜJJenfchcngefcblecbt« ge=
mißhanbelt, rächten fiel) fchweigeub an ben unwiffenben Rö-
mern burch ihre öilbutig in ben freien 2Biffenf<haften. ißabia
antife ©räber fanb ; unb fr tiiiflaub nicht, al« folcbe alte ©a(en icbctt außer
©fbraurf) waren; jut 3f'1 Xbecborich’« mag er bereit« beftaubeu haben.
fKarbini Horn. III. ant. p. 320 leitet feine Gntftcbung nett ber bort feit
Hlter« mobnenbett Xityferjunft her, unb attbrea« gultfitt« unb i'ttciu«
gaumt« ftnb berfclbett anfiebt. gicorcni glaubt ihn au« Xriimmem »ott
ficlutnbarien aufgebäuft, uub ich bin jufrieben, baß fttb ber Xeßaccio »er
bem ©litt ber Ärdjaelogen in einen »cetiftbeu Schleier bullt.
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3uflanb ter SBiffcitföaftcn in 3fom.
453
glänjte bis jum gabt ihres 9teid;S burd) gelehrte Stubien;
bcr ©rammatifer gelip »ererbte bort fein ÜBiffen auf ben
gefeierten glaoianuS, unb biefer bilbete ein Talent feiner
geit, feinen langobarbifchcn Schüler l)kul TiaconuS, ber als
Voet unb ©efchcchtfchreiber unter feinen 3eitgenoffen fi<h mit
fRuhm bcbedte. Ter Untergang ber Sangobarben ift burd)
SSarnefrieb’S naioc gebet nicht betrieben, aber burd; feinen
©eift »crfdjönert worben, unb ben gaH beö unglüdlichen
TefiberiuS milbert baS ©enie einer feiner eigenen Töchter.
TieS mar 2lbalbcrga, ©emaiin beS 2lrichis »on Scneoent,
eine giirftin üon hohem Vcrftanbe unb Pon aufridjtiger Siebe
ju ben 5öiffenfd»aftcn. Sie ift bie jmeite ber grauen gta=
üen’S, bie im 9)tittelaltcr burch ihren Ginftufs auf bie Guitnr
geglänjt haben, unb um fo rühmenswerter, weil fie in jenem
frühen gabrlmubert lebte, unb weit ihr gleichbegabte grauen
erft in weit fpätereu feiten auftraten. Tenn bie erften Pier
gahrbunberte nach bem Sturj bes römifchen SHeichS finb nur
burd; jtnei feltne grauen in gtalien auSgejeichnet, burch
Theobor id)’3 Tod;tcr 2lmalafuntha, unb burd; TefiberiuS
Tochter 2lbalberga, unb beibe waren beutfcfien Stammes.
Ueberbaupt wirb bie Barbarei jener Gpoche bcS Verfalls
burd; biefert 9)tangcl an ebeln , heroorragenben grauengeftalten
flar bewiefen.
ißaul TiaconuS, ehemals Secretar bes Königs Tefibc=
riuS, genofi in Seneöent ober in diente (iafino bie greunb=
fchaft beS 2trid)iS, unb er fchricb auf 2lbalberga’S Antrieb
bie Historia Miscellu, eine Vermehrung unb gortfe|ung bcS
Gutrop. 2ln bem reid;en .fjofe oon Veneneut unb oott Sa=
lerno würben bie fünfte bcr 9ll;etorif unb ©efchichtfd;reibung
mitten im Tumult ber Umwälzung gtalien’S gepflegt, bie
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454
©ierte« SHtrf). gütiftcs Capitel.
laugobarbifche gürfitn aber toufite ebeiifoleidbt bie „golbeneu
©entenjen ber «Pbilofopljen, als bie perlen ber ißocien" im
©efpräd)e auSjugeben, unb bie ©efc^id^te ber Sölfcr war ibr
nidjt minber befannt, als bie ber .^eiligen. '
$n 33eneoent, in SDtailanb unb ißaoia mürben ©rant=
matif , ®iale!tif unb SuriSprubenä in Stuten gelehrt, bodh
in 9lom marb bie meltliche SBiffenfchaft nach unb nach tooit
ben fird&Iidjen Scbürfniffcn üerbrängt. ffiir hören nichts
»on auSgejeidhneten Schuten ober ifkofejforen ber liberalen
SÖiffenfchaften , obmol eS fotche Sichrer freilich kort gab. ®enn
Gart bet ©rofjc fetbft nahm im Qahrc 787 ©ramntatifer unb
ärithmctifer aus 3tom mit fidh nach bem granfenlanb, bamit
fie bort Stuten errichteten ; 2 unb Sflont mürbe nod; mit
1 3n ber SQMbmung an 2lbalbtrga »or bei Historia Miscella rühmt
8aul baS ©eitie ber gürftin , inbent er fagt : ipsa quoque subtili ingenio
aagnciasimo Studio prudentium arcana rimeria, ila ut philosopliorum
nurata eloquia poetarura gemmea tibi dicta in promplu sint; biatoriia
etiam seu eommentis tarn divinia inhamuis, quam mundauis. —
®ie ©arfophage ber gürften sott SBettescnt tt'urbett mit langen Werfen ge*
fehmiieft. Sott arid^i« rühmte ber tioet:
Quod log ob ct pliysis, moderans quod etbica pnngit,
Omnia condiderat mentis in arce suae.
Bon Sfomualb:
Grammatica pollens, mundana lege togatUB.
©iehe biefe Epitaphe beim ^JeQegritti a. a. O.
1 6« ftnbett fidt im Tom. V. Clnssicor. Auctor. beS SD2ai p. 420 gq.
unter ben Carmina varia aevi Karolini mehre Epigramme auf bie @rain-
matif, Ähetovif, Xialeliit, Srithntctif, (Geometrie, SPluftf , Jlflrouoinie,
SRekicitt. Sit fmb einem Cober be« saec. X entnommen, i reicher Iateinifche
Schichte bas saec. VIII enthält. Xa in einem berfelbett (n. XXI)
2?oethius »oster genannt wirb, fo fcheint cs fafl, baß biefe Stnffchrifttn über
©chiifgchäiiben sott röntifchen Jebretti bewährten. — 3n ber Schule sott
Tour« las mau in bem ©aal, n?o bie Copiften abfchrichttt, Serfe bt« Sllatin,
ntelche ihnen ©orgfamfeit anhefahlen: J. J. Ampere, Hist. Litterairc de-
in France ;c. III. p. 74.
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3»f*anb ber ffiifieiifrfwftcn in 9tom.
455
traditioneller Ghrfurcht als bie SJiuttcr ber Heben Rumänen
fünfte betrautet, wenn fiel; aud; fein ©enie mehr in ihnen
erhob. 9iur bie Sliufif blühte in ber don 6. ©regor eiuft
errichteten Schule des Sateran: bie Siegeln beö Äirchenge*
fanget wurden in ihr bewahrt , bie ßarolingcr aber holten
fich oon bort her SJleifler des ©efang« unb ded OrgelfpielS,
ober liefsen fränfifdje 3)ibnd;e im Üateran untertoeifen. Unter
anderen gab Hadrian (£arl jwei berühmte päpftlidje Sänger
^heoborug unb SJenebictuS mit, unb ber Äönig flellte den
einen in ÜDleh, den andern in Soiffouä als l'ehrcr beö römU
fchen i'i'irdjengefangeS an. S5o<h biefe 'Dfänner flagtcn, bah
He den Ächten ber barbarifd? frächjenben granfett niemals
einen SCriHer ju entloden oermochten. 1 * 3 2)ie geiftliche SÜZufil
blühte alfo in Siom unter dem Schuh ber heiligen Gäcilia,
aber bie SJiufe ber ißoefie mürbe faum mehr gehört. 2>ie
Gultur ber profanen Poeten ober Slebner, bie im elften
Jahrhundert hie unb da wieder aufjutauchen begann, toar,
wie e$ fdheint, feit dem Sturj be§ ©othenreichs Derfomnten,
unb ©regor ber ©rofje mochte ju ihrem Siuitt diel beigetra-
gen haben, freilich gab ecs nach beut fünften Jahrhundert
nodj einige Sfönthograpben, welche bie gabeln ber Sllten er=
Härten unb furj jufammenfteflten, doch eö ift fraglich, ob
fte in 9iom fchrieben. 1 9iad; 2lrator trat bort fein $oet
mehr auf; Konter, SJirgil unb $oraj aber waren befatutter
1 Tremulns vel vinnulas, sive collisibilcs vel secabiles voces in
cantu non poterant perfecte exprimere I'rnnci , naturali voce barbarica
frangentes in gutture voce», fügen bie A minies Lauriss. a. 787 in bei!
Mon. Germ. I.
3 Ttngelo SDtai gab im Toni. III. bei Classic. Auctor. frei ©aticanifcbe
SWptbograpben betaue. 3nt saec. VI ftbtieb notb ein ©ijcbof SDiartinuS Ben
©tage in 'Portugal ein ©ilebteiu de origine idolorum. ibid. p. 379 sq.
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Sliertc« i'utfy. giliiftc« ffapitd.
am $of ber grauten alb in 9iom , unb mabrenb bort 9lngib
bert „bcr Corner" Garl’b, unb 3llcuin Steine verfallen, in
beiten fic bie Älarheit unb ßleganj beb SSirgil uid)t immer
gauj unglüdlid) nachahmten, finb bie einzigen Spuren, bajj
in Dl om nod) Sid;tfuuft unb DJIetrif ber 3IIten geübt mürbe,
in ben ©rabfehriften ju fud;en. Sie SDlufcn führten in
biefer Stabt ber Stabten nur noch ein unterirbifd;eb i'cben
unb [;cfteten, felbft untergebenb , ihre Seufjer an öräber.
©Icichfam eine eigene ©attung ton ijßoefie halte’ fich au«
biefcm ©ebraudh d;riftlid>er ©rabfchriften gebilbet, bod; ihre
Slüte fdhon nach ber DJIittc beb tierten gahrbunbertb erreicht,
wo bab Stalcnt beb iJJapiib Samafub, eineb ^ortugiefen,
bie ffatafomben Dioni’b mit eleganten Werfen in beroifd;em
DJIetrum jierte, bie ttir nod; Imute mit Teilnahme h^ unb
ba an Ort unb Stelle Icfen. Sie fchtocrmütigfte aller Sid)=
tungbarteu mar jugleich bie einjigc, bie in 9tom niemalb
aubftarb, unb bie Älöfter, Kirchen unb Gömeterien bcr
Stabt liefern eine große Sammlung ton poetifd)en ®ei=
trägen ber lobtenmufe aller ©pochen hib gegen bab Gnbc beb
fünfjehnten gal;rhunbertb ; mit bau fed;bten Säculutn mur;
ben fie in Sprache unb DJlctrum freilich harharifch genug.
9tömifd;e SDlönche ober ißriejter marett bie Sichter folchcr
Epigramme, bo<h nicht immer. 2Ilb ber Singeintönig Geboalb
in 9tom geftorhen loar, moUte man ihm ein glänjenbeb
Epigramm berfaffett, aber eb fcheint, bafj bereit« im
gahr 6«‘j fein römifeber Ißoet gefunben mürbe, beffen Stalen t
biefer Aufgabe gemachfen mar. 2)lan übertrug bab ©ebicht
bau gerabe in Dlom megen eineb iproccffeb aumefenben 3iene=
bictub Gribpub, 3Mfd;of ton Dllailanb, unb biefer fchon
erprobte s^oet terfaßte bab überlabene Epitaph, melcheb mir
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Uebergaug fces l'atciiiifdjen in’« Vulgäre.
457
fennen. ' Selbft ba« glcid) lange Gpigramm auf ben ^ßapft
.^abrian , eins ber beften in jener 3eit, mar nicht non einem
9tömer gemacht, benn biefe ©erfe non mäßiger Glegatij beä
2luSbnicf« , unb non mehr Sßärtne bes Gefühl« entfprangen
bem latent Carl’« be« Grofsen felber, unb mürben mahr--
fcheinlidh non Stlcuin ftilifirt.
Garl, beffen Schüler in allem SBiffen, in ber 0ram=
matif aber, moju auch bie ÜJietrif unb ipoefte gehörte, burch
Petrus non ißifa belehrt, liebte c«, an feine greutibe bi«*
incilen Gpifteln in Werfen ju rieten ; er fdjrieb folche felbft
an §abrian, unb ber ijtepft nergajj nicht, fie ab« molrnol*
lenber Äritifcr ju loben. 3<§ höbe , fdjreibt er ihm jurücf,
bie nortrefflidhen unb jierlichen, bie honigtriefenben Süerfc
Gures erlauchten föniglidjen unb ©ott gemeihten Genie'«
empfangen, geöffnet, ©erS für ©er« gelefen, unb mit 2Sonnc
ihren fräftigen 5lusbrucf in mich aufgenommen; 1 unb er
felbft, burch Talent mie ©ilbung ber bebeutenbfte ©tonn
9lom’«, ertnieberte biefe ©alanterien biSioeilen in ©erfen, non
beiten mir noch einige lefen. Sie finb in 2lfroftid;en gefünftelt,
unb Sluöbrud mie Dletrif ift nicht fchlechter als ihre 3eit. 3
3m 2lllgemeinen läfjt fidh bie tiefe ©erberbniß ber latei--
ttifchen Sprache im achten ^ofmhnnbert bemerfen. ®ie ©riefe
1 ©euebictu« (+ 725) bildete al« «TiaconuS auch eilten libellus me-
dicinae, b. -i. öpigramme auf bie ©ebanbluitg oerftbicbuier Sranfbeitett,
bie id) beu Vleqten empfehle. flugelo Süfai gibt fie a. a. O. V. p. 391 sq.
3 Pniecelleiilissimos atque nitidissinius Deo dicatae regalis prae-
cilsae scientiae vestrne melliiiuos suscepimus versus, quos resernntes
atque sigillntim'rdegentes, eorum roburenm nimio aiuplectimur amore.
Cod. Carol. LXXXI. beim Cenni LXXXVI1I. p. 473 au« bem 3abr 787.
* ®iefe peetifebe (Spiflel fleßt beim Xctu ©cuquet V. p. 403 uub beim
Vabbe Concil. VIII. p. 584, al« ©onoort be* Cod. Canonum, tveltbeu
ber ©apfl (Sari in 9tom ftbenlte.
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vierte« 8ucb, fünfte« Capitel.
ber ißäpfte an bie Karolinger, bie mir fo oft als 2)ocumente
ber ©efchichte 311 9late gesogen haben , liefern bem ©efdbicht*
fchreiber beS 9iuinö ber lateinifdjen Spraye ein großes Ma-
terial. 2lu8 ber Äanjelei beS Sateran Iwroorgegangen, oon
ben Zapften felber biftirt, oon ben Beamten be$ Scrinium’8
ober Slrcbios rebigirt, nehmen fie bie befte ßatinität in 9tn-
fprueb , beren 9lom bamals fällig toar. 2lber eS ift ein tiefer
Slbflanb von ber prunfenbett Gloqueitj ber Stefcripte Gaffio--
bor’S ju bem Stil biefer päpftlid>en ©riefe, worin nicht
£ogif noch ©rammatif mehr fiebtbar ift, unb oor allen jeid)=
iten ficb bie ©Treiben Stephan’8 III. burdf) einen leeren
ißhrafenfdjmud au8. 2)ie Unfähig feit, bie ©ebanfen flat
3U cntmicfeln, fommt in allen ber ©arbarci ber Spraye
gleich, ©enn nun fner, im Siber fßontificaliS, unb im
Siber 2>iunut8 mit 9!echt ba$ befte bamalige Satein ber 9tö=
mer gefugt werben barf, fo mag man ficb leidet oorfteUen,
wie bie Spradhe bc3 gewöhnlichen Sebenä in 9tom mar. ©ir
fdjlicfjen auf ihren ^uftaub mit einigem ©runb au8 ben
5>ocumenten jener fßeriobe, mögen fie Schenfung-iurfunben,
2lften gerichtlicher ©erbaitbfungen, ©rabfehriften ober anbere
^nfchriften fein; mir erfennen überall, toie aus bem
abgetragenen ©emanb be§ alten Satein bie noch unbeholfne ©e=
burt ber neu-röniifchen Sprache herPorfieht. K8 bat fiel? iirbefe
fein einziges Fragment ber bamatigen ©olfsfprache 9lom’8
bi8 auf uns erhalten ; währeitb bie 2>eutfdben unb bie g-ran*
jofen in bem berühmten Schwur Subwig’8 unb Karl’S bc§
Wahlen ein unfehlbares SJocument ber Singua 9tomana unb
ber beutfcheit Sprache oont 3ahr 842 hefigen , gibt es fein
folcheö ber lingua volgure 9lom'ö aus jener unb felbft aus
fpäterer 3“*- 911 an ift burdjauS berechtigt 31t erflären, bafj
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Uetergattg be« Sateinif^ni in’« ©ulflärf. 459
eine fold)e oorhanben, uttb baft fie »on bem oerborbctten
Latein ber Notare Oerfdjiebeu war. 9lur bürfte ficb bicfe
2lnfi<ht etwas bcfdjränfen taffen : nirgenbS in ber üöelt mufite
fidh bie Lingua Patina länger im 33olf behaupten, als in ber
Stabt 9tom, ihrem Sßaterlanbe, unb eS finbet fich nirgenb
eine Slnbcutung, baß bie 9lömer jener W* ißrebigten
ber ißriefter unb bie ©erhanbluttgen ber Notare aus bem
fiatein in’S ©ulgär fidh iiberfejjen ließen , wie eS in OaUiett
gefdhah. freilich mujjte baS bereits grünblid) genug ücrberbte
Latein ber Notare int 9Runbe bcS ©olfs noch corrumpirter
fein. 1 GS ift aber nur Ginbilbung, bicfe ©erberbnif) auf
SRedhnung ber ©otl;en unb Langobarben ju fe&en, fiatt fie
attS natürlichen ©roceffen beS Verfalls ju erflären. ®er
ftolje ©au ber Iateinifcßen Sprache jertrümmerte ebenfo in fid)
felbft, wie 9iom mit feinen Tempeln nnb ifkläften, unb wenn
man jene ®ocumente beS achten ^ahrhunbcrts liest, fieht
man por fidh bie 9luinen ber Sprache beS Gicero unb ©irgil
unb fieht in biefelbcn baS chrifMid) romaitifche Spradhwefen
fidh umgeftaltenb einleben. SMe Spraye beS adhten Saat*
lum’S ift baS toöHige ülbbilb ber Stabt 9iom unb ber Gon=
trafte ihrer Slrchiteftur unb ihrer Lebensformen überhaupt,
ba überall bie tnajeftätifche Lame beS SlltertumS nod) über
beu neuen ©Übungen emporragte. 3>ie grammatifche Un=
fähigfeit entfprang aus biefent ©Hberfprudh beS lobten unb
Scbcnbigen; bie flaren unb Iogifdheu Spradjgefejje ber alten
9tömer waren äerfprcngt, unb baS alte Latein, bie Sprad;e
ber gelben uttb ber Staatsmänner, hörte mit bem gall ber
heibnifdhen Religion unb alten StaatSgefeUfchaft allmälig auf,
als ein lebenbiger Strom ju Rieften. GS erftarrte , jerbröcfelte
' 3d) t'ejicl« midf auf bie XXX1J. 3'ifftrtatien äJhiratori'«.
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4(iO
©irrte« ©u<6. gflnftc« Capitel.
unb wrwanbclte fid; Iangfam — eins ber fdiönfien, ja
wunberbarfien Phänomene ber ®efdfid;te menfchlidfer <5nltur=
proceffe. 2>aS Unorganifdie in il;r gleißt bcn 9Jtuftoen SRom’S,
unb jene Sprache bes acfiteu unb neunten 3a$rhunbevtö ift
tote fie greifenhaft, biifter, wieber ftarrcnb öon Ueberfdiwetig--
Iid^feit, ohne wahrhaft lehenbige Cirajie, aber hoch in ihrer
Unbeholfenheit, bie gbcett auSjubriidcn , riihrenb genug. ®er
Uebergang in baS ÜReubufgäre enblidf wirb burdh träge Ster*
fiümmlung ber SfuSgänge, burdh 2lbwerfen ber römifdheh
©nbconfonanten, bie ber 3un3e unb betti Ohr bereits fdjwer
fielen, burch 2>ermifd;en ber Sfocafe, ^ertaufeben ber 9)tit=
lauter, burdj 2lnnahme beS 2lrtifel3, allmälig bewirft, fo
bag bie Unfähigfeit, ßafus ober ©cfdjlechtSform ju behaupten,
fdjon im achten ^affrhunbert italienifdi flingenbe gönnen
erzeugt , bie bann im jehnten unb elften Säculunt bie fötligc
Oberhanb gewinnen. '
1 2 Aon an« bot Diplomen Pen garfa unb ©ubiaco läßt ß(b eine reiche
©Intnenlefe pon ©arbarismeu aufßellen, worin nur feie unb ba wirtlich
langobarbifeber ©influß Perfpilrt wirb (wir gualdus, guadia, burda ic.).
Jit ©ertaufebung Pon b unb v (bictoria, cavalli je.) iß ic(ioit alter,
©tabtenamen wrrben frfjoit italienifdi fliugenb: trf) ßnbe in ©driften jener
3eit: ail Salerno; in 9tem fagte man fdjon I’orta Majore im 92ontinatio,
Wie casale, quod dicitur Castro majore; feit bem saec. VIII gebrauste
man überhaupt bie auf ©ocale enbigenbeit 6afu« gern al« 'JJomiiiatip unb
Slccufatio , 5. ©.: Leonera religioso et angelico abbate — per Sabur-
rum vel (Jcrraaiio stto — regno tendentes Francorum — facirns
quotidiana missa — ßatt meo (dien raio — ßatt Ire bäußg iri. 3)ie
Cbaraftere ber 3nfdriften ßnb bent entfprctbenb , willliirlitb unb regellos.
SB« ße nicht auf beit ©leinen in 9tem felbß lefen fann, ßnbet ße für jebe
üpodie beim SNabitlcn De re diplomntica.
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ScdjdcS (fapitcl.
1. innere *^uftäiibc Stern’« unb bet St inner. 2>ie brei Älaffen bc«
rbmifcficit Sielte. 'Dtilitäriiebe Crflanijaticn ber SSflrger. 3>cr (Sycrcitif«
Stomanu«. 2~a« guftrnt ber >2 (fielen. Mgrmrinbeit be« gunftiucftne.
2ic gefielen ber gremben : bergaififen, grauten, fanflebavbeii unb griefen,
ber PSrietben nnb ber 3uben in Stein.
$icfcä Gapitel mirb oerfudjen, bie bürgerlichen ,3ufiänbe
ber 6tabt 9iom im achten 3ahrf>unbert barjufteüen, unb esi
wirb mögen beö SWangebS ber Quellen mie be« Talente be3
Sßerfafferö , eins ber fd;mächfteu in biefem febmierigen inerte
fein.
Gine breifache 3ufammcnfcßung ber itlaffen aller «Römer
ifi lange Bon um* bemerft morben: bie geiftlicfye, bie militä-
rifche , unb bie be3 geringeren StanbcS ber römifdjen SBür=
ger, ober GleruS, 2lbel unb SSolf im allgemeinen, bettu im
befonbern geint Gleruö unb 9lbel hm unb ba in bem begriff
non ^ubiceS unb Optimalen in einanber über, mie ber be*
maffnete Sürgerftanb aud? ber nieberen ©rabc in bie ÜRilitia
eintritt, alö bereu Häupter bie reifen unb burd) namhaftes
©efdjlecbt auSgcjeicbneten 9iömer erfannt merben. J)ie innere
Crganifation SRom’ö in Söejug auf biefe brei großen Maßen,
Bon welchen ber tßapft gemäht mürbe , barjulegen, ift bao
jweifelhaftefte Unternehmen für beit ©efchichtfchreiber ber
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462
Sicrte« SPucb. @e<$«tee Sapitcl.
Stabt, unb bic Ungewißheit Wirb burd) bag Uebergehtt ber
geglichen unb weltlichen Glemente in eirtanber aufjcrorbentlid;
oermehrt.
3ur 3«it ber ©othen war bie römifdbe ßirebe, wie jebeg
anbre ®igtum , auf il;rc eigenen Ülngelegenkiteu befd;ränft
gewefcit, welche non beneit ber Stabt ftrenge gefonbert blie=
Den: biefe fuhr fort, ton bent Senat unb ben altbergcbrad;=
ten Beamten oerwaltct, oont tßräfecten gerietet ju werben.
SSäbrcnb ber bpjantinifdjen .§errf<haft waren eg faifcrlicbe
^ubiceS, welche an ber Spik aller weltlichen Singe Stoni’g
ftanben; aber auch f<h°n in biefer ißeriobe ba&en wir bag
Sunfel beg ftäbtifdjen äöefeng betlagt, unb nur mit Sid;er=
heit bag aHmälige Grlofhen faft aller jener Ginrichtungen
erfannt, bic ju Gaffiobor’g 3c>i noch aufredht ftanben. Eine
Gpocbe inbefj- machte große Umwanblungen fenntlich: bie 5k=
brängitifi burch bie Sangobarben rief eine friegerifdje Orga*
nifation ing Sehen, welche Vornehme unb ©erirtge in eine
SDcilij vereinigte, unb burch einen 3e>traum &on faft jwei=
hunbert fahren trug fHont oorwiegenb ben Gharafter einer
Stabt, bic in jwei Spfteme, bag fird)li<he unb bag miü=
tifche, getrennt war. iöenigftcng traten alle weltlichen Gin=
riebtungen entfehieben alg militifche auf, unb wenn wir
SDitel »on Beamten in 9lom entbedften, waren fie meifteng
nur bie ber Suceg, SJtagiftri UJtilitum, ber Tribunen unb
bigweilen ber Gomiteg unb Gbartularii. Sie Unfähigfeit ber
bpjantinifeben Regierung zeigte fi<h in nichtg beutlichcr, alg
in ber gänjlichen iicrnacbläffigung beg .fieerfpftemg. 3Benn
bie Gparchen in 9tom unb in anberen Stabten ergebene fai-
ferliche Sruppen ju erhalten oermoebten , fo würbe önjanj
bag aufftrebenbe ißapfttum unterbrürft, unb bie Sogreifjung
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$it SDiili? unb bif Scbolcn.
463
SRom’S für lange $eit wrhinbert fabelt. 9lber bie ohnmächtige
ißolitif ber ©rieten begnügte jtch mit beni Gintreiben ber
Steuern ; im Uebrigcn überlief? fie bie $rot>injcn ihrem ©cfchid
unb ihrer eigenen $ülfe.
2)ie Bürger 9tom’S fahn fidh ju ihrem ©lücf gezwungen
wieber bie äBaffen $u ergreifen, welche fie burch fo lange 3e*t
Slietlingen übcrlaffen hatten. 3m 35i«nft ber fRepublif ober
beS Reichs ftehenb, empfingen fie jebodf üont Äaifer Solb
unb gehorchten bem ®uj ober ben Slnführern, »eiche ihnen
ber Gpard) gab. 3luf biefen GyercituS 9tomanuS übte ber
©apft in ber erften £>älfte beS fiebenten 3af>rhunbert8 noch
feinen Ginfluj? auS: bicS beweist fein Slufftanb in 3iom,
als ber GhartulariuS StauriciuS jur 3c‘t beS ißapfts Seoe--
rinuS ben lateranifd?en Äird)enf<ha{? mit ©efdjlag belegte,
unb ferner bie Stebedion beffelhen bpjantinifdhen ©eamten
gegen ben Grarchen, welche oom römifchen .§eer anfangs
unterftüjjt warb. Grft jur 3eit Startin’S I. entbedten wir
eine nationale Haltung beS GpercituS, unb bie Gpardhen be--
gannen auf bie Stimmung beffcrbcit ©cwicht ju legen. Seit»
her bilbete fich ber rein ftiibtifche Gharafter ber ÜJlilij fefter
aus ; ber ©ei$ unb bie Sdjwächc ber Spjantiner überlief? bem
Äirdjenfchah bie Söfmung an baS £>eer , ber fortbauernbe
Äampf ber Zapfte gegen bie Äehereien ber Äaifer ftärfte ben
nationalen ©eift beffelben, unb wir hoben in ben erften ©e=
wegungen beS ©ilberftreits gefehn, wie eben biefer GpcrcituS
als bie Stüh« beS ipapfts auftrat, unb ihm feine weltliche
Stacht grünben half- SJiefe römifche Stilij nun umfaßte bie
befitsenben ©ürgerflajfen, unb fdjlof? nur ben eigentlichen
ißöbel oon fi<h aus. 3br« Anführer aber (feit ber Stitte
beS achten ^ahrhunberts gebot fein gtiedjifcher 2>up mehr)
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404 Vierte« SPurfi. Capitol.
Waren oomebme SRöiner, tucfdbo fortfußren , ben Xitel non
XueeS unb Xribunen ju führen unb halb auf ihre gamilien
ju oererben. Sie biefe Jyübrerftcllen befcjit würben, ift uw
befannt, boef) läßt fid) mit ®runb oermuten, baß bie ober=
ften ©rabe in ber SOiilij oom ‘papft befteHt würben, wäf;venb
fic wicberum nach altrömifdjer JÜeifc bie UnterbefehlSbaber
ernennen mochten. 9tad) ben Legionen ocrteilt unb in 9ie=
gimenter (nunieri) gefonbert, befaß inbeß bieielbe ©tilij
außer ber folbatifcben auch eine burchauS bürgerliche , bemo=
fratifebe Ginridttuug , welche ben Staat felbft nichts anging.
Sic ftii|te ficb auf baS Softem ber fünfte ober Scbolen,
welches auS bem 9lömertum beriibergenommen, wäbrenb bcs
politifchen Verfalles fid) erhalten unb weiter auSgebilbet batte.
5>er ©egriff ber Sd;olen finbet fi«h auSbrüdlicb feit
Xioclctian’S 3cit, wo bie .öausbeamten beS faiferlicben ißa^
Taftes, wie bie fieibwacbe (3500 fDiann in 7 Scholen) alfo
eingcteilt waren. Urfprünglidb biente biefer SluSbrucf für
fofehe Käufer, wo fieute oott bcmfelben ©efdiäft 5ufammen=
famen, um gemcinfcfiaftlide Qntereffen ju beforgen, unb oon
bem 3afammenfunftSort ging er bann auf bie (Sorporirtcn
felbft als Sd;oIareS über. 1 Sic bilbeten einen ©erein mit
allen Rechten bürgerlicher ©enoffeufdiaft unter ihren befonbern
©earnten ober iprioren, weldfe bie SnnungSangclegenbeiten
ftatutengemäß beforgten. $er erfte berfelben hieß iprimiceriuS
ober ©rior, unb nacb ibm werben ber Seeuubus, XertiuS
unb öuartus ber Schola genannt. 2lußerbem batten alle
' 'Procop. de Bello Goth. IV. 27 friidt ftdj fo au« : rov ini ruu
tiaXariov 'ptÄa/r^ Ttrayithai /-O yui . ovilcrto il^oHäc in ul/d^oLlfi i.
<Siet>e feit Crflärmtg t« Palefui« ad lib. XIV. c. 7. iümiiiiaii. imb 'Diu-
ratori'« Dis» 75. p. 455, Tom. VI. Aritiquit. Mi d. Aev.
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Xie i'iili’, ntth t>ic Schoten 4C)5
Stolen Sdiutworftcinbe au$ bem fybdjften 2lbct SRom’S, bie
man fjtatront nannte, weil fie einflußreiche fßcrfoneil beö be-
treffenben Cnartierä waren, unter bereit Cbhut fiel) bie
©dwla ftclltc, fc baf> fie ibr in manchen fällen alb iprotec-
toren unb Sbvocaten bem Staat gegenüber bienten. 1 * Die
militärifdjen Scholen befafien fogar gemcinfcbaftlicbcb Gigem
tum unb tonnten (Mter in ^adit nehmen. 1 ^nbeft tann
bemerft werben, baß ber 9lame Scfiola alb Innung in Di-
plomen in beit Sluöbrucf publicus numerus inilituui seu
bando (bundus) übergeht, obwol numerus ober bundiis
eigentlich bie militärifche Ginteilung nadi Siegimentern bc=
jeichnete. Dab urfprünglich bürgerliche 'hrincip biefer Scholen
ber ÜJlilij fcheint bcmtiad) bem militcirifd;cn mehr unb mehr
gewichen ju fein. sD!i(eb würbe übrigeitb jeher eiitjelite in
ber fDJilitia bienenbe Bürger genannt, unb fcfwn im achten
^ahrhunbert war biefer Xitel alb ehrenvolle Slubjeidmung beb
Stanbeb in ©ebraueb. 3
1 3n bem häufigen äu«brncf beim Stnaflafiu« : scliolae cniu potronis
erlläre ich hie palroni her SJliltj weher al« Serperation«>Sö*amte, noch ata mili-
tifche AÜhrer, fonhern als Ghrenmitglieber im obigen Sinne. <SeIt-fl ha« iBaimn
ber Scpola mochte hem Patron trol a(« Sbreir, eichen übergeben loorhen fepn.
3 llapencorbt :c. p. 114 bemerft hie« au« 'Jierini de templo S. Bo-
nifac. je. p. 346: aber hie* Xiplont (IX. Append.) ift erft au« saec. 12.
3ch tinbe in Xiplomen he« .(Hofier« S. 5ra«mu« au* saec. 9 unb 10 hen
publiccis numerus militum seu bamlus hen loca pia al« Corporation
(ur Seite geftellt. Xie barbarifche fformel ifl: qui si filiis, aut nepotem
minime fuerint, duobus etiam extrnneis persouis cui voluerint
relinquendi habeant lieentiam, excepto piis locis vel publicis numero
militum seu bando. ©eim ©allctti del Primic. p. 137. 179. 189. 191.
Xa« ^räbicat publieus gebürt ju numerus, toie folgenhe i'hrate betrei«! :
vel publico numero militum seu bando. I)ipi. VJ. p. 191. Dtegifler
oon Sttbiaco p. 140, unb 'Utarini Pap. n. 136.
1 Xie Collection Xeu*bebit nennt römifch« Sfürger al* 'Utilite*: unb
Sari ber ftroße felbft trug hie Gbre eine« Utile* her Äirche.
Wr e sotoo in« , (Hefibicbte t« £tatt :Hcm II 30
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100 'Vierte«' Bnt(. Seebete«' ©apitel
35affelbe Sfunftwefen erftredte fih bind; alle Waffen ber
römifhen Siirgerfhaft, unb obwol für unfere ifkriobe in
bcn Urfunben fünfte -)lom^ außer ben 9Mijen unb sJkre=
grillen, ben Notaren unb päpftlicben Sängern nid)t befoubers
genannt werben, fo müffen fie bod» im Allgemeinen ange--
nommen werben, G3 gab gewiß bamalö gleich wie Innungen
ber 91otarc ober Xabeliionen (schein forensium in Aaocnna),
fo ber Aerjtc, ber .panbioerfer , Äaufleute unb öcwerbenbeit
jeber Art. Sold;e Mörperf haften, nah bem ^»anbtoerf auh
artes genannt, befaßen ißre förmlichen Statuten ober Pacta:
bic Üiitglieber jaulten beim Gintritt eine oorfcpriftSmäßige
Summe unb befhworen bie 3unung§gcfepe. Gin fprior ober
fßrimiceriue leitete bie Angelegenheiten bes iferciue, wahte
über bie Aufrehhaltung beb (Statuts, unb oertrat bic 3unft
bem Staat gegenüber, Weihern für bab fßritnlcgium eine
Abgabe entrihtet würbe. 1 3 11 ben ßufammeufünften ber
©enoffeu würbe alles- oerbanbelt, wab bie Grleihterung beb
©ewerbb betraf; bic .ftaffe ber ,-fuiift gab Unterftüßungen
1 giir SWcui fe(je id) folcbe 30**fte na<i aitOtnt Stabten t'craue. 2lu«<
triitf lieb werten nur päpfttiebe Sc(clen in jener 3eit cnt’äbut , mit außer
ben fHotareu , vestararii unb cubicularii, bit Canto res mit ihrem 'Prior
(Ep. 35. Cod. Carol. bei Cfimi 43). 2?it 17 Stielen int Ordo
Koman. XII. beim SRabiQou Mus. Jt. II. p. 195 gelpiirea erft bem
XII. ante. au. Bei S. ©reger Ep. X. 26 fiutet fiep bie Stelle über bie
Seiienfieber 'Jteapel’«, bie i(im tlagen, baß ber grictpiftpe Beamte bae ©in-
trittegclb ber 3‘hiftigeu an fitb jie(c unb bic ars ((eilte arte) mit hielte*
vuiigett beläftige; fte erllareii, uott i(reii Statuten iticpt ahvoubeu ;u li’oüen :
adjicieii8 quoque partum inter se de quilmsilam rationabilibus artis
suae capitulis juxta priscam conauetudiaem — ntque id sacra-
menio — firinatuin tc. Ep. IX. 102. 1ml. 2 wirb bie ars pistoria
in Hydruntutn enrabnt. — Bei 'Jinvini sc. p. 179 unb 343 fiuteu fidi
saponarii ton ©laffe; für saec. 10 unb 11 beim gantu);i in fHaoennat.
Urf unten, Stielen her pisratorrs unb ber nepotiatores. Sie(e Carl
.Oege! sc. I. p. 256.
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®ic Scheint ber gremben in Sfont. ttw
her, formte für bie .Hranfcu unb Sinnen bcr ©<hola, für bie
Seerbigung bcr tobten Dtitglieber , beftritt ba>? ifocal beb
Sereing unb bie ^eftmale wie im Slltertum. Unb überhaupt
Heften ficb in ben fünften beb achten ftabrhuubcrtg, loenu
mir mehr barüber aufgeflärt mären, ftcftcrlicb bie Sorbilber
ber ©enoffew unb Srüberfchafteu beb römifthen Dtittelalterä
erfennen. Sei bem tmrbcrrfcbeub Eirdptic^eu SBefen ber Stabt
aber ift eb offenbar, baß fcfion bamalb jebe 3unU *^re ju-
gemiefene Äirdhe ober Capelle , ihren Äirdjbof, unb auch iln'c
bimmlifchen ©rfmßpatronc hatte, mie ehemalb bie Collcgien
ber Dönter ihre befonbern 3unt’tgottheiteu befaßen. 1
Unter folchen 3nnungen ber Sürger Dom’g ftanbeu bie
Stolen ber gremben (scholae peregrinorum) infelartig
ba, unb bie ©cfdfidbte ihrer ©cmcinfchaftcn ift ein bebcu=
tenber 3U9 'n bem üöefen ber ©tabt. 3U beb fßrubentiu*
3eit wanberten nodh feine Sarbarett ju ben ©räbern Dont’g
über Sllpen unb 'Dteer ; aber feit bet Dritte beb fiebenten
Jjahrhunbertb mürbe bie ©tabt tmn Jaufenben fernmohnenber
ÜöaUfahrcr befucht. Dom mar miebcr Diittelpuuft ber ©eliu*
fudbt ber Sölfer gcmorben, nur aub anbcrcm Sebiitfnifj alb
im Slltcrtum. Stenn ©eneca , meldter beit magnetifchen 3«9
ber Dienfdjheit nach Dom berebt gefdhilbert hot,11 im fiebenten
ober achten $ahrhunbert hätte erwachen fönnen, fo mürben
feinem Grftaunen bie Störte gefehlt ha^n- ®ie Sehnfudft
1 $a« ännfmtefen ber fRBnier iß alt, uttb teirb (äioit bom 'Jiuina jn*
getrieben. ffiäbronb bet 9t epitblif gab ei acht anertannle 3flufte: bie
collegia ber lahri acrarii, figuli, tibicinea, niirificea, fnbri tignarii,
tinctores, sutoree, fullones. tre;u f röter aud; bie piatores famen.
Stußerbem gab ei collegia funeraria , Jobtenbrilberfcbaften. Siebe Sbeob.
iüionintjm'ä Schrift I)c Collegiis et Sodaliciis Ronmnor. p. 31.
J SWan lefe Serteca'a Xroftbrief att feine üDtntter -€>etoia-
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Vierte« 4'nd>. v2fd>olc« tfapitel.
if>8
ber Bölfer itad> SHont bauerte, aber aus einer irbifcbett batte
fie ftd) in eine lummlifcbc oermanbelt. Ueberrefte ron lobten
waren bie Biagitete, welche Sauberer Pont legten Britannien
unter unfäglidgen SHügen tjerbcijogen : ihr 3^ c'n ©rab,
ihr £olm ein Webet vor ibm, eine Steliquie ber .^eiligen unb
bie Hoffnung auf bas bintmlifcbe ^arabice. Senn biefe
Pilger fid; im Slngefidjtc Slom’S fabelt , warfen fie ficb iit
bie Mniee wie Por einem Gben alles WltidS, unb fie ftiegen
unter spinnen nach ber Stabt l;inab, bie ißilgerbäufer ihrer
Nation aufjufueben, wo fie Cbbadi, ißriefter unb SanbSleutc
fanben, bie ihre Sprache rebeten unb ihnen als gübrer beim
Befud; ber £auptfird;en unb ber Äatafomben bienten. 3»
if;r Baterlanb bt’iwgefebrt, würben fie .ebenfopicle SMiffionärc
9lom’S. Sie perbreitetat wunberbafte Grjäblungcu pou ber
Schönheit ber k^igen £tabt, entflammten bas Verlangen
nach ihr, Permittelten auf taufenb Segen bie Bcrbittbung
beS Storbenä mit 9lom, unb bienten nacbbrüdlitber als bipIo=
matifebe ober firdblicbe Begebungen baju, bie Bölfer an „bie
üJlutter ber ÜMcnfdjbeit" ju fetten. 2>ie Scholen ber gremben
aber blieben orgaitifcbe Btittelglieber jwifdien ber Stabt unb
bem 2luölanbe, unb ihre Crinwirfung auf biefeS fattn nidit
bebeuteub genug gebaut werben.
GS gab in 9iom Pier Ißercgrineucolouieu' germanifdjer
Station: ber Sadjfen, ^raufen, i'angobarben unb ft-riefen,
ferner bie S diele ber Wriccben unb bie ber jubelt. 1 211$
bie dltefte unter jenen wirb bie ber Singeln (ober Sacbfcn)
bezeichnet, beim man fdm’ibt ihre Stiftung bem Äönig 3 na
'' 9iatg bev gtfüe in btr Vita Leon. III. n. :VJ2: cunctiie Scholac
Porogiinortim , viiielicct Francoruni, Frisonum. Snxonuni, nlqtie
Fangolmrdornni. »rircbcn mtb Subtil fiub liiriit mit aitfgrfiibrt.
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Tie Seelen ber greinten iit 3font. 469
ju, ber im $abr 727 nach 9lont fam. Gr grünbete biev
ein SiauS unter bent Sitd „Sduile ber Singeln" uub jum
3med, baf? bie dürften unb ©eiftlidjen Slitglien’S im fatl;o=
lifcfu’it ©tauben untermiefen mürben, daneben erbaute er
eine Mircf;c ber 3uNfprau, worin Pilger feines Sanbes SDlcffc
bereu , unb wenn fic in 9tom ftarben, eine ©rabftätte ftnben
foüten. ©eine Stiftung ju erbalten, verorbnete $na beit
Stomefcot, ober bie Ülbgabe von einem Tieitar für jebe fya-
milie feines fHeidbS Üöeftfcr an ben heiligen ißctruS. 1 Später
vermehrte Offa von SJlcrcien bie ©cbule 3na’S; et fam im
3abre 794 nacb 9iom, bebeeft mit bem 93Iute Gthctbert’S von
Oftangeln, ben er Iiinterliftig crfcblageu hatte, unb er bc-
gebrte bie Saft feiner ©ünben am Slpoftelgrabe abjulverfen.
Unter feinen '-öufjtverfen tvar auch bie Gnveitening jener
©adbfenfcbule, für bereit Unterhalt and; er von feinem Steid;
ben ißctcrSpfcnnig auStvarf. Gr verbattb mit il;r ein ißilger:
bofpital (.Tenobocbium), woraus im 3«br 1204 baS berühmte
.yofpital von ©. Spirito mürbe, beffen 9lameit audi auf bie
dir die ^tta'S überging.* Oiefe I;icf; urfprünglicb S. I)ei
1 Tie« berichtet Siattb. SBeflntottafl. ml ann. 727 (p. 137 in bei
'Aufgabe »on 1G01): fecit in ci vitale ilomum. consen.su et volunlate
Gregorii papae, quam scliulam Anglorum appellari feeit ’c. fecit —
eeclesiam in lionorem b. virginis Mariae :c. Ad ann. 883 ersah II ber
Chtenifl, baß ÜJlarimi# I. auf Sitten 9I(freb’# tieft ©cßela eent Tribut be-
freite, unb baffelbe tfjat nctfi Johanne« XIX. im Jahr 1031.
1 'Dialth. SBeflm. ad ann. 794: dedit ibi — singnlos argen teoe
de fatniliia singulis. Xerfelbe berichtet bie ©liintmig tcS Senobctfyum
®. ©piriti in ber i'ita iüJiflegcti, 9lbt# von ©. 'KlbaitJ: qune scliohi
propter peregrinorum confluxum ibidein solntia suscipientinm, versa
cst in xenodocliium , quod s. Spiritus dicitur. Ad quotl cxliiliendum
Rex OfTa — dennrinm, qui dicitur S. Petri — euncessit. Siefte grau;
'Pagi lircv. p. 330. Ter Crten von ©. ©pirito gebürt inteß erft bem
Anfang teä saec. 13 an. ©etterane Ic 7 cliicsc p. 297 fdjvciht bie Jtirdje
©. ©pirito fälfebiitb ben ©atbfen Carl’#, flatt ben ftugelfatbfen jn.
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«70
hievte« 4Mirf>. Sediate» Savilef.
üenitrieis virginis Mariae Scltola Saxoiium, unb bab
Stabtviertcl, worin fie lag, würbe ba>} ÜDtittclalter (linburd)
süicuä ober Söurgub Saponum, Saponia, ober im Sltunbe
beb 3$olfb Saffia genannt. 1
3n eben biefem Sacbfenviertel, welches von bem heu--
tigen Sor S. Spirito (feit bem neunten ^ahrbunbert poste-
rulu Suxomun) bis bortbin reichte, wo nun bie Golon-
nabcu beb S. ^cteröplajseS ftd; linfb erftreden, lag bie
Mirdje ber Briefen, bie ttod) je(jt unter bem Manien 6. Diid;ele
in Saffia beftebt. Sie Wilbeit Barbaren biefcb 3Jolf$ftamm$
famen , ttad;bem fte burch 6. SÖillibrob unb Söonifaciub waren
belehrt worben, gleidtfain alb Befangene beb S. fßetrub nach
dlom, uub mit ihnen vereinten fidj getaufte Sad;fett. 3br
plgerbofpij ftaub im Bebiet beb SJatican, unb ihr noch
junger Bfaube würbe bafelbft burd; Unterricht geftärft.
oollen Sinn beb itJortb waren jette 'Stiftungen auch Schulen,
bie SJlufter ber Seminarien für frembe Stationen, wie fie
beute itt Slottt beftelpt. Obwol ttutt bie (Kirche S. föiidjele
mit bem 3ufab >u Saffia bezeichnet tourbe, gehörte fie hoch
hauptfächlich beit Briefen, unb ihr Zuname fdheiut eher von
bem Viertel ber Slngelfachfen , alb von bett Seutfdifadtfeu felbft
herjuriihren. 7 3ur 3°it Seo'b III. beftanb bie Jriefenfcbule,
' Cpine vocaltir Sculu Saxonum: Mnrini 1’üji. n. XIII. au* teilt
vViüv H54. S'a« Mnrtyrol. Roman, in SS. Tryplioue, Ruapicio ft
Nympha füi]t : in Saxonia. >2ict>e iSareniue Annal. ad ann. ÖU4.
J 'panciroli tesori sc. p. 551 behauptet irrig ta« ©egenleil , intern
er teil 'Kamen von tc» und; Koni Mrt'ftniijteit tgaebfeu Carl’S l;crleitet.
Kud) Annal. Imim-shaui. nun. 7Üit verteilte Carl Andren tmdi tie
Vänber, aber einer nad; Sh'cin ver).'flan;teii Kolonie toirb nid;t anabriidlid;
Qntxifimmg geitwn. 3ebenfall<< übertragen tie ffriefen, beim tie .ttirdjc
©. ältidgle (lieft um SiVI von i()lien: Ecclesia S. Michaelis ejuue u Scoln
Frisonorum; jo beim tMarini Dipl. XIII.
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Tic 2 «boten ber gvcmben in Moni.
171
aber bie Mirc^c mürbe erft unter £eo IV. gebaut, (sine gn=
fdirift aub bem Gnbe beb breijctutten ©acutum, beute linfb
Dom Gingang eingemauert, begeht ben 3rrtU1"/ ßdrl bfu
©rofjen neben biefem $apft noch lebenb aufjuftil;ren ; fie
lagt, baft beibe bem Grjengel "Utidiael eine .Kirche bort gebaut
batten, me in ben Krnpten beb fHeronifdjen 'flalaftb Krieger
beftattet tagen, bie beim fogmannten Ueberfall ber Saracenen
auf ben S. fßeter ben £ob gefunben batten. 1 $er '^iataft
beb 9fero mar ber vaticanifcbe Gircub, unb ber tilget, auf
bem 6. ÜHicbcle ftebt, mürbe necb lange Mons Palatiolus
genannt; and) ift eb möglich, baf; Seo IV. jnr 3e‘* ^
Königb Submig’b II. jene Kirdie 3Utn 3lnbenfen an tapfere
Briefen baute, bie beim faraceitifdk’n Ueberfall im 3abr B4(i
maren erfd;lagen morben. ©ie blieb im iiefif} ber griefcnfcbule
bib jum 3abre 1255, mo fie bem ©. sfJeter sugemiefen mürbe.
9locb bmtc ftel;t fie, Hein, bunfel unb Pergeffen auf ber--
felbeu ©teile, einer iiorböbe beb 5'atican, unb ber fBeutfcbe,
metdier auf ihrer heiligen kreppe (ein ft mürbe fie nur fnieenb
erflommen) ju biefem Heiligtum beb fernen grtcölanbb unb ber
©ad)fen beb ÜJittcfinb emporfteigt, mirb hier Pou einem fagen=
haften ©eift öaterldnbifcber SUorgeit angemebt. gnbeft nur ber
©lodeitturm ber Kirche ift uodb ein '.Heft Garoltngifcber 3l'it. 1
®erfelben Gpodie mag bie Stiftung ber graulen angc=
hören. 3bre Sdmle unb Golonie mufi febr beträcbtlid; gemefen
1 ln uomine Domini tempore Leonis IV. 1’. I’. Iinpernnte Carulo
Magno Iinperatore eo tempore quo erat Basiliea n Snracenis captn :c.
Tiefe« ti'mii’fnm pnbet ber Pefcr beim 'itloeri Konui in ogni stato I.
pars. 2. p. 244.
1 Ta« ®rab tce Mafael tWengS liegt im linfen Schiff tiefer Mirtpe — ein
paffenber Crt filr einen 2fl«hfcn. üliire iöinctelmami in Mein gcflerbeit, fo
mürben mir bente mabriebrintieb bovt fein ©rabmal (eben, ober im 'Pantheon V
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iBitrtte ’iMicb. ScAatc» Xapitd.
fein , l»eil bie lebhafte iSerbinbuitg ber fränfifdieu Könige mit
;Hom feit Sßipitt öiele S(}ilger unb 3lniiebler au3 ihrem i'aitbe
in bie ©tabt 50g. Um fo auffalleuber ift ei, baff bie ©rün-
buitg ber fyraitfeiifd;u(e bunfel blieb, benn Weber Sßipiit , noch
(Sari bem ©roßen wirb fte in gefcbicbtlicbeu ©eridjten jnge-
fcbrieben. (sine ehemalige .Hircbe in ber iläbe be£ Statican
•S. Sulvator del Torrione ober in Macello wirb für bie ber
Jranfen angegeben, aber biefe SDleinung ftfijjt fidj nur auf
ein barbarifdjcs unb unddjtcö Diplom bed elften Sabrbunbertö,
unb auch biee rebct nicht au-rbrüdlid» pon einer .Üircbe ber
^raufen , fonbern laßt (Sari beit ©roßen urfunblicb befräftigen,
baß er int 797 jur 3c*t £eo’$ IV., in ber oon biefem
^ßapft erbauten fieoftabt eine Mirdje geftiftet liabe, ben trau$=
alpinifcfyeu pilgern 3 um Söegräbnißort ju bienen. 1 (re ift bal;er
nur Vermutung, baß bie granteufdmle in jener itirdfe ißren
Dtittelpunft fyatte;* fie lag an ber leoniuifcben illauer , naße
am heutigen Sor de Cuvulleggieri, uitb fie führte uon einem
großen runben Jurm bafelbft beit Flamen del Torrione,
wäjfrenb ibr 3**name in Macello 001t ben cinft in ben ©arten
be$ ilero »erbrannten (Sliriften bergelcitet wirb. ©. 2al»a=
tore jerfiel im Slauf bcö Üiittelaltevä , ein 2cil ber itirdie
1 Ita cst nutein ipHii Ecclti propter tradendi sepultiiros pau-
|K‘it>8 et diviu-fi nobile* et innobilcs fjuos de ullra monUinis partibas
ventnri cernuntur. Xad Xiplcm (6eint SDlariui n. LXX!) ift ecu btm>
fclbtn 3cviuiat 3<>liami cepirt, ber and; die Urtmibc ?«’« IV. 11. XIII.
copirtf , mW (litriu n’ilb filrjtr gefaßt : Ecclesia S. Salvator» Ltomini
Nostri ad sepeiiendos onmee peregrinos. Xorrijjio Je surr. Groll.
Vat. p. 5031 bruefte baS Xiplout suerfl ab. Slbcr fcu-ol fiftarilti rJtctfit
p. ‘445) alfl 9Murateri Anli«j. med. nr\ i 111. diss. 314. p. 10 crfläwt cd
für ccllig unecht. fDlartiiidli Koma ca eilt. p. 389 nimmt es unbefangen
für edit, mit nmnbert fid; mir über bad barbavijrfjc Vattin. Sa ift ittbef;
fiir bic Xcpegvapbie Jh'em’e im snec. li unb 12 irrt fu jjcbratidjcii.
1 Xic« behauptet 2 et? traue le 7 cliiese p. 293.
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3" ic Sdjoien ber gicmbcit in 9tent.
473
mürbe jerftört, um bie Herfer ber ^iiquifitiou ju erweitern,
Ȋbrcnb ber anbere nur alb ein Steft in ber .^interfeite beb
^nqnifitionbpalafteb ft du bar ift.
Gnblicfi batten aud) £angobarben ihren 3ib int oatica-
niicben Gebiet, oielieicbt fdmn von SIfterb ber , vielleicht erft
itacf) bem Sturj beb $efibcriuS: beim jum erftenmal wirb
ihre Schule im Sehen Seo’b III. genannt, ihre« ipilgerhaufeb
aber gefducbt jur 3eit Seo’b IV. ßrwäbnung, alb ein '-Branb
bab Sachfcnoicrtel üerjebrte. 1 @b lag bcmtiad) auf bcrfelbeit
linfett (Seite beb ^orticub, »o mir alle biefe Slnfiebhtngen
norbifcfjer Nationen finben. 2>ie heutige Atirciie 0. tüiaria
in Cumjio Santo, el;emalb S. Salvatore de Ossibus ge-
nannt, mirb biefer Sangobarbenfchule jugemiefen, unb aud)
hier mar bie ,§auptfache citt ibegräbnifmrt auf ber heiligen
oattcanifdjen Stätte. 1
3mei anbere ^rcmbcncolouien maren »eit älter alb bie
Schulen germanifdier Station, bie ber (üriedieit , unb jene
uralte ber $uben. 3)ie Sehola Graecorum fauben mir bei
ber Äird;e S. 'JJtaria in Sobmebiit , ber ©emeiube ber gilben
aber mirb in biefer $eriobc itiemalb gebadit; bentt 511111
lebten mal mürbe ihrer Spnagoge jur 3cit beb ^he°borich cr=
mahnt. SBähreub vieler ^ahrhunberte bebecft tiefeb Schmeigcn
bab Scbicffal biefer mcrfmürbigften aller grembencolonien
Siom’b, bodi fie lebte im Ürabteüere fort, unb behauptete
bort ihre Schule gliidlid) unter ber Regierung ©regor’b beb
1 Saxonnm, Lniigotinrilonun domos, nc porlicum concremnns:
A linst. Viln Leonis IV. n. 505.
’ Stecraiio ;c. p. UU4 fa^t , baf( jene Sirene ben Vangebarbcn gc
bürte mib ^ 1 1 er ft <2. 3uf)ini genannt iourbe. 'Jtncfe 'panrinilis ile bosil.
Vntic. 111. c. 14 tvflt jrbcdj een r’ce IV. eine Attrrf?« S. Justini in inoiitc
Soccoruro 511m ^egräbnif; ber 3tnliener btftimnit »verben.
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Vierte« tßmb. Scttoeteb Gapitet.
©roßen, ber bcn Schul}, welchen er ben Hebräern iHeapeld
angcbeiben lief?, audb auf ihre ©laubenägenoffen in 9lom
auäbefjnte. 21(3 bie Verfolgung ber Vilber ben .{jag gegen
bie jubelt entflammte, bcnett man bie Veranlaffutig baju
Sdntlb gab, mögen fie in 9lom manches Ungemach erfahren
haben , aber bie ©efdiidite rebct nicht von ihnen. Unter beit
Scholen, bie Carl bcm ©roßen entgegenjogen, toerben fie
nid;t genannt, nod; unter beiten, toeldte ben .Honig £ub=
toig II. im $ahre 844 empfingen. 2lber mir hören, baf?
jur ,-^eit ber Cttonen , im jebnteit ^ahrbuitbcrt , aud) bie
Schule ber gilben bei feierlichen ©elegenheiten bie fiaubeS
bes Äaiferö in hebräifdier Spraye fang, 1 tiitb ttod; fpäter
toerben tuir fie ben .Haifern eutgegenjiebu, uttb bie Zapfte
bei ber Veft&itabme bes i'ateran’S begrüfeen fehlt. Qm jioölf=
teil ^ahrbnnbert mürben bie 3uben 9(otn’s förmlich als
scliola aufgeführt, uttb fie überlebten fämmtlicbe Golonieu
ber grau fett, ^riefen, Sangobarbett, Sachten unb ©riechen.2 * * * * 7
2. Gimleenvaltuitg ber Statt 9iem. 'JJidtt ■ Syiftenj tc3 Senate. Sev
litet Gcnfut. Stejleüte 3uticc3 te« Cyaufjen. ^äpftliAr aicvtraltungtbe,
amte. Sie Cptimaten unb tbre ‘Jteamtenbieranbie. ;Stä0tifd;e 2Kagiftrate,
C^cridftetvefen , ter Stattprafoct. Sie 'Scannen te« piipülidjen tßalatimn'S.
Sie jitben 'Paiaftminifter unb atitere $au3cfficiantcn.
2öenn uttfre fienntnijj Pon bem guftanbe bes Volts
ooit Vom im 9lHgemeinen fidi nur barauf bcfd;raitlt, eine
1 Dominator — bebraico, graecc, et lat ine fanstn acclamantibus.
Cnpitoliuin nurcuni eoneccndat: Oraphin Aurea beim Cjanaut p. 181.
Sem JcSttig buttrig fangen ticGbriedien Vante3: Aliosquemilitiaedoctissimos
Urneeos Imperatoriag lamles decantantes: Anast. in Leone IV. n. 484.
1 3iu Ordo Roman. XII. beim ÜHabiUcn II. p. 195 teerten fte unter
ten 2 (beten ter Statt, twlcbcn tae iibliebe ©etbgefcbenf gegeben warb, }u*
lebt genannt: Judaeis viginti solid, proves. Sie anbern Rremtencctenieii
aber teflanben bamat« niritt mehr al3 Sdtoleii.
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ßii'il * 'itoivaltunfl tcv iStaH.
475
uülitäriföe wie bürgerliche Organifation im (ibarafter ber
fünfte ju erfemten, fo ift Re noch fiel unfidicrcr, was bie
GiPilnerwaltung ber Stabt betrifft, gür bie erften gahrbuw
berte beS römifdieu SRittelalterS feit ©regor betit ©rofjen
finb nur fel>r wenige Urfunben rorhauben, unb was fidi
aus ihnen unb ben (Bewertungen ber Gbroniften jufammen=
(teilen läfit, gibt DIefuItate eher non negativer, als pofitiPer
Statur.
5)er alte römifche Senat beftanb nidjt mehr. (Rach bem
gabre 579 EjaGen wir in feinem, Weber griednfdjen uod)
römifdjen Sdhriftfteller feiner erwähnt gefunben, unb bics
gänjliche StiUfchweigen lehrt, baf? er in ber Stille fo er=
lofchett war, wie 2lgneHus non (Raoemta cs gefagt hat. Grft
mit bem gahre 757 taudjt ber (Raine ScnatuS plöhlid) unb
mehrmals wieber auf; er würbe non uns itt bem Sehren
ben beS röntifcheu 3MfS an (Jlipin gleid; nach ber Xron’bc--
fteigung (ßaul’S I. bemerft. @S finb bie (Römer felbft, bie
fich als Senat barin unter jeichiten, ja wir habcn offenbar
bie alte gorntel Senatus Populusq. Romanus, nur in am
berer gaffung vor uns. 216er bie entfdjiebenen RJerteibiger
ber (Jfiftenj beS Senats in jenen gahrhunberteu werben
burch biefe Stelle nur fdjeinbar in ihrer 2lufid;t unterftüfet.
(MllerbitigS war bisher feine ,3?it geeigneter, bie Griunerum
gen an bie alten gnftitutionen ber (Römer wieber ju beleben,
als biefe, wo bie Stabt ber bujantinifeben £>errfd;aft fidj 311
entjiehn, unb als .§aupt einiger ^roPinjeu fidh wieber 31t
betradden begann. (Die Rlorftellung eines Senats lebte auf,
boch nur als (Rame unb Grimterung. Die päpftliche ©ewalt
befebränfte bie Selbftftänbigfeit ber (Römer, unb machte eine
ftabtifdw (Berfaffung unmöglich; nur bie mächtigen^ 2lbelS=
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47C>
SMerte« ibtcb. 2ed>ete« (iapitcl.
familicu, im SBefib ber erften Stellen 6er Äird;e, bee £eer$,
6er ^uftij «nb fliibtifdrcn SSermaltung , u»6 mit 6en Titeln
$ur, Comeö, Tribun uu6 Cotiful gefdjmücft, traten mit
Cntfdiicbeitbcit als 6aS ariftofratifcfie Clement in 6er Stabt
auf, locldiee 6en Zapften fdiott jeht gefährlich mürbe. Un6
es fin6 nur 6iefe Cptimaten o6er ^u6iceS de clero mt6 de
militia, »reiche als gefantmte ülriftofratic 6en imppfanten
Flamen 6eS 6enatuS für fid) in Slitfprncf) nahmen. '
■Öätte 6er Senat als Collegium nod; ^ortbeftanb gehabt,
fo mürben mir ohne gmeifel beit iitel Senator in öehraud)
gefunben hahen, aber er laßt fid; in feiner Urfuttbe biefer
^ahrbunberte entbeefen, unb bie Briefe ber ^äpfte fpred;en
uon Optimaten, bod; niemals von Senatoren. 3öenn ein
J Cod. Csrol. ep. XXXVI. bei Ccimi XV. Xtr felgtnbe S^riff XVI
p. 146 jeigt teil Sinn von omnis senatus im 2d>Iit6: salulant vos et
cunctus proceruni senatus, atque diversi populi congregatio. 3»
Ep. XXVI. bei Cenui XI,. uuterfebeibet iflciiil universi Episcopi, pres-
byteri etiam et cunctus — clerieorum ordo, U'eld’em entfpridjt : pro-
cerum, optimal um et universi populi — congregatio. Seither sfia>
rallelcn gibt e« manche. .^abriau frfjreibt (ep. LIX. bei Seuni p. 354):
cum cuncto clero, senntu, et universo nostro populo; aber and}
(ep. LXIII. p. 368): pro euuetis Epiacopis, diversis aacerdotibus,
aenatu, et universo — populo Francorum. £aju p. 369: cum nostris
epiacopis, aacerdotibus. clero atque aenatu, ct universo nostro populo.
Xatiuid) mag tie Stellt in ber Vita Adriani n. 339 erllärt werben , tue
btr 'Fapft (Sapraconim ciini'cibt cum cuncto auo, seuntuque Romano.
3m Cliron. Moisaiaccn. ann. 801 (je if;t cö : scu senalu Francoruni.
ueciion et Romanorum corounm — imposuit. 2c »t*irb pon frätifijd)en
Senatoren gcjprcdicn in ber Vita Walae II. p. 561 (Sion. Genu. II.);
in bev Dom us Carolingiae gcmalogia (Sion. Germ. II. p. 308). £it
fräiitift^cn 'beeten gebrautbett ben Xitel bc« Senat« eft, fo im Carmen
Frodoardi de Stcpbnno II. (beim Jom Stemplet V. p. 440): Tum
Rex cum regni Satrapis claroque Senalu ;c. — ober beim Ermoldus
Nigellus III. (Mon. Gerat. 11. p. 500): Rcgibtts et Francis corani,
cunctoque aenatu.
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Ter Senat, fcie (Scnfuln, tic SDIagifltaK.
477
Senat ferner entmeber nur bie 9(riftofratic im ©anjen reprä--
fentirt, ober als beratenbe Äörperfdiflft in Weltlichen gingen
bcm IJJapft gebient hätte, fo würben wir Senatoren überall
ba auf treten feint, wo eS bie wicbtigften Beziehungen Slont’S
galt, bei ber 2Öal;l ber Zapfte uttb in ©efdjäften mit bcn
.fjöfen von ifJaPia, oon grancicn unb von Bpjanj. Slber
Wie jur $eit ©regor’S, fo ift auch im adbten gabrhunbert
nirgeub bauen bie Siebe. Unter ben ©efanbtcn ber fßäpfte
an bie Jgtöfe, unter ihren Bcuollmäcbtigten jur Cmpfang;
nähme oon Stabten ober jur Sleguliruttg ber ©renjen , finben
wir Siebte, Sfifcböfe, bie oberften fßalaftbeantten, wie ben
ißrinticerius ber SJotare, bcn SaccellariuS unb Stomenculator,
ober l;ie unb ba einen T-ur ; unter ihren Begleitern enblidb
auf ben wichtigfteu Steifen nach grancien neben bem Glems
nur Cptimaten ber SHilij, nnb bei ihren .^ülfgefudien im
Slamen aller tflaffen Slont’S wirb fein Senat erwähnt. Bei
einer Gelegenheit mufste ber Senat, wenn er eyiftirte , fidter
auftreten, bei ber BJahl unb ©rbebung bcS neuen römifchen
gmperatorS Carl. 31 ber wo er in Gln'onifen babei genannt
wirb, werben wir in ihm nur ben Inbegriff aller ©rofien
ober beS SlbelS Pott Slom erlernten, was bem SluSbrud Se-
natns Francorum gleichbebeutettb ift. 1
Bkber als SlcicbS= nod) als SlatSbebörbe mehr genannt,
ift alfo ber röntifche Senat als völlig erlogen jn betrachten,
uttb aud) bie Steinung berjettigett , welche ihn WenigftenS als
ftäbtifche Curie ober als ©efamnttbeit ber $ecuriouen noch
im achten gahrhunbert erhalten glauben, läjjt fidj burd)
' So fagt ti< (ibrottif eon garfa (ÜMuratcri II. Script, p. 2. p. (>4i):
Cnrolum coronavit — et uno cum omni senatti Romano Imperium
illi per omnin confirmavit.
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Sterte? töueh. Sechste« Capitel.
feine Urfuitben erweifen. $ie große Slnjahl oon Gonfulu,
bie fchon im achten Säculum unb noch Weit mehr in fpäte-
ren ^ahrbunbertcu fidt in Xocumenten 9lom’s finbet, hat
ausgezeichnete ^orfcher bewogen, in ihnen bie Xecurioncn,
ober bie Sforftänbc beä Senats ju fef?n , unb fich fo ein
ftäbtifcheS GoUegium §u erfinbeit, welchem jte ben tarnen
Gonfularc gaben. 1 Slber in bem Xitel Gonful laßt fich fei*
neSwegS für biefe 3eit folcher SÖirfungSfreiS in 9fom ent--
becfcit ; im allgemeinen Gebrauch nid)t allein hier, fonbern
in SHaoentta, Neapel, 3>enebtg, felbft in J^ftrien, würbe er
nod) im fecfjsten unb fiehenten ^aßr&unbert vom Äaifer aus
©unft ober um ©elb oerliehen, nach ber SJiitte be$ achten 3ahr=
huubcrtS wabrfdteinlid) auch oom ijiapft au ciujelne 'JJerfoncn
ausgeteilt. 3H hem SDfafje als ber Xitel SfJatriciuS feltner
warb, würbe ber beS Gonful allgemeiner, unb enblich auch
1 Xlt Verwirrung in SBejtig auf biefe Stage iß groß, ^err t. Sa*
tigith, ber bie gertbauer ber alten (Juden behauptet, finbet es luafirftberu-
lieb, „baß jene Coufule« nicht« attbere« fmb, al« Xccurionen" (9tem. 9t. I.
3(»9); jugleich unterftbeibet er biefe Ccufulc« itetb tont Senat, bett er al«
Collegium für bie bloße Stabtterwaltung bezeichnet, unb au« beffeu 'Diilte
bie Stabt* ©ejirfSrithter betborgingen, unb er meint, e» habe fich ber Sc*
natu« noch al« Schatten bc« alten 9tei<h«fcnat« mit bem Sufprucß auf eine
febr bebe Stellung erbalten. (S. 378.) Sehnlich behauptet tco (Oefeh.
3talien« I. S. 11)1), baß bie Xccurionen nun Cenfitlit hießen, unb eilt
Collegium (Couaularc) bilbeten für bie Verwaltung fläbtijcber (Mter unb
ber Criminal* unb Citiljuftij über bie Bürger, 'papenccrtt (@. 115):
„an ber Spipe ber Verwaltung blieb ber Senat, beffen Vorßänbe in ihrer
amtlichen Stellung ben 9?ameit Confule« führten. Senatu* unb Senator
ßnb je|jt ber Susbrucf für bie Curia unb Xecurione«." 6« iß Carl Vegel'«
Verbieuß , biefe Snßcßten Kar tviberlegt ju haben. 9 bet auch biefer griittb*
liehe gorfeber getoinnt nur negative 9fefultatc, unb bie gorm ber ßäbtifeben
Verwaltung läßt er im Uugewiffen. Xie llnßcherheit bei Sarugup unb V«*
pencorbt wirb babureß termehrt, baß ße bie 3ahrhunberte bi« in« zwölfte
hinein jufammeuwerfeu. 3ch fchließe hier alle« au«, wa« über ba« saec. 8.
hinau«geht.
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Xcv «Senat, He Gonfuln, bie 'JMagiftvate.
479
unbebeutenber. fetten bemerften nur jum lefctenmal im 3<*hl
743 am £uj Stephanus , bem ber Ijßapft 3ad;ctriaS bas
Regiment ber Stabt übergab, als er jum Jlönig Suitpranb
reiste, unb er üuirbe enblicf; auSfdhliefilid) Pon 5ßipi]i unb
6arl geführt, ihre fd)u|)herrlid>c unb oberricblcrlid^c Stellung
ju bejeidjuen. 2Iber ben ßonfultitel bewahrten fi<f) bie 9iönter
als £rabition ber SBäter, bie ©reffen fchntüdten fidh mit
ii)m unter bem üblichen 3ufaÜ Eminentissimus; il;re ©ebne
erbten ihn toietlcid^t fort, nie bie ÜBiirbe bes ®up, ja einmal
finbet er fidh fogar allgemein für ben römifchen 2lbel ge=
braucht. 1 2M;rcmale erfebeint er in 9!om, wie in Dicapel,
in ber 2>crbinbung mit 3>ur, unb biefer lebte, nid)t ber erfte
Jitcl gibt bann Pictleid^t ber ffjerfon ben ausgezeichneten
9tang. 2 3nbeji wuchs bie Jfjäufigfeit feinest ©ebraucbS fo
fc(;r, bafi ihn im neunten ^ahrhunbert ißerfonen jebcs, na=
mentlich richterlidheu 2lmts 311 führen begannen. @r mürbe
ju einer Söeamtentitulatur, unb fo gibt eS consul et tu-
bellio, consul et maxister censi, consul ex memoriulis.
unb im 3ebnten 3ahrhunbert fogar consul et negotintor. 5
1 Vita Gregor. III. n. 192 btt ber Sun etc seit 732: cum cuncto
clero, nobilibus etiam consul ibus et reliquis Chrislianis plebibus
astantibus decrevit. 3» ber Vita Agatbonis n. 142 bejeicbiieit jll 2?VJall3
Patricii, hypati, omuesque inelyti beit Stcl. Jjbätten bie Gonfuln in
Stent eilt ftäbtijdjeä Collegium gebitbet, fo tsiirbett fte itt Stepban’« II.
'.Brief an llipin (bei Geniti VIII.) genannt tserben feilt. — 31IC 3o<
("reger’« II. wirb fegar neef) ein Gpconful Stepbauu« in 9tem genannt
(Collection Deusdedit p. 12), unb bieö ifi ein nterftsürbiget Steft bc«
©onorar-Goufulat«.
3 giir bie« 3abrl<nnbert finbet fitp consul et dux Leoninus in bet
Vita Hadr. n. 333; Tbeodatus consul et dux (ibid. n. 291). Theo-
dorus dux et consul (Cod. Carl, bei Genni p. 353. 356. 385). 3t»
snec. 9. febv bä*tf>9 in Xiploineu seit garfa unb Subiace.
3 SBenit um 828 eilt Johannes in Dei nomine consul et tabellio
urbis sorteiiintt (3nflnttuent sott Subiace bei Gcppi Discorso sul consiglio
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480 Vierte# 4'udi. «ecbflte« iSafitei.
2lber bio Stabt tan» nicht ohne 3)lagiftrate gebadbt
Werben, bie beit Gommimal - ©efdiaften oblagen; noch tonnte
ben angefetjenen Bürgern jebc Autonomie entjogen fein,
nocfi täfit es fidt benfen, baft SHoni ebne einen ftiibtifdben
®emeinbe=9tat beftanb, ber fidj. felbft ergänjte. 9lur bie
höchsten ©eridbtsftclicn unb bie oberften 5'eriüaltungebebör.-
ben tonvben Dom Grarcheu bireet eingefefct; er fdndftc feine
SubiccS nach 9toin, „bie Stabt 3U verwalten," unb unter
ihnen haben wir fowol eigentliche ^Richter , als 3lnfiit;rer
ber Struppen, unb ginanjbeamte 3U oerftefjn , welche bem
Stur als oberftem Oloupcrneur, ober in lebter ^nftanj
bem Sjßräfectcn ^talien’S untergehen waren. 21 iS aber
fpäter bie Zapfte Herren beS GrardiatS unb SRotn’S wur=
ben, ernannten fie felbft bie PerwaltungSbcamten ; fie
fehieften nach Siabeitna unb in bie Pentapolis ihre 2tc=
toreS, bas l;ciftf wefentlid; Beamte ber 2lbminiftration,
benen unter rerfcbicbcucn titeln auch bie SlJicbtergcwalt
juftanb. 'Jlid't ntinber befteUten fie in 9t om bie oberften
SDlagiftrate , bie S^ubiccS, ben präfeten . ber Stabt, bie
Jiihrer beS .frcerS, wie bieS angenommen werben muff.
StaS auSgejeicbnete 2tmt eines Stur pon 9tom, welkes wir
noch im 3al)r 743 Porfanben, war jebod) eingegangen. S5er
Papft hatte bamit ben $taitfenfönig gleichfam betraut, als
er if;u jum patriciuS ber Dlömer ernannte, aber factifch be-
tracbtetc er fid; felbft als biefeit patriciuS unb ©oubemeur
pon 9lom. 'IBir ftnben baber nur StuceS , nicht einen Stur
mehr bort, unb biefe Beamten (iw adtteu 3a^un^ert
1* Scimto je. p. 12), fe ift nictit ju pveifelu, hiß Welt im 8. saee.
Jabetlieuen eher tWetare firfj Soiifutn nannten, gilt hi« 9. unb 10. saee.
bereu eilte flaute »feilte bei (SaÜetti del Primieer.
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ücv Senat, tic Cenfiiln, tie SD?afli(lrate. 481
einigemal genannt) finb nicht immer alö burcbauS ftäbtifebc
Sefmrben anjufe^n. ^m Allgemeinen mürbe baS Regiment
9lom’« durch päpftlicbc Siebter unb Beamte geleitet; aus
ben bemofratifeben Elementen ber Stäbteoerfaffung, bie im
Verfall be$ Reichs in Stuinen ging, batten fidb nur jnfunft$=
Polle Äeime in ben Stolen unb ^flnften erbalten, ben mich*
tigften (sinricbtungen ber HebergangSjeit in baS mittelaltrige
Bürgertum.
®ie Sornefmten jedoch , durch 2lmt, ©efdblecbt unb 9ieid)=
tum ausgezeichnet, beberrfdbten als Patrone, Siebter unb
Cfficiere .£>eer mie $opuluS. $>ie bürgerlicbeti Schichten beS
Solls traten in ben Hintergrund, benn in ben Händen ber
Optimaten befanb fidb im achten Jahrhundert aller (finflufj
in 9lom , fo baft bie ©efebiebte ber Stabt heutiger als alles
anbere eine Iriftofratenberrfcbaft zeigt, bie mit ber Seamten=
bierarebie zufammenfäUt. 2)ie Älaffe ber Optimaten tritt
nämlich nic^t als eine Korporation erblicher tpatricierfamilien
auf; obmol mancher 9lömer ein ©efdblecbt ton Goufuln unb
5)uceS mit Stolz nacbmeifen mochte, finbet fidb doch feine
©pur eines IßatriciatS ober gentilicifdher Jamiliengruppcn
beS fpäteren 'DiittelalterS. S)ie alten G3efd)led)tet mären auS=
geftorben, unb neue bilbeten fidb erft ; unb mo mir Optimaten
bemerfen, erfebeinen fie oicl eher bureb ihre Stellung als
Obrigfeiten in üirebe unb Staat bebeutenb, benn bureb ihre
^amilie an fi<b. Jbre flacht als foldbe JubiceS de clero
unb de militia mürbe freilich oerftärft, menn fie, mie ber
®uy Soto , auch reiche ©runbberren unb ©ebieter oieler Go=
Ionen maren. Jnbem fie nun alle »nichtigen 2lemter, am
.pofe beS ißapfts als feine 3Jlinifier, in ber Dtiliz als ißatrone,
3)uceS unb Sribune, in ber Juftiz als JubiceS an ftch
fflttgcrcslu«, CWcfc^ic^tc Kt Statt Kcm. II. 31
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4'iortc# ®utb. Sechste# (Sapitel.
482
genommen Ratten, leiteten fic too( aud> bie ftabtifdu1 Ver-
waltung. 2lbcr bie eigentümliche Vermifdjung ber gunc=
hotten in biefer 3eit, mo bag germanifdje ^liefen in bag
römifthe einbringt, erfc^tuert ung bie @infid>t, uttb oollenbg
gehn in 9tom bie »erfchiebencn Velmrbcn in bem begriff ber
3ubice«^ unter. SDenn er gehört ber SHic&tergemalt im 2111=
gemeinen, ber papftlidien Ißalaftabminiftration, unb bett
©raben ber SJiilij jugleid;.
2öie ferner bie ftdbtifdten Dlagiftrate DefdEtaffeti toarett,
toiffen mir nicht , unb bie Vermaltung ron @enfug unb 6om=
munalgätern , bie cii’ile unb criminale 3uftij bleibt bunfcl.
Flamen mic Defenfor, Gurator, Principal ig, fßater (5 du tätig
merben in fHom nic^t gehört, unb nur cinjclne Vejcichnungen
in Urfuttben geben ftabtifd;e Notare unb öffentliche 2lrchiv>e
ju erfettnen. ®iefe Sitel finb: Clmrtularius et magister,
and) consul et magister ceusi urbis, exitiemoriulis urbis
Romae , Scriniarius et tabellio, consul et tabellio urbis
Romae. 1 35ie Glmrtularii merben, mie eg fdhcint, mit 2lue=
jeichnung im Schreiben ©tephan’g an ^tipiii nad; ben $uceg,
unb oor ben Gomiteg unb Jributti genannt; fie toaren
1 SPeim ®afletti del Primicer. p. 179. 186. 190. 192. 198. Tn
erfle Cliartularius et magister ccnsi urb. Rom. ift ron 822, au« einem
3nflruineut bc« Stcgifler« ecu Sttbiace. ©allctti palt ihn für einen tfcm«
muiialbeamteu, brr bie 9?fd>nung über bie Abgaben ber 'Jtifmer an bie ®e«
tueinbecaRe führte , mtb ertlärt ihn burth Arthiuifl ber Stabt. Auch ber
exmemorialis gilt tbm at« CSuftoe be« Arcbio« (Urtunbe au« S. tWaria
in Iraät. ann. 879 bei @aUetti p. 192 uttb bei Starini n. 136, unter«
fd)rieben reu Stelanus Scriniarius Mcmoriali hujus Rome, aber im
Seit nennt er ft(h in Dei nomine consul ex Mcmoriali« urbis Rome). —
Öin iabellic ober 'Jlotar ber Stabt unterzeichnet fith bei SWarini n. 92 |d)ou
im 6. ober 7. saec. mit ber fehr mertiriirbigeu Angabe feiner Station:
Ego Tbeudosius vh. Tabell. urbis Rom. Italiens Stationen) in por-
ticutn de Subora reg. quarta.
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Die ftübtiicbrii äRagtftratr.
183
ftäbtifche VcrwaltungSbeamte, welche bisweilen auch als
Vinter im ©ienfte beS iftapfts gebraust würben. 3ur 3eit
©tephan’S III. war einer ber einflufsreicbjten ÜJtänner SRom’S
OtratiofuS „bamals GhartulariuS unb bann 3)uf," woraus
erfamit wirb, baj? er von einem geringeren 2lrnt ju einem
höheren emporftieg. 1 ildaS enblicf» bie Verteilung ber orbent=
liehen (Berichte ber Stabt in biefer ißeriobe betrifft, fo ift fte
nicht minber ungewiß, weil Verwaltung unb 3«ftij ineinauber
eingriffen, unb bie ocrfdjiebenartigften Veamten, vom ifkipft
wiüfürlid) gewählt werben tonnten, um beim (Bericht als
Schöffen ju fifsen. $aS ^uftijwefen erfcheint baher völlig
verworren, nur bies erfennen wir, bafi ber Stabtpräfect
noch bie oberfte Gritninalbehörbe Siont’S tvar, ähnlich bem
GonfulariS in 9lavenna, unb bafi vor feinen Stichterftul bie
febwerften Verbrechen vom Vapft felbft gewiefen würben.
Sonft finben fich GonfulcS unb Alices, Gbartularii, ^ubicee
beS ValatiumS bei (Berichten bie unb ba vom Sßapft beauf=
tragt; hoch alles übrige ift bunfel, ba wir fpätere Slnftalten
ber 3uftij/ namentlich jene von boppelter 9latur beS faifer--
lichen unb päpftlichen ißalafts nicht in bas achte ftahrhunbert
hinein, Mehett tonnen.2 3 ItnbejWeifelt ift bieS: bie frühere 3u=
fammenfefcung ber (Berichte tvar mit ber Stabtverfaffung
1 ©eim Anasl. Vita Hadr. n. 302 tommt fi» »ad; Siaeemta eom
tiapft gefaitbter Cipartlilariu« Bor: Anualdi Chartularii tune ibi exi-
stentis civia Romani, bie beffere l'ebart ift civitatis Romanac. Xie
(Jbartufarii, im Crient aufjerorbeutlicb angefeben unb mit bem golbtten iNittg
grfcbmUctt, waren auch in 'Jtorn oft päpfllttbe rRicptev , ebwoi eon Statur
CSbartopbbiacfS, b. b- Suftoben ber bffenttiibeii .tnftrumeme. Siebe ©nro<
niit« Annal. VIII. p. 26.
3 Die judicca dativi, een oben ber ernannte Stiebtet, fmb in Stent
erft im saec. X. anpitreffeu , baber icb hier nicht auf fie Stiirtficbt nehmen
barf.
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484
Werte* ©ud). ®e(&*te* Capitol.
gefallen, bie ritterlichen Semter, oft mit benen ber Abmini=
ftration oereinigt , mürben Dom ißapft eiitgefeßt ; es fioft aber
bie fHicbtergcmalt aus gemiffen Süürben unb Steilungen, fo*
bafj ber 2)Uf, CSome^ ober Tribun jugleicß roirFlicbcr ^ubejc
in feinem Äreife mar.
ÜSiel Deutlichere ilorfteliungen als Don ber ftäbtiften
'Bermaltung haben mir Don ber beS päpftlichen ipalatiumS,
reelle tief in bie Angelegenheiten ber Stabt eingreift. 5Der
lateranifte ^alaft mar im Sauf ber 3e*t b as eigentliche
ppaupt ber Stabt, Siß beS £ofeS unb ber gefammten Ab-
miniftration gemorben, Don mo aus Slont unb ber Äirdien=
ftaat regiert mürbe. 6t mar jugleicb bas Abbilb ber 6on=
trafte beS ißapfttums : in bemfelben SJejirf jufamnicngehäufter
©ebäubc mürben bie firchüte« Angelegenheiten aller 5ßro=
Dinjen ber 6hriftenheit beforgt, Bettler mit Suppen genährt,
©erlebte gehalten unb Tribute einfaffirt. begriff unb Siegel
beS faiferlichen IßalafteS ging auf ben Sateran über, unb
Don beni bpjantinifchen £ofe mürbe bie ftrenge Siangorbnung
ber päpftlichen ^Beamten unb bas 6eremonteü entlehnt, bod)
päpftlicb mobificirt. ®er 'Jkpft , ber im ißalaft mohnte, mar
im achten ^aßrbunbert Don einem förmlidhen SJlinifterium
umgeben, in beffen .fiänbcn alle StaatSgefcßäfte lagen. 9Die
Anfänge beffclbeit laffen ftch mit SefUmmtheit bis ins fedhste
^ahrbunbert Derfolgen, aber feine Sebeutuug trat erft mit
ber ©riinbung bes Jiircbenftaatcs ganj heroor. Aehnlich ben
Aegionar^Stotaren unb ®iaconen, bie feit Alters in bie
fieben fird;licf;en Siegionen Derteilt maren, crfdicint auch in
ihnen bie Siebenjahl. Sie maren: ber ^rimiceriuS unb
ber SecunbiceriuS ber Notare, ber ArcariuS, ber SacceHa=
riuS, ber ^rotofcriniariuS, ber ißritnuS 2)efenfor, unb ber
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3H< ä)f inifter tt« fSrftlidjni 'Palaß’«.
485
9iomenculator. Dbrool Glerifer burften biefe Beamten ihrer
meltltc^cn Schiebungen megen hoch ju feinem firchlicben ®rab
auffteigen , fonberit fie blieben im Klange ber Subbiaconen
ftehn. 2lnfebn überragte inbefj weit baSjenige aller Sb
fd^öfe unb Garbinäle, meil fie bic bodjften Stinifter beö ißapftS
mären, alle »olljiebenbe GSemalt ihnen jufam, unb auch bic
Vapftmahl Iwuptfäcblid; non ihnen abbing. 3l,re Ginmirfung
auf alle Schiften beä Volfs gab ihnen allmächtigen Ginflufi.
9iadj bem Stiftern beö bujantinifchen Ijlalafte, mo alle
.tiof beamten in Schulen gegliebcrt mären, erfcheinen audh fie
junädjft als .fpäupter üon fünften ber Notare. ®ie erfte
Stelle unter ihnen nahm ber ^rimiceriue Diotariorum ein,
beffen 3lmt jtch bereite! um bic 3Jtitte beS tiierten ^ahrbum
berts genannt fmbet. Gr mar urfprüuglich bas ,§aupt ber
Heben Legionär -Notare, bie nad; Gonftantin’s ^eit bie 2luf=
ficht über bas Scrinium ober bie fianjlei führten. Seinem
dSefen nach mar er ber ißremierminifier ober StaatSfecrctär
beS iflapfts, er tiertrat ihn baber nicht nur bei ber Vacanj
neben bem 2lrd;ipreSbi)tcr unb 2lrd)ibiaconue, foitbem er trat
in biefem gall eigentlich an bie Spitje ber Vermattung,
kleben ihm fungirte ber SecunbiceriuS ober UnterftaatSfecre=
tär, unb beibe Beamte finben fich oft mit einauber als bie
einfluftreichften ©iirbcn träger 9tom’S. Sei allen feierlichen
Gelegenheiten , mie bei ifjroceffionen führten fie ben tßapft bei
ber $anb, unb fie hatten ben Vortritt oor ben Vifdmfen. Sic
fcheinen, fo fagt ein fpätereS Fragment über bie ,}ubiceS beS
ValafteS, mit bem Äaifer felbft 511 regieren, ba er ohne
fie nichts SöicbtigeS erlaffen fann. 1 £af)er begehrten bie
1 i«b< ta« Pivagmciil Jinlicum nlii suut 1‘alntini :c. in eilt« '-Ht
jdjrritmng tcsS Calf ran, angtMi<h com 3o&anii«8 3)iaconu* (.im 12. mcc. ),
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8iertee 8uch. <£ed)*teb tfnpitfl.
48(i
augefeljenften Optimalen , bie Slcpotcn ber Zapfte, ben ©Ianj
biefer Slemter, unb mir finben donfuln utib Duce« jurn ©ri=
miceriat, de böserer ober Iiüdjfter (Sliargc emporfteigen. 1
Der Slrcariu« ober Äaffirer fann als SKinifler ber
gtnanäen betrachtet merben ; ber Saccellarius ober 3a$lmeifier
bezahlte au« bem öffentlidjen S«ba(5 bie Söfynung für bie
Druppen, bie Sllmofen an bie Sinnen, bie ©efdjenfe (©re«=
bpteria) an ben Glcru«. Diefc oberften ^inanjbeamten griffen
natürlich bie unb ba in bie ©crmaltung bee ftabtifdjen ©er=
mögen« ein, ba fämmtlicbc Slbgaben ber 6tabt an ben $i«--
cu«, 3öUe ber Dore unb ©rüden, unb ©etriebefteuern uont
Slrcariu« regulirt, unb in ben päpftlidien Sdiaß geforbert
mürben. 1
Der fünfte ©alaftbeamte, mit bem Ditel ©rotoferiniariu«,
führte biefe ©enennung oom Scriniutn im Lateran, bei meinem
bie Scriniarii angefteüt maren, ba« beifit bie päpftlidjen
Äanjleifecretäre ober DabeUione«, beiten es oblag bie Crpiftehi
beraiHtgegeben juerfl teil Slabillou Muh. Ital. II. p. 570, rann ocUfläu>
biger na* einem Coil. Vnticmi. een iMiiine 9fbein. 'Diuf. für 3uri*pr. V.
p. 129 , unb auch bei @iefebr«ht am äeblufl 86. I. ber @eftp. bet bcutidKit
Jtaiferjeit. (Sa unterliegt (einem gieeifel, baß and; tiefe ’Jiotij aus ber 3«t
Ctto'fl III. ftammi. — lieber ben 'primiceriu# banbeit ©aüetti'« befannte«
töerf «iel Primicerio, worin er oiicb bie übrigen 3ubice« be« Palaßt«
(brcitclegifrf) beivritpt. ®er erfle namentlicb angeführte primiceriue ifl ©ur>
geutin« um 544; ber erfle isecunbiceriue 9Rcna um 53H. — 3m saec. XII.
gab e« in 9iom eine Jfirdjt S. Karin Uel secondicerio.
1 So Ibecbatn«, Consul et Dux in ber 3nf(firift Bon S. 'Angclo
in peecaria, unb ber ®uj fiußatbiu« iu ber 3»idjnft ton S. Siaria in
tSeamebin.
1 Tertius est Arcnrius ijui prneest tribulis. (pisrüis Saccella-
rius (j ui Htipemliu erognt militiliua, et Romae sablnilu acrutiniorum
fiat eleemosynam jc. £bigt« Jragnient. Snccua hieß ber Thesaurus liaci,
saccellarius ber Tiatributcr be« (Selbes , welche« ber arearius iu ber Area
bewahrte. Ötofletti £ 124.
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®it ÜKiuifttr tc« päp(tli$cu ^alaft'a.
487
unb 2>ecrete ber päpfte jn f dt reiben, unb bic Steten ber
©pnoben oorjulefett. $aS £aupt ihrer Schule mar ber pro=
toferiniarius, an melden bie SDecrete gingen, bePor fie bem
primiceriud jur Pefräftiguitg worgelegt mürben. 1
4
hierauf folgte tm Stange ber primuä IDefenfor ober
primiceriu« ber $efenforen, bereu Porftanb er mar. Slud)
biefc ßlcrifer bitbeten feit ©regor bem ©roßen ein Stegionär=
Collegium; urfprünglid; Stnroälte ber Slrmcu mürben fie Slb=
»ocaten ber Äird>e, unb mir haben fie fd)on ju Wregor’d
3eit neben Stotaren unb ©ubbiaconen als Permalter von
Äirdtengütern ober Siectored oermenbet gefehlt. 3n ^en
.pänbeu ihres präftbenten lag alfo bie Slbminiftration ber
Patrimonien, er tonnte bespalb $um Steil als Ptinifter ber
Slgricultur betrachtet merben, aber bie$ nicht allein, ba
burd) bie Stefertforen alles an ibn fam, mas fid; auf bic
Strebte ber Jtirdje gegenüber bem ©taat, ben Pifd;öfen unb
pripaten, unb auf bie Perfwltniffe ber (iolonett ^unbertfad)
bejog. 'l
Ster lebte in biefer Steibe enblicf) ift ber Stomenclator
ober Stbminicutator, ber eigentliche Stnmalt ber Pupillen,
Söittmen, Pebrängten unb ©cfangenen, ober Ptiuifter in
©nabcnfacheit. Sin ihn manbten fid; alle, bie oom papft
etmas ju bitten batten. 3
Ster allgemeine Statue biefer lieben tmdtften Peamten bes
geiftlidien Staats mar im achten v^at)rhunbert Qubiced de
1 Quintus est Proloscrininriu«, qui praeest scrininriis. quoa
TnU'lliones vocnimis: ibitl.
1 Sextus primuB defmsor, qui praeest detVnsoritms, quos advo-
i'iitos nominamua.
‘ Seplimua udmiuiculntor. intercedeuo pro pupillie et viduis,
pro afTliclia et cnptivis.
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188
Bierte* ®ud). Serbelt« tiat'itcl.
clero, jum Unterfchieb twn ben ^ubice« de militia, ben
Duce«, Gonfuln, Gfjartularii , ÜJiagiftri 3Jtilitum, Gomite«
unb Xribunen. 211« aber «ad; ber Gmeuerung be« ifaifer=
tum^ ba« päpftlicbe ißalatium auch eine faiferlidje 'lifalj
würbe, erfd)einen jene in ber hoppelten Gigenfdjaft uoit
päpftlichen unb faiferlichen Beamten jugleich, unb fie führen
ben Xitel Iudices Palatini, ipfatjriditer, aud) Iudices or-
dinarii, weit i£;re OuriSbictioit mit ihrem 'MrfuttgsFrei«
oerbmtben War; al« Glerifer burften fie jebod; nicht Grimi=
nalrid^ter fein, 1 3m achten ^a^rEsunbert befaßen fie nicf)t
nur ©eri<ht«barfeit in ihren bctreffenben 2lbteilungen, fon=
bern fie würben t>om tßapft bei verriebenen 9ied)t«fällen
jugcjogen. .Oauptfädilid) bienten fie ihm als Diplomaten
unb '-Boten, unb wir haben namentlich fo »ermeubct gc-
funben -ben ißrimiceriu« unb Secunbiceriu« ber Notare,
ben Ißrirnu« Defenfor, ben 'Jiomenculator unb ben Sac;
cellariu«, bod) niemal« unfere« 2öiffen« ben ülrcariu« uttb
'^rotofcriniariu«.
2lußer biefen ficben 3)tiniftem gab e« nun noch anbre
aitgefehene ißalaftbeamte be« ißapft«, feine eigentlichen Jpaue-
officianten, welche wieberum jahlreiche llnterbeamten in
Scholen bereinigten , fo ber SBicebomiitu« ober .£>au«hofmeifter,
ber dümmerer ober Gubiculariu«, ber SBeftiariu« unb ber
Öibliothecariu«, Beamte, welche ber ißapft auch al« Schöffen
gebrauchte. Der iBefiiariu« war nächft ben Sieben ber
1 ®a« gragment i^at eine nsicbtige 'Jiciij über fcic @ericbt«barfeit ber
judices palatini, judices consulares Pt pedauei , trcrauf icb fpäter mid)
bejitbe. — 9tatb Stiicbubr’« Vermutung bat bi* ©iebenjaW ber Judices ben
fpäteren peben Sarbinatbifcbofen unb ben beulftben Äurfiitfieu jum iDCufter
gebient (Saoigm» 9t. 8t. I. ©. 58 1 unb Sunien sc. sPtitbreib. ber Stab: 1.
Z. 225).
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Tie päpftlüpen 'palaftbeamten.
489
einfiußreiibfte, mtb Optimalen mit bem Xitel Gonful unb
X)up oerfcbmäbtcn bieö £ofamt nid)t. 1 9iic^t allein fyatte er,
ala |>aupt einer febr ja^reicben Sdjole, bie Sluffidit über
bie foftbaren ©etoänber, fonbern aucf) über ben Scbaß oon
Äirdjengütern unb Äleinobien, bie im 33eftiarium ober ber
Sacriftei niebergelegt toaren. Xaß aber auch er ein mirf=
lieber 3ubep toar gebt aua ber Süulle .öabrian’a oorn 3abre
772 beroor, toomit er bem ißrior bea SSeftiarium’a für alle
3eit bie ^uriöbictioit in «Streitigfeiten bea Jf [öfters garfa
mit ßinfaßen „ber röntifeben 9iepublif" übergab, mosten ftc
Seroobner diom'a ober anberer Stabte, greie ober filterte,
©eiftli^e ober Üitlites fein.7 (ra ftnbet ficb ferner ber Xitel
einea Superiata bea ißalatiuma, jur 3f>t $abrian’a mit bem
2lmt bea Gubiculariua, jur 3e't Seo’a IV. fogar mit bem
einea ÜJtagifter üütilitum oerbmtben: fo baß ea fdjeint, ea
fei ein burebaua toeltlicbea Slmt, »iellei^t einea Guropalata
im alten Sinn, ober einea Sacriftan getoefett, toelcbea mit
anberen Söürben oereinbar bie Cberaufficbt über bie |>aua=
officianten in ficb begriff. 3
1 3n einem Tiplom »on 857 unterjeidjnet fiep Isipinu« Consul et
Dux, atque Vestiarius, eine iniereffante •5*äufmiö ren Titeln (©atielti
itel vestarario p. 38 unb $enbettini sc. p. 36). Ueber ba« Snit bau teil
auifüprlicp @a(lelti del Vestarario. 3tcm 1758, unb Ganceüieri de Se-
cretariis T. I. pars. 3. c. 5. Ter Titel ging fogar auf bie Jöeiber her
Beamten über; Oatfdti gibt (p. 46) eine Snfdjrift, worin eine Theodora
vesterarissa rorfommt. — ®a# ütmt erlefcb fepon im saec. XI.
’ Tie SJulte fiept in ben Exc. Chron. Farf. beim ÜJiuratori Script. II.
p. 2. p. 346, unb beim ®alfetti del Vestarario p. 25 sq.
1 Paulus Atinrta cubicularius et superiata: Anast. n. 234 — unb
Uratianum eminentissimum magistrum militum, et Romani palatii
egregium superisttun, ac Consiliarium: Anast. n. 554. später
jdjeint ber Superipa als trfler ber weltlichen Magnaten bttradptet worben
?u fein: @aQetti del Primic. p. 18, unb für ba8 saec. 9. noep einige
Stellen bei 'fiapencotbt 2. 147.
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490
Vierte« ©udi. Sed^tc# ffal'ittl.
2llle fold)e Veamte beg palaft« würben neben jenen fiebert
SMiniftem niefit allein als ^ubiceö, fonbern and) als Prima-
te? unb ProccreS CSlcri 3ufammengefaf?t, woju wir inbefs
aud) bie Jefenforen, ©ubbiaconen unb bic fRcgionaruotare
redeten. 1 '.Wenn biefe ÜDJänner au es ben fernen Patrimonien
©arbinieu’S, oon bent wilben Gotfica, non ben cottifchen 2Hpen,
unb ebebem aus Galabrieit unb ©icilien itad) Siotu juriids
feinten, mosten fie liier weniger reich, aber mit uid)t ge;
ringerent ©tolj auftreten, als bie Prätoren unb präfibes,
welche etnft bas alte SRom jur Verwaltung ber proüinjen
abgefdjidt batte, ©ic mifditen fidj bann mit fRecht unter bie
Primaten ber ftirdie, unb erwarteten ihren Sobit in ber
Vcförberung ju einem ber palaftminifterien. ©onft aber ge=
hörten Weber Garbinäle nod) Vifdwfe ju ben ^ubiceS be
Glero, fonbern biefe SCitcl bejeiebneten nur bie genannten
Palaftcbargcn, unb wir feben einen clerifalcn 9lbel rwr unb
oon zwitterhafter fRatur, ba er mit ber Äirdie , wie mit bem
©taub weltlidjer Optimalen fiefi berührte. Unb aud) hier Wie
bei ben rein weltlich ©rofjett läf,t fich erfettnen, bah ber Giit-
rlufi beb Ülbels aus feinem bierard)iid)en Veamtentumc flof?.
3. sUcrbältnifff b« Crganiiation in aiitcrcu S labten. ${«11 Beamte.
Sie Slice«, Xribuni, GcmitcS. Ser XucattiÄ Sfomanu« unb feine ®rett;tn.
Si'cmiiri) Juecien. Gamranien. Sabina unb llmtvia.
'Wir werfen am ©d)lui; tiefes Gapitels einen VI id auf
bie Ginriditungen in ben anberen bem papft unterworfenen
1 (»iefcbrfdjt :c. @. 805 unb Hintere batten nur bie fitbtn SWiniflcr
für Jutlices de der», ab« bei brr ISuebebnung biefe« ©egriffb unb bei
ber factifdxn (»eriebtöbarteit b« wrfcbitbwcn ©ramten, 3. ©. bf« ©eflia-
riu«, if) biefe Ünfi(f>t jebeufaUe irrig iSUe 'pfataflbeamten nennt $abrian
einmal servitin noslrn (fo im ©rocef? be* IBbt« ©ot&o, Cent. Uarol. Ti.
bei Genni 78).
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ürganifation in anbereii 'Stätten.
491
©tobten , unb auf bie Slubbehnung beb 2)ucatb von 9iom im
Befonberen. 2lud» in tteineren mie größeren Orten batte fid)
bev Jtern ber Bürgerfd;aft alb i'iilij organifirt. (Tie Gurial*
Berfaffung »rar untergegangen, unb bie oberften ©teilen ber
^uftij, ber Bermaltung unb fDlilij mürben vom iftapft Befe^t
Bei ber rorberrfebenb militärifthen Orgauifation führten bie
©ourerneure ber ©täbte unb Eafteüc rorjugsmeife Sitel,
»reiche urfprünglicb militdrifcfjc ©rabe bejeidmeten , »tue Tuceb,
Üribuni, unb biöroeilen (Somiteb. SIber bie Benennungen
fdjmanfen alljufehr, unb eb finbet fiep für bie päpftlicfien
9iegierungsbeamten auch ber allgemeine Begriff 2lctorcS, mit
bent felbft fraitfifcbe ©rafen bejeiepuet »verben. 1 3U Hüten
regnete man auch bie eigentlichen 9ticf>ter, benn Ipabrian
tagte in feinem Schreiben an (Sari aubbrücflicf), fein Bor=
ganger habe nach 9laoenna alb ^ubiceb, „um allen ©etralt--
leibenbeit ©erechtigfeit ju geben," ben *prebb»;tcr SjBpilip>pug
unb ben ®up (Suftadnub gefdjicft.5* (Tiefe Steilung beb 91 e=
gimentb jtrifcheit einem SjBriefter unb einem ®up mödite bafiir
fptechen , baß ber leütere nur mit ben militärifchen Slttge-
legenheiteit beauftragt mar, aber eb ift bemerft morben, baf»
fi<h bie STuccb offenbar auch mit ber richterlichen ©eiralt
1 iafiit ift bebeutenb Cod. Carol. L1V. bei ttemti LI.: nam prae-
uominataa civitatea — Emyliae — detinena, ibidem actores, quos
voluit, constituit, et nostroa, qiioa ibidem ordinavimus, projicere
viaua eat. Säeitev: noster praedecesaor cunctaa actionea ejusdem
Exarchatua — diatribuebat, et omnea actores ab hac Ilomana urbe
praeeepta earundem actiouum nccipiebant (fc. b. ihre Xiplome). —
Ep. LXXXV1I. bei (Jettni p. 412: petimua ut per comitea vestroa (bie
fränfiftbett) , qui in Italia sunt actores tc.
’ 3n bemfelbett Briefe: nam et judicea ad facienda» juatitiaa oui-
nibua vim patientibus — direxit, Pliilippum videlioet illo in tem-
pore preabyterum, aimulque et Euatacliium quondam ducem — ba8
quondnm bejiebt ficb auf bie 3«» be« Stbreibenbeii , ni(bt be« Seamteu.
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492
flirrte« S3ucb. '2fd'?te* Capitel.
neben ber militärifchen befleibet fanben. 1 SDlan glaubt, baß
DuceS in ben größeren Stabten, in ben Heineren Dribune
unb Gomiteö bie Dbrigfeiten waren; hoch nid)t immer läßt
fid) bie« nach weifen. Unter ber .öerrfcßaft ber ©rieten unb
Sangobarben waren jene in ben großen Stabten ®efebl«[;aber,
wir finben fie noch im achten Qahrbunbert in beliebig
unb Neapel, wie in ffermo, Ofimo, 3lncoua, $errara, non
Spoleto unb Seltenen t nic^t gu reben. Solche DuceS waren
Zugleich Rectoren non bem gangen Stabtgcbiet, unb man f;at
fic beafmlb als inujores öon ben minores ju unterfcheiben
gefugt, welche feine fo auSgebebnte ©ewalt befaßen.'2 Denn
ber Xitel Dup ift nicht minber häufig anjutreffen, als ber
beö Gonful, jumal nad) bem achten Qahrhunbcrt, unb fchon
besßalb fönnen nicht alle bie ihn führten mit bem Regiment
einer Stabt betraut gewefen fein. Qm ©anjen laßt fid; bie
2lnnabme, nur bie größeren Stabte hätten DuceS gehabt wol
beftätigen, beim wir fönnen im achten Qaln'hunbert feinen
aufweifen, ber im Üanbgebiete fHont’S als Dur einer Stabt
Wirtlich bezeichnet wirb. Doto mag in 9iepi Dup gewefen
fein, aber beftimmt ift es nicht; er töbtete ben Dup 0rcgo=
riuS, ber fich feiner Ufurpation Wiberfeßte, hoch wir erfahren
' Pegel t»t bie '.Meinung Sauignp'«, bie Ittice« batten nut militäriiebe
3uri»biction au«geübt, burtb bie Stelle eine* Briefs 2ec’« III. tont 3abr 808
tcibcrlrgt (Monum. be* Cftini II. ep. 5): solebnt dux, qui n nobis
erat constitutus per distractioneni causa rum tollere et nobis more
solito miuue tribuere — — unde ipsi Duces minime posaunt suf-
fragium nobis plenissime praesentore. S« bauerte alfe ber äemterfauj
tt«b fort, beim suffrngium mar ba* %iitritt*gelb. Siebe Carl pegel I.
242. 243.
1 'Diuratori bat eine ganje 3>iffertation barflber: Antiq. Med. Aev. I. V.
de diteibus atque principibns anliquis ltniine. £ie grefie 'Dieiigc btr
£ucee fanit er jebotb nitßt untrrbriugcii.
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Crganifation in anberen Stählen.
4M
nur, bafi berfel&e in ber Gantpagna 9tom’S ficf> befanb.'
3n ber Stabt felbft werben mehrmals $uceS genannt, aber
ihrer feiner gibt ficb als ^Befehlshaber einer Stabt ju erfen-
nen, noch wiffen toir , ob er es irgenb Dörfer war, mit
SluSttahme beS einen GuftachiuS. * Sie tonnten ebenfogut
©enerale, wie fßalaftbeamte, nnb 'Jiidjter gewefen fein, unb
würben in oerfchiebenen potitifchen ©efchäfteu gebraucht.
3&r Sitel, mit bem ^räbicat Gloriosus oerbunben, tonnte
leicht Pom ißapft erfauft ober als SluSjeichnung gefchenft,
ober angemafjt fein , unb wie jener ber Gonfnln war er t>iel-
leidjt f<hon int achten Qahrhunbert bei Familien erblich.
Unter ben Titeln, womit fich bie Gitelfcit ber 9tömer ju
aßen 3e'tcn f<hnriicfte unb noch fwte jiert, war er ber
begehrtere; benn es war fchmeicbclhaft ben tarnen einer
SBürbe §u führen, bie boit ben mächtigen dürften in Spoleto
unb ®encoent, unb non ben Häuptern Sfenebig’S unb 9?ea=
pel’S getragen würbe.
Tribunen mit bem ißräbicat Magniticus, werben einige*
mal in fianbftäbten erwähnt. So ha^eIt wir fte in 2Uatri
1 ©tan febe ba8 gragment be8 lateran. öcncil« tom 3abr 769.
1 3it brr Stabt werben al« Duc« genannt: Ibcobatu*, Giiftatbiu8,
C*ratiofuS brr ©IBrber £oto’e, 3cbanne8 Srubrr Stephan'« (Vite Hadr.
n. 297), Jbrcbcni« 9ieffe $abrian’8, Greecetts mtb Stbrianue, brlrgirt für
Sriiti'fnt (Cod. Cerol. ep. 92, bei Genni S. 496), unb enblicp Gonftan-
tinu8 unb ©aulu8. ©ott ibnen banbett Cod. Cerol. ep. 94, bei Genni
@. 901. Sugeflagt bei Gart, werten fte ibm »cm ©apft empfohlen at«
ducea nostri veetrique unb fideles erga B. Petri Apoetolorum prin-
cipig veetri, uostrique servitium. Genni erttärt fte für ©räfecten ber
©titij; i<b b«lte fte jebotp für töniglitbe niigsi, beult auch biefe betrachtete
ber ©apft at« in feinem nnb @. ©eter’S $ienft. 2)ie8 tebrt ftblagenb
Ep. 58, bei Genni @. 349, wo $abrian bie beimfebrrnben ©liffi ber
grauten empfiehlt: tideleg in gervitio fautorig vegtri B. Petri, Apogto-
lorum principia, et noetro atque vestro re perimus.
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494
©ierteb ©ndj. Gapitel.
unb Snagni gefunben; aber audft bei ihnen täfet ftd) nict>t
immer unterfd^eiben , ob jte ba? Stabtrcgiment befaßen
ober 2lnfü£;rer ber 5Dlilijen traten , ober in irgenb einer
anbern ©igenfdjaft biefen Xitel trugen. 1 2U8 Senbboten
ober Gommiffarien finben fid) feine Xribune oom ^Japft er-
nannt, mo e8 mistigere 2lufträge galt. $u ber Stabt
felbft bleiben fte in ihrer militärifdten Gigenfdjaft, mürben
aber im jiebenten ^ahrhunbert btemeilen nach 9ia»cttna gc
fcfiidft, um neben ben ©eiftlidjen als Vertreter be8 .§eer8
ba8 Xecret tmn ber papftmalR an ben Gpardjen ju
bringen.
Heber bie Gomite8 enblid) t;errfd)t biefelbe Uufidjerheit.
SDenn nur bon einem einjigen laßt fid) nadjmeifen, baß er
über eine Stabt gefegt mürbe; e8 mar bie8 Xontinicue,
meldjcn £abrian im ^aljr 775 jum Gorncs be8 flcinen Orte
©abellunt ernannte.' £>arau8 mag mit ©runb gefd>loffeu
mcrbett, baß auch bie Regierung anberer Gaftelle folgen
Gomite8 hm unb ba übertragen mar. Pismeilen merbett Re
al8 53efi(jer bon Üanbgütern ober al8 Pächter bon Patrimonien
1 3n ben 'ßad)t»er(eicbniffen Gregor’« II. finben fidi mebre, bie ber
Gampagna ober Xubcicn anjugebörtn fe^einrn , unb einmal wirb ber Xitel
jelbfl non einem SBeibe geführt: Studiosae Tribunar wu Petro jngalibus
(Collect. Deusd. a. a. O. p. 10). 3ut saec. X. gab e$ Senatrices.
X>ie jpätere ©erbiitbung non ronsnl et tribunus tommt in SDIonumenten
bes saec. 8. nitbt oor. — 2Bir fanbeit @racilie in Stlatri, in iSnagiii ?eo>
natne al« Xribun: Vita Hadr. n. 297. Vita Stephani u. 273. 3m
Cod. Carol. Ep. L1V. bei (Semti p. 335 wirb unter ben «täbtett ber
Slrntilia ein Tribunatus decimus genannt, tea« beweibt, baß bort in ge»
wißen Xiftricten Xribune bie Verwaltung batten.
J Dominicum — comitem constituimus in quandam brevissimam
ciritatein Gabellensem, praeceptum ejus civitatis (b. b- bie ©eflallung)
illi tribuentes. (St mtxbte alfo einem ©aflalben jn nergleicben fein. Cod.
Carol. LI. bei Genni L1V. p. 335.
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Crflanifatiou in anbnrn »Stabten.
49.»
genannt, unb mochten bann leicht Officiere ber SJlilij oon
Slont fein. 1
2Sir enbigen biefe Unterfucfjung mit ber geographifdwn
Ueberficht beg Sanbgebietg Pon 9tom, ober beffen, was noch
in jener 3eit „Xucatug Ülomanug" genannt würbe. 2öir
haben fte bisher aufgefpart, weil eine bestimmte Cpodje ber
Gilbung beg Xucate nicht angegeben werben tonnte, weil
ferner bie ©renjen beffefben Wecbfelten , unb fid) crft nach
ber fDlitte beg achten gahrhunbert* ein §ieinlid> beftimmter
Xerritorialumfang erfcniten läßt. 3>iefes Sanb würbe
noch in ber Schenfunggurfunbe Subtoigg beg frommen mit
bem ©egriff SDucatug bezeichnet , hoch gegen bie SJlitte bei
achten Säculum fehen wir oon ben ißapfien bereits ben
Slawen ber Respublica Roinana ober Romanorum für
baffelbe in 2Infpruch nehmen, unb fo würbe cg alg bag ©e=
biet betrachtet, auf bem bie ehrwürbigen Xitel beg abenb;
länbifchen bHeicfiö beruhten, weicheg bann in ber ißerfon beg
fßatricierg ber fRömer wieber bcrgeftellt werben füllte.
Xag Sanbgebiet Pon 9lom würbe unb wirb noch heute
burdt ben Xiber in jwei grofie natürliche Hälften gefdhieben,
in Xugcicn, bag ilanb ju feiner Siechten, unb in Catnpanien
ju feiner Sinfen. |)ier wie bort ift bie ©afig bag UReer,
etwa Pon ber fDlünbung beg gluffeg SJlarta big über ben
glu& Süftura gegen bag Cap ber Circe (heute 6. gelice)
binaug. Stuf ber norböftlichen ©eite lanbhinein 50g fid) eine
britte ©ruppe fort, welche Xeile Pon Umbrien unb oon ber
Sabina begriff. Cg waren alfo bie allgemeinen ©renjen bag
1 Anast. Vita Hadr. n. 333: alias sex uncias a Petro Cornite tc.
Unb in bfr Collect. Deustl. p. 11: Anastasius, Philicarius Comites,
bcitfti funrli tjfrparbtrt rotrbnt.
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496 Stierte« ®ueb. Se<b«teS Sapitel.
Meer, bas übrige ÜiScien (foirol ducalis als regalis), bas
$er$ogtum Weiteren t unb Spoleto. 1
5)aS römifdbe SuScien umfaßt ein ©ebiet, welkes ficb
fo umgreifen lägt : burcf; baS Meer com regten überarm,
Wo fßortuS lag, bis jur Münbung ber 3)iarta ; Pott l)ier
mag bic ©renjlinie ^inaufgejogeu werben über ü>lfa, SBleba,
syiterbo vorbei nach fßolimartium Citomarjo) bis ftc ben Stiber
trifft, beffen Sauf von bort im Sogen bis wieber jum 'JJieere
ÜiSäen natürlich abfd^tiegt. 3)ie Sia $latninia, bie (saffia
unb Glaubia burcbfdbnitten ÜtScieu norbwärts, unb am
Meer entlang lief bie Sia 2lurelia fort. 3brc unoeränberten
kanten finben ficb oft in biefer 3eit, nur würbe ftatt Glaubia
manchmal bereits Globia gefagt, unb bic glaminia febeint
febon bamals mit bem Flamen Sia Gatnpana bisweilen ge--
nannt worben ju fein.2 5Die tuScifdben Orte waren folgenbe:
fßortuS, GentumceHä, Gare (beute Geroetri), 'Jieopprgi , Gor=
nietum, Ütrquinü, Maturanum , Sleba, SetraBa, Crd>ia^
num, fßolimartium, Criolum (vetus Forum Claudii),
Sracenum , 3iepct, Sutrium ; an ber rechten Seite beS über
.fjorta, GafteBunt ©aBefii (geScennia), yaleria, 'ilquaüioa
1 3<b f®Iße *n tiefer Ueberjicbt ber Tabula Chorographica be«
3cb- ®arretta, no<b immer ber ßebiegenften Slrbeit über biefen ©egenflanb.
$ie Geographia Sacra be« Carolo ä S. Paulo cum noti» l.ucae Hol-
stenii Amsteld. 1704 gibt im ©aitjett wenig Slufftfelufj , unb Ugbedi
Italia Sacra, rcie ffluoer'« Italia Ant. bient mehr für einzelne Stabte,
al« fiir bie ©retqbeflimmungen ber Vanbfcbaftm in unterer 3eit.
3 2ie Slia SUirelia über Sentuniceüä wirb in jenen 3abrbunberten
bemrgebobeit. 4<cn ibr au« befiimmt ber änenoimi« ucn Stasenna (circa
aacc. 7.) fafi ganj 2ti*cien: n. XXXVI. Item juxta Komam ViaAu-
rclia jc. — Siebe bie äusgabe be« ftcmponiu« ältela beim ©ronosiu«,
U'c jener ©eograpb abgebrutft i(l. — 3<b finbe jum erflenmal Via Fla-
minea que vocatur üampana in einer Urfunbe be« Slrtbi»« ber Staria
in 2ra«tetere, a. 879, n. 136 beim SKariiti.
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Xer 9ienti(cl>e Xucot.
497
Sogentnm (in Shiinen), Silta Ganbiba. 1 Siterbo war
©renjflabt bcS lartgobarbifcbeit SuScien’S, mib iperufia bil=
bete einen eigenen $ucat. 9Bir fjabcn non biefen Stabten
einige in ben Sangobarbenfriegcn unb m ber ©cfdjidite
Storni überhaupt 3abrbunberte lang nennen bören. $m
achten 3abrbunbert war Gentuincettä als .§afen, unb 9tepe
als Sanbftabt befonberS bebeuteub. $aft alle jene Orte aber
waren Sistümer. 1
®urcp ben £iber Würbe Julien von Gampanien ge=
fd;ieben. 3"1 2tHgememen war im Altertum Gampania alles
Satib, meldjeS fid> »du ber Stabt 5Rom bis jurn tflufi SilariS
in Sucanien erfhrctfte, unb worin Gapna als .öauptftabt
biefer frönen Gbite lag. 3 ®od> im engeren Sinn reichte
bie römifcbe Gampagna nur bi? gegen ben Strom SiriS,
unb bis jum Sorgebirg ber Girce. $icS 2anb War Satium,
aber feit Gonftantin bem ©rofjen trat an bie Stelle biefeS
* XaS Xiplem Pubtoig’8 be3 gtantiueti jitylt auf in Tuscioe psrtitiusr
partum, CentumceQä, Cäre, ©leba, 'Diattiiraiium, Sutriunt, 'Jiepe, Caft.
©aliijcm, yertam, ^olimartium; ee nimmt binju bie vier über bem Xiber
gelegenen Stabte Änteria , Xcbi , yfarnia unb Otriculum , lBekfee 8rtli($ ju
Umbria nnb Sabina gehörten ; ferner Perusia rum tribus iusulis suis,
i<l est majorem et minOrem Pulvensim.
’ 3m Cancil ran 769 unterftprieben fiep fietru« Bau Care , ®bnmmi8
Ban 'Pali SKartiunt , Peo Ben Cafleünnt (Cjvita Cnstrllana aber Casteilum
Amerinum aber Gallesii?), Sbc een yorta , ber ©ifepef ton CemutnceUä,
©amt« »an SUiantnriannm , ©regeriu« non Siloa Canbiba, 'patbo tan üiepi
unb Cibeuatu* Ben 'pertiib.
* Sc erflärt aitep 'ftaiil Xiacomi« I>e gest. Lang. II. c. 17. CamiUu«
^JeregrinuB in ben Antiq. Capaae p. 77 nnb ibnt fclgenb Xaminicu«
©eorgiu* Oe antiq. Italiae metropolibus (Rom. 1722), e. VII. p. Ö8
meint, baß feit ©regor I. Campania unterfepiebeu iBitrbe in: 9temana, bie
Ban ber Stabt bis Xerracina reifte, unb in Capuana mit ber SUetrcpoli«
Capua. <5« iß tnenigften« fteper, baß im saec. VIII. ba« alte Patiutn
Campania genannt mürbe.
(Streflerctlue, ®tft(il<bt« ter eiatt Sem II. 32
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498
SSierte« ^ud). >2 «Wie« ffapitel.
9?amen? bic Pejeidjnung Campania, mie mir jie in Pielen
©teilen be? Pu<$? ber Rupfte gefunbett fyaben. 53 ie 2ioIeFer=
berge nnb ber ifolirtc Pulcan Pon 2llbano trennen biefe
herrliche Jaubfcbaft in $mei größere ©ruppen, bie itibeji im
achten Qabrhunbert nod) nicht befoitber? untergeben mürben.
53ie itörblidfe mürbe Pon ber 93ia Sabicana burdjfdjnitten,
unb obrpol bie Pia Satina, bie ifu' parallel laufeitb am
pierjigften ÜDtcilcnftein bei Compitum in fie übergebt, eben=
faß« in biefer 3eit Pielfadb genannt mirb, fo mar bod; bie
fiabicana bie ^auptftraße, nnb gab bem ganzen Patrimonium
jener Seite ben Pamen. 53 ie jmeite $auptftra&e mar bie
Pppia, rneldje bie füblicherc oom SJteer bi? Serracina bin
begreife ©rnppe ber Campania burdfjog, unb bem bortigen
Patrimonium ben Parnen gab.1 53aft aber auch bie Manien
ber fleinereit Pömerftrafjen , mie Pia Dftienfi? unb Slrbeatina
nod; fortbauerteit , läßt fid> häufig bemerfen. Pon ben
Stabten, bie in biefent (üblichen ©ebiet, ber heutigen Pfa=
ritima, im Altertum lagen, mareti im achten ^a^rbunbert
piele Pollig oerfebmunben oberoeröbet, mie Oftia, Sauren tum
(^eute 53orre patente), SaPinium (beute prattica), 2lrbea,
SKpbrobifium, Pntiurn, melcbe? am Anfang be? fünften 3abr=
bunbert? jur 3eit be? papfl? Ponifaciu? genannt mirb,
bann aber bi? jurn achten Säculutn nicht mehr auftritt,
unb 2lftura, ba? ebettfomenig in biefer (fpoche Porfommt.2
1 $a* 'Pilgerfrudj am @nbe ber Opera Alcnini fagt, hirtb bie Via
Appia perrenitur ad Albanern civitatem.
’ SBtnn ber Anon. Ravenn. aiiffü&rt: GirceDi«, Jurre« Stlba«,
ffloftri«, Slftuva«, 'flntium, farinimn, Oftia libcriiia, fo benufft er bie
alten ©eogrop&en, unb e* ift ba* für jette 3eit fo tiel, al« tt'cim er nennt:
©tabiunt , 2arnum, Pompeji, Cplcuti«, äKerclanium (§erculanum).
tÄntimn irtteß beftanb mit feiner SnuiptfirAe be# ©. $ ernte«, unb ba«
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£cr 'Jtemifdjc Xucat.
499
.Wein Bifdjof mirb int« in jenen Orten anf<?efüt)rt, außer
in Cftia.
Sie ©reit je be« Sucat« mar bor Serracina, beim biefe
campanifdje Stabt gehörte mie Sajeta niemals jum römifdicit
Sucat, foubem jum. ißatriciat bon ©icilien. SIber bie rönti-
fcben ©renjen finb auf biefer ©eite feßr unlieber, unb mir
bermuten nur au« bem hergebrachten Begriff, monach fdion
Brocopiu« bie eigentlich römifebe ©ampagtta hi« nach £erra=
cina au«behnte, baß auch ber Sucat fo meit fortgegangen
fei. 1 ©S bleiht immer auffaHenb, baß meber im Siploitt
i'ubmig’S be« frommen, noth in bem Otto’« irgenb ein
Ort ber heutigen ÜWaritima genannt mirb, fonbern al« Gam=
pania mirb allein bie it erbliche ©nippe jmifchen BolSferbergen
unb Sfpennin aufgefnbrt, unb meber bie hifdhöfliche ©tabt
3llhano, itod; BeHetri, noch Gori unb Srestabernä mirb gc=
nannt. 28enn aber biefe ©täbte feit ©regor häufig in ber
0ef<hi<hte ber Bistümer borfommen, fo haben mir fie boep
niemals in politifdheit Berpältniffen nennen gehört. Sie«
©chtoeigen ift bei ben meifien Orten ertlärlich, bei anbern
bieHeicpt nur jufällig, unb mie barf geglaubt merben, baß
entmeber ber .'oerjog bon Benebent, ober jener bon ©po=
leto, ober ber iJJatriciuö bon ©icilien feine ^errfepaft bi«
nach 2llbano erftreeft habe, ohne baß e« bann mäbrcnb ber
Unruhen be« Bilberftreit« ju Sonjücten jmifepen ihnen unb
SRont fam? Bon folcpen aber hörten mir fchon bei Serracina,
mie norbmärt« bei ©ora, 3lrce unb anberen Orten an ber
merfTOÜrbige ISflura finbe id> wieber genannt in einem Xtblcm be* saec. X.
bet Sterini sc. Appendix p. 382.
* Procopius de Bell. Gotli. I. 15: ove Kafinavoi d%ot lg
rzpaxqvnv ftoXtv olnovöiv, oig Sy oi Pümrjg öpoi ixiU^ovrai-
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500
©ierte« ©u<p. @c(p$tc$ (Sattel.
©renje. ' $>ie töllige ©efdjid&tsloftgfeit ber heutigen ‘■Ularitima
in jenen 3afwf>unberten erflärt jtcfy burd) bie Unbeträdftlidfc
feit ber Orte unb iijrett SSerfaH, loie überhaupt burd bie
Seröbung ber 9JteereSfüftc unb bcS pontinifdften SumpflanbeS
ton SßcDetri bis STerracina f;in. dagegen trat baS nörb-
lidje Iateinifde Sanbgebiet burd) anfe&nlidfte Orte unb fräf=
tigeS ©ebirgStolf ju allen 3eiten bcbcutenber tyertor, unb eS
würbe torjugSWeife mit bem 9?amcn Campania benannt.2 GS
reifte bis an beit Sir iS, wo l;eute bei Geperano bie ©renje
beS Hird;cnftaateS ift, unb umfaßte bie no<$ jejjt beträgt*
litten Stabte ^ränefte, Slnagnia, SUatrium, Slerola, Signia,
^Jatricum, gerentinum unb grufino. 3 Heber ben Siris IjinauS
fc^eint fid) ber ®ucat jebod) bis ju einem nnbefannten Orte
$,orrea auSgebe^nt 3U Ijabcn, unb wir nannten bereits im
fiebenten 3<^^unbert bie ©renäftäbte Slrpinum, 9Irr, Sora
unb Sfquinum , welche ton bem Sangobarbenfwrjog ton Sene=
tent befeßt, unb ton .pabrian barauf beanfpruc^t würben.
1 2>a« ©eptttigen übrr jene Orte fiel juerft ©orgia auf: Breve
Istoria k. p. 288 sq. unb er meint , btv r8mtf(^e $ucat pafce bie
heutige fltampagtta umfaßt, botp nitpt bit Söiaritima. 3n tiefer Stuftet
ftpeint ifert bit ©[pettfung ton Uiornia unb 9iinfa an bat ißapft ju be<
flävttu. 3nbrfi bemevft icp, baß ba* Siplom üubtvig’8 autp nitpt Cfiia
auffiiprt, tvelcpes boep ficpnlitp jum 3)ucat getjöcte. 3m Ccncit »on
769 wirb <£uftatpiu8 »on SlPano unb ifJimiS non Irrt XaPetnä auf*
gefiiprt, weltpeb ©i8iutit (Gregor I. epemal8 mit ©elletri »erbunben patte;
©onifaciuS, ©iftpof »on ^rioernum im füblitpeit ©olstergebirge , trieb
genannt; bo<p webet Sora ttotp ©ulato (©ermoneta), ttoep ©etia wirb
gepSrt.
1 Saper im Dipl. I.uilovici Pii: in partibua Campaniae Signiam,
Anagniam, Ferentinum, Alatrum, Patricum, Frisilinam (Frosinone)
cum omnibua tinibus Campaniae.
* golgenbe ©iftpöfe unterfcpreiPen fup im 3apr 769: ©ergiuS »oit
gerentinum, 3orbanu« »on ©ignta, 9firgotin8 »on Snagnia, ein Uttge*
nanntet »on Ülatri.
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£er ;Kcmiid,'c £ucat.
501
Steftfmmt läßt fidj ba^cr bie ©renje auch auf biefer ©eite
liiert angeben. 1
^nbent bie römifche Gampagna norbwärtö Pont 2Inio
begrenjt würbe, war bas über jeneu $luß unb beit über
hinauf gelegene Sanb ©abina unb Umbria. Sie ©abinifdje
2anbfd;aft batte int SBeften ben über jut ©renje, im ©üben
beit Slnio, gegen Sterben bie glüffe Star unb 33elinu3, gegen
©ften Slbrutium ulteriwS. ©ie grenjte benmad; an römifch
SuScien, non welchem fie ber Überfluß, an 2atiunt ober bie
Gampagna, WOPoit fie ber Slttio fd>ieb, unb an Untbria, wo
ber $1110 Star bie ©renje maebte. 3nbeß ben größten Seil
ber ©abina befaß ber .Oerjog oott ©poleto, unb fein ©ebiet
erftredte ficb Pom ®adj SÜIia am rier^cimteit Dicilenftein oor
bem ©alarifdien Sore SRorn’ä über SJtoute Stotonbo (Gretutn),
Jarfa unb baS alte Gures bis nach bem Steatinifchen hinauf. *
^um römifdben Sucat aber gehörten folgcnbe namhafte ©abU
uißhe ©täbte: gibeuac, Siomentum, ©abiunt, SlSperia, Ocri=
colunt unb Stamia. 3 £ier machte ber gluß Star bie Örenje ;
jeitfeitd beffelbett begann Umbria, wo bie ©täbte Slmeria unb
Suber (Sobi) lagen, weld;e, wie wir fahen, bennoch politifch
1 Man mag fie mit ®arretta burch ben gluß Melphi« jenfeit« bc«
Piria annehmen; aber bie« bleibt .£>bpothefe.
3 gatteJtbi Miniorie ic. p. 130. 131 behauptet , baß am Jlufs Stllia
bie wahre ©abina begann, „non Komanu, ma Longobardica.“ Cure«,
einfl £>auptflabt ber ©abitter, wirb noch ecu @regor Ep. 20. Üb. II. et'
tuahnt (in Curium Sabinorum territoriol ; e« war fd)ou eerfalteu, fo
baß er bie« 2M«tum mit 9iomentunt bereinigte, $>eute ift .ftauptort ber
©abina Matliauo (JUauliaiium); bie ©abina aber, bie reich fie £ii3ce[e, be»
greift 50 Stabte, welche Ughelli I. p. 156 aufjählt.
3 ©. Slarretta tc. n. 110. Gfchinarbi del Agro Romano p. 223.
Ughelli Ilal. Sac. I. p. 154 aq.; ber fleißige ^altcbchi ilemorie sc, de’
duebi di Spoleto hat bon p. 127—159 bie ©abina betrieben; aber ©pe>
raubio’« Sabina Sacra hat mir im @anjen tbenig bargebotcu.
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502
SJifrtc* 5Ö«4'. @«bste« fiorittl.
ju römifd) Juscicn gejäblt würben. ®rei .pauptftrafieii
führten nod) immer unter ihren antifen Dianieu burdi bie
6abinif<be 2anbf<haft, bie $ia Eiburtina, welche nom gn?an=
gigfien 9Jleilcnftein ab Valeria Ijief? unb bent 2lnio entlang big
2llba fortlief, unb bie ÜRomentana, bie hinter Slomentum in
bie britte große .üauptftrafse galara einmiinbete.
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Siebente« (Sapitei.
1. $abrian ftirbt am Snbt brt 3alir« 79.r>. ?eo III. lsirb ^5afft. @tint
©efanbtfdwft an Carl unb beffen ikrtrag mit brr Jfirdjc. SBebrutmig btr
SpmMe btr -SdjliifTtt Sem ®rab 'Iktri unb be* S'aitntr« son 3tom.
Carl’« oberfte Diicblagetsalt in SRcm al* 1'atriciu«.
Die inneren 3uftänbe ber ©tabt 9lom , benen wir ba«
fünfte uttb fech«te Sapitel biefe« ©udj« genübmet haben,
unterbrachen bic ©efd)id)te ber politifdjen ßreigniffe. 2üir
neunten biefe Wiebe r auf unb fdjilbern nun alle bie Dhat=
fachen, welche enblidh bie (Erneuerung be« abenblänbifthen
Äaiferlumö berbeiführten. Die« große Greignifj hatte ber
©apft .üabriau Porau«gcfehn , aber er erlebte e« nicht; ber
ruhmnoUe sJKattn ftarb nach einer SHegicrung non 23 langen
fahren, 10 ©tonaten unb 17 Dagen ant 2Beibnacbt«feft be«
$ahr« 795, einem in ber ©efdgehte ber ©tabt üerbängniß--
uollen Sage, ©ein Dob erfchüttcrte ba« ^perj Sari’«, ©eibe
Sltänner, bie bebeutenbften ber bamaligen ÜBelt, in beren
.päitbe ba« ©chicffal eine große Aufgabe ber ©efebiebte gelegt
hatte, waren burcf) bie« ©ewußtfein mit einanber »erbunben
gewefen, unb ein langer ©erfehr hatte fie ju Jrcunben ge=
»nacht. Sari beweinte ben Dobten fchmerjlidh „wie al« hätte
er an ihm einen ©ohn ober treuefteu ©ruber oerloren,"
unb nadhbem er feine Dränen getroefnet hatte feierte er fein
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.504
Stierte« ®ud>. Sietente« 5apitel.
Slnbenfen burd) ©eelenmeffen unb 9Umofen in allen lßroöin=
jen, unb burd) eine fdrnne ©rabfdfrift , bie er mit golbenctt
©udjftaben auf iüarmor graben unb über |jabrian’S ©ruft
im ©. ißeter ju 9lom auffteHen lieft. $aS 3)enfmal ber
$reunbfdbaft biefer berühmten 9Jtäniter, ober ber ©inbeit non
.ttirdje unb ©taat, liesit man nodj b<mte; ifl in ber Vor=
balle ber SBafüifa UnfS vom .^aupteingang oben in ber 28anb
eingemauert, eine febmarje SDlarmortafel, beren gute Gf;araf=
terc mol nod> bie alten finb. 1
Äaunt mar $abrian begraben morben, als bie Ulßmer
^ur iikibl feines DtadbfolgerS fcfjritteu : fic fiel einftimmig auf
ben ©arbittal = l)3rcSln>ter ber ©. ©ufanna, unb febon am
27. Eecember erhielt er bie Orbination. £eo III., SRötuer
non ©eburt, beS SljuppiuS ©eint, mar non Jfinbbcit auf im
ißatriarcbium beS Sateran erjogen, unb nad) unb nadb mit
ben ©raben ber &ird;e befleibet morben. ®ie ©igcnf$aften
feines GbnrafterS batten it>m Slnerfennung ermorben, unb
ber 91ad)folger .§abrian’S fonnte in einer fo bebeutenben 3«it
fein gauj gemöbnlic^er 9Jtann fein.
©obalb er ben ©tul ißetri eingenommen b^tte, jeigte
er bem IßatriciuS ber Siömer, bem Äönig (Sari, ben Job
feines Vorgängers mie feine eigene ©rbebung an. SDieS
Schreiben ging nerloren; fonnten mir es noch lefen, fo
mürbe eS uns einige febmierige fragen in Sejug auf bas
Verbältnifi beS SßatriciuS jum ^apft unb ju 9tom mabrfcbeinlicb
' ®ie Jränen ffarl’e fat; (Sginbarfc fließen : sie llcvit, ut filium Hut
si fratrem nmisisset carissimum (Vita Karoli M. c. 19). $ie Annai.
Launslinm. ad ann. 795 fug«: postquani a planctu cessavit — ebi-
tafllum nureis titeris in mnrmore couscriptum jussit in Francia ficri,
ut eum partibus Rotnae transmittcret ad sepulturam summi pontificis
Adriani ornandam.
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$oniifkat Vco’a 111.
505
erleidjtern. SLiiir toiffen nur, baß 2eo baffelbe mit bem
Ghrengefdienf ber Schlüjfel non ißetri ©rate begleitete, unb
baß er ihnen ate ein außerorbentlicheö Spmbol ba3 Sanner
oon Nom beifügte. 1 3U gleicher 3eit forberte er ben Äönig
auf, einen feiner ©roßen ju fd;icfen, bamit er oom römifdjen
SBolf ben Gib ber Sreue unb Untertänigfeit empfange —
ein uRurnftößlidjer Setreiö, baß Seo Earl als Oberherm
üon Nom betrachtete. 1
9tuf biefe Söotfdjaft ernannte Gar! ben 3ibt non
S. Nichariuä Kngilbert ju feinem Senbboten. Gr über=
gab ihm auä ber Jpunnifchen ©cute einen reichen Schah für
ben S. ißetcr unb befahl ihm mit £abrian’3 Nachfolger baä
»ertragsmäßige HJerhältniß jtoifchen ber Äirdje unb bem
granfenfönig ju orbnen, unb in bem ihm »orgefchriebenen
Sinne neu ju befeftigen. Sein eigenem Schreiben an Seo
fpradj fich über bieS »richtige Sßerhältniß alfo aul: „2Bir
haben, fagte Gart barin, Slngilbert alles aufgetrageit, loaS
unS münfchenSloert ober auch nötig fchien, bamit Sh* in
medjfelfeitiger Uebereinfunft beftimmen möget, mag jur Gr=
hebung ber heilten Air$e ©otteS, ober jur ®auer Gurcr
Ghre, ober jur ©efeftigung unfereä ^iatriciatS von Gud) als
nottoenbig erachtet »erben mag. 3>enn loic ich mit bem
feligeu SBater, Gurem Vorgänger, einen Vertrag heiliger
1 Annal. Laurisstns. ad ann. 796: Leo moi, ut in locum ejus
successit, misit legatos cum muueribus ad regem, claves etiam cou-
fessionis S. Petri, et. vexUlum Romanae urbis eidem direxit. Sbtnfo
Regiiion. Clirou. (ad ann. 796), twl jene Simaicn ab[($r«ibt; (o
Annal. Einhardi unb brr fie in 4krf{ bringcnte Poeta äaxo. Anna).
Bertiniani. Tiliani ad ann. 796.
‘ Rogavit ut aliquetn de suis optimatibus Romam mitteret, qui
populum Romanum ad suam lidem atque subjectionem per sacra-
menta firmarct: Annal. Einhardi.
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506
Vierte# ©ucb. Siebente* tSapitet.
Vaterfdjaft gefdjloffen I;a&c, fo loiinfche ich aud) bas unber=
lefelidie Vütibnife berfelben Sreue unb Sliebe mit euch ju
fd;liefiett. 9luf baß ich (bie bimmlifche ©nabe gebe es burch
giirbitte ber .^eiligen!) be« apoftolifdjen Segen« Gurer apo=
ftolifcbeu .heiligfeit überall teilhaftig fei, unb mit ©otte«
iiUUen ber Sife ber heiligen römifdben ßird;e burch unfere
Devotion immer »erteibigt loerbe. llu« fommt e« mit .hülfe
ber göttlichen Siebe ju, bie heilige Äirdhc Gbrifti gegen ben
Giitbrang ber Reiben nnb bie Vermüftung ber Ungläubigen
allcntl;albcn braufeen mit ben SBaffen p öerteibigen, unb im
Innern burd; bie 3Iufred)tbaltung be« fatholifd;cn ©lauben«
31t fdnrmen. Sud) fommt e« 3U, 0 ^eiligftcr '-Batet, mit p
©ott erhobenen .Rauben wie 9Kofe« unfere Dlitterfdiaft ju
unterftüßen: bamit burch Sure ^nterceffion unter ©otte«
gührung unb Verleihung, ba« c^riftlidjc Volt über bie geinbe
feine« heiligen -Kamen« überall unb immer ben Sieg behalte,
unb ber 9lame unfere« .herrn 3efu Gbrifti in ber ganjen
SBelt verherrlicht tocrbc." 1
G« gebt nicht au« biefem Schreiben beroor, Sari ha^e,
Wie man fid) ungefebitft au«gebrüdt hat, ben ißapft um bie
Veftätigung be« fßatricier=!£itel« gebeten; er bcglüdmünfchte
ihn burdb feine ©efanbtfchaft unb begehrte eine neue Wege*
lung be« alten noch 311 9(ed)t beftchenben Vertrag«, loelcbcr
1 Ep. ad Leon. Papam apud Alcuin. ed. Frohen II. pars 2.
nppend. p. 559: illique omnia injunximus. qiiae vel nobis volunta-
ri», vel vobis necessaria esse videbantur, ut ex collatione mutun
conferatis, quidquid ad exaltatiouem S. Dei Ecclesiae, vel ad sUi-
bilitatem honoris vestri, vel Patriciatus uostri fi rin i taten) necessarium
intelligeretis — — — vestrum est, s. Pater, elcvatis ad Deum cum
Moyse manibus nostram adjuvare militiani. jdp Ijabc mir erlaubt,
Militln tiird) teil fpäteren, ttxb raffeuben ©egriff SHitterfcßaft aubpitriicfeii.
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%fontificat Vee’S III.
507
in bem ^atriciat feinen formellen 2luSbrud faitb. ffienn
biefer örief bas Sßer&ältnij? beS IfJapftS unb beS ^itriciuS
im allgemeinen oon ber Seite ihrer Pflichten flar auSeinam
berfepte, tourben boefj bie ©renjen ihrer 5Hedite [;ier nicht
angegeben, nnb alles waS beren Ausübung in 93ejug auf
bie Stabt 9tom unb bie bem S. ^ßeter gefeftenften ^rooinjen
betraf, batte Garl in ber münblidien Qitftruction feines ©e-
fanbten auSgefprodjen. Gr batte bie Sdiliiffel bes ©rabeS
unb baS SBanner oon 'Jtorn empfangen, bebeutenbe 3eichen,
mit beiten, mie man meint, baS dominium ober Imperium
an Garl erft übertragen worben fei; unb bie Schichte barf
es nicht oerfchmäben , biefen Spmbolen eine aufnterffame 33c-
traebtung ju toibmen. GS erzählen Ghroniften , bap im
3<»br 800, ehe noch ber Orient oou ber Krönung Garl'S
wupte, ÜNöncbe aus Serufalem ihm bie gleichen Spmbole
überbrachten. £>er Patriarch jener heiligen Stabt fanbte ihm
jtoei Klofterbrüber Pom Oelberg unb ton S. Saba; fie be=
gleiteten beit an .yaruit Sllrafchib abgefd)idten ©efanbten
Garl’S, ben ißreSbpter 3a$aria$/ «auf ber 5>tücf fefir nach
iHom, unb brachten bem König „utu bes Segens willen bie
Schlüffel Pom ©rabe beS .yxrrtt unb Pont Ort Galparien,
fammt bem Banner." 1 $er ^Patriarch einer bem Kalifen
1 £ie Auual. Luurissens. ail anu. 800 fagett jutar: qui lienc-
dictionis causa claves svpulcri dominici nc loci calvnriac. claves
eliam civitatis et montis cum vexillo detnleruut (.ober nad) bem
Cbron. Moissiaeense ad ann. 801 : et montis 8ion cum vexillo
crueis); aber Cinbarb, ibr SJebacter unb gortfeper, lagt nicht« wen ben
Schlüffeln auch ber Stabt, foitbeni mir wett beiten be« (»rate« unb be«
(Salearienberg«. 3m 14. saec. erjühlte äRathia« ecu Köeftmilnflrr (Flores
Hislorinr. — de rebus Britnnuicis ad anu. 801), baß ber 'Patriarch
i'ctt 3<riifalem Carl’ ein filberne« Sleriümn unb bie ©chlüffel bet heiligen
Stätten (claves locorum sanclissimorum dominicae resurrectionis)
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508
Vierte« ®u<b. Siebente« Sapitel.
gebörenben Stabt formte fdbwcrticb beu ©ebattfen fabelt, beut
granfenfönig bie .^errfdjaft über ^erufalcm ju übertragen;
aber Martin felbft ocrltcl) betn berühmten gelben be« 2lbcnb;
tanbö bie Sd)Utibof;eit über bie ^eiligften Stätten be« SbrU
ftentum«, unb in golge bicfeS Vertrags fanbte ber ißatriardj
fowol als ©abe be« Segen«, wie al« Symbole ber Sdjufc*
berrliöbfeit an Carl ba« Banner ber Äircbe bott Serufalem
unb bie S<$lüffel jener ^eiligen Orte, bie unter feinen Sdjirm
fid^ gefteUt batten. ®er 25egriff eine« tßatriciu« »on 3eru=
fatem war nief>t aorfjanben, unb Sari ergriff jene 3c><$en
al« Sdjimioogt ber ^eiligen Stabt überhaupt.
$ie Sdilüffel toorn ©rab be« $eilanb«, bem größten
Heiligtum ber Sbriftenbeit, unb ba« 23anner Serufalem’«
. erflären trefflich aud) jene Scblüffel üom ©rabe be« 2IyofteI=
fürften unb ba« Sßanner 3tom’«. 25c ibe waren Symbole,
unb beibe bescicbneten bie Scbirmtoogtei unb beroaffnete SRilitia
Sari’«, be« SDcfenfor« ber dbriftlidben Religion unb Äirdbe.
Slber wenn bie Sntfernung unb bie Sclaöerei ^erufalem’« Sari
nur ju einem jwcifelbaften 2lb»ocaten biefer Äirdie, gleidbfam
in partibus infidelium, mad>te, war feine Stellung ju
9tom eine ganj anbere, unb biefelben Symbole batten eine
reellere 25ebeutung. llrfyrünglidb waren golbene S<blüffel
non ber Sonfeffion S. i|5etri nur al« wunberfräftige ©bren=
gaben be« £>eit« »erfd;enft Worben, bod) bie erweiterte ge--
ftbi^tlicbe 25orfteUung batte fie ju 3ei<ben ber »ertrag«mäßigeu
Pflichten Sari'« in 25ejug auf bie ftirdie uub ibr Sigentutu
gemalt. 2)er 3u8a»fl jum ©rabe be« Slyoftel« (unb bie«
gdefcirft fab«. Cgin^atb Vita Karol. c. 16 ['triftet i'cn $anm nur, baß
er Carl' snci-um illum et salutarem locuin, ut illius potestati atl-
scriberetur, concessit.
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®ie rem ® rab ©etri unb ba* ©amter 9tom’«. 509
»ar mieberum Symbol ber Äird)c ünb ihrer Patrimonien)
tourbe mit ihnen in bie .fjänbe beS dürften gegeben, ber
jenes unb biefe }U fdhirmen berufen mar, unb mie S. Peter
unb ber Papft bie bogmatifchen Schlüffel in ben £)änben
trugen, vertraute bie Phantafie ber Air$e bem Äönig Sari
bie mirftichen Sdhlüffel, als bem 2öäd^ter unb Bogt beS
SlpoftelgrabeS unb alles beffen, maS biefe Sonfeffion (fte »er=
fdjloji oiel ©dhenfungSurfunbett) auSfpradh. 1 Sari mürbe
freilich nic^t als Sdjlüffelträger irgetibmo abgebilbet; biefe
Borftellung mürbe bie bogmatifchen Figuren beS Sd;lüffel=
trägerS Petrus unb feiner Nachfolger »ermirrt haben, aber
man ftellte ihn paffenber als Bannerträger ber Jtirdje bar.
Obmol fein Sl;ronift berichtet, bafj irgenb ein papft oor
£eo III. bem patriciuS ber Nömer baS Banner Nont’S über»
fehieft habe, fpredhen bodh einige ©rünbe bafür, baß es ge=
f drehen fei. Schon jene alte ^infehrift auf einer 2lltarpfatte
im S. Peter läßt oermuten , bereits .öabrtan hübe Sari baS
Bepillum überfanbt. Unb baß ber ©ebrauch eines folgen
' 34 »rrroerfe bie Stnfidjt ?e Cointe’« (Annal. Eccl. Francor. ann.
796. n. 11), welcher biefe ©djliiffet für bie alten gebräuchlichen Smulete
ball; unb ich fiiinme bem aiemanui (I)c Lateran, parietinisc. 14. p. 95)
bei, weither fagt: sed quibus templi Vaticani aptabantur fores, vel
quibus Petri nionumenti adyta et penetrnlia servabantur. ®aß bie«
bie anfitbt ber bamaligeit 3eit war, lehren mid) einige aufierorbemlicbe ©erfe
be« Iheabulf »on Crlean« (beim Dom Bouquet V. 421): er fagt bem
Üönig Carl:
Coeli habet hic (sc. Petrus) claves, proprias te jussit habere,
Tu regis Ecclesiae, nom regit ille poli,
Tu regis ejus opes, clerum, populumque gubernas.
Unb bie ©erfe be« Poeta Saxo im 9. saec. (vers. 4. 5. ann. 796):
Confestim claves, quibus est confessio sancti
Conservata Petri, vexillaque miscrat urbis
Romuleae —
«lemanni hätte feine ?lrt ficht baburth glänjenb rechtfertigen fönneit.
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©icrtc« ©u<$. Siebente« CEapitcl.
\
Spmbolg niefit »ereinjelt baftanb, bewies eben ba§ Banner
bou ftentfalem. Gä febeittt aujierbem, baf? febon »or biefer
3eit ftlöfter ihren Berteibigern al3 3c*^en ber bewaffneten
Slboocatur eine gabne febitften, Wie biee feit bent sehnten
Jabrimnbert häufiger ©ebraueb war. 1 HJenu nun bie
Scbliiffel Garl’8 ebrctnwlle Pflichten ais ©rabegwäcbtcr tunb
gaben, war baS 'Banner ein toiel bebeutenbere« politifdjeä
Attribut feiner Steche: e£ tarn ib«t in ber Gigenfcbaft al3
piatriciuS ober $up ber Stömer 311, unb bas .’öeerjeicben in
feiner .öanb betunbetc, baff er mit ber „äRilitia" »ott Stent
betraut War. ®ic (Sbrouiftcti nennen beebalb bieS Bepilium
pajfenb „Banner ber römifeben Stabt," unb fie fdicinen babei
»erftanben 3U fmben, bat! ficb in biefetn burdjauä militifdjen
Spmbol bie Stimme beö GpercituS unb Hol Es xwit Slom aus--
fpradj, inbem bies feiner Seite Gart bag Slmt eines ®uy
unb .§eerf übrete baburdi übertrug, 3nbefj wir büren nicfjtS
non einem officiellen Slnteil ber Bürgerfcbaft ober bc$ Gper=
citite unb ber Dptitnaten Stont’d au biefen Gart oerliebencn
3eid;en; ben römifdjen Senat bebecEt bie tieffte Stadst, unb
ber 3lbgefanbtc Slitgilbert ober ba§ fcttiglic^e Schreiben war
einzig an ben ipapft gerichtet, ohne irgenb einer ftäbtifdjen
Äörperf^aft 3U gebenfen, Weiche bei ben Unterbanblungen
eine Stimme batte buben bürfen. Die Stabt Stom geborgte
bem Papft , ibre ÜJtilij ftunb im SMenfte bcs Slpoftels, unb
ibr eigene^ Banner würbe »om 'Papft an ben ÜDtileS unb
Xefenfor ber Atircbe rcrliefm, auf Slbbilbungen aber non
S. petnte felbft ibtu in bie .§änbe gegeben. 3n biefer 3eü
oermifdpen ficb bie weltlichen unb geiftlidfen Begriffe nur ju
fel;r, unb wie ber 3iamc respublica einen sweibeutigen
1 Sitf« ©«fli Crilic. min. 79ß. n. IV. mit min. 740. u. XI.
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©cgrifj bc« ^3atriciate.
511
©in« l;atte, fo ifi aud» baä ©ombol bes Kattnere jweibeutig,
- utib ba3 Keriüum ber «Stabt SRom gebt in ba8 ber Äirdie
wie il;re8 ißatrimoniumä über. ■ 2Ran barf au§ jenen 'Kerfen
ber ^ttfd^rift §abrian’ö:
Sii^ in rer ©tobt ber getreuen Derlei bt er ba« rcmifd)e Banner
Xienenben , treibe er felfcjt fU$ nad? ©efadeit cnräblt,
fdiliejien, bafs bie<S .öeerbanner ficb wirflidj auf bie Sedjte
bejog, bie Carl bamit in ber 6tabt übernahm; bodjj biefe
folgten nid;t aus bent Könnet, nod; waren fie bureb baffelbc
eigentlich unb tlar auägefprodfen. Dab Kcpilium wirb über=
baupt Garl ftetsS in boppclter Gigenfdjaft bejeidwen als ÜJlile$
ber apoftolifeben fi'ircbc im 2lUgetncinen, litib im Kefonbertt
als oberften sJtid)ter unb Gewalthaber in allen bent ©. IfJetruä
unterworfenen ^rooinjctt.
Söidjtig unb pon pofitipeit SJtecbten allein begleitet ift
ber ijktriciat, über beffen ocrtrag&näjjige Kefeftigung 2lngil=
bert mit Seo übereinfotnmen füllte. ftraft biefeS 2lmts ge=
fdiab e3, baß ber ifSapft Karl aufforbertc, einen feiner ©rojien
nad) Mom zu febiefen, um ben Gib ber Dreue unb beö G5e*
borfam^ Potn röntifdien Kode ju empfangen. Gr eilte bie
oberfite militärifcbe unb richterliche ©ewalt bent ©diirmberni
ZU bcflä tigert, ohne beffen Pon allen anerfannte Kcfugnifj
ZU rieten uttb ju ftrafen baä ißapfttum ben 2lriftofraten
SRom’ä wehrlos unterlag. 9lacb ber Ufurpation Doto’3 er;
fannten bie Rupfte flar, baff fie Weber sperren il;re« StulS
noch Storni bleiben tonnten, wenn nicht über bie weltlichen
Dinge eine allgemeine ©ewalt geftellt würbe, Por ber ft<h bie
1 ©agi nennt baS ©anner vexillum 8. Petri ober Ecclesine, unb
fllcmaimi fagt nit$t allein vexillum urbis, fonbern aud) pntricintus.
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,512 Pierte* $11$. Siebente« Gapitd.
Stömer beugen mußten. 9htn trat bcr ^ßatriciuö bebeutenbcr
bemor, er mailte neben ber ^ftiebt bie Ätr<be ju be=
fdbüpen audb bas 9lecbt geltenb, in ben ibr gefc^cnften £än=
bern unb in bem ftillfcbmeigenb ibr untermorfenen £ucat bie
bödbfte ^urisbiction auSjuüben. 1 3Jiit bem galt bcS lange*
barbifeben 9tci<bS, beffen Mrone nun bcr fränfifcbeit binju*
gefügt marb, mürbe ber Üitel ißatriciuS jum erftenmal
mit bem Semufjtfein aller feiner 9tccbte imn (Sari in 3lnfpru<b
genommen. 2ücnn er Por bem ^abre 774 ib« niemals in
Diplomen gebrauste, begann er ibn feitbem §u führen; 7
unb als er feinen erften Sefutb in 9tom machte mürbe er
bereits mit ben Gbren empfangen, bie man fonft bem Gparcbett
f^ulbig gemefeit mar. Gr gab felbfl ben Sitten .ftabrian’S
nadj, unb jeigte fid) bem Solf in ber Äleibung eines rbmi*
fd;en iftatricierS , bie er nur ungern mit bcr fränfifeben
Xratbt Pertaufcbte, unb na<b bcr auSbrücf lieben Scmerfung
feines SebenSbefdbreiberS nur jmeimal anlegte, bas erftemal
auf Sitten .fxtbrian’S, bas anberemal auf Grfucbeit £eo’S;
er jog bie lange £unica unb Gblamis an unb bie römifeben
Scbube, meldbe Gaffiobor bem ißatriciuS beilegt. 3 11 biefer
1 De Muren De Concordis »c. I. c. XII. n. IV.: Pntricii nomen
duo quncdnm complectebatur, et jurisdictioneni qua Reges in urbe
ex consenau Pontificia et populi Romani potiebantur, et proteetionem
gen defenaionein quam Komanae Eceleaiae polliciti erant; unb ibnt
felgt 'pagi unn. 740. n. VIII. t’e tiomte fud)t feine ilMcimtiig, tag Som
bi* auf Seo III. tiocb bem griedbiftben Saifer gebordit (>abe , ju behaupten,
unb gebt baber im 'Patricia! Carl’« nidjt« mehr ale bie protectiq (Annal.
Eccl. Francor. anu. 754. n. 57. ann. 796. n. 15). Sllnnaimi miß in
bem patririu« nur ben Seftnfot unb fiiius adoptivus erlernten (De Lateran,
parietin. p. 64).
’ äforber jeidmete er gtb Carolua gratia Dei Rex Frnncorum, vir
inluster. Siebe ÜKabiUcn De re diplom. c. II. 3. p. 73 unb bie Diplo-
niata Caroli Magni beim Dom Bouquet ic. V.
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■i'rgrtff bc« ^tatriiiat*.
513
Fracht floßt ihn ein altes ©etnälbe jmifdten feinen beiben
.ftanjlern bar.1 ®ie Siebte ber oberften ^uriSbiction, reelle
(Sari als ißatriciuS an Stelle beS Gparchen auSiibte, mären
bereits feit bcm ^alfr 774 jmifdien ihm unb .fiabrian feftge»
fteCt morben , unb £eo III. burfte bei feinem 9legicrungSan=
tritt baS vertragsmäßige Serhältntß nur erneuern, unb burdp
medifelfeitigcS ©elöbniß neu befeftigen. 2 Ser Ißatriciat mürbe
nicht von 3leuem beftätigt, meil er lebenslänglich mar, aber
Garl beauftragte feinen ©efanbten , über bie 2lusbehnung ber
i'efugniffe beffelbcn ficb flar auSjufpredten. Gr empfing
von bem neuen ißapft bie unummunbene änerfennung feiner
oberften ^urisbiction in fHom, im Sucat, unb Gjarcßat;
Sltigilbcrt nahm in feinem Flamen ben Gib ber Sreue von
ben Römern, unb 2eo befanntc, baß 5Hom Garl’ als bem
weltlichen Oberberrn ju gehorchen höbe.
2. Xarfledung ber ©armcnic pi'ifdjcn ber geifilitfeen linb trcltlitfyen (Setealt
bnrtb bie rcmiirfje Runft. Sie SRofaifen in ber Äircbe ber <g. ©ufanna.
Xa« berübnite 2Jiufto im Xrkliiiium ?eo’« III.
Gin a«ufiv veranfehaulidite ben SJtömern baS ^erbältniß
Garl’S su ihnen unb jur ftircfie, ein merfmürbiges Senk
mal ber ©efd;id)te SRom’S, bes ^beenfreifeS jener 3eit
unb ber monumentalen Äunft, mclche von einer großen
1 Eginhard Vit« c. 23. Rom»»* semel, Adriano pontiftoe petente,
et iterura Leone succeasore ejus supplieante, longa tunica et clamiile
nmictus, caleeis quoque Romano more formatis utebatur. Xie 21b«
bilbung tiarl a al« ^Jatriciu« na»b einem alten Scber be* ißaulu« tßrtaeiu«
gibt SMabiQcit Supplem. de re diplom. <x IX. III. p. 39.
’ Sie« ift auch bie 2tnf»c^t te Söiarca'« k. III. c. XI. n. 8: „fides
illa et subjectio populi Romani jure patriciatos debebatur Carolo;
quam novis sacrameuti« adbibitis confirmari Leo cupiebaL“
® rffloroslu«. Wef<bl»bt* ter Statt 9trm. II. 33
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514
Hievte« Hutfc. Siebente« Sapitri.
gcfc^ic^tltd^cn Spotte angetrieben fid) plößlid) in eine vorher
nid^t berührte Sphäre ber ©ebanfen erhob.
©ereifert bnvd> bie fmnnifdbcn 53eutefd;ä0e, wovon ber
freigebige (Sari einen SlnteiT nad; 9tom gefanbt hatte, machte
fi<h £eo III. im $ahre ?9G mit grofjettt Gifer an bie 2luS=
fthntüduttg vieler .ft ir dien ber Stabt. GS fc^>eint, baß bie
3bcen ber 3eit, bie auf bie Griteuerung beS abenblättbifchen
ÄaifertumS gerietet Waren, in feinem ©cift fid) lebhaft ab=
fpiegelten. SDie beiben oberfien Gewalten ber metifcbiicben
Drbttung, bie politifdje unb bie geiftliche, Ratten fdhon feine
Vorgänger währenb beS ©ilberftreits in ihrem Unterfcbiebe
beutlich erfa&t unb auSgefprodjeit ; fie boten fid) jeßt
bem Sorftellen in ihrem fachlichen 3ufammcnluir^en bar.
SBährenb bie geiftliche Gewalt im i|Japfi fid) barftellte, bem
baS große Spftem ber .Kirche in allen ißrovinjett beS 2lbenb=
lanbeS unterworfen war, gewann bie politifdhe SDZad^t im
granfenfönige immer beftimmtere ©eftalt; fein unbcficgteS
Schwert ^>attc bereits bie Voller von Pannonien bis jum
atlantifchen SDteer, unb Pott ber Jlorbfce bis an ben Siris
in ein einjigeS JReidh bezwungen. $ic sp^antafie ber 3Jteu=
fcfcen befchäftigte fid) Poll leibenfchaftlidjcr Hoffnung mit biefen
beiben bamalS twdiften formen beS fittlidicn SebenS, unb fie
geftaltete bicfclben bereits als Gharaftere einer großen 3ühutft
ahnungSPoü in bettt ibealen 3t eich fünftlerifdfer Slttfdhauung.
Schon in ber S3afUifa ber S. Sufanna auf bem üuirittal,
von welcher er ben Xitel geführt hatte, fpielte Sco auf biefe
®orflclIung an. Gr ftelite bie Stirdje her, er äierte ihre
SlpfiS mit einem HtufiP von neun giguren, oon benett rechts
unb linfs bie lebten waren feine eigene unb Garl’S beS
©roßen ©cftalt. '-Beibc üDtänner ftaitben, toie bie übrigen
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Xie üMciaifen in per g. gufamta. 515
Figuren, auf bergälmlicheu ©ipfeln, unb bcibe waren mit
bem üuabrat hinter bem Raubte abgebilbet. r fjjapjt hielt
ba« ©ebäube ber .Kirche in beit Rauben, eine nuirbige Gr=
fcheinung mit bartlofem ©eficht unb mönchifch gefchnittenem
£aar; Gart trug eine Sauiica unb bavüher einen fangen
ajfantef mit reich >u Gbelftein gegierten Porten, au« welchem
bie Scheibe feine« 2)egett« betworfab. Sein .fjaupt mar mit
einem ©erret gefchmiicft, ba« eine .Rroitc umfafitc, unb bie
©rabität feine« föniglidjen Stntlihc« erhöhte ein langer frie-
gerifcher Schnaujbart. 2)ic Schuhe mit junt Änie herauf:
gemunbetteu Xibialictt ober ©änbern hetteibeten feine giific
nad; römifcher 2(rt. 1
G« mar ba« erftemal, bafj bem ©übe eine« König« ein
ißlatj neben Zeitigen unb Spofteln auf bem 2)tufio einer
Kirche 9tom’« eingeräumt mürbe. 3m fech«ten Qahrhunbert
hatten bie 9tavennaten ben .Reifer Sufliniati mit feinem 0e=
folgc in mufimfeben g-fguren auf ber Tribüne üon S. ©üale
abgebilbet, unb ficb nicht gefreut, ein« ber niebcrträchtigften
©Seiber, feine ©entalin Jheobora, ebenfall« bort im Tempel
unter heiligen Porjuftellen ; * aber in 91 cm miberfuhr Weber
1 Xie SDtofaifen in Per @. Sufamia mürben um 1COO jrrftört , ab«
(int Sbbilbuug erpielt fidj. Xie gigitren Peo’« unb Sari'« taim man beim
SUemauni de laternn. Har. p. 7 feben, unb beim Ciampini Veter. Mon. II.
tnb. XLII. Tcdf mäbreub ftlemanni bem Slullip Carl'« nur einen @$nait)>
hart gibt, macht ihn ßiampini gan} bärtig, unb er fegt ibm einen in eine
Silie eitbigeuben Jtopfbunb auf. Xa« iliiifi« fal) noch llgonio, aber er fe(}t
bie 3eit feiner Verfertigung ohne Öruitb in ba« 3abr 800.
1 -Jiacb Stuben« erjagte fogar bie «age, baß beim Cimrdou Xbec»
bora’« in bie Äirtbe eine meifje Xaube vom Fimmel geflogen (am, ihre
ginget in ba« ffieibbecteu tauchte unb bie Itaiferiu befprengte. Xiefc un»
fdjulbige Xaube tauule fcbimlich bie (Mcbicbte von beit Xbeatergänfeu, bie
‘'Procopiu« eqäblt. Xie ftbbilbmtg ber Staoennaiifdpen äJiufipe beim ßiam-
pilli Veter. Mon. II. tnl». XXII.
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516
Vierte« Such. € iebente« Sapitel.
i^tn tiod) einem feiner ©orgänger ober 9?adtfoIgcr eine gleiche
Gf;re, unb nur bie ,§ulbigungsbitber ber Äaifer mürben nad)
(lerfömmlidiem ©ebraudi in einer Capelle beö Sateran auf=
geftcDt. Gart mar bentnadj ber erfte gürft, beffett ©ilb ju
bleibenber Grinnerung in bie 2tpfiö einer röntifeben Äird&c
aufgenommen marb.
gnbefj ju einer einbrucf^oolieren ©orftellung, als jene
eS mar, erhob fidj bie römifd^e .fiunft im i'ateran fefber ;
fic ftellte bort jenen C'icbanfen ber fwrmonifcbcn Regierung
ber ©ötfer bureb ihre beiben tHcpräfentanten in jmei
fid^ entfprcdjenbcn parallelen giiirflid) bar. ^mifdben ben
fahren 796 unb 799 oermebrte ber pracbtliebenbe 2eo bie
SCricIinieit bc£ päpftlidien ©alaftä burd) ein aufserorbeutlidb
foftbareö ; eö mürbe baju beftiinmt, fomol fürftiie^e per=
foneti jur ©emirtung aufjunefmten , alö bem pap ft felber
an .fjauptfeften mit ben Garbindlen jum gpeifcfaal ju bienen.
3mu Unterfcbieb ton ben übrigen Sriclinien mürbe es ba<?
größere, Triclinium majus, genannt. G3 mar mit ÜJtarmor
getäfelt, mit marmorenen 9telicf3 gef^müdt, feine Sauten
maren teils aus porpbpr, teils au$ meifjem SJtarmor, unb
brei Tribunen, bie für ben Papft beftimmte bem Gingang
gegenüber, bie anbern ju beiben ©eiten, glänjten oon mu-
fioifeben ©ilbem. 1 ®ie ©orftettungen ber lc|tern finb nicht
1 A iiast. iu Leone 111. u. 3G7. Triclinium majus super omnia
triclinia nomine suoe magnitudinis decoratum. Seo 111. baute noch
einen anbern Sfseifefaal im Sateran mit elf Tribunen, unb biefen nennt
SUemamii triclinium minus. Tiefer berühmte Cuflc« ber SSaticana,
Herausgeber ber Historia Arcana be« fßrocob, bie er an« Sicht jog, leib-
mete jenem erflcn Triclinium fein SEBerf De Lateranensibus Parictinis
restitutis. Romae 1625, unb mit einem Stuhang, 8tcm 1756. <5r mar
baju aufgeforbtrt ccm Carbinal granceSco SJarberini, bem 'Jieffeu Ur*
ban’e VIII. , ber bie Tribüne Sco’e brrftetle» ließ. Sblan bemerft ba« Slbbilb
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Xie SRofaiteu im Xriclinium fco’« III. 517
mehr auf uns. gefontmen , aber bie Siojaifen bev töaupttri;
bune ba* un« eine getreue ßopie ju überliefern tocrtnocbt.
3n ber SJlitte biefe« Silbe« ift ber ,§eilanb auf bem Serg=
gipfel mit ben barau« entfpringenben toter Strömen ftefjenb
abgebilbet; er hält ein geöffnetes Sud) in ber ,’öanb , vorauf
bie SBorte Pax vobis 5U Iefen finb, wäbrenb bie erhobene
Siebte bie juhörenben jünger belehrt, benu biefe fteljn ju
beiben Seiten, mit über ben .jMnben aufgcfdf>ür$tem ©ewanb,
gleidhfam bereit, nach empfangener Sehre in bie SSJelt ju
maitbern, wie bie« bie Unterfthrift anbeutet: „Oelpct unb
lehret alle Hölter unb taufet fie im Flamen be« Vater«,
be« Sohne« unb be« heiligen ©eifte«, unb fiehe ich hin mit
euch «He Sage bi« an ber 2ßelt ©nbe." ßine jweite 3U;
fchrift um ben Sogen her aber fagt: „(5bre fei ©ott in ber
Jg>öhe , unb auf Grbett griebe ben SDteufchen, bie ba ©utc«
wollen." 1
3ur Rechten unb Sinfert biefe« ©entälbe« befinbeu
fid) nun bie beiben parallelen Vorftcllungen, bie mir bereit«
angebeutet haben. Sie bejiehn fich auf bie «Harmonie ber
geijHicheu unb weltlichen ©emalt unb ihre göttliche Sinfe(sung
ober Verleihung an beren oberfte Präger, hier au ben VaPfi
S. Siltoeftcr unb ßonftantin ben ©roßen, bort an ben ißapft
Seo unb Garl ben ©roßen. 3n jener ,3cit erinnerte man
fidh lebhaft an ßonftantin, ben Äaifer, welcher ba« Mrcuj
ber berühmten Mtofaifeu (jeute in ber freiftebenben 'Jliftbe an ber Sapefle
<2. ©anctcrum; bemt nach bem 3erfaB ber Xribune befergte ©enebict XIV.
um 1743 ihre bortige getreue Sepie mit ■’pillfe von 3fit$nun8tn >n
©aticana.
1 R11 ntes docele otnnes gentes baptizantes eos in nomine I’atris,
et Filii et Spiritus sancti :e. , unb Gloria in exeelsis Deo, et in terra
pax liominibus bonae voluntatis. 3n ber Hütte ber Xribune aber ber
Marne Peo mit bem SRonegramm Sbrifli »eTfcblungen.
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Öl 8
Vierte* sPutfy. Siebente« Capitel.
in feine gafync aufgenommen, bie djriftlidjc &ir<be jur ^err-
febenben erhoben, unb mit fo oiel ©fitem auSgeftattet ^atte,
bafi man il;m mäbreiib ber Regierung .frabriau’S bie berüdj=
tigte Sdjenfungsurfunbe jujufebreiben magte. GS mar na=
türlid;, in bem befte^enben 93erbältnijj ber Äirdje ju Gart
bie ätjntic^fte parallele aufjufinben. Garl ber ©rof,e mürbe
bereits mit Gonftantin nörgligen; ber mädjtigfte .öerrfcbev
beS 2lbenbIanbeS, Äönig Qtalien’S, ^atriciuS ber 9iömer,
Öefiegcr fo vieler beibnifc^er Golfer oerbiente mit Siecht
biefen 9tamen , ober er übertraf vielmehr jenen Äaifer burd)
ben Umfang mirflidjer unb nid^t blos eingebilbeter Sdicm
futtgen an bie .ttirebe. GS ift als eine auSgejcidinete £l;at
ber bamaligen Äunft ju betrad;ten, baf; fic jene gefd^ic^tltd;en
Skrbältniffe fo flar auSjufpredben oerftanb, unb biefc SKufioe,
obmol rob, ganj ohne ^ubioibualilät unb ebne Spur eines
Sinns für baS ißorträt, finb bettuod; in Söejug auf ben
©ebanfeit il;re böd;jte ficiftung in einer 9leibe oon 3abr:
bunberten.
2luf bem 5öilbe redbts tront GbriftuS; ju feiner Sledjten
fniet oor ibm S. Sifoefter, Gonftantin jur Sinfen, beibe
3eitgenoffen unb, mie bie üegenbe erjagt, burd; $reunb=
fdbaft oerbunbeu. 2>er ^eilanb reicht bem 'jkipft bie Sddüffel,
bie er ju empfaugen im begriff ift, bem Äaifer aber baS
i'abarum ober Öanncr, melcbes biefer bereits mit ber 9ted;teu
erfaßt bat. GS ift eine in brei 3ipM auSgebcnbe Jabnc,
in bie fecbS 9iofen cingeftidt finb, unb baS ®ilb beS MreujeS
erbebt fid; über bem Quaft beS ifanjcnftabcs. Gonftantin
trägt um baS .paupt einen gejatften Äronreifen ; baS Saniert
ftebt meit aus bem faiferlid; oerbrämten Obergetoaitb ab, an
ben rbmifdjeu Galcei bat er Sporen, uub fein friegerifdbeS
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®ie SERofaifeii int ®ricliitiiim Pco'« 111. 519
2lntlifi jeicbnet ein mächtiger Sd;naujbart aus. Sieben if;m
fleht getrieben R. COSTANTINVS. 1
Xicfer SöorfteUuttg entfpridQt böllig bic aubere auf ber
linfen Seite, foiool in Figuren unb ©nippe, als in ber §anb=
lung, mit ber alleinigen unb für bie Gpodie beö jungen
Hird;enftaatS bebeutenben 2lu3nahmc, baß l;ier fßetruS an
Stelle Glmfti getreten ift. Xer Spoftel, in Haltung unb
Slusbrud ber bronzenen ©eftalt im S. ^eter jiemlidji ähnlich,
ift mit beut Gallium heflcibct unb fyält brei Schlüffel auf
feinen Äitien. 3)iit ber Sichten übergibt er bem fnieenben
fßapfl Seo bie Stola als 3ei^cu feiner päpftfidjen Söürbe, mit
ber Sinfen bem fnieenben Gar! baS Banner als 3ei^en feiner
SJlilitia unb oberrichterlichen Gletoalt. Xer Honig trägt bin
baS gefrönte Söerret u>ie auf bent SJiufto in ber S. Sufanna,
unb überhaupt gleißt et an ©eftalt unb ©etoanb feinem
Gbenbilb in biefer Hird)e. So [teilt bie bebeutenbe jpanblung
bie Ginfetsung ber geglichen unb zeitlichen ©ezalt bar,
1 ®ie gigttr be« hapßä ift jetjt burtp feine ■Schrift bfjritbnct. 3rf>
folge in biefer Grftärung bem iUentaitni, unb wrteerfe jene STOnratori’«
(Annal. ad ann. 798), »eitler bie '.papftfigur für <£. Bieter (»It, Gon*
flantiu aber filr Geuftantin V. 'Jtccb unhaltbarer ift bie Snfitpt äffemanni’«
(Exeerpta de sner. Imag. , Slnpang beim Slemamti), baß bier .$abrian
unb Gart »orgeftellt feien. Stleinanni treibt nach, baß bie erfte gigur
0. Silrefler fei, uitb ber ^kratteliemu« macht ba« t(ar. ffier fann glauben,
baß um biefe 3«t ber %'Opft ba« Silb eine« bpjantinifepen Äaifer« in ein
laterauifibeä SDtnfi» trürbe aufgeuommen haben V ®a« Ouabrat um Gon*
ftantin’e §aupt erflärt ft cp au« bem Ö)egettfa|j ju ber (Slerie Silrefler’«,
trenn mau e« nicht mit ber geiflreitbcu Grflärung SUeutauni’« a(« Slttegorie
ber rier Äarbinaltugeiiben b>« unb anber«tro annebnieit tritt. ®a« R.
über Gonftantinu« nehme id> mit fßagi nicht fiir Rex. fonberu für Roma,
trie ftth auf einigen fpäteren fMimjeu bie Sufförift Roma finbet. Xorrigiu«
fab eilt alte« fWttftr au« ber GapcUe ber füiuttergotie« 3obaiui’« VII., me
über 'Iktni«' Jpoupt Rotnn ju lefen mar. 5iepe Xiotipftii« Sacr. Vntican.
Hnail. Crypt. Mon. t. XVIII.
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520 Sicrte« ©utL Siebente« fiapitel.
inbent bie ßir$e burdj ihr $aupt ißetruS mit jenen Spm=
bolen bie hoppelte '-Meinung tolljieht. Tie ^nfchriften be-
ftätigen bie$, unb fie erhöben bie SSidjtigfeit beä 9JlonumcntS.
Um ba$ iQuabrat be« Ißopfte fleht getrieben, SCSSIMV8.
D. N. LEO. P. P. , um baS anbere beg ÄönigS: D. N.
CARVLO. REGI. Unter bem Silbe aber:
BEATE. PETRE. DONA.
VITA. LEONI. PP. ET. BICTO
RIA. CARVLO. REGI. DONA.
„Seliger betrug, gib Seben bem Sßapft £eo, uitb gib Sieg
oem Äönige Garl."
3n früheren Qahrhunberten fdiricbeu fid> bie Rupfte , Un=
tergebene ton Stjanj, unter Diufiteu, bie fie gemeint Ratten,
beimitstoll unb fc^ön „Sifdmf unb Unecht Ghrifti," aber am
Gnbe beö achten Säculum gaben fie fiep öffentlich unb ftolj,
mie bie alten Imperatoren, ben weltlichen Xitel ©ominuö,
mit bem fie inbefj ihre Ütünjen noch nicht jeichncten. 1 Unb
bie ÜRönter gewöhnten fidj bei feierlichen (Gelegenheiten ju
rufen: Unferem Ferrit bem ißapft L'eben! wie fie in ber
btjantinifeben Ißeriobe gerufen hatten : Unferm .'öerrn bem
Muifer Seben unb Sieg! Ter ißapft war ©ebieter in :)iom
geitorben, aber ber Xitel D. N. ober „Unfer iierr" mürbe
1 Silit Veo III., ecu S?arcimts fälfdj! icp fcpcn £ec I. jugeföriebeue
'Diiiiijc, pat auf bem Sli'tt« I). N. Leoni Pap«, auf bem iRem« bas
tPruflbilb t'ftri mit üb« btr €t&ultcr bäugeubeui Stbliiffel. 8ber fie ifl
fraglich, unb bon beut ntutfieit äHünjmerf bcs Slugeto Sinagli „Le Mom-te
de- Papi deseritte sc. Fermo 1848“ nicht aufgenomttien. 3d) bemerfe, baß
cs m ber tarcliiigifchen „Heit laue päpftligieii äKiiujrn gibt, als bic apstvvbfycit
(Sregcr’s III. mtb beS 'papps 3a(^av'js. Sie erfien uns erhaltenen SDliinjeu
btt tüpfle gebaren .§abrian I. an, trel'ou eint noch bit Vegcnbe: VICTORIA
I)NN. CONÜR. trägt. Siebe bas eben bejcidjuele Stiert ßiiiagli's, meldics
voUftänbig« ip, als bie Arbeiten seit Sigiieliu« mtb glovaivmti.
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Xit äRcfaifeti im Indinium Üeo’fl III.
521
auch (Sari juerfannt, ben bie 9iömer mit jenem 3U-
faru«h feierlich begrüßten, fo oft er ihre Stabt betrat. ®er
ißabft loar .f>err ber 9le3publica SRomana, bod; ber grattEen-
fönig ibr betoaffneter Sdhirnibogt uub Dberricfjtcr, unb in
biefem Sinn rühmten Gljroniftcn unb ißocten oon ihm, noch
beoor er Äaifcr mürbe, baß er ben Stomulifdjen SCiber ober
bie Stabt bee SRomuIuS mit bem 3ieicß feiner Slßnen bereinigt
habe unb bcfiße. 1 $nbeß gefteben mir gern, baß mir fein
ailjugroßcS ©emicht auf bicfen $itel dominus ju legen ©runb
haben, ba er auch einfad) burd; ben Stil ber .'göfliddett er-
flärt merbcn fann.
3)ieS finb bie berühmten SUofaifen beö £riclinium’$
Seo’s III. 3)cr Sßapft ließ fie bort fertigen, nadhbem er burd)
Slngilbert baS süüttbniß mit Earl neu befeftigt hatte; fie
maren ba£ SKonumcnt biefeS Vertrags felber, unb eä geht
au« feinem SiebenSkfchreiber fmrbor, baß jenes? fCricliniunt
im $ahr 799 fchon im ©ebrauthe mar. ftflan barf anneh=
men, baß es bamals bereits mit ben fDiufioett gefchmiidft ge=
gemcfen, beim bie iöejcidmung 3tey in bem 3uruf an
Earl fpridjt bafür. ®er Xitel beS ÄönigS mürbe nach
bcnt 3ahr 800 ohne gmeifcl in ben beö Imperator ober
' 3<b fleüe bicr title bebtutoiben äutipriitbe $ufamnten: Pauli (Dia-
coni) Gesta Episcop. Motens. (Mon. Germ. II. p. 265): Romanos
praeteroa , ipgfrmquc urbem Romuleam, jam pridem ejus praesentiam
desideran tera, ijuae aliquamlo muudi totius domiua fuerat, et tune
u Langobardis depressu gemebat, duris angustiis eximens, suis
addidit sceptris. — $aul'6 Epitaph. Hildegardis reginae (ibid.):
Cumquc vir nrmipotens sceptris junxisset avitis
CigniferunK|ue Pailum Rotnuleumque Tybriro.
Cliron. Moissiac. (Mon. Germ. I. p. 305): quia ipsam Romam matrein
imperii tenebat, mit tym iia<bf(brfi6«nb bi« Vita S. Willehadi (II. p. 381).
Anna). Lauresham. ad ann. 801 : ut ipsum Carolum — regem Fran-
corum, imjiernlomn nomiuare debuissent, qui ipsam Romam tenebat.
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522
Biertea ©ud>. Siebente« Cabitcl.
SluguftuS »ertoanbelt irorben feilt, 28ir erlernten bafier in
jenen Storftellungen nidjt ba§ SWonument ber Grncueruttg
beS Äaifertumä am Gttbe bcö 3a^rcg 800. S5ie3 große
Greigniß fdjnicbte inbeß in ber 3cit, unb bic 5Dhiftt>e im
Lateran bejeicfmcten oiellcidjt nur ein, ober fcöd&flenS jroei
3af>rc oorfyer bie allgemeine Stimmung 9iom'S unb bie not=
roenbige Grabung Garl’ö auf ben Äaifertron beS Sübenblanbö. 1
з. geiubfelige «Stellung ber 9ityctcn ^abrian’« ju feo III. Berfdjmörung
ber remifdjen Jlriftchratni unb Attentat gegen ba« Seben Seo’e. Seine
gluckt nad) Spoleto. Seine Steife nad; Xeutfölanb unb 3ufammcn(unft
mit Carl.
Gin außerorbentlidie^ Greigniß follte bie unmittelbare
Veranlagung jur Grneuerung bce meftlic^cn 3mperium’$
toerben. £ic enge Vcrbinbung Seo’3 III. mit Garl, bie
Sluerfennung feiner ©eloalt in ber Stabt 9iom, bie ®ring=
lidjfeit, mit melier er ifyn aufgeforbert l;atte, baöon
Vefiß ju ergreifen, laßen ahnten, baß ber fßapft ben 2lu8=
brud) einer Vetoegung unter ben jJtömern bereits fürstete.
3m Sauf beS adftcn 3dl;rlmttbert3 batte fidj in ber Stabt
1 fSlemanni fitest mit großer ©elebrfamfeit ;n bemeifen, baß bie SKuftoe
nad; 800 fallen, unb fomol ba« Xeutmat ber SBicbercinfetjung i’eo’«, al«
bet Translatio imperii feien. 3<b flimme jebed) mit 'fiagi (ann. 796.
и. VI.), melcber fagt, Carl fei Xcmiitu« genannt al« tfatricier, ber bie
3uri«biction in Sioni au«ilbte. Xe Sliarca je. de Concor. III. c. XI.
nennt bie SKuftte ebenfalls ba« äKcnument be« 'Jlalriciats, aber er bebaubtet
irrig einen bobbellen 'ffatririat be« ^abfi« unb ÄcnigS, unb ein consortium
dominii bi« 800, unb nimmt barnad) [ogar ein consortium imperii au.
Natal. Alexand. Hist. Eccles. saee. IV. dissert. 24. Tom IV. folgt
fclamftb jenen 3tnfid)te n , unb audp ©ianuone VI. c. 5 flii|)t fidj auf be SDtarca.
34 »ermeibe bie baarfdjarfen Xifliuctienen be« Begriff« Dominus, 'ßaul I.
mürbe ftßon um 756 Xominu« Bon ben SKöutem genannt, unb bie Seien
be« Conril« «on 799 merben eingrleitet mit: praecipientc gloriosissimo
ac piissimo domino uostro Carole.
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Xi« 'Jlcpctcii $abrion'«.
523
ein flerifaleS Ariftofrateu = Regiment auSgcbilbet, beim e$
mareit cor allen bie IßrocereS ober bie ^ubiceö de clero, bie
ben größten Ginfluß auf bas S?olF befaßen. 35ie fieben 5Dti-
nifler bes Sf<alaft* leiteten alle Angelegenheiten , unb feit faft
einem 3a^>r^unbert mar ber ißrimiceriuS ber Notare näd>ft
bem ißapft bie bebeutenbfte ißerfon in 9iom, o!;tie bie fein
mistiges ©efdhäft Doüjogen mürbe. Seine 2)iad)t batte jlcf;
burd» baS gefährliche ©eifpiel beS Ghrifiophoruö unb Sergius
fuitb gegeben, aber fte mar mit bem galt jener SJlänner
nicht geftürjt morbcn. Sielmehr batte fidf) bie Söebeutung
biefcr Ariftofrateu unter töabrian’S ^Regierung gefteigert,
benn mir erfennen einige 3<-'<d)en einer erften 93egunftigung ber
jRepoteu burdh biefen ißapjt. ®ie fyamilie ^abrian’S, fdjon
oor beffen Grljebuttg jum ißontificat eine ber heämrragenbften
unter bem Abel Siom’S, mar burd) ihn noch mächtiger ge=
morben; mir fiitbett feine nächften SBermanbten in ben
midjtigften StaatSgefdjäften gebraucht unb mit Ghreti auSge=
jeidhnet. Sein Oheim JhcobatuS nannte fid) Gonful unb
35uy, unb mar ^rimiceriuä ber Mircf)e; feine Dteffen $bco=
borus unb ißafchalis waren mit ben hofften Angelegenheiten
betraut gemefen. 1 $f5afchaliS mar Pon ihm jum ißtimiceriuS
erhoben morben, unb ba biefeS Amt Dom SBechfel bes ißon»
tificats nicht mit betroffen mürbe, fuhr er na<h habrian’s
Stöbe fort es ju führen. 35er geliebte ÜReffe bes großen IJJapftS,
meldjer 23 $ahre lang Aom mit ©lanj regiert, Dermehrt
unb erhoben unb feine gamilie an bie Imchfteit Ghreu gewöhnt
1 Xtifotcru# mar Dux et Cousul unb mtbrmalä @«fanbt« .pabrian'« :
Cod. Carol. Cvnni p. 353. p. 35(3. 359 : Theodormn eminentissimum
nostrnm nepotem (|o beginnt ba« 9topet«üwf«n in 9tom). p. 385 : Theo-
dorum eminentissimum Consulem, et Ducem, nostrunique nepotem,
p. 358: I’nschalcm nostrum nepotem.
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, 524
Vierte« i'ucb. (Siebente« Capitol.
batte, geriet ju 2eo III. in eilte feinblidfe Stellung. 55er
neue trachtete barnacb, beit Ginfluft ber 5)?epotcn feines
Vorgängers ju befebränfen, uub ber ftolje iprinticeriuS fab
bie Regierung ber Äirdje unb SRom’ö mit ^ngrimm in ben
.fpänben eines ©mporfömtnlingS aus frember gamilie. Seine
Vermanbteu unb Klienten, Kreaturen .fjabrian’S, niete C*pti=
maten beS GleruS lote ber SDlilij liefen feinem ra<bfü<btigen
©roll ©ebör, loeil fie bie Oöflige Untertoerfung unter bie
päpftliche herrfeftaft itidjt ertragen mochten. Ser SominuS
9tofter, toomit 2eo III. feine SKuftoe jeicbnetc, fanb beim
2tbel 9iom’S 2öiberfpru<b. IßafdbaliS mit bem Saccelia=
rius ©ampuIuS (er febeint fein eigner ©ruber getoefcit ju
fein) cinoerftanbcn , enttuarf in ber Stille bett ipian, ben
ißapft oom Stul ißetri ju ftürjen ober ju ermorben, unb
bann (ich ber weltlichen ©etoalt in sJlom ju bemächtigen. 1
3ur Ausführung foHte eine öffentliche iflroceffion ©elegenbeit
geben, unb fie fanb in einer fo t umult uarif eben ©Jeife ftatt,
baft man nicht weift, wooor man mehr erftaunen folle, oor
ber Unfinnigfett , mit ber fie gefebah, ober oor ber ©arbarci,
bie fidb burch fie ju erfennen gab.
Ser 25. April, bas geft beS heiligen HiarcuS , war für
bie grofte 2itanei beftimmt , welche ber ijkpft an ber Spifte
beS Klerus an biefem Sage jährlich ju feiern pflegte. Sie
ging oom Sateran nadh ber fluche S. 2orenjo in Sucina auf
bem 3Jtarsfclbe , wo fie bas gefchaartc ©olf erwartete unb bie
' ®afj twuptfäcfeli^ bi« 'Jfepeten £abrian’« beit 'Jliifflanb »eranlaßteit
ifi febt bebenlenb. (5« fagt bie« aiitb iljecpban. Chronogr. p. 399: 0<
iv rjj Powj üiyyevti< roi jiaraoiuv nana ASoiavov rfi yxtvijifawtq
rvv /«<!> :c. Campulu« mar im 3«l>t 784 'Jictar ber Jttupe; Cenni fwlt
ipn für ben trüber be« ^aftpali« (Co<l. Carol. Ep. 78 alias 72, unb
9fcte 5 baju» 427).
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Attentat auf ba« itben ?eo’« III.
525
Goßecta ober baS allgemeine ©ebet für baS .fieil ber Gbrifien
angeorbnet mar. ©ei folgen poceffionen pflegte ber ©apft
ju Ißferbe ju ft feen, ber pimiceriuS, bie Siacoitett, Notare
unb Subbiaconen ber Legionen ifjm ooraufjureiten, unb ihm
naebsufotgen ber ©icebominuS, ©eftarariuS, ©omenculator
unb SacceßariuS. StB nun £eo aus bem Sateran herauSjog,
gefeilte ft<b ©afcbalis ju il;m, feinen ©lab in betreibe ein*
junebmen ; miber bie ritualifebe ©orfcfjrift mar er nicht mit ber
©laneta ober bem langen geiftlicben ©emanbe befleibet, unb
er entfdjutbigte ficb bureb Unpäflid;feit. (fr ritt bem ©apft
Vorauf, GamputuS folgte ibm nach. Sie batten bie ©er=
febmorenen mit oerfteetten ©offen in ber 5iäbe jenes Pon
tpaul I. im ©tarSfelb erbauten ÄlofterS S. Stephanus unb
SilPefler aufgefteßt, unb faunt mar ber $ug bort angelangt,
als fie baS 3ei<hen gaben: bie Semaffneten marfen ficb ber'
Por, bie heilige ©roceffion jerftob, ©riefter unb ©olf faben
ben ©apft Pom ©ferbe geriffen, unter ben Solchen eines
mütenben .Haufens am ©oben liegen, unb Poll Gntfefcen ftürj*
ten fie ficb in jäher flucht bureb bie 8 trafen ©om’S. 3Jtit
brutaler 2But mifbanbelten pfcbaliS unb GampuIuS ben un=
gliidlidben , Pon allen feige Perlaffenen Sßapfl : baS Oberhaupt
ber Gbtiftenbeit mürbe auf öffentlicher Strafe gefcblagen unb
oerftümmelt. ©an rif ihm bie päpftlicben ©emänber ab,
man Perfucbte ihm bie Stugen auSjureifen, bie gunge
abjufebneiben, man lief ihn enblicb in feinem ©tut Por ber
Sbüre Pon S. ©iloefter liegen. 3nbef fcbleppten ben Cbn=
mächtigen ©afcbalis unb GampuIuS in baS fltofler, fie mie-
bcrbolten ihre ©ifbanblungen Por ber Gonfeffion felber, fie
marfen ben .fjalbtobten Por bem Slltar nieber. Sann rafften
fie ibn auf, unb befahlen ben griedhifchen ©öitcben bcS
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r»2f>
Vierte* Pu<p. Siebente« ßdpitel.
JfloftcrS if?n in einer ihrer 3eflen 5“ bemachen. 1 3” her 9iad)t
jebedh brauten .fie Seo in baS Älofter beS 6. GraSmuS auf
betn GöliuS, luo fie ihn in ein enges ©etuabvfam fperrten.
9Jacf> ber frommen Meinung einiger Gbronifteit jener 3e>1
tooKjog hier ©ott burdh gärbitte bee 2lpojlelfürftcn ein glän=
jenbeS Söunbev an bem ©emarterten, inbetn er ihm fotool
bas geraubte Sidjjt ber 2lugcn , als bie auSgefchnittene 3un9c
plöfclidh tüieber gab. 2 3” 9lom hcrrfchtc ein tiefer £(brecfcn ;
alle jene blutigen Auftritte aus ber 3«t beS UfurpatorS Gon-
ftantin broljtcn fidh ju erneuern. ®ie Sßerfd^ioörer mären
jjahlreidh uttb t>om SHbel fRom’S, ein Sanbbaron 2JtauruS oon
9iepi, aus ber rebellifdjjen SSaterftabt Soto’S unb vielleicht
' $iefe ©Teigniffe in btt Vita Leonis n. 369 sq.: absque ulla
misericordia scindendo expoliantes eura, crudeliter oculos ei evellere,
cl ipsum penitus caecare conati sunt. Karn lingua ejus praecisa
est. — Annal. Laurcsbam. ann. 799: instigantc dyabulo Romani —
absciderunt iinguain ejus, et voluerunt eruere oculos ejus. — Anna).
Einhardi: equo dejectus, et erutis oculis, ut aliquibus visum est,
lingua quoque amputata »c. — ®er Poet Slngiltert fagt mit baroder
©leganj:
Carnifice8 geminas traxerunt fronte fenestras,
Et celerem abscindunt lncerato corpore linguiim.
(Mon. Germ. II. p. 400.)
* Stlcuiit (Ep. XIII. ad Regem) btgniigtt ftd) mit bet 3tnfid)t : deus
composcuit manu8 impias — volentes — lumen ejus extinguere;
imb ber Poet 3T6eobuIf (beim Dom Bouquet V. 421) ruft au«:
Reddita sunt? mirum est. Mirum est auferre nequisse.
Est tarnen in dubio: hinc niirer, an inde magis.
3cb. ®iaconu« Cliron. Episcop. 8. Neap. Eccl. au« saec. 9 (Murator.
Script. I. 2. p. 312) fagt: cum vellent oculos eruere — unus ei oculus
paululum est laesus. Xn papf! aber uitterfliibte ben (Glauben an ein
©unter, er toeibte im 0. Peter einen Jepptcb habentem liistoriam caeci
illuminati, et resurrectionem (Vita Leon. n. 379). 9io<b fpät erinnerte
man fuß tiefer SBunber, unb fNatbia* neu ©eftmünfter erjäblt fogar, baß
Slaria bem Papft fee bie $aub ti'ieberbergefteHt, bie er fuß abgebautn
batte, ba fie ibm ein SStib fiißte, mit bem er früher ju tbun gehabt.
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I
Veo’d gluckt )u Carl. * 527
bcffen Familie angcf)ömib, fcheint fic fogar mit bewaffneten
£uöciern oerftärft ju haben. 1 ^nbefj bie ungeheure $hat
raubte ihnen bie 93efinnung, ober fie fanbcit in ber Stabt
nicht bie erwartete Unterftüßung ihrer fehlest entworfenen
kleine. SöenigftenS berlautet nicht!? oon Nnorbnungcn, ober
oon Neuerungen bie fie trafen. Sie fteütcn feinen ©egen=
papft auf, unb bieS beweist, baß fie ftch in ber ißerfon fieo’S
nicht gegen ben ißapft, fonbern gegen ben .§crrn oon Nom
empört hatten, bem fie bie ©ewalt über bie Stabt ju ent^
jiehen trotteten ; Nom befanb fi<h wirtlich eine 3e‘t fang in
ibrem öefifc.
5)ie Ntörber hatten geglaubt, ben mißhanbelten ijjapft
für immer unfähig gemalt ju haben, boeb feine Jöunben
heilten, unb eines STagS erfdjrecftc SJJafchaliS bie Nachricht
oon feiner glucht. Gütige getreue Niänner, ben.Äämmeter
SlbinuS an ihrer Spißc, befreiten ihn heimlich aus bem
Ätofter S. GraSmuS ; fie liefen ihn an einem Seil oon ber
Nlauer herab unb brachten ihn wolbehalteit nach bem S. iße=
ter. 11m ben Flüchtling fchaarte fi<h ein Steil beS Glems unb
beS 2MfS, fo baß bie Sßerfdhtoorenen eS nicht wagten, ihn
üom ©rabe beS NpoftelS ^intüeg ju reißen; fie pliinberten
nur bie Raufer beS SUbinuS unb beS ^apfts, aber fie
tonnten bas weitere Gntfommen Seo’S nid;t mehr bmbern.
SöinichiS, S)up oon Spoleto, oon bem früufifchen ©oten
SBirunbuS begleitet, war auf bie Äünbc oon ben Vorgängen
in Nom mit feinem .geerhuufen aufgebrochen; er nahm ben
1 n. 370 nennt ben üJJauruä 9?epefinu« al« .fmupt neben
fe^alis unb Sampulu«. Sie Anna! es Einhard i ntl ann. 801 aber fagen:
liujus foctionis fuere principe» Pa schal is nomenclator (!), et Cam-
pulus »accellariu», et multi alii Komanac urliis liabiLatorcs nobile».
Qbenfo Annal. Bertinian.
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528 ' Viertes SPud). Siebente* Capitel.
iftapft am 6. ^cter auf, er geleitete il;n mit Ehrfurcht nach
©polcto, mährenb bie Semobner ber ©täbte bcrbcieilten , bem
(Geretteten il;re ©lücfmünfcbe barjubringen.
Sie Ebriftenbeit entfette bie 9iad;rid;t ber unerhörten
6<hanbtt;at, bie ftch mit ©chnclligfeit über bie Sänber teer*
breitete, unb bie 33oten beS SöinicbiS geigten (Sari an, baft
ber ißapft ihn felbft 5U feben unb ju il;m ju reifen begebre.
Earl mar eben im begriff mit bem Heerbann nad; bem
©aebfenfanbe aufeubreeben , als er von ber bevorftebeuben
2lnfunft Sco’S bövte. Gr jog bei Sippebant über beit Stbein,
febtug bei ijkberborn baö Säger auf, unb erwartete hier ben
fdbubflcbcnben ©aft, nad)bem er ibm ben (rrjbifdjof §ilbebalb
von Eöln, ben ©rafen 2lnSd;ariu3, unb enbtidj auöb ben
Äönig ißipin entgegengefebieft t?attc. Ser 5ßap|l fam mit
einigen römifdben ©eifilidbcn unter biefem ehrenvollen ©eleit
nach fßaberborn , unb bieS 3ufammentreffcn beiber SJtänner
mar erfdnitternber, als eS nicht einige vierzig Satire früher
ber Empfang ©tepban’S bei ißipin getoefen war. SBcnn ba-
mabJ ber ißapft vor ben Sangobarben, geinben dlom’S nicht
beS ißapfttumS, ju bem grattfeitfcnige gereist mar, fam er
boeb ungefränft 31t ihm. Sie „niditbmürbigen" Sangobarben
hatten ihn fogar mit Ehren on ihrem £of in ißavia aufge*
nomnten unb unverfebrt ju ihrem geinb cntlaffen, unb er
mar ju ifMpin gefommen, noch länbcrloS unb mebrloS unb
ohne ben Sitel eines Sominus ber dlömer. 21 ber ber ißapft,
melcher im $abre 799 ju ißipin’S ©ohne floh, mar ber ©e--
bieter 9lont’S unb vieler ©täbte unb ißrovinjen. Er fam mit
SBunbett bebeeft, bie if;m feine fltömer unb baö „angebörige"
®olf beS heiligen Petrus felbft barbariföb gefdjilagen patten ;
unb Earl foitnte fidp bei biefem Slnblicf ber folgen bemuftt
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Vco’« glurfjt 511 tfarl.
.529
Werben, reelle bie Bermifd)ung be« geiftlidjen '^rieftertum?
mit ber .öerrfdiaft meltlidier 9tatur notmenbig nact) fid) sieben
mußte.
Da« 3ufammentrerfen jener beibett 3)länner, bie im
frönen Herein ber ©emalten ba« Ü)iufi» $u 9iont fo frieblid)
eben bargefteHt batte, in bem malbumbüflerten, fernen Haber-
born Dcutfcbtanb’« mar ein meltluftorifcbe« Greigniß. Gin
Ho et mürbe al« Slugenjeuge bingeriffen , bie Scene ju bc-
feßreiben; er borgte fid) in ber 2lrmut feiner 3eit einige
färben au« bem bamaligen ©djuloirgil, unb entmarf ein
roertooUe« 3ibbilb be« Begegniffe«. Die« mar waßrfcßeinlicß
•
berfelbe SHngilbert, ber im ^jabre 796 bie ©efanbtfcßaft an
Heo übernommen batte. 9lacßbem er in feinem H°em non
Garl bem ©roßen 2ladjen ,,ba« jrceite 9iom" gefdjilbert uitb
ben .§of be« Äönig« üerßerrlitßt bat, erbebt er fid) plößlicß
ju einer Bifton im antifeit Stil. Garl erfdjeint im Draum
ein „traurige« Hortentutn unb ftßredlicße« Htonftrum," näm=
ließ ber an 2lugen unb Hange perftümmelte Hopft , morauf
ber Äönig eilenb« brei Boten nach 3t om fenbet, ba« Scbidfal
Heo’« ju erfunben. 1 Hn raf<bcit 3ügen flellt ber H°et bie
Borfälle in 3tom bar, bie Steife be« Hapft« nach bem Hager
Garl’« unb feine 9tufunft in Haberborn, wo „bie Hatra unb
bie Hippe fpntbeln." Heo fam in Begleitung be« Äöitig«
Hipin, ber ibnt mit jcßntaufenb üJtann entgegengejogen mar,
• 1 $ie ©den Säten 'Jfotu nein SHente ©lario:
Culmiim jsm ccruunt Urbis procul ardun, Komnr
Optatique vident legnti a monte tlieatrum.
$a« ftragment ucn Sngilben'« ©cem (lebt beim tfauifiu« II. 474 sq.,
®utbe«ne II. p. 188 sq., 35om ©cuqurt V. p. 388 sq., unb beim ©«$
II. p. 393 sq. ffi« ifl eine« ber beften (»etiibte au« ber carolingiidjett 3<it,
unb angilbert bat eine lebhaftere bocti[<be über at« itlctiin.
WrcflCTCistu*, eyrfdiicbtt (er Statt 9trm II. -H
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530
Sterte« ©ucf>. Siebente« Cafttel.
Garl aber erwartete ihn in föniglicher Fracht inmitten feinet
Sägers unb unter ben aufgereihten (Thören ber ipriejter unb
be« ©olf«. ©eint (rrfebeinett beS ©apft«, bei bem Segen,
ben er fpr’acb, fattf baS .öeer 3U breienmaten in bie Äniee,
unb ber gröftte SJtenfch beS Stbenblanbes fdhlofj ben gemifc
banbeltcn, in tränen oergehenben glüchtltug gerührt in feine
4?elbenarme. 55ie t opfern Äriegerf^aarcn unb ©alabine,
welche bie Saracenen Spanien’«, bie Slbaren 00m 3fter, bie
Sadffen $eutf<hlanb’« in mancher Sefctac^t gefdtlagen Ratten,
begrüßten mit luftcrfchütfernbem ^uruf bie beiben Häupter
ber G&rijteuf;cit. 1 $a« grüne gelb Pon ©haberbrunnin
fchallte Pon bem buntpfen .'palt ber erjbefcfilagenen Scfiilbe
unb ber friegerifcheu Juten, unb bie rauben §elbenfi^ne
Germanien’« ferneren mit erfwbncn Schwertern, ben Pertrie*
betten ißapft in jene ferne Stoma Wieber jurüefjuführen, Welche
fie fchott längft in ihre Obhut genommen hatten. ^n ben
üEBaffenlärm tnifchten ft<h bie .öpmneu unb ba« Gloria de
excelsis ber ifJriefter ; (Sari geleitete bett ©apft in ben SDom,
bann folgten auf bie feierliche ÜDtcjfe bie fjeiterfien ©anfette,
wo nach bem SluSbrucf be« Pirgilifirettbett ißoeten bie füfsett
jumpen be« alten ©aednt« Pom fyalerner ober Piclntehr ootn
Saft ber golbuett Stheintraube fchäumten. '*
' Exoritur clamor, vox ardua pulsat Olympum.
3 Aurea nninque tument per mensas vnsa falerno.
Rex Carolus simul ct summus Leo praesul in orbe
Vescitur, atque bibunt pateria spumantia vina.
Post laetas epulas et iluleia poculn Bacchi
Multa pius magno Carolus dat dona Leoni.
®ie ©crmihfeimg ^tibitifc^tr ©orfteltungeii mit cpriftticpeii n'ieteTpolte fiefe
nadj 700 3obren jur 'Jticolau« V. uttb i'fo’ä X. älcuin (greifet
(ep. XI.) mitis ab aetherio dementer Christus olympo ; @olt wirb
in ©oemeu Slitgilbert’« unb J&ecbulf’ä häufig Tonans genannt, wie jur
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Die puftänbe in ber Statt Stein. 531
4. Xuntle pufiänbe in btt Statt Stent. Sllcuin’« Sfat in betreff tot
Hierfabren« een Carl mit ten anfftantiirficn Steinern. ?eo’« Stiirftcbr tiacfs
Stent. %!reccjj gegen tie ängeflagtcn.
SBährenb £co mit alten 6(;rcu bei (Jarl »crtocilte, unb
mit ibm bic wiebtigften 2lngelegenhciteu berhanbelte, blieb
9tom in ben Rauben ber ^action, bie ihn vertrieben hatte.
SDocf) bie Äenntnifj von bettt bamaligen 3uftnnb ber Stabt
ift mehr als buitfel. 2>er SebenSbefchreiber £eo’S wirft nur
im Soriibergcl;n einen SMicf barauf, unb weiß nur ju er»
jäl;len, baß jene „Söhne beS Jeufels" mit geuer unb :)iaub
gegen bie fBcfißungeu beö heiligen IpetruS wüteten. GS fdjeint
bie ätutjäugcr beS fßafdhalis, namentlich bie bereingcjogeucn
Sanbbemohner erlaubten fief) manche öcwalttbätigleit, unb fie
fritifirten fichcrlicf; ben alljugroßen SBefiß, welcher ber Kirche
jugefallcn mar; fie cittmarfen enblich eine ftlagefcbrift gegen
ben fßapft, bereu Scrluft fchr $u bebauern ift. ®enn itibem
fie in il;r alles baSjenige auffefeten, maS fie 5ur Gmpörung
gegen £eo III. getrieben hatte, wirb fie manches Sicht auf bic
Skrbältniffe ber 9tomer geworfen haben; fie faitbten bas
Sibett fofort an Carl, ben Cberridjter Dlom’S. 1 SaS
Verfahren ber 2lufftänbif<hen tnufj uns jeboch auffalleub
erfcheiitcn; biefelben Dlänncr, welche ben 'papft fo grau-
fam mißhanbclt unb bann aus ber Stabt getrieben hatten,
erwarteten ruhig bas ©eridjt GarFs, fie unterwarfen fiel;
Seit Sratcr’« — mib bi« ‘Fceten Carl’« nannten ficb SDfi'pfu«, Xanierta«,
Canbibu«, glaccu«, Corpbon, -pomem«, al« gehörten fte ber Srtabia
Stent’« au. Carl felbfl fiibrte baju ben Stamen Xaeib. 6« gibt teiueu
gröberen SBiberff'nicb, al« ben jmifeben teilt Carl ber Stitterbilcbor unb bem
Carl ber (?efcbicbte, non welchem biefe erfte Stenaiffance ber SEBiffeufcbaften
au«ging.
1 Falsa ad versus sanetissimum Pontificem im poliere crimina
et post eum ad praedictutn mittere Regem. Vita Leon. III. u. 372.
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532 i'icrtf« ®u(b. igifttntcfl ffapitcl.
bcm IJJrocefe , welcher cingelcitet werben foüte. 2Bcber hören
wir Pon 2(nftalten ju bewaffneter Scrteibigung non ihrer
Seite, noef; wiberfeßten fie fidj ber Stücffebr £eo’S, nod) enb=
[ich berfudjten fie bureb bie flucht bcm SSerberben ju ent=
gehn. 2luS einem ©rief Sllcuin’S an Garl gebt bf^cr.
Welches ©emidbt man ihrem Stufftanb beijulegen hatte. £er
Äönig batte ibm bie Greigniffc in 9tom mitgeteilt, unb feinen
9tat in betreff beffen, was ju tbun fei, «erlangt, unb 211=
cuiit batte ibm herauf geantwortet. GS gab, fo f<brieb ber
gelehrte SRann, bisher brei fydfyite ißerfonen in ber 'Belt,
ben apoftolifeben StellPertreter beS S. SßetruS, ber nun fo
gottlos mifjbanbelt worben ift, ben flaifer unb weltlidben
©ebicter ber jweiten Stoma (iüpjanj), welcher nicht minber
barbarifcb in biefer 3fit Pom £ron geftiirjt worben ift, enb=
lid; ben Äönig, in beffen oon 3efuS GbriftuS oerliehener
üBürbe er, Garl fclber, junt Stegierer beS d;riftlichcn 2<oRS
eingefeßt fei. 3n «bm allein, ber bie obigen beiben 2Bürben
an 9Jtad)t unb (wie er etwas fe^erifd; binjufeßt), auch an
SBeiSbeit überrage, beruhe baS .&eil ber Gbriftenbcit, unb er
fährt alfo fort : „Äuf feine 2Beife ift bie Rettung beS ixmptS
ju unterlaffen. GS ift erträglicher, wenn bie güfje fchmcrjcn,
als wenn baS .£aupt webe tbut. GS möge mit bem febänb-
lichen Soll griebe gefdiloffen werben, wenn es gegeben fann;
eS feien bie Drohungen bei Seite gefeßt, bamit bie Ikrbär*
teten nicht entrinnen: fonbern man erhalte fie bei ber |>off=
nung, bis- fie burdf beilfatnen 9tat jum ^rieben juriiefgerufen
werben. 2BaS befeffen wirb, muß behauptet werben, bamit
nicht um ben ©ewinn beS ©eringeren baS ©röfjere oerloren
gehe. Gs möge bie eigene beerbe bewahrt werben, bamit
fie nicht ber räuberifebe 2Bolf perbeere. Unb fo fei bie 9)?übe
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Jie guftänbe in ber <2tabt 3icm. 533
in be m gremben übernommen , bantit an bcm Eigenen nichts
eingebüßt loerbe." 1
®iefer Vrief jeigt, mie fehr bie Haltung beö aufftäm
bifdjctt SlbelS in 9iom gefürchtet mürbe, unb baß bie 9luf=
regung ber Stabt in ber ^cnte noch bebroblic^er erfdhien, als
fie es mirflidi fein mochte. GS mar bafier Vorfid)t unb fDtilbe
nötig, um bie Gmpörer nicht jur gludjt unb PieDeidjt ju
einer gefährlicheren Verbindung mit Vpjauj ober mit Vencoeitt
ju treiben. Unb überhaupt muffen bie Älagen ber Dptimatcn
non VJicbtigfeit gemefeti fein ; fie bejogen fid> f dimer lid) bloö auf
perföitliche Verbrechen , foubcrn auf baö Regiment beö ^apft^
in fHoin. ‘■Bare bies nicht ber goß gemcfen, hatte man ben
9leffen $abrian’S mit feiner Partei nur als Slieudielmörber
fdjlecfd meg bebanbelt, fo mürben meber fie bem 9ticbter|prud)
beS IßatriciuS fi<h gefteUt haben, rtod> mürbe Sllcuin fo ficb
haben auöbrüden fönnen. 9lber alle biefe Vorgänge finb burch
bas Scbroeigcn ber ©efdiichtfcbreiber in ben Schleier beb ©es
heimnifjeb gehüllt.
1 Alcuin. Op. Ep. XI. ad domuum Regem: Comijonntur pux
cum populo nein n do, si fieri potost. Keliiiquantur nliquanluluut
niimie, ne obdurati lügiant: sed in spe retineantur, donec saluliri
eonsilio ad pacem revocentur. Tenendum est qtiod liabotur, ne
propter adquisitionem minoria, quod inajus est amittatur. Servetur
ovile proprium, ne lupus rapnx devastet illud. Ita in alienis su-
detur, ut in piopriis damnuni non patintur. 'f?agi ad nnn. 700.
n. lli. siebt aus bem lebten v£ay beit Schluß; baß barnal« Weber bet
Itaifer nccb (Satt ba« Jcmiuiunt in dient batte, unb feine SDieinuiig nimmt
ebne Weiteres an Tem ©ouquet V. p. 613. äliuratevi ann. 700 beruft
fub auf 3ob. ®eorg (Sccarb (Rer. Franc. lil>. XXV. c. 11), ber unter
ber adquisitio minor bie fttenge ©eflrafung ber Srifiotraten, unter bem
nrnjiis bas Jeminium in 9iom eerfttbt. 34 halte bie propria aflerbing«
für bie dteebte unb Jitel Carl’« auf Wem, unb bie alienn filr bie fpecieUeu
©erböltniffe prifebrn bem 'Jßapfl unb ben dibmern , bie Carl al« SRicbter mit
©erficht- orbuen feilte.
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534
Siertc# 33ud>. ©icbcntc« öafitcl.
Um bie |>crbftäeit »erlief; £eo III. granfreich ober Jeutfdfc
lanb, Halbem er mit bent König über bic ju ergreifenben
fDtaßregeln fid; »erftänbigt ^atte. Cr fe^rtc mit zahlreichem
©efolge nach Slom äurücf : es begleiteten ifjn bic öoten Garl’ö,
bie Grjbifchöfe §ilbebalb »on Cöln, öon Saljburg 9lrtto, bie
'-öifeböfe Kunibert, 33ernharb, .üatto, glaccuü unb gejje, unb
bie ©rafen ,§elmgot, fRotgar unb ©ermanuS. ©eine Steife
burdf bie ißroöinjen unb Stabte mar einem Jriuntfe gleich,
ba i^m bas 3>olf überall entgegcneiltc unb ihn feierlich bc=
grüßte, ©ein Gmpfang Por 9tom felbft fonnte feine be=
ängftigte Seele erlcidhtern unb überzeugen , baß er Pon
ber Stabt für jeßt nichts ju fürchten l>alte- 911-5 er am
29. Stoocmber, in ber SlSigilie bcS gefts bcs Stpoftel 9tubrea$
fich 9tom näherte, fatib er alle Klaffen beS 93olfS oor ber
fDtilpifcben 93 rüde ju feiner 33emiüEcmmnung aufgereiht. 2)er
GleruS, ber 9lbel, bie 3Jiifij, bie 3“nfte bi'3 ©ürgcrftatibcö,
bie Scholen ber gremben, nämlich ber granfen, griefen,
Sachfen unb Kangobarben ftanben bort mit ihren 93annent
bereit, unb Sdjaaren pon grauen, fämmtliche 9tonnen unb
Tiaconiffen Siom’s, nebft ben ebeln Patronen hattc'1
befoitberS aufgeftcllt. 2>aS 2IolE empfing ben 9lnfommcnben
mit bem ©efange Pon spinnen, uttb geleitete ihn auf ber
Stelle jur SJafilifa bes S. ißetcr, too er bie SJteffe las unb bic
Gommunion an alle austeilte. 1
£eo blieb bie Dtacßt in einem ber bifchöflidhen ißaläfte
neben bem ©. Bieter, unb erft am folgenben Jag, ben
1 $ct Cvt bc« (Smpfang« mar uuniiitelbar cor $ont( 'Dtcüc. Ärmst,
u. 372: tarn Proceres elericorum cum Omnibus clericis, qusmque
Optiraatcs et Senat us, cunctaque Militia, ct universus Populus lio-
manus — connexi ad pontem Milvinm — susceperunt.
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VceT£ Siücftfbr itflcfc 9fem.
535
30. 9loPember, 30g er in 9iom unb in baS 'Patriardmm beS
Sateran wieber ein. 9!ad; Verlauf weniger Sage würbe
bcr ißrocefj gegen bie Aufftänbifdjen eingeleitet. Sie öoten
Garl’S oerfammelten fi<d> in beS ÄönigS Sttamen jum (Bericht
im Sriclinium £eo’S. Gs BerWanbelte fid) ber Speifcfaal in
eine ©erid;tShaHc , er burfte nun mit boppeltem 9ted;t ben
Planten Söafilifa tragen, mit bem er im Mittelalter oft ge-
nannt wirb, ipafchalis, GampuluS, ihre Anhänger ftellten
fid; ruhig unb auf ihren 2lbel tro^eub oor ben fränfifdjeit
Stiftern, unb ber widitigfte ißrocejj , ber feit ^ahrhunbcrten
in 9tom geführt würbe, bcfd;äftigte bie Stifter niedre 2Sod;eit.
Sie 2lcten beffelben finb nicht auf uns gefommen ; fclbft nur
ein fo geringe^ Fragment baoon, wie eS jenes »on bem
ifkocejj beS llfurpator Gonftantin ift, würbe oon foftbarem
28ert für bie ®cfd;icbte foirt , unb bie Angabe beS £ebensbe=
fd)reiberS Seo’S III., baff jene Männer wibcr ben Ißapft nid;ts
ju fagen Ratten, möchte fid; bann leid;t als unbegrünbet er=
weifen. 2Benn cs aud; .pabrian’S SBerWanbten ttid;t glüden
mod;te, il;re oieHeicht fd;lecbt begrünbeten Scfcbulbigungett
in betreff fieo’S als ißriefter unb Menfd) 3U erhärten,
werben fie ft<h bed; mit Sberebfamfeit perteibigt unb über bie
Angelegenheiten bcr Stabt fiep melfacp auSgefprodicn haben.
Auch in betreff ber gufammenfehung beS ©erid;ts ift es nicht
flar, ob jene fränfifdjen 93oten noch anbere römifdic ©rofje
Pom GleruS unb ber Milij als Schöffen hinjujogen ober nicht,
hoch muh bieS angenommen werben, ba ber Sßroceft ben
'^apft unb bie Stömer betraf. 1 lieber bie 2lngcflagten lourbe
1 SPti bem berühmten 3Wajejlat«broceß be« 'Pcibo, Sbt« ton ©. SJin*
ceiitiu« am SMitturnu«, bilbeten ba« Jribunat mit« artfccrn bcr fränfift^e
©ote unb tSrjbiföof ©offeffot, »ier Sebte , ber 2>ur ecu Sboleto $utbebranb,
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Vierte« sbuti. (Siebente« (iafitcl.
&36
ba« Sdjulbig ausgefprochen, aber ba« enblidje Sdjidfal bcr
jur Enthauptung verurteilten bem 2lu«fpruch Earl’« anheim*
geftetlt, an beit fie mosten appeUirt haben.
5. Öavl’e 3lI9 nacp 9fetn. (icm.il ober Parlament in ber S. 'Prteretircbe.
©eriipt jtpifdjen ben Wörnern uttb bem 'pabft. Eer 8ieiniguiifl«eib Veo’«.
Eie (inicuerung bc« ireftiidicn Weid?« al« be« djriftli<$cn 3mperinml, unb
bie Krönung tfarl’« be« ©roßen jiim Ataifer am SBeibnaebtSfcfl be«
3abr« 800.
eeinen eigenen ,$ug uad& 9lom Ijatte (iarl beni fjjapft
für ba« 3af?r 800 jugcfagt, unb ihm verfprochen, ba« 2iteih:
nadjtsfeft in ber Stabt ju feiern. Er ging im Sluguft nach
aJtainj; nacbbcnt er bort feine ©rofjen uerfammclt unb
ihnen crfiärt hatte, welche ^fliditeu ihn nad) Italien unb
im Befonbertt nach 9tom riefen, lvurbc ber Stufbrud) Per*
fiinbigt. 9tod& in granfreid; hatte ber Mönig Sücuin aufge*
forbert, ihn ju begleiten, aber ben lmirbigcn Üiann hielt
Mränflidifeit unb bie Stiebe jum Miofier be« heiligen ÜJlartin
in $our« jurüd, unb Earl warf ihm fcherjenb oor, baß er
bie raucbgefdjwärijtcn Jütten biefer Stabt ben gclbfd)immern=
ben Bogen SRom’S vorjiehe. 1 2)er 2lbt von S. SDtartin gab
feinem Mönige bie SDJufe jur Begleitung, bie ihm ahnungsvoll
jurief, bafi 9lom, bas .vmupt bcr SBelt, ber ©ipfel ber ha-
ften Crbre , bie Schaöfammcr ber .^eiligen , ihn als Genfer be«
9teidj« unb al« Sßatron erwarte: unb bafr c« fein Beruf fei
bort fein Tribunal aufjuftellen, ben ^rieben ju ftiften, ben
ftr Eur Ebcobor, .'pabrian'« Oieffe , unb bie päpfHityn '-ßeamien be«
'Palatin in«, brr ©ibliotpefar , Saccellariu«, unb ber 9ietar Gatnpulu«,
berfelbe, toeldjer je|}t »or @erid;t jtanb. Cod. Carol. ep. LXXII. bei
•Sriuii LXXVUI.
1 Mi* funio sordontia Turtmorum leetn aurati« Komunoruni
iircilniH praeponere je. Alcuin. pp. XIII.
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Carl i» 9tmn uitb tae Parlament im ©. 'ßrttr. 537
IJJapft burdb 9li<bterfpru<b toieber einsufeßen, unb enbUcb mit
bem äöitlen ©otteS über ben Srbfreis ju gebieten. 1
(Earl jog mit bem ,§eer auf SRabcnna, blieb in biefer
berühmten Stabt neben Jage, rücfte bann nach Slncotta, unb
Halbem er liier ben Honig Jiipin mit einem Jeil ber Jrup=
peil gegen ©rimoalb, ben roiberfpänftigen herjog ton SBene--
oent gefdndt batte, fe$te et fclbft feinen Üöeg nach fHom fort.
Jas ^»erannabn beS getoaltigften Cannes ber 3e't/ ber mit
feinem Scbilbe 9t cm unb bie Äirrfje beefte, regte bie Stabt
fieberhaft auf , inbem er ben einen als fcbrecflicber Strafrid}--
ter, ben anbertt als fetter erfdjien, alle aber ungewöhnliche (Sr=
eigniffe erwarteten. Sr felbft fant, nun im haften Sinne
feine patriciftbe ©eiualt in 9tom auSjuüben, unb baS Öe-
nmfetfein, bafj ber ^rieben ber Hircbe, bie tiefften ^ntereffen
bes 'HienfcbengefcblecbtS unb bie ©efdjicfe beS SlbcnblanbS in
feinen .fjätiben lagen, verbreitete über ihn eine hoppelte
SDlajeftät.
2lm 14. 9)teilenftein auf ber sHomentanifdjeu Straße lag
bamals noch ber alte Ort 9lontentum , fd?on feit bem bierteu
1 ®iefe l'ffcfuttiibrn Stofe, tpelc^e ben 3mperator eerfünbeit, im
ijscern CCLXX1. Oper. Ala ed. Paris 1617 :
Koma caput ni midi, primi quoque culmen honoris,
In qua gazarum nuiurra sancta latent.
Quac modo dirupto planget sua viscera l'oetu ,
Per te sauet saucia membra cito —
Talin compescat tua rex veneranda potestas.
Rectorem regni te Deus instituit — — —
Ipsa caput mundi spectat te Roma patronuui
Cum patre et populo pacis amore pio. —
Rector et Ecclesine per te rex rite regatur,
Et te uiagnipotcns dextra regat Domini.
Ut felix vivas lato regnator in orbe.
Profidens facias cuncla Deo plaeita.
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.r)38
SiertcJt 811$. Siebent« CFo^itet.
gahrhunbert ©iß eine« SMfcbofS ; tyier war 2eo mit Gleruö,
SDtiliä unb Soll hon $Rom ^ittau^gcjogcit , ben flönig mit allen
Gfjten ju empfangen. Gö war ber 23. Stooember, als er
fam. 1 Gr i;idt bort SRaft unb fpeiöte mit bem ißapft, unb
nachbem 2eo jtdj in einer erften Unterrebung beffen berfidiert
hatte, was in Slont gefchel;cn füllte, lehrte er in bie Stabt
juriief, um beS folgenben JagS Garl in 9lom felhft feftlich
ju empfangen. ®er Äönig blieb bie 9tad;t in 9lomentum,
am 24. Stotoember brach er nad) ber Stabt auf. Gr hielt
feinen Ginjug wal;rfd;einlid> nicht bureb baS Stomentarafche
Jor, fonbern längs ben ^lauern hin^iebenb , Übertritt er
wol bie ajtilbifche Srüde, um juerft nach bent ©. ifktcr ju
gelangen. 3)er ijBapft erwartete ihn auf ben Stufen ber
filifa, üom GlcruS umringt, bann führte er ben Äöitig bem
©ebraudj gemäfj , unter heilige« 2obgcfängen in ben Jentpel
beS SIpoftelS.
2lm 1. Jecember, fieben Jage barauf, hielt Garl eine
grofic unb feierliche Serfammlutig. 2Bie einft Jheoboridj «adh
feiner Slnfunft in 9tom , wo ähnliche Jumulte wegen beS
StulS ^Betri ju fdilidjten gewefen waren, berief er ©eifts
Iid;e, 2aicn , 2lbcl unb Sürgerfchaft, fowic SRömer unb granfen.
JieS mcrlwürbige Parlament würbe nicht im gorum gehalten ;
auf ber oben Stätte ber ©efdjichte ertönte leine Siebe mel;r,
fonbern bie Sßcrfammlung im torwiegenben Gharalter eines
ÖerichtS, fanb in ber Safüila beS S. ißetruS felbct ftatt.
1 Anna], Lauriaa. ad anu. 800: oeenrrit ei pridie. Leo papa et
Romani cum eo apud Nomcntum, duodccimo ab urbe lapide. 'Jtacb
92ibbp'« SBcrcdjmmg lag Dtomentum inbefj 14'/a SH. cot bem lor. Ein-
hardi Annal. ad ann. 800. ©a«f Chron. Rcginonia, trflcbeä bic Anna).
Laurias. abj^rtibt, fe(jt pittpt (Leo papa) et aenatua Romanorum.
Annal. Bertinian. beim ©unebne IU.
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Carl in 8?em mtb bat* ^arlamrnt im ©. 'ßetcr. 539
Jer König, mit ber Joga mtb Gfjtamiö beS römifdicn ißatrü
eins betreibet, faß neben bem ißapft, ju ihren Seiten Ratten
ringsum bic Gr$bif<höfe, 3Jifd;öfc unb Siebte Ißlaß genommen,
mährenb bie übrigen ©eiftlichen nieberer ©rabe, unb bcr ge--
famntte 2tbel bcr Dtömer unb granfen aufrecht ftanben. 1
®ie gewaltige Stimme eines gelben unb Richters haßte bureb
bie hohe Safilifa unter bem atemlofen Scbmeigen ber 3ufmrcr.
(Sr fagte ihnen, baß er nad; 9tom gefommen fei, er ber
Schußherr unb ber ifiatricius ber 9tömer, um bie geftörte
Orbnung ber Kirche loieber herjuftellen, bie an ihrem Obcr=
haupt begangenen (jreoel ju beftrafen, unb jmifchen ben 9tö=
ment als beit Klägern, unb bem ißapft als bem iöcfdjulbigtcn
©eridjt ju halten. Qnbem er bieS fagte, erhob fich bie sDta=
jeftät ber weltlichen ©eloalt ju einer ber Kird;e furchtbaren
£öl;e, unb ber neben ihm fißenbe Stelloertreter Ghrifti fant
jum ©egenftanb ntenfd;Iid;en 9tichterfprud;S herab. Jic pcin=
lichfte f$rage mar berührt loorben: oor bem Jribunal beS
SßatriciuS füllten bie ©efchulbigungen unterfud;t toerbeu,
meld;e bie empörten Stömer gegen ben ißapft aufgeftellt hatten,
unb bas Sd;ulbig ober 9lid;tfchulbig füllte über bas §aupt
ber Kirche auSgefprocheit loerben. 31 ber bie SBifcEjöfe erhoben
fich einmütig unb fteüten baS ißapfttum augenblids loieber
in bie Sphäre unerreichbarer unb abfoluter Freiheit. SBir,
fagten fie, erbreiften uns nimmer, ben apoftolifdjen Stul,
ber baS £aupt aller Kirnen ©otteS ift, ju richten. ®cnn
loir felbft merben allgefammt oon ihm unb feinem SteHoer-
treter gerichtet, über jenen jeboch ift niemanb Stichler, unb
alfo ift es ©ebraudh feit 2llterS hör. Stein ! mir gehorchen
bem Ganoit gemäß bem maS ber oberfte ^riefter für gut
1 Vita Leonis feint Anast. n. 374.
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540
£*i«lcb SBudj. Siebente« tEapitcl.
erachtet. Ter 'fktpft hierauf: ich folge bem Veifpiel meiner
Vorgänger im ^ontificat, unb icf) bin bereit, mich oon ben
falfchen äntlagen , Wcldje fHucijlofigfeit gegen mich gefdhlcubert
hat, ju reinigen.1
(TS mar unter anberm bas Seifpiel bes ifielagiuS, baS
Üeo’ III. oorfchwcbte. Von einem Teil ber 9lömer befcfjulbigt,
bei bem Tobe feines Vorgängers Vigilius bie £>änbe mit
int Spiel gehabt ju haben, I;afte fich jener ißapft öffentlich
im S. ißeter burcfj einen ©b gereinigt, unb 9larfeS hatte
bantals als ^atriciuS baS 9fmt beS 2üadf>ters unb bes Crb=
ners ber erfcf;ütterteu Äirdie geführt. £eo that bas gleiche,
aber erft nadbbem bie ^orm bcS 9ledhtS erfüllt, bas Reifet bie
Stimme feiner Snfläger nochmals gehört toorben toar. Sie
erfdbicneii in ber Verfammlung , fie brachten ihre VefdjiulbU
gungen oor, fotintcn fie jebod) nicht ertoeifen, unb (Sari ent=
fdhieb fid) nun für bie Slttficbt ber Vifdhöfc, welche, jeben
iHichterfprudh ablehncnb, bem spapft anheim gegeben batten,
ungezwungen unb aus freiem Söillen ben 9leinigungSeib ju
leiften. 2 Ties gefchah ant folgcnbett Tage nach ber erften
Verfammlung; wie bei biefer hatten fidh int S. Steter
1 Cjui universi dixerunt: nos sedem Apoatolicam , qane cst caput
omuium dei Ecclesiarum , judicare non audemus. Nani ab ipsa nos
omnes, et vicario suo judicatnur, ipsa autem a nemine judicatur.
qucmadmodum et antiquitus mos fuit. Sed sicut ip.se summtis Pon-
tifex censuerit, canonici- obediemus. Venerabilia vero praesul inquit:
praedeccssorum nieorum poulificum veatigia sequor !C. Anast. n. 374.
1 Xie Aunal. Laureskam. ad ann. 800 (ober Lambeciani beim
Murator. II. 2.) faßen: et venerunt in praesentia qui ipsum aposto-
lieum condemnare voluerunt, et cum cognovisset rex, quitt non
propter justitiam, sed per invidiam eatn condenfnare volebant K.
33« Sicgrapi) tcc'i fdjtt'eigt , unb bic Annal. Lauriss, unb Einlmrdi be-
metteu: postquam nullus probator criminum esse voluit (bcffer Riefte
e« potuit) — se criminibus purgavit.
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9teinigung«eib Beo’« III.
541
alle Vifchbfe unb Optimalen ber Stabt unb bes AönigS oer=
eint, unb bag Seit bet Siömer füllte in bicf>t gebrannten
Schaaren bie Skiffe ber grofien .Kirche. 2>er StellBertreter
Ghrifti beftieg jene Äanjel, auf ber einfi IJJelagiug geftanben,
mie er bie heiligen GBangelien in ber .§anb , unb mit lautet
Stimme fpradj er, unter Anrufung ber $>reieinigfeit , bie
Neinigunggformel :
„Gg ift befannt, o geliebte Vrüber, baß Ucbelthiitcr
gegen mich aufgeftanben finb, unb baff fie mich unb mein
fiebert mit ferneren VefcöulDigungen gefränft haben. Um bieg
ju erfennen ifi ber allergnäbigfte unb erlauchte Äönig Carl,
zugleich mit ben IJkieftcm unb feinen ©rofien in biefe Stabt
gefonunen. deshalb reinige ich £eo, ißontifer ber heiligen
römifchen Kirche, Bon niemanben gerichtet, noch gelungen,
fonbern aug freiem 2BiHen mich ’n eurer ©egentrart Bor
©ott, ber bag ©emiffen fennt, Bor feinen Gugeln, unb oor
bem heiligen Petrus bau Slpoftelfiirften, in beffen 3lnblicf
mir jtchn, bafj ich toeber bie Verbrechen, bie man mir Bor=
loirft, Berübt, noch ju Beruhen befohlen habe , unb ich rufe
©ott beß §um beugen an , Bor beffen ©ericht toir einfi erfcheinen
toerben , unb Bor beffen Sfugen mir hier ftehn. Unb bieg thue
ich nidht burch irgenb ein ©efefs genötigt, noch miHenS bieg al£
©ebrauch ober 'Decret in ber heiligen Äirche meinen Nachfolgern
unb meinen Vrübern SUtitbifchöfen irgenb auf julegen, fonbern
um euch lieberer Bon ungerechtem Verbaute ju befreien." 1
1 ffiiefe allgemeine gormel aus bem Orilo Komnnus beim Ras-
ponius de Basilicn et Patriarch. Lalerun. lib. IV.: äilbaitg pn»
Alemanni p. 120, beim Sigoniu», Baronin«, Babbt ?c. £it .fanb»
lung fctbft bfim Anost. n. 375, in b<n Anna). Lauriss, unb Einhardi
ad nun. 800. Xde Anna). Lauriss, miuor. berlegtn bie Steinigung Beo’«
auf ben britten Tag »er Söei&nacfyen.
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54*2
Vierte« SBudj. Siebente« (Japitel.
Vadibem 2co biefe Grflärung mit bem Steinigung«:
fdimur Defräftigt batte, ftimmtc bic Ok’iftlid)feit ba« Jebeum
an ; ber befdmlbigtc ißapft ließ fidi u>iebcr rein unb flcdenlo«
auf ben Stul ißetri nieber, unb feine 9lnflägcr ober bie vor=
ber jum Jobe verurteilten ülriftofraten ©afdiali«, Gampulu«
unb bic SDtitverfcfworenen mürben nun bent genfer äbcr=
liefert. 2lbcr ber ©apft 30g e« vor, ifynen 511 verreiben, meil
er mit ©ruitb fürstete ben |»afj ber Störner burd) bie gpin-
ridftung ber Vertvanbten .fjiabrian'« unb fo angcfetierier 9Jtän=
ner ju vermehren. Stuf feine bringenbe gürbittc verbannte
Carl bie Sd)ulbigcn itad) $ranfreid>, unb bie« Gpil mar nun
an bic (Stelle ber einft üblichen Verbannung nad) ©1130113
getreten. 1
Jic großen Vorgänge befd;Ioß eine ber midjtigfien unb
fotgcnreidiften .fianbiungen ber ©efd)i($te: bie Ärone ber rik
mifdien Imperatoren mürbe bem graufenfönig Garl auf«
$aupt gefegt. Sreilmnbcrt unb vievunb3manjig $a$re loareit
verfloffcn, feit in ben Jagen Oboacer’« Slbgefanbte bc« römi=
fdicn Senat« vor bem Äaifer 3«no in ©1130113 erfd^ieiten loareit,
um bie Snftflnien be« Steidi« in feine .gänbe nicberjulegen,
erfläreitb , baß 9iom unb ba« Slbeitblanb feine« eigenen ÄaU
fer« tncljr bebürfe. Gine fo lange 3eit mcdjfetnber (ikfctyide
1 Anast. u. 374 bat nur: tune illos comprekendcntes praedicli
missi magui Regis, emiserunt in Franciam. X ie Annal. l.nuriss.
unb Einliardi berltgen ba« ©triebt itt bic 3f't nach btr Ärönung Carl'«
unb (ageit: ut mnjestatis rei, capitis domnati sunt — exilio deportati
sunt. 2>a« Urteil tearb (Sitte 799 gefällt. ®ie Slmirtbeilten appellirten,
blieben im ©ereabrfam, unb mürben natt teilt 9teiniguitg«eit jum Gril »er-
bantmt. ®ie deine Schrift de imperatoria Potestnte in urbe Roma
(beim tperb V. 719) erjäblt freilich antere Singe »cn (Sari: uno die in
campo Latteranensi fecit trecentos decollari ; aber alle (Sfironiften jdjteeigen
»on biefer gabtl.
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Sicterfe«1kt(ung Pf« 3ntperiitm’S. 543
unb immer tieferen Verfalls mar fjingegangen , mäbrenb »et
djer bie bujantinifdicn Imperatoren fortfubren, Italien als
eine ißrobinj ju regieren. SDie ißietät be$ 3Jtenfcbengefcblccbt3
hielt jeboeb mit Energie an ber trabitionetten 3bee bcs Äai-
ferreidbs feft, unb felbft noch bis in bie lebten Saßre beS
adjten ^abrbunberts oer ehrte baS Iängft befreite Italien unb
ba$ 2fltenblanb ben ©Ratten beffelbcn in bent ftitcl unb
Flamen ber Äaifer oon Spjanj. 3)ie $hftitutionen be$ 3Uter-
tumS, auf benen ber £rott ber ßäfaren geruht Ijatte, maren
bingeßbmunben ; bod) ber begriff best 2luguftu3 bauerte ; nur
batte ißn bas 2lbeulanb gleidjfam verteilt, unb ficb baran
gemöbnt, Äaifcr uitb ißapft als bie jmei großen ©onnen ju
betrauten, oon benen Siebt unb Orbnung burd; bie fittlic^e
Vielt oerbreitet warb. $n bemfelben 2Raße als ber ifiapft
hierauf ficb bon bem 3uf cimmen^ang mit bem griccbifcben
Äaifer abgetönt unb bas ©oftem ber römifeben ftirdie ficb im
SBeften befeftigt batte, toar bas Vebürfniß bas Äaifertum im
2lbenblanb }u erneuern, gemäßen. $er mädjtigfte giirft
beffclben ftieg burd; bie Verfettung ber Umftänbc ftufentoeife
ju einer ©emalt empor, meldfer nur ber ooüenbenbc Sitci
fehlte. 25er ifJapft, burd) ibn felbcr in Vefiß einest ©taatS
gefeßt, toelcber Vpjanj entjogen loorben mar, beburfte besä
2lrmS eines ^öd^ften 9iid)terS unb StegicrcrS, um in feinem
mächtigen ©d)uß bcS meltlicben ©eminnes froh ju fein, im
©eifllidben aber ficb unbeßinbert ju bemegen. ©o mürbe
baS meftlic^e Imperium erneuert, bod) mit einem fübnen
3uge aus ber ©pbäre ber gemeinen bloS politischen Urfad)en
geriieft, unb an ben göttlichen VJiHen ober baS meltregierenbe
2lmt Gbrifti gefnüpft, als beffen 2lu$fluß ober Sebu eS ge=
bad;t mürbe. 25ieS VorftcUen mar mpftifcb mie bie religiofe
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Viertes ®u$. Siebente« Capitol.
544
sHhantafie jener Gpoche felbft. $er nüchterne iterftanb
mag eS beShalb belädheln , ober au$ ben fpäteren Kämpfen
um bic Äaiferfrone unb aus bent Streit ber .ft'irdhe mit
bem Staat, bic poiitifd^c Unjulänglid;feit ber 3bee bemeifen,
aber eS rnirb nicht geläugnet Kerben tonnen, baf; bie Gr=
jeugung eineg ^ctjeren ißrincips, als es bas bloß politifc^e
ber altröntifcben Sßeltmonardhie, unb baS abfolute beS ju=
ftinianifdhen Staates mar, eine grofje ijjrobuction jenes 3abv:
hunbertS gemefen ift. ®ie Freiheit ber fiirdje ober beS
©eifteS, toeldhe jenes juftinianifche ißrincip angefocfiten unb
bem ißolitiSmuö $u untertoerfen gebroht Iiatte, toarb für
immer prcclamirt ; bem orientalifchen ober bojantinifeben
Staat, ber an feiner eigenen ungeglieberten 3)efpotie jur
Süumic merben foflte, mürbe bas abenblänbifdhe , oielgeglie*
berte, germatiifdh = röntifdhc Steidh als cbriftlicheS Imperium
gegenübergeftedt. ®aS Sieben ber Götter mürbe nun an ein
boppcfteS ibeetleS Softem oon Äirdje unb 9teid^ gebunben, in
einem jmiefachen fittlidjen GinhcitSpunft gcfamtnelt, unb beS--
halb bialectifd^ bemegt, eS tourbc enblid) Por ber roljeu
iteräußerung unb Sereirjelung bemahrt. ®ieS Spflem er=
jeugte eine grofje gefdndjt'idic Strömung , es fdjuf ein aüge=
meines ©ut ber Gultur, ber 2Biffenfd>aft unb Äunfl, beS
fRecbtS, aber es mürbe Pon ben Göttern, unb namentlich pon
®ettt)d)lanb, burch Ginbufje an eigener Gntmidlung teuer be=
jablt, unb enblid; marb es, mie eS fid) überlebte, ju einer
befpotif^en Scholaftif , gegen beren SRefic , ungeheure irünn
mer, bie mie baS heutige Sßapfttum nur burd) bie Schmore
jufammengehalten merbett, 1 bie ©efeltfchaft noch im Jtampfe
’ Ja« Jtaifertum ifl längfl jerfallen, aber ba« ebrtviirbige IJapfltnm
bauert wie ba« Coloffenni, stnt sna mole.
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äöieberberftettmifl bc« «eftlidjen 3mperium'?. 545
liegt, otjne bod? bie §äi)igteit ju fabelt, jene« große geubaU
fpftem bem SJlittelaltcrm burcb ein anberem allgemeinem ju
erfe^en.
®am Diäresen Don ber fiberrafdbenben 2öeihna<btmbefcbce=
rung Garl’m bem ©roßen mit ber Äroite SRorn’m voirb nicht
mehr geglaubt. 2)ie Dollenbete Stl^at riß bie SBelt jum £tau=
nen hin, boeb nur wie jebem große Greigniß, welkes, obwol
Dott allen erwartet, überrafcht, weil em wirtlich warb. Gin
gleichzeitiger Ghronift warf einen ©lief auf bie bantalige SBelt
unb fanb, baff bie faiferli$e ©ewalt, bie feit Gonftantin bei
ben ©rieten in Styzanj ifjren ©ifc gehabt, nicht mehr Don
einem SDiattne getragen würbe; jwei 3ahre not ber 3J2i§-
hanblung bem fjlapftm war auch bie SBürbc bem Äaiferm Don
SJtyjanj in ber $erfon Gonftantin’m VI. gefebänbet worben,
unb bie ÜJlenfchheit hatte (Sd^Iag auf (Schlag ben Sturj ber
beiben ^öc^ften ©eWalten erlebt. ®ie SBelt fchien aus ben
Singeln gehoben, unb ber große Gart Don ©ott berufen, fie
in bie gugen Wieber einjufefcen. ®ie Siepublif (noch lebte
biefer ef;rwürbige Slame), würbe üon einer |djäit blichen SKutter,
bie ihren ©obn hatte blenben laffen, Don Srenc toerwaltet,
unb weil biem war, fo warb nadb bem SJeridjt bes Gl;roniften
bureb öffentlichen SJefdjluß bem ißapftm unb ber 23ifd)öfe bem
Goncilm, wie bem gattjen cbriftlicbcn SBolfm bie Jtrone an ben
Äönig ber fj-ranfen übertragen, ba er felbft f<bon 9tom, bam
ehemalige £>aupt unb bie 3)iuttcr bem Sieichm, unb Diele an-
bere ©iße bem alten ^mperiurn’m befaß. 1 Garl tarn nadb
< @o bag Chronion Sloissiiietuse ad nnn. 801, unb bic Vita 8.
Willehadi (Mon. Gern). II. p. 381), bie if)m natbfotgt, fagt per elec-
tionem Romani populi. Annal. Laureabam. ad ann. 801 : quin jam
tune cessabat a parte Graecorum nomen imperatoris, et femincum
imperium apud 8e abebaut, tune visum est et ipso apostolico Leoni »c.
©reflcrcviul, @efd)l$!e ttt Statt 9Com. II. 35
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540
©irrte« ©ucb. Siebente« Capitel.
3lom, bie Äaiferfrone ju holen, bie er begehrt, unb woju
ihm ju rerhclfen jpä^renb feines 2IufentbaitS in $ranfreich
ber ißapft fid? bereit erHärt batte. 1 Unb felbft SUcuin war
normet in biefe Unterljanblungen eingeweiht gewefen, wie eS
einige feiner Briefe bewcifen. 2 Gin förmlicher ©efchluj? ber
hoben Sterfamntlung aller Äircbenfnrften, ©eiftlühen, beS
römifcben 2lbelS unb ilolfS ging ber Krönung PorauS; Garl’S
Ernennung jum römifcben Äaifer gcfdwb burd) bie brei ber=
gebrachten 2UahIförper, PöDig nach bern 9J?u|ler einer päpftlicben
SBabt. 3)ie grobe .ftanbluitg, weldbe bie Sahrfunbertc alten
Siedete Pon ©pjanj Pemicbtetc, foUte als feine toidfürücbt
Sbat Weber bcS ÄönigS noch beS ^?apfts betrachtet werben,
fonbern als ein gemeinfamer nnb (egaler SöiUenSact beS ge=
fammten ebriftli^eit SJolfS erfcbeinett , baS in bcm Parlament
pon 9lom repräfentirt würbe. Steher führt ein Gbronift mit
©inficht alle |>anbelnben ber SHeihe nach fo auf: ber ^ßapft,
bie ganje Sßerfammlung ber ©ifcböfe unb ©eiftlicben unb
1 ®ie« fagt au«brüdli<b 3o&. Jiaconu« Vita s. Atliannsii (Uuratori
scriptor. I. p. 2. <2. 312): Hic autrm fugirns ad Carolum Regem,
spopondit ei, si de suis illum defenderet inimicis, Augustnli eure
diademate coronaret. — ®ie befannte Srjäbtung Cginbarb’« (vita
Karoli c. 28) bon bem Umvillen be« überragten Äarl, unb baö invitua
papa cogente be« Poet* Saxo jcrfättt al« ©lärchen, tvelcbe« ujoI von
Carl fel&et au«ging.
1 3u btm oben angeführten ©rief nod) Ep. 103, p. 153, tvelcbe ba«
betannte SBeibnatbtbgeftbenf Ulcuiti'« an Carl, einen faubcr getriebenen
Cober ber ©ibel, mit ben Sorten : ad splendorem iraperialis potentiae
begleitete. 'Ulan (ehe gr. i'orenf fllcum’« ?eben ©. 235 , 236. Xte
fonjtigen (Sriinbe »on t'eren(} ftitb nicht ftarf , unb ith lege mehr (betriebt
auf bie äravefenbeit »on Carl'« gohn , als auf bie SSeibgrfcbcnfe. 'Jiacb
jmei ®iplomen au« tpabrian'« 3**t »ott 780 unb 791 gab man Carl’
bereit« ben Xitel Cvmperator, ehe er e« mar; aber bie Scbtbeit biefer Ur-
lauben bejmeifelt ÜJiuratori. Stehe bie Diplomatica Pontif. be« SRarino
Sinrini p. 50.
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ÄaiferfrSnung <£arl’« be* Wrofien.
.547
Siebte, ber ©enat bet granfen , alle ©roßen ber Körner unb
baS übrige cfmiftlicße 33olf. '
®er ©efctfluß mürbe Carl’ in ©eftalt einer Sitte funb ge=
tban; unb ber Äönig gab fidj, mie einft2luguftu$, ben Schein,
bie fcötfifte Stürbe nic^t anncljmen ju tooHen , bis er fiel) baju
bereit erflärte. ®ie Ärönung mürbe auf ben 2Öei£>nadj>tötag feft--
gefeßt. üJtau bienbete bie SBelt burdj einen tßeatralifcßen Sffect:
(Sari lag »or ber Sonfeffion beS S. ijSeter im ©ebet ; als er fit$
barauö erfiob, feßte i^m Seo eine golbne Ärone auf§ $au$>t,
unb baö »erfammelte Soll rief auf biefeS 3«<$«n bie Slcclamation
ber Säfareit: (Sari’ bem frömmften 2luguftu3, bem »on ©ott
gefrönten großen unb griebe ftiftenben Äaifer ber 9tömer, Siefen
unb (Sieg! ^ 3'oeirual mürbe biefer 3ur“f miebertmlt, ber midj=
tigfte Slugenblicf, meldjen 5Rom in Saßrßunbcrten erlebte, riß
ba£ Solf ju einem ©türm begeifterter Smpfinbungen bi«/ unb
alö er fid) gelegt batte, falbte ber ißapft als ein anberer ©arnuel
ben neuen 9luguftu§ unb feinen ©obn ißipin, melcber äur
ÄrönungSfeierlitfyfeit »otti Äriege »on Seneoent auöbrütflicß
ttacb 3lom berufen morben mar. 3 hierauf umfleibete er Sari
' Chronicon Moissittcensc Cod. Rivipullensis beim tyfri} T. p. 305.
34 argn>öt>ne , baß omnes majorcs natu Romanorum ein Born Sfyromfkn
falf4 gewühlter Stuäbruct für senatus Romanorum fei , ba Borger senatus
Francorum ftanb. 2) fr Lib. Pontif. fagt für} unb energif4: ab omni-
bua constitutus est imperator Romanorum.
1 Carolo piissimo Augusto, a Deo coronato, magno, pacitico
Impcratori , Vita et Victoria! Anaat. unb bie (Shroniflen.
* Theophan. Cbronogr. p. 399 fagt, bie Salbung gef 4a b Bon Äopf ju
tfüßcii: prpidag ikaiu dixo n<pai.tjg i uj ttoätov, xai (ttpißakäv ßadtkirfft
idOijra rat <fri<po$. 2)ie Cbronica Synopsis be« C!onstant. Jlanasae (cd.
Paris 1655. Dom Bouquet V. p. 397) folgt ibm in einigen intereffanten
Serien , worin ber grie^ifibe @4i*ntatifcr bie Ce lBfrf4wenbutig ;u belächeln
i4eint, benn bie B^ammer (albten nur ba« $aupt ihrer Äaifer:
Er xitparrjg u^pi troSwv i/.ait.i rovrov %pUi-
Ovr. olSa rtdt k oynSttoig ij autaig ianuiatg.
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.r>48
Vierte« ©udb. Siebente« <£apitel.
mit bem faiferlidjen 3Jfantel unb aborirte ben bon ©ott ge;
frönten Imperator, aber biefe Slboration beftanb nicht in
fniefäUiger ©erebrung, fonbem nach altem ©ebraud) in einem
Äujü auf ben SJiunb. 25ie ^eierlidjfeit befdjloß bie 3Jteffe,
worauf Sari unb gSipin an bie Ätrd^en reiche ®efd;enfe bar=
brachten, bcr ©afilifa bee 6. «Peter einen ftlberiten £if$
mit baju gehörigen ©efäßen au« reinem ©olbe unb föftlid&e
©eräte, ber ßircfce uon 6. ©aul äl>nlid)e ©aben, ber latera=
nifd^en ©afilifa ein golbtte« mit Sbelfteinen befeßte« Äreuj,
unb ber 6. SJiaria ÜJtaggiore nid;t minber werttwlle ©cfcbenfe.
@o legte Sari ben tarnen eine« ©atriciu« ber 9iötttcr
ab unb nannte ftd) feitbem Imperator unb Sluguftu«. 5)er
2itel be« Äaifer« ron ©pgang üerlofö nun »öUig in 9iom,
baä weftlicße Imperium war erneuert, bie Sinlieit Don 2lbenb=
laub unb SDlorgenlanb jerftört, unb bie beftürjten ©rieten
Ragten, baß jene« alte ©anb gwifd&en Stom unb ©pgang ba«
große granf entwert genauen fjabe, unb baß bie jüngere
unb fdjönere Xodjter Sonftontinopoli« »on jener altersgrauen
ÜJlutter SRoma für immer getrennt worben fei. 1
Oira liijTpug tai \h-yarpo; nidov iaiartj dadd-q ,
/}i%asoi'<la y.ai rimovda uird &v/tou öonipaia
Nfaviv Tfv ivapüdaaor rijv vcuripav Pöiinv,
'Ex rrjg prorijj y.ai aa/.aiag y.ai rpiantai/Lov Pämjg.
(Constant. llaimsse.)
$ie tSrneueruiifl be« abenblimbiftbeu tfaifertum« ftetlt eine »leibulle bar
(bei Vignoli Anast. Vita Leonis III. p. 254), auf bem 9ie»er« ba«
©ilbnifj (Sari’« mit bem öpigrapb: I>oniinus Noster Karins I’ins Felix
Perpetuus Augusius, auf bem «»er« eilt Stabttcr jn'iftbcn jteei liirmen
mit barauf erbebtem ftreut , barunter Koma, unb um ben SKanb Ilcno-
vatio Romani Imp.
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